[0001] Die Erfindung betrifft ein Beschichtungsverfahren, insbesondere für dünne Folien,
gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 sowie eine Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff
des Anspruches 17 und einen Grundkörper gemäß Anspruch 19.
[0002] Bei der - zumeist einseitigen - Beschichtung von dünnen Folien, Blechen oder entsprechenden
Strukturen, im folgenden als Grundkörper bezeichnet, bei (Beschichtungs-)Prozesstemperaturen,
die wesentlich von der Einsatztemperatur des beschichteten Grundkörpers abweichen,
und mit einem Werkstoff, dessen thermischer Ausdehnungskoeffizient von demjenigen
des Grundkörpers abweicht, können sich erhebliche Schubspannungen zwischen Beschichtung
und Grundkörper ergeben, die zu einer Verformung nach der Abkühlung auf die Raum-
oder Einsatztemperatur führen können. Ein Beispiel gemäß dem Stand der Technik ist
in den Figuren 2a und 2b dargestellt. Hierbei wird auf einen Grundkörper 11 in Form
einer Folie 12 eine Beschichtung 14 aufgebracht. Dies erfolgt bei einer Temperatur
TProzess (vgl. Fig. 2a). Nach dem Abkühlen auf die Raum- oder Einsatz-Temperatur TRE
verzieht sich die Folie 12 infolge der unterschiedlichen thermischen Ausdehnungs-koeffizienten
der miteinander verbundenen Materialien, wie in Fig. 2b schematisch dargestellt ist.
[0003] Zur Vermeidung einer die vorgesehenen Toleranzen überschreitenden Verformung sind
aufwändige, zumeist mechanische oder thermische Nachbehandlungsschritte, eine beidseitige
Beschichtung des Grundkörpers oder die Verwendung eines dickeren und damit biegesteiferen
Grundkörpers erforderlich.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, das diesen
Nachteil nicht aufweist.
[0005] Diese Aufgabe wird gelöst durch einen Verfahren mit den Merkmalen des Anspruches
1, durch eine Vorrichtung gemäß Anspruch 12 und einen Grundkörper gemäß Anspruch 18.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0006] Erfindungsgemäß erfolgt ein Aufbringen einer zumindest teilweisen Beschichtung auf
einen Grundkörper, wobei der Grundkörper eine im wesentlichen flächenhafte Ausgestaltung
in Bezug auf seine Längsabmessungen in Verhältnis zu seiner Dicke aufweist, nachdem
der Grundkörper definiert verformt wurde, bei einer Prozesstemperatur, die von der
Einsatztemperatur des Bauteils abweicht. Diese Vor-Verformung wird nach erfolgtem
Aufbringen der Beschichtung im wesentlichen rückgängig gemacht.
[0007] Dadurch, dass nach dem Beschichtungsvorgang eine Anordnung mit definierter Geometrie
und Ebenheit ohne thermomechanische Nachbehandlung zur Verfügung gestellt werden kann,
können bspw. sehr dünne Folien oder Bauteile lokal ohne einen verbleibenden, unerwünschten
Verzug beschichtet werden, so dass dies zu einer Senkung der Prozess-zeiten und Prozesskosten
führen kann. Die Beschichtung kann bspw. zum Korrosionsschutz des beschichteten Grundkörpers
dienen. Das Verfahren der Verformung und anschließenden Beschichtung kann auch, insbesondere
bei langen, bandartigen Grundkörpern, kontinuierlich erfolgen, wobei am Ende der beschichtete
Grundkörper auf die gewünschte Größe zugeschnitten wird.
[0008] Vorzugsweise erfolgt die definierte Verformung elastisch, jedoch ist auch eine plastische
Verformung möglich.
[0009] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird der Grundkörper durch eine Metallfolie
gebildet, welche vorzugsweise eine Dicke von 0,05 bis 0,5 mm aufweist.
[0010] Vorzugsweise erfolgt eine zumindest einseitige Beschichtung des Grundkörpers, insbesondere
der Metallfolie, mit zumindest einer spezifischen Beschichtung. Hierbei kann auch
nur eine oder mehrere Teilflächen beschichtet werden.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist der Grundkörper ein anisotropes Steifigkeitsverhalten
auf. Vorzugsweise weist der Grundkörper Fluidverteilerstrukturen, bspw. aufgrund seiner
Oberflächenbeschaffenheit, z.B. in Form von eingeprägten Kanälen, und/oder eine sehr
gute Wärmeleitfähigkeit (Wärmetauschercharakter) auf.
[0012] Vorzugsweise erfolgt die definierte Vor-Verformung mit Hilfe einer Vorrichtung, welche
auf mechanischem, thermischem, pneumatischem/hydraulischem, magnetischem Wege oder
aus einer Kombination einzelner Mechanismen die Verformung erzeugt.
[0013] Vorzugsweise erfolgt die Beschichtung bei einer Prozesstemperatur, die von der Einsatztemperatur
des Bauteils vorzugsweise um über 20°C, besonders bevorzugt um über 100°C abweicht.
[0014] Im folgenden wird die Erfindung anhand mehrerer Ausführungsbeispiele, teilweise unter
Bezugnahme auf die Zeichnung, im einzelnen erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1a
- eine schematische Ansicht eines zu beschichtenden Grundkörpers während des Beschichtungsvorganges
gemäß dem ersten Ausführungsbeispiel bei der Temperatur TProzess,
- Fig. 1b
- eine schematische Ansicht einer erfindungsgemäß beschichteten Folie gemäß dem ersten
Ausführungsbeispiel bei der Temperatur TRE,
- Fig. 2a
- eine schematische Ansicht eines zu beschichtenden Grundkörpers während des Beschichtungsvorganges
gemäß dem Stand der Technik bei der Temperatur TProzess, und
- Fig. 2b
- eine schematische Ansicht eines beschichteten Grundkörpers gemäß dem Stand der Technik
bei der Temperatur TRE.
