[0001] Die Erfindung bezieht sich auf Vorrichtungen zur Unterstützung des Austrages eines
Feststoff-Filterkuchens aus einer Zentrifuge.
[0002] Der Feststoffaustrag erfolgt bei horizontal oder vertikal gelagerten Schälzentrifugen
normalerweise dadurch, daß ein an einem Räumer angeordnetes Schälmesser einen Filterkuchen
abschält, wobei der Filterkuchen durch ein Austragungsmittel aus der Zentrifugentrommel
gefördert wird. Das Austragungsmittel kann als ein steil verlaufendes Gleitblech,
eine sogenannte Schurre, oder als Schneckenaustrag ausgebildet sein.
[0003] Alle bekannten Austragungssysteme für diskontinuierlich arbeitende Filterzentrifugen
weisen das Problem auf, daß je nach Anwendungsfall auch sehr feine, nichtkristalline,
teilweise feuchte Feststoffe mit zur Anlagerung an Oberflächen neigender Konsistenz
ausgetragen werden müssen. Daher besteht die Gefahr, daß während des Austragungsvorganges
der aus der Zentrifugentrommel abgeschälte Filterkuchen teilweise an die Oberfläche
des Austragungsmittels abgelagert wird und ein zunehmender Produktaufbau erfolgt.
[0004] Diese Produktablagerungen sind von Nachteil, da z.B. sie eine Verlegung des Austragungsmittels
bewirken, sie zu Verunreinigungen/Kontaminationen nachfolgender Zentrifugenchargen
führen, sie die automatische Reinigung mit reproduzierbar guten Ergebnissen zwischen
den einzelnen Produktchargen erschweren bzw. verhindern oder auch der angelagerte
Feststoff sich in geänderter Konsistenz (z.B. verdichtet statt pulverförmig) vom Austragungsmittel
löst.
[0005] Zur Vermeidung von Ablagerungen am Austragsmittel kann die Austragsfläche mit einem
Material beschichtet werden, das eine geringe Adhäsionsneigung gegenüber den Feststoffen
aufweist. Diese Beschichtungen weisen jedoch in der Regel gegenüber den hochbeständigen
Grundwerkstoffen der Zentrifuge (Edelstahl, Nickel-Basis-Werkstoff, Titan etc.) eine
wesentlich geringere Korrosionsbeständigkeit auf. Zu dem besteht die Gefahr, daß die
Beschichtung von Suspensions-, Wasch- oder Reinigungsflüssigkeit angegriffen wird
bzw. wegen zu geringer Abrasionsfähigkeit zu schnell verschleißt.
[0006] Ein als Saugdüse ausgestatteter Räumer ist beispielsweise aus der DE-A-3340636 bekannt.
Bei diesem System wird der abgeschälte Feststoff durch einen Gasstrom mitgerissen.
Hierfür wird ein relativ hoher Gasstrom benötigt, was einen hohen apparativen Aufwand
bedingt. Desweiteren müssen die Feststoffe aus dem Gasstrom abgetrennt werden was
den apparativen Aufwand weiter erhöht.
[0007] Bei relativ klebrigen oder viskosen Feststoffen können auch Schnecken als Austragsorgane
verwendet werden. Dabei ergibt sich jedoch das Problem, daß Schnecken nur schwer gereinigt
werden können, was insbesondere in der pharmazeutischen Industrie bei Herstellung
hochreiner Produkte nachteilig ist. Empfindliche Produkte können durch das Schneckenaustragsorgan
zermahlen werden. Bei der Herstellung hochreiner Produkte besteht ferner die Anforderung,
daß das Austragsorgan nach jedem Reinigungsvorgang inspiziert werden, was nur mit
hohem Arbeitsaufwand möglich ist und die Gefahr mit sich bringt, bei der Demontage
das Innere des Austragsorgans zu kontaminieren.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Austragsorgan für den Produktaustrag
aus Zentrifugen anzugeben, bei dem Produktanhaftungen weitgehend vermieden werden.
[0009] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch eine Vorrichtung gemäß Patentanspruch 1.
Die abhängigen Ansprüche beziehen sich auf vorteilhafte Weiterentwicklungen der Erfindung.
[0010] Erfindungsgemäß werden in dem Austragungsbauteil Reinigungselemente angebracht, die
die Austragungsfläche des Austragungsbauteils abreinigen. Durch geeignete Bewegungen
(z.B. Schwenken, Drehen, Schieben oder einer Kombination daraus) der Reinigungselemente
über die Innenoberfläche der Schurre werden Ablagerungen verhindert bzw. die ggf.
entstandenen Ablagerungen gelöst und durch zum Beispiel die Schwerkraft oder andere
transportunterstützende Effekte aus der Schurre herausgetragen.
