Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Herstellen von diskontinuierlich gerecktem
Draht mit zwei beabstandeten Klemmvorrichtungen, wovon zumindest eine um eine Recklänge
verfahrbar ist. Weiter wird eine Anlage mit einer solchen, vorgelagerten Vorrichtung
beansprucht. Zusätzlich betrifft die Erfindung Verfahren zum industriellen Herstellen
von diskontinuierlich gerecktem Draht.
Stand der Technik
[0002] Hauptsächlich wird für Baustahlmatten - sogenannte Bewehrungsnetze - kaltgewalzter
Stahldraht (KR) verwendet, welcher im glühenden Zustand im Stahlwerk gewalzt und anschliessend
auf einer Kaltwalzanlage in zwei Stufen auf das gewünschte Nennmass kaltverformt und
gerippt wird. Zur Ausprägung der Rippen wird der Draht um 15% bis 25% verformt. Kaltverformte
Drähte weisen eine erhöhte Festigkeit gegenüber einem Walzdraht auf, gleichzeitig
wird das Material jedoch spröder und die Dehnfähigkeit sinkt.
[0003] Die wichtigsten Kenngrössen für Baustahl und insbesondere für Drähte in Baustahlmatten
werden beispielsweise durch die deutsche DIN-Norm 488 vorgegeben. Die heutigen Stahlqualitäten
für Baustahl bestehen zu 100% aus Schrott, vornehmlich aus Schrott von Kraftfahrzeugen,
und enthalten z. T. hohe Legierungsanteile diverser Fremdmetalle. Dadurch werden die
in den Normen geforderten Minimalwerte für die Streckgrenze (R
e) und die Zugfestigkeit (R
m) ohne besonderen Aufwand erreicht. Die Kaltverformung zur Ausbildung der Rippen wird
nicht mehr zur Erreichung der vorgeschriebenen Festigkeiten benötigt. Es wird jedoch
immer schwieriger, die Anforderungen an das Streckgrenzverhältnis (R
m/R
e) und die Dehneigenschaften zu erhalten.
[0004] Warmgewalzter und gerippter Stahldraht (WR) wird im glühenden Zustand auf das Nennmass
gewalzt. Im letzten Walzgerüst wird eine Rippung auf den Walzdraht aufgebracht. Damit
die Streckgrenze (R
e) einen höheren Wert erreicht, als er bei einem WR normalerweise gegeben ist, kann
der WR in einem zusätzlichen Arbeitsschritt kaltverformt werden. Beispielsweise wird
der WR durch Recken kaltverformt.
[0005] Derzeit werden drei prinzipielle Arten des Reckens in der Praxis angewendet, welche
sich in zwei Hauptgruppen einteilen lassen. Die erste Hauptgruppe bildet das kontinuierliche
Recken, wobei dabei auf den Draht eine mehrachsige oder einachsige Spannung ausgeübt
wird. Das kontinuierliche Recken mit einer mehrachsigen Spannung ist das am häufigsten
angewandte Verfahren zur Herstellung von gerecktem Draht. Der Draht wird durch oben
und unten liegende Rollen gezogen, welche in ihrer axialen Ausrichtung derart zueinander
verschoben sind, dass der Draht Schlangenlinien-förmig durch diese Rollen gezogen
wird. Oft werden dazu Kombinationsanlagen verwendet, welche den Vorgang des Kaltwalzens
und des Reckens kombinieren. Bei dem anderen Verfahren des kontinuierlichen Reckens
wird eine einachsige Spannung auf den Draht aufgebracht. Der Draht wird um eine erste
Rolle in Gegenrichtung und über eine zweite Rolle, welche gegenüber der ersten Rolle
in Gegenrichtung der Zugkraft angeordnet ist, wieder in Zugrichtung geführt. In der
Ansicht der Rollen ist der Draht in Form einer liegenden 8 geführt. Dieses Verfahren
zur Herstellung gereckten Drahtes wird heutzutage auf Grund des hohen maschinellen
Aufwandes und der fehlenden Flexibilität kaum noch angewendet.
[0006] Eine weitere Möglichkeit des diskontinuierlichen Reckens mit einer einachsigen Spannung
ist der zweiten Hauptgruppe zugeordnet. In diesem Verfahren wird der Draht kombiniert
gereckt, gerichtet und geschnitten. Durch den sogenannten Start-Stop-Betrieb ist dieses
Verfahren wesentlich langsamer als kontinuierliche Verfahren.
Darstellung der Erfindung
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung und das zugehörige Verfahren zu schaffen,
welches ein diskontinuierliches Recken von Draht mit hohen Geschwindigkeiten und hoher
Produktionssicherheit ermöglicht.
[0008] Die Lösung der Aufgabe ist durch die Merkmale des Anspruchs 1 definiert. Gemäss der
Erfindung hat eine Vorrichtung zum industriellen Herstellen von diskontinuierlich
gerecktem Draht zwei beabstandete Klemmvorrichtungen, wovon zumindest eine um einen
Rückhub verfahrbar ist und zumindest eine davon mit einem Sensor zum Ermitteln der
Drahtspannung ausgerüstet ist.
[0009] Unter einer industriellen Herstellung wird eine Herstellung in Mengen verstanden.
Dies im Unterschied zu Versuchsanordnungen, in denen einzelne Drähte zur Ermittlung
von Versuchsergebnissen bearbeitet und verarbeitet werden, beispielsweise in einem
Zerstörungsversuch zur Überprüfung der maximalen Zugfestigkeit.
[0010] Der Draht wird als Walzdrahtbund im Coil angeliefert. Durch die eine um die Recklänge
verfahrbare Klemmvorrichtung wird der Draht beim Recken auf Grund der plastischen
Verformung gleichzeitig gerichtet. Es sind keine zusätzlichen Einstellarbeiten wie
bei Richtflügeln oder Rollenrichtwerken erforderlich. Weiter wird mit dem Sensor fortlaufend
die Drahtspannung erfasst. Die erfassten Werte können einem Drahtabschnitt zugeordnet
abgespeichert werden. Nachfolgend hergestellte Drahtabschnitte werden nur noch hinsichtlich
ihrer Endwerte überprüft. Das Recken kann auf Grund von statistischen Auswertungen
der gemessenen Werte laufend automatisch angepasst werden. Zusätzlich kann ein Spannungsschwellwert
vorgegeben werden, bei welchem der zu reckende Drahtabschnitt absolut gerade ausgerichtet
ist.
