[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Kompensieren von Schiessfehlern
eines ein Waffenrohr aufweisenden Geschützes eines Waffensystems, welche verursacht
werden durch statische Geschützgeometrie-Fehler, nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1 bzw.
12, und einen Systemrechner für ein Waffensystem nach dem Obergriff des Anspruchs
17.
[0002] Grundsätzlich bezieht sich die Erfindung auf sämtliche mögliche statische Geschützgeometrie-Fehler
und ihre Kompensation.
[0003] Geschütze bestehen aus zahlreichen Einzelteilen, die fest oder beweglich miteinander
verbunden sind. Die Einzelteile können nie präzis masshaltig, sondern nur mit gewissen
Fertigungstoleranzen bzw. Abweichungen von den theoretisch festgelegten Massen hergestellt
werden, und auch bei der Montage ergeben sich innerhalb der festgelegten Montagetoleranzen
Abweichungen von den beabsichtigten gegenseitigen Lagen. Die Gesamtheit der Abweichungen
hat zur Folge, dass jedes Geschütz Abweichungen von seiner Idealgeometrie aufweist,
die als Geschützgeometrie-Fehler bezeichnet werden. Solche Geschützgeometrie-Fehler
Art setzen sich aus zahlreichen Typen von Fehlern zusammen. Beispielsweise manifestieren
sich Geschützgeometrie-Fehler dadurch, dass das Azimut α des Waffenrohres in der Null-Lage,
wie sie durch eine Azimut-Anzeige des Geschützes angezeigt wird, in Wirklichkeit nicht
gleich 0° ist, sondern um einen geringen Winkel Δα von 0° abweicht. Entsprechend kann
die Elevation λ des Waffenrohres in ihrer Null-Lage nicht den von der Elevations-Anzeige
des Geschützes angezeigten Wert 0° haben, sondern um einen geringen Winkel Δλ von
0° abweichen. In einzelnen Fällen mögen zwar Δα und Δλ gleich Null sein, aber nur
dann, wenn sich verschiedene Geschützgeometrie-Fehler kompensieren.
[0004] Die Fertigungstoleranzen können zwar für gleiche Einzelteile einer Serie von Geschützen
gleich oder annähernd gleich sein, wenn solche Einzelteile stets auf demselben Automaten,
mit sich nicht abnützenden oder präzis nachstellbaren Werkzeugen und bei gleichen
äusseren Bedingungen wie z.B. Temperaturbedingungen hergestellt werden. Dennoch werden
nach der Montage die Geschützgeometrie-Fehler von Geschütz zu Geschütz verschieden
sein.
[0005] Das Problem wird dadurch verschärft, dass die Geschützgeometrie-Fehler, insbesondere
die Winkelfehler, nicht konstant sind, sondern sich aus verschiedenen Gründen ändern.
Bei beweglichen Einzelteilen sind solche Änderungen in erster Linie die Folge von
Abnutzungen; sie nehmen also im Laufe der Zeit zu. Die Änderung der Fehler stehen
aber auch im Zusammenhang mit den herrschenden Umgebungsbedingungen wie zum Beispiel
den Luft- und Geschütztemperaturen; sie können daher abwechselnd zu- und abnehmen.
[0006] Eine weitere Komplikation tritt dadurch auf, dass die Geschützgeometrie-Fehler auch
von der jeweiligen Stellung der Einzelteile beeinflusst werden, da die mechanischen
Beanspruchungen und damit die Deformationen der Einzelteile teilweise lagebedingt
sind.
[0007] Schliesslich können die Geschützgeometrie-Fehler, die sich in einer bestimmten Lage
des Waffenrohres und zu einem bestimmten Zeitpunkt manifestieren, auch von der Drehrichtung
abhängen, in welcher das Waffenrohr in diese bestimmte Lage gebracht worden ist.
[0008] Die Geschützgeometrie-Fehler charakterisieren die einzelnen Geschütze und stellen
dadurch eigentliche Geschütz-Parameter dar. Als Folge der Geschützgeometrie-Fehler,
insbesondere als Folge der Winkel-Fehler, entstehen Schiessfehler bzw. eine Verminderung
der Treffgenauigkeit der Geschütze. Wegen der weiten Distanzen zwischen der Mündung
der Waffenrohre und den Zielen, welche durch die vom Waffenrohr abgeschossenen Projektile
getroffen werden sollen, verursachen auch geringe winkelmässige Abweichungen des Waffenrohres
beträchtliche Ablagen der Projektile von den zu bekämpfenden Zielen.
[0009] Sind die Geschützgeometrie-Fehler bzw. Geschütz-Parameter bekannt, so lassen sich
die auf ihnen beruhenden Schiessfehler kompensieren, indem die Geschütz-Parameter,
zusätzlich zu anderen Daten, durch die Software eines dem Geschütz zugeordneten Rechners
bei der Bestimmung der Richt-Werte berücksichtigt werden können. Unter dem Begriff
eines dem Geschütz zugeordneten Rechners sollen ein Geschützrechner und/oder ein Rechner
eines Feuerleitgerätes verstanden werden. Andere Daten, die vom Rechner berücksichtigt
werden, sind insbesondere Zieldaten, welche den Ort und die Bewegung des Zieles beschreiben,
Meteorologie-Daten, welche die jeweiligen meteorologischen Verhältnisse beschreiben,
v
0-Daten, welche die Abweichung der tatsächlichen Mündungsgeschwindigkeit von einer
theoretisch bestimmten Mündungsgeschwindigkeit betreffen, und ggfs. Geschoss-Daten,
welche die jeweils verschossenen Geschosse charakterisieren.
