[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zur Erkennung des
Ventilspiels bei Verbrennungsmotoren und zum Erfassen der tatsächlichen Lage der Ventilöffnungsnocken
bei Motoren mit und ohne Nockenwellenverstellsystemen.
[0002] Üblicherweise wird das Ventilspiel der Ladungswechselorgane von Verbrennungsmotoren
nur bei regulären Inspektionen des Verbrennungsmotors gemessen und gegebenenfalls
korrigiert. Inspektionen finden üblicherweise nach vom Motorhersteller vorgegebenen
Intervallen (z. B. Laufstrecke oder Betriebsdauer) statt. Eine alternative Möglichkeit
zum Festlegen der Inspektionsintervalle basiert auf einer im Fahrzeug vorhandenen
Auswerte- und Anzeigeeinrichtung, die beispielsweise die Laufstrecke, Betriebsdauer,
Betriebsumstände der Verbrennungsmotornutzung (z. B. häufiger Kaltstart, Kurzbetrieb,
Laufzeitanteile mit hohen Lasten bzw. Drehzahlen) und ähnliches registriert und bewertet
und dementsprechend eine Aufforderung zur Inspektion veranlaßt.
[0003] Bei all diesen bekannten Systemen bleibt der tatsächliche Zustand verschiedener Komponenten
des Verbrennungsmotors, die üblicherweise im Rahmen einer Inspektion überprüft und
eingestellt werden, unberücksichtigt. Da also für die Festlegung des Zeitpunkts der
Inspektion nicht der tatsächliche Zustand der zu überprüfenden und gegebenenfalls
in ihrer Einstellung zu korrigierenden Komponenten berücksichtigt wird, sondern nur
Erfahrungen und Beobachtungen als Basis dienen, die auf Grundlage der Laufstrecke
oder Betriebsdauer, bestenfalls unter Berücksichtigung der Betriebsumstände festgelegt
wurden, findet die veranlaßte Inspektion in der Praxis selten zum richtigen Zeitpunkt
statt. Zur Vermeidung von Schäden an Bauteilen wird deshalb in der Regel der Zeitpunkt
für die Inspektion so gewählt, daß auch bei stark materialbelastender Nutzung des
Verbrennungsmotors die Inspektion vor Erreichen kritischer Zustände veranlaßt wird,
um Ausfälle und damit verbundene Stillstands- und Reparaturkosten zu vermeiden. Demgemäß
erfolgt die Inspektion in der Regel zu früh, wodurch unnötige Kosten verursacht werden,
insbesondere wenn die Summe sämtlicher Inspektionen im Lauf der gesamten Lebensdauer
des Verbrennungsmotors berücksichtigt wird. Darüber hinaus bleibt unberücksichtigt,
daß unvorhergesehene Veränderungen, die eine Inspektion erforderlich machen, registriert
und angezeigt werden. So wird beispielsweise nicht erkannt, wenn sich das Ventilspiel
der Ladungswechselorgane übermäßig verändert und somit durch den weiteren Betrieb
des Motors die Gefahr besteht, den Verbrennungsmotor zu beschädigen.
[0004] Darüber hinaus wird bei Verbrennungsmotoren mit und ohne Nockenwellenverstellsystemen
die tatsächliche Lage der Ventilöffnungsnocken herkömmlicherweise mittels Lagesensoren
an der Nockenwelle erkannt. Dies erfordert das Vorhandensein eines oder mehrerer Sensoren,
Geberräder, Verkabelung und Auswerteschaltungen und -software in einem Steuergerät.
Durch die Vielzahl der erforderlichen Bauteile zur Erfassung der tatsächlichen Position
der Ventilöffnungsnocken sind derartige Nockenwellenverstellsysteme relativ komplex
und teuer.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren
und System bereitzustellen, mit dem das Ventilspiel der Ladungswechselorgane und/oder
die tatsächliche Lage der Ventilöffnungsnocken der Nockenwelle erfaßt werden kann.
