(57) Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Voreinstellung und Regelung der Bandplanheit
beim flexiblen Einweg- und Reversierwalzen einer bandförmigen Materialbahn mittels
mindestens eines Arbeitswalzenpaares zur Bildung eines Walzspaltes sowie zugeordneter
Stützwalzen, Walzenanstell-, Walzenbiege-, Walzenverschiebe- und Ausbalanciervorrichtungen
für die Walzen.
Das Verfahren schlägt dazu vor, daß beim Walzen einer Dickenrampe zur Einstellung
einer gewünschten Bandprofilform über die Bandbreite die zugehörigen Einstellparameter
durch Online-Zugriff auf eine mehrdimensionale Datenmatrix für alle Stellbereiche
der Walzkraft, der Walzenverschiebung und der Biegeregler bei allen auftretenden Bandbreiten
ermittelt werden.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Voreinstellung und Regelung der Bandplanheit
beim flexiblen Einweg- und Reversierwalzen einer bandförmigen Materialbahn mittels
mindestens eines Arbeitswalzenpaares zur Bildung eines Walzspaltes sowie zugeordneter
Stützwalzen, Walzenanstell-, Walzenbiege-, Walzenverschiebe- und Ausbalanciervorrichtungen
für die Walzen.
[0002] Die ständige Verbesserung der Umweltbedingungen, die Verknappung von Rohstoffen und
die Forderung an die Industrie, Bauteile unterschiedlicher Art mit optimalen, produktspezifischen
Eigenschaften kostengünstig herzustellen, bedingen die Entwicklung neuer Fertigungsverfahren,
zu denen das sogenannte "Flexible Walzen" zu zählen ist, dessen Ziel es ist, Walzprodukte
mit belastungs- und gewichtsoptimierten Querschnittsformen herzustellen. Das flexible
Walzen, bei dem der Walzspalt während des Walzprozesses entsprechend dem sich über
die Bandlänge ändernden Dickenprofil eines Walzbandes geregelt wird, ermöglicht die
prozessverkürzende Herstellung von Bandmaterial mit einem errechneten, bauteilbezogenen,
an den Belastungsfall angepassten Dickenprofil, das sich in Walzrichtung ändert. Derart
hergestelltes Walzband aus Stahl und Nichteisenmetallen ist für Leichtbaubereiche
wie den Automobilbau, die Luft- und Raumfahrttechnik und den Waggonbau geeignet (DE-Z
Fertigung, 1995, Bd. 23, Heft 10, Seite 40-42).
[0003] Ist man beim herkömmlichen Walzen bestrebt, ein möglichst planes und ohne Profiländerungen
über die gesamte Bandlänge ebenes Band zu erzeugen, will man beim flexiblen Walzen
geregelte Banddickenänderungen über die Bandlänge unter Beibehaltung der Bandplanheit
über die Bandbreite herstellen. Verfahren zur Erzeugung planer Bänder bei konstanter
Banddicke nach dem Stand der Technik werden als hinreichend bekannt vorausgesetzt.
Zur Einhaltung der Bandplanheit über die Bandbreite sind im gesamten Bereich der Banddickenänderungsrampe
jedoch zusätzliche besondere Maßnahmen zur Voreinstellung erforderlich. Die mögliche
Banddickenreduzierung kann zwischen einer geringen, den Walzprozeß noch stabil haltenden
und einer maximalen Abnahme von über 50% geregelt ablaufen.
[0004] Die DE 100 36 564 C2 beschreibt ein Mehrwalzengerüst zum flexiblen Walzen von Bandmaterial
mit einer Regelung der Arbeitswalzenbiegeeinrichtungen in Abhängigkeit von der Walzkraft
und der Bandbreite. Mit zunehmender Stichabnahme und mit dem dadurch verbundenen Anstieg
der Walzkraft über der durch flexibles Walzen in Walzrichtung erzeugten dickenprofilierten
Rampe wird die positive Biegekraft an den Arbeitswalzen erhöht, um den Anteil der
steigenden Walzendurchbiegung zu kompensieren. Dies ist Teil der Regelung der Bandplanheit
über die Bandbreite. Entsprechend wird beim Zurückfahren der Stichabnahme die positive
Arbeitswalzenbiegung wieder reduziert. Zur Erhöhung der Effektivität der Arbeitswalzenbiegung
sind die Stützwalzen zum Ausgleich der auftretenden Walzdurchbiegung und zur Anpassung
an die Bandbreite um gleiche oder unterschiedliche Strecken zur senkrechten Mittelebene
des Walzgerüstes unabhängig voneinander in Achsrichtung verschiebbar.
[0005] Bei einem aus der DE 100 37 867 A1 bekannten Verfahren zum flexiblen Walzen eines
Metallbandes werden während jedes Einstellens des Walzspalts oder unmittelbar danach
die Biegelinien der Arbeitswalzen in Abhängigkeit vom eingestellten Walzspalt zur
Erzielung einer Planheit des Metallbandes gesteuert.
[0006] Die DE 197 13 004 A1 beinhaltet ein Verfahren zur Voreinstellung und Regelung der
Planheit eines kontinuierlich gewalzten Walzbandes gleichbleibender Dicke, bei dem
das Walzspaltprofil durch Stellwerte für das Walzspaltprofil anhand eines Walzspaltmodells
ermittelt wird und in Ermangelung der Kenntnis der genauen funktionalen Beziehungen
zwischen den Einflußgrößen Banddicke, Bandbreite, Arbeitswalzendurchmesser und Walzkraft
das errechnete Walzspaltprofil oder eine äquivalente Größe mit einem Korrekturwert
angepaßt bzw. adaptiert wird.