[0010] Die Bestimmung der Geschützgeometrie-Fehler bzw. Geschütz-Parameter, ihre Verwertung
zur Gewinnung von Korrekturfunktionen und die Implementierung der Korrekturfunktionen
in die Software des Rechners müssen vor der Inbetriebnahme der Geschütze erfolgen,
und zwar für jedes Geschütz einzeln.
[0011] Die bisher bekannten Verfahren zur Messung der Geschützparameter weisen zahlreiche
Nachteile auf. Nicht alle Typen der Geschützgeometrie-Fehler können gemessen werden.
Die Messungen können nicht in automatisierter Weise durchgeführt werden und benötigen
daher viel Zeit; demzufolge werden pro Messlage des Waffenrohres jeweils nur wenige
Messungen gemacht, was zur Folge hat, dass zufällige Messfehler nicht ausgemerzt werden
können. Die Messungen benötigen nicht nur sehr viel Zeit, sondern erforden auch verhältnismässig
viel Personal, so dass sie sehr kostenintensiv sind. Ausserdem ist ein Teil des Messpersonals
verhältnismässig grossen Gefahren ausgesetzt, da es sich zur Durchführung der Messungen
im Bereich der Waffenrohrmündung befinden muss; bei grösseren Elevationen und langen
Waffenrohren bedeutet dies, dass Messpersonen mittels einer Hubeinrichtung in den
Bereich der Waffenrohrmündung gehievt oder Messungen auf einer Leiter durchführen
müssen.
[0012] Die
Aufgabe der Erfindung wird somit darin gesehen,
- ein Verfahren zum Kompensieren von Schiessfehlern der eingangs genannten Art anzugeben,
welches eine vollständige Erfassung der Geschützgeometrie-Fehler erlaubt und präzis,
rasch, mit wenig Personal und vorzugsweise automatisiert durchführbar ist;
- eine Einrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens vorzuschlagen; und
- einen Feuerleitrechner bzw. Systemrechner für ein Waffensystem vorzuschlagen, mit
welchem die neue Einrichtung koppelbar ist.
[0013] Die
Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäss
- für das Verfahren durch die Merkmale des Anspruchs 1;
- für die Einrichtung durch die Merkmale des Anspruchs 12; und
- für den Feuerleitrechner bzw. Systemrechner durch die Merkmale des Anspruchs 17.
[0014] Bevorzugte Weiterbildungen des erfindungsgemössen Verfahrens und der erfindungsgemässen
Einrichtung sind durch die jeweiligen abhängigen Ansprüche definiert.
[0015] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile sind im Wesentlichen die Folgenden:
- Alle Winkelfehler, die durch statische Geschützgeometrie-Fehler bedingt sind, können
erfasst und in der Folge kompensiert werden.
- Statische Geschützgeometrie-Fehler, die bisher nur ungenau und mit grossem Aufwand
bestimmt werden konnten, können nun genau gemessen und entsprechend effizient kompensiert
werden.
- Der Einsatz eines Kreisel-Messystems erlaubt es, Winkelmessungen durchzuführen, ohne
die Waffe vorgängig zu horizontieren.
- Der Einsatz eines opto-elektronischen Kreisels, insbesondere eines Faserkreisels,
erlaubt es, Winkelmessungen durchzuführen, die bezüglich Genauigkeit, Zuverlässigkeit
und Reproduzierbarkeit die bisher durchführbaren Messungen weit übersteigen und die
bedeutend detailliertere Messergebnisse liefern als bisher erzielbar; dadurch werden
weit genauere Kompensationen der geschützgeometrie-bedingten Schiessfehler ermöglicht.
- Die Messungen können schnell und automatisiert durchgeführt werden; der zeitliche
und personelle Aufwand für die Vermessung eines Geschützes ist gering, was beträchtliche
kostenmässige Einsparungen zur Folge hat.
- Die Unfallgefahr für die an den Messungen beteiligten Personen kann stark reduziert
werden.
[0016] Bevor in der Folge näher auf die Erfindung eingegangen wird, sollen einige grundsätzliche
Begriffe erläutert werden.
[0017] Obwohl weiter unten nur auf Azimutgleichlauf-Fehler, Elevationsgleichlauf-Fehler,
Lotablauf-Fehler, Taumel-Fehler und Schiel-Fehler sowie deren Kompensation näher eingegangen
wird, ist der grundlegende Erfindungsgedanke auf alle überhaupt vorkommenden Geschützgeometrie-Fehler
anwendbar.
[0018] Das Waffenrohr, dessen Stellung durch die Geschützgeometrie-Fehler beeinflusst wird,
kann durch Hin- und Her-Schwenkung oder vollständige Drehung in verschiedene Lagen
gebracht werden, wobei jede Lage durch das entsprechende Azimut, das heisst den entsprechenden
Seitenwinkel sowie durch die entsprechende Elevation, das heisst den entsprechenden
Höhenwinkel, definiert ist. Eine Rotation um die Hochachse verändert das Azimut und
eine Rotation um die Querachse verändert die Elevation. Die Hochachse und die Querachse
sind zwei Achsen eines räumlichen, vorzugsweise orthogonalen Achsensystems, dessen
Achsen in
Tabelle 1 definiert sind. Im rahmen der vorliegenden Beschreibung wird unter dem Azimut nicht
wie im Schiessbetrieb die Abweichung von der Nordrichtung sondern von einer Nulllage
verstanden.
