[0001] Die Erfindung bezieht sich auf den Schutz von Personen in gepanzerten Fahrzeugen
gegen die Wirkung der Explosion von Minen, die auf oder im Erdboden verlegt sind.
[0002] Diese Fahrzeuge haben am Chassis in der Regel einen glatten Unterboden und eine möglichst
hohe Bodenfreiheit zwischen Unterboden und Erdboden, die von entsprechend ausgebildeten
Rad- oder Kettenlaufwerken sichergestellt wird, damit sich das Fahrzeug auch im Gelände
möglichst ungehindert fortbewegen kann.
[0003] Die brisante Druckwirkung der unter dem Fahrzeug explodierenden Mine wirkt auf den
relativ großflächigen Fahrzeug- oder Wannenboden, verformt und beschädigt diesen und
kann erhebliche Schäden im Fahrzeug verursachen. Neben der bleibenden Verformung des
Fahrzeugbodens tritt auch eine noch größere elastische Verformung auf. Alle auf dem
Fahrzeugboden befestigten oder abgestellten Teile werden durch den Minenschock derart
beschleunigt, dass diese dadurch stark beschädigt werden und wie Geschosse im Innenraum
fliegen. Sind die Beine der Fahrzeugbesatzung auf dem Boden abgestellt, sind bei einer
Minenexplosion schwerste Verletzungen der Besatzung die Folge. Um dies zu verhindern
werden üblicherweise Fussstützen eingebaut, die vom Fussboden mechanisch entkoppelt
und in ausreichendem Abstand zum Fahrzeugboden montiert sind.
[0004] Die Nachteile dieser speziellen Lösung sind:
- Die Fußstützen müssen individuell auf den Einzelnen eingestellt werden zur besseren
Ergonomie.
- Die eingestellte fixierte Position führt auf Dauer zu körperlichen Beschwerden.
- Es werden Füße auch auf dem Fahrzeugboden aufgesetzt mit den bekannten Folgen bei
Minenexplosion.
- Fußstützen können in beengten Räumen oder beim Ein- und Aussteigen sehr stark behindern.
[0005] Nach dem Stand der Technik sind verschiedene Vorschläge zur Vermeidung von Minenschäden
am Fahrzeug gemacht worden.
[0006] Aus der DE 3119786 ist es bekannt, zum Schutz gegen Minen auf der Unterseite des
Fahrzeugs flächige Panzerungselemente anzubringen.
[0007] In der DE 19631715 ist der Fahrzeugboden mit einem keilförmig zum Boden ausgebildeten
Deflektor ausgerüstet, wobei der Deflektor auch mit einem Gasgenerator ausgerüstet
sein kann zur Abstützung von innen und Gegenwirkung gegen die Explosion.
[0008] In der DE 19653283 wird eine Raumzelle als Besatzungsraum im Fahrzeuggehäuse separat
elastisch aufgehängt, um damit auch Schockwirkungen, die von außen auf das Fahrzeug
wirken, in Bezug auf die Personen im Fahrzeug zu beseitigen.
[0009] In weiteren Anmeldungen werden Verformungskörper am Fahrzeugboden angebracht, um
die Druckwirkung von Minen auf das Fahrzeug zu vermindern.
[0010] In der DE 19941928 werden Dämpfungselemente in einem Zwischenboden unter dem Fahrzeug
vorgesehen, die die Minenwirkung mindern und aufnehmen sollen.
[0011] Aufgabe der Erfindung ist der sichere Schutz der Besatzung im Fahrzeug vor Minenschockwirkungen
und die Verbesserung von bekannten Vorrichtungen.
[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs
1 gelöst. Weitere Merkmale ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0013] Erfindungsgemäß wird ein Zwischenboden im Fahrzeug eingebaut, der in einem gewissen
Abstand vom Fahrzeugboden angebracht wird. Dadurch wird die Übertragung des durch
den Minenblast eingekoppelten Schocks auf die Füße der Besatzung verhindert, ohne
dass dabei die Besatzung durch eine fixierte Beinposition in der Einsatzbereitschaft
eingeschränkt wird. Der Zwischenboden ist mechanisch vom Fahrzeugboden entkoppelt
und vorwiegend an den Seiten des Fahrzeuginnenraums befestigt. Der Zwischenboden ist
flexibel befestigt und kann auf den Fahrzeugboden abgesenkt werden. Für die Besatzung
ist in jedem Fall ein Fussboden ohne störende Fusstützen vorhanden.
