[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung der Haftung und Verteilung
eines Schmierstoffes auf der Oberfläche eines zwischen zwei Arbeitswalzen kalt gewalzten
Bandes aus Aluminium oder aus einer Aluminiumlegierung, wobei das kalt gewalzte Band
für eine nachfolgende Umformung mit dem Schmierstoff beschichtet wird.
[0002] In der Automobilindustrie werden Bänder und Bleche aus Aluminiumlegierungen zur Herstellung
von Karosserieteilen eingesetzt, wobei die Bleche beispielsweise durch Tiefziehen
bzw. Streckziehen umgeformt werden. Zur Durchführung dieser Tiefzieh- als auch anderer
Umformvorgänge müssen Schmiermittel eingesetzt werden. Durch die Vorbeschichtung der
Bänder bzw. Bleche im Walzwerk wird nicht nur der Arbeitsablauf bei der Umformung
vereinfacht, sondern es wird auch ein optimaler Transportschutz erreicht.
[0003] Bei einem heute üblichen Vorgehen wird das kalt gewalzte Band beim Bandhersteller
mit einem Öl oder einem wasserlöslichen Trockenschmierstoff beschichtet und als vorkonfektioniertes
Band zum Tiefziehen an den Blechverarbeiter geliefert.
[0004] Auf der Oberfläche eines auf herkömmliche Weise über Arbeitswalzen mit einem Walzenschliff
entsprechend einer Millfinish-Oberflächentextur hergestellten Aluminiumbandes zeigen
die Schmierstoffe eine verhältnismässig schlechte Haftung und Verteilung.
[0005] Die Haftungs- und Verteilungseigenschaften von Trockenschmierstoffen auf der Bandoberfläche
lassen sich durch Aufbringen eines Rauheitsmusters auf die Bandoberfläche entscheidend
verbessern. Hierbei erfolgt die Aufrauhung der Blechoberfläche über die entsprechend
aufgerauhte Oberfläche der Arbeitswalzen durch Übertragung des Rauheitsmusters beim
Kaltwalzen des Bandes.
[0006] Die heute zur Verbesserung der Haftung und der Verteilung eines Trockenschmierstoffes
auf der Oberfläche eines Aluminiumbandes aufgebrachten Rauheitsmuster werden durch
Arbeitswalzen erzeugt, die mit dem Funkenerodierverfahren (EDT - Electrical Discharge
Texturing), dem Elektronenstrahlverfahren (EBT - Electron Beam Texturing) oder dem
PRETEX-Verfahren aufgerauht worden sind. Alle diese Aufrauhverfahren führen zu einer
Oberflächentextur mit regellos verteilten, geschlossenen "Schmiermitteltaschen".
[0007] Der Nachteil dieser bekannten Rauheitsmuster mit statistischer Verteilung von Spitzen
und Tälem, die zu in sich abgeschlossenen "Schmiermitteltaschen" führen, liegt darin,
dass ein derartiges Rauheitsmuster nur mit einer geringen Stichabnahme von etwa 5
bis 12% im letzten Kaltwalzstich auf die Bandoberfläche übertragen werden kann, während
übliche Kaltwalzstiche zwischen etwa 30° und 60° liegen. In der Praxis bedeutet dies
einen zusätzlichen Kaltwalzstich mit entsprechend erhöhten Produktionskosten.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
zu schaffen, welches es gestattet, das Band mit üblichen Stichabnahmen kalt zu walzen.
[0009] Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt, dass die Oberfläche wenigstens einer
der Arbeitswalzen ein Rauheitsmuster aufweist, das aus wenigstens zwei sich schneidenden
Linienmustern besteht, wobei diese Linienmuster jeweils durch eine Vielzahl paralleler
Rillen charakterisiert sind.
[0010] Für gewisse Umformvorgänge würde es grundsätzlich genügen, wenn nur eine Seite des
Bandes mit dem Schmierstoff beschichtet ist. Für diesen Fall würde es ausreichen,
nur eine der beiden Arbeitswalzen mit dem erfindungsgemässen Rauheitsmuster zu versehen.
In der Praxis wird jedoch das Rauheitsmuster zweckmässigerweise auf beiden Arbeitswalzen
aufgebracht.
[0011] Grundsätzlich ist ein Rauheitsmuster denkbar, das sich aus drei oder mehr Linienmustern
mit jeweils parallelen Rillen zusammensetzt. Das in der Praxis bevorzugte Rauheitsmuster
besteht jedoch aus zwei sich schneidenden Linienmustern.
[0012] Besonders gute Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn zwei Linienmuster in einem Winkel
von 30 bis 60° zur Walzrichtung angeordnet sind, wobei sich die Linienmuster bevorzugt
in einem Winkel von 90° schneiden.
[0013] Die Rauheitsmuster sind vorzugsweise so gewählt, dass der Abstand zwischen benachbarten
Rillen und die Tiefe der Rillen zwischen 0,2 und 2,5 µm, vorzugsweise zwischen 0,4
und 1,8 µm, liegt. Der Abstand und die Tiefe der Rillen wird auch als mittlere Rauheit
bezeichnet.
[0014] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels sowie anhand der Zeichnung; diese
zeigt schematisch in
- - Fig. 1
- einen stark vergrösserten Ausschnitt der Oberfläche einer Arbeitswalze.