Tabelle 1
Definition der Achsen |
L-Achse |
Querachse |
(Theoretisch) horizontale Achse, um welche das Waffenrohr schwenkbar ist; hierdurch
wird die Elevation λ eingestellt; |
|
A-Achse |
Hochachse |
(Theoretisch) vertikale Achse um welche das Waffenrohr schwenkbar ist; hierbei wird
das Azimut α eingestellt. |
|
R-Achse |
Längsachse |
(Theoretisch) horizontale Achse des Waffenrohres in Zurrlage, mit Azimut α = 0 und
Elevation λ = 0; |
[0019] Schiessfehler treten auf, weil die tatsächliche Stellung bzw. Ist-Stellung des Waffenrohres
nicht gleich ist wie seine Soll-Stellung. Die Soll.Stellung ist unter Anderem durch
die vom Feuerleitrechner bzw. Systemrechner ermittelten Werte für Azimut und Elevation
definiert, wird aber auf Grund von statischen Geschützgeometrie-Fehlern nicht eingenommen
wird. Die auftretenden Winkelfehler der Stellung des Waffenrohres, die sie verursachenden
Geschützgeometrie-Fehler und die primären Ursachen der Geschützgeometrie-Fehler sind
aus
Tabelle 2 ersichtlich. Die Winkelfehler, die sich als Azimut-Fehler und als Elevations-Fehler
manifestieren, bestehen aus den folgenden fünf Typen von Fehlern, die aber nicht unabhängig
voneinander sind:
(1) |
Azimutgleichlauf-Fehler |
Δα1 |
(2) |
Taumel-Fehler |
Δτ |
(3) |
Elevationsgleichlauf-Fehler |
Δλ |
(4) |
Lotablauf-Fehler |
Δα2 |
(5) |
Schiel-Fehler |
Δσ |
Tabelle 2
Winkelfehler der Stellung des Waffenrohres, Geschützgeometrie-Fehler und ihre Ursachen |
Winkelfehler |
Geschütz-Geometrie- Fehler |
Ursache |
Azimut-Fehler (Seitenfehler) |
Δα1 Azimutgleichlauf-Fehler |
1.Exzentrizität des Seitendrehlagers |
2.Unrundheit des Seitendrehlagers |
3.Variable Zahnabstände im Zahnkranz der Seitendrehung |
4.Coderfehler |
|
Δα2.Lotablauf-Fehler |
5.Verkantung der Elevationsachse zum Horizont |
6.Nicht-Orthogonalität von Rohrachse und Elevationsachse |
|
Δσ Schiel-Fehler |
7.Nicht-Parallelität von Rohrachse und Visierlinie |
Elevations-Fehler (Höhenfehler) |
Δλ Elevationsgleichlauf-Fehler |
8.Exzentrizität des Höhendrehlagers |
9.Unrundheit des Höhendrehlagers |
10.Variable Zahnabstände im Zahnkranz der Höhendrehung |
11.Coderfehler |
12.Rückwärtskippen des Geschützes bei zunehmender Elevation |
|
Δτ Taumel-Fehler |
13.Elastizität der Struktur |
|
Δσ Schiel-Fehler |
7.Nicht-Parallelität von Rohrachse und Visierlinie |
[0020] Um diese Teil-Fehler zu ermitteln, werden mehrere Messungen durchgeführt. Für ein
rationelles Vorgehen ist es vorteilhaft, die Messungen im Laufe von drei Messprozeduren
durchzuführen, da jeweils in einer Lage des Waffenrohres Messungen durchgeführt werden,
die mehr als einen Fehlertypus betreffen. Aus
Tabelle 3 sind die drei Messprozeduren, die Teilfehler und die jeweils benutzten Messgeräte
ersichtlich.
Tabelle 3
Winkelfehler, Messprozeduren und Messgeräte |
Mess-Prozedur |
betrifft die Teilfehler |
|
Messgerät |
1 |
Azimutgleichlauf-Fehler
Taumel-Fehler |
Δα1
Δτ |
Kreiselmessgerät
Wasserwaage |
2 |
Elevationsgleichlauf-Fehler
Lotablauf-Fehler |
Δλ
Δα2 |
Kreiselmessgerät
Kreiselmessgerät |
2 |
Schiel-Fehler |
Δσ |
Optische
Vorrichtung
[Zielfernrohr] |
[0021] Zur Kompensation der Schiessfehler, die auf statischen Geschützgeometrie-Fehlern
eines Geschützes eines Waffensystems beruhen, wird grundsätzlich wie folgt vorgegangen:
Ein Winkel-Fehler, der bei Bewegung des Waffenrohres um eine der Rotationsachsen entsteht,
wird bestimmt. Das Waffenrohr wird durch Rotation in einem Drehsinn um die genannte
Rotationsachse aus einer Null-Lage in Schritten via aufeinanderfolgende Messlagen
in eine Endlage, welche auch eine Mess-Lage ist, gebracht. Die Rotation wird von einem
Rechner kontrolliert. Mittels einer geeigneten Mess-Einheit einer Mess-Anlage wird
nach jedem Schritt der tatsächliche Winkel bestimmt, um welchen das Waffenrohr gedreht
wurde; dieser Winkel wird als Ist-Wert bezeichnet. Zugleich wird nach jedem Schritt
der theoretische Winkel bestimmt, um welchen sich das Waffenrohr, zum Beispiel gemäss
Angaben an einer Skala am Geschütz oder am zugeordneten Feuerleitrechner bzw. Systemrechner,
gedreht haben müsste; dieser Winkel wird als Soll-Wert bezeichnet. Sodann wird für
jede Messlage die Winkeldifferenz zwischen dem Soll-Wert und dem Ist-Wert berechnet;
diese Differenz wird als Fehler-Wert bezeichnet. Aus dem Fehler-Wert wird ein Korrektur-Wert
ermittelt, der in der Software des Feuerleitrechners bzw. Systemrechners implementiert
und fortan bei der Bestimmung der Richt-Werte, das heisst der Werte für Azimut und
Elevation, berücksichtigt wird. Primär erfolgt die Berechnung der Richt-Werte unter
Benutzung von Zieldaten, das heisst von Daten, welche Lagen und eventuelle Bewegungen
eines zu bekämpfenden Zieles beschreiben, und von Basllistikdaten. Mit Hilfe des Verfahrens
nach der Erfindung wird diese primäre Berechnung korrigiert.
[0022] Insbesondere können zur Ermittlung der Korrektur-Werte die Ist-Werte in Abhängigkeit
von den Soll-Werten dargestellt und so aufbereitet werden, dass sich aus ihnen die
Korrektur-Werte bestimmen lassen. Eine solche Aufbereitung, bei welcher aus den gemessenen
Winkel-Fehlern Korrektur-Werte resultieren, kann numerisch bzw. mit tabellarischen
Hilfsmitteln oder mathematisch oder kombiniert numerisch/mathematisch vorgenommen
werden.
[0023] Bei der numerischen Methode werden Wertepaare in einer Tabelle gespeichert, wobei
von jedem Wertepaar ein erster Wert der Soll-Wert und ein zweiter Wert der Ist-Wert
oder die Differenz zwischen Ist-Wert und Soll-Wert ist. Die Wertepaare können auch
als empirische Fehler-Kurve betrachtet werden. Die Tabelle bzw. die empirische Fehler-Kurve
steht dann bei der Berechnung von Richt-Werten zur Verfügung, derart, dass die Berechnung
jedes Richt-Wertes in korrigierter Weise unter Berücksichtigung der entsprechenden
Werte der Tabelle bzw. der empirischen Fehler-Kurve erfolgt.
[0024] Bei der mathematischen Methode werden die Fehler-Werte zuerst tabellarisch in Abhängigkeit
des Soll-Winkels bzw. als empirische Fehler-Kurve dargestellt und dann durch mindestens
eine mathematische Funktion angenähert werden; das heisst, die empirische Fehler-Kurve
wird entweder über ihren ganzen Verlauf durch eine einzige mathematische Fehler-Funktion
oder abschnittsweise durch je eine mathematische Teil-Fehler-Funktion, insgesamt also
durch mehrere mathematische Teil-Fehler-Funktionen angenähert. Die mathematische Fehler-Funktion
wird dann dem Rechner zur Verfügung gestellt, der daraus eine Korrektur-Funktion bestimmt,
die er bei der Berechnung der Richt-Werte für das Waffenrohr, das heisst des Azimuts
und der Elevation, berücksichtigt.
[0025] Die numerische Methode kann so ausgestaltet werden, dass die notwendige Genauigkeit
für die Kompensation der Schiessfehler gewährleistet ist. Wie weiter unten genauer
dargelegt, weist aber die mathematische Methode den Vorteil auf, dass mathematischen
Fehler-Funktionen einfach, nämlich mit bekannten mathematischen Verfahren, analysiert
werden können; daraus lassen sich nicht nur die Werte für die Kompensation der Schiessfehler
sondern auch Einsichten über den Einfluss einzelner konstruktiver Gegebenheiten auf
die Fehler-Funktionen gewinnen; daraufhin veranlasste konstruktive Verbesserungen
dienen letzlich dazu, die geschützgeometrie-bedingten Schiessfehler an der Wurzel
zu bekämpfen, indem die Geschützgeometrie-Fehler ausgemerzt werden. Der Begriff konstruktiv
soll sich auf konzeptionelle, wie auch auf herstellungsmässige und montagemässige
Gegebenheiten beziehen.
[0026] Zur Ausschaltung von zufälligen Messfehlern ist es vorteilhaft, den oben beschriebenen
Messvorgang ein- oder vielfach zu wiederholen und die erhaltenen Werte tabellarisch
zu mitteln. Alternativ kann aus den Messungen aller gleich durchgeführten Messvorgänge
eine mittlere empirische Fehler-Kurve oder aus jeder empirischen Fehler-Kurve eine
mathematische Fehler-Funktion und aus dieser eine mittlere mathematische Fehler-Funktion
oder aus jeder empirischen Fehler-Kurve eine Korrektur-Funktion und aus allen Korrektur-Funktionen
eine mittlere Korrektur-Funktion gebildet werden.
[0027] Für die oben beschriebenen Messungen erfolgt die Rotation des Waffenrohres stets
im selben Drehsinn; die so erhaltenen Fehler-Werte sind monodirektional bestimmte
Fehler-Werte, die numerisch oder mathematisch aufbereitet werden. Insbesondere ist
die empirische Fehler-Kurve bzw. mathematische Fehler-Funktion eine mono-direktional
bestimmte bzw. mono-direktionale Fehler-Kurve bzw. Fehler-Funktion. Die Fehler-Werte
sind aber, wie weiter oben erläutert, im Allgemeinen unter Anderem abhängig vom Drehsinn,
in welchem diese Rotation durchgeführt wird. Es ist daher von Vorteil, zwei Messungen
durchzuführen. Das Waffenrohr wird hierbei für die erste Messung in einem ersten Drehsinn
und für die zweite Messung im entgegengesetzten Drehsinn um dieselbe Rotationsachse
gedreht. Die Messlagen der erstdirektionalen Rotation und die Messlagen der zweitdirektionalen
Messlagen können, müssen aber nicht, übereinstimmen. Bei diesen Rotationen werden
erst-direktionale und zweit-direktionale Fehler-Werte ermittelt. Sind die Abweichungen
zwischen den erst-direktionalen und den zweitdirektionalen Fehler-Werten klein, so
kann ein direktions-freier Fehler-Wert ermittelt und weiter aufbereitet bzw. verwertet
werden. Insbesondere kann aus der erst-direktionalen empirischen Fehler-Kurve und
der zweit-direktionalen empirischen Fehler-Kurve eine mittlere direktions-freie empirische
Fehler-Kurve, aus der letzteren eine mittlere direktions-freie mathematische Fehler-Funktion
und aus dieser eine mittlere direktions--freie Korrektur-Funktion bestimmt werden,
wobei die Korrektur-Funktion bei der Berechnung der Richt-Werte berücksichtigt wird.
Da aber der Einfluss des Drehsinns einen systematischen Fehleranteil der gesamten
Fehler-Werte zur Folge hat, werden vorzugsweise sowohl der erst-direktionale Fehler-Werte
als auch der zweit-direktionale Fehler-Werte separat aufbereitet bzw. verwertet.
[0028] Je nach den zu erfassenden Fehlern werden, wie schon erwähnt, verschiedene Messgeräte
benutzt. Verwendet werden insbesondere Wasserwagen, vorzugsweise elektronische Wasserwagen,
und Kreisel-Messsysteme, vorzugsweise optoelektronische Kreisel-Messsysteme, worunter
zum Beispiel Ringlaserkreisel und Faserkreisel verstanden werden. Die Messgeräte müssen
im Allgemeinen nach ihrer Montage am Geschütz bzw. am Waffenrohr vor Beginn einer
Messprozedur geeicht werden. Bei der Benutzung von Kreisel-Messsystemen müssen im
Allgemeinen auch die sich stetig ändernde Kreiseldrift erfasst und die gemessenen
Werte jeweils entsprechend der Kreiseldrift korrigiert werden. Ein Beispiel für die
Erfassung und Berücksichtigung der Kreiseldrift ist in der Europäischen Patentanmeldung
EP-00126917.4 beschrieben.
[0029] Die obige Beschreibung betrifft die Ermittlung einer Korrektur-Funktion, die auf
der Erfassung von Fehler-Werten beruht, der bei der Rotation des Waffenrohres um eine
der Achsen entsteht. Das Waffenrohr wird aber beim Richten nicht nur um eine Achse
sondern um zwei nicht-zusammenfallende, im allgemeinen orthogonale Achsen gedreht.
Vorzugsweise ist die erste Achse die Hochachse A und die zweite Achse die Querachse
L, wobei das Azimut α durch Rotation um die Hochachse A und die Elevation λ durch
Rotation um die Querachse L eingestellt werden.
[0030] Im Laufe einer ersten Messprozedur können der Azimutgleichlauf-Fehler Δα
1 und der Taumel-Fehlers Δτ ermittelt werden.
[0031] Zur Erfassung des Azimutgleichlauf-Fehlers Δα
1 wird das Waffenrohr bei einer Elevation von 0° im Azimut α in Schritten verändert.
Bei der mathematischen Methode ergeben die hierbei ermittelten Azimut-Fehler eine
Azimut-Fehler-Kurve, die im Allgemeinen so beschaffen ist, dass sie durch eine Sinus-Funktion
angenähert werden kann, wobei einer Rotation des Waffenrohres um 360° eine oder mehrere
Perioden der Sinus-Funktion entsprechen. Als Messgerät wird eine erste Messeinheit
des Kreisel-Messsystems benutzt.
[0032] Innerhalb der ersten Messprozedur wird auch der Taumel-Fehler Δτ erfasst. Hierzu
können die zur Erfassung des Azimutgleichlauf-Fehlers Δα
1 durchgeführten Rotationen des Waffenrohres wiederholt werden. Erfasst bzw. ermittelt
werden aber nicht das Ist-Azimut und das Soll-Azimut bzw. deren Differenz. Erfasst
wird der tatsächliche Neigungswinkel der Waffenrohrachse zur Horizontalen; dieser
Neigungswinkel wird als Ist-Taumelwinkel bzw. Ist-Wert bezeichnet. Der theoretische
Neigungswinkel, welcher als Soll-Taumelwinkel bzw. Soll-Wert bezeichnet wird, ist
hier stets Null, da die Messprozedur bei einer Elevation von 0° durchgeführt wird.
Erfasst wird also die Taumelbewegung bei einer Rotation um die Hochachse A. Es wäre
allerdings auch möglich, die Messprozedur bei einem konstanten Elevations-Winkel,
der nicht O° beträgt, durchzuführen; der Soll-Taumelwinkel würde in einem solchen
Falle diesem konstanten, theoretischen Elevationswinkel entsprechen, und der Ist-Taumelwinkel
würde der Abweichung des tatsächlichen Elevationswinkels vom theoretischen Elevationswinkel
entsprechen. Als Messsystem wird eine Wasserwaage, vorzugsweise eine elektronische
Wasserwaage, benutzt.