Dies soll insbesondere durch Zugreifen auf im Fahrzeug bereits vorhandene Bauelemente
(z. B. Sensoren) realisierbar sein, um ohne Kosten für zusätzliche Bauteile zu verursachen
Informationen über das Ventilspiel der Ladungswechselorgane und/oder die tatsächliche
Position der Ventilöffnungsnocken der Nockenwelle zu erhalten. Diese Aufgabe wird
mit den Merkmalen der Patentansprüche gelöst.
[0006] Die Erfindung geht dabei von dem Grundgedanken aus, daß bei Verbrennungsmotoren mit
und ohne automatischen Ventilspielausgleich und/oder bei Verbrennungsmotoren mit und
ohne Nockenwellenverstellsystemen die von Körperschallsensoren erzeugten Signale genutzt
werden können, um anhand charakteristischer Signalverläufe, die zu bestimmten Zeiten
auftreten, Rückschlüsse auf den Zustand des Ventiltriebs der Ladungswechselorgane
und/oder der tatsächlichen Position der Ventilöffnungsnocken der Nockenwelle zu ziehen.
[0007] Somit basiert die vorliegende Erfindung auf der Erkenntnis, daß bei Verbrennungsmotoren,
die ein Motormanagementsystem mit Klopfregelung über Körperschallsensoren aufweisen,
sich das von den Körperschallsensoren erzeugte Signal nutzen läßt, um anhand charakteristischer
Signalverläufe, die zu bestimmten Zeiten auftreten, Rückschlüsse auf die Schallabstrahlung
des Ventiltriebs der Ladungswechselorgane und damit auf das tatsächlich anliegende
Ventilspiel zu ziehen und/oder den Zeitpunkt des Auftretens der charakteristischen
Schallabstrahlung in Relation zur Stellung der Kurbelwelle zu erfassen und somit Rückschlüsse
zu ziehen, in welcher genauen Stellung sich die Ventilerhebungsnocken befinden. Somit
läßt sich neben der Bestimmung des Ventilspiels zusätzlich die tatsächliche Stellung
der Nockenwelle ermitteln, um so auf die Steuerzeiten schließen bzw. auf das Arbeitsspiel
synchronisieren zu können.
[0008] Dazu wird aus dem Verlauf der Kurbenwellenrotation mindestens ein Bereich, vorzugsweise
mehrere Bereiche, ausgewählt, in dem das charakteristische Körperschallsignal am Körperschallsensor
anliegt. Das Motormanagementsystem vergleicht in diesen Bereichen den Signalverlauf
mit abgespeicherten Differenzsignalen und entscheidet dementsprechend, ob die Einstellungen
der Ventile im zulässigen Bereich liegen bzw. ob die Lage der Ventilerhebungsnocken
stimmt. Vorzugsweise werden dazu mehrere Bereiche aus dem Verlauf der Kurbelwellenrotation
so ausgewählt, daß alle Ventile der Ladungswechselorgane zusammen oder separat erfaßt
und ausgewertet werden Können.
[0009] Die Bewertbarkeit der erfaßten Körperschallsignale der Ventile der Ladungswechselorgane
wird insbesondere dadurch unterstützt, daß die Rampen zu Beginn und zum Ende der durch
die Nocken der Nockenwelle verursachten Ventilerhebung zur Ventilsteuerung konstruktiv
und fertigungstechnisch so ausgelegt sind, daß nicht nur die Bildung charakteristischer
Körperschallverläufe bei zu großem und/oder zu kleinem Ventilspiel unterstützt wird,
sondern sich ein anderer charakteristischer Körperschallverlauf bei korrektem Ventilspiel
ergibt. Dadurch kann die Erkennung und Bewertung von Ventilspiel und/oder Position
der Ventilöffnungsnocken reproduzierbar mit Hilfe eines Körperschallsensors, wie z.
