(19)
(11) EP 1 319 916 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
18.06.2003  Patentblatt  2003/25

(21) Anmeldenummer: 02021930.9

(22) Anmeldetag:  28.09.2002
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F41A 9/63
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 07.12.2001 DE 10160207

(71) Anmelder: Rheinmetall Landsysteme GmbH
24159 Kiel (DE)

(72) Erfinder:
  • Diller, Armin
    86199 Augsburg (DE)
  • Hellmeister, Heinz Peter
    42799 Leichlingen (DE)

(74) Vertreter: Dietrich, Barbara 
c/o Rheinmetall AG, Zentrale Patentabteilung, Rheinmetall Allee 1
40476 Düsseldorf
40476 Düsseldorf (DE)

   


(54) Geteiltes Munitionsmagazin mit entkoppelbarem Zusatzmagazin


(57) Für ein gepanzertes Fahrzeug wird vorgeschlagen, ein Munitionsmagazin auf mindestens ein Haupt (3a)- und ein Zusatzmagazin (4a) aufzuteilen und als zwei voneinander getrennte Einzelbehälter auszuführen. An das Hauptmagazin (3a), aus welchem die Munition der Waffe zugeführt wird, kann ein Zusatzmagazin (4a) angeflanscht werden und Munition kann bei Bedarf aus dem Zusatzmagazin an das Hauptmagazin übergeben werden.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein gepanzertes und bewaffnetes Fahrzeug, das sich aus den üblichen Teilen wie Antriebsmotor, Getrieben, Radsätzen oder Kettenlaufwerk, einem Besatzungsraum und einem Gehäuse, das alle Ein- und Anbauten aufnimmt, und einer Waffenanlage zusammensetzt.

[0002] Wichtiges Beurteilungskriterium einer Bewaffnung für ein gepanzertes Fahrzeug, zum Beispiel einen Schützenpanzer, ist die ohne Nachmunitionieren an der Waffe zur Verfügung stehende Munitionsmenge. Diese Munitionsmenge ist durch den zur Verfügung stehenden Einbauraum für ein Munitionsmagazin begrenzt, welcher auch durch andere Bedingungen, zum Beispiel die geometrische Kontur des Fahrzeugs bei Bahnverladung, bestimmt wird. Das Bahnlademaß ist eine Hüllkurve, innerhalb der sich die Geometrie des Fahrzeugs halten muß, um für den Bahntransport zugelassen zu sein.

[0003] Andererseits ist ein Munitionsbehälter ein gegen Beschuß zu schützendes Volumen, wodurch die Munitionsmenge, die das Volumen des Behälters bestimmt, meist einen erheblichen Einfluß auf das Gewicht des Gesamtfahrzeugs darstellt, sofern sich die Munition im oder am Turmgehäuse und damit oberhalb des Daches des Trägerfahrzeugs befindet. Die Munitionsverstauung im Turmkorb reduziert zwar das ballistisch zu schützende Volumen, wirkt sich jedoch auf den zur Verfügung stehenden Stauraum im Fahrzeug aus. Zudem führt diese Lösung meist zu einer Gefährdung der Besatzung durch eventuell explodierende Munition und/ oder einer Beeinträchtigung durch in den Besatzungsraum tretende Schußgase. Dies führt generell zu der Forderung, möglichst große Munitionsmengen oberhalb des Fahrzeugdaches bei gleichzeitig minimaler Turmkontur zu verstauen, was einen Widerspruch bzw. sich ausschließende Forderungen darstellt.

[0004] Nach dem Stand der Technik sind verschiedene Vorschläge für die Ausbildung von Munitionsmagazinen und Zusatzmagazinen gemacht worden.

[0005] Aus der DE 19927656A1 ist ein gepanzertes Transportkraftfahrzeug bekannt, welches mit einem unbemannten Schartenturm einschliesslich Lafette und Bordmaschinenwaffe als Bewaffnung ausgerüstet ist, der von der Besatzung aus dem Fahrzeuginneren fernbedient wird. Die Munitionsmagazine sind links und rechts von der Bordmaschinenwaffe im Turm angeordnet.

[0006] Die bekannten Munitionsmagazine verfügen konventionell zum Teil über voneinander teilweise getrennte Kammern. Sie sind aber stets als eine Einheit konzipiert, welche durch den Bediener nicht veränderbar und aufteilbar ist.

[0007] Der Nachteil der vorhandenen Lösungen liegt vor allem darin, daß die geometrischen Grenzen des Bahnlademaßes bei konventionell ungeteilten Magazinen die maximal mögliche Munitionsmenge bestimmen, sofern sich die Magazine außen am Turm befinden und zum Bahntransport des Fahrzeugs nicht vollständig abgebaut werden können. Dann ist der ballistische Schutz durch gewichtbringenden Panzerstahl oder adaptierte Schutzmodule für die vollständige Magazineinheit zu realisieren, wobei das Gewicht des Magazins direkt von der zu verstauenden Munitionsmenge und damit von den Abmessungen des Magazins abhängt.