[0033] Im Laufe einer zweiten Messprozedur können der Elevationsgleichlauf-Fehler Δλ und
der Lotablauf-Fehler Δα2 bestimmt werden.
[0034] Der Elevationsgleichlauf-Fehler Δλ setzt sich aus zwei Anteilen zusammen, die nur
gemeinsam bestimmbar sind.
[0035] Ein erster Anteil des Elevationsgleichlauf-Fehlers Δλ beruht - analog zum Azimutgleichlauf-Fehler
- darauf, dass die jeweiligen Ist-Winkel des Waffenrohres mit den Soll-Winkeln nicht
übereinstimmen. Eine diesen Anteil des Elevationsgleichlauf-Fehlers Δλ beschreibende
Teil-Fehler-Kurve bzw. Teil-Fehler-Funktion hat die Natur einer Sinusfunktion, ggfs.
mit mehrfacher Kreisfrequenz.
[0036] Ein weiterer Anteil des Elevationsgleichlauf-Fehlers Δλ beruht darauf, dass mit zunehmender
Elevation das vom Gewicht des Waffenrohrs auf die Lafette ausgeübte Drehmoment geringer
wird; dieses Drehmoment hat die Tendenz, das Waffenrohr nach unten zu drehen; in einer
Zurrlage, zum Beispiel mit Azimut 0° und geringer Elevation, wird das Geschütz tendenziell
nach vorne kippen. Durch die Abnahme des Drehmomentes bei zunehmender Elevation wird
das Waffenrohr weniger nach unten gezogen, mit der Folge, dass das Geschütz weniger
nach vorne kippt bzw., im Vergleich zur Zurrlage, nach hinten kippt. Die Teil-Fehler-Kurve
bzw. Teil-Fehler-Funktion, die diesen Anteil des Elevationsgleichlauf-Fehlers beschreibt,
hat die Natur einer von 1 subtrahierten Cosinus-Kurve mit einfacher Kreisfrequenz.
[0037] Die Messungen der zweiten Messprozedur, mit welchen der Elevationsgleichlauf-Fehler
bestimmt wird, laufen analog zur Messprozedur ab, mit welcher der Azimutgleichlauf-Fehler
erfasst wird. Sie ergeben bei der mathematischen Methode eine Fehler-Funktion in der
Art einer Sinus-Funktion entsprechend dem ersten Anteil des Elevationsgleichlauf-Fehler,
wobei aber diese sinusartige Funktion nicht um eine Horizontale sondern um die stetig
ansteigende Kurve der von 1 subtrahierten Cosinus-Kurve entsprechend dem zweiten Anteil
des Elevationsgleichlauf-Fehlers schwingt. Mathematisch lassen sich die beiden Teil-Fehler-Funktionen
trennen. Für die Berechnung der entsprechenden Korrektur-Funktion muss eine solche
Trennung nicht durchgeführt werden, da ja nur das Ergebnis, nämlich die Korrektur
des gesamten Elevationsgleichlauf-Fehlers, von Belang ist. Die Teil-Fehler-Funktionen
können aber ggfs. interessant sein, weil sie Fehler der Geschützkonstruktion, der
Temperaturabhängigkeit einzelner Baugruppen, der Abnützung und Anderes mehr sichtbar
machen. Zur Messung wird eine zweite Messeinheit des Kreisel-Messsystems benutzt.
[0038] Der Lotablauf-Fehler Δα2, der ebenfalls innerhalb der zweiten Messprozedur ermittelt
werden kann, beruht darauf, dass die Elevationsachse
L und die Azimutachse
A nicht wie angestrebt orthogonal zueinander stehen, und dass die Waffenrohrachse nicht
wie angestrebt orthogonal zur Elevationsachse
L steht. Auch bei horizontiertem Geschütz hat dann eine Veränderung der Elevation λ
einen Fehler des Azimuts α zur Folge. Der Lotablauf-Fehler Δα
2 kann prinzipiell mit einer Funktion beschrieben bzw. entsprechend korrigiert werden,
welche im Wesentlichen proportional ist zur Summe einer Tangensfunktion von λ und
einer inversen Cosinusfunktion von λ, nämlich Δα2=
a tg α
+ b/cos λ -
b. Bei einer Elevation von 90° oder nahezu 90° kann offensichtlich eine Korrektur nicht
auf Grund dieser Funktion erfolgen, da
cos λ dort unendlich wird. Der Lotablauf-Fehler Δα2 wird mit der ersten Messeinheit des
Kreisel-Messsystems gemessen.
[0039] In einer dritten Messprozedur wird schliesslich der Schiel-Fehler Δσ erfasst. Dieser
stellt die Nicht-Paralleltät von Waffenrohrachse und Visierlinie dar. Der Schiel-Fehler
Δσ wird beim Verfahren nach der Erfindung in herkömmlicher und daher nicht weiter
beschriebener Weise ermittelt und aufbereitet.
