[0001] Verfahren und Vorrichtung zum Trocknen einer laufenden Materialbahn, insbesondere
einer gestrichenen Papier- oder Kartonbahn
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Trocknen einer laufenden Materialbahn, insbesondere
einer gestrichenen Papier- oder Kartonbahn, bei dem die Bahn zunächst in einem Infrarot-Trockner
mit Infrarot-Strahlern vorgetrocknet und anschließend in einem Lufttrockner mit Luft
weiter getrocknet wird, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung eines erfindungsgemäßen
Trocknungsverfahrens.
[0003] Bei der Herstellung von mit Streichfarbe beschichteten Papier- und Kartonbahnen werden
zum Trocknen der Bahnen nach dem Auftrag der Streichfarbe bekannterweise Trocknungssysteme
eingesetzt, die Infrarot-Strahler oder mit Heißluft trocknende Lufttrockner enthalten.
Dabei ist es bekannt, Abwärme aus einem Infrarot-Strahler in einem nachfolgenden Lufttrockner
zu nutzen. In dem Aufsatz von Sommer und Aust "IR Drying Concepts for High Energy
Yield" (Wochenblatt für Papierfabrikation 22, 1997) ist ein sogenannter Integral-Trockner
beschrieben, bei den unmittelbar hinter einem Infrarot-Tockner ein Lufttrockner angeordnet
ist, der die Abwärme der Infrarot-Strahler nutzt und so den Wirkungsgrad der Trocknung
erhöht. Dazu wird Luft im Bereich der IR-Strahler gegen die Bahn geblasen und anschließend
abgesaugt. Die erhitzte, mit Wasserdampf beladende Luft wird anschließend als Trocknungsluft
im nachfolgenden Lufttrockner verwendet.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Trocknungsverfahren und eine
Trocknungsvorrichtung bereitzustellen, das (die) über eine möglichst kurze Bahnlänge
eine schonende Trocknung von gestrichenen Papier- oder Kartonbahnen mit hohem Wirkungsgrad
ermöglicht.
[0005] Diese Aufgabe wird nach der Erfindung dadurch gelöst, dass der Lufttrockner so betrieben
wird, dass der Wärmeübergangskoeffizient zwischen der Trocknungsluft und der Bahn
in Bahnlaufrichtung ansteigend verläuft.
[0006] Es hat sich bei der Trocknung von gestrichenen Papier- oder Kartonbahnen gezeigt,
dass Probleme im Endprodukt, beispielsweise hinsichtlich der Bedruckbarkeit, auftreten,
falls die Verdampfungsrate beim Trocknen zeitweise bestimmte Werte übersteigt.
[0007] Beim Durchlauf der Bahn durch den Lufttrockner wird somit die Trocknung zunächst
mit einem geringeren und anschließend mit einem sukzessiv steigenden Wärmeübergangskoeffizienten
durchgeführt. Der relativ geringe Wärmeübergangskoeffizient zu Beginn der Trocknung
(Konvektionstrocknung) führt dazu, dass der bei bekannten Integral-Trocknern schlagartige
Anstieg der Verdampfungsrate am Beginn der Konvektionstrocknung erheblich geringer
ausfällt. Eine Überschreitung des die Qualität des Endprodukts beeinträchtigenden
Grenzwerts der Verdampfungsrate wird so vermieden. Nachdem die Verdampfungsrate durch
Abfall der Bahntemperatur genügend abgesunken ist, wird die Trocknung mit einem erhöhten
Wärmeübergangskoeffizienten durchgeführt, so dass über die Trocknerlänge gegenüber
bekannten Trocknersystemen die gleiche Trocknungsleistung erreicht wird.
[0008] Bevorzugt wird die Konvektionstrocknung mit dem Lufttrockner in mehreren Stufen durchgeführt.
