[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von per se bekannten Stahllegierungen als Werkstoff
für Erzeugnisse mit hoher ballistischer Schutzwirkung.
[0002] Eine ballistische Schutzwirkung von Gegenständen, insbesondere von solchen aus flächigem
Material, ist im Allgemeinen gekennzeichnet durch deren Sicherheit gegen einen Durchschlag
von Projektilen und von Splittern bei energiereicher Waffeneinwirkung, wobei in steigendem
Maße eine hohe Schutzwirkung und gleichzeitig ein verringertes Gewicht des Gegenstandes
oder Teiles bei verbesserter Wirtschaftlichkeit der Bereitstellung gefordert sind.
[0003] Es soll eingangs die anerkannte Fachmeinung festgehalten werden, dass die üblichen
mechanischen Messdaten aus einem Zug- und Kerbschlagversuch keine direkte Folgerung
in Bezug auf die Eigenschaften eines Werkstoffes bei ballistischer Beanspruchung zulassen.
Vielfach werden dennoch die Härte, die Schlagzähigkeit und die Festigkeit des Materials
dafür herangezogen, um wenigstens einen Anhalt für einen Eindringwiderstand eines
Schutzteiles zu erstellen. Letztendlich kennzeichnen jedoch die "gehaltenden Schüsse"
eines Blechteiles dessen ballistische Schutzwirkung.
[0004] Wird nun näherungsweise angesetzt, dass sich die Festigkeit, Härte und Zähigkeit
nicht mit der Geschwindigkeit der Beanspruchung ändern, so kann davon ausgegangen
werden, dass der Werkstoff der Schutzteile sowohl höchste Härte als auch größte Zähigkeit
aufweisen muss, um einer Zerstörung bei ballistischer Beaufschlagung standzuhalten
und eine brechende Wirkung auf Projektile auszuüben. Nun sind für Stähle und Legierungen
diese Eigenschaften im Hinblick auf deren gleichzeitige Maximierung entgegengerichtet,
so dass neben einer allgemeinen Verbesserung derselben eine Ausgewogenheit von Zähigkeit
und Festigkeit des Materials, insbesondere nach einer thermischen Vergütung beanspruchungsgemäß
gefordert ist.
[0005] Je nach gewünschtem Eigenschaftsprofil wurden für Erzeugnisse mit ballistischer Schutzwirkung
Kohlenstoffstähle, niedrig- und mittellegierte Stähle, hochlegierte Stähle und ausscheidungshärtbare
Legierungen mit gegebenenfalls einem Eisenanteil von unter 55 Gew.-% vorgeschlagen
und vielfach eine Verbundbauweise und/oder eine Hartschicht an der Außenoberfläche
des Schutzteiles als vorteilhaft erkannt.
[0006] Die EP-A-180805 offenbart beispielsweise einen Stahlhelm aus einem niedrig legierten
Bor-Stahl, wobei der Stahlhelm nach dem Vergüten sandgestrahlt wird.
[0007] Aus der EP-A-1052296 ist ein Panzerblech mit Vergütungsgefüge bekannt, welches eine
Streckgrenze von > 1100 N/mm
2 sowie eine Härte von > 400 HB besitzt und bei einem Kohlenstoffgehalt in Gew.-% von
0,15 bis 0,2 im Wesentlichen 1 bis 2 Gew.-% Chrom (Cr), 0,2 bis 0,7 Gew.-% Molybdän
(Mo), 1,0 bis 2,5 Gew.-% Nickel (Ni), 0,05 bis 0,25 Gew.-% Vanadin (V), Rest Eisen
(Fe) aufweist.
[0008] Ein Verfahren zur Herstellung von dicken Panzerblechen ist aus der EP-A-580062 bekannt
geworden, bei welchem obige, im Kohlenstoff- und Nickelgehalt erhöhte Legierung in
Brammenform vorerst auf eine Temperatur von über 1150°C erwärmt, verstärkt abkühlen
gelassen und im Bereich von 1050 bis 900°C mit jeweils hohem Umformgrad auf die Enddicke
gewalzt wird.
[0009] In der EP-B-731332 ist eine Stahlpanzerplatte mit verbesserter Eindringfestigkeit
gegenüber Projektilen beschrieben, welche eine Vielzahl von Einschlüssen, die im Wesentlichen
parallel zur Plattenoberfläche orientiert und in einem Viertel bis zu drei Viertel
der Plattendicke konzentriert sind, aufweist.
