[0001] Die Erfindung betrifft ein Röntgen-optisches System mit einer Röntgen-Quelle und
einem ersten Gradienten-Multischicht-Spiegel (graded multilayer mirror), wobei die
Ausdehnung Q
x der Röntgen-Quelle in einer x-Richtung senkrecht zur Verbindungslinie zwischen Röntgen-Quelle
und erstem Gradienten-Multischicht-Spiegel in z-Richtung größer ist als der Akzeptanzbereich
des Spiegels in einem Fokus des Spiegels in der x-Richtung.
[0002] Ein solches System ist beispielsweise bekannt aus "X-Ray Microscopy", V.E.Cosslett
et al., Cambridge at the University Press, 1960. Die prinzipielle Funktionsweise einer
gattungsgemäßen Anordnung ist darin beschrieben.
[0003] Der konkave, fokussierende Röntgenspiegel kann eine zylindrische, elliptische oder
parabolische Krümmungsfläche aufweisen. Bei Verwendung von Parabolspiegeln ist insbesondere
auch eine Parallelisierung der einfallenden Röntgenstrahlung möglich.
[0004] Die Verwendung von Multilayer-Spiegeln im Zusammenhang mit einer Kirkpatrick-Baez-Anordnung
ist in einem Aufsatz von J. Underwood in der Zeitschrift Applied Optics, Vol. 25,
No. 11 (1986) beschrieben.
[0005] Um einen Eindruck der Größenordnungen bei den problembehafteten Größen zu vermitteln,
sei erwähnt, dass der Akzeptanzwinkel von typischen Multilayer-Spiegeln im Bereich
von 1 mrad und die üblichen Brennweiten im Bereich einiger Zentimeter liegen. Der
Elektronenfokus der Röntgen-Quelle variiert in einem linearen Bereich von 10 µm bis
einige Millimeter. Der Akzeptanzbereich
eines Spiegels hat eine kleinste Lineardimension in einem Bereich um einige 10 µm und ist
typischerweise streifenförmig. Die üblichen Röntgen-Proben andererseits haben lineare
Ausdehnungen im Bereich von 100 µm bis einige Millimeter, typischerweise mehrere zehntel
Millimeter.
[0006] Ein Hauptproblem bei den gattungsgemäßen Röntgen-optischen Systemen liegt darin,
dass bei ausgedehnten Röntgen-Quellen lediglich von Röntgen-Strahlung aus einem relativ
kleinen Flächenbereich des Elektronen-Fokus die Bragg-Bedingung für Beugung am Gradienten-Multischicht-Spiegel
(= Göbel-Spiegel) erfüllt wird. Daher wird nur ein kleiner Teil der emittierten Nutz-Strahlung
aus der Röntgen-Quelle vom Röntgen-Spiegel in eine vorgegebene Zielrichtung gelenkt.
Die gesamte Fläche der Röntgen-Quelle sendet aber auch Störstrahlung (mit einer "falschen"
Wellenlänge, insbesondere K
β) aus, welche über den Röntgen-Spiegel in die gesamte Apparatur und letztendlich in
den Röntgen-Detektor gelangen kann.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es demgegenüber, ein Röntgen-optisches System mit den eingangs
genannten Merkmalen vorzustellen, das mit möglichst geringen und technisch einfachen
Modifikationen problemlos eine Reduzierung der Stör-Strahlung auf der Probe bei gleichbleibender
Leistung der genutzten Röntgen-Strahlung aus der Quelle ermöglicht.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe auf ebenso überraschend einfache wie wirkungsvolle
Art und Weise dadurch gelöst, dass in einem Fokus des ersten Gradienten-Multischicht-Spiegels
zwischen Röntgen-Quelle und Spiegel eine erste Blende angeordnet ist, deren Öffnung
in x-Richtung dem Akzeptanzbereich des ersten Gradienten-Multischicht-Spiegels entspricht,
und dass für den Abstand q
zA zwischen erster Blende und Röntgen-Quelle gilt

wobei α
x den Winkel bezeichnet, unter dem der erste Gradienten-Multischicht-Spiegel von der
ersten Blende aus gesehen in x-Richtung erscheint.
[0009] Dadurch wird derjenige Teil der aus der Röntgen-Quelle in Richtung auf den Röntgen-Spiegel
emittierten Röntgen-Strahlung, welcher ohnehin nicht die Bragg-Bedingung erfüllen
würde und daher an sich uninteressant ist, aber dennoch einen hohen Anteil an Störstrahlung
enthält, vom übrigen Strahlengang ausgeblendet.
