[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Metallschmelze in einer
hüttentechnischen Anlage, insbesondere zum Frischen einer Metallschmelze, vorzugsweise
zum Herstellen von Stahl, wie z.B. von legiertem, rostfreiem Stahl oder Edelstahl,
welches Verfahren auf einer nach einem Prozeßmodell ablaufenden und die hüttentechnische
Anlage steuernden Rechentechnik fußt.
[0002] Für die industrielle Herstellung von Stahl besteht von jeher ein Bedürfnis nach einem
Verfahren, das eine optimale und auch kostengünstige Prozeßführung ermöglicht. Die
Erfindung betrifft daher insbesondere ein Verfahren zur Herstellung von Stahl durch
Frischen einer vorgegebenen, geschmolzenen Roheisenmenge, die neben den üblichen Elementen
gegebenenfalls für die Herstellung von unterschiedlichen Qualitäten notwendige Legierungselemente
enthält, wie beispielsweise Chrom und Nickel.
[0003] Bei der Entkohlung einer Metallschmelze, wie einer Roheisenschmelze mit Sauerstoff,
wird für ein Gleichgewicht zwischen Metall, Kohlenstoff und Sauerstoff bei einer bestimmten
Temperatur und bei einem bestimmten Druck gesorgt. Dieses Gleichgewicht bestimmt das
Ausmaß, bis zu welchem Gehalt Kohlenstoff aus der Schmelze entfernt werden kann, ohne
daß gleichzeitig metallische Bestandteile, wie z.B. Chrom als auch Eisen, oxidiert
werden. Bei diesem Frischvorgang kann die thermodynamische Aktivität innerhalb des
Metallschmelzbades sowie das zwischen den im Schmelzbad enthaltenen Elementen und
der sich entwickelnden Gasatmosphäre sich einstellende Gleichgewicht durch die Mischung
von Sauerstoff mit Inertgas (als Verdünnungsgas) beeinflußt werden.
[0004] Aus der AT 339 938 B ist ein Programm zur Optimierung der Entkohlung einer Masse
von geschmolzenem Metall zu entnehmen, das auf Kenntnis der Anfangstemperatur, chemischer
Anfangszusammensetzung der Vorschmelze und des Gewichtes beruht, wobei Soll-Werte
unter wirtschaftlich günstigen Bedingungen erhalten werden können. Als Verdünnungsmittel
wird dabei jedes beliebige Gas gewählt, das sich bei der Entkohlung inert verhält.
Unter Verwendung der Anfangsinformationen werden mit dem Programm mehrere Koeffizienten,
welche die thermodynamischen Aktivitäten jedes im Schmelzbad vorhandenen Elementes
als Funktion der Badzusammensetzung definieren, berechnet. Unter Verwendung dieser
Koeffizienten berechnet das Programm den Kohlenmonoxidpartialdruck im Gleichgewicht
mit Kohlenstoff und den verschiedenen metallischen Elementen und Oxiden. Nachteilig
ist hierbei, daß während des Entkohlens sich einstellende Werte der Temperatur, der
chemischen Zusammensetzung etc. nicht berücksichtigt werden, sodaß sich laufend ändernde
Ist-Werte keinen Einfluß auf das Endprodukt haben können.
[0005] In dem Patent EP 0 545 379 B1 wird ein Verfahren zum Raffinieren von Stahl durch
Steuern der Entkohlung eines vorbestimmten Metallschmelzbades mit bekannter chemischer
Zusammensetzung und Temperatur beschrieben. Das Verfahren weist dabei folgende Verfahrensschritte
auf:
- ein erstes neuronales Netzwerk, um Eingangs- und Ausgangsdaten aus Daten zu analysieren,
zu denen die Zusammensetzung, das Gewicht und die Temperatur des Bades am Anfang jeder
Prozeßperiode, das zu verwendende Gasverhältnis Sauerstoff zu Verdünnungsgas während
jeder Prozeßperiode und die am Abschluß jeder Prozeßperiode erreichte Endtemperatur
gehören, bis das neuronale Netz in der Lage ist, einen wesentlichen genauen Ausganswert
zu liefern, welcher die Sauerstoffzählwerte darstellt, die in das Bad eingeblasen
werden müssen, um zu bewirken daß die Temperatur des Bades auf einen bestimmten Soll-Temperaturwert
ansteigt,
- ein zweites neuronales Netzwerk, um Eingangs- und Ausgangsdaten aus Daten zu analysieren,
zu denen die Zusammensetzung, das Gewicht und die Temperatur des Bades am Anfang jeder
Prozeßperiode und die am Abschluß jeder Prozeßperiode erreichte Endtemperatur gehören,
bis das neuronale Netz in der Lage ist, einen im wesentlichen genauen Ausgangswert
von Sauerstoffzählwerten zu liefern, um den Kohlenstoffpegel entsprechend einer vorgewählten
Aufstellung von Verhältnissen von Sauerstoff zu Verdünnungsgas auf den vorgewählten
Soll-Pegel zu senken,
- Zuschlagstoffe werden in drei weiteren neuronalen Netzwerken berücksichtigt, um den
Kohlenstoffgehalt, die Temperatur und die Endzusammensetzung des Bades am Ende des
Einblasens von Sauerstoff zu berechnen.
