[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein thermisches Innendruck-Umformverfahren nach dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Aus der DE 195 31 035 C2 ist ein Verfahren dieser Art zur Innendruckumformung von
randseitig miteinander verschweißten Blech- und insbesondere Aluminiumplatinen bekannt,
bei dem die Blechplatinen entweder außerhalb des Formwerkzeugs oder in diesem selbst
durch Vor- oder Aufheizen der Form oder des Druckmediums auf ein erhöhtes Temperaturniveau
erwärmt und in diesem Zustand umgeformt werden, um auf diese Weise mit relativ niedrigen
Drücken hohe Umformgrade zu erzielen. Dabei ergeben sich jedoch bei Werkstoffen wie
Titan oder eben auch Aluminium, die in der Kraft- und Luftfahrzeugindustrie zunehmend
häufiger zum Einsatz kommen, höchst unerwünschte Gefügeumwandlungen mit Rekristallisations-
und Versprödungseffekten, wenn nicht auf korngrößenstabilisierte, superplastische
Sonderwerkstoffe zurückgegriffen wird, die sehr kostspielig und zumindest für eine
Serienfertigung nicht akzeptabel sind.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, das Verfahren der eingangs genannten Art so auszugestalten,
dass auch konventionelle, unter Wärmeeinwirkung rekristallisationsanfällige Werkstoffe,
wie normales Aluminium oder Titan, auf fertigungstechnisch einfache Weise ohne unerwünschte
Gefügeumwandlungen im schmelzpunktnahen Temperaturbereich zu qualitativ hochwertigen
Hohlbauteilen innendruckumformbar sind.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das im Patentanspruch 1 angegebene Verfahren
gelöst.
[0005] Erfindungsgemäß wird durch eine gegenüber den bekannten Verfahren wesentliche Verkürzung
der Erwärmungs- und Verformungsphase eine störende Gefügeumwandlung an in dieser Hinsicht
empfindlichen Materialien unterbunden und in Verbindung mit der Verwendung konventioneller,
nicht-korngrößenstabilisierter anstelle von superplastischen Werkstoffen eine erheblich
kostengünstigere Bauteilfertigung mit hohen Umformgraden sichergestellt, ohne dass
sich der schmelzpunktnahe Erwärmungszustand der Blechplatinen nachteilig auf die Materialeigenschaften
des fertigen Hohlbauteils auswirkt, mit dem weiteren, insbesondere für eine Serienfertigung
bedeutsamen Effekt, dass sich aufgrund der verkürzten Taktzeiten zugleich auch entsprechend
erhöhte Produktionsraten erzielen lassen.
[0006] Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, die Erwärmungs- und Verformungsphase
auf einen Zeitraum von etwa 5 Minuten zu begrenzen. Im Rahmen der Erfindung werden
vorzugsweise konventionelle Aluminiumbleche oder solche aus einer nicht-korngrößenstabilisierten
Aluminiumlegierung bei einem Temperaturniveau von etwa 500 °C innendruckverformt.
In weiterer, besonders bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung werden die Blechplatinen
nach dem Einlegen in das Formwerkzeug auf dem Wege über eine in dieses integrierte
Heizeinrichtung erwärmt, wodurch einerseits Zeitverluste, die beim Aufheizen der Platinen
außerhalb des Formwerkzeugs entstehen, vermieden werden und andererseits - anders
als beim Erwärmen der Blechplatinen mit Hilfe eines erhitzten Druckmediums - eine
exakte, zeitlich getrennte Steuerung von Aufheizund Verformungsvorgang ermöglicht
wird.
[0007] Die Innendruckverformung erfolgt zweckmäßigerweise mit Hilfe eines gasförmigen Druckmediums,
im einfachsten Fall Luft, unter einem Druck von normalerweise 20 bis 40 bar bis hin
zu Druckwerten von ca. 250 bar, falls z. B. scharfkantige Eckbereiche an den Hohlbauteilen
ausgeformt werden sollen. Um sicherzustellen, dass die Blechplatinen unter der Wärmeeinwirkung
nicht an ihren an die Schweißnaht angrenzenden Kontaktflächen zusammenschmelzen, werden
diese zweckmäßigerweise mit einem Trennmittel partiell vorbeschichtet. Die konstruktive
Steifigkeit der Hohlbauteile schließlich lässt sich dadurch auf fertigungstechnisch
einfache Weise erhöhen, dass zwischen den äußeren Blechplatinen zumindest eine werkstoffgleiche
Innenplatine angeordnet und randseitig mit diesen verschweißt wird, welche sich beim
Aufweiten der Außenplatinen zu einem den Hohlkörper durchsetzenden Versteifungsblech
verformt.
