[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Sitzmöbel, welches sich bevorzugt in öffentlichen
Einrichtungen, wie Wartehäuschen, Bushaltestellen oder Bahnhöfen eignet.
[0002] Sitzmöbel in öffentlichen Einrichtungen oder öffentlichen Plätzen sind heutzutage
häufig aus Kunststoffschalen, welche auf Metallgestellen angebracht werden. Durch
Vandalismus oder Umwelteinflüsse sind diese sehr oft unansehnlich und laden nicht
zum Sitzen ein.
[0003] Eine weitere Alternative sind Metallschalen, in der Regel Metallgitter, die in Form
einer Sitzschale auf einem Gestell eingesetzt werden. Diese bieten einem sehr eingeschränkten
Sitzkomfort, vergleichbar in etwa den ebenso verwendeten Holzbrettern.
[0004] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung einer Konstruktion,
welche Vandalismusbeständigkeit mit Sitzkomfort verbindet.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Sitzmöbel bestehend aus einer vertikalen Kautschukplatte
(1), welche senkrecht in einem Halterungsgestell (2) so angebracht ist, dass ein Teil
der Kautschukplatte über das Halterungsgestell hinausragt, wobei der über das Halterungsgestell
hinausragende Teil der Kautschukplatte (3) so umgebogen werden kann, dass sich eine
horizontale Sitzfläche ergibt.
[0006] Die Kautschukplatte besteht vorteilhaft aus einem Gemisch von Kautschuk mit Füllstoffen
und Additive.
[0007] Als Kautschuk eignen sich vorteilhaft Chloroprenkatuschuk, Ethylen-Propylen-Dienkautschuk
(EPDM), Ethylen-Vinylacetat-Kautschuk (EVM), hydrierter Nitrilkautschuk (HNBR) bzw.
Verschnitte daraus.
[0008] Als Füllstoffe eignen sich vorteilhaft Ruße, Kieselsäuren, Magnesium und/oder Aluminiumhydroxide
und Verschnitte daraus.
[0009] Als Additive eignen sich vorteilhaft Weichmacher wie Ester, Ether und/oder Mineralöle.
Geeignete Additive sind offenbart im Handbuch für die Gummiindustrie, 2. Auflage,
Bayer AG, D. S. 469-483.
[0010] Selbstverständlich müssen die Kautschuke, Füllstoff und Additive der jeweils gewünschten
Festigkeit und Biegsamkeit der Kautschukplatte angepasst werden. Dies liegt im Können
des Fachmannes, zusätzlich sei verwiesen auf Encylopedia of Polymer Science and Engeneering,
Vol. 4, S. 66 ff (Compounding).
[0011] Zur Erzeugung von bevorzugten flammwidrigen Kautschukplatten eignen sich folgende
Kautschuke ganz besonders: EVM, HNBR bzw. Verschnitte aus beiden.
[0012] Zur Erzeugung flammwidriger Kautschukplatten eigen sich folgende Füllstoffe ganz
besonders: Mg (OH)
2 Al(OH)
3 bzw. Verschnitte aus beiden.
[0013] Zur Erzeugung flammwidriger Kautschukplatten eigen sich folgende Additive ganz besonders:
Phosphorsäureester.
[0014] Selbstverständlich ist es möglich, den Kautschuken Kunststoffe, wie Polyolefine (PE,
PP), Polystyrol, Polyethylenterephthalat oder Kunststoffrezyklat beizumischen. Der
Anteil an tolerierbarem Kunststoff richtet sich nach dem speziellen Anwendungszweck
der Kautschukplatte und die Qualitätsansprüche an die mechanischen Eigenschaften,
wie Elastizität und Festigkeit.
[0015] Im Regelfall werden pro 100 Teile Kautschuk (phr) im Bereich von 20 bis 320 phr Füllstoffe
und im Bereich von 10 bis 80 phr Additive verwendet.
[0016] Eine weitere Alternative zur Beeinflussung der mechanischen Eigenschaften der Kautschukplatte
ist die Einstellung des Vernetzungsgrades des eingesetzten Kautschuks/Kautschukmischung.
An dieser Stelle sei verwiesen auf Encyclopedia of Polymer Science and Engeneering
Vol. 17, S. 666 ff (Vulkanisation). Üblicherweise werden im Bereich von 1 bis 15 phr
Vernetzer eingesetzt.
[0017] Häufig ist es vorteilhaft einen Verbundwerkstoff als Kautschukplatte einzusetzen.
Dies bedeutet, dass die Kunststoffplatte nicht ausschließlich aus einer durchgehenden
Schicht Kautschuk aufgebaut ist, sondern einen Schichtaufbau aufweist.
