[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Zuführen von Luft zu einer Verbrennungsanlage
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Feststoffverbrennungsanlage nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 7. Verfahren und Anlage der vorgenannten Art sind aus EP
0 952 398 A2 bekannt.
[0002] Bei der bekannten Anlage ist der Drehrost kegelstumpfartig ausgebildet, weshalb man
ihn auch "Brennkegel" nennt, und rotiert um eine etwa 35° gegen die Horizontale geneigte
Achse, so daß der im Brennkegel befindliche Brennstoff durch die Umlaufbewegung des
Brennkegels umgewälzt wird. Der Brennkegel besteht aus radialen, hohlen Tragarmen,
die nach innen, d.h. gegen den Brennstoff weisende Bohrungen haben, und Tragringen,
die Roststäbe tragen, die die Rostfläche bilden. Der Brennkegel ist von einem Gehäuse
umgeben, und seiner Mündung steht eine Nachbrennkammer gegenüber, in der die aus dem
Brennkegel austretenden Flammgase ausgebrannt werden.
[0003] Bei der bekannten Anlage wird gemäß dem bekannten Verfahren zum Zuführen von Verbrennungsluft
ein erster Teil der Verbrennungsluft den hohlen Tragarmen zugeführt und durch die
Bohrungen direkt in das Innere des Brennkegels unter den dort befindlichen Brennstoff
geblasen. Ein zweiter Teil der Verbrennungsluft wird der Nachbrennkammer am dem Brennkegel
fernen Ende über radiale Leitschaufeln zugeführt, strömt dort schraubenlinienförmig
entlang der Wand in Richtung auf den Brennkegel und dann zentral wieder zurück. Dabei
werden üblicherweise 20 bis 30% der für die Verbrennung notwendigen Gesamtluftmenge
als Primärluft über die hohlen Tragarme zugeführt, während der Rest, d. h. 80 bis
70% der Gesamtluftmenge als Sekundärluft der Nachbrennkammer zugeführt werden.
[0004] Die obere Grenze der Primärluftmenge darf nicht überschritten werden, weil sich sonst
Schlacke auf den Roststäben des Brennkegels bildet, die den Brennkegel mit der Zeit
zusetzen kann. Andererseits ergeben sich bei Sekundärluftmengen in der Größenordnung
von 70 bis 80% der Gesamtluftmenge, die notwendig sind, um bei den gegebenen Primärluftmengen
einen Luftmangel zu vermeiden, an den Tragarmen und Tragringen Materialtemperaturen
von mehr als 900°C, was zu hohen Materialbeanspruchungen führt. Zwischen dem Ende
der Nachbrennkammer und der Austrittsöffnung der Brennkegels befindet sich nämlich
ein Ringspalt für die Ausschleuderung von Asche in das den Brennkegel umgebende Gehäuse,
und durch diesen Ringspalt tritt heiße Luft aus der Nachbrennkammer in das Gehäuse
ein, die zu der Überhitzung des Brennkegels führt.
[0005] Verringert man die Sekundärluftmenge, nehmen zwar die genannten Materialtemperaturen
von Tragarmen und Tragringen ab, jedoch wird die Verbrennung dadurch in den Luftmangel
gebracht, was zu Abgasen führt, die den Vorschriften über die Reinhaltung von Luft
nicht entsprechen.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Verbrennungsanlage
der Eingangs genannten Art anzugeben, mit denen eine den Abgasvorschriften entsprechende
Verbrennung ohne Überhitzung des Drehrostes erreicht werden kann.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen 1 und 7 enthaltenen Merkmale gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der jeweils abhängigen
Ansprüche.
[0008] Das geschilderte Problem wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß im Gehäuse
des Drehrostes ein Lufteintritt angeordnet ist, durch den in Folge des im Gehäuse
im Betrieb herrschenden Unterdrucks eine dritte Luftmenge angesaugt wird, deren Volumen
zweckmäßigerweise durch eine in dem Eintritt angeordneten Klappe so geregelt wird,
daß die der Verbrennung zugeführte Gesamtluftmenge der für die Verbrennung erforderlichen
Luftmenge entspricht.
[0010] Untersuchungen haben ergeben, daß die Materialtemperatur bei einem Brennkegel als
beispielhaftem Drehrost von über 900°C bei Zuführung nur von Primär- und Sekundärluft
auf etwa 650 bis 700°C absank, wenn erfindungsgemäß die dritte Luftmenge (Tertiärluft)
in das Brennkegelgehäuse zugeführt wurde. Diese Temperatur liegt auch hinreichend
weit unter dem Ascheschmelzpunkt von Holz oder Biomasse, daß eine Schlackebildung
vermieden ist.