[0010] Ein Panzerblech mit einem Grundwerkstoff aus zähem Stahl, auf welchem durch Plattieren
wenigstens eine harte, dem Beschuss zugewendete Stahlauflage bestehend aus 0,6 bis
1,0 Gew.-% Kohlenstoff (C), 0,2 bis 2,0 Gew.-% Silizium (Si), 0,2 bis 2,0 Gew.-% Mangan
(Mn), 0,8 bis 2,0 Gew.-% Chrom (Cr), 0,05 bis 1,0 Gew.-% Molybdän (Mo), 0,05 bis 0,35
Gew.-% Vanadin (V), Rest Eisen (Fe) und Stahlbegleiter aufgebracht ist, offenbart
die EP-B-247020. Zwischen dem Grundwerkstoff und der Auflage ist dabei eine Zwischenlage
aus Reinnickel oder Reineisen mit einer Dicke zwischen 0,1 und 15 % der Gesamtblechdicke
angeordnet, welche durch Walzplattieren mit dem Grundwerkstoff und der Auflage verbunden
ist. Die Zwischenlage erleichtert nicht nur das Plattieren des Grundwerkstoffes sondern
verhindert auch ein Abplatzen des Auflagewerkstoffes, der zwar auf eine Härte von
55 bis 60 HRC vergütbar ist, jedoch dadurch offenbar geringe Zähigkeit aufweist.
[0011] Neben obigen niedrig- und mittellegierten Vergütungsstählen wurden auch hochlegierte
Chromstahllegierungen (CH-A-648354) und ausscheidungs- bzw. martensitaushärtende Stähle
(AT-336659, DE-C-19921961, EP-A-1008659) als Einzelteil oder in Verbundbauweise mit
gegebenenfalls einer harten Außenschicht für einen ballistischen Schutz vorgeschlagen.
Derartige Stähle mit hohem Legierungsanteil bis 50 % sind zwar als Werkstoff für Komponenten
mit hochwirksamem ballistischen Schutz vorteilhaft einsetzbar, haben jedoch den Nachteil
hoher Kosten.
[0012] Hier will die Erfindung Abhillfe schaffen und setzt sich zum Ziel, Werkstoffe anzugeben,
aus welchen Erzeugnisse mit hoher ballistischer Schutzwirkung bei geringem Gewicht,
wirtschaftlich in einfacher Weise herstellbar sind. Diese Erzeugnisse oder Teile sollen
eine hohe geschoss- oder flugteilbrechende Wirkung besitzen, aus einer Eisenbasislegierung
bestehen, durch eine Wärmebehandlung bzw. thermische Vergütung einstellbare Zähigkeits-
und Festigkeitseigenschaften haben, wobei beide Eigenschaftsmerkmale maximiert sind.
Werkstofftechnisch sollen eine Verbundfertigung bzw. eine Mehrschichtteilherstellung
und eine Oberflächenhärtung möglich und eine Schweißbarkeit gegeben sein.
[0013] Dieses Ziel wird erreicht bei einer Verwendung einer Legierung enthaltend in Gew.-%:
Kohlenstoff (C) |
0,26 bis 0,79 |
Silizium ( Si) |
0,2 bis 1,2 |
Mangan (Mn) |
0,2 bis 0,9 |
Chrom (Cr) |
1,1 bis 7,94 |
Molybdän (Mo) |
0,56 bis 3,49 |
Vanadin (V) |
0,26 bis 1,74 |
Eisen (Fe) sowie Begleitelemente und Verunreinigungen als Rest, mit der legierungstechnischen
Maßgabe, dass der Wert für den Gehalt an Phosphor (P) plus Schwefel (S) weniger als
0,025 beträgt,

die Konzentration von Nickel (Ni) unter 0,28 liegt

und die Summe der korngrenzenwirksamen Verunreinigungselemente Arsen (As),
Antimon (Sb), Wismut (Bi), Zinn (Sn), Zink (Zn) und Bor (B) kleiner ist als 0,011

als Werkstoff für vorgenannten Erzeugnisse.