[0010] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht darin, dass die Ausdehnung
der Röntgen-Quelle in z-Richtung effektiv eliminiert wird, weil mit dem Röntgen-Spiegel
lediglich die Blende abgebildet wird, welche praktisch keine Tiefe in z-Richtung aufweist.
Die Schärfentiefe der Abbildung wird im wesentlichen nur durch die Dicke der Blende
begrenzt.
[0011] Es werden Gradientenspiegel (graded mirrors) verwendet, bei denen der Schichtabstand
lateral und/oder in der Tiefe variiert. Damit lässt sich eine besonders hohe Intensität
der reflektierten Strahlung erreichen. Die verwendeten Spiegel können zylindrisch,
kugelschalenförmig, elliptisch, parabolisch oder hyperbolisch ausgestaltet sein.
[0012] An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Erfindung ihre Vorteile nicht nur auf dem
Gebiet der Röntgen-Optik entfaltet, sondern auch im Bereich der Neutronenoptik und
mit Synchrotronstrahlung als Quelle anwendbar ist.
Für diesen Fall können Neutronen-optische Elemente als Spiegel eingesetzt werden.
[0013] Besonders bevorzugt ist eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Röntgen-optischen
Systems, die sich dadurch auszeichnet, dass ein zweiter Gradienten-Multischicht-Spiegel
vorgesehen ist, wobei die Ausdehnung Q
y der Röntgen-Quelle in einer y-Richtung senkrecht zur Verbindungslinie zwischen Röntgen-Quelle
und zweitem Gradienten-Multischicht-Spiegel in z-Richtung größer ist als der Akzeptanzbereich
des Spiegels in einem Fokus des Spiegels in der y-Richtung, dass in einem Fokus des
zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels zwischen Röntgen-Quelle und Spiegel eine
zweite Blende angeordnet ist, deren Öffnung in y-Richtung dem Akzeptanzbereich des
zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels entspricht, und dass für den Abstand q
zB zwischen zweiter Blende und Röntgen-Quelle gilt

wobei α
y den Winkel bezeichnet, unter dem der zweite Gradienten-Multischicht-Spiegel von der
zweiten Blende aus gesehen in y-Richtung erscheint. Damit wird eine Fokussierung in
zwei Dimensionen ermöglicht.
[0014] Bei einer besonders bevorzugten Weiterbildung dieser Ausführungsform sind die x-Richtung
und die y-Richtung orthogonal. Bei einem solchen orthogonalen x- und y-System sind
die Strahlungsrichtungen voneinander linear unabhängig, so dass die Wirkungen der
beiden Gradienten-Multischicht-Spiegel entkoppelt sind. Dies erlaubt eine besonders
einfache Fertigung des erfindungsgemäßen Systems sowie dessen leichte Justierbarkeit.
Bei einer anderen Weiterbildung der obigen Ausführungsform stimmt der Fokus des ersten
Gradienten-Multischicht-Spiegels mit dem Fokus des zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels
überein. Bei dieser Anordnung kommt man mit einer einzigen Blende aus, weil nämlich
die beiden Blenden räumlich zusammenfallen.
[0015] Alternativ kann bei anderen Weiterbildungen aber auch der Fokus des ersten Gradienten-Multischicht-Spiegels
mit dem Fokus des zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels nicht übereinstimmen. Die
beiden Gradienten-Multischicht-Spiegel sind dann völlig unabhängig voneinander optimierbar,
insbesondere, wenn die beiden Spiegel einen unterschiedlichen Abstand von der Röntgen-Quelle
haben.
[0016] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform sind die Blenden einstellbar, so
dass eine Feinoptimierung der Anordnung ermöglicht wird. Insbesondere können die Blenden
als Kreuzblenden, Schlitzblenden, Lochblenden oder Irisblenden ausgeführt werden.
