[0001] Die Erfindung betrifft ein vollkalibriges Geschoß mit einem zylinderförmigen Führungsbereich
und einer ogivenförmig ausgebildeten Geschoßspitze.
[0002] Insbesondere großkalibrige Panzergeschosse weisen aufgrund ihrer relativ langen ogivenförmig
ausgebildeten Geschoßspitze eine zu kurze Führungslänge (in der Regel die Länge des
durch das Waffenrohr geführten Geschoßbereiches) auf, so daß das entsprechende Geschoß
häufig eine schlechte Stabilisierung innerhalb des Waffenrohres und damit eine ungünstige
Abgangsballistik und ein schlechtes Trefferbild besitzt.
[0003] Aus der US 3,769,912 ist bereits ein drallstabilisiertes Spezial-Geschoß bekannt,
deren ogivenförmig ausgebildete Geschoßspitze wesentlich länger ist als der zylinderförmige
Führungsbereich. Zur Erhöhung der Führungslänge wird in dieser Druckschrift bereits
vorgeschlagen, auf der Geschoßspitze einen in Umfangsrichtung segmentierten, sich
an der Innenwand des Waffenrohres abstützenden Führungsring mit drei schalenförmig
ausgebildeten Führungsring-Segmenten zu befestigen. Während des Rohrdurchlaufes des
Geschosses verbleiben die Führungsring-Segmente in ihrer vorgegebenen Lage an der
Geschoßspitze und werden, nachdem das Geschoß das Waffenrohr verlassen hat, durch
die auf sie wirkenden Zentrifugalkräfte seitlich abgeworfen.
[0004] Nachteilig ist bei diesen Geschossen, daß der Führungsring relativ massig ausgebildet
sein muß, weil er in dem Bereich der Geschoßspitze den gesamten Abstand zwischen dem
Geschoß und der Innenwand des Waffenrohres überbrücken muß. Außerdem setzt ein Ablösen
des Führungsringes, nachdem das Geschoß das Waffenrohr verlassen hat, die Wirkung
von ausreichend großen Zentrifugalkräften voraus, die bei Geschossen, die aus Glattrohrkanonen
verschossen werden, nicht vorliegen. Insbesondere bei herkömmlichen Vollkalibergeschossen
mit einem zylinderförmigen Führungsbereich, dessen Länge größer oder etwa gleich der
Länge der ogivenförmig ausgebildeten Geschoßspitze ist, haben sich derartige bekannte
Führungsringe nicht bewährt.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Vollkalibergeschoß anzugeben, bei dem
auf einfache Weise eine bessere Stabilisierung des Geschosses innerhalb des Waffenrohres
und damit eine bessere Abgangsballistik und Treffergenauigkeit als bei vergleichbaren
Geschossen erreicht wird.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere,
besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.
[0007] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, auf der Geschoßspitze einen
in Umfangsrichtung segmentierten Führungsring, dessen Außendurchmesser kleiner als
der Innendurchmesser des Waffenrohres ist, derart zu befestigen, daß sich die Führungsring-Segmente
beim Auftreten einer vorgegebenen Abschlußbeschleunigung in dem entsprechenden Waffenrohr
vom Geschoß lösen und durch den Staudruck so lange axial zum zylinderförmigen Führungsbereich
hin auf das Geschoß aufgeschoben werden, bis sich die radial voneinander entfernenden
Führungsring-Segmente an der Innenwand des Waffenrohres und an dem Geschoß abstützen.
Der Führungsring verlängert dann einerseits den zylinderförmigen Führungsbereich und
verringert andererseits das Führungsspiel in diesem Bereich praktisch auf Null.
[0008] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung sind die benachbarten Führungsring-Segmente
derart miteinander verbunden, daß sie sich nach dem Lösen von dem Geschoß zwar in
radialer Richtung nach außen bewegen können, daß es bei dieser radialen Verschiebung
aber zu keinem axialen Versatz der Führungsring-Segmente gegeneinander kommen kann.
[0009] Dieses wird z.B. dadurch erreicht, daß eines der jeweils benachbarten Führungsring-Segmente
mindestens eine sich in Umfangsrichtung erstreckende zungenförmige Verlängerung aufweist,
die in eine Ausnehmung des benachbarten Führungsring-Segmentes formschlüssig eingreift.
Vorzugsweise ist vorgesehen, daß bei jedem der Führungsring-Segmente das eine Ende
mit einer zungenförmigen Verlängerung und das jeweils andere Ende mit einer an die
zungenförmige Verlängerung des benachbarten Führungsring-Segmentes angepaßten Ausnehmung
versehen ist.
[0010] Um ein Ablösen des Führungsringes außerhalb des Waffenrohres auch bei Geschossen,
die aus Glattrohrkanonen verschossen werden, sicherzustellen, sollte der Führungsring
auf seiner der Geschoßspitze zugewandten Seite vorzugsweise eine Lufttasche aufweisen.
[0011] Zur Befestigung des Führungsringes an dem Geschoß, hat es sich als vorteilhaft erwiesen,
wenn der Führungsring sich radial nach innen erstreckende, mit Sollbruchstellen versehene
Befestigungsteile aufweist, die in entsprechende radiale Nuten des Geschosses kraftschlüssig
eingreifen. Alternativ kann der Führungsring mit dem Geschoß aber auch verklebt, verschweißt
oder mit Hilfe von Umfassungshaltebändern verbunden sein.
[0012] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den folgenden anhand
von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
Fig.1 den Längsschnitt eines in einem Waffenrohr befindlichen flügelstabilisierten
Geschosses mit einem auf der Geschoßspitze befestigten Führungsring;
Fig.2 eine vergrößerte Darstellung des in Fig. 1 mit II bezeichneten Bereiches und
Fig.3 eine Seitenansicht der Geschoßspitze des in Fig. 1 dargestellten Geschosses.
[0013] In Fig.1 ist mit 1 ein vollkalibriges flügelstabilisiertes Geschoß bezeichnet, das
sich in einem nur gestrichelt angedeuteten Waffenrohr 2 befindet. Dabei sind mit 3
der Ladungsraum und mit 4 das Kaliberrohr bezeichnet.
[0014] Das Geschoß 1 besitzt einen zylinderförmigen Führungsbereich 5, der heckseitig mit
einem Dichtungsband 6 versehen ist, und eine ogivenförmig ausgebildete Geschoßspitze
7.
[0015] Erfindungsgemäß ist auf der Geschoßspitze 7 ein in Umfangsrichtung segmentierter
Führungsring 8 aus einem verformungsfähigen Kunststoff mit drei schalenförmig ausgebildeten
Führungsring-Segmenten 9 befestigt, dessen Außendurchmesser kleiner ist als der Innendurchmesser
des Waffenrohres 2. Die Befestigung des Führungsringes 8 an dem Geschoß 1 erfolgt
über mehrere, gleichmäßig über den Umfang verteilt angeordnete, sich jeweils radial
nach innen erstreckende Befestigungsteile 10 (Fig.2), die in entsprechende Nuten 11
des Geschosses 1 kraftschlüssig eingreifen (einrasten). Die Befestigungsteile 10 sind
mit Sollbruchstellen 12 versehen.
[0016] Bei jedem der Führungsring-Segmente 9 ist das, in Umfangsrichtung gesehen, eine Ende
13 mit einer zungenförmigen Verlängerung 14 und das jeweils andere Ende 15 mit einer
an die zungenförmige Verlängerung 14 des benachbarten Führungsring-Segmentes 9 angepaßten
Ausnehmung 16 versehen (Fig.3).
[0017] Der Führungsring 8 weist auf seiner der Geschoßspitze 7 zugewandten Seite eine Lufttasche
17 auf (Fig.2).
[0018] Nachfolgend wird auf die Wirkungsweise der Erfindung eingegangen:
[0019] Nach Zündung der entsprechenden Patrone setzt sich das Geschoß 1 in dem Kaliberrohr
4 in Bewegung. Erreicht die Abschußbeschleunigung einen vorgegebenen Wert, so reißen
die Sollbruchstellen 12. Die Führungsring-Segmente 9 verschieben sich beim weiteren
Rohrdurchgang des Geschosses 1 relativ zu diesem nach hinten und werden zwischen dem
Geschoß 1 und der Innenwand 18 des Waffenrohres 2 geklemmt. Damit wird das Führungsspiel
nahezu Null und die Führungslänge des Geschosses 1 um die axiale Länge des Führungsringes
verlängert.
[0020] Aufgrund des Eingreifens der zungenförmigen Verlängerungen 14 in die Ausnehmungen
16 der benachbarten Führungsring-Segmente 9 wird ein axialer Versatz der Führungsring-Segmente
9 gegeneinander verhindert.
[0021] Sobald das Geschoß 1 das Waffenrohr 2 verlassen hat, werden die Führungsring-Segmente
9 durch den Staudruck bzw. die Luftangriffskräfte seitlich von dem Geschoß 1 weggedrückt.