[0014] Die mit der Erfindung gemäß obigem Kennzeichen erzielten Vorteile sind im Wesentlichen
darin zu sehen, dass durch eine Einschränkung des Gehaltes der Verunreinigungselemente
Schwefel (S) plus Phosphor (P) in Kombination auf einen Wert von kleiner als 0,025
Gew.-% die Voraussetzung für ein Erreichen hoher Materialzähigkeit geschaffen wird,
wenn, wie gefunden wurde, gleichzeitig die weiteren Verunreinigungskomponenten Arsen
(As) plus Antimon (Sb) plus Wismut (Bi) plus Zinn (Sn) plus Zink (Zn) plus Bor (B)
eine Summenkonzentration aufweisen, die geringer als 0,011 Gew.-% ist. Weil nun Nickel
(Ni) überraschend, in Wechselwirkung mit den übrigen Legierungselementen, insbesondere
mit Molybdän (Mo) und Vanadin (V), eine Gefahr einer Korngrenzenbelegung erhöht, ist
der Nickel-Gehalt auf einen Wert von unter 0,28 Gew.-% nach oben limitiert. Diese
erfindungsgemäß erreichten vorteilhaften Werkstoffeigenschaften, die in einem Beschusstest
durch einen hohen Anteil an gehaltenen Schüssen markant ausgeprägt sind, werden an
Teilen, die auf eine hohe Festigkeit von über 1900 N/mm
2 vergütet wurden, besonders deutlich. Dabei hat sich auch gezeigt, dass bei Schwefelgehalten
von kleiner als 0,005 Gew.-% eine weitere Verbesserung der gewünschten Werkstoffeigenschaften
erreicht wird.
[0015] Bei einer Auswahl, bei welcher ein oder mehrere Element(e) die Konzentration(en)
in Gew.-% aufweist (aufweisen):
Kohlenstoff (C) |
0,36 bis 0,64, |
vorzugsweise |
0,41 bis 0,58 |
Silizium (Si) |
0,36 bis 0,9, |
vorzugsweise |
0,41 bis 0,68 |
Mangan (Mn) |
0,36 bis 0,7, |
vorzugsweise |
0,41 bis 0,59 |
Chrom (Cr) |
1,7 bis 5,95, |
vorzugsweise |
2,61 bis 5,2 |
Molybdän (Mo) |
1,05 bis 2,9, |
vorzugsweise |
1,3 bis 2,7 |
Vanadin (V) |
0,36 bis 1,25, |
vorzugsweise |
0,39 bis 0,83 |
werden überragende Ergebnisse im Beschusstest erreicht. Dies ist, wie ermittelt wurde,
dadurch begründet, dass in enger Abstimmung mit den weiteren Legierungselementen die
jeweilige Konzentration des (der) ausgewählten Elementes (Elemente) die Gefügeumwandlungen
beim thermischen Vergüten positiv beeinflussen, das heißt, eine Härteannahme ohne
Störbereiche an den Korngrenzen begünstigen und beim Anlassen ein weitgehend homogenes
Vergütungsgefüge sicherstellen.
[0016] Neben einer oben angeführten hohen Reinheit bzw. einem geringen Gehalt an Verunreinigungselementen
des erfindungsgemäß verwendeten Werkstoffes wirkt sich, wie erkannt wurde, auch die
Technologie der Herstellung auf eine ballistische Schutzwirkung von daraus gefertigten
Teilen aus. Die herstellungstechnischen Maßgaben, wie diese im Anspruch 3 angeführt
sind, können sich einzeln und in Kombination verbessernd auf den ballistischen Schutz
durch derart gefertigte Teile auswirken, weil dadurch insbesondere die Isotropie des
Materials gefördert wird. Eine Vergütung kann dabei zu höheren Festigkeitswerten bei
verbesserter Materialzähigkeit erfolgen, wodurch das Erzeugnis einen wesentlich erhöhten
Widerstand gegen Durchschlag von Projektilen erfährt.
[0017] Wenn der Werkstoff mit der vergütungstechnischen Maßgabe, dass dieser eine Festigkeit
von größer als 1800 N/mm, vorzugsweise von größer als 2000 N/mm
2, insbesondere von über 2100 N/mm
2, bei einer Zähigkeit bei Raumtemperatur von größer als SEP 150 J, vorzugsweise von
größer als 185 J, insbesondere von über 245 J, gemessen nach (
Stahl
Eisen
Prüfblatt) SEP 1314, besitzt, sind bei geringen Legierungskosten der Erzeugnisse höchste
Durchschlagwiderstände bzw. dergleichen Festigkeit derselben erreichbar.
[0018] Anhand von Beispielen und von Fig. 1 soll die Erfindung gemäß Ansprüche 1 bis 4 näher
erklärt werden, wobei Fig. 1 die Prozentzahl der gehaltenen Schüsse in Abhängigkeit
von der Blechdicke wiedergibt.
