[0001] Die Erfindung betrifft eine Laborzentrifuge der im Oberbegriff des Anspruch 1 genannten
Art.
[0002] Eine gattungsgemäße Laborzentrifuge ist in US A 3,804,324 beschrieben. Bei Zentrifugen
dieser Art sind radial außen an einem Rotor mehrere Gondeln um tangential angeordnete
Achsen schwenkbar gelagert und zwar mit ihrem Schwerpunkt außerhalb der Achsen.
[0003] Bei Stillstand des Rotors hängen die Gondeln abwärts und können mit Probeflüssigkeit,
üblicherweise in Zentrifugiergefäßen, beladen werden, z. B. mit mehreren Gefäßen pro
Gondel in dazu vorgesehenen Aufnahmen. Bei höherer Drehzahl schwenken die Gondeln
auswärts. Der Vorteil dieser Konstruktion besteht darin, daß der Flüssigkeitsspiegel
in den Gefäßen in Bezug auf diese konstant bleibt.
[0004] Nachteilig bei der gattungsgemäßen Konstruktionsweise ist die getrennte Einzelausbildung
der Gondeln, die bei schnellem Umlauf eine starke Luftverwirbelung und dadurch sehr
starke, störende Geräusche erzeugt.
[0005] Die erwähnte bekannte Konstruktion besitzt daher eine Einrichtung zur Reduzierung
des von den Gondeln erzeugten Geräusches in Form eines geschlossenen schallschluckenden
Gehäuses. Dieses hat aber den Nachteil, daß von den Gondeln durch Luftverwirbelung
erzeugte Wärme im Gehäuse eingeschlossen bleibt und zu unerwünschter Aufheizung der
Probeflüssigkeit führt. Um dieses zu verhindern, wird üblicherweise eine Kühlung vorgesehen,
die die Kosten stark erhöht.
[0006] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine gattungsgemäße Laborzentrifuge
in einfacher Bauart mit geringerem Geräuschpegel auszubilden.
[0007] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst.
[0008] Erfindungsgemäß sind an der Oberfläche jeder Gondel Turbulenzerzeuger angeordnet,
die die vorbeiströmende Luft, die zuvor noch laminar der Oberfläche der Gondel anliegt,
derart stört, daß in Strömungsrichtung hinter dem Turbulenzerzeuger eine turbulente
Strömung vorliegt. Diese führt zu einer deutlichen Reduzierung des Querschnittes des
der Gondel folgenden verwirbelten Totwassergebietes. Es ergibt sich dadurch und durch
eine geringere Störung durch den nachfolgenden Rotor ein deutlich verringerter Geräuschpegel.
[0009] Die Erfindung geht also erstmals von dem Ansatz aus, bei Laborzentrifugen nicht die
erzeugten Geräusche anschließend zu dämpfen, sondern sie bereits bei der Entstehung
zu reduzieren und nutzt dabei bisher unbeachtete, sehr alte aerodynamische Erkenntnisse,
wie sie in "Grenzschicht-Theorie" von Dr. Hermann Schlichting, Verlag G. Braun, Karlsruhe,
5. Auflage Seite 39 beschrieben sind.
[0010] In Versuchen haben sich Geräuschreduzierungen bis 6dB ergeben.
[0011] Turbulenzerzeuger können an der Gondel, in der Richtung der Luftströmung gesehen
relativ weit vorn und auch relativ weit hinten angeordnet sein. Sie müssen dann jedoch
groß ausgebildet sein, um ausreichend störend zu wirken. Vorteilhaft sind daher die
Merkmale des Anspruches 2 vorgesehen. An der Stelle größten Durchmessers der Gondel
liegt hohe laminare Strömungsgeschwindigkeit vor. Auch sehr kleine Turbulenzerzeuger
können hier ausreichende Wirkung haben.
[0012] Einzelne engräumige Turbulenzerzeuger können bereits ausreichend Lärm mindernden
Effekt haben. Vorteilhaft sind die Turbulenzerzeuger jedoch zu mehreren oder langgestreckt
vorgesehen. Dann sind vorteilhaft die Merkmale des Anspruches 3 vorgesehen. Auf diese
Weise liegt die linienförmig erstreckte Turbulenzerzeugeranordnung in Gebieten annähernd
gleicher Strömungsgeschwindigkeit und weist somit einen über die Länge konstanten
Effekt auf.
