[0001] Bogenausleger für eine bogenverarbeitende Maschine, insbesondere Rotationsdruckmaschine
mit Ketten, die über auf einer Kettenradwelle angeordnete Kettenräder laufen und mit
den Ketten zugeordneten Greifersystemen mit Greiferaufschlägen, mit denen ein Bogen
von einem vorgelagerten Zylinder abnehmbar ist und die im Bereich des Umschlingungswinkels
zwischen den Ketten und den Kettenrädern auf einer kreisförmigen Bahn um die Kettenradwelle
führbar angeordnet sind.
[0002] Beim Abtransport der bedruckten Bögen im Ausleger kommt es häufig zur Wellenbildung,
wenn der Bogen von den auf der Kettenradwelle angeordneten Abnahmetrommeln abläuft.
[0003] Es ist allgemein bekannt, Bögen in der Auslage mit Kettenfördersystemen zu transportieren.
Dabei werden Greiferwagen durch Ketten angetrieben und direkt oder indirekt geführt.
In den Greiferwagen sind Greifer angeordnet, die mit Greiferaufschlägen zusammenwirken
und den Druckbogen von dem vorgelagerten Zylinder abnehmen und ihn abtransportieren.
[0004] Eine Vorrichtung der genannten Art ist aus der Druckschrift DE-PS 830959 C1 bekannt.
Bei der dargestellten Vorrichtung ragen die Greiferauflagen der Greifersysteme über
den Teilkreisdurchmesser der Umlenkkettenräder hinaus, um die die Transportketten
im Bereich der Übernahmestelle der Bögen vom Druckzylinder geführt werden.
Die Greiferauflagen der Greifersysteme bewegen sich während der Bogenübergabe schneller
als die je um ein Umlenkkettenrad geführten Transportketten. Diese Geschwindigkeitsdifferenz
ergibt sich aus dem größeren Abstand der Greiferauflagen zu der Drehachse der Kettenräder,
als ihn die Ketten zu der Drehachse der Kettenräder aufweisen. Laufen anschließend
die Transportketten von den Umlenkkettenrädern ab und bewegen sich geradlinig weiter,
so vermindert sich die Geschwindigkeit der Greiferauflagen der Greifersysteme auf
die Geschwindigkeit der Transportketten. Der bedruckte Bogen liegt zu diesem Zeitpunkt
mit seinem hinteren Bereich noch an der Abnahmetrommel an. Der hintere Bereich des
bedruckten Bogens bewegt sich damit schneller vorwärts, als die im Greiferschluss
geführte Vorderkante des Bogens, die Kettengeschwindigkeit hat. Das wirkt sich negativ
auf die Bogenführung aus. Infolge der Geschwindigkeitsdifferenz bzw. des sogenannten
Bogenüberschusses entstehen Wellen und der Bogenlauf wird gestört.
Um diesem Zustand abzuhelfen, ist gemäß der DE-OS 2111049 A1 vorgesehen, einen Bogenverdränger
anzuordnen, der den Greiferwagen und damit auch den Bogen auf einen Umweg zwingt,
wodurch das zu langsame Abziehen durch das Kettengreifersystem kompensiert wird. Nachteilig
ist daran, dass das die Bewegung bewirkende Segment nicht umläuft und damit die Gefahr
des Abschmierens besteht.
Nach der DE-OS 23 08 025 A1 wird der Durchmesser der Abnahmetrommel gleich groß zu
dem Durchmesser der Kettenräder ausgeführt. Um die in Abhängigkeit von der Einstellung
der Greiferaufschlagleisten entstehende Geschwindigkeitsdifferenz auszugleichen, ist
ein Korrekturgetriebe vorgesehen, welches bewirkt, dass die Kettenräder und damit
auch die Abnahmetrommel gegenüber dem Druckzylinder vor- bzw. nacheilen.
[0005] Gemäß der DE 37 01 103 A1 ist vorgesehen, den Greiferwagen um seine Längsachse durch
eine einstellbare Federkraft mittels Federabstützung schwenkbar zu lagern. Damit wird
erreicht, dass die auf den Bogen ausübbare Zugspannung auf der Wegstrecke, innerhalb
derer der Greiferwagen mit dem von ihm geführten Bogen auf Kettengeschwindigkeit abgebremst
wird, durch Federkraft regulierbar ist. Der Bogen erfährt eine federnde Voreilung
und wird stets gestreckt geführt. Nachteilig ist an dieser Lösung der verhältnismäßig
hohe maschinenbauliche Aufwand.