[0006] Hierbei ist nachteilig, daß über die gesamte Behandlungszeit keine kontinuierliche
Erfassung und Prüfung auf Plausibilität der errechneten Temperatur- und Analysewerte
erfolgt. Die Optimierung von Prozessen ist auf diese Art schwer wenn überhaut machbar,
speziell wenn man die Verhältnisse im Schmelzaggregat (Änderung der Feuerfesttemperatur,
Änderung der Feuerfeststärke, Änderung des Reaktionsvolumens, ...) mitberücksichtigt.
[0007] Die Erfindung gemäß EP 0 857 222 B1 betrifft ein Verfahren zum Entkohlen einer Stahlschmelze
zur Herstellung von hochchromhältigen Stählen, bei welchem die Entkohlungsgeschwindigkeit
fortlaufend gemessen wird und in Abhängigkeit von den gemessenen Werten die Menge
des einzublasenden Sauerstoffs eingestellt wird, wobei die Entkohlungsgeschwindigkeit
aus dem CO- und CO
2-Gehalt im Abgas und dem Abgasdurchfluß bestimmt wird. Die Messung oben angeführter
Abgaszusammensetzungen ist zwar möglich, jedoch relativ ungenau. Die Position der
Meßsonde im Abgasstrom muß in der Nähe des Tiegelmundes positioniert werden, um einerseits
die Abgasinformation relativ schnell zu erhalten und anderereseits die Verfälschung
der Abgaszusammensetzung durch Frischlufteintrag im Tiegelmundbereich zu minimieren/vermeiden.
Zur Herstellung legierter Stähle ist dieses Verfahren weniger geeignet, da eine Metalloxidation
keine Berücksichtigung findet und mit diesem Verfahren auch nicht feststellbar ist.
[0008] Gemäß der DE 33 11 232 C2 erfolgt ein computergesteuertes Frischen von Metallschmelzen
mit Sauerstoff und einem Verdünnungsgas, wobei die Gasdurchflußmengen durch Berechnen
des Ausmaßes der Metalloxidation unter Verwendung von errechneten Werten festgesetzt
werden.
[0009] Das in der DE 33 11 232 C2 beschriebene Verfahren ist zwar zum Entkohlen von Metallschmelzen
geeignet, jedoch ist dieses Verfahren aufgrund des verwendeten Modells nicht geeignet,
exakt den Zeitpunkt des Erreichens des Übergangspunktes von der Entkohlungsreaktion
zur Metalloxidation zu bestimmen. Die Folge ist ein erhöhter Chromabbrand und dadurch
zusätzlich erforderliche Mengen an Reduktionsstoffen (Ferrosilizium, Kalk) sowie eine
verminderte Haltbarkeit des Konverters.
[0010] Die gängige Praxis beim AOD-Stahlherstellungsverfahren ist wie folgt:
Während einer Charge werden (speziell bei der Rostfrei-Stahlerzeugung) Messungen (Temperatur,
Probenahme für chemische Analyse) durchgeführt.
- Bei Verwendung einer Sublanze muß der Prozeß für die Messung nicht unterbrochen werden
(Temperaturangaben liegen unmittelbar nach Eintauchen der Meßsonde in die Stahlschmelze
vor; bei einer Probenahme muß auf die Analyseergebnisse vom Labor gewartet werden
(etwa 3 - 6 Minuten)).
- Wenn keine Sublanze verwendet wird, muß für eine Messung der AOD-Prozeß unterbrochen
werden. Bei einer Handmessung liegt der Temperaturwert ebenfalls unmittelbar nach
Eintauchen der Sonde in die Stahlschmelze vor. Bei einer Probenahme muß auf die Analyseergebnisse
wie oben angeführt ebenfalls ca. 3 bis 6 Minuten gewartet werden.
[0011] Der Nachteil beider Meßmethoden ist, daß die Information über die Stahlschmelze (Temperatur,
chemische Analyse) nur punktuell erfolgt. Bei der Handmessung kommt es außerdem bei
jeder Messung zu einer Prozeßunterbrechung (der Konverter muß für die Messung umgelegt
werden). Das bedingt eine Erhöhung der tap to tap Zeit, damit verbunden sind ein höherer
Feuerfestverschleiß, eine Temperaturerniedrigung der Stahlschmelze (hervorgerufen
durch Umlegen des Konverters), usw.
[0012] Ein korrigierendes Eingreifen bei zu hoher oder zu niedriger Temperatur kann erst
nach durchgeführter Messung erfolgen.
[0013] Aufgabe der Erfindung ist es, besonders für konventionell schwierig zu regelnde Produktionsprozesse,
wie z.B. beim AOD-Prozeß, ein Verfahren anzugeben, mit dem eine Produktionssteigerung,
Energieeinsparung, Verkürzung der tap to tap Zeit (ttt-Zeit), Zuschlagstoffoptimierung
und eine höhere Haltbarkeit der im Produktionsprozeß zum Einsatz gelangenden Feuerfestmaterialien
erzielt werden kann. Insbesondere soll die Erfindung auch bei der Herstellung legierter
Stähle, wie z.B. Cr-Nr-legierter Rostfreistähle anwendbar sein.
[0014] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch folgende Verfahrensschritte gelöst:
- mit dem Prozeßmodell wird mit zu einer bestimmten Zeit (ti) erhobenen Daten einer Ist-Prozeßgröße, wie der Temperatur der Schmelze und/oder
der chemischen Zusammensetzung der Schmelze, durch Simulation mit Rechentechnik unmittelbar
zum Zeitpunkt der Erhebung der Ist-Prozeßgröße eine Prozeßgröße für einen späteren
Zeitpunkt (ti + dt), vorzugsweise eine Prozeßendgröße, ermittelt und
- bei Abweichungen der simulierten Prozeßgröße von einem gewünschten Soll-Wert werden
mittels des Prozeßmodells mit Rechentechnik Korrekturmaßnahmen zur Änderung der Ist-Prozeßgröße
errechnet und die Ist-Prozeßgröße entsprechend geändert
- worauf zu einem späteren Zeitpunkt (ti + dt) mit weiters erhobenen Daten der Ist-Prozeßgröße das Verfahren wiederholt wird.