[0014] Die Vorteile der erfindungsgemässen Ausbildung des Fahrzeugbodens liegen insbesondere
in einer automatischen Vorhaltung eines Minenschutzes für die Besatzung, sofern der
Zwischenboden nicht abgesenkt ist. Eine Anpassung an unterschiedliche ergonomische
Grössen der Besatzung entsprechend wie bei Fussstützen entfällt. In der Fahrtposition,
d.h. nicht abgesenkt, kann die Besatzung die Beine frei bewegen. Im abgesenkten Zustand
liegt der Zwischenboden flach auf dem Fahrzeugboden, so dass die Innenhöhe des Besatzungsraums
praktisch nicht reduziert wird beim Aussteigen und Aufsitzen gegenüber einem Fahrzeug
ohne Zwischenboden. Das Material des Zwischenbodens, zum Beispiel mit Kunststoffanteil
wie PE oder Aramid, kann so gewählt werden, dass gleichzeitig eine Splitterschutzwirkung
durch den Zwischenboden gegeben ist.
[0015] Die Einstellung des Zwischenbodens in die Funktionsstellungen "abgesenkt" bzw. "nicht-abgesenkt"
kann auch mit anderen Fahrzeugeinstellungen wie zum Beispiel "Heckklappe schliessen"
oder Fahrzeugfahrt gekoppelt werden, um einen nicht abgesenkten Zwischenboden in Schutzstellung
automatisch herzustellen.
[0016] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen schematisch dargestellt
und werden im folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1:
- einen Querschnitt eines Fahrzeugs mit Zwischenboden
- Figur 2:
- einen Querschnitt eines Fahrzeugs mit Zwischenboden abgesenkt
- Figur 3:
- eine prinzipielle Darstellung des Zwischenbodens mit zusätzlichen Einbauten
- Figur 4:
- einen Minenschutzboden im alternativen Einbau
[0017] Ein in Figur 1 im Querschnitt gezeigter Innenraum 21 eines gepanzerten Fahrzeugs
besitzt einen Fahrzeugboden 1 oder Wannenboden und einen im Abstand 22 darüber angebrachten
Zwischenboden 4. Der Zwischenboden 4 ist an den Befestigungspunkten 2 an den Seitenwänden
3 fallweise auch gelenkig befestigt. Zwischen dem Zwischenboden 4 und dem Gehäusedach
24 liegt die lichte Höhe 12. Ein Fahrzeugbediener 20 stützt seine Füsse 23 auf dem
Zwischenboden 4 auf.
[0018] In Figur 2 ist der Zwischenboden 4 abgesenkt, so dass er weitgehend auf dem Fahrzeugboden
1 aufliegt und eine lichte Höhe 13 zwischen Fahrzeugboden 1 und Fahrzeugdach 24 hergestellt
wird, die größer ist als die lichte Höhe 12 in Figur 1.
[0019] In Figur 3 ist der Zwischenboden 4 mit einer netzartigen Struktur dargestellt, die
eine Beleuchtung 9 von unten in den Raum oberhalb des Zwischenbodens durchläßt. Empfindliche
Geräte 11 oder sonstige Geräte 15 können auf dem Schutzboden 4 befestigt sein und
werden mit ihm in die Höhe gehoben oder abgesenkt je nach Funktionsstellung des Bodens.
Ebenso können Fußstützen 8 für Bediener auf dem Zwischenboden 4 befestigt sein. Durch
die netzartige Struktur des Zwischenbodens 4 oder mittels Durchbrüchen 18 ist eine
Be- und Entlüftung sowie Heizen und Kühlen durch den Zwischenboden 4 hindurch möglich.
[0020] In Figur 4 ist dargestellt, dass auch eine Verwendung des Schutzbodens an sonstigen
Begrenzungsflächen 16 eines Fahrzeugs möglich ist und ebenso eine Verwendung an Begrenzungsflächen
19 eines außerhalb des eigentlichen Fahrzeuginnenraums 21 adaptierten Gehäuses 17
ausgebildet sein kann.
[0021] Im Gefechtszustand ist der Zwischenboden 4 in Stellung "oben" oder "gespannt" und
bildet die Trittfläche für die Besatzung in einem Fahrzeugraum. Dabei besteht ein
Abstand 22 zwischen dem Fahrzeugboden 1 und dem Zwischenboden 4. Der Zwischenboden
ist funktionell unterteilt und aus geeignetem teilelastischem Material hergestellt,
so dass er die beiden Stellungen "unten" oder "entlastet" und "oben" oder "gespannt"
je nach gewünschter Einstellung einnehmen kann. Vorzugsweise wird die Stellung oben
mit einer anderen Funktion im Fahrzeug verknüpft, so dass kein manueller Eingriff
erforderlich ist, um den Zwischenboden in die Schutzstellung bzw. nach oben zu bringen.
Diese Funktion kann z.B. das "Luke schließen" oder Gefechtsbereitschaft sein. Für
das Aus- oder Einsteigen in den Fahrzeugraum wird die Stellung Zwischenboden unten
eingenommen, damit die Besatzung eine größere Raumhöhe 13 zur Verfügung hat. Die Füsse
23 des Bedieners 20 stehen auf dem Zwischenboden 4 auf, so dass sie geschützt sind
in Stellung Zwischenboden oben gegen eine Mineneinwirkung von unten. Vorzugsweise
wird der Zwischenboden durch einen geeigneten nicht dargestellten motorischen Antrieb
in die Stellung oben oder unten gebracht.