Beispiel 1:
[0019] Ein erfindungsgemäßes Blech aus einem ESU-Block mit einer Blechdicke von 6,6 mm und
einer Zusammensetzung in Gew.-% von 0,49 Kohlenstoff (C), 0,59 Silizium (Si), 0,3
Mangan (Mn), 0,004 Schwefel (S), 0,019 Phosphor (P), 3,23 Chrom (Cr), 1,37 Molybdän
(Mo), 0,29 Vanadin (V) sowie 0,19 Nickel (Ni), Rest Eisen (Fe) und Begleitelemente
(Arsen (As), Antimon (Sb), Wismut (Bi), Zinn (Sn), Zink (Zn), Bor (B)) mit einer Summenkonzentration
von 0,008 wurde auf eine Härte von 56
+ 1 HRC vergütet und einem Beschusstest mit 100 Schuss unterworfen, von welchen 93
Schuss gehalten wurden. Unter den gleichen Beschussbedingungen erfolgte eine Erprobung
eines Bleches aus vergütetem Kohlenstoffstahl, welches Blech 57 Schuss hielt.
Beispiel 2:
[0020] Ein Blech aus Cr-Mo-V-Stahl, welcher pfannenmetallurgisch behandelt und vakuumentgast
war, mit einer Zusammensetzung in Gew.-% von 0,45 Kohlenstoff (C), 0,62 Silizium (Si),
0,64 Mangan (Mn), 0,016 Phosphor (P), 0,007 Schwefel (S), 3,35 Chrom (Cr), 1,62 Molybdän
(Mo), 0,32 Vanadin (V) wurde aus einem Brammenblock auf eine Dicke von 7,5 mm gewalzt.
Aus dem Bleche wurden Proben gefertigt, selbige mit unterschiedlichen Technologien
vergütet und erprobt. Aus der Tabelle 1 sind die Vergütungsparameter und die erzielten
mechanischen Werte ersichtlich.
Tab 1
Probe Nr. |
Härtetemp. °C |
Antasser °C |
Anzahl |
Rm |
Rp0,2 |
A |
Kertischlag |
Härte |
|
|
|
|
N/mm2 |
N/mm2 |
% |
J |
MW |
HRC |
A |
930 |
300 |
1 |
1941 |
1441 |
6,2 |
167 |
180 |
166 |
171 |
55 |
B |
930 |
300 |
1 |
1872 |
1471 |
7,6 |
64 |
209 |
160 |
151 |
53 |
C |
950 |
300 |
1 |
1975 |
1576 |
5,6 |
61 |
201 |
171 |
144 |
55 |
[0021] Aus den Ergebnissen ist augenscheinlich die Wirkung unterschiedlicher Vergütungsparameter
auf die mechanischen Eigenschaften des Werkstoffes ersichtlich, was deutlich auf eine
erfindungsgemäß leichte Einstellung von gewünschten Erzeugnisdaten hinweist.
[0022] Im Vergleich mit vergütetem Kohlenstoffstahl gleicher Dicke wurden im Beschusstest
vom erfindungsgemäßen Blech um ca. 60% mehr Schüsse gehalten.
[0023] In einer weiteren Erprobung erfolgte ein Vergleich von erfindungsgemäßen Blechen
mit solchen aus Kohlenstoffstahl und martensitaushärtendem Stahl hinsichtlich gehaltener
Schüsse. Die angegebenen bzw. in Fig. 1 eingezeichneten Werte stellen jeweils Mittelwerte
von Ergebnissen aus mindestens jeweils drei Schüssen dar.
[0024] In Fig. 1 ist der Prozentsatz von gehaltenen Schüssen in Abhängigkeit von der Blechdicke
gezeigt. Ab einer Blechdicke von 6 mm aufwärts ist bei gleichen energetischen Bedingungen
des Beschusses der Anteil an gehaltenen Schüssen aus einem erfindungsgemäßen und einem
aus einem martensitaushärtenden Stahl gefertigten Blech praktisch gleich. Die Wirtschaftlichkeit
betreffend ist festzustellen, dass der erfindungsgemäße Werkstoff einen Legierungsanteil
von ca. 6 % hat, jener des martensitaushärtenden Stahles (Vergleichswerkstoff) 41,5
% besitzt und somit wesentlich höhere Kosten aufweist.