[0040] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden im Folgenden anhand von Beispielen
und mit Bezug auf die Zeichnung beschrieben; es zeigen:
- Fig. 1A
- ein Waffensystem mit einer Einrichtung nach der Erfindung, in schematischer Darstellung;
- Fig. 1B
- ein Geschütz des Waffensystems der Fig. 1A, in vereinfachter Darstellung, mit drei
Achsen eines orthogonalen Achsensystems;
- Fig. 2A
- eine schematische Darstellung zur Erläuterung des des Azimutgleichlauf-Fehlers;
- Fig. 2B
- empirische Fehler-Kurven des AzimutgleichlaufFehlers;
- Fig. 3A
- empirische Fehler-Kurven des Taumel-Fehlers,
- Fig. 3B
- eine empirische Fehler-Kurve des Taumel-Fehlers; dargestellt ist nur der durch die
Unterlafette bedingte Fehleranteil;
- Fig. 3C
- eine empirische Fehler-Kurve des Taumel-Fehlers; dargestellt ist nur der durch die
Bein-Abstützung bedingte Fehleranteil;
- Fig. 4A
- eine empirische Fehler-Kurven des Elevationsonsgleichlauf-Fehlers für ein konstantes
Azimut;
- Fig. 4B
- Elevationsgleichlauf-Fehler in Abhängigkeit vom Azimut mit verschiedenen Elevationen
als Parameter; und
- Fig. 5
- ein empirische Fehler-Kurve und eine mathematische Fehler-Funktion des Lotablauf-Fehlers.
[0041] Da erfassbare Fehler im Vergleich zu den Absolutwerten, beispielsweise für Azimut
oder Elevation, bekanntlich klein sind, sind Diagramme, welche Fehler-Kurven und Fehler-Funktionen
darstellen, nicht massstäblich, damit der Verlauf der Funktionen deutlich sichtbar
ist.
[0042] Fig. 1A zeigt schematisch eine Waffensystem
10. Das Waffensystem
10 weist ein Geschütz
10.1 mit einem Waffenrohr
10.2, ein Feuerleitgerät
10.3 und einen Feuerleitrechner bzw. Systemrechner
10.4 auf. Das Waffensystem
10 weist auch einen Soll-Wert-Geber
10.5 auf, mit welchem die Soll-Lage des Waffenrohres
10.2 erfasst wird.
[0043] Im Weiteren zeigt
Fig. 1A eine Einrichtung
20 zur Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung. Die Einrichtung
20 besitzt eine Mess-Anlage
20.1 zum Erfassen der Ist-Werte, welche die tatsächliche Lage des Waffenrohres
10.2 nach dem Richten beschreiben, und eine Rechnereinheit
20.2. Der Soll-Wert-Geber
10.5 ist zwar üblicherweise ein Bestandteil des Waffensystems
10, ist aber funktionsmässig ebenfalls der Einrichtung
20 zuzurechnen.
[0044] Fig. 1B zeigt das Geschütz
10.1 des Waffensystems
10, mit einer Unterlafette
12, einer Oberlafette
14 und mit dem Waffenrohr
10.2. Die Unterlafette
12 ist über drei Beine
12.1, 12.2, 12.3 auf einer horizontalen Standfläche
1 abgestützt. In
Fig. 1 ist auch das orthogonale Achsensystem der drei Achsen eingezeichnet, wobei die Hochachse
mit
A, die Querachse mit
L und die Längsachse mit
R bezeichnet ist. Das Waffenrohr
10.2 ist zur Veränderung des Seitenwinkels bzw. des Azimuts α um die Hochachse
A und zur Veränderung des Höhenwinkels bzw. der Elevation λ um die Querachse
L drehbar.
[0045] Am Waffenrohr
10.2 ist im Mündungsbereich ein opto-elektronisches Kreisel-Messsystem
22 angeordnet, das eine Komponente der Mess-Anlage
20.1 bildet. Das Kreisel-Messsystem
22 umfasst eine erste Messeinheit bzw. α-Messeinheit und eine zweite Messeinheit bzw.
λ-Messeinheit, mit welchen Winkeländerungen in Folge veränderten Azimuts α bzw. veränderter
Elevation λ des Waffenrohres
10.2 erfasst werden.
[0046] Im Folgenden wird beschrieben, wie zur Kompensation eines Azimutgleichlauf-Fehlers
Δα
1 und zur Kompensation eines Taumel-Fehlers Δτ vorgegangen wird, die innnerhalb einer
ersten Messprozedur, jedoch in separaten Teilprozeduren erfassbar sind.
[0047] Die
Fig. 2A bis
2C beziehen sich auf die Teilprozedur betreffend den Azimutgleichlauf-Fehler Δα
1. In
Fig. 2A ist das Geschütz
10.1 stark vereinfacht in Draufsicht dargestellt. Das Waffenrohr
10.2, vereinfacht als Waffenrohrachse dargestellt, ist mit ausgezogenen Linien in seiner
Null-Lage und mit gestrichelten Linien in einer der Mess-Lagen angegeben, die mit
der Null-Lage einen Winkel von zum Beispiel 20° einschliesst. Ausgehend von der Null-Lage
wird das Waffenrohr
10.2 in Schritten von zum Beispiel 5° in Richtung des Pfeiles
D1 insgesamt um 180° in eine Endlage gedreht. Die Drehung des Waffenrohres
10.2 wird vom Feuerleitrechner
10.4 kontrolliert. Jede Mess-Lage ist durch den zugehörigen Seitenwinkel bzw. das zugehörige
Azimut α bestimmt. Nach jedem Schritt befindet sich das Waffenrohr
10.2 theoretisch in einer Soll-Lage, die durch einen zugehörigen Soll-Wert bzw. ein zugehöriges
Soll-Azimut α1
(theor) definiert ist, das, beispielsweise am Geschütz
10.1, angezeigt wird. In Wirklichkeit befindet sich das Waffenrohr
10.2 aber in einer Ist-Lage, die durch einen von der α-Messeinheit des Kreisel-Messsystems
22 der Mess-Anlage
20.1 erfassten Ist-Wert bzw. ein Ist-Azimut
α1
(eff) angegeben wird. Die Rechnereinheit
20.2 berechnet jeweils den Fehler-Wert bzw. Fehler-Winkel, das heisst die Abweichung des
Ist-Wertes
α1(eff) vom Soll-Wert α1
(theor). Die Fehler-Werte werden dann in Abhängjgkeit von
α1
(theor) als erst-direktionale empirische Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D1)1 dargestellt. Die bisher beschriebenen Verfahrensschritte werden mehrmals wiederholt,
um zufällige Fehler bei der Erfassung von Ist-Azimut und Soll-Azimut möglichst auszuschalten.