[0017] Eine weitere besonders bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Anordnung
zeichnet sich dadurch aus, dass die Ausdehnung Q
x der Röntgen-Quelle in x-Richtung zwischen 2 und 50mal, vorzugsweise zwischen 5 und
20mal, insbesondere 10mal größer ist als der Akzeptanzbereich des ersten Gradienten-Multischicht-Spiegels
in x-Richtung, und dass gegebenenfalls die Ausdehnung Q
y der Röntgen-Quelle in y-Richtung zwischen 2 und 50mal, vorzugsweise zwischen 5 und
20mal, insbesondere 10mal größer ist als der Akzeptanzbereich des zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels
in y-Richtung. Damit lässt sich bei Verwendung von üblichen Röntgen-Quellen in Verbindung
mit gängigen Röntgen-Spiegeln die unerwünschte Störstrahlung besonders gut unterdrücken.
[0018] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung
beträgt der Akzeptanzbereich des ersten Gradienten-Multischicht-Spiegels in x-Richtung
und gegebenenfalls der Akzeptanzbereich des zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels
in y-Richtung jeweils zwischen 10 und 100µm. In diesem Bereich lassen sich besonders
wirksame Göbel-Spiegel herstellen.
[0019] Bei Ausführungsformen der Erfindung kann der erste und gegebenenfalls der zweite
Gradienten-Multischicht-Spiegel parabolisch oder elliptisch gekrümmt sein.
[0020] Alternativ oder ergänzend kann der erste und gegebenenfalls der zweite Gradienten-Multischicht-Spiegel
eben sein.
[0021] In den Rahmen der vorliegenden Erfindung fällt auch ein Röntgen-Spektrometer oder
ein Röntgen-Diffraktometer oder ein Röntgen-Mikroskop, jeweils mit einem Röntgen-optischen
System der oben beschriebenen erfindungsgemäßen Art.
[0022] Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und der Zeichnung.
Ebenso können die vorstehend genannten und die noch weiter aufgeführten Merkmale erfindungsgemäß
jeweils einzeln für sich oder zu mehreren in beliebigen Kombinationen Verwendung finden.
Die gezeigten und beschriebenen Ausführungsformen sind nicht als abschließende Aufzählung
zu verstehen, sondern haben vielmehr beispielhaften Charakter für die Schilderung
der Erfindung.
[0023] Die Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert.
[0024] Im Einzelnen zeigen die Abbildungen:
- Fig. 1
- die schematische räumliche Anordnung einer Röntgenoptik mit zwei Röntgenspiegeln vor
einer Röntgenquelle;
- Fig. 2
- die schematische Darstellung der charakteristischen Größen eines Röntgenspiegels;
- Fig. 3a/b
- die schematische Darstellung der Strahlengeometrien der Röntgenoptik von Fig. 1 in
zwei Ebenen;
- Fig. 4a
- die schematische Darstellung der Strahlengeometrie einer Strichfokusquelle im Fokus
eines Röntgenspiegels;
- Fig. 4b
- die schematische Darstellung der Strahlengeometrie einer mittels einer Blende abgebildeten
Strichfokusquelle;
- Fig. 5a
- die schematische Darstellung der Strahlengeometrie einer projizierten Strichfokusquelle
im Fokus eines Röntgenspiegels unter Berücksichtigung der Position entlang des Röntgenspiegels
gemäß dem bekannten Stand der Technik;
- Fig. 5b
- die schematische Darstellung der Strahlengeometrie einer erfindungsgemäß mittels einer
Blende abgebildeten Strichfokusquelle unter Berücksichtigung der Position entlang
des Röntgenspiegels;
- Fig. 6
- ein Diagramm der berechneten Bandbreite eines Röntgenspiegels bei einer projizierten
Größe der Röntgenquelle entsprechend der Fokusgröße des Röntgenspiegels;
- Fig. 7
- ein Diagramm der berechneten Bandbreite eines Röntgenspiegels bei einer projizierten
Größe der Röntgenquelle entsprechend dem Blendendurchmesser;
- Fig. 8
- das Spektrum einer Cu-Röhre unter Berücksichtigung der Bandbreiten verschiedener Anordnungen
der Röntgenoptik.
[0025] Fig. 1 zeigt die schematische räumliche Anordnung einer Röntgenoptik. Bezüglich des
orthogonalen Koordinatensystems x-y-z ist ein Röntgenspiegel A in der y-z-Ebene angeordnet.
Bei Abbildung einer in x-Richtung ausgedehnten Quelle Q
x überschneiden sich Randstrahlen im Fokus O
a des Spiegels A. In der x-z-Ebene ist ein weiterer Röntgenspiegel B angeordnet. Bei
Abbildung einer in y-Richtung ausgedehnten Quelle Q
y überschneiden sich Randstrahlen im Fokus O
b des Spiegels B. An den Orten O
a und O
b werden erfindungsgemäß Blenden positioniert.
