[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein System zur automatischen Personenüberwachung im
häuslichen Umfeld, unter Verwendung von Sensoren zur Erfassung von charakteristischen
Parametern, die einer Überwachungszentrale zugeleitet werden, die im Bedarfsfall eine
Alarmzentrale, insbesondere einen Dienstleister alarmiert.
[0002] Derartige Systeme für spezielle Überwachungssituationen sind bereits mehrfach vorgeschlagen
worden. So beschreibt beispielsweise die WO 94/20939 ein System bei dem ein Bewegungsdetektor
mit einem zeitgesteuerten Alarmschalter gekoppelt ist, der typische Ruhezeiten ausblendet,
um bei Ausbleiben eines Bewegungssignals innerhalb eines vorgeplanten Zeitraums, der
auf eine mögliche Bewegungsstellung oder Bewusstlosigkeit der überwachten Person hindeuten
kann, einen Alarm auszulösen.
[0003] Aus der Offenlegungsschrift DE 196 27 996 A1 ist eine akustische Raumüberwachung
bekannt geworden, bei der ein Lautstärkepegel der länger als ein einstellbarer Zeitraum
überschritten worden ist das Alarmsignal auslöst. Ein solches Gerät eignet sich aber
praktisch nur zur Überwachung von Kleinkindern(Babyphon).
[0004] Die WO 99/06979 beschreibt ein Gerät bei dem Mikrofone oder Orts- oder Bewegungsmelder
vorgesehen sind. Entweder kann über das Mikrofon durch Eingabe spezieller Codewörter
ein Alarm ausgelöst werden, was aber für viele Überwachungsfälle völlig ungeeignet
ist, oder aber ein Ort- und Bewegungsmelder mit einem nachgeschalteten Auswerteprogramm
stellt fest, ob eine erfasste Person sich über einen bestimmten Zeitraum nicht mehr
bewegt hat.
[0005] Schließlich zeigt die GB 2 306 275 A ein akustisches oder Temperatursignale auswertendes
Babyphon, das aber wegen seiner speziellen Ausrichtung auf die Überwachung von Kleinkindern
für die Überwachung von Personen in ihrem häuslichen Umfeld, dahingehend ob sie sich
"normal" verhalten nicht geeignet ist.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde ein System zur automatischen Personenüberwachung
im häuslichen Umfeld der eingangs genannten Art so auszugestalten, dass es in der
Lage ist ohne großen Aufwand und ohne teure Installationen das alltagstaugliche Verhalten
dieser Personen zu erkennen, ohne dass diese dabei in irgendeiner Weise mitwirken
müssen und ohne dass es nur um die Erkennung von Extremsituationen wie Bewusstlosigkeit
oder dergleichen geht.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass die Sensoren eine
Mehrzahl regelmäßig benutzter oder betätigter häuslicher Geräte erfassen und dass
die Sensordaten personalisiert und automatische der Zentrale zugeleitet werden, die
die einlaufenden Daten unter Verwendung eines Expertensystems mit vorgegebenen Regeln
auswertet.
[0008] Im Gegensatz zu den sehr begrenzten akustischen Meldegeräten oder aufwendigen Orts-
und Bewegungsmeldern, die im Übrigen immer nur ganz spezielle Einzelpunkte erfassen
können und nicht eine echte Analyse des Personenverhaltens, werden mit den erfindungsgemäßen
Sensoren in erster Linie übliche Haushaltsgeräte erfasst, die beispielsweise das Öffnen
und Schließen der Kühlschranktür oder das Ein- und Ausschalten des Herdes, des Geschirrspülers,
der Kaffeemaschine, des Fernsehers oder der Toilettenspülung. Darüber hinaus kann
über die erfindungsgemäß zu verwendenden Gerätesensoren das Einschalten von Lichtschaltern,
noch dazu mit einer raumbezogenen Auflösung, das Öffnen und Schließen von Türen, Rolläden
oder die Benutzung des Telefons überwacht werden. Werden diese Geräte innerhalb eines
bestimmten Zeitraums nicht oder extrem häufig betätigt so liefern diese Abweichungen,
insbesondere bei Auswertung über ein Expertensystem und vor allem bei Auswertung einer
Mehrzahl solcher Gerätedaten - das bloße Nichtbetätigen eines einzelnen Lichtschalters
oder eines Rolladens ist natürlich für sich allein noch wenig aussagekräftig - ein
gutes Bild dafür, ob sich die überwachte Person "normal" verhält. Unter Geräten, die
mit Hilfe der erfindungsgemäßen Einfachsensoren überwacht werden, können dabei auch
Messgeräte zählen beispielsweise der Wasserverbrauch, Stromverbrauch oder Gasverbrauch,
wobei diese Werte gegebenenfalls vom System auch direkt als Dienstleistung der entsprechenden
städtischen Versorgungsbetriebe abgerufen werden können. Schließlich soll unter häuslichen
Geräten die häufiger benutzt oder betätigt werden auch beispielsweise das Bett, die
Couch oder sein Sessel verstanden werden, wobei entsprechende Matratzensensoren erfassen
wann die überwachte Person sich hinsetzt oder hinlegt wann er wieder aufsteht und
wie er sich bewegt.
[0009] Insbesondere aus der Kombination der dabei gewonnenen Daten lässt sich über ein Expertensystem
vollautomatisch und ohne weiteres Zutun, insbesondere ohne Zutun der überwachten Person
selbst, sehr gut feststellen, ob die Person ein in allen Punkten normales Leben führt,
oder ob charakteristische Abweichungen in einer bestimmten Richtung vorliegen, die
möglicherweise ein Eingreifen erfordern. Wenn beispielsweise alle überwachten Parameter
der Norm entsprechen aber die Kühlschranktür nicht mehr geöffnet wird und auch der
Herd nicht mehr eingeschaltet wird so gibt dies zwar keine Veranlassung den Notarzt
sofort vorbeizuschicken, da man ja feststellt, dass sich die Person nach wie vor normal
in der Wohnung bewegt. Es scheint aber, dass sie aus welchen Gründen auch immer Ausfallerscheinungen
hat oder ein Erkrankung, so dass sie nicht mehr isst oder trinkt und dies ist natürlich
Grund dafür entweder einen Kontrollanruf zu machen und mit der Person zu sprechen
oder aber einen Pflegedienstleister zur Kontrolle vorbeizuschicken.
[0010] Dabei ist es möglich aber auch recht aufwendig, das System so auszugestalten, dass
jede Sensormeldung automatisch an die Zentrale weitergeleitet wird. Einfacher ist
es wenn die Sensoren und/oder die häusliche Weiterleitungsstation bei der die Signale
aller Sensoren der Wohnung zusammenlaufen, die Sensordaten insbesondere die Häufigkeit
der Betätigung eines Gerätes, mit vorgegebenen Daten vergleicht und nur bei Abweichungen
an die Zentrale weiterleitet.
[0011] Bei der Datenanalyse der Sensordaten kann im einfachsten Fall ein fester Wert vom
Anwender vorgegeben sein. Zum Beispiel kann ein weniger als einmaliges Kühlschranköffnen
pro Tag automatisch zur Auslösung eines Alarms führen.
[0012] Besonders vorteilhaft ist es aber wenn als Expertensystem ein lernendes System eingesetzt
wird, welches das Verhalten der überwachten Person lernt und nur bei Abweichungen
Alarme auslöst. Solche Verfahren existieren beispielsweise zur Erkennung von Mobiltelefon-
oder Kreditkartenmissbrauch.
[0013] Das System kann darüber hinaus Alarme unterschiedlichster Dringlichkeit erzeugen
z. B. in Abhängigkeit davon wie wahrscheinlich ein kritischer Zustand vorliegt. Bei
Ausbleiben von Signalen von allen überwachten Geräten über einen bestimmten Zeitraum
- einschließlich beispielsweise des Ausbleibens von Geräten des Matratzensensors in
der Nacht - dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit ein kritischer Fall vorliegen, während
das bloße Nichteinschalten des Herds bei ansonsten normalen Sensormitteilungen sicher
eine allenfalls unkritische Störung im Verhalten und Befinden der überwachten Person
andeutet. Diese Alarme unterschiedlicher Dringlichkeit können an beliebige Stelle
weitergeleitet werden über Fax, E-Mail, SMS oder dergleichen und können von einem
Kontrollanruf über die Benachrichtigung eines häuslichen Pflegedienstes bis zur sofortigen
Alarmierung einer Notarztzentrale reichen.
[0014] Um die Vertraulichkeit zu gewährleisten, kann in Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen
sein, dass die Zentrale aufgespalten auf zwei Dienstleister verteilt ist, von denen
der eine die einlaufenden Daten mit verschlüsselten Personendaten an den eigentlichen
Bearbeitungsdienstleister weiterleitet und auch die Verbindung zur Alarmzentrale übernimmt.