[0011] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden anhand der beigefügten Zeichnungen erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenstellung einer Zentrifuge mit Austragsorgan,
- Fig. 2
- eine Querschnittsdarstellung des Austragsorgans und
- Fig. 3
- eine der Fig. 2 entsprechende Darstellung einer Variante des Austragsorgans.
[0012] Fig. 1 zeigt in schematischer Querschnittsdarstellung eine Zentrifuge mit Austragsorgan.
In einem Gehäuse 9 ist eine Zentrifugentrommel 1 auf einer Welle drehbar gelagert,
wobei die Mantelflächen der Zentrifugentrommel 1 als Filter ausgebildet sind. Abzutrennende
Suspension wird in das Innere der Zentrifugentrommel eingeleitet und die Zentrifugentrommel
wird in Drehung versetzt. Dabei tritt Flüssigkeit durch die Mantelfläche der Zentrifugentrommel
in das Gehäuse ein und wird dort abgeführt. An der Innenfläche des Trommelmantels
sammelt sich dabei ein Filterkuchen.
[0013] Zur Ablösung des Filterkuchens ist ein über einen Antrieb 3 schwenbarer Räumer 2
vorgesehen.
[0014] Nachdem sich ein Filterkuchen in einer gewünschten bzw. vorgegebenen Dicke aufgebaut
hat, wird der Räumer 2 aus einer Ruheposition in eine Schälposition in den Filterkuchen
verfahren, wobei die Zentrifugentrommel 1 in eine Drehung mit niedriger Drehzahl versetzt
werden kann. Dabei werden Feststoffe vom Trommelmantel abgeschält und fallen unter
Schwerkraft in eine Schurre 4, die beispielsweise als Rohr mit einem steil verlaufenden
und einem senkrecht stehenden Abschnitt ausgeführt ist. Nach dem Durchtritt durch
die Schurre (gestrichelte Linie P in Fig. 1 wird das Produkt der Weiterverarbeitung
zugeführt. Insoweit entspricht die bisher beschriebene Vorrichtung bekannten Zentrifugen
mit Austragsorganen, und weitere Einzelheiten der Zentrifuge werden deshalb nicht
näher erläutert.
[0015] Um Produkthaftungen an der Gleitfläche der Schurre zu verhindern oder zu beseitigen
ist erfindungsgemäß ein Reinigungselement 5 vorgesehen, das in das Innere der Schurre
ragt und über eine Achse 6 mittels eines Antriebs 10 drehbar gelagert ist.
[0016] Das Reinigungselement 5 erstreckt sich in der dargestellten Position parallel zur
Gleitfläche der Schurre 4 und überstreicht bei der Drehung die Gleitfläche und verhindert
bzw. beseitigt Produktanhaftungen. Das Reinigungselement kann dabei kontinuierlich
betrieben werden oder intermittierend. In diesem Fall wird das Reinigungselement zeitweilig
in einer von der Gleitfläche der Schurre entfernte Ruheposition gedreht.
[0017] Fig. 2 zeigt einen Querschnitt durch die Schurre entlang der gestrichelten Linie
A der Fig. 1.
[0018] In diesem Ausführungsbeispiel ist das Reinigungselement 5 als Blatt ausgebildet,
das Produktanhaftungen 7 von der Gleitfläche der Schurre 4 löst bzw. abtransportiert.
[0019] Schließlich zeigt Fig. 3 ein Ausführungsbeispiel, bei dem das Reinigungselement als
ein Düsenelement 8 ausgebildet ist. Dem Düsenelement 8 wird über eine Hohlwelle 6
Gas, insbesondere Luft, zugeführt, und das Gas wird von dem Reinigungselement 8 in
das der Schurrenwand anhaftende Produkt 7 eingeleitet, so daß die Ablösung unterstützt
wird. Hier ist, anders als beim Austragen, kein großer Gasstrom erforderlich, so daß
die damit verbundenen eingangs genannten Nachteile nicht auftreten.
[0020] Bei einem weiteren Ausführungsbeispiel ist das Reinigungselement als ein Schaber
ausgeführt, der bei Bedarf um die Längsachse der Schurre geschwenkt wird, wobei die
Innenoberfläche der Schurre abgereinigt wird. In der Ruhestellung des Reinigungselementes
wird der Feststoff-Fluß nicht behindert, was z.B. durch Positionierung über die Schwenkachse
erreicht werden kann. Das Reinigungselement kann auch als ein symmetrisch oder exzentrisch
um die Mittelachse rotierendes einblättriges Blechelement ausgeführt sein. In einem
weiteren Ausführungsbeispiel umfaßt die Reinigungsvorrichtung mehrere Blätter, die
um die Mittelachse rotieren, wobei die Rotationsachse nicht zentrisch in der Schurre
zu liegen braucht. Die Reinigungselemente können auch so angeordnet werden, daß sie
nur an den Stellen, an denen Ablagerungen erwartet werden, mit geringem Abstand über
die Innenoberfläche der Schurre bewegt werden. Bei Schurrenformen, die nicht konzentrisch
um eine Mittelachse ausgeführt sind, können mehrere Reinigungselemente in Längsrichtung
der Schurre eingesetzt werden, die jeweils nur eine gewisse Kontur der Schurre abreinigen.
