[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft die Odorierung von Gas.
[0002] Durch thermische Verfahren gewonnene Stadt- und Kokereigase enthielten intensiv riechende
Komponenten und besaßen deshalb einen starken Eigengeruch, so daß austretendes Gas
leicht wahrgenommen werden konnte.
[0003] Aufgrund seiner Herkunft (Erdgas) und eines höheren Reinheitsgrades ist das heute
im öffentlichen Netz verwendete Gas an sich nahezu geruchslos; wenn Leckagen nicht
rechtzeitig bemerkt werden, bauen sich schnell explosionsfähige Gas/Luft-Gemische
mit hohem Gefahrenpotential auf. Aus Sicherheitsgründen wird Gas deswegen durch Zusatz
von Riechstoffen odoriert. So ist in Deutschland vorgeschrieben, daß alle Gase, welche
keinen genügenden Eigengeruch besitzen und in der öffentlichen Gasversorgung verteilt
werden (DVGW-Arbeitsblatt G 260), nach dem DVGW-Arbeitsblatt G 280 odoriert werden;
DVGW = Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V., Eschborn. Diese Odoriermittel
sind auch noch in großer Verdünnung wahrnehmbar und rufen aufgrund ihres außergewöhnlich
unangenehmen Geruchs wunschgemäß eine Alarmassoziation beim Menschen hervor. In Deutschland
werden zur Zeit etwa 90 % des Brauchgases mit Tetrahydrothiophen (THT) odoriert (12
- 25 mg/m
3); daneben ist auch noch die Odorierung mit Mercaptanen oder Thioethern üblich.
[0004] THT und Mercaptane sind für eine zuverlässige Odorierung von Gas hervorragend geeignet.
Im Zuge eines sensibleren Umgangs mit der Umwelt ist jedoch zu beachten, daß bei der
Verbrennung derart odorierter Gase Schwefeldioxid als Verbrennungsprodukt anfällt
- an jeder einzelnen Brennstelle nur wenig, landesweit gesehen aber einige hundert
Tonnen pro Jahr. Man würde diesen Nachteil gerne überwinden, hat dabei aber eine Reihe
von Forderungen zu erfüllen:
1. Der Geruch soll unangenehm und unverwechselbar sein (aus Küche und Haushalte geläufige
Riechstoffe scheiden aus). Er soll bei Menschen, die ausgetretenes Gas riechen, eine
Alarmassoziation hervorrufen.
2. Jede Person mit durchschnittlichem Riechvermögen und durchschnittlicher physiologischer
Kondition muß den Geruch wahrnehmen können.
3. Die Warngeruchsstufe (= mittlere Geruchsintensivität) muß erreicht werden, bevor
die Zündgrenze oder ein kinetischer Kohlenmonoxid-Gehalt erreicht ist.
4. Das Odoriermittel soll möglichst ungiftig sein und darf keine toxischen Verbrennungsprodukte
bilden.
5. Das Odoriermittel soll eine hohe Flüchtigkeit aufweisen und möglichst rückstandsfrei
verdampfen.
6. Ein geeignetes Odoriermittel darf weder bei winterlichen Temperaturen kondensieren
noch sich entmischen noch an metallischen Leitungen haften.
7. Das Odoriermittel soll rückstandsfrei verbrennen.
8. Das Odoriermittel soll lagerstabil und gegenüber dem Gas sowie gegenüber den Anlagen
chemisch beständig sein. Es darf weder die Korrosion fördern noch übliche Dichtungen
angreifen.
[0005] Man hat bereits Anstrengungen unternommen, neue Gasodoriermittel bereitzustellen.
So wurden beispielsweise vorgeschlagen
- Alkylacrylate, Vinyl- bzw. Alkylether und deren Mischungen (JP 76-7481),
- n-Valeriansäure, gegebenenfalls in Kombination mit Ethylacrylat und/oder Triethylamin
(JP 76-34 841),
- Mischungen aus Schwefelverbindungen und aliphatischem Aldehyd (JP 78-35 562),
- Cycohexen (JP 83-42 235),
- Norbornenderivate (JP 87-1998) und
- gesättigte Ether, gesättigte Ester sowie deren Mischungen mit Mercaptanen.