[0011] Der Eintritt für die Tertiärluft in das Gehäuse des Drehrostes kann an beliebiger
Stelle liegen, besonders wirksam für die Verringerung der Materialtemperatur ist aber
eine Anordnung des Eintritts derart, daß die Tertiärluft direkt gegen die Rückseite
des Drehrostes bläst, d. h. jene Seite, die der Auflagefläche für den Brennstoff abgewandt
ist.
[0012] Auch bei willkürlicher Anordnung des Eintritts für die Tertiärluft am Gehäuse bleiben
auch bei kleinen O
2-Gehalten im Abgas von nur 3 bis 4% die CO-Werte des Abgases deutlich unter 50 mg/m
3, was bedeutet, daß die Tertiärluft vollständig an der Verbrennung teilnimmt. Dieses
ist eine ganz erstaunliche Tatsache, die nicht erwartet wurde.
[0013] Die genannte Klappe im Eintritt für die Tertiärluft ist vorzugsweise eine einstellbare
Rückschlagklappe, mit der einerseits der Volumenstrom beeinflußt werden kann, die
aber andererseits bei einem Druckanstieg im Gehäuse selbst tätig schließt und dadurch
das Ausblasen heißer Brenngase in die Umgebung verhindert.
[0014] Die Materialtemperatur des Brennrostes kann noch weiter gesenkt werden, wenn man
in die Sekundärluft Rückgas (kaltes Abgas vom Kamin) einleitet. Günstig sind Rückgasmengen
von 10 bis 30%, bevorzugt 15 bis 20% der Gesamtluftmenge. Weil das Rückgas ausgebranntes
Gas ist und sauerstoffarm oder -frei ist, kann es zur Verbrennung nichts beitragen
und wirkt daher für den Verbrennungsvorgang als Kühlgas, auch wenn es wärmer als die
Umgebungsluft ist.
[0015] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahmen auf ein in der Zeichnung dargestelltes
Ausführungsbeispiel näher erläutert.
[0016] Die Zeichnung zeigt einen insgesamt mit 1 bezeichneten Brennkegel, der von einem
Gehäuse 2 umgeben ist. Das Gehäuse 2 ist im Innern zweckmäßigerweise ausgemauert,
was in der Zeichnung zu erkennen ist. Der Brennkegel 1 weist einen kegelstumpfförmigen
und einen sich daran anschließenden zylindrischen Abschnitt auf, der sich in eine
kegelstumpfförmige Mündung verengt. Er ist um eine schrägstehende Achse O rotierend
angetrieben, wobei die Antriebseinrichtungen in der Zeichnung aus Übersichtlichkeitsgründen
nicht dargestellt sind. Der Neigungswinkel der Achse O ist in der Zeichnung mit α
angegeben. An die Mündung des Brennkegels schließt sich axial eine sich konisch verengende
Nachbrennkammer 3 an.
[0017] Der Brennkegel 1 besteht aus radialen, hohlen Tragarmen 4 und im Umfangsrichtung
verlaufenden Tragringen 6. Diese tragen Roststäbe, die die Rostfläche bilden, hier
aber nicht dargestellt sind. Die hohlen Tragarme 4 haben nach innen, d. h. in den
Innenraum des Brennkegels 1 weisende Öffnungen 5 und sind an eine hier nicht dargestellte
Einrichtung zum Zuführen von Primärluft L1 in ihren Innenraum verbunden. Einzelheiten
hierüber finden sich in der Eingangs erwähnten Druckschrift.
[0018] Die Nachbrennkammer 3 hat an ihrem dem Brennkegel 1 abgewandten Ende eine Einrichtung
zum Zuführen von Sekundärluft für die Nachverbrennung, die mit Leitschaufeln 7 versehen
ist, die so gerichtet sind, daß die Sekundärluft einen schraubenlinienförmigen Weg
nahe der Umfangswand 8 der Nachbrennkammer 3 in Richtung auf den Brennkegel 1 nimmt.