[0015] Fig. 1a zeigt einen Grundkörper 1 in Form einer Folie 2 aus einem Edelstahl 316L,
welche mittels einer Spannvorrichtung 3 in Form eines mechanischen Stempels bei einer
Temperatur TProzess verformt wird. Bei dieser Temperatur TProzess erfolgt das Aufbringen
einer Beschichtung 4, gemäß dem Ausführungsbeispiel einer ZrO2-Schicht. Hierbei haben
die Materialien der Folie 2 und der Beschichtung 4 stark unterschiedliche Wärmeausdehnungskoeffizienten
(Edelstahl 316L: 18,5 µm/(m*K), ZrO2: 10,5 µm/(m*K)). Bei der Einsatz-Temperatur TRE
des Bauteils nimmt die Folie 2 mit ihrer Beschichtung 4 eine definierte, gemäß dem
Ausführungsbeispiel eine ebene Form ein, wie in Fig. 1b dargestellt.
[0016] Gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel, welches nicht dargestellt ist, wird eine
Folie auf einem als Spannvorrichtung dienenden Bimetall-Element angeordnet. Infolge
einer Temperaturerhöhung auf die Temperatur TProzess verformt sich das Bimetall-Element
und mit diesem die Folie. Bei der Temperatur TProzess erfolgt das Aufbringen einer
Beschichtung. Danach erfolgt die Abkühlung des beschichteten Bauteils auf Raum- bzw.
Entnahme-Temperatur, wobei sich das Bimetall-Element wieder in die ursprüngliche Form
zurück verformt. Da die Verformung durch das Bimetall-Element auf die Verformung der
Beschichtung in Verbindung mit der Folie abgestimmt ist, ergibt sich letztendlich
eine beschichtete Folie definierter Ebenheit.
[0017] Bei einem dritten Ausführungsbeispiel wird eine Seite der Folie mit Lot beschichtet,
welches sich bei der Temperatur TProzess verformt und mit diesem die Folie. Bei der
Temperatur TProzess erfolgt das Aufbringen einer Beschichtung. Danach bzw. in einem
nachgeordneten Prozessschritt erfolgt die Entfernung des als Spannvorrichtung dienenden
Lots. Nach der Abkühlung des Bauteils auf die Temperatur TRE nimmt die Folie samt
Beschichtung die gewünschte Form ein.
1. Verfahren zum Aufbringen einer zumindest teilweisen Beschichtung (4) auf einen Grundkörper
(1), wobei der Grundkörper (1) eine im wesentlichen flächenhafte Ausgestaltung in
Bezug auf seine Längsabmessungen in Verhältnis zu seiner Dicke aufweist, insbesondere
in Form einer dünnen Folie (2), dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper (1) definiert verformt und anschließend die Beschichtung (4) im verformten
Zustand des Grundkörpers (1) aufgebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Verformung nach erfolgtem Aufbringen der Beschichtung (4) rückgängig gemacht
wird.
3. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Verformung bei einer Prozess-Temperatur (TProzess) erfolgt und bei einer Einsatz-
oder Raum-Temperatur (TRE) die gewünschte Form vom Grundkörper (1) samt Beschichtung
(4) eingenommen wird.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Vorrichtung (3) den Grundkörper (1) auf mechanischem, thermischem, pneumatischem/hydraulischem,
elektrischem, magnetischem Wege oder aus einer Kombination einzelner Mechanismen hiervon
verformt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass als Vorrichtung (3) ein Bimetall-Element dient, welches den Grundkörper (1) bildet
oder mit diesem verbunden ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass als Vorrichtung (3) eine auf einer Seite des Grundkörpers (1) aufgebrachtes Lot 0dient.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Verformung elastisch erfolgt.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper (1) durch eine Metallfolie (2) gebildet wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Metallfolie (2) eine Dicke von 0,05 bis 0,5 mm aufweist.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper (1) eine Fläche von 0,01 bis 1 m2 aufweist.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufbringung der Beschichtung (4) des Grundkörpers (1) einseitig erfolgt.
12. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Teilflächen des Grundkörpers (1) mit der Beschichtung (4) versehen werden.
13. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper (1) ein anisotropes Steifigkeitsverhalten aufweist.
14. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper (1) Fluidverteilerstrukturen und/oder eine sehr gute Wärmeleitfähigkeit
aufweist.
15. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (4) eine Dicke0 von 10 nm bis 100 µm aufweist.
16. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Prozess-Temperatur (TProzess) von der Raum- oder Einsatz-Temperatur (TRE) um
über 20°C, insbesondere um über 100°C, abweicht.
17. Vorrichtung zur definierten Verformung eines Grundkörpers (1), wobei der Grundkörper
(1) eine im wesentlichen flächenhafte Ausgestaltung in Bezug auf seine Längsabmessungen
in Verhältnis zu seiner Dicke aufweist, gemäß einem Verfahren nach einem der Ansprüche
1 bis 11.
18. Vorrichtung nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung (3) auf mechanischem, thermischem, pneumatischem/hydraulischem, elektrischem,
magnetischem Wege oder aus einer Kombination einzelner Mechanismen hiervon wirkt.
19. Beschichteter Grundkörper, gekennzeichnet durch ein Herstellungs verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 16.