[0011] Somit kann der Reckgrad stufenlos programmiert werden. Damit entfallen Anpassungen
an der Vorrichtung, wenn unterschiedliche Produktionslängen produziert werden sollen.
Weiter muss die Vorrichtung bei einem Durchmesserwechsel des Drahtes nicht umgebaut
werden.
[0012] Durch die vom Sensor erfassten und abgespeicherten Werte wird jeder Drahtabschnitt
fortlaufend kontrolliert. Materialfestigkeitsschwankungen werden während der Produktion
erkannt und die Vorrichtung kann entsprechend der erfassten Werte fortlaufend an das
zu verarbeitende Material angepasst werden. Gleichzeitig werden durch die Vorrichtung
allfällige Materialfehler bzw. Ausschuss während der Herstellung erkannt und qualitativ
minderwertige Drähte können ausgesondert bzw. dem weiteren Herstellungsprozess von
Fertigprodukten entnommen werden. Somit wird verhindert, dass keine qualitativ minderwertigen
Drahtabschnitte mit den Normen entsprechenden Drahtabschnitten zu Baustahlmatten verschweisst
werden. Beim allfällig vorhandenen Ausschuss handelt es sich nur um einzelne Drahtabschnitte
und nicht um ganze Baustahlmatten. Dies führt nicht nur zu einer Materialersparnis,
sondern auch zu einer wesentlichen Zeitersparnis bei der Produktion von Baustahlmatten.
[0013] Vorzugsweise sind Mittel zum Einführen bzw. Vorschieben des Drahtes in Drahtlängsrichtung
vorgesehen. Typisch für die industrielle Herstellung wird der Walzdraht direkt vom
Walzdrahtbund in die erfindungsgemässe Vorrichtung eingeführt. Dabei kann der Walzdraht
in die Vorrichtung eingeschossen werden. Mit dem Mittel zum Einführen bzw. Vorschieben
des Drahtes ist die Zuführung während der Produktion auch bei einem Wechsel des Walzdrahtbunds
gewährleistet.
[0014] In einer Variante dazu können abgelängte und vorzugsweise vorgerichtete Drahtabschnitte
bevorzugt aus einem Magazin bzw. Speichereinheit der erfindungsgemässen Vorrichtung
quer zur Reckrichtung zugeführt werden. Die auf diese Weise zugeführten Drahtabschnitte
werden in der Vorrichtung gereckt und anschliessend weiterverarbeitet.
[0015] Eingangsseitig ist die Vorrichtung vorzugsweise mit einem Rollenrichtwerk versehen.
Dieses richtet den Draht soweit vor, dass er durch die Vorrichtung erleichtert durchgeschoben
werden kann. Vorzugsweise sind die Rollen des Rollenrichtwerks verschieblich gelagert,
damit sich der Abstand der oben und unten angeordneten Rollen, bevorzugt automatisch
gesteuert, an den Durchmesser des Drahtes anpasst. Für eine automatische Steuerung
der Rollen des Rollenrichtwerks können beispielsweise die in Einschubrichtung ersten,
gegenüberliegenden Rollen frei beweglich gelagert sein. Wird der Draht eingeführt,
verschieben sich die Rollen aus ihrer Nullposition entsprechend des Durchmessers des
Drahtes nach oben bzw. nach unten. Mit einem separaten Sensor kann der Abstand der
beiden ersten Rollen erfasst und die nachfolgenden Rollen entsprechend diesem Abstand
mechanisch gesteuert positioniert werden. Weiter kann auf die verschieblichen Rollen
eine Federkraft wirken, welche auf den Draht eine genügend grosse Anpresskraft ausübt
für die einwandfreie Führung des Drahtes.
[0016] Anstatt eines Rollenrichtwerks kann der Draht z. B. unter Richtpressen geradegebogen
werden. Eine andere Möglichkeit den Draht vorzurichten, ist ein Richtrotor mit Richtsteinen.
Weiter kann der erfindungsgemässen Vorrichtung eine Streckrichtmaschine vorgeschaltet
werden, welche den Draht vor dem Recken gerade ausrichtet. Weiter kann das Rollenrichtwerk
im Wesentlichen durch jede Vorrichtung ersetzt werden, welche beispielsweise den Draht
durch Walzen, Ziehen oder Pressen zumindest vorrichtet.
[0017] Bevorzugt sind bei der Vorrichtung in Vorschubrichtung des Drahtes nach dem Rollenrichtwerk
eine erste Rollenvorschubeinheit, eine erste Klemmvorrichtung, eine Richtstrecke und
eine zweite Klemmvorrichtung angeordnet. Der annähernd vorgerichtete Draht wird mit
der ersten Rollenvorschubeinheit aus dem Rollenrichtwerk durch die erste Klemmvorrichtung,
die Richtstrecke und die zweite Klemmvorrichtung hindurchgeführt. Nachdem die beiden
Klemmvorrichtungen den Draht festhalten, wird durch die zumindest eine verfahrbare
Klemmvorrichtung, vorzugsweise die erste Klemmvorrichtung, der Draht gereckt. Mit
der Rollenvorschubeinheit wird der Draht weitertransportiert, damit der Vorgang für
den nächsten Drahtabschnitt wiederholt werden kann.
[0018] In einer Variante dazu kann die erste Rollenvorschubeinheit in Vorschubrichtung des
Drahtes nach der ersten Klemmvorrichtung angeordnet sein, wobei die Rollenvorschubeinheit
innerhalb der Richtstrecke zu liegen kommt. Weiter kann nur die zweite Klemmvorrichtung
verfahrbar sein. Weiter können beide, die erste und die zweite, Klemmvorrichtungen
verfahrbar ausgebildet werden.
[0019] Vorzugsweise ist die Richtstrecke in ihrer Länge anpassbar. Dazu werden beispielsweise
das Rollenrichtwerk, die erste Rollenvorschubeinheit und die erste Klemmvorrichtung
zu einer Einheit der Vorrichtung zusammengefasst und die zweite Klemmvorrichtung als
eine weitere zur ersten Einheit verschiebliche Einheit der Vorrichtung ausgebildet.
Beispielsweise mit einem Schneckenantrieb kann die zweite Einheit von einer vorbestimmten
maximalen Länge der Richtstrecke auf jedes beliebige Mass verkürzt werden. Die maximale
Länge der Richtstrecke steht in wechselseitiger Beziehung mit der Länge des Wegs der
verfahrbaren Klemmvorrichtung, welcher sich durch den Reckgrad ergibt.