[0006] Ausgehend von den genannten Nachteilen liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
eine Vorrichtung der vorgenannten Art zu schaffen, mit der die Bogenlaufruhe verbessert
und die Wellenbildung weitgehend vermieden wird.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe durch die Merkmale des Patenanspruchs 1. Weitere vorteilhafte
Ausführungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0008] Gemäß der vorliegenden Erfindung wird im Bogenausleger einer bogenverarbeitenden
Maschine mit Kettenauslage vorgesehen, die Radien der Teilkreise der Kettenantriebsräder
größer auszuführen als den radialen Abstand der Auflageflächen der Greiferaufschläge
zu der Drehachse der Kettenantriebsräder im Bereich des Umschlingungswinkels zwischen
Ketten und Kettenrädern. Der vorgesehene radiale Abstand entspricht dem Radius der
kreisförmigen Bahn, die die Auflageflächen der Greiferaufschläge im Bereich des Umschlingungswinkels
zwischen Ketten und Kettenantriebsrädern um die Kettenraddrehachse beschreibt.
Der erfindungsgemäße Bogenausleger ist besonders für Druckmaschinen geeignet, bei
denen die Greiferaufschläge der Greiferwagen in den kurvenförmigen Bereichen auf gleichen
Radien umlaufen wie die des vorgelagerten Zylinders. Ebenso kann die Erfindung auch
bei Druckmaschinen angewendet werden, bei denen die Radien in einem anderen Größenverhältnis
zueinander stehen, wie z.B. bei Ausführungen, bei denen der Durchmesser des vorgelagerten
Zylinders doppelt so groß ist, wie der der Abnahmetrommel bzw. der Kettenradwelle.
[0009] Die an den umlaufenden Greiferwagen angeordneten Greiferaufschläge bewegen sich im
Bereich der Bogenabnahme vom vorgelagerten Zylinder auf einer kreisförmigen Bahn und
haben dieselbe Umfangsschwindigkeit wie die Greiferaufschläge des vorgelagerten Zylinders.
Der vorgelagerte Zylinder ist der letzte Zylinder der Druckmaschine und kann ein Druckzylinder,
ein Lackzylinder, ein Transferzylinder oder ein sonstiger Zylinder sein.
Die Umfangsgeschwindigkeit der Greiferaufschläge der Greiferwagen ist auf den kreisförmigen
Abschnitten der Greiferwagenbahn dabei jedoch kleiner als die Umfangsgeschwindigkeit
der umlaufenden Ketten, denen die Greiferwagen zugeordnet sind. Die Greiferwagen und
die im Greiferschluss geförderten Bögen werden auf Kettengeschwindigkeit beschleunigt,
wenn sie die Ablaufzone der Ketten von den Kettenrädern erreichen.
[0010] In überraschender Weise hat sich dabei gezeigt, dass die beim Ablauf von den Kettenrädern
entstehende positive Geschwindigkeitsdifferenz nicht zu verstärkten Abschmierproblemen
führt, wohl aber den Bogenlauf erheblich begünstigt.
Die Neigung des Bogens zur Wellenbildung wird im Bereich der Ablaufzone in vorteilhafter
Weise reduziert, da eine negative Geschwindigkeitsdifferenz, in deren Folge der Bogen
ausknicken könnte, nicht mehr auftritt.
Gegen die Wirkung des im Abzugsspalt beim Abziehen des Bogens entstehenden Unterdruckes,
welcher die Wellenbildung fördert, wird der Bogen unter der Wirkung der resultierenden
Kraft gestrafft und annähernd tangential von der Abnahmetrommel abgezogen.
Die Neigung zur Wellenbildung kann auch durch Adhäsionskräfte zwischen Bogen und Trommeloberfläche
in Abhängigkeit von der Beschichtung der Abnahmetrommel verstärkt werden. Um dem entgegenzuwirken,
sind bei einer Ausführungsform der Erfindung abschmierhemmende Überzüge in Form von
Super-Blue-Bespannungen vorgesehen.
[0011] Um die Bögen auch in den kurvenförmigen Bereichen ihres Weges zu führen, kann unter
der Abnahmetrommel ein Luftpolsterblech angeordnet sein sowie weitere Bogenleiteinrichtungen.
Die Erfindung wird anhand des nachfolgenden Ausführungsbeispiels und der Zeichnungen
näher beschrieben.
Es zeigen
[0012]
- Fig. 1
- einen Ausleger mit Bogentransportsystem im Bereich der Bogenabnahme vom letzten Zylinder
der Druckmaschine nach dem Stand der Technik und
- Fig. 2
- den Ausleger mit Bogentransportsystem in erfindungsgemäßer Ausführung.
