Inhalt der Erfindung
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine bewegliche Rührvorrichtung die unter anderem
in abgedeckten Biogasanlagen eingesetzt wird zur Homogenisierung der Sinkschichten
von Gülle, Jauche Klärschlamm oder sonstigen, mit Festkörpern versetzten, Flüssigkeiten.
Problemdarstellung und Stand der Technik
[0002] In Gegenden wo intensive Landwirtschaft betrieben wird fallen immer größere Güllemengen
an, die wegen der immer strenger werdenden Umweltauflagen und den Grundwasserschutzgesetzen
kaum noch im Freiland verteilt werden können.
[0003] So sind in den letzten Jahren sehr viele Fermentieranlagen, auch Biogasanlagen genannt,
entstanden die meistens aus großen Behältern wie Silos, Tanks oder sonstigen Sammelbecken
bestehen in denen Flüssigmistarten wie Gülle, Jauche, Klärschlamm oder sonstige mit
Festkörpern versetzte Flüssigkeiten permanent homogenisiert werden.
[0004] Das Ziel dieses ständigen Mischens ist eine Prozessoptimierung durch Vermeidung von
Sinkschichtbildung und torfartiger Schwimmschichten die einen negativen Einfluß auf
das Fermentierverhalten und somit auf die Biogasausbeute haben.
[0005] Biogas besteht hauptsächlich aus Methan und Wasserstoffsulfid. Beide Gase sind brennbar
und können zur Energieversorgung genutzt werden. Um eine solche Nutzung zu ermöglichen
werden die Großbehälter mit Abdichtungsfolien, auch Fermentierdecken genannt, überdeckt
wodurch das entstandene Biogas über Rohre in ein Blockheizkraftwerk abgeleitet wird.
Hier entsteht Strom und Abwärme die zum aufheizen der Biogasanlage verwendet wird.
Man geht im allgemeinen davon aus daß bei Fermentiertemperaturen von 38°C ein optimaler
Wirkungsgrad erreicht wird.
[0006] Die Abdichtungsfolien oder Fermentierdecken machen die Biogasanlagen von oben unzugänglich,
diese müssen daher auf irgend eine andere Weise regelmäßig homogenisiert werden.
[0007] Verschiedene Systeme werden derzeit angeboten um die Homogenisierung zu gewährleisten.
Dazu gehören starre, schräg eingebaute Rührwerke welche von einem aussenliegenden
Motor angetrieben werden. Ebenfalls werden herkömmliche Tauchrührwerke benutzt, bei
denen die Antriebseinheit, der Rührflügel und der Höhenregulierbare Tragrahmen sich
innerhalb des Fermentierbeckens befinden.
[0008] Der Nachteil dieser unbeweglichen Anlagen besteht jedoch darin daß die Mixer am Siloboden
befestigt sind und daß durch die feste Position dieser Mixer immer die gleichen Strömungslinien
entstehen wodurch, an weniger intensiv durchströmten Stellen, Ablagerungen entstehen
können. Außerdem erlaubt die Temperatur in den Fermentern (38°) nur eine unzureichende
Motorkühlung der Tauchmotoren, was zu einem Überheizen und gegebenenfalls zum Verbrennen
des Motors führen kann.
[0009] Weiterhin muß zur Instandhaltung oder zum Wechsel des Mixers die Anlage völlig stillgelegt
und geleert werden. Das Abmontieren oder das Auswechseln des Mixers ist dadurch mit
einem großem Aufwand und einem Gasproduktionsausfall bis zu mehreren Wochen verbunden.
Ziel der Erfindung
[0010] Die Erfindung stellt sich damit die Aufgabe, eine Vorrichtung zur Verfügung zu stellen
die durch ihre Beweglichkeit es nicht nur erlaubt Biogasanlagen oder Kläranlagen permanent
an verschiedenen stellen zu vermischen sondern auch die Möglichkeit bietet eine Instandhaltung
oder ein Auswechseln der Rührvorrichtung oder eines Teils davon durchzuführen ohne
die Anlage komplett entleeren und stillegen zu müssen.