[0020] Um den Drahttransport bei der gesamten Produktion zu vereinfachen, kann zwischen
der Richtstrecke und der zweiten Klemmvorrichtung eine zweite Rollenvorschubeinheit
vor der zweiten Klemmvorrichtung angeordnet werden, welche den Drahttransport unterstützt.
Besonders bei hohen Taktzahlen der Vorrichtung kann die Anordnung der zweiten Rollenvorschubeinheit
von Vorteil sein. Bei der Anordnung zweier Rollenvorschubeinheiten werden diese vorzugsweise
synchron betrieben. In einer Variante wird beispielsweise nur eine der Rollenvorschubeinheiten
aktiv betrieben und die andere Rollenvorschubeinheit läuft passiv mit. Mit der zweiten
Rollenvorschubeinheit kann der Draht unter Vorspannung gehalten werden.
[0021] Die erste, eingangsseitig angeordnete Klemmvorrichtung, welche um die Recklänge verfahrbar
ist, ist bevorzugt auf einem linearen hydraulischen Kraftverstärker angeordnet, welcher
frei programmierbare Wege fahren kann. Ein Walzdraht wird vorzugsweise um 3% bis 5%
in der erfindungsgemässen Vorrichtung gereckt. Somit beträgt der erforderliche Hub
bzw. der verfahrbare Weg der ersten Klemmvorrichtung etwas mehr als 5% der Länge der
maximalen Richtstrecke. Anstelle der verfahrbaren Klemmvorrichtung auf einem hydraulischen
Kraftverstärker kann auch eine andere Spanneinrichtung vorgesehen sein.
[0022] Alternativ dazu kann die zweite Klemmvorrichtung auf einem linearen hydraulischen
Kraftverstärker angeordnet sein, wobei die erste, eingangsseitig angeordnete Klemmvorrichtung
in dieser Variante ortsfest angeordnet ist. Weiter können beide Klemmvorrichtungen
auf linearen hydraulischen Kraftverstärkern angeordnet werden. Die Klemmvorrichtungen
werden in einer solchen Anordnung bevorzugt gleichzeitig voneinander weg oder abwechselnd
in gegensätzlicher Richtung verfahren, bis der Walzdraht um das gewünschte Reckmass
verlängert wurde.
[0023] Bevorzugt ist als Sensor eine Druckdose auf der ortsfesten Klemmvorrichtung angeordnet.
Mit der Druckmessdose wird die Spannung im Draht während dem gesamten Vorgang des
Reckens und insbesondere der Endwert für jeden gereckten Drahtabschnitt erfasst. Die
Druckmessdose kann beispielsweise auf der Basis einer Feder (Federprinzip) oder auf
der Basis eines hydraulischen Drucks (hydraulisches Prinzip) arbeiten. Die Daten der
Druckmessdose werden in einer Steuereinheit abgespeichert und für die weitere Produktion
von gerecktem Draht zur Verfügung gestellt. Mit den gemessenen und abgespeicherten
Werten wird ein diskontinuierliches Recken mit gleichzeitiger (Online-) Qualitätskontrolle
ermöglicht.
[0024] Die abgespeicherten Endwerte können weiter für eine statistische Auswertung für die
einzelnen gereckten Drahtabschnitte verwendet werden. Es kann auch ein Spannungsschwellenwert
definiert werden, der sicherlich auf der elastischen Gerade des Spannungs-Dehnungs-Diagramms
des Walzdrahts liegt, damit sichergestellt wird, dass der Draht absolut gerade ausgerichtet
ist und dass das Recken begonnen hat.
[0025] Weiter hat die Vorrichtung vorzugsweise eine ausgangsseitig angeordnete Schneideinheit,
um den gereckten Draht abzulängen. Bevorzugt wird der gereckte Draht mit einer Schneidvorrichtung
z. B. einer Scherenanordnung entsprechend der gewünschten Länge abgelängt. Als Variante
dazu kann der gereckte Draht auch mit einem Schneidbrenner abgelängt werden.
[0026] Zur Aufnahme der abgelängten Drähte ist vorzugsweise am Ausgang der erfindungsgemässen
Vorrichtung eine Aufnahme angeordnet, welche ein zu Boden fallen der abgelängten Drähte
verhindert und die Drähte für die weitere Verarbeitung zur Verfügung stellt. Wird
die Vorrichtung einer Gitterschweissmaschine vorgeschaltet, dient die Aufnahme als
Materialdepot bzw. Speicherbereich, aus welchem die benötigten Drähte von einer Zuführvorrichtung
der Gitterschweissmaschine entnommen werden.
[0027] Bevorzugt umfasst die Vorrichtung eine Steuereinrichtung, welche die Recklänge auf
der Basis der mit dem Sensor gemessenen Drahtspannung einstellt. Beträgt die Gesamtlänge
des zu reckenden Drahtabschnitts mehr als die Länge der Richtstrecke, welche durch
den Abstand der ersten und zweiten Klemmvorrichtung gegeben ist, wird in einem ersten
Schritt der Drahtabschnitt um den die maximal mögliche Recklänge verlängert, welche
im prozentualen Verhältnis zur Richtstrecke steht. Anschliessend wird der Draht um
den fehlenden Betrag der gewünschten Gesamtlänge vorgeschoben und nochmals um einen
Betrag im gleichen prozentualen Verhältnis gereckt, der sich durch den Betrag des
Vorschubs ergibt. Vorzugsweise wird durch die Steuerung die Recklänge automatisch
der Länge der Richtstrecke bzw. des Vorschubs angepasst.
[0028] Die Steuerung ist typischerweise als Modul ausgebildet und nicht fest in der Vorrichtung
eingebaut. Dadurch kann die Steuerung entsprechend den Bedürfnissen des Benutzers
beziehungsweise den örtlichen Gegebenheiten angepasst verwendet werden.
[0029] Vorteilhaft ist einer Anlage mit einer Gitterschweissmaschine eine erfindungsgemässe
Vorrichtung zum Herstellen von diskontinuierlich gerecktem Draht vorgeschaltet. Somit
werden die gereckten und abgelängten Drahtabschnitte direkt der Gitterschweissmaschine
zur Weiterverarbeitung zur Verfügung gestellt und können von einer Drahtzuführvorrichtung
der Gitterschweissmaschine übernommen werden.