Der Lufttrockner enthält dann mehrere sich quer über die Bahn erstreckende und in
Bahnlaufrichtung hintereinander angeordnete Blasdüsen, die so betrieben werden, dass
der Wärmeübergangskoeffizient stufenweise ansteigt.
[0009] Bevorzugt wird das Ansteigen des Wärmeübergangskoeffizienten dadurch bewirkt, dass
der flächenspezifische Luftstrom, also die Luftmenge pro Zeit und Bahnfläche, in jeder
Stufe des Lufttrockners ansteigt.
[0010] Alternativ können auch andere den Wärmeübergangskoeffizienten beeinflussende Parameter
verändert werden, beispielsweise die Strömungsgeschwindigkeit der Luft.
[0011] Nachfolgend wir die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
erläutert.
Es zeigen:
- Figur 1
- schematisch die Seitenansicht eines bekannten Integral-Trockners,
- Figur 2
- einen Trockner nach der Erfindung,
- Figur 3
- den Verlauf der Verdampfungsrate beim Trocknen als Vergleich zwischen den bekannten
Trocknungsverfahren (Kurve 1) und den Trocknungsverfahren (Kurve 2) nach der Erfindung
- Figur 4
- den entsprechenden Vergleich der Bahntemperaturen beim Trocknen.
[0012] Wie in den Figuren 1 und 2 schematisch dargestellt, besteht die erfindungsgemäße
Trocknungsvorrichtung aus einem Infrarot-Trockner 1 und einem in Bahnlaufrichtung
L (in den Figuren von links nach rechts laufend) dahinter angeordneten Lufttrockner
2. Der Infrarot-Trockner 1 ist aus mehreren - im Ausführungsbeispiel vier Stück -
Trocknungseinheiten 3 aufgebaut, die jeweils Reihen von Infrarot-Strahlern 4 enthalten,
die mit fluchtenden Abstrahlflächen 4a angeordnet sind. Die Infrarot-Strahler 4 werden
mit einem Fluid-Luftgemisch beheizt, vorzugsweise mit einem Gas-Luftgemisch. Bei jeder
Trocknungseinheit 3 wird an der Bahneinlaufseite aus Düsen 5 Luft in Richtung zur
Bahn geblasen. Die mit Abgasen der Strahler 4 und mit Dampf beladende Luft wird am
Auslaufende jeder Trocknungseinheit 3 über Saugöffnungen 6 abgesaugt.
[0013] Der nachfolgend angeordnete Lufttrockner 2 enthält mehrere - im Ausführungsbeispiel
ebenfalls vier Stück - Blasdüsen 7, die in Bahnlaufrichtung mit Abstand von einander
angeordnet sind und sich quer über die Breite der Bahn B erstrecken. Aus den Blasdüsen
7 wird Trocknungsluft 8 gegen die Bahnoberfläche geblasen, die über eine gemeinsame
Lufthaube 9 zugeführt wird. Zwischen den Blasdüsen 7 befinden sich an der Unterseite
der Lufthaube 9 Absaugöffnungen, über die mit Wasserdampf beladende Luft abgesaugt
wird. Zum Trocknen einer beschichteten Bahn ist der Lufttrockner 2 bevorzugt als Schwebetrockner
ausgebildet. Bei einem Schwebetrockner sind oberhalb und unterhalb der Bahn oder auch
nur über einer Bahnseite Blasdüsen 7 angeordnet, aus denen Trocknungsluft 8 gegen
die freischwebend geführte Bahn B geblasen wird.
[0014] Der aus dem Infrarot-Trockner 1 und dem Lufttrockner 2 bestehende Integral-Trockner
wird so betrieben, dass die Abluft AL aus dem Integral-Trockner 1 als Trocknungsluft
8 in dem Lufttrockner 2 verwendet wird. Der Lufttrockner 2 nach dem Ausführungsbeispiel
weist keinen eigenen Heißlufterzeuger auf, so dass die gesamte Trocknungsenergie von
den Strahlern 4 erzeugt wird.