[0025] Das genannte Ziel wird auch erreicht bei einer Verwendung einer Legierung enthaltend
in Gew.-%:
Kohlenstoff (C) |
0,3 bis 0,6 |
Silizium ( Si) |
0,08 bis 0,59 |
Mangan (Mn) |
0,1 bis 0,6 |
Chrom (Cr) |
0,9 bis 1,5 |
Nickel (Ni) |
2,4 bis 5,5 |
Eisen (Fe) sowie Begleitelemente und Verunreinigungen als Rest, mit der legierungstechnischen
Maßgabe, dass der Wert für den Gehalt an Phosphor (P) plus Schwefel (S) weniger als
0,025 beträgt,

die Konzentration von Molybdän (Mo) unter 0,34 und jene von Wolfram (W) unter 0,29
liegen, wobei der Summenwert von Molybdän (Mo) plus Wolfram (W) gebrochen durch zwei
0,38 nicht übersteigt.



und die Summe der korngrenzenwirksamen Verunreinigungselemente Arsen (As), Antimon
(Sb), Wismut (Bi), Zinn (Sn), Zink (Zn) und Bor (B) kleiner ist als 0,011

als Werkstoff für eingangs genannte Erzeugnisse .
[0026] Die gemäß der Erfindung mit den unmittelbar vorgenannten Kennzeichen erzielten Vorteile
sind im Wesentlichen darin zu sehen, dass einerseits durch die Wahl der Legierungselemente
und deren jeweilige Konzentration eine mittels einer thermischen Vergütung erstellte
gewünscht hohe Materialfestigkeit erreichbar ist. Eine hohe Zähigkeit des Werkstoffes
andererseits kann, wie gefunden wurde, dabei mittels dreier weiterer legierungstechnischer
Maßnahmen erzielt werden. Durch eine Begrenzung des Summengehaltes von Schwefel (S)
und Phosphor (Ph) nach oben, welche Elemente bezüglich einer Einschlussbildung und
Versprödung, verursacht durch Korngrenzenbelegungen, in Wechselwirkung stehen können,
wird zumindest die Voraussetzung hoher Zähigkeit des Werkstoffes geschaffen. Die Elemente
Molybdän (Mo) und Wolfram (W) einzeln und in Kombination, welche an sich festigkeitssteigernd
in Legierungen wirksam sein können, besitzen jedoch die Tendenz einer versprödenden
Korngrenzenanreicherung im Material, so dass eine oben angeführte Limitierung des
Gehaltes sich zähigkeitsfördernd auswirkt. Es wurde weiters gefunden, dass die Verunreinigungselemente
Arsen (As), Antimon (Sb), Wismut (Bi), Zinn (Sn), Zink (Zn) und Bor (B) schon in geringen
Konzentrationen einen Steilabfall der Materialzähigkeit verursachen, wenn es zu schlagartig
wirksamen hohen mechanischen Belastungen des Werkstoffes, wie beispielsweise bei einem
Beschuss eines daraus gefertigten Teiles kommt, woraus die erfindungsgemäße Festlegung
des höchsten Summengehaltes resultiert. Wie auch eingangs erwähnt, können sich die
mit Werkstoffuntersuchungen ermittelten mechanischen Materialeigenschaften bei energiereicher
Waffeneinwirkung wesentlich ändern, so dass streng genommen, nur durch einen Beschusstest
ein Eindringwiderstand von Geschossen oder Splittern sowie ein Rissbildungsverhalten
von Schutzteilen bewertet werden kann. Erfindungsgemäß hat die in den Ansprüchen gekennzeichnete
Legierung als Werkstoff für Erzeugnisse mit hoher ballistischer Schutzwirkung nicht
nur der diesbezüglich verbesserten Eigenschaften wegen, sondern auch aus wirtschaftlichen
Gründen besondere Vorteile, weil der Anteil an Legierungselementen im Stahl unter
8,8 Gew.-% liegt, eine verzugsarme thermische Vergütung durchführbar ist und eine
ausreichende Schweißbarkeit des Materials für eine Komponentenfertigung, beispielsweise
für eine Limousinenpanzerung, vorliegt.