Zusammenfassung der Erfindung
[0011] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Homogenisieren von Gülle,
Jauche, Klärschlamm oder sonstigen mit Festkörpern versetzten Flüssigkeiten, auch
Rührvorrichtung genannt, bestehend aus einem an der Außenwand (4) des Sammelbeckens
oder Fermentierbeckens (21) angeordneten Rührvorrichtung umfassend einen einbetonierten
Edelstahlrahmen (3), einen aufschraubbaren Einsatzrahmen (5) mit Naturgummi-Dichtungsmembrane
(17) und Edelstahlflansch (18), einen Trägerarm (1) mit einem Rührflügel (19) der
eine mit dem Getriebemotor (12) verbundene Antriebswellenführung (10) und eine Kupplung(11)
umfaßt, dadurch gekennzeichnet, daß die Rührvorrichtung durch hydraulische oder elektromechanische
Zylinder (20,14) horizontal und/oder vertikal bewegt werden kann, daß sie mit einer
mehrschichtigen, aus gleich oder unterschiedlich großen Lamellen bestehenden Manschettendichtung
(2) ausgestattet ist und daß sie dadurch ein abgedichtetes Seitenfenster zu einer
Fermentieranlage (21) bildet wobei sich alle Antriebsteile der genannten Vorrichtung
außerhalb des Fermentierbeckens befinden.
[0012] Die erfindungsgemäße Rührvorrichtung ist weiterhin dadurch gekennzeichnet daß sie
an einen programmierbaren Steuerautomaten angeschlossen werden kann und sich nach
einer vorprogrammierten Bewegungssequenz innerhalb einer Fermentieranlage oder eines
Sammelbeckens (21) autonom bewegen kann was die Anwesenheit des Betreibers überflüssig
macht.
[0013] Ein weiteres Kennzeichen der Erfindung liegt darin daß sich die Rührvorrichtung bei
kleineren Fermentieranlagen oder Sammelbecken (21) per Hand an verschiedenen Stellen
positionieren läßt.
[0014] Gemäß einer vorteilhaften Ausführung dieser Erfindung umfaßt die Rührvorrichtung
eine Höhenregulierung die den Bewegungsfreiraum der genannten Rührvorrichtung nach
oben durch verstellbare Endschalter (7) eingeschränkt. Dadurch kann vermieden werden
das der Rührflügel nach oben auftaucht oder zu tief absinkt.
[0015] Gemäß einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird eine Rührvorrichtung
zur Homogenisierung von Gülle, Jauche, Klärschlamm oder sonstigen mit Festkörpern
versetzten Flüssigkeiten offenbart die dadurch gekennzeichnet ist, daß die genannte
Vorrichtung in, mit Abdichtungsfolien abgedeckten, Fermentieranlagen so zum Einsatz
kommt, daß die Fermentierdecken oder Abdichtungsfolien in den genannten Anlagen während
des Rührvorgangs beibehalten werden können und daß die genannte Vorrichtung ganz oder
teilweise ausgewechselt werden kann durch eine Absenkung des Flüssigkeitsstands in
der Fermentieranlage (21) unter die Ebene des einbetonierten Edelstahlrahmens (5)
wobei gleichzeitig die Fermentieranlage (21) weiter betrieben werden kann.
Kurze Beschreibung der Abbildungen
[0016] Die bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist in den Abbildungen dargestellt und
in der nachfolgenden Beschreibung unter Angabe weiterer Vorteile und Einzelheiten
näher erläutert.
[0017] Abbildung 1 zeigt eine schematische Draufsicht der erfindungsgemäßen Rührvorrichtung
in einem Sammelbecken die seitlich durch ein abgedichtetes Zugangsfenster in die Fermentieranlage
eingeführt wurde.
[0018] Abbildung 2 zeigt eine detaillierte Draufsicht der erfindungsgemäßen Rührvorrichtung
mit seiner Positioniervorrichtung.
[0019] Abbildung 3 zeigt eine detaillierte Seitenansicht der erfindungsgemäßen Rührvorrichtung
mit seiner Positioniervorrichtung.
[0020] Abbildung 4 zeigt eine detaillierte Perspektive der erfindungsgemäßen Rührvorrichtung
so wie sie in die Seitenwand der Fermentieranlage eingesetzt wird.
Detaillierte Beschreibung der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
[0021] Die vorliegende Erfindung stellt eine Rührvorrichtung zur Verfügung die seitlich
durch ein Zugangsfenster in ein Sammelbecken eingeführt wird (Abbildung 3 und 4).