[0008] Die Erfindung wird nunmehr anhand zweier Ausführungsbeispiele in Verbindung mit den
Zeichnungen näher erläutert. Diese zeigen in stark schematisierter Darstellung in
- Fig. 1a, b
- zwei aufeinanderfolgende Fertigungsstufen eines Hohlbauteils a.) nach dem Einlegen
der Blechplatinen in das Formwerkzeug und b.) nach Beendigung des Umformprozesses;
und
- Fig. 2a, b, c
- den Fertigungsablauf für ein modifiziertes, innenblechversteiftes Hohlbauteil a.)
vor Beginn, b.) in einer Zwischenstufe und c.) nach Beendigung des Umformvorgangs.
[0009] Bei dem anhand der Fig. 1 erläuterten Umformverfahren zur Herstellung eines im Querschnitt
geschlossenen Hohlbauteils 1 werden zunächst zwei Blechplatinen 2, 3 mit einer Wandstärke
von jeweils einigen mm aus konventionellem, nicht-korngrößenstabilisierten Aluminium
oder einer ebensolchen Aluminiumlegierung, welche an ihren Kontaktflächen - mit Ausnahme
eines schmalen Randstreifens - mit einer siliziumnitridhaltigen, gestrichelt dargestellten
Trennmittelschicht 4 belegt sind, unter Zwischenschaltung einer Drucklanze 5 in ein
insgesamt mit 6 bezeichnetes Formwerkzeug eingelegt. Dieses besteht aus einem mit
einer der Außenkontur des Hohlbauteils 1 entsprechenden Formkavität 7 versehenen Werkzeugober-
und -unterteil 8, 9, welche auf der Außenseite jeweils von einer Wärmeisolationsschicht
10 umschlossen sind und durch eine Heizeinrichtung 11 kontinuierlich auf einem nahe
dem Schmelzpunkt der Blechplatinen 2, 3 liegenden Temperaturniveau von etwa 500 °C
gehalten werden. Zur Überwachung des Temperaturniveaus sind im Bereich der Formkavität
7 und im Randbereich der Blechplatinen 2, 3 jeweils Temperatursensoren 12 angeordnet.
[0010] Nach dem Einlegen der Blechplatinen 2, 3 werden die Werkzeugteile 8, 9 zusammengefahren
und die Blechplatinen 2, 3 unter der Druckwirkung der Werkzeugteile 8, 9 und der gleichzeitigen,
schmelzpunktnahen Erwärmung an ihren trennmittelfreien Randzonen miteinander preßverschweißt,
während eine Schmelzbindung an den übrigen Kontaktflächen infolge der Trennmittelbeschichtung
4 unterbunden wird.
[0011] Anschließend werden die Blechplatinen 2, 3 über die Drucklanze 5 mit einem Druckmedium,
z. B. Druckluft, innendruckbeaufschlagt und dadurch bis zur Anlage an der Formkavität
7 des Formwerkzeugs 6 aufgeweitet, so dass der in Fig. 1b gezeigte Hohlkörper 1 entsteht.
Das Druckniveau des Druckmediums liegt dabei normalerweise zwischen 20 und 40 bar,
kann jedoch je nach Verformungsgrad und Querschnittsgeometrie des Hohlbauteils 1 bis
zu 250 bar angehoben werden.
[0012] Nach Beendigung des Umformvorgangs wird das Formwerkzeug 6 geöffnet und der Hohlkörper
1 entnommen, woraufhin die Drucklanze 5 abgetrennt, die entstehende Hohlkörperöffnung
verschlossen und ein neuer Fertigungszyklus begonnen werden kann. Wesentlich ist,
dass die Zeitspanne zwischen dem Aufheizen der Blechplatinen 2, 3 und der Entnahme
des Hohlkörpers 1 so kurz bemessen wird, dass eine Gefügeumwandlung der Blechplatinen
2, 3 unterbleibt. Diese Zeitspanne liegt bei konventionellen, nicht-korngrößenstabilisierten
Aluminiumplatinen in der Größenordnung von wenigen, nämlich etwa 5 Minuten.