[0027] Bei einer Weiterentwicklung der Legierung, wobei ein oder mehrere Element(e) derselben
die Konzentration(en) in Gew.-% aufweist (aufweisen):
Kohlenstoff (C) |
0,3 bis 0,54, |
vorzugsweise |
0,41 bis 0,49 |
Silizium (Si) |
0,11 bis 0,39 |
|
|
Mangan (Mn) |
0,18 bis 0,49, |
vorzugsweise |
0,25 bis 0,38 |
Chrom (Cr) |
1,15 bis 1,4 |
|
|
Nickel (Ni) |
2,9 bis 4,9, |
vorzugsweise |
2,56 bis 3,9 |
zur Verwendung als Werkstoff für die vorgenannten Erzeugnisse können von diesen verbesserte
Eigenschaften im Beschusstest erreicht werden. An dieser Stelle ist auch anzumerken,
dass eine weitere Steigerung des Eigenschaftsnivaus durch ein Senken des Schwefelgehaltes
auf unter 0,005 Gew.-% erzielt wird.
[0028] Die erfindungsgemäß erreichten vorteilhaften Werkstoffeigenschaften sind zunehmend
bei einem Beschuss markant ausgeprägt, wenn die Teile auf höhere Festigkeitswerte
von über 1900 N/mm
2vergütet sind. Dies ist auch dadurch begründet, dass ein engerer Bereich der Konzentration
eines jeweiligen Legierungselementes in Wechselwirkung mit den übrigen Bestandteilen
der Legierung die Umwandlung und die Ausbildung des Gefüges des Werkstoffes bei der
thermischen Vergütung günstig beeinflusst, wobei die Härteannahme und das Anlassverhalten
verbessert werden und derart eine weitgehende Isotropie mit niedrigen Eigenspannungen
entsteht.
[0029] Die herstellungstechnischen Maßgaben den Werkstoff betreffend, wie diese im Anspruch
7 angeführt sind, wirken sich einzeln und in Kombination verbessernd auf den ballistischen
Schutz durch daraus gefertigte Teile aus, weil durch diese Maßgaben die Isotropie
des Materials, auch die Mikroseigerungen betreffend, gefördert wird. Derart kann auch
bei einer Vergütung zu höheren Festigkeiten des Werkstoffes eine Steigerung der Materialzähigkeit
in alle Richtungen erfolgen und der Widerstand gegen Durchschlag von Projektilen angehoben
werden.
[0030] Wenn der Werkstoff mit der vergütungstechnischen Maßgabe, dass dieser eine Festigkeit
von größer als 1800 N/mm
2, vorzugsweise von größer als 2000 N/mm
2, insbesondere von über 2100 N/mm
2, bei einer Zähigkeit bei Raumtemperatur von größer als SEP 150 J, vorzugweise von
größer als 185 J, insbesondere von über 245 J, gemessen nach (
Stahl
Eisen
Prüfblatt) SEP 1314 besitzt, sind daraus Erzeugnisse bzw. Schutzkomponenten mit höchstem
Durchschlagwiderstand erstellbar.
[0031] Anhand von Beispielen und mittels Fig. 2 soll die Erfindung gemäß den Ansprüchen
5 bis 8 ebenfalls näher erklärt werden, wobei Fig. 2 wiederum die Prozentzahl von
gehaltenen Schüssen in Abhängigkeit von der Blechmaterialdicke zeigt.
Beispiel 3:
[0032] Aus einem Brammenblock aus einem vakuumbehandelten Stahl mit einer Zusammensetzung
von in Gew.-% 0,5 Kohlenstoff (C), 0,32 Silizium (Si), 0,45 Mangan (Mn), 0,017 Phoshor
(P), 0,006 Schwefel (S), 1,25 Chrom (Cr), 0,18 Molybdän (Mo), 0,21 Wolfram (W), 3,97
Nickel (Ni) sowie mit einer Summe aus Arsen (As) plus Antimon (Sb) plus Wismut (Bi)
plus Zinn (Sn) plus Bor (B) = 0,0085 wurde ein Blech mit einer Dicke von 6,8 mm gewalzt,
welches Walzgut nach Anwendung unterschiedlicher Vergütetechnologien mechanisch erprobt
wurde. Die Ergebnisse der Erprobungen sind in Tab. 2 zusammengestellt.
