Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Möbelindustrie. Sie betrifft einen
Stuhl mit verstellbarer Sitztiefe.
Stand der Technik
[0002] Es sind unterschiedliche technische Lösungen für Stühle bekannt, mit denen zur Anpassung
an die jeweilige Beinlänge eines Benutzers die Sitztiefe des Stuhles verstellt werden
kann.
[0003] So wird beispielsweise beim Modell Chicago der Anmelderin der gesamte Sitz auf einer
Schiene nach vorn (bzw. hinten) verschoben. Der Nachteil dieses Systems besteht darin,
dass die gesamte Sitzmulde, die vordere Überwölbung für die Abstützung der Oberschenkel
sowie die Abstützung für den Beckenkamm nach vorn wandert und dadurch die Entfernung
zum Lehnenabstützpunkt größer wird. Dadurch ist kein optimales Sitzen mehr möglich.
[0004] Bekannt ist auch ein Stuhl der Fa. Sitag mit zweigeteiltem Sitz, bei welchem ein
Teil des Sitzes unter das andere Teil abtaucht und dadurch eine Sitztiefenverstellung
erfolgt. Diese technische Lösung hat den Nachteil, dass das Polster im vorderen Bereich
getrennt ist und somit keine durchgängige Fläche vorhanden ist. Das führt beim Benutzer
zu einem unangenehmen Sitzgefühl. Außerdem können auch Druckstellen beim Besitzen
auftreten.
[0005] Schließlich ist aus der Zeitschrift Office Design vom 03.06.2000, S. 65 ein Bürostuhl
mit einem Schiebesitz bekannt, bei welchem die Polsterplatte des Stuhles über einen
Keil für die Beckenrandstützung gezogen wird. Die Beckenrandabstützung soll bei Veränderung
der Sitztiefe immer in fester Position zum Rücken bleiben. Zwar wird durch eine neuartige
Polstertechnik, bei der der Polsterschaum im Randbereich und im Bereich der Sitzbeine
härter ausgebildet ist als in dem Bereich, in dem die Oberschenkel aufliegen, ein
hoher Sitzkomfort erreicht, welcher aber aufgrund einer fehlenden Sitzmulde nachteilig
wieder reduziert wird.
Darstellung der Erfindung
[0006] Die Erfindung versucht, diesen genannten Nachteil des bekannten Standes der Technik
zu vermeiden. Ihr liegt die Aufgabe zugrunde, einen Stuhl mit verstellbarer Sitztiefe
zu schaffen, bei welchem die Sitztiefe problemlos an die verschiedenen Beinlängen
unterschiedlicher Benutzer anpassbar ist und die Sitzmulde des Stuhles immer an der
gleichen Stelle verbleibt, so dass ein extrem hoher Sitzkomfort realisiert wird.
[0007] Erfindungsgemäß wird dies bei einem Stuhl gemäß Oberbegriff des Patentanspruches
1 dadurch erreicht, dass die Sitzpolsterplatte einen Flexbereich aufweist, welcher
eine Sitzmulde bildet, dass an der Sitztragplatte zwei seitliche Führungsbahnen angeordnet
sind, in welchen die Sitzpolsterplatte mittels an ihr angeordneter Führungsrippen
verschiebbar ist, und dass zwischen der Sitztragplatte und der Sitzpolsterplatte ein
Mittel zur Verbesserung der Gleiteigenschaften angeordnet ist.
[0008] Die Vorteile der Erfindung bestehen darin, dass durch den erfindungsgemäßen Schiebesitz
die Sitzmulde für einen Benutzer an der optimalen Stelle bleibt und die Sitztiefe
der jeweiligen Beinlänge des Benutzers genau angepasst ist. Allein aus der Bewegung
des Benutzers heraus kommt es zu einer Verformung der Sitzpolsterplatte. Damit wird
ein hervorragender Sitzkomfort erreicht.
