(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von metallischen Bauteilen, insbesondere
zur Entfernung von oxidischen Belägen, wobei die metallischen Bauteile aus einem härtbaren
Stahl mit einem Kohlenstoffanteil von wenigstens 0,1 % bestehen und wenigstens partiell
gehärtet sind. Bei dem Verfahren werden die Bauteile in einem Behälter mit einem flüssigen
Reiniger mit einem pH-Wert im Bereich von 4 bis 8 und unter dem Einfluss von Schallwellen
gereinigt. Die Verwendung von energiereichen Schallwellen ermöglicht den Einsatz von
temperierten, speziell formulierten Reinigern mit einem höheren pH-Wert, wodurch die
Wasserstoffentwicklung während des Reinigungsvorgangs erheblich vermindert ist. Die
Kombination der energiereichen Schallwellen mit dem speziell formulierten Reiniger
ermöglicht es, auch hochfeste, metallische Bauteile, die stark zur Warmstoffversprödung
neigen, zu reinigen.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von metallischen Bauteilen, insbesondere
zur Entfernung von oxidischen Belägen.
[0002] Überall dort, wo im Produktionsprozess Metalle bearbeitet werden, müssen sie vor
der Weiterverarbeitung wie Galvanisieren, Lackieren, Emaillieren und anderen Beschichtungen
gründlich gereinigt und entfettet werden. Diese Aufgabe übernehmen Reiniger, die in
pulver- und/oder flüssiger Form angeboten werden. Sie sind einsetzbar im Tauch- oder
Spritzverfahren.
[0003] Beizen ist in der Metalloberflächenbehandlung allgemein das chemische Entzundern
und Entrosten durch Mineralsäuren. Zur Behandlung von Stahl kommen vorwiegend saure
Beizen wie Salzsäure, Schwefelsäure und Salpetersäure zum Einsatz. Heute geht die
Tendenz beim Beizen zu Salzsäure, weil damit auch die Oberflächen leicht legierter
Stähle metallisch reiner behandelt werden können.
[0004] Zum Beizen von Normalstahl, d.h. zum Entfernen von Rost und zum Entzundern, werden
entweder vorkonfektionierte Produkte verwendet oder Inhibitoren, die den zum Beizen
verwendeten Säuren zugesetzt werden. Beizinhibitoren sind chemische Substanzen, die
bewirken, dass lediglich die Metalloberfläche von Verunreinigungen befreit wird, nicht
aber das Metall als solches abgetragen wird. Durch den Zusatz dieser Inhibitoren wird
der Metallabtrag beim Beizen beträchtlich verringert.
[0005] Durch die Reaktion der Beize mit der ungeschützten Metalloberfläche entsteht Wasserstoff,
der im Beizbad aufsteigt. Problematisch ist hierbei, dass der Wasserstoff von Metall,
insbesondere von Stahl, teilweise aufgenommen wird, was zu einer Materialversprödung
und damit zu Spannungsrisskorrosionen führen kann. Zwar hemmen die Inhibitoren die
Abtragung des Metalls als solches, jedoch ist nicht klar, unter welchen Bedingungen
sie die Wasserstoffaufnahme des Metalls beschleunigen oder verlangsamen. Die Hersteller
von inhibierten Beizentfettern sind daher dazu übergegangen, für die verschiedenen
Einsatzfälle speziell konfigurierte Beizen bereitzustellen, beispielsweise spezielle
auf minimale Wasserversprödung optimierte Tensid/Inhibitoren-mischungen. Aber selbst
bei hochkritischen Stahlteilen wie z.B. hochfesten Stählen dürfen diese nur kurze
Zeit dem Beizbad ausgesetzt sein, um eine Wasserstoffversprödung zu verhindern.
[0006] Im Stand der Technik ist ferner eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Entfernung
von Oxidschichten auf Bauteilen bekannt, bei dem durch den Einsatz eines in einem
beckenförmigen Modul gespeicherten fett-, schmutz- und oxidschichtlösenden temperierten
flüssigen Mediums und in das Medium eingelagerte Schwingungen in einem Arbeitsgang
die zu beschichtenden Bauteiloberflächen gereinigt, entfettet und von der Oxidschicht
befreit werden können, ohne dass hierfür eine Umsetzung in ein anderes Arbeitsmodul
notwendig ist (DE 298 05 737 U1).