[0006] Es wurde nun gefunden, daß man durch Zusätze von
A. Acrylsäure-C1-C12-, vorzugsweise -C1-C8-alkylestern,
B. Stickstoffverbindungen und gegebenenfalls
C. Antioxidantien
fortschrittlich odoriertes Gas erhält, das die wünschenswerten Eigenschaften weitgehend
in sich vereinigt. Das neue Odoriermittel kann dem Gas in gleicher Größenordnung wie
schwefelhaltige Verbindungen zugesetzt werden und erzeugt bei der Verbrennung keine
korrosionsfördernden Produkte.
[0007] Die Acrylsäureester A umfassen Acrylsäuremethyl-, -ethyl-, -n-propyl-, -isopropyl-,
-n-butyl-, -isobutyl-, -tert.-butyl-, -pentyl-, -hexyl-, -heptyl-, -octyl- und -dodecylester.
In einer bevorzugten Ausführungsform werden als Komponente A Mischungen aus Acrylsäure-C
1-C
6-alkylestern eingesetzt; eine besonders bevorzugte Kombination enthält nebeneinander
Acrylsäuremethyl- und -ethylester. Die Acrylatmischungen können die niederen und die
höheren Ester jeweils im Gewichtsverhältnis von 9:1 bis 1:9, vorzugsweise 7:3 bis
3:7 enthalten.
[0008] Bevorzugte Stickstoffverbindungen B umfassen vor allem Verbindungen
- mit einem Flammpunkt über 20°C, vorzugsweise über 40°C (gemessen nach ISO 2719),
- mit einem Molekulargewicht von 80 bis 160, vorzugsweise 110 bis 145,
- mit einem Siedepunkt von 90 bis 210, vorzugsweise 110 bis 165°C.
[0009] Die Stickstoffverbindungen B umfassen beispielsweise
[0010] Lactone wie Caprolacton
Nitrile wie 2-Nonennitril und Verbindungen der Formel

wobei
- R1 bis R4
- unabhängig voneinander für Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl, bevorzugt Methyl oder Ethyl stehen.
[0011] Bevorzugte Verbindungen (1) sind z.B. 2-Methylpyrazin, 2,3-Dimethylpyrazin, 2,6-Dimethylpyrazin,
2,3,5-Trimethylpyrazin, Tetramethylpyrazin, 2-Ethylpyrazin, 2,3-Diethylpyrazin, 5,2-Methylethylpyrazin,
2,3-Methylethylpyrazin, 5,2,3-Methyldiethylpyrazin und 3,5,2- sowie 3,6,2-Dimethylethylpyrazin,
2,3-Methylethylpyrazin und Tetramethylpyrazin sind bevorzugt.
[0012] Die Stickstoffverbindungen B können in Mengen von 1 bis 100, vorzugsweise 30 bis
100, insbesondere 10 bis 50 Gewichtsteilen pro 1 000 Gewichtsteile A eingesetzt werden.
[0013] Die Odoriermittel können zum Schutz vor unerwünschter Oxidation Antioxidantien enthalten,
wie sie beispielsweise bei Römpp-Lexikon Chemie Version 1.3 beschrieben sind. Bevorzugte
Antioxidantien umfassen Butylhydroxyanisol, Jonol = tert.-Butylhydroxytoluol, Hydrochinonmonomethylether
und α-Tocopherol.
[0014] Die Antioxidantien C werden bevorzugt in Mengen von 0,01 bis 5, insbesondere 0,05
bis 2, speziell 0,1 bis 1 Gewichtsteilen pro 1 000 Gewichsteile A eingesetzt.