[0015] Dies lässt sich dabei besonders einfach realisieren wenn von vorneherein zwei getrennte
Datenbanken vorgesehen sind, nämlich eine Benutzerdatenbank mit personenbezogenen
Daten der überwachten Person, Kontaktadressen, Pflegediensten, Pseudonymen oder dergleichen,
die dann beim einen Dienstleister angesiedelt ist und einer Sensordatenbank zur Auswertung
der eingehenden Sensordaten. Der die Benutzerdatenbank verwaltende erste Dienstleister
erzeugt das Pseudonym und gibt seine Erreichbarkeit und das Pseudonym an den zweiten
Dienstleister weiter der dann die eigentliche Überwachung durchführt aber die Identität
des Betroffenen nicht kennt. Im Alarmfall schickt der zweite Dienstleister eine Nachricht
mit dem Pseudonym an den ersten Dienstleister. Dieser ermittelt die zugehörige Person
und startet eine adäquate Reaktion wie beispielsweise die Benachrichtigung von Verwandten,
Pflegediensten oder dergleichen, ohne selbst Zugriff auf die Daten des Betroffenen
zu haben.
[0016] Der Vorteil des erfindungsgemäßen Systems besteht zum einen darin, dass überhaupt
keine aktive Mitarbeit des Betroffenen erforderlich ist. Darüber hinaus hat das System
den Vorteil, dass die absolute Vertraulichkeit gewahrt werden kann. Durch die Überwachung
der Mehrzahl von häuslichen Geräten sinkt die Rate an Fehlalarmen, weil etwa ein Betroffener
vergessen hat anzurufen, und schließlich bietet das erfindungsgemäße System eine sehr
kostengünstige Nutzung vorhandener Infrastrukturen.
[0017] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels sowie anhand der Zeichnung, die schematisch
ein Ablaufdiagramm eines erfindungsgemäßen Systems zeigt.
[0018] Mit 1 bis 4 sind unterschiedliche Betätigungssensoren bezeichnet, die beispielsweise
das Betätigen oder die Benutzung eines bestimmten Gerätes im Haushalt der überwachten
Person anzeigen wie beispielsweise ein Matratzensensor, ein Sensor der das Öffnen
der Kühlschranktür oder das Einschalten des Herdes, der Toilettenspülung oder des
Fernsehers überwacht. Diese Sensorsignale werden bevorzugt nicht direkt an eine Zentrale
weitergeleitet sondern an eine häusliche Weiterleitungsstation 5, die gegebenenfalls
mit einer Auswerteeinheit 6 gekoppelt sein kann, so dass sie nicht nur eine Sammelweiterleitung
veranlasst, sondern bereits eine Vorsichtung und Vorbeurteilung der Sensordaten, ehe
sie an die Zentrale weitergeleitet werden. Die Zentrale ist dabei im dargestellten
Ausführungsbeispiel auf zwei unterschiedliche Dienstleister verteilt und umfasst eine
beim ersten Dienstleister angesiedelte Benutzerdatenbank 7 mit personenbezogenen Daten
der überwachten Person, Kontaktadressen, Pflegediensten, Pseudonymen oder dergleichen.
Von ihr werden die mit einem entsprechenden Pseudonym versehenen Daten an die Sensordatenbank
8 beim zweiten Dienstleister weitergeleitet, wobei diese Sensordatenbank mit einem
Expertensystem 9 gekoppelt ist um die eingehenden Sensordaten auszuwerten. Das Auswerteergebnis
wird von der Sensordatenbank 8 an die Benutzerdatenbank 7 zurückgemeldet, die dann
ihrerseits - da ja nur sie weiß, welcher Patient sich hinter dem anonymisiert ausgewerteten
Daten verbirgt - unterschiedliche Alarme auslösen kann, beispielsweise kann sie eine
Anfrage bei der überwachten Person starten (Rückrufstation 10) oder aber bei Verwandten
anrufen (Weiterleitungsstation 11), sie kann auch bei einem Pflegedienst 12 eine Alarmmeldung
absetzen oder gegebenenfalls direkt die Notarztzentrale 13 verständigen. Selbstverständlich
sind dabei auch eine ganze Reihe weiterer unterschiedlicher Alarmstufen möglich, wie
auch statt der gezeigten vier Gerätesensoren eine Vielzahl weiterer Sensoren in das
System einbezogen werden können. Darunter können sich auch Sensoren über die Verbrauchsdaten
im jeweiligen Haushalt wie Wasserverbrauch, Stromverbrauch oder Gasverbrauch befinden.