[0015] Alternativ ist es möglich, den Lufttrockner 2 mit einem eigenen Heißlufterzeuger
auszustatten und der erzeugten Heißluft HL Abluft AL aus dem Infrarot-Trockner 1 zuzumischen.
[0016] Soweit ist der in Figur 1 dargestellte Integral-Trockner bekannt und beispielsweise
in dem Aufsatz von Sommer und Aust "IR Drying Concepts for High Energy Yield" (Wochenblatt
für Papierfabrikation 22, 1997) beschrieben. Bei den bekannten Integral-Trocknern
tritt aus jeder Blasdüse 7 des Lufttrockners 2 derselbe Strom an Trocknungsluft 8
aus, dies ist in Figur 1 durch übereinstimmende Länge der Pfeile 8 dargestellt.
[0017] Der in Figur 2 dargestellte Integral-Trockner nach der Erfindung stimmt bis auf die
nachfolgend aufgeführten Unterschiede mit dem bekannten Integral-Trockner nach Figur
1 überein. Der erfindungsgemäße Integral-Trockner enthält einen Lufttrockner 2, der
Mittel aufweist, um den Wärmeübergangskoeffizienten zwischen der Trocknungsluft 8
und der Bahn B in Bahnlaufrichtung L ansteigend verlaufend einzustellen. Bevorzugt
wird ein ansteigender Wärmeübergangskoeffizient beim Trocknen dadurch erreicht, dass
der flächenspezifische Strom an Trocknungsluft 8, also die Luftmenge pro Zeit und
m2 Bahnoberfläche, über die Länge des Lufttrockners 2 ansteigend eingestellt wird.
Dazu weisen die einzelnen, hintereinander angeordneten Blasdüsen 7 Mittel auf, den
aus ihnen austretenden Strom an Trocknungluft 8 einzustellen. Bevorzugt enthält jede
Blasdüse 7 an ihrem Lufteintritt eine Luftklappe 10, mit der sich der Strom an aus
der Lufthaube 9 in die Blasdüse 7 einströmenden Trocknungsluft und somit auch die
Menge an aus der Blasdüse 7 austretender Trocknungsluft 8 einstellen lässt. Alternativ
oder zusätzlich ist es möglich, den Austrittsquerschnitt der Düsenschlitze oder -löcher
11 jeder Blasdüse 7 variabel zu gestalten, damit der Strom an austretender Trocknungsluft
8 über die Länge des Lufttrockners 2 ansteigend eingestellt werden kann.
[0018] Falls für das Trocknungsverhalten vorteilhaft, wird der zwischen den Blasdüsen 7
abgesaugte, also von der Bahn weggeführte Luftstrom 13, dem Strom an Zuluft aus den
jeweiligen Blasdüsen 7 angepasst. Dies lässt sich beispielsweise dadurch realisieren,
dass an der Unterseite der Lufthaube 9 zwischen den Blasdüsen 7 Absaugöffnungen 12
aufweisende Lochbleche 12a angebracht sind, wobei der Querschnitt der Öffnungen 12
und/oder die Anzahl der Öffnungen 12 für einen steigenden Absaugquerschnitt sich in
Bahnlaufrichtung L vergrößert.
[0019] In den Figuren 3 und 4 ist der unterschiedliche Trocknungsverlauf zwischen dem bekannten
Trockner nach Figur 1 (Kurve 1) und dem erfindungsgemäßen Trockner nach Figur 2 (Kurve
2) dargestellt. In Figur 3 ist die Verdampfungsrate über die Trocknerlänge (das heißt
in Maschinenrichtung/ machine direction MD) dargestellt, in Figur 4 die Bahntemperatur
über die Trocknerlänge.
