[0001] Die Erfindung bezeichnet eine um die Symmetrieachse drehend angetriebene Kernbohrkrone
mit Schneid- oder Schleifkörpern zum abrasiven Abtragen von mineralischen Untergründen
wie Gestein, welche eine axiale Ultraschallanregung aufweist.
[0002] Üblicherweise bestehen topfförmig ausgebildete Kernbohrkronen aus einem stirnseitig
mit Schleifkörpern besetzten Zylinderrohr und einem gegenüberliegend stirnseitig verbundenen
Deckel, welcher in der Achsmitte ein Einsteckende zur Aufnahme in ein zumindest drehendes
Werkzeuggerät aufweist. Bei einer üblichen Überlagerung mit Ultraschall im Bereich
von 20 kHz bis 200 kHz bei einer Eigenfrequenz der Kernbohrkrone wird diese von einem
Aktor im Einsteckende zentral in der Achsmitte angeregt. Derartige Kernbohrkronen
sind nur bis zu kleinen Durchmessern des Zylinderrohres von etwa 100 mm realisierbar,
da beim Eingreifen in den Untergrund, bedingt durch das bei grösseren Durchmessern
grössere Verhältnis zum Anregungsdurchmesser des Aktors, keine schwingungsrobusten,
d.h. auch bei hoher Dämpfung über eine zum abrasiven Abbau benötigte Axialkraft auf
das Zylinderrohr, in diesem hinreichend stabile, axiale Longitudinalschwingungen anregbar
sind.
[0003] Nach der DE3812917 weist ein, in einer nicht näher bezeichneten Eigenfrequenz betriebener,
Schlitzbohrer längs verlaufende Öffnungen in einer Bohrkrone auf. Zudem weist nach
der DE3635806 ein bezüglich des Schwingungsbildes steuerbarer Ultraschallvibrator
mehrere äquidistante Längsschlitze in einem zylinderförmigen Grundkörper auf, wodurch
die Reststege als reine Longitudinalschwinger wirken.
[0004] Nach der DE4444853 weist eine Kernbohrkrone ein Zylinderrohr und einen stirnseitig
verbundenen Deckel auf, welcher in der Achsmitte mit einer Eigenfrequenz zu axialen
Biegeschwingungen angeregt wird. Zudem weist eine zu Biegeschwingungen angeregte Schleifscheibe
mit radialen Schleifkörpern abweichender Dicke einen konzentrischen Querschnittssprung
an einer geometrisch undefinierten Lage auf.
[0005] Zudem weist nach der DE19758243 ein Ultraschallwandler zur Erhöhung der Richtwirkung
eines flächig abgestrahlten Schallfeldes eine Biegeschwingplatte auf, welche konzentrische
Querschnittssprünge aufweist, die an Amplitudenschwingungsknotenkreisen angeordnet
sind.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung besteht in der Realisierung einer Kernbohrkrone grösseren
Durchmessers mit einem bei zentraler, axialer Ultraschallanregung schwingungsrobusten
Anregungsverhalten für axiale Longitudinalschwingungen im Zylinderrohr. Ein weiterer
Aspekt besteht in der Erhöhung der axialen Schwingungsamplitude am axialen Ende des
Zylinderrohres.
[0007] Die Aufgabe wird im wesentlichen durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0008] Im wesentlichen weist eine Kernbohrkrone zum abrasiven Abtragen von mineralischen
Untergründen mit einem stirnseitig mit Schneid- oder Schleifkörpern besetzten Zylinderrohr
und einem gegenüberliegend stirnseitig verbundenen Deckel, welcher in der Achsmitte
ein Einsteckende zur Aufnahme in ein zumindest drehendes Werkzeuggerät aufweist, einen
bezüglich einer Sollanregungsfrequenz zur Ausbildung einer ganzzahligen Anzahl von
Amplitudenschwinungsbäuchen der konzentrischen Biegeschwingung dimensionierten Deckel
auf, dadurch gekennzeichnet, dass das Zylinderrohr bezüglich der Sollanregungsfrequenz
zur Ausbildung einer ganzzahligen Anzahl von Amplitudenschwinungsbäuchen der axialen
Longitudinalschwingungen dimensioniert ist.
[0009] Durch die Kombination der resonant bestimmten Einzelkomponenten in Form von Deckel
und Zylinderrohr ergibt sich ein bei axialer Ultraschallanregung schwingungsrobustes
Anregungsverhalten der Kernbohrkrone.
[0010] Vorteilhaft weist der Deckel in der Nähe der Position eines Amplitudenschwingungsknotenkreises
einer Biegeeigenschwingung einen konzentrischen Querschnittssprung auf.