[0009] Es ist zweckmäßig, wenn an der Sitzpolsterplatte für jede seitliche Führungsbahn
der Sitztrageplatte jeweils mindestens drei Führungsrippen vorgesehen sind. Durch
dieses Reißverschlussprinzip wird eine genaue Konturführung erreicht. Die Sitzpolsterplatte
folgt von ihrem Design her zwar größtenteils der Kontur der Sitztragplatte, aber sie
ist nicht genau deckungsgleich mit ihr, sondern um einen bestimmten Betrag hinuntergebogen,
so dass eine Wölbung entsteht. Die Teile werden daher unter Spannung montiert.
[0010] Außerdem ist es vorteilhaft, wenn das Mittel zur Verbesserung der Gleiteigenschaften
eine Folie ist, welche aus Polyethylen besteht und mit Teflon beschichtet ist und
welche mittels eines Niederhalters an der Sitztragplatte fixiert ist. Die Sitzpolsterplatte
kann dann besonders gut auf der Sitztragplatte gleiten, so dass die Sitztiefe sehr
einfach und benutzerfreundlich eingestellt werden kann.
[0011] Von Vorteil ist es, wenn die Sitzpolsterplatte aus einem verformbaren Kunststoff
besteht, welcher im Flexbereich auf Grund einer speziellen unterbrochenen Kontur besonders
stark verformbar ist.
[0012] Weiterhin ist es zweckmäßig, wenn die Sitzpolsterplatte mit Hilfe von in Befestigungsdomen
der Sitztragplatte verschraubbaren Nutensteinen befestigbar ist und die Nutensteine
für die Verschiebung der Sitzpolsterplatte nach vorn bzw. hinten einen Anschlag bilden.
[0013] Es ist vorteilhaft, wenn an der Sitztragplatte eine Arretierungstaste zur stufenweisen
Arretierung der Sitzpolsterplatte vorgesehen ist. Damit kann die Sitztiefe genau den
jeweiligen Bedürfnissen entsprechend eingestellt und arretiert werden.
[0014] Schließlich ist es zweckmäßig, wenn die Sitzpolsterplatte einen maximalen Verschiebungsbereich
von ca. 60 mm aufweist.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0015] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt.
Es zeigen:
- Fig. 1
- einen erfindungsgemäßen Schiebesitz mit Sitzpolterplatte und Sitztragplatte in Explosionsdarstellung;
- Fig. 2
- eine Unteransicht des zusammengebauten Schiebesitzes gemäß Fig. 1.
[0016] Es sind nur die für das Verständnis der Erfindung wesentlichen Elemente gezeigt.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0017] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles und der Figuren
1 und 2 näher erläutert.
[0018] Fig. 1 zeigt in einer perspektivischen Explosionsdarstellung einen erfindungsgemäßen
Sitz eines Bürodrehstuhles mit Sitztiefenverstellung. Der Schiebesitz besteht im wesentlichen
aus einer Sitztragplatte 1 und einer darüber angeordneten Sitzpolsterplatte 2.
[0019] Die Sitztragplatte 1 weist an ihren Seiten jeweils eine seitliche Führungsbahn 8
auf, welche sich vom hinteren Ende der Sitztragplatte 1 bis nahe an das vordere Ende
der Sitztragplatte 1 erstrecken. Im vorderen Bereich der Sitztragplatte 1 sind zwei
Befestigungsdome 9 angeordnet, sowie eine Anzahl von Stützrippen 11, welche sich nach
oben erstrecken. Die Sitztragplatte 1 hat eine geschwungene Kontur mit Sitzmulde.
An ihrer Unterseite ist eine Aufnahmevorrichtung 14 zur Aufnahme einer Arretierungstaste
4, welche über eine Druckfeder 11 betätigbar ist, angeordnet. Mit Hilfe der Arretierungstaste
4 wird eine stufenweise Arretierung der Sitzpolsterplatte 2 ermöglicht. Im vorliegenden
Ausführungsbeispiel sind z. B. vier verschiedene Stellungen möglich.
[0020] Die Sitzpolsterplatte 2 weist einen für die Erfindung charakteristischen Flexbereich
7 auf, welcher die Sitzmulde des Stuhles bildet, sowie mehrere jeweils seitlich angeordnete
Führungsrippen 6. Es sollten jeweils mindestens drei Führungsrippen vorhanden sein.