[0030] Dabei können beispielsweise zwei erfindungsgemässe Vorrichtungen zum Herstellen von
diskontinuierlich gerecktem Draht einer Anlage mit einer Gitterschweissmaschine vorgeschaltet
sein. Eine der erfindungsgemässen Vorrichtungen produziert die Querdrähte und die
andere Vorrichtung produziert die Längsdrähte. Aus den entsprechenden Zwischenlagern
wird beispielsweise mit zwei Zuführvorrichtungen der Gitterschweissmaschine die benötigten,
gereckten Drähte entnommen und zur weiteren Verarbeitung positioniert. Mit einer solchen
Anordnung werden die Produktionszeiten und die Produktionskosten massgeblich gesenkt,
da die Bestandteile der beiden Vorrichtungen und die Recklänge auf die maximalen Abmessungen
der gewünschten Quer- und Längsdrähte abgestimmt werden können, bei gleichzeitiger
Gewährleistung von hoher Qualität der gereckten Quer- und Längsdrähte.
[0031] Im Verfahren zum industriellen Herstellen von diskontinuierlich gerecktem Draht wird
ein zu bearbeitender Drahtabschnitt mit zwei Klemmvorrichtungen erfasst und gereckt.
Mit einem Sensor zum Messen der Drahtspannung und einem Wegsensor wird eine Spannungs-Dehnungsabhängigkeit
aufgenommen. Diese wird für die weitere Verarbeitung dem Drahtabschnitt zugeordnet
abgespeichert. In einem ersten Schritt wird ein neuer Draht in einem sogenannten Start-Stop-Betrieb
gereckt und die Spannungs-Dehnungsabhängigkeit für diesen spezifischen Drahtabschnitt
aufgenommen. Anschliessend beginnt das Recken der weiteren Drahtabschnitte bei voller
Leistung der Vorrichtung und es werden nur noch die Endwerte jedes einzelnen Drahtabschnitts
überprüft. Liegt ein gemessener Endwert eines gereckten Drahtabschnittes ausserhalb
eines vordefinierten Toleranzbereichs, kann die Vorrichtung entsprechend angepasst
werden oder der Drahtabschnitt mit den ausserhalb der Toleranz liegenden Werten wird
ausgesondert. Durch diese Online-Qualitätskontrolle ist während der gesamten Produktion
der Drahtabschnitte die Produktionssicherheit gewährleistet und gegenüber den bekannten
Verfahren für ein diskontinuierliches Recken von Drahtabschnitten verbessert sowie
die Menge an Ausschuss reduziert. Es werden keine qualitativ minderwertigen Drahtabschnitte
mit den Normen entsprechenden Drahtabschnitten zu Baustahlmatten verschweisst, womit
verhindert wird, dass ganze Baustahlmatten weggeworfen werden müssen. Dies führt nicht
nur zu einer Materialersparnis, sondern auch zu einer wesentlichen Zeitersparnis bei
der Produktion von Baustahlmatten.
[0032] Das Verfahren hat den Vorteil, dass mit hohen Taktzahlen gearbeitet werden kann und
die Produktionssicherheit gegenüber bisherigen Verfahren verbessert ist. Wird das
Recken über die Zugkraft geregelt, ist nur ein Recken mit wenigen Taktzahlen möglich,
da sich die Kraft vom Reckbeginn bis zur gewünschten Recklänge unstetig ändert. Gleichzeitig
können für jeden Walzdrahtbund bzw. auch für jeden Drahtabschnitt die gespeicherten
Werte ausgedruckt werden. Dieser Ausdruck kann als Qualitätsnachweis für das Material
von Baustahlmatten dienen. Werden die Drähte als Halbfabrikate weiterverkauft, kann
die ausgedruckte Liste oder eine Kopie davon dem Drahtbündel als Qualitätsbeleg beigelegt
werden. Es wird eine Qualitätskontrolle geschaffen, welche jedem ISO-Standard genügt
und eine verlässliche Aussage über die Stabproduktion erlaubt.
[0033] In einem weiteren Verfahren zum industriellen Herstellen von diskontinuierlich gerecktem
Draht wird die Recklänge für einen Drahtabschnitt auf Grund von statistischen Auswertungen
der Spannungs-Dehnungsabhängigkeit laufend automatisch angepasst. Die automatische
Anpassung erfolgt z. B. über den Weg und/oder die Kraft. Ändert sich die Stahlqualität
oder wird ein neuer Walzdraht in die Vorrichtung eingeführt, passt sich die Maschine
selber an. Mit diesem Verfahren kann von der Produktion der Drahtabschnitte eine Betriebsdokumentation
erstellt werden, welche einerseits für die Betriebsdatenerfassung und andererseits
für die Qualitätssicherung verwendet werden kann.
[0034] In einem anderen Verfahren zum industriellen Herstellen von diskontinuierlich gerecktem
Draht wird die Recklänge für einen Drahtabschnitt auf einen Spannungsschwellwert bezogen,
der den Abschluss einer Vorstreckphase definiert. Bezogen auf das Spannungs-Dehnungs-Diagramm
des Walzdrahtes wird ein Wert als Kontrollpunkt auf der elastischen Gerade definiert,
welcher sicherstellt, dass der Drahtabschnitt absolut gerade ist. Zuerst wird der
Draht gestreckt. Mit dem Spannungsschwellwert kann das Ende der "Grädungsphase" bestimmt
werden. Ein als Bund gelieferter Walzdraht muss zuerst absolut gerade ausgerichtet
sein, damit das Recken in der geforderten Grösse und Qualität ausgeführt wird. Sobald
mit dem Sensor erkannt wird, dass bereits bei einem tieferen Wert der Draht absolut
gerade ist, kann für die nachfolgenden Drahtabschnitte gegebenenfalls der Spannungsschwellwert
herabgesetzt werden.
[0035] Vorzugsweise wird der Spannungsschwellwert für jeden Drahtabschnitt individuell ermittelt.
Mit dem Sensor wird erkannt, wenn der Draht sich in einer absolut geraden Position
befindet und die aufgebrachte Kraft einzig zum Recken verwendet wird und nicht mehr
den Draht gerade richtet.
[0036] Typischerweise wird bei allen Verfahren der Draht in Drahtlängsrichtung automatisch
eingeführt und nach dem Recken automatisch abgelängt.