[0013] In
Fig. 1 und 2 ist der bedruckte und ggf. lackierte Bogen
5 erkennbar, der auf dem Außenradius des letzten Zylinders
1 einer Druckmaschine anliegt, bei dem es sich beispielsweise um einen Druckzylinder
oder Lackzylinder handeln kann.
Zur Übernahme des Bogens
5 ist ein Kettenfördersystem vorgesehen.
Das Kettenfördersystem weist vordere und hintere Kettenräder auf, über die Ketten
12 und diesen zugeordnete Greiferwagen umlaufen. Die Zuordnung der Greiferwagen zu den
Ketten erfolgt direkt, indem die Greiferwagen über Mitnehmerbolzen an den Ketten angelenkt
sind und damit von der Kette geführt werden. Eine Ausführung mit separater Ketten-
und Greiferwagenführungsbahn ist ebenfalls möglich.
Die Kettenräder sind auf einer Kettenradwelle
2 verdrehfest angeordnet, die ihrerseits angetrieben wird. Der Verlauf der Ketten ist
in
Fig. 1 anhand der Strich/Punktlinie
12 verdeutlicht, die die Mittellinie der Ketten darstellt.
Die den Ketten zugeordneten Greiferwagen erstrecken sich über die Formatbreite und
nehmen die fest mit einer Greiferwelle verbundenen und zueinander beabstandeten Greiferfinger
3 auf. An den Greiferwagen sind Greiferaufschläge
4 ausgebildet. Durch Verdrehung der Greiferwelle ist der Bogen
5, 6, 7 an seiner Vorderkante zwischen Greiferfinger
3 und Greiferaufschlag
4 fixierbar. Zur Bogenführung sind unterhalb der druckmaschinenseitigen Kettenräder
ein Luftpolsterblech 9 und eine sich an dieses anschließende Bogenleiteinrichtung
11 vorgesehen, die mit Blasluft beaufschlagbar sind. Ebenfalls mit Blasluft beaufschlagbar
ist die Blaseinrichtung
10, die in der Nähe des Ablaufspaltes, der sich zwischen den Trommelkappen
8 und dem ablaufenden Bogen
7 ergibt, angeordnet ist. Die Trommelkappen
8 sind auf der Kettenradwelle
2 angeordnet. Alternativ dazu können auch Tragscheiben vorgesehen sein oder es kann
ein entsprechender großer Durchmesser der Kettenradwelle
2 ausgebildet werden. Die Trommelkappen
8 sind zur Verminderung der Abschmiergefahr mit einem Super-Blue-Tuch überzogen.
[0014] Die vorderen Kettenräder sind zu dem letzten Zylinder 1 der Druckmaschine benachbart
angeordnet. Die umlaufenden Ketten werden von den Kettenrädern im Bereich des Umschlingungswinkels
zwischen Ketten und Kettenrädern auf einer kreisförmigen Bahn um die Achse der Kettenradwelle
2 geführt. Im Bereich des Umschlingungswinkels entspricht die Bahn der Kettenglieder
einem Abschnitt des Teilkreises der Kettenräder
13. Die Greiferwagen sind den Ketten zugeordnet und bewegen sich im Bereich des Umschlingungswinkels
auch auf einer kreisförmigen Bahn.
[0015] Bei der aus dem Stand der Technik bekannten Form in
Fig. 1 sind die Greiferaufschlagflächen
4 so an den Greiferwagen ausgebildet, dass sie über die Kettenmittellinie herausragen
und im Bereich des Umschlingungswinkels einen größeren radialen Abstand zu der Drehachse
der Kettenradwelle
2 aufweisen als die Glieder der Ketten. Damit bewegen sich die Greiferaufschläge
4 auf den kreisförmigen Bahnabschnitten schneller als die Ketten. Mit dem Ablaufen
der Ketten von den Kettenrädern wird die Geschwindigkeit der Greiferaufschläge
4, auf denen der Bogen fixiert ist, auf Kettengeschwindigkeit abgebremst, was zu der
bei Bogen
7 dargestellten Wellenbildung führt.
[0016] Demgegenüber sind bei der erfindungsgemäßen Ausführung in
Fig. 2 die Greiferaufschlagflächen
4 so an den Greiferwagen ausgebildet, dass sie sich unterhalb der Kettenmittellinie
erstrecken. Sie werden damit im Bereich des Umschlingungswinkels in einem kleineren
radialen Abstand zu der Drehachse der Kettenradwelle
2 geführt als die Kettenglieder und haben somit geringere Umfangsgeschwindigkeit. Mit
dem Ablaufen der Ketten von den Kettenrädern werden die Greiferaufschlagflächen
4 mit den auf ihnen fixierten Bögen auf Kettengeschwindigkeit beschleunigt. Die Kettenräder
und der Druckzylinder sind bei der bevorzugten Ausführungsform so dimensioniert, dass
sie einspurig zueinander laufen.