Die Sitzpolsterplatte 2 wird vorzugsweise aus einem verformbaren Kunststoff hergestellt.
Der Flexbereich 7 hat eine spezielle unterbrochene Kontur, welche eine besonders starke
Verformbarkeit gewährleistet. Diese Kontur wird im vorliegenden Ausführungsbeispiel
realisiert, indem aus der Sitzpolsterplatte 2 eine Mehrzahl versetzt nebeneinander
angeordnete Bereiche herausgestanzt sind, welche eine Dreiecksform mit nach innen
gewölbten Seiten aufweisen. Der übrig bleibende Zwischenraum zwischen benachbarten
Seiten ist somit minimiert. Die verbleibenden Stege gewährleisten einerseits eine
noch ausreichende Stabilität der Sitzpolsterplatte 2 im Flexbereich 7, andererseits
eine besonders starke Verformbarkeit. Die Sitzpolsterplatte 2 folgt von ihrem Design
her zwar größtenteils der Kontur der Sitztragplatte 1, aber sie ist nicht genau deckungsgleich
mit ihr, sondern um einen bestimmten Betrag, im vorliegenden Falle um ca. 10 mm, hinuntergebogen,
so dass eine Wölbung entsteht. Im vorderen Bereich der Sitzpolsterplatte 2 sind Auswölbungen
12 zur Aufnahme der Stützrippen 10 der Sitztragplatte 1 vorgesehen, sowie zwei Führungsnuten
13 mit einem vorderen und hinteren Anschlag für die Nutensteine 3.
[0021] Zur Verbesserung der Gleiteigenschaften ist vorgesehen, zwischen der Sitztragplatte
1 und der Sitzpolsterplatte 2 eine Folie 15 anzuordnen. Die Folie 15 besteht im vorliegenden
Ausführungsbeispiel aus Polyethylen und ist auf ihrer Oberseite mit Teflon beschichtet.
Die Folie ist ca. 0,5 mm dick. Mit Hilfe mindestens eines pilzförmigen Niederhalters
16 wird die Folie 15 auf der Sitztragplatte 1 gehalten. Auf ihrer dem Niederhalter
16 gegenüberliegenden Seite ist die Folie 15 derartig geschlitzt, dass die Stützrippen
10 der Sitztragplatte 1 an diesen Stellen durch die Folie 15 hindurchragen. In einem
anderen Ausführungsbeispiel kann anstelle der Folie als Mittel 15 zur Verbesserung
der Gleiteigenschaften ein separates Gleitmittel auf der Sitztragplatte 1 und/oder
der Sitzpolsterplatte 2 aufgebracht sein.
[0022] Die Sitztragplatte 1 und die Sitzpolsterplatte 2 werden mittels der Nutensteine 3,
die in den Befestigungsdomen 9 mit Schrauben 5 verschraubt werden, befestigt. Die
Führungsrippen 6 der Sitzpolsterplatte 2 sind dabei in den Führungsbahnen 8 der Sitztragplatte
1 angeordnet. Da die Sitzpolsterplatte 2 von ihrem Design her zwar größtenteils der
Kontur der Sitztragplatte 2 folgt, aber nicht genau deckungsgleich mit ihr ist, werden
bei der Montage die Teile 1 und 2 unter Spannung montiert. Sie stehen auch bei der
Benutzung des Schiebesitzes unter Spannung.
[0023] Fig. 2 zeigt eine Unteransicht des so zusammengebauten Schiebesitzes.