Dabei kann ein beweglicher Trägerarm 1, bestehend aus einem Edelstahlrohr, mit einem
Rührflügel 19, in alle Richtungen bewegt werden wodurch die Ansammlung von torfartigen
Schwimmschichten dadurch vermieden werden kann daß der Mischer regelmäßig neu positioniert
wird.
[0022] Nach oben und nach unten ist die Bewegungsfreiheit durch Endschalter eingeschränkt
um ein auftauchen oder ein zu tiefes absinken des Rührflügels zu vermeiden.
[0023] An dieser Stelle muß noch erwähnt werden daß Korrosionsschutz zumindest bei allen
Elementen die direkt mit Gülle, Jauche oder Klärschlamm in Kontakt kommen eine große
Rolle spielt. Daher sollten alle diese Elemente aus korrosionsbeständigen Materialien
hergestellt werden. Der Erfinder empfiehlt hier Edelstahl.
[0024] Der Positionswechsel der Rührvorrichtung erfolgt, je nach Länge des Tragarms 1, hydraulisch,
elektromechanisch, oder per Hand, da der Hebeleffekt bis in das Beckeninnere bei entsprechender
Tragarmlänge in großen Anlagen sehr groß sein kann.
[0025] Die Wandabdichtung 5, sowie die mehrschichtige Lamellendichtung aus Gummi 2 als auch
die Naturgummi Dichtungsmembrane 17 gehören bei dieser Vorrichtung zu den ausschlaggebenden
Elementen. Es galt gleichzeitig so widersprüchliche Eigenschaften wie eine optimale
Abdichtung und eine größtmögliche Bewegungsfreiheit der Rührvorrichtung auf einen
Nenner zu bringen.
[0026] Zu diesem Zweck wurde eine mehrschichtige, aus verschieden großen Lamellen bestehende
Manschettenabdichtung 2 entwickelt die ausreichend flexibel ist um den Trägerarm 1
des Rührflügels 19 weiträumig in alle Richtungen bewegen zu können und gleichzeitig
eine optimale Abdichtung zum Fermentierbecken zu gewährleisten.
[0027] Beim Einbau der beweglichen Rührvorrichtung in die Silowand wird ein Edelstahlrahmen
3 einbetoniert worauf ein abschraubbarer Einsatzrahmen 5 gesetzt wird. Dieser kann
zur Instandhaltung oder zum Austausch der Anlage leicht abgeschraubt werden. Dazu
wird der Flüssigkeitsstand bis unter die Ebene des eingesetzten Rahmens 5 abgelassen.
[0028] Die Anlage wird vollkommen autonom von außen hydraulisch, elektromechanisch oder
per Hand angesteuert und kann an einen Programmautomaten angeschlossen werden der
vorprogrammierte Sequenzen abfährt.
[0029] Diese Bewegungen können horizontal und/oder vertikal ablaufen. Sie werden bei größeren
Mixern ausschließlich über Elektromechanische oder hydraulische Zylinder 14 und 20
gesteuert.
[0030] Bei den horizontalen Schwenkbewegungen gleitet dabei die Tragarmhalterung der Rührvorrichtung
über die untere Führungsplatte 15 wobei die Kegelrollen-gelagerten Achsen 16 zum Einsatz
kommen.
[0031] Bei den vertikalen Schwenkbewegungen kommen die Kegelrollen-gelagerten Achsen 6 zum
Einsatz. Die senkrechte Bewegung ist mit Endschaltern 7 ausgestattet um die Überbeanspruchung
der Manchettendichtung zu vermeiden.
[0032] Die Endschalter 7 werden durch eine Bestätigungsstange 9 aktiviert.
[0033] Der Rührflügel wird über eine gelagerte Antriebswellenführung 10 und über eine Kupplung
11 von einem Elektromotor 12 mit Reduziergetriebe (oder durch ein Keilriemensystem)
angetrieben und die ganze Anlage wird durch seitlich verschraubte Halterungsbleche
8 zusammengehalten.