[0007] Bisherige chemische Verfahren (Beizen) lassen sich bei partiell oder komplett gehärteten
Fahrwerks- oder Sicherheitsstrukturteilen aufgrund der Gefahr der Wasserstoffversprödung
nicht einsetzen. Beim Beizen entwickelt sich durch die zuvor beschriebene chemische
Reaktion an der Metalloberfläche Wasserstoff, der zu einer Versprödung des Stahls
führen kann. Bei sehr hohen Härten des Stahls ist die Säurebehandlung in einem Beizbad
daher nicht zulässig. Bei geringeren Härten des Stahls ist zumindest die Zugabe eines
Inhibitors erforderlich sowie üblicherweise eine anschließende Temperaturbehandlung
zur Entfernung etwaiger Wasserstoffrückstände.
[0008] Verfahren mit abrasiver Wirkung, wie das Sand- oder Kugelstrahlen, bringen die Gefahr
mit sich, dass sich die Bauteile mit geringen Wanddicken verziehen. Zudem sind Verfahren
mit abrasiver Wirkung bei hinterschnittenen oder mit Hohlräumen versehenen Bauteilen
nicht oder nur sehr schwer einsetzbar.
[0009] Der Erfindung liegt hiervon ausgehend die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Reinigung
von metallischen Bauteilen, insbesondere zur Entfernung von oxidischen Belägen, bereitzustellen,
mit welchem zur Wasserstoffversprödung neigende Stähle weitestgehend frei von Wasserstoffversprödungen
von oxidischen Belägen befreit werden können.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe ist ein Verfahren mit den Maßnahmen des Patentanspruchs
1. Hierbei werden metallische Bauteile in einem Behälter mit einem flüssigen Reiniger
mit einem pH-Wert im Bereich von 4 bis 8 und unter dem Einfluss von Schallwellen gereinigt.
Die metallischen Bauteile bestehen hierbei aus einem härtbaren Stahl mit einem Kohlenstoffanteil
von wenigstens 0,1 % und sind zumindest partiell gehärtet. Im Unterschied zu herkömmlichen
Beizen ermöglicht die Verwendung von energiereichen Schallwellen bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren den Einsatz von temperierten, speziell formulierten Reinigern mit einem
höheren pH-Wert im Bereich von 4 bis 8. Aufgrund des hohen pH-Wertes wird die Wasserstoffentwicklung
während des Reinigungsvorgangs damit erheblich vermindert. Die Kombination der energiereichen
Schallwellen mit dem speziell formulierten Reiniger ermöglicht es somit, auch hochfeste,
metallische Bauteile, die stark zur Wasserstoffversprödung neigen, zu reinigen.
[0011] Es können dadurch härtbare Stähle mit einem Kohlenstoffanteil von wenigstens 0,1
% gereinigt werden, insbesondere aber auch hochfeste Stähle, die zumindest partiell
gehärtet sind.
[0012] Nach Anspruch 2 ist vorgesehen, dass der flüssige Reiniger eine wässrige Lösung mit
einem pH-Wert im Bereich von 5 bis 7 ist.
[0013] Gemäß den Merkmalen des Anspruchs 3 enthält der wässrige Reiniger folgende Komponenten:
a) 1 bis 3 Gew.-% organische Carbonsäuren, ausgewählt aus mehrbasigen Carbonsäuren
und aus Hydroxycarbonsäuren mit jeweils 3 bis 10 C-Atomen, oder deren Anionen;
b) 0,2 bis 2 Gew.-% organische Phosphorsäuren, ausgewählt aus Phosphonsäuren mit mindestens
zwei Phosphonsäuregruppen und aus Phosphoncarbonsäuren, oder deren Anionen;
c) 0,05 bis 0,5 Gew.-% Tenside;
d) 0,001 bis 0,005 Gew.-% Beizinhibitoren und
e) auf 100 Gew.-% Wasser.
[0014] Die Temperatur des Reinigers ist dabei in einem Temperaturbereich bis 100°C einstellbar
(Anspruch 4). Der bevorzugte Frequenzbereich für die verwendeten Schallwellen liegt
zwischen 10 kHz und 100 kHz (Anspruch 5).
[0015] Die Maßnahmen des Anspruchs 6 sehen vor, dass die Bauteile dem Reiniger in dem Behälter
kontinuierlich oder diskontinuierlich zugeführt werden. Die zu reinigenden Teilen
können also einzeln oder satzweise in Körben oder Racks in das Reinigungsbad gegeben
werden. Die Befüllung kann dabei manuell oder auch maschinell von einem Roboter ausgeführt
werden. Selbstverständlich ist bei entsprechender Verweildauer der zu reinigenden
Bauteile auch ein automatischer Band- oder Kettendurchlauf realisierbar. Die zu reinigenden
Bauteile können in dem Behälter stehend, hängend oder liegend platziert sein.