[0013] Turbulenzerzeuger können als Vertiefungen in der Oberfläche der Gondel z. B: als
Löcher oder langgestreckte Nut ausgebildet sein. Vorteilhaft, weil mit wesentlich
größerer Wirkung, ist der Turbulenzerzeuger jedoch gemäß Anspruch 4 als Erhöhung ausgebildet.
[0014] Ein über die Oberfläche erhöhter Turbulenzerzeuger kann z. B. als aufragender Stift
oder eine Ansammlung aufragender Stifte ausgebildet sein oder auch z. B. als aufgeklebter
Streifen rauhen Sandpapiers. Ein z. B. aufgelöteter Draht oder eine aufragend ausgestaltete
Sicke oder dergleichen können hervorragende Wirkung aufweisen. Herstellungstechnisch
einfach ist die Ausbildung gemäß Anspruch 5, bei der aus einem zylinderförmigen Rohling
durch Ausfräsungen die gewünschte Form erreichbar ist.
[0015] In den Zeichnungen ist die Erfindung beispielsweise und schematisch dargestellt,
es zeigen:
- Figur 1
- Eine Seitenansicht des Schwingrotors einer Zentrifuge mit zwei Schwinggondeln,
- Figur 2
- im Schnitt nach Linie 2-2 in Figur 1 den Querschnitt einer Gondel,
- Figur 3
- in Darstellung entsprechend Figur 2 eine Gondel anderen Querschnittes,
- Figur 4
- stark schematisiert das Strömungsbild um die Gondel gemäß Figur 2 ohne Turbulenzerzeuger,
- Figur 5
- in Darstellung gemäß Figur 4 die Anströmung mit Turbulenzerzeugern und
- Figur 6
- im Schnitt entsprechend Figur 2 eine Gondel in einer weiteren Ausführungsvariante.
[0016] Figur 1 zeigt in Seitenansicht den Rotor 1 einer Zentrifuge, deren übrige Teile zur
zeichnerischen Vereinfachung nicht dargestellt sind. Der Rotor 1 weist eine senkrecht
stehende Welle 2 auf mit radial stehenden Armen 3, im Ausführungsbeispiel zwei sich
gegenüberstehende Arme, an denen um tangential stehende Achsen 4 schwenkbar je eine
Gondel 5 angelenkt ist.
[0017] Die Gondeln 5 weisen Schwerpunkte außerhalb der Achsen 4 auf. Bei Stillstand des
Rotors 1 hängen Sie nach unten. Mit steigender Drehzahl schwingen sie in Richtung
des Pfeiles 6 aus.
[0018] Die Figuren 2 und 3 zeigen im Schnitt nach Linie 2-2 in Figur 1 zwei unterschiedliche
Querschnittsformen. Die Gondel 5 in Figur 2 weist runden Querschnitt und die Gondel
5' in Figur 3 rechteckigen Querschnitt auf. Es ist dargestellt, daß die Gondeln jeweils
mehrere Aufnahmen 7 aufweisen zur Aufnahme von passend einsetzbaren Zentrifugiergefäßen
mit zu zentrifugierender Probeflüssigkeit.
[0019] In den Figuren 2 und 3 ist jeweils mit Pfeil 8 die Richtung dargestellt in der bei
Umlauf des Rotors 1 um die Welle 2 die Gondeln mit Luft angeströmt werden. In Bezug
auf diese Luftanströmungsrichtung weisen die Gondeln im Bereich ihres größten Querschnittes
auf ihrer Oberfläche in Richtung quer zur Richtung des Pfeiles 8, also quer zur Luftanströmungsrichtung
erstreckte, als Turbulenzerzeuger dienende Drähte 9 auf, die z. B. durch Verlötung
befestigt sind.
[0020] In den Figuren 4 und 5 ist der durch die Drähte 9 erzeugte aerodynamische Effekt
dargestellt, wie er sich bei geeigneter Reynoldzahl ergibt. Figur 4 zeigt die Luftanströmung
um die Gondel 5 ohne Drähte. Figur 5 zeigt die Strömungsverhältnisse mit Drähten 9.
[0021] Gemäß Figur 4 wird die Gondel 5 bis zu ihrem Bereich größten Querschnittes und noch
ein gutes Stück darüber hinaus mit laminar anliegender Luftströmung umströmt. In dem
auf den größten Querschnitt folgenden Bereich der Gondel, in der ihr Querschnitt abnimmt,
in Strömungsrichtung also auf der Rückseite der Gondel 5, reißt die Strömung ab und
bildet die dargestellte, das Totwassergebiet bildende Wirbelstraße 10, deren Querschnitt
etwa dem max. Querschnitt der Gondel 5 entspricht. Die Wirbel in der Wirbelstraße
10 erzeugen erhebliche Geräusche, insbesondere auch durch Störungen mit den nachfolgenden
Rotoren, die in Figur 4 nicht dargestellt sind.