B. eines Klopfsensors, erfolgen, ohne daß zusätzliche Bauteile erforderlich sind.
[0010] Somit kann durch das erfindungsgemäße Verfahren und System eine Erkennung von unzulässigen
bzw. fehlerhaftem Ventilspiel und damit die Vermeidung potentieller Bauteilschäden
gewährleistet werden, ohne daß eine Inspektion des Verbrennungsmotors stattfinden
muß. Vielmehr ergibt sich ein Bauteilschutz durch frühzeitige Erkennung von Gefahren
für die Bauteile aufgrund einer zuverlässigen und reproduzierbaren Diagnose im Motor.
Außerdem läßt sich dadurch die Häufigkeit von Inspektionsarbeiten auf das notwendige
Minimum beschränken. Dadurch ergibt sich eine erhebliche Kosteneinsparung zur Instandhaltung
von Verbrennungsmotoren.
[0011] Darüber hinaus ist die Erkennung der tatsächlichen Position der Nocken der Nokkenwelle
möglich, wodurch auf die tatsächlichen Steuerzeiten geschlossen werden kann, wobei
keine zusätzlichen Sensoren erforderlich sind. Dies ist insbesondere bei Motoren mit
Nockenwellen- bzw. Steuerzeitenverstellsystemen von erheblicher Bedeutung, da dadurch
auf zusätzliche Sensoren, Geberräder, Verkabelung sowie Auswerteschaltungen und -software
in einem Steuergerät verzichtet werden kann. Außerdem ist es möglich, mit der Erkennung
der tatsächlichen Position der Nocke auf das Arbeitsspiel zu synchronisieren.
1. Verfahren zum Erfassen des Zustands eines Ventiltriebs, insbesondere des Ventilspiels,
eines Verbrennungsmotors durch Verarbeiten von Signalen, die von mindestens einem
Körperschallsensor erzeugt werden.
2. Verfahren zum Erfassen der Position mindestens eines Ventilöffnungsnockens einer Nockenwelle
eines Verbrennungsmotors durch Verarbeiten von Signalen, die von mindestens einem
Körperschallsensor erzeugt werden.
3. Verfahren zum Erfassen des Zustands eines Ventiltriebs, insbesondere des Ventilspiels,
und der Position mindestens eines Ventilöffnungsnockens einer Nockenwelle eines Verbrennungsmotors
durch Verarbeiten von Signalen, die von mindestens einem Körperschallsensor erzeugt
werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei als Körperschallsensor ein Klopfsensor
verwendet wird, der außerdem zur Klopfregelung des Verbrennungsmotors dient.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei aus den durch den Körperschallsensor
erzeugten Signalen mindestens ein charakteristischer Signalverlauf, der zu bestimmten
Zeiten während eines Zyklus des Verbrennungsmotors auftritt, identifiziert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei der charakteristische Signalverlauf mit einem entsprechenden
gespeicherten Referenzsignal verglichen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, wobei anhand des charakteristischen Signalverlaufs
das tatsächlich vorhandene Ventilspiel und/oder die Position des/der Ventilöffnungsnocken(s)
ermittelt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, wobei während eines Zyklus des Verbrennungsmotors
mehrere charakteristische Signalverläufe extrahiert werden, so daß für sämtliche Ventile
des Verbrennungsmotors das tatsächlich vorhandene Ventilspiel und/oder die Positionen
der Ventilöffnungsnocken ermittelt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei aus der ermittelten Position der Ventilöffnungsnocken
auf die Lage einer verstellbaren Nockenwelle geschlossen wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, wobei aus der ermittelten Position der Ventilöffnungsnocken
auf die Lage dieser Ventilöffnungsnocken in Relation zu einem Kurbelwellensignal geschlossen
wird, wobei festgestellt wird, ob der zu der Ventilöffnungsnocke korrespondierende
Zylinder sich zum Zeitpunkt der Signalermittlung der Ventilöffnungsnocke gerade im
Bereich der Ladungswechseltakte oder der Verdichtungs- bzw. Arbeitstakte befindet.