[0037] Aus der nachfolgenden Detailbeschreibung und der Gesamtheit der Patentansprüche ergeben
sich weitere vorteilhafte Ausführungsformen und Merkmalskombinationen der Erfindung.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0038] Die zur Erläuterung des Ausführungsbeispiels verwendeten Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- ein Spannungs-Dehnungs-Diagramm für einen warmgewalzten und gerippten Draht (WR) im
Walz- und gereckten Zustand; und
- Fig. 2
- eine beispielhafte Anordnung für eine erfindungsgemässe Reckmaschine.
[0039] Grundsätzlich sind in den Figuren gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0040] In Figur 1 ist ein Spannungs-Dehnungs-Diagramm für einen warmgewalzten und gerippten
Draht (WR) im Walz- und gereckten Zustand dargestellt. An der Abszissenachse 2 des
Diagramms 1 ist die Dehnung ε und an der Ordinatenachse 3 die Spannung σ aufgetragen.
Die Kurve 4 stellt die charakteristische Kurve eines naturharten Stahls - hier einem
Walzdraht - im Spannungs-Dehnungs-Diagramm dar. Der Draht wird gezogen und erreicht
seine Streckgrenze R
e. Bis zu diesem Punkt befindet sich der Stahl in seinem elastischen Bereich und würde
seine ursprüngliche Länge wieder erlangen, wenn die Zugkraft entfernt würde. Ab der
Streckgrenze R
e beginnt der Stahl bei einer weiteren Krafteinwirkung zu fliessen (das sogenannte
Fliessplateau). Am Ende des Fliessplateaus 5 steigt die Spannung im Stahl vom Ende
des Fliessplateaus 5 bis zur maximalen Zugfestigkeit R
m (hier auch als Punkt 6 bezeichnet) weiter an. Der Bereich 7 vom Nullpunkt bis zum
Punkt der Streckgrenze R
e wird als elastische Dehnung bezeichnet. Der Bereich 8 vom Punkt der Streckgrenze
R
e bis zur Zugfestigkeit R
m (Punkt 6) wird als plastische Dehnung bezeichnet. Wird auf den Stahl nach Erreichen
der Zugfestigkeit R
m weiter eine Zugkraft ausgeübt, sinkt die Spannung σ ab und der Stahl beginnt sich
an seiner schwächsten Stelle einzuschnüren bis er reisst. Durch das Recken wird der
Draht bis in den Bereich der plastischen Dehnung verlängert (z. B. bis zum Punkt 9).
Die Dehnung ε des Drahtes liegt dabei üblicherweise im Bereich von 3% bis 5%. Der
Draht wurde durch das Recken kaltverformt.
[0041] Sobald der gereckte Drahtabschnitt entspannt wird, verkürzt sich der Drahtabschnitt
minimal, was mit dem Punkt 10 dargestellt ist. Wird der gereckte Draht nochmals belastet,
verhält sich der Stahl im Wesentlichen wie ein kaltverformter Draht, an welchem die
Rippen sowie die Durchmesserreduktion durch Längsdehnung durch eine Kaltverformung
ausgebildet wurden. Im Gegensatz dazu weist der gereckte WR jedoch die besseren Dehnungseigenschaften
als ein gerippter KR auf. Durch das Recken weist der WR eine neue Streckgrenze R
er auf, die bezüglich des Wertes der Spannung σ (um den Unterschied zwischen der Streckgrenze
R
e und der Streckgrenze R
er) näher bei der Zugfestigkeit R
m liegt, als er bei einem ungereckten Draht gegeben ist. Der Draht verhält sich im
Bereich 11 wieder elastisch und im Bereich 12 plastisch. Mit dem Recken wird ein bevorzugtes
Streckgrenzverhältnis erreicht, wobei die besseren Dehneigenschaften des Walzdrahtes
im Wesentlichen erhalten bleiben.
[0042] Auf der erfindungsgemässen Vorrichtung wird hauptsächlich Draht von Walzdrahtbündeln
in Coils verwendet. Der in die Vorrichtung eingeführte Draht ist nicht absolut gerade
ausgerichtet. Deshalb ergibt sich zu Beginn der Spannungsaufbringung nicht das charakteristische
Bild, wie es die Kurve 4 darstellt. Bis der Draht nicht absolut gerade ausgerichtet
ist, ergibt sich eine unstetige Kurve 13. Ab dem Schnittpunkt 14 der Kurve 13 mit
der elastischen Gerade 15 der Kurve 4 beginnt das eigentliche Recken des Drahtes.
Es kann somit ein Spannungsschwellwert 16 definiert werden, welcher entweder für jeden
zu reckenden Drahtabschnitt individuell bestimmt wird oder als fixer Wert bestimmt
ist. Sobald beispielsweise eine Druckmessdose den Spannungsschwellwert misst, besteht
die Sicherheit, dass die Vorstreckphase abgeschlossen ist und das eigentliche Recken
beginnt. Der Spannungsschwellwert 16 beträgt beispielsweise 200 N/mm
2, was in etwa einem Drittel der Streckgrenze R
e des Drahtmaterials entspricht. Dieser Spannungsschwellwert 16 kann bei stark gekrümmtem
Drahtmaterial auch höher angesetzt werden, wobei der Wert des Spannungsschwellwertes
16 vorzugsweise deutlich unterhalb des Wertes der Streckgrenze R
e (< 500 N/mm
2) liegen soll.
[0043] Mit den Sensoren können sämtliche Werte aufgezeichnet werden und stehen der Steuerung
einerseits zur Erstellung einer Spannungs-Dehnungsabhängigkeit zur Verfügung, welche
für die weitere Verarbeitung dem Drahtabschnitt zugeordnet abgespeichert wird. Andererseits
können die gemessenen Werte für eine laufend automatische Anpassung der Recklänge
auf Grund der statistischen Auswertung der Spannungs-Dehnungsabhängigkeit verwendet
werden. Weiter können die abgespeicherten Werte ausgedruckt und für die Betriebs-
und/oder Qualitätsdokumentation verwendet werden. Weiter lassen sich mit den abgespeicherten
Werten die diversen Phasen aus der charakteristischen Kurve 4 rechnerisch ermitteln.
[0044] Eine beispielhafte Anordnung für eine erfindungsgemässe Reckmaschine ist in Figur
2 gezeigt. Die Reckmaschine 21 umfasst eingangsseitig (bezogen auf die Zeichnung,
links) ein Rollenrichtwerk 22, an welchem eine erste Rollenvorschubeinheit 23 anschliesst.
Anschliessend folgt eine erste Klemmvorrichtung 24, welche auf einem hydraulischen
Linearverstärker 25 angeordnet ist, auf welchem die erste Klemmvorrichtung 24 horizontal
gesteuert verfahrbar ist. Diese Bestandteile bilden einen ersten Teil 26 der Reckmaschine
21. Ein zweiter Teil 27 wird durch eine zweite Klemmvorrichtung 28 gebildet, welche
eine Schneidvorrichtung 29 umfasst. Der zweite Teil 27 kann weiter eine zweite Rollenvorschubeinheit
umfassen. Mit der zweiten Rollenvorschubeinheit kann beispielsweise der Draht 31 unter
Vorspannung gehalten werden oder sie dient der Unterstützung der ersten Rollenvorschubeinheit
23 beim Vorschub des Drahtes 31.
[0045] Durch die Aufteilung der Reckmaschine 21 in einen ersten Teil 26 und einen zweiten
Teil 27, die mit einer separaten Vorrichtung (hier nicht dargestellt) zueinander verfahrbar
sind, kann die Länge der Richtstrecke 32 bei Bedarf variiert werden. Um die beiden
Teile zueinander zu verfahren, kann beispielsweise der erste Teil 26 fix auf einem
Gestell montiert und der zweite Teil 27 z. B. auf einem Schneckengetriebe fixiert
sein, welches mit einem Motor betrieben wird. Damit kann die Länge der Richtstrecke
32 den Erfordernissen an die Produktion angepasst werden. Die Richtstrecke 32 wird
beispielsweise durch einen stabilen Stahlträger (z. B. ein U-Profil, wie ein UNP oder
UAP) gebildet. Damit die Richtstrecke 32 in ihrer Länge angepasst werden kann, werden
beispielsweise zwei ineinanderschiebbare U-Profile angeordnet, welche sich entsprechend
der eingestellten Länge überlappen. In einer Variante kann der zweite Teil 27 mit
einer Ausnehmung versehen sein oder derart konstruiert sein, dass der Stahlträger
der Richtstrecke 32 diesen durchdringt, wenn die Länge der Richtstrecke 32 durch Verfahren
des zweiten Teils 27 verkürzt wird.
[0046] Die Richtstrecke 32 beginnt bei der ersten Klemmvorrichtung 24 und endet bei der
zweiten Klemmvorrichtung 28. Die maximale Richtstrecke 32 kann entsprechend den Wünschen
bzw. Anforderungen des Benutzers ausgelegt sein, wobei der maximale Hub des hydraulischen
Linearverstärkers 25 zu berücksichtigen ist. Wenn beispielsweise die Länge der Richtstrecke
4'000 mm beträgt und der übliche Reckgrad von 3% bis 5% vorgenommen werden soll, muss
der Hub der verfahrbaren ersten Klemmvorrichtung 24 mindestens 200 mm betragen. Wird
die Richtstrecke 32 z. B. auf 8'000 mm vergrössert, müsste demzufolge der Hub der
verfahrbaren ersten Klemmvorrichtung 24 entsprechend der Länge der Richtstrecke 32
mindestens 400 mm betragen. Mit den heutzutage zur Verfügung stehenden Mitteln ist
aus konstruktiven Gründen und im Hinblick auf die Produktionskosten sowie auf Grund
der Gebrauchstauglichkeit der Reckmaschine 21 sinnvollerweise die Länge der Richtstrecke
32 auf unter 5'000 mm zu begrenzen.
[0047] Soll beispielsweise auf einer Reckmaschine 21 mit einer maximalen Richtstrecke 32
von 4'000 mm ein Drahtabschnitt z. B. mit einer Länge von 6'000 mm produziert werden,
wird wie folgt vorgegangen: Der Draht wird auf die Länge von 4'000 mm vorgeschoben
und, bei einem Reckgrad von 5%, um 200 mm gereckt. Anschliessend wird der Draht nochmals
um 2'000 mm nachgeschoben und nochmals um 100 mm gereckt. Somit wurde ein 6'000 mm
langer Drahtabschnitt produziert, welcher um 5% gereckt wurde.
[0048] Nachfolgend wird anhand der Reckmaschine 21 das Verfahren zur Herstellung eines diskontinuierlich
gereckten Drahtes beschrieben. Die Walzdrahtbündel 33.1 und 33.2 sind auf einem doppelten,
horizontalen Ablauf 34 zur Bearbeitung in der Reckmaschine 21 bereitgestellt. Mit
der Verwendung eines doppelten, horizontalen Ablaufs 34 kann beispielsweise das Ende
des Walzdrahtbündels 33.1 mit dem Anfang des Walzdrahtbündels 33.2 verschweisst werden,
damit unterbrechungslos gearbeitet werden kann. Nachdem das gesamte Walzdrahtbündel
33.1 verarbeitet wurde, wird ein neuer Walzdrahtbündel auf dem Ablauf positioniert
und dessen Anfang gegebenenfalls an das Ende des Walzdrahtbündels 33.2 angeschweisst.
Somit können fortlaufend und ohne Unterbrechung Drahtabschnitte in grosser Menge produziert
werden.
[0049] Der Anfang beispielsweise des Walzdrahtbündels 33.1 wird in die Reckmaschine 21 eingeführt
bzw. eingeschossen und im Rollenrichtwerk 22 derart vorgerichtet, dass das Durchschieben
des Drahtes 31 erleichtert wird. Der Draht 31 wird nachfolgend von der ersten Rollenvorschubeinheit
23 erfasst, welche an das Rollenrichtwerk 22 anschliesst. Die erste Rollenvorschubeinheit
23 besteht aus zwei gegeneinander gerichteten Rollen 35.1 und 35.2, zwischen welchen
der Draht 31 vorgeschoben wird, und zwei Antrieben 36.1 und 36.2, welche die Rollen
35.1 und 35.2 gesteuert antreiben und vorzugsweise aufeinander abgestimmt sind. Anstelle
von zwei separaten Antrieben 36.1 und 36.2 kann auch nur ein Antrieb beide Rollen
35.1 und 35.2 z. B. über ein Getriebe antreiben. Damit unterschiedliche Drahtdurchmesser
ohne besonderen Aufwand in einer Reckmaschine 21 verarbeitet werden können, sind zumindest
die unteren oder oberen Rollen des Rollenrichtwerks 22 und der ersten Rollenvorschubeinheit
23 in einer Richtung verschieblich gelagert, z. B. in vertikaler. Die Nullstellung
der Rollen entspricht dem kleinsten zu verarbeitenden Drahtdurchmesser (z. B. 4 mm)
und der minimale Bewegungsspielraum der verschieblichen Rollen muss dem grössten zu
verarbeitenden Drahtdurchmesser (z. B. 12 mm) entsprechen. Die Einstellung des Zwischenraums
zwischen den Rollen kann passiv auf Grund des Durchmessers des eingeschobenen Drahtes
31 oder aktiv mechanisch gesteuert erfolgen. In einer Variante dazu können die Abrollflächen
der Rollen mit einem verformbaren Material beschichtet sein, welche die Bearbeitung
des gesamten Durchmesserbereichs (z. B. 4 mm bis 12 mm) ermöglicht, ohne dass sich
die Rollen in eine Richtung verschieben müssen.