[0018] Dieser Aufbau kann zwei oder mehr Schichten enthalten. Hierbei können mehrere Kautschukschichten
aus gleichen oder verschiedenen Kautschuken zusammengefügt sein. Bevorzugt enthalten
die Kautschukschichten verstärkende Materialien, wie Glasfasergewebe, Stoffgewebe,
Metallgewebe, Fasergewebe, wie Kevlar® oder Twaron®. Unter Gewebe sollen hier alle
möglichen Anordnungen wie einzelne Fasern, Netze, Matten, Seile, Kabel verstanden
werden.
[0019] Es ist auch möglich, die verstärkenden Materialien als Zwischenschicht zwischen die
Kautschukschichten einzubringen. Hierbei können im Aufbau eine oder mehrere Zwischenschichten
vorhanden sein.
[0020] Ganz besonders bevorzugt ist eine Kombination aus unverstärkten Kautschukschichten
mit verstärkten Kautschukschichten und/oder Zwischenschichten.
[0021] Harte, relativ unflexible Kautschukplatten eignen sich zusätzlich als Gelegenheit
zum Anlehnen, wenn der Benutzer nicht sitzen möchte.
[0022] Das Halterungsgestell (2) dient zur Verankerung der Kautschukplatte mit dem Untergrund
und erlaubt eine vertikale Lagerung der Kautschukplatte in unbenutzten Zustand. Hierdurch
laufen Regen und Schnee ab und auf der Sitzfläche sammelt sich kein Wasser. Vorteilhaft
ist das Halterungsgestell aus Metall. Weiterhin vorteilhaft ist das Halterungsgestell
nicht massiv, sondern ein Rahmen, in dem die Kautschukplatte ruht.
[0023] Vorzugsweise ist die Halterung so konstruiert, dass es die umgeknickte Kautschukplatte
ganz oder teilweise abstützt. Wenn mehrere Sitzmöbel nebeneinander eingesetzt werden
sollen, so kann die Stütze auch so ausgestaltet sein, dass die benachbarte Kautschukplatte
im umgeknickten Zustand abgestützt wird.
[0024] Die Höhe der Halterung ist in der Regel so zu wählen, dass die Halterung spätestens
dort endet, wo die Sitzfläche ausgebildet werden soll.
[0025] In der lediglich bevorzugte Ausführungsbeispiele darstellenden Zeichnung ist das
beschriebene Sitzmöbel näher erläutert.
[0026] In den Zeichnung zeigen
- Fig 1.
- die Seitenansicht des Sitzmöbels mit Halterungsgestell und
- Fig. 2
- die Frontansicht des Sitzmöbels mit Halterungsgestell
[0027] In Fig. 1 und 2 steht die Kautschukplatte (1) vertikal in dem rechtwinkligen Halterungsgestellt
(2). Die Kautschukplatte (1) ist durch Befestigungsvorrichtungen (4) in dem Halterungsgestellt
(2) befestigt. Der Bereich (3) der Kautschukplatte (1) läßt sich zu einer Sitzfläche
umbiegen.
[0028] Das hierbei beschriebene Sitzmöbel ist auf Grund seines Aufbaus sehr widerstandsfähig
gegen Vandalismus und Umwelteinflüsse, wie Regen, Schnee und Vogelkot.
[0029] Daher eignet es sich insbesondere für Anwendungen im Freien und als öffentliches
Sitzmöbel, wie es in Parks, Wartehäuschen, Bahnhöfen, Bushaltestellen und Flughäfen
eingesetzt wird.
[0030] Folgende Beispiele erläutern die Erfindung weiter.
Beispiele
Flammwidrigkeit wurde bestimmt nach DIN 4102
Meßmethoden
[0031]
Vinylacetatgehalt |
IR-Spektroskopie |
Rest-Doppelbindungsgehalt |
IR-Spektroskopie |
Mooney Viskosität (ML 1+4 (100°C)) |
ASTM D 1646 (in ME angegeben) |
Flüchtige Bestandteile (Gew.-%) |
ASTM D 1416 |
Aschegehalt (Gew.-%) |
ASTM D 1416 |
Acrylnitril (ACN)-Gehalt (Gew.-% gebunden im Polymer) |
nach folgender Vorschrift: |
Kurzbeschreibung des Verfahrens zur ACN-Bestimmung
[0032] Bei der Analyse wird der Kautschuk im Sauerstoffstrom an einem Katalysator bei 900°C
pyrrolysiert. An einem Kupferreduktionsreaktor wird der nicht verbrauchte Sauerstoff
absorbiert und die gebildeten NO-X Gase zu Stickstoff reduziert. Anschließend wird
dem Analysengasstrom an einer Na
2CO
3/NaOH-Falle das enthaltende CO
2 und in einer MgClO
4-Falle das enthaltene Wasser entzogen. Die Änderung der Wärmeleitfähigkeit des Analysengases
gegenüber dem Trägergasstrom ist ein Maß für den Stickstoffgehalt der Probe.