[0024] Die Funktionsweise des erfindungsgemäßen Schiebesitzes ist folgende: Der Benutzer
setzt sich auf den Stuhl, löst durch einen Druck auf die Arretierungstaste 4 die Arretierung
der Sitzpolsterplatte 2 in der Sitztragplatte 1 und schiebt die Sitzpolsterplatte
2 nach vorn bzw. hinten je nach Beinlänge des Benutzers. Die Führungsrippen 6 gleiten
nun in den Führungsbahnen 8 und die Nutensteine 3 in den Führungsnuten 13. Aus dieser
Bewegung heraus kommt es zu einer Verformung des Flexbereiches 7 der Sitzpolsterplatte
2. Ist eine optimale Anpassung der Sitztiefe an die Beinlänge erreicht, so wird die
Arretierungstaste losgelassen und die Sitzpolsterplatte 2 wird fixiert. Der Vorteil
dieser Lösung besteht darin, dass die Sitzmulde für den jeweiligen Benutzer an der
optimalen Stelle ist und die Sitztiefe der jeweiligen Beinlänge des Benutzers genau
angepasst ist. Damit wird ein hervorragender Sitzkomfort erreicht
[0025] Selbstverständlich ist die Erfindung nicht auf das beschriebene Ausführungsbeispiel
beschränkt, beispielsweise können auch andere Werkstoffe für die Sitztragplatte 1
und die Sitzpolsterplatte 2 benutzt werden. Wichtig ist lediglich, dass die Sitzpolsterplatte
1 verformbar ist und die Werkstoffpaarung beider Teile 1 und 2 gleiten muss.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 1
- Sitztragplatte
- 2
- Sitzpolsterplatte
- 3
- Nutenstein
- 4
- Arretierungstaste
- 5
- Schraube
- 6
- Führungsrippe von Pos. 2
- 7
- Flexbereich von Pos. 2
- 8
- Führungsbahn von Pos. 1
- 9
- Befestigungsdom in Pos. 1 für Pos. 3
- 10
- Stützrippe
- 11
- Druckfeder für Pos. 4
- 12
- Auswölbung in Pos. 2 zur Aufnahme von Pos. 10
- 13
- Führungsnut für Pos. 3
- 14
- Aufnahmevorrichtung für Pos. 4
- 15
- Mittel zur Verbesserung der Gleiteigenschaften, beispielsweise Folie
- 16
- Niederhalter
1. Stuhl mit verstellbarer Sitztiefe, wobei der Sitz des Stuhles aus einer starren Sitztragplatte
(1) und einer verschieb- und verformbaren Sitzpolsterplatte (2), auf welcher das Sitzpolster
angeordnet ist, besteht, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzpolsterplatte (2) einen Flexbereich (7) aufweist, welcher eine Sitzmulde
bildet, dass an der Sitztragplatte (1) zwei seitliche Führungsbahnen (8) angeordnet
sind, in welchen die Sitzpolsterplatte (2) mittels an ihr angeordneter Führungsrippen
(6) verschiebbar ist und dass zwischen der Sitztragplatte (1) und der Sitzpolsterplatte
(2) ein Mittel (15) zur Verbesserung der Gleiteigenschaften angeordnet ist.
2. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Mittel (15) zur Verbesserung der Gleiteigenschaften eine Folie ist, welche mit
mindestens einem Niederhalter (16) an der Sitztragplatte (1) befestigt ist.
3. Stuhl nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Folie aus Polyethylen besteht und mit Teflon beschichtet ist.
4. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Mittel (15) eine Gleitschicht ist, welche separat auf die Sitztragplatte (1)
und/oder Sitzpolsterplatte (2) aufgebracht ist.
5. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass an der Sitzpolsterplatte (2) für jede seitliche Führungsbahn (8) der Sitztragplatte
(1) jeweils mindestens drei Führungsrippen (6) vorgesehen sind.
6. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzpolsterplatte (2) aus einem verformbaren Kunststoff besteht, welcher im Flexbereich
(7) auf Grund einer speziellen unterbrochenen Kontur besonders stark verformbar ist.
7. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzpolsterplatte (2) mit Hilfe von in Befestigungsdomen (9) der Sitztragplatte
(1) verschraubbaren Nutensteinen (3) befestigbar ist, wobei die Nutensteine (3) für
die Verschiebung der Sitzpolsterplatte (2) nach vorn bzw. hinten einen Anschlag bilden.
8. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass an der Sitztragplatte (1) eine Arretierungstaste (4) zur stufenweisen Arretierung
der Sitzpolsterplatte (2) vorgesehen ist.
9. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzpolsterplatte (2) einen maximalen Verschiebungsbereich von ca. 60 mm aufweist.