[0020] Wie aus Figur 3 ersichtlich, steigt bei dem bekannten Trockner die Verdampfungsrate
zu Beginn des Lufttrockners 2 schlagartig in erheblichen Umfang an und fällt anschließend
kontinuierlich ab. Bei dem erfindungsgemäßen Trockner wird dagegen am Anfang des Lufttrockners
2 mit einem relativ geringen Wärmeübergangskoeffizienten getrocknet, so dass die Verdampfungsrate
erheblich weniger ansteigt und unterhalb eines vorgegebenen. Grenzwertes bleibt, der
beispielsweise 250 kg/hm2 beträgt. Anschließend wird in der zweiten Blasdüse 7 aufgrund
des vergrößerten Stroms an Trocknungsluft 8 mit einem gesteigerten Wärmeübergangskoeffizienten
getrocknet, so dass die Verdampfungsrate in diesem Bereich ansteigt. Analog wird in
den nächsten Blasdüsen 7 der Wärmeübergangskoeffizient durch einen weiter erhöhten
Strom an Trocknungsluft 8 gesteigert, so dass ein sägezahnförmig abfallender Verlauf
der Verdampfungsrate entsteht. Da bei dem erfindungsgemäßen Trockner gegen Ende des
Lufttrockners 2 im Vergleich zu dem bekannten Trockner erhöhte Verdampfungsraten vorliegen,
stimmen die Gesamtleistungen der beiden Trockner im wesentlichen überein. Aus Figur
4 ist ersichtlich, dass die Bahntemperatur bei dem erfindungsgemäßen Trockner langsamer
abfällt als bei dem bekannten Trockner nach Figur 1.
1. Verfahren zum Trocknen einer laufenden Materialbahn, insbesondere einer gestrichenen
Papier- oder Kartonbahn, bei dem die Bahn (B) zunächst in einem Infrarot-Trockner
(1) mit Infrarot-Strahlern (4) vorgetrocknet und anschließend in einem Lufttrockner
(2) mit Luft weiter getrocknet wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Lufttrockner (2) so betrieben wird, dass der Wärmeübergangskoeffizient zwischen
der Trocknungsluft (8) und der Bahn (B) in Bahnlaufrichtung (L) ansteigend verläuft.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der flächenspezifische Luftstrom an Trocknungsluft (8) über die Länge des Lufttrockners
(2) ansteigt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass Abluft (AL) aus dem Infrarot-Trockner (1) als Trocknungsluft (8) in dem Lufttrockner
(2) verwendet wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung eines Trocknungsverfahrens nach einem der Ansprüche 1
bis 3, umfassend einen Infrarot-Trockner (1) mit Infrarot-Strahlern (4) und einem
in Bahnlaufrichtung (L) dahinter angeordneten Lufttrockner (2), dadurch gekennzeichnet, dass der Lufttrockner (2) Mittel aufweist, um den Wärmeübergangskoeffizienten zwischen
der Trocknungsluft (8) und der Bahn (B) in Bahnlaufrichtung (L) ansteigend verlaufend
einzustellen.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Lufttrockner (2) Blasdüsen (7) mit Luftklappen (10) enthält, mittels der sich
der aus einer Blasdüse (7) austretende Strom an Trocknungsluft (8) einstellen lässt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Austrittsquerschnitt der Düsenschlitze oder -löcher (11) jeder Blasdüse (7) variabel
ist.
7. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass den Blasdüsen (7) Trocknungsluft (8) über eine gemeinsame Lufthaube (9) zuführbar
ist.
8. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass Abluft (AL) aus dem Infrarot-Trockner (1) der Trocknungsluft (8) des Lufttrockners
(2) zumischbar ist.
9. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 4 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass sich an der Unterseite der Lufthaube (9) zwischen den Blasdüsen (7) Absaugöffnungen
(12) befinden, wobei sich der Querschnitt der Absaugöffnungen (12) und/oder deren
Anzahl für einen steigenden Absaugquerschnitt in Bahnlaufrichtung (L) vergrößert.