[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, ein größeres Munitionsmagazin für eine größere Munitionsmenge zu realisieren bei Beibehaltung oder sogar Reduzierung des üblichen Bauraums oder des ballistisch zu schützenden Volumens auf dem Fahrzeug.

[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere Merkmale ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0010] Erfindungsgemäß wird das Munitionsmagazin als Behälter mit mindestens zwei voneinander getrennten Einzelbehältern ausgeführt. An einen der Behälter, das Hauptmagazin, aus welchem die Munition der Waffe zugeführt wird, kann ein Zusatzmagazin angeflanscht werden. Aus dem Zusatzmagazin kann die Munition an das Hauptmagazin übergeben werden.

[0011] Das Prinzip der Erfindung ist ein Magazin, welches in ein Hauptmagazin und in ein oder mehrere Zusatzmagazine unterteilt ist. Die Munition wird der Waffe aus dem Hauptmagazin zugeführt. Das Hauptmagazin wird durch eine Übergabestation aus dem Zusatzmagazin mit Munition nachgefüllt. Der Anbauort des Zusatzmagazins am Hauptmagazin kann an verschiedenen geeigneten Stellen sein entsprechend zu Anforderungen, die an das Fahrzeug gestellt werden. Die Übergabe von Munition aus dem Zusatzmagazin an das Hauptmagazin kann entweder schußweise automatisch oder auf einen Bedienerbefehl gesteuert erfolgen. Da die Speisung der Waffe aus dem Hauptmagazin erfolgt, kann der ballistische Schutz des Zusatzmagazins fallweise reduziert werden oder sogar entfallen.

[0012] Die Kopplung von Haupt- und Zusatzmagazin ist auf drei Arten vorstellbar: Das Zusatzmagazin ist als eigenständige Einheit bei Bedarf an das Hauptmagazin anflanschbar (Figur 7).

[0013] Das Zusatzmagazin ist nicht mit dem Hauptmagazin verbunden. Zur Munitionsübergabe läuft das Hauptmagazin auf eine bestimmte Drehposition in Höhe und/oder in Seite als Indexposition ein. Auch das Zusatzmagazin kann dabei in eine Nachlade- und Indexposition einstellbar sein (Figur 9).

[0014] Haupt- und Zusatzmagazin sind unlösbar miteinander verbunden (Figur 8). Vorteil dieser Lösung gegenüber konventionellen ungeteilten Magazinen ist nur noch eine mögliche Gewichtsreduzierung. Der Vorteil des bei Nichtgebrauch entfernbaren Zusatzmagazins besteht hier nicht.

[0015] Die Vorteile der Erfindung liegen darin, dass das Zusatzmagazin bei Bedarf und entsprechend einem Einsatzfall angebracht werden kann. Damit ist die am Fahrzeug zur Verfügung stehende Munition unabhängig von Beschränkungen durch zum Beispiel Transportbedingungen oder das Bahnlademaß. Weiterhin ist es möglich, das Zusatzmagazin ballistisch ungeschützter zu belassen gegenüber dem Hauptmagazin, da sich die Munitionsmenge im Hauptmagazin erst nach vollständiger Entleerung des Zusatzmagazins verringert und somit ständig und auch ohne Zusatzmagazin Munition an der Waffe zur Verfügung steht. Deshalb ist ein geringerer Schutz für das Zusatzmagazin vertretbar und es kann Gewicht am Zusatzmagazin eingespart werden.

[0016] Ein weiterer Vorteil ist die Option, durch Verzicht auf das Zusatzmagazin den Rotationsraum bei der Drehung des Turmes zu verkleinern. Damit wird zusätzlicher Stauraum auf dem Fahrzeugdach verfügbar gemacht, um vorübergehend mitgeführte Gegenstände unterzubringen, bei Aufrechterhaltung der Rundumfeuermöglichkeit mit der Waffe.

[0017] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen schematisch dargestellt und werden im folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
Figur 1:
eine Seitenansicht des Magazins
Figur 2:
eine weitere Magazinanordnung
Figur 3,4,5:
Alternative Magazinanordnungen
Figur 6:
eine Magazinanordnung mit ballistischem Schutz
Figur 7,8:
Alternative Magazinausbildungen
Figur 9:
ein entkoppeltes Magazin


[0018] Figur 1 zeigt ein Hauptmagazin 3, welches an einer Waffenseite 2 befestigt ist, mit einem angebauten Zusatzmagazin 4. An einer Übergabestation 5 wird Munition 6 aus dem Zusatzmagazin 4 an das Hauptmagazin 3 übergeben. Der Pfeil 7 zeigt die Zuführrichtung zur Waffe. Die Waffe ist oben auf einem Fahrzeugdach 1 eingebaut. Die Magazine 3, 4 sind mit lösbaren Befestigungselementen 12 miteinander verbunden.

[0019] Figur 2 bis 5 zeigen unterschiedliche Varianten für die Anordnung von Haupt- und Zusatzmagazinen. Das Hauptmagazin 3 ist jeweils an gleicher Position zur Waffe gesehen angeordnet. Das Zusatzmagazin 4 kann außen seitlich vom Hauptmagazin (Figur 2), hinter (Figur 3) dem Hauptmagazin, vor (Figur 4) dem Hauptmagazin oder oben (Figur 5) auf dem Hauptmagazin angeordnet sein, mit einer entsprechenden Übergabestation zwischen Haupt- und Zusatzmagazin.