[0026] Fig. 2 zeigt in einer schematische Darstellung die charakteristischen Größen eines
Röntgenspiegels A. Strahlung wird nur aus dem Bereich des Akzeptanzwinkels δ des Röntgenspiegels
A reflektiert. Im Fokus O
a des Röntgenspiegels A wird somit der Akzeptanzbereich F abgebildet.
[0027] In Fig. 3a ist die Strahlengeometrie der Röntgenoptik von Fig. 1 in der x-z-Ebene
schematisch dargestellt. Die Quelle Q
x wird über eine Blende mit Öffnungsweite F
x im Fokus O
a des Röntgenspiegels A abgebildet. Der wirksame Divergenzwinkelbereich α
x des Röntgenspiegels A ergibt sich dabei aus der Projektion der Quellabmessung S
x und'dem Abstand zwischen Fokus O
a und Röntgenspiegel A. Der Abstand q
zA der Quelle Q
x und der Position der Blende beträgt q
zA = Q
x / tan α
x.
[0028] In Fig. 3b ist die Strahlengeometrie der Röntgenoptik von Fig. 1 in der y-z-Ebene
schematisch dargestellt. Die Quelle Q
y wird über eine Blende mit Öffnungsweite F
y im Fokus O
b des Röntgenspiegels B abgebildet. Der wirksame Divergenzwinkelbereich α
y des Röntgenspiegels B ergibt sich dabei aus der Projektion der Quellabmessung S
y und dem Abstand zwischen Fokus O
b und Röntgenspiegel B. Der Abstand q
zB der Quelle Q
y und der Position der Blende ergibt sich dabei zu q
zB = Q
y / tan α
y.
[0029] Fig. 4a zeigt die schematische Darstellung der Strahlengeometrie einer Strichfokusquelle
Q im Fokus O
a eines Röntgenspiegels A, desses Krümmung durch eine gestrichelte Linie angedeutet
ist. Da die Abmessungen der Quelle Q größer sind als die wirksame Fokusgröße (= der
Akzeptanzbereich) F des Röntgenspiegels A kommt es zu Abbildungsfehlern aufgrund nichtverschwindender
Schärfentiefe.
[0030] Durch Einsetzen einer Blende bl an den Ort des Fokus O
a des Röntgenspiegels A, schematisch dargestellt in Fig. 4b, können diese Abbildungsfehler
reduziert werden. Nicht die Abmessung der Strichfokusquelle Q in z-Richtung, sondern
die (effektiv verschwindende) Tiefe der Blende bl in z-Richtung ist für den Abbildungsfehler
nunmehr verantwortlich. Die Blendenweite F
x muss dabei der wirksamen Fokusgröße F angepasst werden.
[0031] Fig. 5a zeigt die schematische Darstellung der Strahlengeometrie einer projizierten
Strichfokusquelle b
1 im Fokus O
a des näherungsweise ebenen Röntgenspiegels A der Länge L. Der Winkelbereich Δϑ, unter
dem die projizierte Strichfokusquelle b
1 erscheint, ist abhängig vom Ort l auf dem Röntgenspiegel A. Dabei liegt l =0 am linken
Rand des Spiegels A, l =L/2 in der Spiegelmitte und l =L am rechten Rand des Spiegels
A. Der Abstand zwischen der Mitte der Quelle Q und der Mitte des Spiegels A entlang
der z-Achse beträgt dabei f.
[0032] Fig. 5b zeigt die schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Strahlengeometrie
der mittels einer Blende bl der Öffnungsweite F
x abgebildeten Strichfokusquelle Q. Die Öffnungsweite F
x entspricht hierbei der projizierten Strichfokusquelle, die im Folgenden auch mit
b
2 bezeichnet wird. Der Mittelpunkt der Blende bl befindet sich dabei im Fokus O
a des näherungsweise ebenen Röntgenspiegels A der Länge L. Der Winkelbereich Δϑ, unter
dem die Blendenöffnung b
2 erscheint, ist wiederum abhängig vom Ort 1 auf dem Röntgenspiegel A. Die Ortskoordinate
l entlang des Spiegels A ist definiert wie in Fig. 5a. Der Abstand zwischen der Blende
bl und der Mitte des Spiegels A entlang der z-Achse beträgt f.