[0015] Erfindungsgemäß wird somit zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Messung an der Schmelze
durchgeführt, u.zw. mindestens der Temperatur oder mindestens der chemischen Zusammensetzung,
worauf aufgrund eines Prozessmodells mit dem gemessenen Wert ein Wert für einen späteren
Zeitpunkt errechnet wird (vorzugsweise zum Endzeitpunkt), und es wird bei einer Abweichung
des so vom Messwert hochgerechneten Wertes von einem gewünschten vorbestimmten Wert
eine Korrekturmaßnahme für die Prozeßgröße ergriffen, dies kann natürlich sofort oder
auch zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden. Wenn sich z.B. herausstellen
sollte, dass die Temperatur am Ende einer Charge zu hoch wäre, kann korrigierend eingegriffen
werden durch die Zugabe von Kühlschrott, was entweder sofort zum Messzeitpunkt oder,
falls für den Prozeß aus metallurgischen Gründen günstiger, auch etwas später erfolgen
kann.
[0016] Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens läßt sich umso besser verwirklichen,
je schneller die Meßdaten nach Durchführung der Messung zu Verfügung stehen. Sowohl
für die Temperaturmessung als auch für die chemische Analyse sind Meßverfahren bekannt
(WO 97/22859 und WO 02/48661) mit denen nahezu unmittelbar nach der Messung die gemessenen
Daten zur Verfügung stehen. So sind die Temperaturwerte der Schmelze nach ms und ein
aus mehreren Messungen gemittelter Temperaturwert nach etwa einer s verfügbar. Werte
der chemischen Analyse sind z.B. nach 0,05 bis 0,1 s und ein über etwa 100 Messungen
gemittelter Wert nach 5 bis 10 s verfügbar.
[0017] Zweckmäßig werden mittels des Prozeßmodells die zu einer bestimmten Zeit (t
i) erhobenen Daten einer Ist-Prozeßgröße auf Plausibilität überprüft und ausschließlich
plausible Daten zur Simulation der Prozeßgröße zur Verfügung gestellt und nicht-plausible
Daten verworfen, wobei im letzteren Fall die Simulation aufgrund der zuletzt bestimmten
plausiblen Daten fortgesetzt wird. Hierdurch gelingt es, das Verfahren trotz Fehldaten,
z.B. verursacht durch Meßfehler etc., ohne Verzögerung unter Erreichung des Verfahrenszieles
zu beenden.
[0018] Infolge von Störungen kann es zu Fehlmessungen kommen. Solche Störungen sind beispielsweise
Schlackenspritzer an Meßfühlern oder ein Zuwachsen einer Öffnung im metallurgischen
Gefäß durch die die Schmelze mittels des Meßfühlers beobachtet wird. Im letzteren
Fall würde ein vergangener Zustand ständig weiter gemessen werden. Solche Permanentmeßwerte
sind nur für eine gewisse Zeit zulässig, welche Zeitdauer vom Verlauf des Verfahrens,
vom Meßwert und von dem bereits durchgeführten Verfahrensverlauf abhängig ist. Wird
der Permanentmeßwert als unzulässig, also als nicht plausibel erkannt, kann man unmittelbar
zum Beheben des Problems schreiten, beispielsweise die zugewachsene Öffnung, durch
die die Schmelze beobachtet werden soll, aufzubrennen, gegebenenfalls ein Sichtfenster
zu reinigen, etc.
[0019] Durch eine Plausibilitätsprüfung können Meßwerte, die außerhalb einer vorbestimmten
Bandbreite eines zu einer bestimmten Zeit gemäß einem Idealverlauf des Prozesses vorbestimmten
Wertes liegen, eliminiert werden. Diese Bandbreite bewegt sich in der Größenordnung
± 10% vom vorgegebenen Idealwert, vorzugsweise ± 5%. Die Festlegung des idealen Prozeßverlaufes
bzw. eines Idealwerts zu einer bestimmten Zeit erfolgt aufgrund von Erfahrungswerten
oder errechneten Werten. Liegt ein neuer Meßwert innerhalb der Bandbreite, d.h. er
wird als plausibel akzeptiert, wird von diesem letzten Wert wiederum ein Idealverlauf
des Prozesses aufgrund von Erfahrungswerten oder errechneten Werten angenommen und
die Simulation aufgrund dieses neuen Verfahrensverlaufes weiter fortgesetzt, so daß
letztendlich Meßwerte akzeptiert werden, die außerhalb der Bandbreite einer der vorhergehenden
und zwischenzeitlich verlassenen Idealverläufe des Prozesses liegen als plausibel
erkannt werden. Hierdurch ist das System selbstlernend.
[0020] Vorteilhaft findet für jede variable Prozeßgröße ein eigenes Prozeßmodell-Modul Anwendung.
Unter Prozeßmodell-Modul wir ein in sich abgeschlossener Teil des Prozeßmodells verstanden,
der für einen bestimmten Funktionsablauf zuständig ist, wie z.B. für die Entkohlung,
die Entschwefelung, die Temperaturvorausrechnung und die Legierung mit Legierungselementen.