[0019] Das Gehäuse 2 ist mit einem schachtförmigen Eintritt 9 für die Zuführung einer dritten
Luftmenge oder Tertiärluft L3 versehen, in dem sich eine Rückschlagklappe 10 befindet,
mit deren Hilfe der Öffnungsquerschnitt des Schachtes 9 verstellt werden kann, in
der Zeichnung erkennbar an einer Einstellschraube 11. Wie ersichtlich, ist die im
Inneren des Gehäuses 2 liegende Mündung des Schachtes 9 direkt auf die Rückseite des
Brennkegels 1 gerichtet, d. h. auf jene Seite, die dem im Brennkegel liegenden Brennstoff
(nicht dargestellt) abgewandt ist.
[0020] Im Betrieb stellt sich aufgrund der Art der Zuführung der Sekundärluft in bekannter
Weise die schon erwähnte schraubenlinienförmige Bewegung der Sekundärluft in der Nachbrennkammer
ein, die aufgrund der bekannten physikalischen Gegebenheiten im Bereich des größeren
Durchmessers der Nachbrennkammer, der nahe dem Brennkegel liegt, teilweise umkehrt,
so daß sich eine zentrale, in Richtung auf den Auslaß der Nachbrennkammer gerichtete
Strömung ergibt, die die aus dem Brennkegel 1 entweichenden Flammgase mitreißt. Teilweise
tritt die Wandnahe Strömung aber auch durch einen Ringspalt zwischen Nachbrennkammer
3 und Brennkegelmündung in das Gehäuse 2 ein, wobei mitgeführte Asche in das Gehäuse
2 ausgeschleudert wird (Zykloneffekt). Im Bereich zwischen dieser zentralen Strömung
und der wandnahen Strömung findet innerhalb der Nachbrennkammer in bekannter Weise
eine intensive Vermischung frischer Verbrennungsluft mit Flammgasen statt, die zu
einem intensiven Ausbrand führt.
[0021] Es ist anzumerken, daß die Erfindung auch bei anderen Drehrostkonstruktionen anwendbar
ist, wie etwa bei Brennkörben, Trommeln und dergleichen.
1. Verfahren zum Zuführen von Luft zu einer Feststoffverbrennungsanlage, bestehend aus
einem Drehrost, der um eine horizontale oder gegen die Horizontale geneigte Achse
rotiert und den auf ihm befindlichen festen Brennstoff dabei umwälzt, einem dem Drehrost
umgebenden Gehäuse und einer dem Drehrost gegenüberstehenden Nachbrennkammer, wobei
ein Teil der Luft als Primärluft durch hohl ausgebildete, mit Austrittsöffnungen versehenen
Tragarmen des Rostes direkt unter den Brennstoff geblasen wird und ein weiterer Teil
der Luft als Sekundärluft in die Nachbrennkammer geblasen wird,
dadurch gekennzeichnet, daß ein dritter Teil der Luft in das Gehäuse eingeleitet wird, wobei die Luftmengen wie
folgt aufgeteilt sind:
a) durch die Tragarme geblasene Luftmenge L1 = 12 bis 28% der Gesamtluftmenge,
b) in die Nachbrennkammer eingeblasene Luftmenge L2 = 20 bis 30% der Gesamtluftmenge,
c) in das Gehäuse eingeleitete Luftmenge L3 = 35 bis 62% der Gesamtluftmenge.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß L1 = 20% der Gesamtluftmenge.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß L2 = 30% der Gesamtluftmenge.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß L3 = 50% der Gesamtluftmenge.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß L3 = 50% der Gesamtluftmenge.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der in das Gehäuse eingeleitete Teil der Luft auf die Außenseite des Drehrosts gerichtet
ist.
7. Anlage zum Verbrennen von festen, stückigen Brennstoffen, enthaltend einen Drehrost
(1), der um eine horizontale oder gegen eine Horizontale geneigte Achse (O) rotiert
und hohle, luftführende Tragarme (4) aufweist, einen den Drehrost umgebendes Gehäuse
(2) und eine dem Drehrost (1) gegenüberstehende Nachbrennkammer (3), dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse mit einer Lufteinlassöffnung (9) versehen ist, die in das den Drehrost
im Gehäuse umgebende Luftvolumen mündet.
8. Anlage nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Lufteinlassöffnung (9) als die Gehäusewand durchdringender Schacht ausgebildet
ist.
9. Anlage nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Mündung des Schachtes (9) auf die Außenseite des Drehrosts (1) gerichtet ist.
10. Anlage nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß in der Lufteinlassöffnung (9) eine verstellbare Einrichtung (10, 11) zum Beeinflussen
des Luftvolumenstroms angeordnet ist.
11. Anlage nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß in der Lufteinlassöffnung (9) eine Rückschlagklappe (9, 10) angeordnet ist.