[0016] Die Schallwellen gehen von einem oder mehreren Schwingelementen aus, die einen eckigen
oder kreisförmigen Querschnitt besitzen (Anspruch 7). Die Schwingelemente können dabei
als Flachschwinger, beispielsweise in Form eines Quaders oder in zylindrischer Form
als Stabschwinger ausgeführt sein. In Abhängigkeit von der Konfiguration der zu reinigenden
Bauteile können mehrere Schwingelemente in einem Behälter angeordnet sein. Die Schwingelemente
können dabei wenigstens einen Teil der Innenflächen des Behälters bedecken (Anspruch
8). Selbstverständlich können sie aber auch in der Mitte oder an einer anderen Position
innerhalb des Behälters angeordnet sein. Es ist auch denkbar, dass eine oder mehrere
Innenflächen des Behälters selbst als Schwingelemente ausgeführt sind (Anspruch 9).
Beispielsweise durch die Konfiguration des Behälterbodens als Schwingelement.
[0017] Um die Reinigungswirkung zu erhöhen, ist es nach Anspruch 10 möglich, in dem Behälter
Vorrichtungen vorzusehen, um Schallwellen auf das Bauteil zu konzentrieren, um eine
möglichst hohe Reinigungsleistung am Bauteil zu erreichen.
[0018] Die Reinigungsleistung kann auch dadurch gesteigert werden, dass die Bauteile in
dem Behälter und die Schwingelemente relativ zueinander bewegt werden. Insbesondere
können die Bauteile in dem Behälter gegenüber feststehenden Schwingelementen gewendet
werden oder sogar rotieren, um an allen Bauteilbereichen eine optimale Reinigungswirkung
zu erzielen. Bei sehr sperrigen Bauteilen ist es auch denkbar, dass die Schwingelemente
relativ zu einem feststehenden Bauteil bewegt werden.
[0019] Wesentlich ist, dass der an der Oberfläche der Bauteile durch chemische Reaktion
mit dem Reiniger entstehende Wasserstoff von den Schallwellen schnell abgetragen wird,
um dadurch eine Wasserstoffversprödung der Bauteile zu verhindern (Anspruch 12).
1. Verfahren zur Reinigung von metallischen Bauteilen, insbesondere zur Entfernung von
oxidischen Belägen, wobei die metallischen Bauteile aus einem härtbaren Stahl mit
einem Kohlenstoffanteil von wenigstens 0,1 % bestehen und wenigstens partiell gehärtet
sind, bei welchem die Bauteile in einem Behälter mit einem flüssigen Reiniger mit
einem pH-Wert im Bereich von 4 bis 8 und unter dem Einfluss von Schallwellen gereinigt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der flüssige Reiniger eine wässrige Lösung mit einem pH-Wert im Bereich von 5 bis
7 ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass der wässrige Reiniger folgende Komponenten enthält:
a) 1 bis 3 Gew.-% organische Carbonsäuren, ausgewählt aus mehrbasigen Carbonsäuren
und aus Hydroxycarbonsäuren mit jeweils 3 bis 10 C-Atomen, oder deren Anionen
b) 0,2 bis 2 Gew.-% organische Phosphorsäuren, ausgewählt aus Phosphonsäuren mit mindesten
zwei Phosphonsäuregruppen und aus Phosphoncarbonsäuren, oder deren Anionen
c) 0,05 bis 0,5 Gew.-% Tenside
d) 0,001 bis 0,005 Gew.-% Beizinhibitoren
e) auf 100 Gew.-% Wasser
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperatur des Reinigers in einem Temperaturbereich bis 100 °C einstellbar ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schallwellen eine Frequenz von 10 kHz bis 100 kHz haben.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Bauteile dem Reiniger in dem Behälter kontinuierlich oder diskontinuierlich zugeführt
werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Schallwellen von einem oder mehreren Schwingelementen ausgehen, die einen eckigen
oder kreisförmigen Querschnitt besitzen.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Schwingelemente wenigstens einen Teil der Innenflächen des Behälters bedecken.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine oder mehrere Innenflächen des Behälters als Schwingelemente ausgeführt sind.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Behälter Vorrichtungen vorgesehen werden, um die Schallwellen auf das Bauteil
zu konzentrieren.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Bauteile in dem Behälter und die Schwingelemente relativ zueinander bewegt werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass an der Oberfläche der Bauteile durch chemische Reaktion mit dem Reiniger entstehender
Wasserstoff von den Schallwellen abgetragen wird, wodurch eine Wasserstoffversprödung
der Bauteile verhindert wird.