[0007] Die DE 43 31 261 C2 zeigt Möglichkeiten einer asymmetrischen Arbeitswalzenbiegeansteuerung
für das herkömmliche Walzen von bandförmigem Walzgut gleichbleibender Dicke zum Erzielen
einer planen Materialbahn durch die Anwendung von je einem von der Größe der Kraft
her gleichen Paar gleicher oder unterschiedlich großer Biegekräfte mit gleicher oder
entgegengesetzter Wirkrichtung auf.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Voreinstellung und Regelung
der Bandplanheit beim flexiblen Walzen einer bandförmigen Materialbahn mit dickenprofilierten
Rampen in jedem Bandlängenabschnitt in Walzrichtung über die Bandbreite zu entwickeln.
[0009] Ausgehend von dem gattungsgemäßen Verfahren zur Voreinstellung und Regelung der Bandplanheit
beim flexiblen Einweg- und Reversierwalzen einer bandförmigen Materialbahn wird diese
Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß beim Walzen einer Dickenrampe zur Einstellung
einer gewünschten Bandprofilform über die Bandbreite die zugehörigen Einstellparameter
durch Online-Zugriff auf eine mittels eines FEM-Modells offline erstellte, mehrdimensionale
Datenmatrix für alle Stellbereiche der Walzkraft, der Walzenverschiebung und der Biegeregler
bei allen auftretenden Bandbreiten ermittelt werden.
[0010] Zur Reduktion der Datenmengen der mehrdimensionalen Datenmatrix können die durch
ein FEM-Modell offline bestimmten Bandprofilformen auch für abgestufte Stellbereiche
der Walzkraft, der Walzenverschiebung und der Biegeregler bei allen abgestuften Bandbreiten
ermittelt werden.
[0011] Die sich einstellenden Bandprofilformen, Bandtemperaturen und Walzentemperaturen,
die in einer mehrdimensionalen Datenmatrix abgelegt werden, werden zum Modellabgleich
mittels Bildung eines Korrekturwertes herangezogen.
[0012] Zur Walzspalteinstellung kann neben der Walzenverschiebung eine asymmetrische Beaufschlagung
der unteren und oberen Arbeitswalze durch je ein von der Größe der Kraft her gleiches
Paar gleicher oder unterschiedlich großer Biegekräfte mit gleicher oder entgegengesetzter
Wirkrichtung zur Anwendung kommen.
[0013] Das Verfahren zur Regelung der Bandplanheit kann beim flexiblen Walzen von kaltem
oder temperiertem Bandmaterial zum Einsatz kommen.
1. Verfahren zur Voreinstellung und Regelung der Bandplanheit beim flexiblen Einweg-
und Reversierwalzen einer bandförmigen Materialbahn mittels mindestens eines Arbeitswalzenpaares
zur Bildung eines Walzspaltes sowie zugeordneter Stützwalzen, Walzenanstell-, Walzenbiege-,
Walzenverschiebe- und Ausbalanciervorrichtungen für die Walzen, dadurch gekennzeichnet, daß beim Walzen einer Dickenrampe zur Einstellung einer gewünschten Bandprofilform über
die Bandbreite die zugehörigen Einstellparameter durch Online-Zugriff auf eine mittels
eines FEM-Modells offline erstellte, mehrdimensionale Datenmatrix für alle Stellbereiche
der Walzkraft, der Walzenverschiebung und der Biegeregler bei allen auftretenden Bandbreiten
ermittelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Reduktion der Datenmengen der mehrdimensionalen Datenmatrix die durch ein FEM-Modell
offline bestimmten Bandprofilformen für abgestufte Stellbereiche der Walzkraft, der
Walzenverschiebung und der Biegeregler bei allen abgestuften Bandbreiten ermittelt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß beim Walzen einer Dickenrampe zur Einstellung einer gewünschten Bandprofilform über
die Bandbreite die zugehörigen Einstellparameter online mittels eines FEM-Modells
bestimmt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die sich einstellenden Bandprofilformen über die Bandbreite für alle Stellbereiche
der Walzkraft, der Walzenverschiebung und der Biegeregler bei allen auftretenden Bandbreiten
ermittelt und zum Daten- und/oder Modellabgleich mittels Bildung eines Korrekturwertes
herangezogen werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die sich einstellenden Bandprofilformen und Bandtemperaturen über die Bandbreite
ermittelt, in einer mehrdimensionalen Datenmatrix abgelegt und zum Daten- und/oder
Modellabgleich mittels Bildung eines Korrekturwertes herangezogen werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die sich einstellenden Bandprofilformen und Walzentemperaturen über die Bandbreite
ermittelt, in einer mehrdimensionalen Datenmatrix abgelegt und zum Daten- und/oder
Modellabgleich mittels Bildung eines Korrekturwertes herangezogen werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die sich einstellenden Bandprofilformen über die Bandbreite ermittelt und zum Online-Zugriff
auf die zugehörigen Einstellparameter in einer mehrdimensionalen Datenmatrix für alle
Stellbereiche der Walzkraft, der Walzenverschiebung und der Biegeregler bei allen
auftretenden Bandbreiten abgelegt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß zur Walzspalteinstellung neben der Walzenverschiebung eine asymmetrische Beaufschlagung
der unteren und oberen Arbeitswalze durch je ein von der Größe der Kraft her gleiches
Paar gleicher oder unterschiedlich großer Biegekräfte mit gleicher oder entgegengesetzter
Wirkrichtung zur Anwendung kommt.
9. Verfahren zur Regelung der Bandplanheit beim flexiblen Walzen nach Anspruch 1 bis
8, gekennzeichnet durch den Einsatz beim flexiblen Walzen von kalten oder temperierten, bandförmigen Materialbahnen.