[0022] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel
beschränkt. So braucht beispielsweise der Führungsring nicht zwingend aus einem verformungsfähigen
Kunststoff zu bestehen. Vielmehr ist auch ein anderes verformungsfähiges Material,
wie z.B. Blei, Messing oder auch Kupfer, verwendbar. Nachteilig bei diesen Werkstoffen
sind allerdings die hohen Dichten, weil sich damit auch der zu beschleunigende Totlastanteil
und die Belastung durch Axialkräfte auf die zu tragenden Teile erhöht. Kunststoff
sollte daher aufgrund seiner geringen Dichte und der geringen Fertigungskosten (Spritzteil)
bevorzugt verwendet werden.
Bezugszeichenliste
[0023]
- 1
- Geschoß
- 2
- Waffenrohr
- 3
- Ladungsraum
- 4
- Kaliberrohr
- 5
- Führungsbereich
- 6
- Dichtungsband
- 7
- Geschoßspitze
- 8
- Führungsring
- 9
- Führungsring-Segment
- 10
- Befestigungsteile
- 11
- Nut
- 12
- Sollbruchstelle
- 13
- Ende (Führungsring-Segment)
- 14
- zungenförmige Verlängerung
- 15
- Ende (Führungsring-Segment)
- 16
- Ausnehmung
- 17
- Lufttasche
- 18
- Innenwand (Waffenrohr)
1. Vollkalibriges Geschoß mit einem zylinderförmigen Führungsbereich (5) und einer ogivenförmig
ausgebildeten Geschoßspitze (7) mit den Merkmalen:
a) auf der Geschoßspitze (7) ist ein in Umfangsrichtung segmentierter Führungsring
(8) mit mindestens zwei schalenförmig ausgebildeten Führungsring-Segmenten (9) befestigt,
dessen Außendurchmesser kleiner als der Innendurchmesser eines kalibergleichen Waffenrohres
(2) ist;
b) die Befestigung des Führungsringes (8) an dem Geschoß (1) ist derart gewählt, daß
sich die Führungsring-Segmente (9) beim Auftreten einer vorgegebenen Abschlußbeschleunigung
in dem entsprechenden Waffenrohr (2) vom Geschoß (1) lösen und durch den Staudruck
so lange axial zum zylinderförmigen Führungsbereich (5) hin auf das Geschoß (1) aufgeschoben
werden, bis die sich radial voneinander entfernenden Führungsring-Segmente (9) an
der Innenwand (18) des Waffenrohres (2) und an dem Geschoß (1) abstützen.
2. Geschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die benachbarten Führungsring-Segmente (9) derart miteinander verbunden sind, daß
sie sich nach dem Lösen von dem Geschoß (1) zwar in radialer Richtung nach außen bewegen
können, daß es bei dieser radialen Verschiebung aber zu keinem axialen Versatz der
Führungsring-Segmente (9) gegeneinander kommt.
3. Geschoß nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß eines der jeweils benachbarten Führungsring-Segmente (9) mindestens eine sich in
Umfangsrichtung erstrekkende zungenförmige Verlängerung (14) aufweist, die in eine
Ausnehmung (16) des benachbarten Führungsring-Segmentes (9) formschlüssig eingreift.
4. Geschoß nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei jedem der Führungsring-Segmente (9) das, in Umfangsrichtung gesehen, eine Ende
(13) mit einer zungenförmigen Verlängerung (14) und das jeweils andere Ende (15) mit
einer an die zungenförmige Verlängerung (14) des benachbarten Führungsring-Segmentes
(9) angepaßten Ausnehmung (16) versehen ist.
5. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Führungsring (8) auf seiner der Geschoßspitze (7) zugewandten Seite eine Lufttasche
(17) aufweist.
6. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Führungsring (8) aus einem verformungsfähigen Material besteht.
7. Geschoß nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Führungsring (8) aus einem verformungsfähigen Kunststoff besteht.
8. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Führungsring (8) sich radial nach innen erstreckende Befestigungsteile (10) aufweist,
die in entsprechende radiale Nuten (11) des Geschosses (1) kraftschlüssig eingreifen.
9. Geschoß nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Befestigungsteile (10) Sollbruchstellen (12) aufweisen.
10. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Führungsring (8) mit dem Geschoß (1) verklebt, verschweißt oder mit Hilfe von
Umfassungshaltebändern verbunden ist.