[0021] Neben den Reinigungsvorrichtungen, in denen ein Blatt um eine Achse geschwenkt oder
bewegt wird, können in weiteren Ausführungsformen Stäbe um eine Achse rotiert, geschwenkt
oder durch eine lineare Bewegung entlang der Innenoberfläche der Schurre derart bewegt
werden, daß die feste Verbindung des Produktes mit der Innenoberfläche der Schurre
zerstört wird.
[0022] In weiteren Ausführungsformen der Reinigungsvorrichtung kann die Schwenkachse eines
oder mehrerer Reinigungselemente quer zur Mittelachse der Schurre angeordnet sein,
wobei z.B. das Blatt in der Ruheposition so gestellt wird, daß es den Produktfluß
nicht behindert und bei Bedarf gezielt über die Stellen geführt wird, an denen sich
Ablagerungen ausbilden. Die Vermeidung bzw. Entfernung von Ablagerungen durch dieses
Verfahren ist auch über andere Einbauten möglich, die in der Ruheposition einen ungehinderten
Durchfluß des Produktes durch die Schurre gestatten und bei Bedarf die Ablagerung
entfernen können, wobei sie zur Inspektion so angeordnet werden, daß eine vollständige
Einsicht und Inspektion der Oberflächen möglich ist.
[0023] Weiterhin können die Reinigungselemente an der Spitze oder einseitig/zweiseitig mit
Düsen versehen sein. Der zusätzliche Gasstrom verringert/verhindert die Anlagerung
des Produktes bzw. unterstützt die Abreinigung. Weiterhin sind für die Reinigung der
Schurre Ausführungsformen denkbär, bei denen keine Feststoffe, sondern z.B. viskose
Flüssigkeiten aus der Zentrifuge ausgetragen werden.
[0024] Die Reinigungselemente können so angeordnet sein, daß sie den normalen Produktionsfluß
durch das Austragungsmittel nicht behindern, nur bei Bedarf eingesetzt werden, wenn
sich Ablagerungen aufbauen, keine oder keine nennenswerten Toträume im Verfahrensraum
erzeugen, die Reinigung des Verfahrensraums nicht beeinträchtigen und die Inspizierbarkeit
einer erfolgten Reinigung ohne Demontage oder einen gegenüber der Ausführung ohne
Reinigungselement erhöhtem Aufwand ermöglichen.
1. Austragungsvorrichtung für Zentrifugen mit einem Austragungsbauteil (4) mit einer
Austragungsfläche zum Austragen von Produkten gekennzeichnet durch eine Reinigungsvorrichtung mit einem Reinigungselement (5), das mindestens einen
Teil der Austragungsfläche abreinigt.
2. Austragungsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeinet, daß die Reinigungsvorrichtung ein Abstreifelement aufweist.
3. Austragungsvorrichtung für Zentrifugen nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstreifelement als ein bewegliches Blatt oder eine bewegliche Platte oder ein
beweglicher Stab ausgebildet ist.
4. Austragungsvorrichtung für Zentrifugen nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Abstreifelement als ein um eine Achse rotierendes Blatt oder eine um eine Achse
rotierende Platte oder um eine Achse rotierender Stab ausgebildet ist.
5. Austragungsvorrichtung für Zentrifugen nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein oder mehrere Reinigungselemente (5) durch Schwenken, Drehen, oder Schieben über
die Austragungsfläche bewegbar sind.
6. Austragungsvorrichtung für Zentrifugen nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein oder mehrere Reinigungselemente (5) um eine Mittelachse eines rohrförmigen Austragungsbauteil
(4) rotierend konzentrisch oder exzentrisch angebracht sind.
7. Austragungsvorrichtung für Zentrifugen nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwenkachse eines oder mehrerer Reinigungselemente (5) quer zur Längsachse oder
Transportrichtung des Austragungsbauteils (4) angeordnet ist.
8. Austragungsvorrichtung für Zentrifugen nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Reinigungselemente (5) in den Produktaustrag nicht beeinträchtigende Ruhestellungen
gebracht werden können.
9. Austragungsvorrichtung für Zentrifugen nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Reinigungselemente (5) so angeordnet sind, daß nur die Stellen gereinigt werden,
an denen Ablagerungen (7) erwartet werden.
10. Austragungsvorrichtung für Zentrifugen nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß an einem oder mehreren Reinigungselementen (8) eine oder mehrere Düsen für einen
Gasstrom angebracht sind.
11. Austragungsvorrichtung für Zentrifugen nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Reinigungselemente (5, 8) so angeordnet sind, daß der normale Produktionsstrom
nicht gestört wird.
12. Zentrifuge mit einer Austragungsvorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche.