[0001] Die Erfindung betrifft eine mobile Arbeitsmaschine, insbesondere Flurförderzeug,
mit einem Fahrantrieb und/oder einem Arbeitsantrieb, wobei das Beschleunigungsund/oder
das Bremsverhalten des Fahrantriebs und/oder des Arbeitsantriebs mittels eines oder
einer Mehrzahl von Programmen einstellbar ist, die in einer in Wirkverbindung mit
dem Fahrantrieb und/oder dem Arbeitsantrieb stehenden Steuereinrichtung gespeichert
sind.
[0002] Gattungsgemäße Arbeitsmaschinen, die als Gegengewichts-Gabelstapler ausgebildet sind,
werden seit mehreren Jahren von der STILL GmbH, Hamburg, unter der Bezeichnung "Baureihe
R70" hergestellt und vertrieben. Das Beschleunigungs- und Bremsverhalten des Fahrantriebs
dieser Gabelstapler ist mittels eines 5-Stufenschalters einstellbar, mit dessen Hilfe
die Bedienperson unter fünf verschiedenen Fahrprogrammen auswählen kann. Dadurch ist
es möglich, abhängig von der Empfindlichkeit des zu transportierenden Ladeguts die
Fahrdynamik, mit der der Gabelstapler reagiert, zu beeinflussen.
[0003] Um die manuell schaltbaren Fahrprogramme optimal nutzen zu können, muss die Bedienperson
über deren Vorhandensein und Wirkungsweise informiert sein und muss ferner die Fahrprogramme
bewusst einsetzen. Darüber hinaus ist es unter Umständen für Fahrten mit und ohne
Last erforderlich, zwischen verschiedenen Fahrprogrammen hin- und herzuwechseln. Es
werden also von der Bedienperson Zusatzaktivitäten gefordert, die von der eigentlichen
Tätigkeit - Bedienen des Fahrantriebs und des Arbeitsantriebs der mobilen Arbeitsmaschine
- ablenken. Dadurch können sich negative Auswirkungen auf die Umschlagleistung und
auf die Sicherheit ergeben. Wird andererseits die Möglichkeit der Auswahl unter verschiedenen
Fahrprogrammen nicht genutzt, so wird die maximale Leistungsfähigkeit des Gabelstaplers
nicht erreicht.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine mobile Arbeitsmaschine
der eingangs genannten Art zur Verfügung zu stellen, bei der die Beeinflussung der
Dynamik des Fahrantriebs und/oder des Arbeitsantriebs vereinfacht ist.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass an die Steuereinrichtung
eine Mehrzahl von Gebern zur Messung von für die Dynamik des Fahrantriebs und/oder
des Arbeitsantriebs der Arbeitsmaschine relevanten Parametern angeschlossen ist und
in Abhängigkeit von den erfassten Messgrößen automatisch zwischen den Programmen des
Fahrantriebs und/oder zwischen den Programmen des Arbeitsantriebs umgeschaltet wird.
[0006] Der erfindungswesentliche Gedanke besteht demnach darin, die dynamischen Eigenschaften
der Arbeitsmaschine automatisch an die Erfordernisse der Bedienperson anzupassen.
Durch die in aller Regel bereits weitgehend vorhandene Sensorik der Arbeitsmaschine
können dabei das Bewegungsverhalten und die Lastsituation der Arbeitsmaschine erfasst
werden. In der Steuereinrichtung wird durch Auswertung der erfassten Signale (Sollwerte
und Istwerte) erkannt, welchen Fahr- und/oder Arbeitsstil die Bedienperson bevorzugt
und dementsprechend der Fahr- und/oder Arbeitsantrieb beeinflusst.
[0007] Durch die Erfindung können die Leistungsfähigkeit und die Fahreigenschaften der Arbeitsmaschine
verbessert werden. Im Falle von Flurförderzeugen, z. B. Gabelstaplem, wird die Umschlagleistung
erhöht. Da sich die Bedienperson ganz auf das Fahren und Bedienen des Arbeitsantriebs
konzentrieren kann, ist die Sicherheit erhöht.
[0008] Im Idealfall beschränkt sich der Aufwand für die Erfindung lediglich auf die Programmierung
der Steuereinrichtung, da die Sensorik bereits in der Arbeitsmaschine vorhanden ist.
So sind z. B. in Elektro-Gabelstaplern vielfach Geber zur Erfassung der Fahrmotordrehzahl,
der Fahrpedalstellung, des Lenkwinkels und der Ventilhebelstellung vorhanden. Je nach
Ausführung des Gabelstaplers können auch Geber für die Verbrennungsmotordrehzahl,
die Drehzahl einer Hydraulikpumpe, die Erfassung der Hubgerüstneigung und die Erfassung
des elektrischen Stromes im Fahrantrieb vorhanden sein. Selbstverständlich ist die
Art der Geber nicht auf die genannten Typen eingeschränkt.
[0009] Besonders interessant ist bei Gabelstaplern eine kombinierte Auswertung von Hubund
Fahrbewegungen, weil dadurch die Erkennung von Arbeitssituationen verbessert ist und
dementsprechend die Fahr- und/oder Arbeitsdynamik sehr rasch angepasst werden kann.
[0010] Im einfachsten Fall kann durch die Erfindung z. B. lastabhängig automatisch zwischen
verschiedenen Fahrprogrammen des Fahrantriebs umgeschaltet werden. Es ist aber auch
möglich, alternativ oder zusätzlich, das beschriebene Prinzip auf den Arbeitsantrieb
anzuwenden, wobei dementsprechend eine Mehrzahl von Arbeitsprogrammen in der Steuereinrichtung
gespeichert sind und die Steuereinrichtung in Wirkverbindung mit dem Arbeitsantrieb
steht, wobei in Abhängigkeit von den erfassten Messgrößen automatisch zwischen den
Arbeitsprogrammen des Arbeitsantriebs umgeschaltet wird. Sensibles Transportgut kann
dabei durch besonders gutes Positionierverhalten des Arbeitsantriebs geschont werden.
[0011] Die Auswertung der Messgrößen in der Steuereinrichtung erfolgt mit Vorteil mit Methoden
der Fuzzy-Logik. Hierbei müssen die erfassten Messgrößen nicht exakt mit den in der
Steuereinrichtung katalogisierten Werten übereinstimmen, um eine Fahr- und/oder Arbeitssituation
zu erkennen.
[0012] Zweckmäßigerweise sind die Fahr- und/oder Arbeitsprogramme in Form von Kennlinien
gespeichert, mit denen einem Sollwert eine Stellgröße zugeordnet wird, wobei die Kennlinien
als Kennlinienfelder und/oder als Parameterfelder vorliegen, je nach mathematischer
Formulierung der Abhängigkeiten.
[0013] Die Erkennung, wann welche Kennlinie einzusetzen ist, kann z. B. durch einen Abgleich
der von den Gebern erfassten Messwerte mit einer katalogisierten Fahr - und/oder Arbeitssituation
erfolgen. Es ist im Rahmen der Erfindung jedoch auch möglich, nicht nur auf katalogisierte
Muster zurückzugreifen, sondern Muster aus sich wiederholenden Arbeitsvorgängen der
Arbeitsmaschine selbst zu erzeugen und in der Steuereinrichtung abzulegen. Dadurch
passt sich die Arbeitsmaschine automatisch an neue Einsatzfelder an.
[0014] Es erweist sich als günstig, wenn für den Funktionszusammenhang zwischen Sollwert
und Stellgröße neben mindestens einer proportionalen Kennlinie mindestens eine degressive
Kennlinie und/oder mindestens eine progressive Kennlinie in der Steuereinrichtung
gespeichert ist.
[0015] Situationsabhängig kann dadurch die Proportionalität zwischen Sollwert-Vorgabe und
Aktuator-Stellsignal aufgehoben und zwischen verschiedenen Kennlinienarten hin- und
hergeschaltet werden. So lässt sich z. B. für den Fahrantrieb durch eine degressive
Fahrpedal-Kennlinie, bei der auf der Abszisse die Fahrpedal-Stellung als Sollwert
und auf der Ordinate die vom Fahrantrieb zur Verfügung gestellte Antriebsleistung
als Stellwert aufgetragen ist, ein eher aggressives Fahrverhalten abbilden. Hierbei
bewirken bereits geringe Auslenkungen des Fahrpedals eine deutliche Beschleunigung
der Arbeitsmaschine. Ein solches Fahrverhalten kann z. B. beim Anfahren der unbeladenen
Arbeitsmaschine erwünscht sein. Umgekehrt führt eine progressive Kennlinie zu einem
eher weichen Fahrverhalten, was in anderen Fahrsituationen wünschenswert ist, z. B.
beim Aufnehmen einer Last. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, eine Kennlinie aus
degressiven und progressiven Teilen zusammenzusetzen, so dass jeder gewünschte Verlauf
entsteht.
[0016] Beispiele für die drei Kennlinientypen sind in den Figuren dargestellt. Hierbei zeigt
Figur 1 eine proportionale Kennlinie, Figur 2 eine progressive Kennlinie und Figur
3 eine degressive Kennlinie. Auf der Abszisse ist jeweils der Sollwert S aufgetragen,
während der Ordinate als Ausgabegröße jeweils der Stellwert W eines Aktuators zugeordnet
ist.
[0017] Zur Verdeutlichung seien folgende Beispiele für Gabelstapler-Arbeitsspiele erläutert:
Das langsame Absenken einer Last um einige Zentimeter, gefolgt von einem Rücksetzen
des Gabelstaplers um die Gabellänge mit gleichzeitigem Lenken (und ggf. deutlichem
Absenken der Gabeln) wird durch entsprechend angepasste Geber erfasst und signalisiert,
dass Last abgesetzt wurde und der nunmehr unbeladene Gabelstapler stark beschleunigt
werden kann (so wie es die Bedienperson schon einige Male vorher praktiziert hat).
Nun kann große Antriebsleistung im Fahrantrieb zur Verfügung gestellt werden und es
kann eine degressive Fahrpedalkennlinie gemäß Figur 3 eingeschaltet werden, so dass
schon kleine Fahrpedalwege zu einer starken Beschleunigung führen. Damit wird der
Bedienperson das Gefühl vermittelt, dass der Gabelstapler besonders gut auf ihre Erfordernisse
und Wünsche abgestimmt ist.
[0018] In einer anderen Fahrsituation, in der erkannt wird, dass das Fahrzeug positioniert
werden muss, kann dagegen die Fahrpedalempfindlichkeit auf eine progressive Kennlinie
gemäß Figur 3 umgeschaltet werden. Damit steht der Bedienperson für den Bereich kleiner
Geschwindigkeiten ein großer Pedalweg zur Verfügung.
[0019] Die Umschaltung zwischen den Kennlinien kann abrupt erfolgen, was die Anpassung der
Fahr- und/oder Arbeitseigenschaften der Arbeitsmaschine an eine veränderte Situation
augenfällig macht. Es ist jedoch in vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung auch
möglich, dass zwischen der proportionalen Kennlinie und der degressiven Kennlinie
und/oder zwischen der proportionalen Kennlinie und der progressiven Kennlinie und/oder
zwischen der degressiven Kennlinie und der progressiven Kennlinie mindestens eine
Übergangskennlinie in der Steuereinrichtung gespeichert ist. Dadurch ergibt sich ein
weicherer Übergang zwischen den verschiedenen Fahr- und/oder Arbeitsprogrammen.