Bezugszeichenliste
[0022]
- 1
- Fahrzeugboden
- 2
- Befestigungspunkt
- 3
- Seitenwand
- 4
- Zwischenboden (Schutzboden)
- 5 6 7 8
- Fußstützen
- 9
- Beleuchtung
- 10
- Lufteinführung
- 11
- Gerät
- 12
- Lichte Höhe
- 13
- Lichte Höhe
- 14 15
- Zusatzelement
- 16
- Begrenzungsfläche
- 17
- Gehäuse
- 18
- Durchbrüche
- 19
- Begrenzungsfläche
- 20
- Fahrzeugbediener
- 21
- Innenraum
- 22
- Abstand
- 23
- Füße
- 24
- Gehäusedach
1. Vorrichtung zum Schutz gegen die Schockwirkung einer Landmine insbesondere für die
Besatzung eines gepanzerten Fahrzeugs mittels Anbringung von Schutzelementen am Fahrzeugboden
dadurch gekennzeichnet,
dass ein höhenverstellbarer Zwischenboden (4) oberhalb des Fahrzeugbodens (1) an Befestigungspunkten
(2) an den Seitenwänden (20) eines Fahrzeuginnenraums (21) befestigt wird, wobei fallweise
ein Abstand (22) zwischen Fahrzeugboden und Zwischenboden oder in einer zweiten Einstellung
ein "Null"-Abstand (22) einstellbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass die Höhenverstellung des Zwischenbodens (4) zwischen den zwei Funktionsstellungen
oben und unten abwechselnd einstellbar ist und diese Höhenverstellung mit anderen
Funktionen wie Heckklappe geöffnet / geschlossen gekoppelt sein kann.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zwischenboden (4) mittels elastischer Anteile oder Strukturen in seinem Aufbau
und mittels Aufbringen von Zugkraft an seitlichen Befestigungspunkten (2) zu einer
Funktionsstellung "oben" vorzugsweise durch Spannen, zur Erzielung einer lichten Raumhöhe
(12) im Fahrzeuginnenraum einstellbar ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 3
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zwischenboden (4) mittels Wegnahme der Zugkraft an seitlichen Befestigungspunkten
(2) wegschwenkbar ist, so dass er auf dem Fahrzeugboden (1) aufliegt zu einer Funktionsstellung
"unten" mit einer größeren lichten Raumhöhe (13) im Fahrzeuginnenraum.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 4
dadurch gekennzeichnet,
dass die Wirkung des Minenschutzes und damit die Einstellung des Zwischenbodens (4) in
Stellung "oben" automatisch gegeben ist und nicht durch manuellen Bedienereingriff
herbeigeführt werden muss.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 5
dadurch gekennzeichnet,
dass die elastische Struktur oder das Material des Zwischenbodens (4) einen Schutz gegen
hohe Temperaturen und / oder gegen Vibrationen erzeugt.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 6
dadurch gekennzeichnet,
dass auf dem Zwischenboden (4) separate Fußstützen (8) oder weitere Zusatzelemente (15)
vom Fahrzeugboden (1) entkoppelt montiert werden können, um eine optimale Anpassung
bei unterschiedlichen ergonomischen Grössen und damit für eine Besatzung ergonomisch
günstigere Sitzpositionen zu ermöglichen.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 7
dadurch gekennzeichnet,
dass mittels Luftzuführung (10) und Durchbrüchen (18) im Zwischenboden (4) Be- und Entlüftung
sowie Heizen und Kühlen im Fahrzeuginnenraum (21) möglich ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 8
dadurch gekennzeichnet,
dass mittels Verwendung lichtdurchlässigen Materials für den Zwischenboden (4) vorzugsweise
eines Materials mit Netzstruktur eine indirekte Beleuchtung (9) des Fahrzeuginnenraums
(21) von unten durch den Zwischenboden (4) möglich ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 9
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zwischenboden (4) auch einen Schutz gegen sogenannte Overmatchbedrohung bietet,
wie beispielsweise gleichzeitigen Schutz bei einer Explosion von zwei Minen.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 10
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zwischenboden (4) durch Verwendung von geeignetem Material für seine Herstellung
und/oder mittels Adaption oder Integration von geeigneten Zusatzkomponenten in den
Zwischenboden zusätzlich ein Auffangen von Bruchstücken des Fahrzeugbodens (1), sogenannte
Sekundärsplitter, bei Minenexplosion oder eine Einengung des Splitterkegels bei Einwirkung
von Hohlladungsminen auf den Fahrzeugboden bewirkt und damit einen Splitterschutz
herstellt.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 11
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schutzvorrichtung auch an anderen Flächen (16,19) innerhalb oder ausserhalb eines
Fahrzeugs angebracht ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 12
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zwischenboden (4) auch für den Transport von schockempfindlichen und hochsensiblen
Geräten (11) geeignet und verwendbar ist.