[0011] Der Querschnittssprung an der Stelle eines Amplitudenschwingungsknotenkreises im
Deckel dient zur Amplitudentransformation der Biegeschwingung mit einer signifikanten
Erhöhung der Amplitude des am Ansatz des Zylinderrohres auftretenden Schwingungsbauches,
welcher im Zylinderrohr axiale Longitudinalschwingungen mit signifikant erhöhter Amplitude
anregt, die somit hinreichend schwingungsrobust angeregt sind. Die geometrische Lage
dieses Amplitudenschwingungsknotenkreises liegt in der Nähe der Position der Amplitudenschwingungsknoten
der konzentrisch stehenden Radialwellen, wobei es bei einem radialen Querschnittssprung
zu einer geringfügigen Verschiebung der Lage der Amplitudenschwingungsknoten kommt.
[0012] Bei praktisch relevanten Kernbohrkronen wird diese vorzugsweise auf insgesamt zwei
oder drei Amplitudenschwingungsknoten bezüglich der Sollanregungsfrequenz von bspw.
20 kHz dimensioniert. Ein weiter vorteilhaftes Dickenverhältnis der radial äusseren
zu den radial inneren Seiten des Querschnittssprungs von 0,2 bis 0,4 bestimmt für
die Lage des Querschnittssprunges am von Innen zugeordneten Knoten einen relativen
Radiusbereich nach der untenstehenden Tabelle, wobei das Optimum in Klammern steht:
| Amplitudenschwingungsknoten insgesamt |
Nr. des Knotens am Querschnittssprung |
relativer Radius des Querschnittssprungs |
Dickenverhältnis am Querschnittssprung |
| 3 |
1 |
0,25 - 0,40 (0,30) |
0,2 - 0,4 (0,3) |
| 3 |
2 |
0,50 - 0,70 (0,60) |
0,2 - 0,4 (0,33) |
| 2 |
2 |
0,70 - 0,90 (0,82) |
0,2 - 0,4 (0,33) |
[0013] In einer weiteren, jedoch nicht notwendig alternativen, Variante weist eine Kernbohrkrone
mit einem stirnseitig mit Schleifkörpern besetzten Zylinderrohr und einem gegenüberliegend
stirnseitig verbundenen Deckel, welcher in der Achsmitte ein Einsteckende zur Aufnahme
in ein zumindest drehendes Werkzeuggerät aufweist, im Zylinderrohr ausschliesslich
im Axialbereich der axialen Longitudinaleigenamplitudenschwingungsknoten umfänglich
äquidistant angeordnete, längs zur Symmetrieachse orientierte, längliche Materialausnehmungen
auf.
[0014] Durch die längs zur Symmetrieachse länglichen Materialausnehmungen an den Longitudinaleigenamplitudenschwingungsknoten
sind die dazwischen angeordneten Zylinderschalen im wesentlichen nicht mehr umfänglich
miteinander schwingungsgekoppelt, wodurch die Anregung von parasitären, Energie verbrauchenden,
Radialmoden unterdrückt wird. Durch die im Bereich der Longitudinaleigenschwingungsbäuche
umfänglich miteinander schwingungsgekoppelten Zylinderschalen weist die Kernbohrkrone
eine, einem schlanken Longitudinalschwinger entsprechende, Eigenfrequenz auf, welche
sich von der eines Zylinderrohres unterscheidet. Die zusätzliche Energie führt zu
axialen Longitudinalschwingungen mit signifikant erhöhter Amplitude, die somit hinreichend
schwingungsrobust angeregt sind. Die zur Bestimmung des Axialbereichs der Materialausnehmungen
benötigte Wellenlänge λ der Longitudinaleigenschwingung bei einer Frequenz f ist bestimmt
mit λ = c / f wobei sich die Longitudinalwellengeschwindigkeit c über c = Quadratwurzel
(E / p) aus dem Elastizitätsmodul E und der Dichte p ergibt. Vorteilhaft ergibt sich
für ein als λ- Schwinger ausgebildetes Zylinderrohr eine mittlere Axialposition der
Materialausnehmungen von 1/4 und/oder 3/4 seiner relative Länge.
[0015] Vorteilhaft sind die länglichen Materialausnehmungen achsparallel orientiert, wodurch
keine parasitären Schermoden angeregt werden.
[0016] Vorteilhaft sind die länglichen Materialausnehmungen als Längsschlitze ausgebildet,
wodurch die Radialmoden vollständig unterdrückt werden.
[0017] Vorteilhaft weist die Kernbohrkrone einen Querschnittssprung und längliche Materialausnehmungen
auf, wodurch sich eine weitere Erhöhung der Amplitude durch die Überlagerung beider
Einzeleffekte ergibt.