Geräte für obiges Verfahren
[0033]
- Proteinanalysator Fa. Fisons, Typ NA 2000
- Mikrowaage, Fa. Sartorius, Typ Micro
- Auswerteeinheit, Fa. Digital, Typ DECpc Lpx 433 dx mit Schnittstellen zum NA 2000
und Waageninterface, sowie der Software EAGER 200
Chemikalien und Lösungsmittel für obiges Verfahren
[0034] Methionin Fa. Hekatech
Rezepturbestandteile für die Erfindung
[0035]
Therban®A3407 |
Bayer AG |
34 % ACN, max. 0,9 % RDB, 70 ME |
Levapren 700 HV |
Bayer AG |
70 % VA-Gehalt, 27 ME |
Rhenogran P50 |
Rheinchemie, Rheinau GmbH |
Polycarbodiimide Stabilisator |
Silquest RC-1 |
Witko |
Silan-Kupplungsagenz |
Apyral B 120 |
Nabaltec, D |
Aluminiumhydroxid |
Zinkstearat |
Fettchemie |
Zinstearat |
Zinkborate |
Kynol, D |
Zinkborate |
Vulkanox DDA |
Bayer AG |
SDPA, Antioxidant |
DOS |
Antraca, D |
|
Rhenofit TRIM/S |
Rheinchemie Rheinau Gmbh |
Trimethylolpropantrimethacrylat 70 % gebunden an Kieselsäure |
Perkadox 14/40 |
Akzo |
Peroxid |
Herstellung der Mischungen
[0036] Die Mischungsherstellung erfolgte in einem Laborkneter GK 1,5 E (Fa. Krupp Elastomertechnik,
Hamburg), Kühlwassertemperatur 50°C, Schaufeldrehzahl 50 UPM, Stempeldruck 6 bar,
Kneterfüllgrad 70-80 %, bezogen auf das Kammervolumen des Kneters.
[0037] Mischfolge: Kautschuk vorlegen, nach 1 min Laufzeit ½ restliche Bestandteile zugeben, nach 2
min die 2. Hälfte, Entleeren des Kneters bei einer Batchtemperatur von <140°C. Das
Peroxid wurde auf einem Walzwerk (Fa. Krupp Elastomertechnik, Walzendurchmesser 200
mm, Arbeitsbreite 350 mm) bei 40°C Kühlwassertemperatur nachgemischt.
[0038] Die Platten für die Bestimmung der mechanischen Eigenschaften wurden in einer Vulkanisierpresse
(Fa. Krupp Elastomertechnik) zwischen Teflon-Folien unter den angegebenen Bedingungen
vernetzt/vulkanisiert.
Prüfung der Mischungen
[0039]
Wert |
Dimensionen |
Eigenschaften |
Prüfnorm |
F |
Mpa |
Zugfestigkeit |
DIN 53504 |
D |
% |
Bruchdehnung |
DIN 53504 |
H |
Shore A/D |
Härte |
DIN 53404 |
WW |
N/mm |
Weiterreißwiderstand |
ASTM/D 4070 |
LOI |
Limiting Oxygen Index |
|
ASTM/D 2863 |
Beispiel 1
[0040] Die Mischungen 1a und 1b werden aus den in Tabelle 1 beschriebenen Einsatzstoffen
wie im Abschnitt "Mischungsherstellung" beschrieben hergestellt und geprüft.
[0041] Die Prüfergebnisse sind in Tabelle 2 aufgeführt.
Mischung |
1a |
1b |
Therban A 3407 |
50 |
100 |
Levapren 700 HV |
50 |
- |
Rhenogran P50 |
3 |
- |
Silquest RC 1 |
2 |
2 |
Apyral B 120 |
190 |
190 |
Zinkstearat |
1 |
1 |
Zinkborate |
10 |
10 |
Vulkanox DDA |
1,9 |
1,9 |
DOS |
6 |
6 |
TRIM |
0,7 |
0,7 |
Perkadox 14/40 |
6 |
6 |
Gewichtsteile-Gesamt |
319,7 |
316,7 |
Tabelle 2
Vulkanisateigenschaften |
1a |
1b |
Vulkanisation 20 min/170°C |
|
|
F (Mpa) |
10,9 |
13,9 |
D (%) |
235 |
275 |
H (Sh.A) |
77 |
76 |
WW (N/mm) |
4,0 |
5,8 |
LOI |
43 |
42 |
1. Sitzmöbel bestehend aus einer vertikalen Kautschukplatte (1), welche senkrecht in
einem Halterungsgestell (2) so angebracht ist, dass ein Teil der Kautschukplatte über
das Halterungsgestell hinausragt, wobei der über das Halterungsgestell hinausragende
Teil (3) der Kautschukplatte (1) so umgebogen werden kann, dass sich eine horizontale
Sitzfläche ergibt.
2. Sitzmöbel gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kautschukplatte einen oder mehrere flammwidrige Kautschuke enthält.
3. Sitzmöbel gemäss einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kautschukplatte aus einem Verbundwerkstoff besteht.
4. Verwendung eines Sitzmöbels gemäss einem der Ansprüche 1 bis 3 als öffentliches Sitzmöbel
oder im Freien.