Die Prozeßmodell-Module sind jedoch, soweit die einzelnen Funktionsabläufe sich gegenseitig
beeinflussen, zur Berücksichtigung dieser Einflüsse untereinander verknüpft.
[0021] Das Prozeßmodell selbst bzw. mindestens ein Modul des Prozeßmodells ist nach einer
bevorzugten Ausführungsform mit intelligenter Selbstoptimierung ausgestattet. Die
erfindungsgemäße Aufgabe wird hierbei durch ein intelligent ausgebildetes System gelöst,
das aufbauend auf eingegebenem Vorwissen selbständig situationsgerechte Anweisungen
für eine sichere und möglichst optimale Prozeßführung gibt. Die selbständig gegebenen
Anweisungen werden dabei kontinuierlich mit den Ist-Daten verglichen und auf Plausibilität
überprüft.
[0022] Das eingegebene Vorwissen (Prozeßwissen) wird dabei selbständig laufend durch am
Prozeß während der Produktion gewonnenes Wissen verbessert. Dieses selbstgenerierende
Prozeßwissen wird von einem Datenspeicher als neues Vorwissen übernommen, d.h. es
kommt zu einer ständig verbesserten Grundlage für eine weitere Adaption oder Optimierung
des Prozesses.
[0023] Das Verfahren wird zweckmäßig so ausgeführt, daß von einer bestehenden Fahrweise
(erhalten z.B. aufgrund langjähriger Erfahrung; know how) für unterschiedliche Güten
eine Optimierung so durchgeführt wird, daß für den Prozeß günstige Änderungen (wie
Reduzierung von O
2, Prozeß-Temperaturverlauf optimieren zu niedrigeren Werten; Reduzieren/Optimieren
von Gasmengen; Verkürzen der Prozeßzeiten; ...) für die jeweilige Güte übernommen
und abgespeichert werden. In weiterer Folge werden die Prozeß-Optimierungsschritte
immer enger gesetzt. Dieser Vorgang wird u.a. mit Hilfe neuronaler Netze bewerkstelligt.
[0024] Zur optimalen Durchführung des Verfahrens ist zumindest über einen Teil der Prozeßdauer
die Zeitdifferenz zwischen zwei aufeinander folgenden Erhebungen einer Ist-Prozeßgröße
sehr klein gehalten, vorzugsweise ist die Zeitdifferenz infinitesimal, d.h. die Ist-Prozeßgröße
wird kontinuierlich erhoben.
[0025] Ein besonders einfaches Prozeßmodell, mit dem sich sehr gute Endergebnisse erzielen
lassen, ist dadurch gekennzeichnet, daß als Ist-Prozeßgrößen die chemische Zusammensetzung
des Abgases und die chemische Zusammensetzung von chargiertem Material sowie gegebenenfalls
die chemische Zusammensetzung der Schlacke erhoben werden.
[0026] Vorteilhaft werden als Prozeßgrößen zusätzlich die chemische Zusammensetzung des
Abgases und die chemische Zusammensetzung von chargiertem Material sowie gegebenenfalls
die chemische Zusammensetzung der Schlacke erhoben.
[0027] Um die Prozeßendgrößen, die Qualitätskennwerte für die fertige Metallschmelze darstellen,
möglichst mit den vorgegebenen anzustrebenden Idealwerten übereinstimmen zu lassen,
werden vorteilhaft, einstellbare Prozeßvariable, wie Fluß, Druck, Temperatur und Zusammensetzung
von Gasen und/oder Mengen, Zusammensetzungen und Chargiergeschwindigkeiten von Zuschlagstoffen
am Prozeßmodell optimiert.
[0028] Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf einer Kenntnis der Ist-Situation zu bestimmten
Zeitpunkten während des Verfahrens, wobei, wie oben ausgeführt, die permanente Kenntnis
der Ist-Situation für zumindest die wichtigsten Prozeßschritte ein optimales erfindungsgemäßes
Verfahren ergibt. Aufgrund der Kenntnis des Ist-Zustandes, also der Ist-Prozeßgrößen,
können die Prozeßparameter, wie Sauerstoffdurchfluß, Inertgasdurchfluß, Zugabezeitpunkt,
chemische Zusammensetzung und Menge der Zuschlagstoffe, optimiert werden. Die Kenntnis
der Ist-Situation erlaubt, die Zielpunkte exakt anzufahren, z.B. können schon allein
bei Kenntnis der chemischen Zusammensetzung und der Temperatur der Metallschmelze
die fehlenden und noch zuzugebenden Materialien und Gasmengen zeitlich exakt mengen-
und analysengenau eingebracht werden.
[0029] Der Schmelzablauf zur Herstellung einer Stahlschmelze speziell für den AOD-Prozeß
würde folgendermaßen ablaufen:
[0030] Mit dem Modell wird nach Vorgabe des jeweiligen Qualitätsproduktes das statische
Prozeßverhalten für eine Prozeßgröße y = f (Stellgrößen, nicht beeinflußbare Prozeßgrößen)
nachgebildet. Die daraus berechnete Prozeßendgröße y* ist ein typischer Qualitätsparameter
des herzustellenden Produktes und weicht von der sich tatsächlich einstellenden Endgröße
y mehr oder weniger ab.
[0031] Mit einer Modelladaption wird das Prozeßmodell verbessert, damit das Modellverhalten
möglichst gut mit dem tatsächlichen Prozeßverhalten übereinstimmt.