[0013] Die Ausführungsform nach Fig. 2, wo die dem ersten Ausführungsbeispiel entsprechenden
Komponenten durch ein um 100 erhöhtes Bezugszeichen gekennzeichnet sind, unterscheidet
sich von diesem in erster Linie durch einen anders aufgebauten Platinenverbund, welcher
hier aus z. B. durch Laserstrahlnähte 13, 14 randseitig miteinander vorverschweißten
Außen- und kleineren, von Durchlassöffnungen 15 durchsetzten Innenplatinen 102, 103
bzw. 16, 17 wiederum aus konventionellem, nicht-korngrößenstabilisierten Aluminium
oder einer gleichartigen Aluminiumlegierung besteht. Aus Fig. 2b ist ersichtlich,
wie die Außenplatinen 102, 103 unter der Innendruckwirkung und der gleichzeitigen,
schmelzpunktnahen Erwärmung ballonartig aufgeweitet und zugleich die Innenplatinen
16, 17 gestreckt werden, bis am Ende des thermischen Umformprozesses (Fig. 2c) ein
im Querschnitt geschlossenes Hohlbauteil 101 mit scharfkantigen Eckbereichen und durch
die Innenplatinen 16, 17 gebildeten, parallel zur Verbindungsnaht 13 der Außenplatinen
102, 103 verlaufenden Versteifungsblechen entsteht. Aufgrund der rechteckförmigen
Querschnittsgeometrie des Hohlbauteils 101 muss in diesem Fall mit wesentlich höheren
Innendrücken in der Größenordnung von 200 bar gearbeitet werden. Im Übrigen ist die
Verfahrensweise sowohl hinsichtlich der formwerkzeugseitigen Aufheizung als auch hinsichtlich
der auf wenige Minuten begrenzten Zeitspanne zwischen dem Einlegen des Platinenverbunds
und dem Entformen des Hohlbauteils 101 die gleiche wie bei dem ersten Ausführungsbeispiel.
1. Thermisches Innendruck-Umformverfahren, bei dem randseitig miteinander verschweißte
Metallplatinen in ein Formwerkzeug eingelegt, bis nahe der Schmelztemperatur der Metallplatinen
erwärmt und im erwärmten Zustand durch Einleiten eines Druckmediums zwischen die Platinen
bis zur Anlage an der Formkavität des Formwerkzeugs zu einem Hohlkörper aufgeweitet
und anschließend aus dem Formwerkzeug entformt werden,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Metallplatinen aus einem nicht korngrößenstabilisierten Werkstoff bestehen und
- für die Erwärmungs- und Innendruckverformungsphase der Metallplatinen eine kurze,
unterhalb der Gefügeumwandlungszeit des nicht korngrößenstabilisierten Werkstoffs
bei Erwärmungstemperatur liegende Zeitspanne von wenigen Minuten eingehalten wird.
2. Umformverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Erwärmungs- und Innendruckverformungsphase innerhalb einer Zeitspanne von etwa
5 Minuten gehalten wird.
3. Umformverfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die nicht-korngrößenstabilisierten Metallplatinen aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung
bestehen und auf eine Temperatur von etwa 500 °C erwärmt werden.
4. Umformverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Metallplatinen nach dem Einlegen in das Formwerkzeug auf dem Wege über eine in
dieses integrierte Heizeinrichtung erwärmt werden.
5. Umformverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Metallplatinen mit einem Innendruck von maximal 250 bar druckgasverformt werden.
6. Umformverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Metallplatinen an ihren an die Schweißnaht angrenzenden Kontaktflächen mit einem
Trennmittel beschichtet werden.
7. Umformverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
zwischen die äußeren Metallplatinen zumindest eine weitere, randseitig mit den Außenplatinen
verschweißte und nach dem Aufweiten der Außenplatinen ein den Hohlkörper durchsetzendes
Innenblech bildende Metallplatine eingesetzt wird.