[0018] Neben einem üblicherweise direkt am ansetzenden Zylinderrohr endenden Deckel steht
bei einer vorteilhaften Variante ein, im weiteren nicht dem Deckel zugehöriger, Deckelüberstand
radial über das Zylinderrohr über, weiter vorteilhaft um ein Viertel der Wellenlänge
der Biegeeigenschwingung, wodurch der Anteil der im Zylinderrohr angeregten Radialmoden
weiter unterdrückbar ist.
[0019] Die Erfindung wird bezüglich eines vorteilhaften Ausführungsbeispiels näher erläutert
mit der Darstellung einer Kernbohrkrone.
[0020] Nach der Darstellung im Teilschnitt weist eine Kernbohrkrone 1 grossen Durchmessers
mit einem stirnseitig mit Schleifkörpern 2 besetzten dünnwandigen Zylinderrohr 3 und
einem gegenüberliegend stirnseitig verbundenen, dünnwandigen Deckel 4, welcher in
der Symmetrie- und Drehachse A ein Einsteckende 5 zur formschlüssigen Aufnahme in
ein nicht dargestelltes drehendes Werkzeuggerät auf. Im Einsteckende 5 ist der, eine
axiale Ultraschallschwingung anregende, Teil eines schematisch angedeuteten elektroakustischen
Aktors 6 in Form eines über einen Drehtransformator induktiv mit Spannung versorgten
Piezokonverters angeordnet. Der Deckel 4 weist an der radialen Stelle eines Amplitudenschwingungsknotenkreises
7 einer Biegeeigenschwingung 8 mit einem Amplitudenmaximum an der Symmetrieachse A
und am Ansatz des Zylinderrohrs 3 einen konzentrischen Querschnittssprung 9 auf, wobei
sich am Ansatz eine Amplitudenerhöhung ausbildet. Im Zylinderrohr 3 sind ausschliesslich
im Axialbereich x der axialen Longitudinaleigenamplitudenschwingungsknoten 10 mit
einem Dehnungsmaximum an beiden Stirnflächen umfänglich äquidistant angeordnete, achsparallel
zur Symmetrieachse A orientierte, längliche Materialausnehmungen 11 in Form von Längsschlitzen
vorhanden, welche bei 1/4 und/oder 3/4 der relativen Länge positioniert sind. Am Deckel
4 steht ein Deckelüberstand 12 radial um ein Viertel der Wellenlänge der Biegeeigenschwingung
8 über das Zylinderrohr 3 über.
1. Kernbohrkrone zum abrasiven Abtragen von mineralischen Untergründen mit einem stirnseitig
mit Schneid- oder Schleifkörpern (2) besetzten Zylinderrohr (3) und einem gegenüberliegend
stirnseitig verbundenen Deckel (4), welcher in der Achsmitte ein Einsteckende (5)
zur Aufnahme in ein zumindest drehendes Werkzeuggerät aufweist sowie bezüglich einer
Sollanregungsfrequenz zur Ausbildung einer ganzzahligen Anzahl von Amplitudenschwinungsbäuchen
der konzentrischen Biegeschwingung dimensioniert ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Zylinderrohr (3) bezüglich der Sollanregungsfrequenz zur Ausbildung einer ganzzahligen
Anzahl von Amplitudenschwinungsbäuchen der axialen Longitudinalschwingungen dimensioniert
ist.
2. Kernbohrkrone nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im Deckel (4) nahe der Stelle eines Amplitudenschwingungsknotenkreises (7) einer
Biegeeigenschwingung (8) ein konzentrischer Querschnittssprung (9) vorhanden ist.
3. Kernbohrkrone nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im Zylinderrohr (3) ausschliesslich im Axialbereich (x) der axialen Longitudinaleigenamplitudenschwingungsknoten
(10) umfänglich äquidistant angeordnete, längs zur Symmetrieachse (A) orientierte,
längliche Materialausnehmungen (11) vorhanden sind.
4. Kernbohrkrone nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die länglichen Materialausnehmungen (11) achsparallel orientiert sind.
5. Kernbohrkrone nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die länglichen Materialausnehmungen (11) als Längsschlitze ausgebildet sind.
6. Kernbohrkrone nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sowohl der Querschnittssprung (9) als auch längliche Materialausnehmungen (11) vorhanden
sind, welche optional bei 1/4 und/oder 3/4 der relativen Länge des Zylinderrohrs (3)
positioniert sind.
7. Kernbohrkrone nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass am Deckel (4) ein radial über das Zylinderrohr (3) überstehender Deckelüberstand
(12) vorhanden ist, welcher optional um ein Viertel der Wellenlänge der Biegeeigenschwingung
(8) übersteht.