[0033] Die Strahlengeometrien, die in den Figuren 5a und 5b dargestellt sind, sollen als
Grundlage für die nachfolgende Berechnung der Bandbreiten Δλ (das sind die Breiten
der Wellenlängenbereiche, die reflektiert bzw. abgebildet werden) der vom Röntgenspiegel
A abgebildeten Strahlung dienen.
[0034] Gemäß der Bragg'schen Gleichung gilt

mit λ: Wellenlänge der reflektierten Strahlung; d: Ebenenabstand im reflektierenden
Kristall; und ϑ: Glanzwinkel zwischen der Oberfläche des reflektierenden Kristalls
und der Richtung der einfallenden bzw. ausfallenden Strahlung.
[0035] Durch Differenzieren der Bragg'schen Gleichung erhält man

mit Δλ: Bandbreite der reflektierten Strahlung; und Δϑ: Winkelbereich, unter dem
Strahlung der Röntgenquelle Q auf dem reflektierenden Kristall auftrifft.
[0036] Im Falle des hier zu betrachtenden Gradienten-Multischicht-Spiegels A als reflektierendem
Kristall ist d abhängig vom Ort auf dem Spiegel A gemäß

mit d
m: d-Wert des Multilayers in der Spiegelmitte; und g: d-Gradient entlang des Spiegels
A. Die Größen ϑ und Δϑ sind jeweils abhängig von l und können aus geometrischen Überlegungen
bestimmt werden zu

und

mit b: projizierte Größe der Röntgenquelle. In der Strahlengeometrie von Fig. 5a
entspricht die Größe der projizierten Röntgenquelle b der wirksamen Fokusgröße F des
Spiegels A, was hier mit b
1 bezeichnet werden soll. Im Falle der erfindungsgemäßen Strahlengeometrie von Fig.
5b entspricht b der Blendenweite F
x bzw. b
2.
[0037] Nach einigem Umformen ergibt sich

[0038] Die Bandbreite Δλ ist also linear von der projizierten Größe der Röntgenquelle b
abhängig, die durch erfindungsgemäßes Einbringen einer Blende bl erheblich verringert
werden kann.
[0040] Die Ergebnisse der Berechnungen sind in den Figuren 6 und 7 aufgetragen.
[0041] Fig. 6 zeigt ein Diagramm der berechneten Bandbreite Δλ (in Å) eines Röntgenspiegels
A in Abhängigkeit von der Ortskoordinate l (in m) entlang des Röntgenspiegels A bei
einer projizierten Größe der Röntgenquelle b
1 entsprechend der wirksamen Fokusgröße F des Röntgenspiegels A (vgl. Fig. 5a). Die
Bandbreite Δλ liegt für alle Werte von l oberhalb von 0,5Å; bei 1 =0 beträgt sie etwa
0,71Å.
[0042] Fig. 7 zeigt ein Diagramm der berechneten Bandbreite (in Å) eines Röntgenspiegels
A in Abhängigkeit von der Ortskoordinate l (in m) entlang des Röntgenspiegels A bei
einer projizierten Größe der Röntgenquelle b
2 entsprechend der Blendenweite F
x (vgl. Fig. 5b). Die Bandbreite Δλ liegt für alle Werte von l unterhalb von 0,036Å,
bei l =0 beträgt sie etwa 0,035Å.
[0043] Aus dem Emissionsspektrum einer Cu-Röhre als Röntgenquelle Q, das in Fig. 8 dargestellt
ist, können durch die erfindungsgemäße Röntgenoptik die K
α-Linien selektiert werden. Das Diagramm zeigt die relative Intensität der von der
Quelle Q emittierten Röntgenstrahlung als Funktion der Wellenlänge λ. Der größte Teil
der Strahlung ist Bremsstrahlung mit kontinuierlicher Wellenlängenverteilung und einem
Maximum um 0,7Å. Dem überlagert sind charakteristische Emissionslinien des Kupfers;
davon sind im Diagramm die Mittelwerte der K
α- und K
β-Linien eingezeichnet. Die K
α-Linien stellen in der Regel die Nutzstrahlung der Röntgenanordnung dar. Die Bandbreite
Δλ der Röntgenoptik des bekannten Stands der Technik gemäß Fig. 5a bei l =0 beträgt
etwa Δλ=0,71Å und überstreicht sowohl die K
α-Linien als auch die K
β-Linien sowie nicht unerheblich Bremsstrahlung. Die erfindungsgemäße Röntgenoptik
gemäß Fig. 5b hingegen besitzt bei l =0 eine Bandbreite Δλ von etwa 0,035Å, was zur
ausschließlichen Selektion der K
α-Linien bei nur geringem Bremsstrahlungsanteil ausreicht.