[0032] Mittels eines mit einem Prozeßoptimierer durchgeführten Optimierungsverfahrens werden
Stellgrößen gefunden, die zu einem guten Prozeßverhalten führen. Zum Beispiel kann
bei zu hoher Stahlschmelzetemperatur entweder die Sauerstoffzufuhr reduziert oder
der Zugabezeitpunkt für Kühlschrott oder Legierungselemente geändert werden.
[0033] Da das Prozeßmodell zu einem bestimmten Prozentsatz auf unsicherem Wissen beruht,
wird das Prozeßmodell anhand gewonnener Prozeßdaten adaptiert und verändert. Diese
Adaption erfolgt mit der Prozeßmodelladaption, die auf Daten vergangener Prozeßzustände
aufsetzt. Die Kontrolle der Prozeßergebnisse erfolgt durch Abfragen aus Plausibilität.
[0034] Der prinzipielle Aufbau des erfindungsgemäßen Verfahrens ist vereinfacht in Fig.
1 und Fig. 2 dargestellt, und zwar jeweils in Blockdiagrammform. Erfindungsgemäße
Prozesse betreffend Entkohlung (DeC-Prozeß), Reduktion, Legierungsstoffzugabe und
Kühlung sind in Blockdiagrammform in der Fig. 3, 4, 5 und 6 veranschaulicht. Die Fig.
7 und 8 zeigen Temperaturverlauf und chemische Analysewerte über den Prozeßablauf
des nachstehenden Beispiels.
[0035] Als Prozeßmodellfunktionen sind folgende Funktionen vorgesehen:
Metallurgische Gleichungen
Algorithmen, Parameter
Festlegung interner Modellschnittstellen
Struktur, interner Ablauf
[0036] Vor dem Start des Prozeßmodells ist die Kenntnis des Zustandes der Vorschmelze und
Schlacke notwendig.
[0037] Die Anfangsanalyse, Analyse der Zuschlagstoffe und die eingebrachten Gasmengen sind
ohne Schwierigkeiten genau bestimmbar und stehen jederzeit zur Verfügung. Die Kenntnis
der Temperatur der Stahlschmelze, die Abgaszusammensetzung und die Analyse der Stahlschmelze
beruht auf Momentaufnahmen, verwirklicht durch ein koninuierlich arbeitendes Temperaturmeß-
und Analysesystem für die Metallschmelze, wie dies z.B. gemäß der WO 97/22859 oder
WO 02/48661 erfolgt.
[0038] Diese Kenntnis erlaubt erst das Optimieren und Ergänzen bestehender Modelle. Das
beispielhaft erfindungsgemäß konzipierte AOD-Modell trägt dem Rechnung und wurde so
aufgebaut, daß nach Kenntnis des Ist-Zustandes die Prozeßmodellparameter so angepaßt/geändert
werden, daß die angestrebten Soll-Werte tatsächlich erreicht werden. Mit dieser Vorgehensweise
wird erreicht, daß der FF-Verbrauch reduziert, die Durchflußmengen optimiert und damit
reduziert und die ttt-Zeit verkürzt werden. Außerdem wird durch eine gezielte Einsatzstrategie
die Menge an Zuschlagstoffen optimiert.
Detaillierte Modellbeschreibung:
[0039] Gemäß einem in Fig. 1 dargestellten AOD-Konverter 1 werden Sauerstoff und ein Verdünnungsgas
(Inertgas) sowohl über eine Toplanze 2 als auch über Düsen 3, die unterhalb des Stahlschmelzbadniveaus
4 am Konverter 1 vorgesehen sind, in dessen Inneres 5 eingebracht. Der Konverter 1
ist, wie bei Stahlwerkskonvertern üblich, kippbar gelagert, was nicht näher dargestellt
ist. Der Konverter 1 ist weiters mit einer Einrichtung 6 zur Temperaturmessung der
Stahlschmelze 7 sowie einer Einrichtung 8 zur Bestimmung der chemischen Analyse der
Stahlschmelze 7 ausgestattet. Zusätzlich lassen sich mit Meßeinrichtungen 9 und 10
die Durchflußmengen der über die Toplanze 2 und die Düsen 3 eingebrachten Gase feststellen.
Das aus dem Konverter 1 austretende Abgas wird ebenfalls mittels einer Einrichtung
11 hinsichtlich seiner chemischen Zusammensetzung hin analysiert, welche Analyseneinrichtung
11 im Abgaskamin, der nicht näher dargestellt ist, vorgesehen ist.
[0040] Vor dem Start des Verfahrens werden von der in den Konverter 1 chargierten Stahlschmelze
7 Gewicht, chemische Analyse und Temperatur festgestellt. Auch von der auf der Vorschmelze
ruhenden Schlacke 12 werden Gewicht, chemische Zusammensetzung und Temperatur bestimmt.
Von den geplant einzubringenden Zuschlagstoffen sind ebenfalls Gewicht, chemische
Zusammensetzung und Temperatur bekannt.
[0041] Angaben über Stahlqualitäten und Abstichzustand beinhalten alle Grenz- und Zielwerte
der Stahlelemente zum Abstichzeitpunkt sowie auch die Abstichtemperatur.