[0050] Mit der Rollenvorschubeinheit 23 wird der Draht 31 bis zur zweiten Klemmvorrichtung
28 vorgeschoben. Die erste Klemmvorrichtung 24 und die zweite Klemmvorrichtung 28
sind im Wesentlichen gleich aufgebaut. Sie weisen zumindest zwei Klemmbacken 37.1
und 37.2 bzw. 38.1 und 38.2 auf, welche zueinander verfahrbar sind und den dazwischenliegenden
Draht 31 festklemmen. Die Klemmbacken 37.1 und 37.2 bzw. 38.1 und 38.2 werden gesteuert
mechanisch oder hydraulisch verfahren.
[0051] Die erste Klemmvorrichtung 24 ist auf einem hydraulischen Linearverstärker 25 angeordnet,
welcher frei programmierbare Wege fahren kann. Die durch den Linearverstärker 25 erzeugte
Reckkraft beträgt in diesem Ausführungsbeispiel etwa 70 kN und ermöglicht einen Draht
mit einem Durchmesser von 12 mm bis zu seiner maximalen Streckgrenze von etwa 630
N/mm
2 zu recken. Der zu reckende Draht 31 wird von der ersten Klemmvorrichtung 24 und der
zweiten Klemmvorrichtung 28 gehalten. Anschliessend wird die erste Klemmvorrichtung
im klemmenden Zustand um den gewünschten Reckgrad gegen die Einschubrichtung verfahren.
Das vordere Rollenpaar 35.1 und 35.2 muss gegen die Einschubrichtung des Drahtes 31
drehen, damit der Reckweg ausgeglichen wird. Der erste gereckte Drahtabschnitt wird
in einer Start-Stop-Funktion (Stop-and-Go) hergestellt. Sobald die Werte für diesen
Walzdrahtbund erfasst und abgespeichert wurden, erfolgt die Produktion der gereckten
Drähte. Werden Differenzen in den gemessenen Endwerten während der Produktion festgestellt,
welche ausserhalb des definierten Toleranzbereichs liegen, wird die Kraft bzw. der
Reckgrad angepasst. Gleichzeitig können gereckte Drähte, welche nicht den gewünschten
Anforderungen entsprechen oder Materialfehler aufweisen, aussortiert werden und dem
weiteren Herstellungsprozess entzogen werden, beispielsweise bei der Herstellung von
Baustahlmatten.
[0052] Im nächsten Arbeitsschritt wird der gereckte Draht mit der ersten Rollenvorschubeinheit
23 weitertransportiert. Wenn zwei Rollenvorschubeinheiten in einer Reckmaschine angeordnet
sind, werden diese vorzugsweise aufeinander abgestimmt (d. h. synchron), beziehungsweise
in Abhängigkeit der Position des Drahtes 31 aktiv bzw. passiv betrieben.
[0053] An der zweiten Klemmvorrichtung 28 ist eine Schneidvorrichtung 29 angeordnet, welche
den gereckten Draht 31 beispielsweise mit einer Scherenvorrichtung auf das gewünschte
Mass ablängt.
[0054] In einem weiteren Verfahren zum industriellen Herstellen von diskontinuierlich gerecktem
Draht wird die Recklänge für einen Drahtabschnitt auf Grund von statistischen Auswertungen
der Spannungs-Dehnungsabhängigkeit laufend automatisch angepasst. Die statistische
Auswertung beruht auf einem Mittelwert, welcher auf Grund einer vordefinierten Anzahl,
z. B von fünfzig Drahtabschnitten, von gemessenen und abgespeicherten Werten erstellt
wird. Die automatische Anpassung der Recklänge kann dabei z. B. über den Weg und/oder
die Kraft erfolgen. Ändert sich die Stahlqualität oder wird ein neuer Walzdraht in
die Vorrichtung eingeführt, passt sich die Maschine selber an. Mit diesem Verfahren
kann von der Produktion der Drahtabschnitte eine Betriebsdokumentation erstellt werden,
welche beispielsweise für die Betriebsdatenerfassung oder für die Qualitätssicherung
verwendet werden kann.
[0055] In einem anderen Verfahren zum industriellen Herstellen von diskontinuierlich gerecktem
Draht wird die Recklänge für einen Drahtabschnitt auf einen Spannungsschwellwert bezogen,
der den Abschluss einer Vorstreckphase definiert. Bezogen auf das Spannungs-Dehnungs-Diagramm
des Walzdrahtes wird ein Wert als Kontrollpunkt auf der elastischen Gerade definiert,
welcher sicherstellt, dass der Drahtabschnitt absolut gerade ist. Ein solcher Spannungsschwellwert
liegt bei Drahtmaterial, welches zur Herstellung von Baustahlmatten verwendet wird
und den massgeblichen Normen entspricht, im Bereich von 200 N/mm
2 und 500 N/mm
2. Zuerst wird der Draht gestreckt. Mit Erreichen des Spannungsschwellwerts ist das
Ende der "Grädungsphase" bestimmt. Ein als Bund gelieferter Walzdraht muss zuerst
absolut gerade ausgerichtet sein, damit das Recken in der geforderten Grösse und Qualität
ausgeführt wird. Sobald mit dem Sensor erkannt wird, dass bereits bei einem tieferen
Wert der Draht absolut gerade ist, kann für die nachfolgenden Drahtabschnitte gegebenenfalls
der Spannungsschwellwert herabgesetzt werden. Dies hat den Vorteil, dass sich die
Taktzahl der Vorrichtung und somit die produzierte Menge an gerecktem Draht erhöht.