[0019] Hinsichtlich der Ausgestaltung der Sensoren und ihre Weiterverschaltung bestehen
grundsätzlich eine Reihe unterschiedlicher Möglichkeiten. Geht man einmal von einem
typischen Fall, nämlich einem Sensor der das Einschalten des Herdes meldet aus, so
ist die einfachste Möglichkeit die, dass der Sensor jedes Mal an die Zentrale meldet
wenn er eingeschaltet wird. Die Zentrale entscheidet dann was zu veranlassen ist.
[0020] Statt dieser Direktmeldung kann der Herdsensor jedes Mal an die lokale Weiterleitungsstation
eine Meldung abgeben wenn er eingeschaltet wird. Diese lokale Weiterleitungsstation
übernimmt die Signalübermittlung für alle Sensoren im Haushalt. Nur die Weiterleitungsstation
muss Fernkommunikation beherrschen, alle anderen Geräte können über eine lokale Funkstrecke
(z. B. DECT) an der Weiterleitungsstation hängen. In diesem Fall kann - wie weiter
oben ja bereits beschrieben wurde - entweder grundsätzlich von der lokalen Weiterleitungsstation
eine Weiterleitung der Sensordaten erfolgen oder aber es kann erst eine Prüfung und
Auswertung der Daten in der Weiterleitungsstation stattfinden, so dass nur dann, wenn
die lokale Weiterleitungsstation mit ihren beschränkten Prüfungsmöglichkeiten einen
Notfall zu erkennen glaubt, ein Weiterschalten erfolgen.
[0021] Schließlich wäre es auch möglich, dass der Sensor, beispielsweise durch die Herdelektronik
selbst, weiß wie oft er eingeschaltet werden muss oder soll. Er meldet sich dann bei
der Zentrale wenn er nicht oft genug eingeschaltet wurde. Dies senkt zwar die Kommunikationskosten,
ist aber auf der anderen Seite aufwendig wegen der entsprechend teueren Sensorelektronik.
1. System zur automatischen Personenüberwachung im häuslichen Umfeld, unter Verwendung
von Sensoren zur Erfassung von charakteristischen Parametern, die einer Überwachungszentrale
zugeleitet werden, die im Bedarfsfall eine Alarmzentrale, insbesondere einen Dienstleister
alarmiert, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoren (1 - 4) eine Mehrzahl regelmäßig benutzter oder betätigter häuslicher
Geräte (auch Messgeräte) erfassen und dass die Sensordaten personalisiert und automatisch
der Zentrale (7, 8) zugeleitet werden, die die einlaufenden Daten unter Verwendung
eines Expertensystems (9) mit vorgegebenen Regeln auswertet.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoren (1 - 4) und/oder die häusliche Weiterleitungsstation (5) die Sensordaten,
insbesondere die Häufigkeit der Betätigung eines Gerätes mit vorgegebenen Daten vergleicht
und nur bei Abweichung an die Zentrale weiterleitet.
3. System nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch die Verwendung lernender Expertensysteme (9), die das Verhalten der überwachten Personen
lernen und bei Abweichungen Alarm auslösen.
4. System nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine Kombination und Auswertung unterschiedlicher Hausgeräte zur Reduzierung von
Fehlalarmen.
5. System nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch eine Analyse der Nutzung der häuslichen Geräte zur Ermöglichung einer Ortsauflösung.
6. System nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoren Wasser-, Gas- oder Strommesser umfassen.
7. System nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Zentrale aufgespalten auf zwei Dienstleister ist, von denen der eine die einlaufenden
Daten mit verschlüsselten Personaldaten an den eigentlichen Bearbeitungs-Dienstleister
weiterleitet und auch die Verbindung zur Alarmzentrale (10 - 13) übernimmt.
8. System nach einem der Ansprüche 1 bis 7, gekennzeichnet durch eine Benutzerdatenbank (7) mit personenbezogenen Daten der überwachten Personen,
Kontaktadressen, Pflegediensten, Pseudonymen oder dergleichen und einer Sensordatenbank
(8) zur Auswertung der eingehenden Sensordaten.
9. System nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass es Alarme unterschiedlicher Dringlichkeit erstellt.