[0042] Für die Modellrechnung werden vorteilhaft folgende untenstehende Daten als Ist-Prozeßgrößen
erhoben:
1. Düsen 3: Durchflußmengen für Ar, N2, O2, Luft, CH4 oder CnHm (Nm3/h) = f (t)
2. Toplanze 2: Durchflußmengen für Ar, N2, O2 = f (t)
3. Position der Toplanze 2 = f (t)
4. Materialzugabestoffe: Art, chemische Zusammensetzung, Geschwindigkeit, Gewicht,
Temperatur = f (t)
5. Chemische Analyse Stahlschmelze 7 = Funktion (t)
6. Temperatur Stahlschmelze 7 = Funktion (t)
7. Konverterposition (Grad der Neigung) = f (t)
8. Abgas: Chemische Zusammensetzung, Temperatur, Menge = f (t)
[0043] Die Bestimmung der Temperatur und der Konzentration eines Elementes in der Stahlschmelze
7 erfolgt anhand nachstehender Definitionen:

[0044] Hierin bedeuten:
- f (..,t), g (...,t)
- zeitabhängige Funktionen
- t
- Zeit
- soll
- Soll-Wert
- ist
- Ist-Wert
- Zuschlagstoffe
- Legierungselemente, Kühlschrott, Schlackebildner, .....
1. Konzentration eines Elementes x in der Stahlschmelze:
[0045] 

2. Bestimmung der Stahlschmelzetemperatur:
[0046] 
t-Dt ........ die Messung liegt zum Zeitpunkt t-Dt vor, wobei Dt der Zeitschritt
zwischen zwei Rechenschritten ist. Je kleiner Dt gewählt wird, umso genauer kann die
Soll-Kurve erreicht werden.
Für kurze Zeitintervalle ist es erforderlich, daß die Meßdaten den aktuellen Zustand
in der Stahlschmelze beschreiben.
[0047] Während der Modellrechnung werden die Werte der Elemente (%) und der Temperatur (°C)
für Stahl, Schlacke, Abgas (Komponenten, Betrag) und die Wärmebilanz zum Zeitpunkt
i nach dem Modellstart zyklisch berechnet.
[0048] Bilanziert werden die Gasphase, der Stahl und die Schlacke.
[0049] Dabei wird für die Bilanzierung eine Summe (kg oder Mol) für jedes Element/jeden
Stoff in jedem Zeitabschnitt aufgestellt.
[0050] Die Bilanzgleichung für das Element x lautet:
- xk
- Anteil von x im Zugabestoff k
- Ausbringenk
- Ausbringen des Zuschlagstoffes k
- Gewicht xOxidation
- Gewicht des Stoffes x, der im Zeitabschnitt Dt oxidiert
- Gewicht xvap
- Verdampfungsverlust im Zeitabschnitt Dt
[0051] Die Oxidations- und Reduktionsprodukte sind in der Schlackenphase und Gasphase zu
berücksichtigen.
Legierungs- und Kühlberechnung
1. Legierungsstoffe
[0054] Die Legierungsstoffberechnung verfolgt im wesentlichen zwei Ziele:
a) Einstellung der Analyse
b) Erreichung des Abstichgewichtes
[0055] Ausgehend vom Zustand der Vorschmelze (chemische Analyse Stahlschmelze, Gewicht,
Temperatur) werden alle notwendigen Zugaben auf die gezielte Abstichanalyse berechnet.
[0056] Für die Auswahl der Legierungsstoffe zur Vorrechnung wird nach folgenden Kriterien
entschieden:
- Kostenoptimierung, d.h. Kostenminimierung für jedes Legierungselement
- Zugabe von C>2% sind nur in den steps 1, 2a, 2b gestattet
- Cr-Zugabe: in step 1 und 2a (50%), 2b (50%), Reduktion (Feineinstellung)
- Ni-Zugabe: in step 2c (90%), restliche Zugabe in step 3 (30%), step 4 (20%), Reduktion
(20%)
- MN-Zugabe: in step 2b (100% HCMn) oder in step 2b (50%) und Rest mit SiMn in Reduktionsphasen
(wenn verfügbar)
- Zum Masseaufbau wird eine zusätzliche neutrale Zugabe mit Abstichanalyse berechnet.
[0057] Eine Verschiebung des Zeitpunktes der Legierungsstoffzugabe zwischen den verschiedenen
steps wird vorgenommen, um die gewünschte Temperatur einzuhalten.
[0058] Der logische Plan zur Legierungsberechnung ist aus Fig. 5 zu ersehen.
2. Kühlung
[0059] Für die Kühlung werden vordringlich FeNi oder Ni, Kalk und/oder Schrott verwendet.
Kalk/Dolo-Verbrauch
[0060] Der Gesamtverbrauch an Kalk und Dolo richtet sich nach dem Si-Eintrag und SiO
2 input während des gesamten Prozesses:
SiO
2 (kg/t) = Σ SiO
2j (%) + j
Zugabe + 2,14 * (Σ Si% * j
Zugabe * + Si
Red)
[0061] Der logische Plan für die Berechnung des Kalk/Doloverbrauchs ist in Fig. 6 wiedergegeben.
[0062] Vorzugsweise werden für das Prozeßmodell folgende Modellfunktionen eingesetzt:
+ Badspiegelberechnung
+ Chargiermodell
+ Thermische Modellberechnung
+ Analyseberechnung
+ Stickstoff Modell
+ DeC-Modell
+ DeC-Modell (Feinabstimmung Abstich)
+ Reduktionsmodell
+ DeS-Modell
+ Neutrales Zuschlagstoff-Modell
+ Legierungsmodell
+ Abstich-Modell
+ Temperatur-Modell
+ T-Kontroll-Modellfunktion
+ Reblow-Modell
[0063] Die Ergebnisse der Modellberechnung werden kontinuierlich mit den Ist-Werten der
Stahlschmelzetemperatur, Schlacketemperatur, Analyse der Stahlschmelze und der Abgasmessung
verglichen.