Wird der Spannungsschwellwert erreicht, kann das Recken des Drahtabschnitts bis zum
Erreichen des gewünschten Endwerts beginnen.
[0056] Die Taktzahl der erfindungsgemässen Vorrichtung basiert auf der Zykluszeit zur Herstellung
eines Drahtabschnitts, welcher sich aus dem Vorschub des Drahtabschnitts, dem Klemmen
beider Klemmvorrichtungen, dem Reckhub und dem Öffnen der Klemmen sowie der Summe
der Zwischenzeiten zusammensetzt. Durch die erfindungsgemässen Verfahren werden diskontinuierliche
Recken ermöglicht, welche beispielsweise für eine Drahtabschnittlänge von 2'000 mm
eine Taktzahl von 110 Stück/min (= 3.66 m/s) ermöglichen.
[0057] Für einen Durchmesserwechsel wird der Draht 31 komplett zurückgezogen und der neue
Draht wird in die Reckmaschine 21 eingeschoben bzw. eingeschossen. Durch die beschriebenen
anpassbaren Bestandteile der einzelnen Vorrichtungen kann auf manuelle Anpassungen
der einzelnen Vorrichtungen der Reckmaschine verzichtet werden, was die Produktivität
der Reckmaschine gegenüber dem Stand der Technik wesentlich erhöht. Der Durchmesserwechsel
ist mit einfachen Mitteln automatisierbar.
[0058] Eine weitere Möglichkeit, die Produktivität zu steigern, ist die Anordnung zweier
Einheiten, welche parallel geschaltet werden. Die beiden Einheiten können mit nur
einem Hydraulikaggregat betrieben werden.
[0059] Die Reckmaschine 21 kann sowohl als stand-alone-Lösung wie auch als Integration in
einer Anlage zur Herstellung von Baustahlmatten eingesetzt werden, wobei die Reckmaschine
der eigentlichen Anlage vorzugsweise vorgeschaltet wird. D. h., dass die in der Reckmaschine
gereckten Drähte direkt der Anlage zur Herstellung von Baustahlmatten zur Verfügung
gestellt und von dieser zur Weiterverarbeitung übernommen werden.
[0060] Zusammenfassend ist festzustellen, dass eine Vorrichtung und zugehörige Verfahren
geschaffen wurden, welche den Reck- und Richtvorgang kombiniert und ein diskontinuierliches
Recken in einer industriell akzeptablen Taktzahl bei gleichzeitiger Qualitätskontrolle
ermöglicht.
1. Vorrichtung zum industriellen Herstellen von diskontinuierlich gerecktem Draht (31)
mit zwei beabstandeten Klemmvorrichtungen (24 und 28), wovon zumindest eine (24) um
eine Recklänge verfahrbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine der genannten Klemmvorrichtungen (24 bzw. 28) mit einem Sensor zum
Ermitteln der Drahtspannung ausgerüstet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel zum Einführen bzw. Vorschieben des Drahtes in Drahtlängsrichtung vorgesehen
sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass sie eingangsseitig mit einem Rollenrichtwerk (22) versehen ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass in Vorschubrichtung des Drahtes nach dem Rollenrichtwerk (22) eine erste Rollenvorschubeinheit
(23), eine erste Klemmvorrichtung (24), eine Richtstrecke (32) und eine zweite Klemmvorrichtung
(28) angeordnet sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Richtstrecke (32) und der zweiten Klemmvorrichtung (28) eine zweite
Rollenvorschubeinheit angeordnet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Klemmvorrichtung (24) auf einem linearen hydraulischen Kraftverstärker
(25) angeordnet ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass als Sensor eine Druckmessdose auf der ortsfesten Klemmvorrichtung (28) angeordnet
ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass sie ausgangsseitig eine Schneideinheit (29) zum Ablängen des gereckten Drahtes (31)
hat.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass sie ausgangsseitig eine Aufnahme zur Zwischenlagerung des abgelängten, gereckten
Drahtes (31) hat.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Steuereinrichtung umfasst, welche die Recklänge auf der Basis einer gemessenen
Drahtspannung einstellt.
11. Anlage mit einer Gitterschweissmaschine und einer vorgelagerten Vorrichtung (21) zum
Herstellen von diskontinuierlich gerecktem Draht (31) mit zwei beabstandeten Klemmvorrichtungen
(24 und 28), wovon zumindest eine (24) um eine Recklänge verfahrbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine davon mit einem Sensor zum Ermitteln der Drahtspannung ausgerüstet
ist.
12. Verfahren zum industriellen Herstellen von diskontinuierlich gerecktem Draht, wobei
ein zu bearbeitender Drahtabschnitt (31) mit zwei Klemmvorrichtungen (24 und 28) erfasst
und gereckt wird, dadurch gekennzeichnet, dass mit einem Sensor zum Messen der Drahtspannung und einem Wegsensor eine Spannungs-Dehnungsabhängigkeit
aufgenommen wird und dass diese für die weitere Verarbeitung dem Drahtabschnitt zugeordnet
abgespeichert wird.
13. Verfahren zum industriellen Herstellen von diskontinuierlich gerecktem Draht, wobei
ein zu bearbeitender Drahtabschnitt (31) mit zwei Klemmvorrichtungen (24 und 28) erfasst
und gereckt wird, dadurch gekennzeichnet, dass mit einem Sensor zum Messen der Drahtspannung und einem Wegsensor eine Spannungs-Dehnungsabhängigkeit
aufgenommen wird und dass die Recklänge auf Grund von statistischen Auswertungen der
Spannungs-Dehnungsabhängigkeit laufend automatisch angepasst wird.
14. Verfahren zum industriellen Herstellen von diskontinuierlich gerecktem Draht, wobei
ein zu bearbeitender Drahtabschnitt (31) mit zwei Klemmvorrichtungen (24 und 28) erfasst
und gereckt wird, dadurch gekennzeichnet, dass mit einem Sensor zum Messen der Drahtspannung und einem Wegsensor eine Spannungs-Dehnungsabhängigkeit
aufgenommen wird und dass die Recklänge auf einen Spannungsschwellenwert bezogen wird,
der den Abschluss einer Vorstreckphase definiert.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Spannungsschwellenwert für jeden Drahtabschnitt (31) individuell ermittelt wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass der Draht (31) in Drahtlängsrichtung automatisch eingeführt und nach dem Recken automatisch
abgelängt wird.