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei basierend auf der Feststellung die Zündung und/oder
Einspritzung des Verbrennungsmotors auf das Arbeitsspiel synchronisiert wird.
12. System zum Erfassen des Zustands eines Ventiltriebs, insbesondere des Ventilspiels,
eines Verbrennungsmotors mit einer Einrichtung zum Verarbeiten von Signalen, die von
mindestens einem Körperschallsensor erzeugt werden.
13. System zum Erfassen der Position mindestens eines Ventilöffnungsnockens einer Nockenwelle
eines Verbrennungsmotors mit einer Einrichtung zum Verarbeiten von Signalen, die von
mindestens einem Körperschallsensor erzeugt werden.
14. System zum Erfassen des Zustands eines Ventiltriebs, insbesondere des Ventilspiels,
und der Position mindestens eines Ventilöffnungsnockens einer Nokkenwelle eines Verbrennungsmotors
mit einer Einrichtung zum Verarbeiten von Signalen, die von mindestens einem Körperschallsensor
erzeugt werden.
15. System nach einem der Ansprüche 12 bis 14, wobei der Körperschallsensor ein Klopfsensor
ist, der außerdem mit einer Einrichtung zur Klopfregelung des Verbrennungsmotors in
Verbindung steht.
16. System nach einem der Ansprüche 12 bis 15, wobei die Einrichtung zum Verarbeiten der
Signale ein Motormanagementsystem ist.
17. System nach einem der Ansprüche 12 bis 16, wobei die Einrichtung zum Verarbeiten der
Signale aus den durch den Körperschallsensor erzeugten Signalen derart ausgebildet
ist, daß sie mindestens einen charakteristischen Signalverlauf identifiziert, der
zu bestimmten Zeiten während eines Zyklus des Verbrennungsmotors auftritt.
18. System nach Anspruch 17, wobei ein Speicher vorgesehen ist und die Einrichtung zum
Verarbeiten der Signale derart ausgebildet ist, daß der charakteristische Signalverlauf
mit einem im Speicher gespeicherten Referenzsignal verglichen wird.
19. System nach Anspruch 17 oder 18, wobei die Einrichtung zum Verarbeiten der Signale
derart ausgebildet ist, daß sie anhand des charakteristischen Signalverlaufs das tatsächlich
vorhandene Ventilspiel und/oder die Position des/der Ventilöffnungsnocken(s) ermittelt.
20. System nach einem der Ansprüche 17 bis 19, wobei die Einrichtung zum Verarbeiten der
Signale derart ausgebildet ist, daß sie während eines Zyklus des Verbrennungsmotors
mehrere charakteristische Signalverläufe extrahiert, so daß für sämtliche Ventile
des Verbrennungsmotors das tatsächlich vorhandene Ventilspiel und/oder die Positionen
der Ventilöffnungsnocken ermittelt wird.
21. System nach Anspruch 20, wobei die Verarbeitungseinrichtung derart ausgebildet ist,
daß sie aus der ermittelten Position der Ventilöffnungsnocken auf die Lage einer verstellbaren
Nockenwelle schließt.
22. System nach Anspruch 20 oder 21, wobei die Verarbeitungseinrichtung derart ausgebildet
ist, daß sie aus der ermittelten Position der Ventilöffnungsnocken auf die Lage dieser
Ventilöffnungsnocken in Relation zu einem Kurbelwellensignal schließt, wobei sie feststellt,
ob der zu der Ventilöffnungsnocke korrespondierende Zylinder sich zum Zeitpunkt der
Signalermittlung der Ventilöffnungsnocke gerade im Bereich der Ladungswechseltakte
oder der Verdichtungs- bzw. Arbeitstakte befindet.
23. System nach Anspruch 22, wobei die Verarbeitungseinrichtung derart ausgebildet ist,
daß sie basierend auf der Feststellung die Zündung und/oder Einspritzung des Verbrennungsmotors
auf das Arbeitsspiel synchronisiert.