[0022] Wie Figur 5 zeigt, wirken die Drähte 9 als Turbulenzerzeuger, die zu turbulenter
Strömung hinter den Drähten 9 führen. Es bildet sich sofort anschließend an die Drähte
9 eine der Gondel 5 anliegende turbulente Wirbelschicht aus. Diese hat gegenüber einer
laminaren Umströmung den Vorteil, daß sie weiter der Oberfläche der Gondel 5 folgt.
Die sich ergebende Wirbelstraße 10' hat somit einen geringeren Querschnitt als im
Falle der Figur 4. Die sich ergebenen Geräusche sind wesentlich vermindert. Bei Versuchen
mit Gondeln, die der Darstellung der Figur 5 entsprechen, ließen sich Geräuschverringerungen
von mehr als 6dB erzielen.
[0023] Im dargestellten Ausführungsbeispiel sind die Turbulenzerzeuger durch aufgesetzte
Drähte 9 erzeugt. Es können anstelle der Drähte 9 auch andere Turbulenzerzeuger auf
der Oberfläche der Gondeln angeordnet sein, wie z. B. nach außen ragende Sicken. Auch
in die Oberfläche der Gondeln eingebrachte Nuten können einen entsprechenden Effekt
haben.
[0024] Anstelle der in den Figuren dargestellten linienförmig erstreckten Turbulenzerzeuger
in Form der Drähte 9 oder entsprechend langgestreckter Nuten, können auch punktförmige
einzelne Turbulenzerzeuger z. B. in Form aufragender Stifte oder in Form von Löchern
vorgesehen sein. Diese können z. B. in hintereinander gestaffelter Anordnung vorgesehen
sein und zwar am besten in einer linienförmigen Anordnung entlang des Bereiches größten
Durchmessers der Gondel 5, quer zu Strömungsrichtung.
[0025] Die im Ausführungsbeispiel durch die Drähte 9 erzeugten Störkanten sitzen am besten
im Bereich des größten Querschnittes. Da dieser sich im Falle der Gondel 5' (Figur
3) über eine größere Länge erstreckt, könnten in diesem Falle die Störkanten, wie
in Figur 3 dargestellt in der Mitte der Länge der Gondel 5' oder auch im Bereich deren
vorderer oder hinterer Ecken liegen, wie in Figur 3 gestrichelt angedeutet.
[0026] Turbulenzerzeuger können jedoch beispielsweise bei der Gondel 5 gemäß Figur 2 auch
sehr viel weiter vorn, also zum Pfeil 8 hin gelegen angeordnet sein. Sie müßten dann
allerdings größer sein, um entsprechenden Effekt zu haben.
[0027] Figur 6 zeigt zur Ausführungsform der Figur 2 eine Ausführungsvariante, bei der die
Turbulenzerzeuger als Steg 9' ausgebildet sind, die durch beiderseitige Ausfräsungen
12 aus einer zylindrischen Grundform (gestrichelt) hergestellt sind. Diese Ausführung
ist einstückig mit herkömmlichen Werkzeugmaschinen herstellbar.
1. Laborzentrifuge mit wenigstens einer ausschwenkbar an einem drehangetriebenen Rotor
(1) gelagerten, Probeflüssigkeit aufnehmenden Gondel (5, 5', 5") und mit einer Einrichtung
(9, 9') zur Reduzierung des von der Gondel erzeugten Geräusches, dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung aus wenigstens einem an der Außenoberfläche der Gondel (5, 5') angeordneten
Turbulenzerzeuger (9, 9') besteht.
2. Laborzentrifuge nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Turbulenzerzeuger (9, 9') im Bereich des quer zur Richtung (8) der Luftströmung
größten Durchmessers der Gondel (5, 5') angeordnet ist.
3. Laborzentrifuge nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Tubulenzerzeuger (9, 9') oder eine Anordnung mehrerer Turbulenzerzeuger linienförmig
quer zur Strömungsrichtung erstreckt ausgebildet ist.
4. Laborzentrifuge nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Turbulenzerzeuger (9, 9') über die Oberfläche der Gondel (5, 5') aufragend ausgebildet
ist.
5. Laborzentrifuge nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Turbulenzerzeuger als parallel zur Achse einer zylindrischen Gondel (5") zwischen
zwei Ausfräsungen (12) gebildeter Steg (9') ausgebildet ist.