1. Röntgen-optisches System mit einer Röntgen-Quelle (Q) und einem ersten Gradienten-Multischicht-Spiegel
(graded multilayer mirror) (A), wobei die Ausdehnung Q
x der Röntgen-Quelle (Q) in einer x-Richtung senkrecht zur Verbindungslinie zwischen
Röntgen-Quelle (Q) und erstem Gradienten-Multischicht-Spiegel (A) in z-Richtung größer
ist als der Akzeptanzbereich (F) des Spiegels (A) in einem Fokus (O
a) des Spiegels (A) in der x-Richtung,
dadurch gekennzeichnet,
dass in einem Fokus (O
a) des ersten Gradienten-Multischicht-Spiegels (A) zwischen Röntgen-Quelle (Q) und
Spiegel (A) eine erste Blende (bl) angeordnet ist, deren Öffnung (F
x bzw. b
2) in x-Richtung dem Akzeptanzbereich (F) des ersten Gradienten-Multischicht-Spiegels
(A) entspricht, und dass für den Abstand q
zA zwischen erster Blende (bl) und Röntgen-Quelle (Q) gilt

wobei α
x den Winkel bezeichnet, unter dem der erste Gradienten-Multischicht-Spiegel (A) von
der ersten Blende (bl) aus gesehen in x-Richtung erscheint.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass ein zweiter Gradienten-Multischicht-Spiegel (B) vorgesehen ist, wobei die Ausdehnung
Q
y der Röntgen-Quelle (Q) in einer y-Richtung senkrecht zur Verbindungslinie zwischen
Röntgen-Quelle (Q) und zweitem Gradienten-Multischicht-Spiegel (B) in z-Richtung größer
ist als der Akzeptanzbereich des Spiegels (B) in einem Fokus (O
b) des Spiegels (B) in der y-Richtung,
dass in einem Fokus (O
b) des zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels (B) zwischen Röntgen-Quelle (Q) und
Spiegel (B) eine zweite Blende angeordnet ist, deren Öffnung in y-Richtung dem Akzeptanzbereich
des zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels (B) entspricht, und dass für den Abstand
q
zB zwischen zweiter Blende und Röntgen-Quelle(Q) gilt

wobei α
y den Winkel bezeichnet, unter dem der zweite Gradienten-Multischicht-Spiegel (B) von
der zweiten Blende aus gesehen in y-Richtung erscheint.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die x-Richtung und die y-Richtung orthogonal sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Fokus (Oa) des ersten Gradienten-Multischicht-Spiegels (A) mit dem Fokus (Ob) des zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels (B) übereinstimmt.
5. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Fokus (Oa) des ersten Gradienten-Multischicht-Spiegels (A) mit dem Fokus (Ob) des zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels (B) nicht übereinstimmt.
6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Blende(n) (bl) einstellbar ist (sind).
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausdehnung Qx der Röntgen-Quelle (Q) in x-Richtung zwischen 2 und 50mal, vorzugsweise zwischen
5 und 20mal, insbesondere 10mal größer ist als der Akzeptanzbereich (F) des ersten
Gradienten-Multischicht-Spiegels (A) in x-Richtung, und dass gegebenenfalls die Ausdehnung
Qy der Röntgen-Quelle (Q) in y-Richtung zwischen 2 und 50mal, vorzugsweise zwischen
5 und 20mal, insbesondere 10mal größer ist als der Akzeptanzbereich des zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels
(B) in y-Richtung.
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Akzeptanzbereich (F) des ersten Gradienten-Multischicht-Spiegels (A) in x-Richtung
und gegebenenfalls der Akzeptanzbereich des zweiten Gradienten-Multischicht-Spiegels
(B) in y-Richtung jeweils zwischen 10 und 100µm beträgt.
9. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erste und gegebenenfalls der zweite Gradienten-Multischicht-Spiegel (A, B) parabolisch
oder elliptisch gekrümmt ist.
10. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erste und gegebenenfalls der zweite Gradienten-Multischicht-Spiegel (A, B) eben
ist.