[0015] Ein in Fig. 1 gezeigtes Rauheitsmuster 10 auf der Oberfläche einer nicht dargestellten
Arbeitswalze zum Kaltwalzen von Aluminium setzt sich zusammen aus einer Vielzahl paralleler
erster Rillen 12, die ein erstes Linienmuster 14 bilden, und aus einer Vielzahl paralleler
zweiter Rillen 16, die ein zweites Linienmuster 18 bilden. Die beiden Linienmuster
14, 18 schneiden sich in einem Winkel γ, der im vorliegenden Beispiel 90° beträgt.
Das erste Linienmuster 14 bildet mit der Walzrichtung x einen Winkel α, das zweite
Linienmuster 18 einen Winkel β.lm vorliegenden Beispiel betragen beide Winkel 45°.
Die Walzrichtung entspricht der Umfangrichtung der Arbeitswalzen.
[0016] Die Rauheit des Rauheitsmusters 10 ergibt sich aus dem mittleren Abstand a zwischen
benachbarten Rillen. Dieser Abstand a entspricht im wesentlichen auch der Tiefe der
einzelnen Rillen.
[0017] In der Praxis wird das Rauheitsmuster 10 auf der Oberfläche einer Arbeitswalze auf
bekannte Weise durch Schleifen der Walzen in den zwei vorgegebenen Schleifrichtungen
erzeugt. Die sich hieraus ergebende mittlere Rauheit der Walzen liegt etwa im Bereich
zwischen 0,4 und 1,8 µm.
Beispiel
[0018] Aus der Legierung AA 6181 A wurde auf herkömmliche Art ein durch Stranggiessen hergestellter
Barren auf eine Dicke von 4 mm warm gewalzt. Das nachfolgende Kaltwalzen auf eine
Enddicke von 1 mm erfolgte mit zwei unterschiedlich geschliffenen Arbeitswalzen. Die
Dickenabnahme des Bandes beim letzten Kaltwalzstich betrug 45%.
[0019] Die Oberfläche beider Bänder wurde anschliessend mit dem Trockenschmierstoff ALUB
ZX besprüht. Nach dem Verdampfen des Lösungsmittels wurde die Verteilung des Trockenschmierstoffes
auf der Oberfläche visuell beurteilt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in
der nachstehenden Tabelle zusammengefasst.
| Rauheitsmuster der Arbeitswalzen |
Verteilung des Schmierstoffes auf der Bandoberfläche |
| erfindungsgemäss |
gleichmässig |
| Millfinish |
lokal unterschiedlich |
[0020] Das Rauheitsmuster der erfindungsgemäss aufgerauhten Arbeitswalzen entsprach demjenigen
von Fig. 1. Die Linienmuster bildeten einen Winkel von je 45° zur Walzrichtung und
schlossen demzufolge einen Winkel von 90° ein. Die mittlere Rauheit der Oberfläche
der Arbeitswalzen lag im Bereich zwischen 0,4 und 1,8 µm.
[0021] Das zum Vergleich herangezogene Rauheitsmuster mit der Bezeichnung "Millfinish" entspricht
dem heute üblichen Walzenschliff von Arbeitswalzen. Die Walzen werden nur über deren
Umfangrichtung geschliffen, d.h. der Walzenschliff besteht aus einer Vielzahl von
parallelen über den Umfang der Arbeitswalzen verteilter Rillen. Die mittlere Rauheit
der Walzenoberflächen lag im Bereich zwischen 0,4 und 1,8 µm.
[0022] Das Beispiel zeigt deutlich die Überlegenheit einer Oberflächentexturierung durch
kreuzweise geschliffene Walzen gegenüber der üblichen Texturierung durch den zur Oberflächenqualität
"Millfinish" führenden einfachen Walzenschliff.
[0023] Durch die gleichmässige Verteilung des Schmierstoffes auf der Bandoberfläche kann
die auf die Oberfläche aufzutragende Schmierstoffmenge erheblich verringert werden.
Dies führt nicht nur zu einem gleichmässigeren Umformverhalten, sondern verringert
auch den im Umformwerkzeug erzeugten Schmierstoffabtrag. Neben einer Verringerung
des Reinigungsaufwandes wird dadurch auch die Gefahr von Oberflächenbeschädigungen
beim Formteil als Folge einer Verschmutzung der Umformanlage deutlich verkleinert.
1. Verfahren zur Verbesserung der Haftung und Verteilung eines Schmierstoffes auf der
Oberfläche eines zwischen zwei Arbeitswalzen kalt gewalzten Bandes aus Aluminium oder
aus einer Aluminiumlegierung, wobei das kalt gewalzte Band für eine nachfolgende Umformung
mit dem Schmierstoff beschichtet wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Oberfläche wenigstens einer der Arbeitswalzen ein Rauheitsmuster (10) aufweist,
das aus wenigstens zwei sich schneidenden Linienmustern (14,18) besteht, wobei diese
Linienmuster jeweils durch eine Vielzahl paralleler Rillen (12,16) charakterisiert
sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Rauhheitsmuster (10) aus zwei sich schneidenden Linienmustern (14,18) besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Linienmuster (14,18) in einem Winkel (α,β) von 30° bis 60° zur Walzrichtung (x)
angeordnet sind.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Linienmuster (14,18) in einem Winkel (γ) von 90° schneiden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand (a) zwischen den benachbarten Rillen (12,16) und die Tiefe der Rillen
(12,16) zwischen 0,2 und 2,5 µm, vorzugsweise zwischen 0,4 und 1,8 µm, liegt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Rauheitsmuster (10) auf der Oberfläche beider Arbeitswalzen aufgebracht ist.