Der Teilkreis der Kettenräder
13 ist größer als der Durchmesser des Druckzylinders
1.
Um dies zu ermöglichen ist vorgesehen, den Durchmesser des Druckzylinders
1 in den den Kettenrädern gegenüberliegenden Bereichen entsprechend verkleinert auszuführen.
Eine andere demgegenüber bevorzugte Variante sieht vor, die Kettenräder außerhalb
der Stirnflächen des Druckzylinders
1 anzuordnen.
[0017] Nachfolgend soll die Wirkungsweise der Erfindung beschrieben werden.
Der Druckbogen
5 wird auf dem Umfang des vorgelagerten Zylinders
1 geführt, wobei sich seine Vorderkante im Greiferschluss mit dem nicht dargestellten
Greifersystem des vorgelagerten Zylinders
1 befindet. Die Bogenvorderkante wird anschließend von einem der auf Ketten umlaufenden
Greifersysteme des Auslegers übernommen, wozu der Bogen zwischen Greifer
3 und Greiferaufschlag
4 fixiert wird. Die Greiferaufschläge
4 des übergebenden und des übernehmenden Greifersystems bewegen sich mit gleicher Umfangsgeschwindigkeit.
[0018] Nach der Übernahme der Bogenvorderkante wird der Bogen
5, 6 von dem vorgelagerten Zylinder
1 abgezogen, wobei er sich unter der Wirkung der aus dem Luftpolsterblech
9 austretenden Blasluft an die Trommelkappen anlegt. Der angelegte Bogen
6 wird im Greiferschluss auf der Abnahmetrommel geführt. Mit dem Ablaufen der Ketten
und der diesen zugeordneten Greiferwagen von den Kettenrädern wird die im Greiferschluss
geführte Bogenvorderkante von der Umfangsgeschwindigkeit auf die Kettengeschwindigkeit
beschleunigt und damit der Bogen
7 gestrafft.
Bezugszeichenliste
[0019]
- 1
- vorgelagerter Zylinder
- 2
- Kettenradwelle
- 3
- Greifer
- 4
- Greiferaufschlag
- 5
- Bogen auf vorgelagertem Zylinder
- 6
- Bogen auf Abnahmetrommel
- 7
- Bogen nach Abnahmetrommel
- 8
- Trommelkappen
- 9
- Luftpolsterblech
- 10
- Blaseinrichtung
- 11
- Bogenleiteinrichtung
- 12
- Kettenmittellinie
- 13
- Kettenraddurchmesser
1. Bogenausleger für eine bogenverarbeitende Maschine, insbesondere Rotationsdruckmaschine
mit Ketten, die über auf einer Kettenradwelle angeordnete Kettenräder laufen und mit
den Ketten zugeordneten Greifersystemen mit Greiferaufschlägen, mit denen ein Bogen
von einem vorgelagerten Zylinder abnehmbar ist und die im Bereich des Umschlingungswinkels
zwischen den Ketten und den Kettenrädern auf einer kreisförmigen Bahn um die Kettenradwelle
führbar angeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Radien der Teilkreise der Kettenräder (13) größer ausgebildet sind als der Radius der kreisförmigen Bahn der Greiferaufschläge
(4) um die Achse der Kettenradwelle (2).
2. Bogenausleger für eine bogenverarbeitende Maschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Durchmesser der Teilkreise der Kettenräder (13) größer ist als der Durchmesser des vorgelagerten Zylinders (1).
3. Bogenausleger für eine bogenverarbeitende Maschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass auf der Kettenradwelle (2) Trommelkappen (8) oder Tragscheiben angeordnet sind.
4. Bogenausleger für eine bogenverarbeitende Maschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Trommelkappen (8) oder die Kettenradwelle (2) einen farbabstoßenden Überzug aufweist.
5. Bogenausleger für eine bogenverarbeitende Maschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass als farbabstoßender Überzug ein Super-Blue-Tuch vorgesehen ist.
6. Bogenausleger für eine bogenverarbeitende Maschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass unterhalb der Kettenradwelle (2) ein Luftpolsterblech (9) vorgesehen ist.
7. Bogenausleger für eine bogenverarbeitende Maschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine in Richtung des Ablaufspaltes wirkende Blaseinrichtung (10) vorgesehen ist.
8. Bogenausleger für eine bogenverarbeitende Maschine nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass als Blaseinrichtung (10) eine Schlitzdüse oder ein Blasrohr vorgesehen ist.