[0020] In einer Ausgestaltung der Erfindung ist der Arbeitsantrieb als Hubantrieb, insbesondere
Hubhydraulik, eines Gabelstaplers ausgebildet. Dabei kann z. B. beim Feinpositionieren
der Last mit einer progressiven Kennlinie die Feinfühligkeit deutlich verbessert werden.
Voraussetzung dafür ist, dass die Hydraulikfunktion indirekt betätigt wird, z. B.
mittels elektro-hydraulischer Wegeventile.
[0021] Sofern die Fahr- und/oder Arbeitsprogramme auf austauschbaren Speichermitteln der
Steuereinrichtung abgelegt sind, lässt sich bei einem Wechsel der Bedienperson das
individuelle Arbeitsprofil mitnehmen. Eine neue Bedienperson kann durch die mitgebrachten
Speichermittel, die sich z. B. auf einer sogenannten Fahrerkarte befinden, nicht nur
zum Betrieb der Arbeitsmaschine autorisiert werden, sondern erhält automatisch auch
die gewohnten Fahreigenschaften.
[0022] Die Erfindung ist prinzipiell für alle Arten von mobilen Arbeitsmaschinen einsetzbar,
die einen Fahrantrieb und/oder mindestens einen Arbeitsantrieb besitzen, neben Flurförderzeugen
also auch Bagger, Raupen, Kräne, etc..
1. Mobile Arbeitsmaschine, insbesondere Flurförderzeug, mit einem Fahrantrieb und/oder
einem Arbeitsantrieb, wobei das Beschleunigungs- und/oder das Bremsverhalten des Fahrantriebs
und/oder des Arbeitsantriebs mittels eines oder einer Mehrzahl von Programmen einstellbar
ist, die in einer in Wirkverbindung mit dem Fahrantrieb und/oder dem Arbeitsantrieb
stehenden Steuereinrichtung gespeichert sind, dadurch gekennzeichnet, dass an die Steuereinrichtung eine Mehrzahl von Gebern zur Messung von für die Dynamik
des Fahrantriebs und/oder des Arbeitsantriebs der Arbeitsmaschine relevanten Parametern
angeschlossen ist und in Abhängigkeit von den erfassten Messgrößen automatisch zwischen
den Programmen des Fahrantriebs und/oder des zwischen den Programmen des Arbeitsantriebs
umgeschaltet wird.
2. Mobile Arbeitsmaschine nach Anspruch 1, dass die Auswertung der Messgrößen in der
Steuereinrichtung mit Methoden der Fuzzy-Logik erfolgt.
3. Mobile Arbeitsmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Fahr- und/oder Arbeitsprogramme in Form von Kennlinien gespeichert sind, mit
denen einem Sollwert eine Stellgröße zugeordnet wird, wobei die Kennlinien als Kennlinienfelder
und/oder als Parameterfelder vorliegen.
4. Mobile Arbeitsmaschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass für den Funktionszusammenhang zwischen Sollwert und Stellgröße neben mindestens einer
proportionalen Kennlinie mindestens eine degressive Kennlinie und/oder mindestens
eine progressive Kennlinie in der Steuereinrichtung gespeichert ist.
5. Mobile Arbeitsmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der proportionalen Kennlinie und der degressiven Kennlinie und/oder zwischen
der proportionalen Kennlinie und der progressiven Kennlinie und/oder zwischen der
degressiven Kennlinie und der progressiven Kennlinie mindestens eine Übergangskennlinie
in der Steuereinrichtung gespeichert ist.
6. Mobile Arbeitsmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Arbeitsantrieb als Hubantrieb, insbesondere Hubhydraulik, eines Gabelstaplers
ausgebildet ist.
7. Mobile Arbeitsmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Fahr- und/oder Arbeitsprogramme auf austauschbaren Speichermitteln der Steuereinrichtung
abgelegt sind.