[0015] Bevorzugte Gasodorierungsmittel können beispielsweise folgende Zusammensetzungen
besitzen:
Beispiel 1 |
Ethylacrylat |
600 g |
Methylacrylat |
360 g |
5,2,3-Methyldiethylpyrazin |
39 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 2 |
Ethylacrylat |
535 g |
Methylacrylat |
400 g |
2-Methylpyrazin |
64 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 3 |
Ethylacrylat |
320 g |
Methylacrylat |
637 g |
3,5(6),2-Dimethylethylpyrazin |
42 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 4 |
Ethylacrylat |
460 g |
Methylacrylat |
460 g |
2,6-Dimcthylpyrazin |
79 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 5 |
Ethylacrylat |
520 g |
Methylacrylat |
459 g |
2,3,5-Trimethylpyrazin |
20 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 6 |
Ethylacrylat |
885 g |
Methylacrylat |
100 g |
2,3-Methylethylpyrazin |
14 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 7 |
Ethylacrylat |
700 g |
Methylacrylat |
274 g |
2,3-Dimethylpyrazin |
25 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 8 |
Ethylacrylat |
350 g |
Methylacrylat |
600 g |
Tetramethylpyrazin |
49 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 9 |
Ethylacrylat |
144 g |
Methylacrylat |
800 g |
2-Ethylpyrazin |
56 g |
Beispiel 10 |
Ethylacrylat |
615 g |
Methylacrylat |
300 g |
5,2-Methylethylpyrazin |
85 g |
Beispiel 11 |
Ethylacrylat |
320 g |
Methylacrylat |
649 g |
3,5(6),2-Dimethylethylpyrazin |
15 g |
2,3-Dimethylethylpyrazin |
15 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 12 |
Ethylacrylat |
120 g |
Methylacrylat |
807 g |
2-Ethylpyrazin |
30 g |
5,2-Methylethylpyrazin |
42 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 13 |
Ethylacrylat |
520 g |
Methylacrylat |
434 g |
2,6-Dimethylpyrazin |
20 g |
2,3-Methylethylpyrazin |
25 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 14 |
Ethylacrylat |
320 g |
Methylacrylat |
633 g |
2,3-Diethylpyrazin |
34 g |
2,3-Methylethylpyrazin |
12 g |
Jonol |
1 g |
Beispiel 15 |
Ethylacrylat |
759 g |
Methylacrylat |
200 g |
2-Methylpyrazin |
30 g |
Tetramethylpyrazin |
10 g |
Jonol |
1 g |
1. Verfahren zum Odorieren von Gas durch Zusatz
A. mindestens eines Acrylsäure-C1-C12-alkylesters,
B. mindestens einer N-Verbindung mit einem Siedpunkt von 90 bis 210°C und einem Molekulargewicht
von 80 bis 160 und gegebenenfalls
C. eines Antioxidans.
2. Verfahren nach Aspekt 1, wonach man mindestens 2 verschiedene Acrylsäureester A
zusetzt.
3. Verfahren nach Aspekt 1, wonach man als Komponente A eine Mischung aus zwei unterschiedlichen
Acrylsäure-C1-C6-alkylestern zusetzt.
4. Verfahren nach Aspekt 3, wonach das Gewichtsverhältnis der beiden Acrylsäureester-Klassen
9:1 bis 1:9 beträgt.
5. Verfahren nach Aspekten 1 bis 4, wonach man als Komponente B eine Verbindung der
Formel

einsetzt, wobei
R1 bis R4 unabhängig voneinander für Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl stehen.
6. Verfahren nach Aspekten 1 bis 5, wonach die Komponente B in einer Menge von 1 bis
100 Gewichtsteilen pro 1 000 Gewichtsteile A eingesetzt wird.
7. Verfahren nach Aspekten 1 bis 6, wonach die Komponente C in einer Menge von 0,01
bis 5 Gewichtsteilen pro 1 000 Gewichtsteile A eingesetzt wird.
8. Nach Verfahren gemäß Aspekten 1 bis 6 odoriertes Gas.
1. Gasodorierungsmittel, umfassend
A. mindestens einen Acrylsäure-C1-C12-alkylester
B. eine Verbindung der Formel

wobei
R1 bis R4 unabhängig voneinander für Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl stehen und ggf.
C. ein Antioxidans.
2. Gasodorierungsmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es mindestens zwei Acrylsäure-C1-C12-alkylester umfasst.
3. Gasodorierungsmittel nach Anspruch 1, umfassend als Komponente A eine Mischung aus
zwei unterschiedlichen Acrylsäure-C1-C6-alkylestern.
4. Gasodorierungsmittel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewichtsverhältnis der beiden Acrylsäureesterklassen 9:1 bis 1:9 beträgt.
5. Gasodorierungsmittel nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Komponente B in einer Menge von 1 bis 100 Gewichtsteilen pro 1000 Gewichtsteile A
vorliegt.
6. Gasodorierungsmittel nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente C in einer Menge von 0,01 bis 5 Gewichteilen pro 1000 Gewichtsteile
A vorliegt.