Beispiel:
[0064] Anhand des nachstehenden Prozeßablaufes ist die Herstellung der Qualität AISI 304
ausgehend vom eingesetzten Rohstahl bis zum Fertigprodukt veranschaulicht. Die Fig.
7 und 8 zeigen den Verlauf der Temperaturänderung sowie den Verlauf der Änderung der
chemischen Analyse (für C, Mn, Cr, Ni) bei diesem Prozeßablauf.
AOD - Prozeßmodell in Kombination mit einer kontinuierlichen Temperatur- und Analysemessung
Prozeßablauf für AISI 304:
[0065]
1. Chargieren (keine Zugabe von Schlackenbildnem)
2. Temperaturmessung (manuell bzw. mit kontinuierlichem T-Meßsystem)
3. 1. Blasestufe mit Toplanze
4. während gesamter 1. Blasestufe kontinuierliche Messung der Temperatur und der Stahlbadanalyse
5. 2. Blasestufe bis 4. Blasestufe ohne Toplanze
6. während gesamter 2. Blasestufe bis 4. Blasestufe kontinuierliche Messung der Temperatur
und der Stahlbadanalyse
7. 5. Blasestufe
8. während gesamter 5. Blasestufe kontinuierliche Messung der Temperatur und der Stahlbadanalyse
9. Reduktions.- und Entschwefelungsphase
10. während gesamter Reduktions- und Entschwefelungsphase kontinuierliche Messung
der Temperatur und der Stahlbadanalyse
11. bei Erreichen der Zielanalyse und Zieltemp. Abstich mit eventueller Si-Feinkorrektur
durch Legierungsmittelzugabe in die Pfanne während des Abstichs
Tabelle 1:
Blaseschema AISI 304 |
|
O2-Lanze
[Nm3/min] |
O2-Düsen
[Nm3/min] |
N2-Lanze
[Nm3/min] |
Ar-Lanze
[Nm3/min] |
Zielgehalt C
[%] |
Zieltemperatur
[°C] |
Step 1 |
100 |
30 |
15 |
- |
0,6 |
1710 |
Step 2 |
- |
60 |
20 |
- |
0,4 |
1740 |
Step 3 |
- |
45 |
45 |
- |
0,2 |
1760 |
Step 4 |
- |
20 |
60 |
- |
0,08 |
1750 |
Step 5 |
- |
12 |
48 |
- |
0,04 |
1750 |
Reduktion und Entschwefelung |
- |
- |
- |
45 |
- |
1665 |
Carbon removal efficiency (CRE):
[0066]
- CRE step 1:
- durchschnittlich 78%
- CRE gesamt:
- durchschnittlich 68%
1. Chargieren (step 1):
[0067]
- Einsatzgewicht:
- Stahl 86,5 t
Schlacke: 0,6 t
Analyse |
C |
1,8 |
Si |
0,14 |
Mn |
0,59 |
P |
0,023 |
S |
0,024 |
Cr |
19,03 |
Ni |
7,14 |
|
Temperatur zur Zeit t=O: 1538°C
Medienverbräuche: siehe Tabelle 1
- Zugabe:
- Dolomit 1500 kg
Kalk 2000 kg
FeNi 1500 kg
Temperatur nach step 1: 1709°C
Behandlungszeit step 1: 11,25 Minuten
2. Entkohlungsstufe 2 (step 2)
[0068]
Analyse nach step 1 |
C |
0,507 |
Si |
0,0 |
Mn |
0,49 |
P |
0,023 |
S |
0,022 |
Cr |
18,39 |
Ni |
7,91 |
|
Medienverbrauche: siehe Tabelle 1
- Zugaben:
- Kalk 1000 kg
FeNi 1000 kg
Temperatur nach step 2: 1743°C
Behandlungszeit step 2: 4,83 Minuten
3. Entkohlungsstufe 3 (step 3)
[0069]
Analyse nach step 2 |
C |
0,347 |
Si |
0 |
Mn |
0,475 |
P |
0,023 |
S |
0,022 |
Cr |
17,77 |
Ni |
8,34 |
|
Medienverbräuche: siehe Tabelle 1
- Zugabe:
- Kalk 1500 kg
Temperatur nach step 3: 1760°C
Behandlungszeit step 3: 5,66 Minuten
4. Entkohlungstufe 4 (step 4)
[0070]
Analyse nach step 3 |
C |
0,199 |
Si |
0 |
Mn |
0,457 |
P |
0,023 |
S |
0,021 |
Cr |
17,426 |
Ni |
8,395 |
|
Medienverbräuche: siehe Tabelle 1
- Zugabe:
- Kalk 480 kg
Shredder 1000 kg
Temperatur nach step 4: 1749°C
Behandlungszeit step 4: 7, 92 Minuten
5. Entkohlungsstufe 5 (step 5)
[0071]
Analyse nach step 4 |
C |
0,119 |
Si |
0 |
Mn |
0,462 |
P |
0,0238 |
S |
0,0209 |
Cr |
17,197 |
Ni |
8,431 |
|
Medienverbräuche: siehe Tabelle 1
Zugabe:
Temperatur nach step 5: 1752°C
Behandlungszeit step 5: 16,08 Minuten
6. Reduktions- und Entschwefelungsphase
[0072]
Analyse nach step 5 |
C |
0,0397 |
Si |
0 |
Mn |
0,453 |
P |
0,024 |
S |
0,0208 |
Cr |
16,853 |
Ni |
8,479 |
|
Medienverbräuche: siehe Tabelle 1
- Zugabe:
- CaF2 710 kg
SiMn 900 kg
FeSi 1602 kg
Nimet 90 kg
Kühlmittel ss 500 kg
Temperatur nach Reduktions- und Entschwefelungsphase: 1660°C
7. Abstich
[0073]
Analyse |
C |
0,0558 |
Si |
0,5933 |
Mn |
1,2516 |
P |
0,0251 |
S |
0,0003 |
Cr |
18,485 |
Ni |
8,0788 |
|
Abstichtemperatur 1660°C
Abstichgewicht: 90,5 t
Schlacke: 9,478 t
[0074] Die Kurvenverläufe der in den in Fig. 7 und 9 dargestellten Diagramme lassen erkennen,
daß eine nahezu vollständige Übereinstimmung mit den Soll-Kurven herrscht. Dies bedeutet,
daß der tatsächliche Prozeßablauf dem vorgegebenen idealen Prozeßablauf folgt und
die Zielwerte mit nur geringen Abweichungen, die - so überhaupt vorhanden - nur durch
Meßungenauigkeiten verursacht werden können. Ermöglicht ist dies durch den erfindungsgemäß
vorgesehenen sofortigen Eingriff in das Prozeßgeschehen, sollten aufgrund der Meßergebnisse
und der darauf aufbauenden Simulation, d.h. Vorrausrechnung der zu erwartenden Ergebnisse,
Abweichungen von den Zielwerten zu erwarten sein.