[0020] Figur 6 zeigt ein Hauptmagazin 3 mit hohem ballistischen Schutz und ein Zusatzmagazin 4 mit reduziertem ballistischen Schutz.

[0021] Figur 7 zeigt ein Zusatzmagazin 4, welches als eigenständige Einheit bei Bedarf entsprechend der Richtung 8 an ein Hauptmagazin 3 angeflanscht wird.

[0022] Figur 8 zeigt das Hauptmagazin 3a und das Zusatzmagazin 4a, welche zu einer Einheit 9 unlösbar verbunden sind.

[0023] Figur 9 zeigt ein Hauptmagazin 10 und ein Zusatzmagazin 11, welche als entkoppelte Anordnung ausgebildet sind. Hierbei dockt das Hauptmagazin 10 zum Nachmunitionieren an das Zusatzmagazin 11 an in einer Indexposition und das Zusatzmagazin wird zum Beispiel nach dem Aufmunitionieren wieder weggeschwenkt.

[0024] Eine derart ausgerüstete Waffe kann nur mit dem Hauptmagazin 3 betrieben werden. Bei Bedarf wird ein Zusatzmagazin 4 an das Hauptmagazin 3 angeflanscht und die Waffe hat einen vergrößerten Munitionsvorrat im Zugriff. Bei der Schußabgabe kann zuerst das Zusatzmagazin geleert werden und anschließend das Hauptmagazin. Damit hat die Waffe immer Munition im Zugriff, auch wenn ein Zusatzmagazin nicht angebracht ist oder beschädigt ist. Daraus kann fallweise gefolgert werden, dass ein Zusatzmagazin keine starke Panzerung, die zusätzliches Gewicht bedeutet, in gleicher Weise wie das Hauptmagazin benötigt. Das Zusatzmagazin kann auch entkoppelt angeordnet sein, so dass es in eine gewisse Indexstellung zum Hauptmagazin eingestellt wird für die Munitionsübergabe an das Hauptmagazin und anschließend wieder in eine Transportposition gefahren wird.

Bezugszeichenliste



[0025] 
1
Fahrzeugdach
2
Waffenseite
3
Hauptmagazin
3a
Hauptmagazin
4
Zusatzmagazin
4a
Zusatzmagazin
5
Übergabestation
6
Munition
7
Pfeil
8
Richtung
9
Einheit
10
Hauptmagazin
11
Zusatzmagazin
12
Befestigungselemente



Ansprüche

1. Vorrichtung für Munitionsmagazine einer Waffenanlage an einem militärischen Fahrzeug mit einem Radfahr- oder Kettenlaufwerk und einem Antrieb zur Fortbewegung sowie einem Fahrzeugaufbau zur Aufnahme und Einbau aller Komponenten für den Betrieb des Fahrzeugs einschliesslich einer Fahrzeugbesatzung und einer Waffenanlage einschließlich einer Höhen- und Seitenrichteinrichtung
dadurch gekennzeichnet, dass das Munitionsmagazin als Behälter mit mindestens zwei voneinander getrennten Einzelbehältern ausgebildet ist und Munition aus einem Behälter, dem Hauptmagazin (3), der Waffe (2) zugeführt wird und Munition aus einem weiteren Behälter, dem Zusatzmagazin (4), in einer Übergabestation (5) an das Hauptmagazin übergeben wird.
 
2. Vorrichtung nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet, dass das Hauptmagazin (3) und das Zusatzmagazin (4) trennbar miteinander mittels einfachen und schnell lösbaren Befestigungelementen verbunden sind.
 
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass das Zusatzmagazin (4) an verschiedenen Positionen relativ zum Hauptmagazin (3) angeordnet sein kann (Figuren 2 bis 5), wobei dann die Übergabestation zwischen den Magazinen entsprechend angeordnet ist.
 
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass das Hauptmagazin (3) einen erhöhten ballistischen Schutz mittels Panzerung als das Zusatzmagazin (4) besitzt.
 
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Zusatzmagazin (4) als eigenständige Einheit bei Bedarf entsprechend einer Anbaurichtung (8) an ein Hauptmagazin (3) angeflanscht wird.
 
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Hauptmagazin (3a) und ein Zusatzmagazin (4a) zu einer Einheit (9) unlösbar verbunden sind.
 
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Hauptmagazin (10) und ein Zusatzmagazin (11) als entkoppelte Anordnung ausgebildet sind und das Hauptmagazin (10) zum Nachmunitionieren an das Zusatzmagazin (11) andockt in einer Indexposition und das Zusatzmagazin zum Beispiel nach dem Aufmunitionieren wieder wegschwenkbar ist.
 
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass sowohl Hauptmagazin (10) als auch Zusatzmagazin (11) für den Andock- und Nachmunitioniervorgang in eine bestimmte Indexposition schwenkbar sind.
 




Zeichnung