Bezugszeichenliste
[0034]
- 1
- Trägerarm aus Edelstahlrohr
- 2
- Mehrschichtige aus unterschiedlich großen Lamellen bestehende Manchettendichtung
- 3
- Einbetonierter Edelstahlrahmen
- 4
- Güllesilo oder Sammelbecken - Außenwand
- 5
- Aufschraubbarer Edelstahl Einsatzrahmen
- 6
- Achsgelenk zur vertikalen Schwenkbewegung (Kegelrollenlager)
- 7
- Endschalter zur Höhenregulierung
- 8
- Seitliche Halterungsbleche
- 9
- Betätigungsstange für Endschalter
- 10
- Antriebswellenführung
- 11
- Kupplung
- 12
- Getriebemotor
- 13
- Achsgelenk für Elektromechanischen oder hydraulische Zylinder
- 14
- Elektromechanischer oder hydraulischer Zylinder
- 15
- Untere Führungsplatte
- 16
- Achsgelenke zur horizontalen Schwenkbewegung (Kegelrollenlager)
- 17
- Naturgummi- Dichtungsmembrane
- 18
- Edelstahlflansch zum verschrauben der Dichtungen
- 19
- Edelstahl- Rührflügel
- 20
- Elektromechanischer oder hydraulischer Zylinder für horizontale Bewegung
- 21
- Fermentierbecken/Biogasanlage/Sammelbecken
1. Vorrichtung zum Homogenisieren von Gülle, Jauche, Klärschlamm oder sonstigen mit Festkörpern
versetzten Flüssigkeiten, auch Rührvorrichtung genannt, bestehend aus einem an der
Außenwand (4) des Sammelbeckens oder Fermentierbeckens (21) angeordneten Rührvorrichtung
umfassend einen einbetonierten Edelstahlrahmen (3), einen aufschraubbaren Einsatzrahmen
(5) mit Naturgummi-Dichtungsmembrane (17) und Edelstahlflansch (18), einen Trägerarm
(1) mit einem Rührflügel (19) der eine mit dem Getriebemotor (12) verbundene Antriebswellenführung
(10) und eine Kupplung(11) umfaßt, dadurch gekennzeichnet, daß die Rührvorrichtung durch hydraulische oder elektromechanische Zylinder (20,14) horizontal
und/oder vertikal bewegt werden kann, daß sie mit einer mehrschichtigen, aus gleich
oder unterschiedlich großen Lamellen bestehenden Manschettendichtung (2) ausgestattet
ist, daß sie dadurch ein abgedichtetes Seitenfenster zu einer Fermentieranlage (21)
bildet wobei sich alle Antriebsteile der genannten Vorrichtung außerhalb des Fermentierbeckens
befinden.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie an einen programmierbaren Steuerautomaten angeschlossen werden kann und sich
nach einer vorprogrammierten Bewegungssequenz innerhalb einer Fermentieranlage oder
eines Sammelbeckens (21) autonom bewegen kann.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie sich bei kleineren Fermentieranlagen oder Sammelbecken (21) per Hand an verschiedenen
Stellen positionieren läßt.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie eine Höhenregulierung umfaßt die den Bewegungsfreiraum der genannten Rührvorrichtung
nach oben durch verstellbare Endschalter (7) eingeschränkt.
5. Verwendung einer beweglichen Rührvorrichtung gemäß irgendeinem der vorhergehenden
Ansprüche zur Homogenisierung von Gülle, Jauche, Klärschlamm oder sonstigen mit Festkörpern
versetzten Flüssigkeiten, dadurch gekennzeichnet, daß die genannte Vorrichtung in , mit Abdichtungsfolien abgedeckten, Fermentieranlagen
so zum Einsatz kommt, daß die Fermentierdecken oder Abdichtungsfolien in den genannten
Anlagen während Wartungsarbeiten, Reparaturen oder ein Ersetzen der Maschine beibehalten
werden können.
6. Verwendung einer beweglichen Rührvorrichtung gemäß irgendeinem der vorhergehenden
Ansprüche zur Homogenisierung von Gülle, Jauche, Klärschlamm oder sonstigen mit Festkörpern
versetzten Flüssigkeiten, dadurch gekennzeichnet, daß die genannte Vorrichtung ausgewechselt werden kann durch eine Absenkung des Flüssigkeitsstands
in der Fermentieranlage (21) bis unter die Ebene des einbetonierten Edelstahlrahmens
(5).
7. Verwendung einer beweglichen Rührvorrichtung gemäß irgendeinem der vorhergehenden
Ansprüche zur Homogenisierung von Gülle, Jauche, Klärschlamm oder sonstigen mit Festkörpern
versetzten Flüssigkeiten, dadurch gekennzeichnet, daß die genannte Vorrichtung ausgewechselt werden kann und gleichzeitig die Fermentieranlage
(21) weiter betrieben werden kann.