[0075] Ergänzend dazu kommt noch der Lerneffekt für dieses dynamische Modell aufgrund bereits
durchgeführter Prozeßabläufe.
1. Verfahren zur Herstellung einer Metallschmelze in einer hüttentechnischen Anlage,
insbesondere zum Frischen einer Metallschmelze, vorzugsweise zum Herstellen von Stahl,
wie z.B. von legiertem, rostfreiem Stahl oder Edelstahl, welches Verfahren auf einer
nach einem Prozeßmodell ablaufenden und die hüttentechnische Anlage steuernden Rechentechnik
fußt, wobei das Prozeßmodell das Verhalten für mindestens einen variablen Prozeßparameter
zwischen einer Ist-Prozeßgröße, einer Stellgröße und einer Prozeßendgröße beschreibt,
und das Verfahren folgende Schritte umfaßt:
- mit dem Prozeßmodell wird mit zu einer bestimmten Zeit (ti) erhobenen Daten einer Ist-Prozeßgröße, wie der Temperatur der Schmelze und/oder
der chemischen Zusammensetzung der Schmelze, durch Simulation mit Rechentechnik unmittelbar
zum Zeitpunkt der Erhebung der Ist-Prozeßgröße eine Prozeßgröße für einen späteren
Zeitpunkt (ti + dt), vorzugsweise eine Prozeßendgröße, ermittelt und
- bei Abweichungen der simulierten Prozeßgröße von einem gewünschten Soll-Wert werden
mittels des Prozeßmodells mit Rechentechnik Korrekturmaßnahmen zur Änderung der Ist-Prozeßgröße
errechnet und die Ist-Prozeßgröße entsprechend geändert,
- worauf zu einem späteren Zeitpunkt (ti + dt) mit weiters erhobenen Daten der Ist-Prozeßgröße das Verfahren wiederholt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mittels des Prozeßmodells die zu einer bestimmten Zeit (ti) erhobenen Daten einer Ist-Prozeßgröße auf Plausibilität überprüft werden und ausschließlich
plausible Daten zur Simulation der Prozeßgröße zur Verfügung gestellt werden und daß
nicht-plausible Daten verworfen werden, wobei im letzteren Fall die Simulation aufgrund
der zuletzt bestimmten plausiblen Daten fortgesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß Daten als plausibel zur Simulation der Prozeßgröße herangezogen werden, die innerhalb
einer Bandbreite von ± 10%, vorzugsweise ± 5% eines Idealverlaufes des Herstellungsverfahrens,
der auf Erfahrungswerten oder auf errechneten Werten beruht, liegen.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß ausgehend von einem als plausibel erkannten Wert, der jedoch von dem zuletzt gültigen
Idealverlauf des Herstellungsprozesses abweicht, ein neuer Idealverlauf erstellt und
dem weiteren Verfahren zugrunde gelegt wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß für jede variable Prozeßgröße ein eigenes Prozeßmodell-Modul Anwendung findet.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Prozeßmodell bzw. mindestens ein Modul des Prozeßmodells mit intelligenter Selbstoptimierung
ausgestattet ist bzw. sind, z.B. unter Verwendung eines neuronalen Netzes.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest über einen Teil der Prozeßdauer die Zeitdifferenz zwischen zwei aufeinanderfolgenden
Erhebungen einer Ist-Prozeßgröße sehr klein, vorzugsweise infinitesimal, ist.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Ist-Prozeßgrößen die chemische Zusammensetzung des Abgases und die chemische
Zusammensetzung von chargiertem Material sowie gegebenenfalls die chemische Zusammensetzung
der Schlacke erhoben werden.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß einstellbare Prozeßvariable, wie Fluß, Druck, Temperatur und Zusammensetzung von
Gasen und/oder Mengen, Zusammensetzungen und Chargiergeschwindigkeiten von Zuschlagstoffen
am Prozeßmodell optimiert werden.