Tab.2
Probe Nr. |
Härtetemp. |
Anlsesen |
Anzahl |
Rm |
Rp0,2 |
A |
Korbethlag |
Härte |
|
°C |
°C |
|
N/mm2 |
N/mm2 |
% |
J |
MW |
HRC |
AA |
840 |
120 |
1 |
2229 |
1207 |
6.1 |
225 |
245 |
226 |
232 |
55.5 |
BB |
870 |
120 |
1 |
2227 |
1133 |
8.6 |
220 |
245 |
216 |
227 |
56 |
CC |
840 |
120 |
1 |
2282 |
1306 |
5,5 |
95 |
233 |
173 |
167 |
57 |
[0033] Beim Beschusstest wurde gefunden, dass das Blech mit der Probenbezeichnung AA ein
Schusshaltevermögen von 95 aufwies, hingegen ein gleich dickes vergütetes Blech aus
Kohlenstoffstahl nur 56 von 100 Schussbeaufschlagungen standhielt.
Beispiel 4:
[0034] Ein Blech, welches aus pfannenmetallurgisch behandeltem Stahl mit einer Zusammensetzung
in Gew.-% von 0,52 Kohlenstoff (C), 0,12 Silizium (Si), 0,22 Mangan (Mn), 0,014 Phosphor
(P), 0,003 Schwefel (S), 1,42 Chrom (Cr), 0,11 Molybdän (Mo), 0,09 Wolfram (W), 0,004
(As + Sb + Bi + Sn + Zn + B), der anschließend elektroschlackeumgeschmolzen wurde,
mit einer Dicke von 7,5 mm gefertigt und auf eine Härte von 57 HRC vergütet worden
war, erbrachte bei einer Härtetemperatur von 880°C und Luftabkühlung nach einem Anlassen
bei 200°C eine Streckgrenze des Materiales von Rm = 2265 N/mm
2 bei einer Kerbschlagarbeit von im Mittel 202 J. Beim Beschusstest im Vergleich mit
vergütetem Kohlenstoffstahl bei sonst gleichen Bedingungen wurde eine um 68,7 % höhere
Anzahl von gehaltenen Schüssen registriert.
[0035] In einer der weiteren Erprobungen erfolgte ein Vergleich von erfindungsgemäßen Blechen
und solchen aus jeweils auf höchste Werte vergütetem Kohlenstoffstahl und martensitaushärtendem
Stahl mittels Beschusstestes. In Fig. 2 ist der Prozentsatz an gehaltenen Schüssen
in Abhängigkeit von der Bleckdicke dargestellt. Ab einer Blechdicke von 5 mm bis zu
einer solchen von 10 mm sind anteilsmäßig die von martensitaushärtbarem Stahl und
die vom erfindungsgemäßem Stahl gehaltenen Schüsse im Wesentlichen gleich mit geringen
Vorteilen des erfindungsgemäßen Werkstoffes im Bereich über einer Blechdicke von 6
mm.
[0036] Als kennzeichnend stellt sich also dar, dass die Verwendung eines erfindungsgemäßen
Werkstoffes einerseits gegenüber einem solchen aus Kohlenstoffstahl bei gleichen Erzeugnisformen
und Beanspruchungskriterien eine deutlich höhere ballistische Schutzwirkung besitzt
und andererseits gegenüber einem martensitaushärtbaren Stahl einen wesentlich geringeren
Anteil an Legierungselementen aufweist und dadurch in der Erstellung wirtschaftliche
Vorteile hat.
1. Verwendung einer per se bekannten Legierung als Werkstoff für Erzeugnisse mit hoher
ballistischer Schutzwirkung enthaltend in Gew.-%:
Kohlenstoff (C) |
0,26 bis 0,79 |
Silizium (Si) |
0,2 bis 1,2 |
Mangan (Mn) |
0,2 bis 0,9 |
Chrom (Cr) |
1,1 bis 7,94 |
Molybdän (Mo) |
0,56 bis 3,49 |
Vanadin (V) |
0,26 bis 1,74 |
Eisen (Fe) sowie Begleitelemente und Verunreinigungen als Rest, mit der legierungstechnischen
Maßgabe, dass der Wert für den Gehalt an Phosphor (P) plus Schwefel (S) weniger als
0,025 beträgt,

die Konzentration von Nickel (Ni) unter 0,28 liegt

und die Summe der korngrenzenwirksamen Verunreinigungselemente Arsen (As), Antimon
(Sb), Wismut (Bi), Zinn (Sn), Zink (Zn) und Bor (B) kleiner ist als 0,011.
2. Verwendung einer Legierung nach Anspruch 1, wobei ein oder mehrere Element(e) derselben
in Konzentration(en) in Gew.-% aufweist (aufweisen):
Kohlenstoff (C) |
0,36 bis 0,64, vorzugsweise 0,41 bis 0,58 |
Silizium (Si) |
0,36 bis 0,9, vorzugsweise 0,41 bis 0,68 |
Mangan (Mn) |
0,36 bis 0,7, vorzugsweise 0,41 bis 0,59 |
Chrom (Cr) |
1,7 bis 5,95, vorzugsweise 2,61 bis 5,2 |
Molybdän (Mo) |
1,05 bis 2,9, vorzugsweise 1,3 bis 2,7 |
Vanadin (V) |
0,36 bis 1,25, vorzugsweise 0,39 bis 0,83 |
3. Verwendung einer Legierung nach Anspruch 1 oder 2 als Werkstoff für Erzeugnisse mit
hoher ballistische Schutzwirkung mit der herstellungstechnischen Maßgabe, dass dieser
pfannenmetallurgisch und/oder vakuumbehandelt und/oder vakuumer- oder umgeschmolzen
und/oder, gegebenenfalls unter Druck, elektroschlackeumgeschmolzen und/oder pulvermetallurgisch
hergestellt ist.
4. Verwendung einer Legierung nach Anspruch 1 bis 3 als Werkstoff mit hoher ballistischer
Schutzwirkung mit der vergütungstechnischen Maßgabe, dass dieser eine Festigkeit von
größer als 1800 N/mm2, vorzugsweise größer als 2000 N/mm2, insbesondere über 2100 N/mm2, bei einer Zähigkeit bei Raumtemperatur von größer als SEP 150 J, vorzugsweise von
größer als 185 J, insbesondere über 245 J, gemessen nach SEP 1314 (Stahl Eisen Prüfblatt) besitzt.
5. Verwendung einer per se bekannten Legierung als Werkstoff für Erzeugnisse mit hoher
ballistischer Schutzwirkung enthaltend in Gew.-% :
Kohlenstoff (C) |
0,3 bis 0,6 |
Silizium (Si) |
0,08 bis 0,59 |
Mangan (Mn) |
0,1 bis 0,6 |
Chrom (Cr) |
0,9 bis 1,5 |
Nickel (Ni) |
2,4 bis 5,5 |
Eisen (Fe) sowie Begleitelemente und Verunreinigungen als Rest, mit der legierungstechnischen
Maßgabe, dass der Wert für den Gehalt an Phosphor (P) plus Schwefel (S) weniger als
0,025 beträgt

die Konzentration von Molybdän (Mo) unter 0,34 und jene von Wolfram (W) unter 0,29
liegen, wobei der Summenwert von Molybdän (Mo) plus Wolfram (W) gebrochen duch zwei
0,38 nicht übersteigt



und die Summe der korngrenzenwirksamen Verunreinigungselemente Arsen (As), Antimon
(Sb), Wismut (Bi), Zinn (Sn), Zink (Zn) und Bor (B) kleiner ist als 0,011
6. Verwendung einer Legierung nach Anspruch 5, wobei ein oder mehrere Element(e) derselben
die Konzentration(en) in Gew.-% aufweist (aufweisen):
Kohlenstoff (C) |
0,36 bis 0,54, vorzugsweise 0,41 bis 0,49 |
Silizium (Si) |
0,11 bis 0,39 |
Mangan (Mn) |
0,18 bis 0,49, vorzugsweise 0,25 bis 0,38 |
Chrom (Cr) |
1,15 bis 1,4 |
Nickel (Ni) |
2,9 bis 4,9, vorzugsweise 2,56 bis 3,9 |
7. Verwendung einer Legierung nach Anspruch 5 oder 6 als Werkstoff für Erzeugnisse mit
hoher ballistischer Schutzwirkung mit der herstellungstechnischen Maßgabe, dass die
Legierung pfannenmetallurgisch und/oder vakuumbehandelt und/oder vakuumer- oder umgeschmolzen,
gegebenenfalls unter Druck, elektroschlackeumgeschmolzen oder pulvermetallurgisch
hergestellt ist.
8. Verwendung einer Legierung nach Anspruch 5 bis 7 als Werkstoff mit hoher ballistischer
Schutzwirkung mit der vergütungstechnischen Maßgabe, dass dieser eine Festigkeit von
größer als 1800, vorzugsweise größer als 2000, insbesondere über 2100, N/mm2 bei einer Zähigkeit bei Raumtemperatur SEP 150 J, vorzugsweise größer als 185 J,
insbesondere über 245 J, gemessen nach SEP 1314 (Stahl Eisen Prüfblatt) besitzt.