Hierbei werden weitere erst-direktionale empirische Azimut-Fehler-Kurven
fα1
(D1)2, fα1
(D1)3,
fα1
(D1)i ermittelt. Gemäss
Fig. 2B resultiert aus allen erst-direktionalen Azimut-Fehler-Kurven schliesslich eine mittlere
erst-direktionale Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D1). Anschliessend werden die oben beschriebenen Verfahrensschritte nochmals durchgeführt,
wobei aber die Drehung des Waffenrohres
10.2 gegensinnig, das heisst in Richtung des Pfeiles
D2, erfolgt. Daraus ergeben sich, ebenfalls gemäss
Fig. 2B, mehrere zweit-direktionale Azimut-Fehler-Kurven
fα1
(D2)1,
fα1
(D2)2, fα1
(D2)3 und eine mittlere zweit-direktionale empirische Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D2). Als nächstes wird aus der mittleren erst-direktionalen empirischen Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D1) und aus der mittleren zweit-direktrionalen empirischen Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D2) eine mittlere direktions-freie empirische Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D0) berechnet, welche ebenfalls in
Fig. 2B dargestellt ist. Gemäss
Fig. 2B verläuft die mittlere direktionsfreie Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D0), welche den Azimutgleichlauf-Fehler Δα1 beschreibt, etwa in Form einer Sinus-Kurve
mit doppelter Kreisfrequenz. Dies lässt darauf schliessen, dass im Seitendrehlager
eine leichte Ovalität vorhanden ist.
[0048] Bei der numerischen Methode werden die mittlere direktionsfreie empirische Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D0) bzw. die Wertepaare, welchen diese Kurve definieren, dem Feuerleitrechner bzw. Systemrechner
zur Verfügung gestellt, um bei weiteren Berechnungen von Richt-Werten zur Verfügung
zu stehen. Die numerische Methode kann analog für alle Messprozeduren durchgeführt
werden.
[0049] Bei der mathematischen Methode wird die mittlere direktionsfreie empirische Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D0) durch eine mathematische Azimut-Fehler-Funktion
Fα1 angenähert. Die Annäherung erfolgt entweder abschnittsweise durch je eine mathematische
Teil-Fehler-Funktion, wobei die Gesamtheit der Teil-Fehler-Funktionen als mathematische
Fehler-Funktion bezeichnet werden, oder insgesamt durch eine einzige mathematische
Fehler-Funktion. Die mathematische Fehler-Funktion
Fα1 dient zur Erstellung einer Korrektur-Funktion, welche bei der Berechnung der Richt-Werte
zusammen mit anderen zur Verfügung stehenden Daten berücksichtigt wird. Zur Überprüfung
können nach der Implementierung der Korrektur-Funktion in die Software des Systemrechners
10.4 die bis hier beschriebenen Verfahrensschritte nochmals durchgeführt werden; die hierbei
ermittelte korrigierte Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D0)korr verläuft wesentlich flacher als die nicht-korrigierte Fehler-Kurve
fα1
(D0); der ursprünglich beträchtliche Azimutgleichlauf-Fehler kann also auf einen sehr geringen
Restfehler reduziert bzw. nahezu vollständig kompensiert werden.
[0050] Die oben beschriebenen Verfahrensschritte können teilweise auch in anderer Reihenfolge
durchgeführt werden, was aber die Ergebnisse nicht oder nicht wesentlich beeinflusst.
Insbesondere ist es zeitsparend, die Messungen zur Ermittlung der erst-direktionalen
und der zweit-direktionalen Fehler-Funktionen abwechselnd durchzuführen.
[0051] Um genauere Ergebnisse zu erzielen, kann auf die Ermittlung der direktionsfreien
Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D0) verzichtet werden; anstelle davon werden zur erst-direktionalen empirischen Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D1) und zur zweitdirektionalen empirischen Azimut-Fehler-Kurve
fα1
(D2) je eine mathematische Azimut-Fehler-Funktion
Fα1
(D1) bzw.
Fα1
(D2) und daraus die entsprechenden Korrektur-Funktionen bestimmt.
[0052] Die
Fig. 3A bis
3C beziehen sich auf den Taumel-Fehler Δτ. Das Waffenrohr
10.2 sollte bei einer Elevation von 0° theoretisch horizontal gerichtet sein, das heisst,
dass die Soll-Elevation 0° betragen müsste. In Wirklichkeit wird das Waffenrohr
10.2 stets eine geringe Neigung zur Horizontalen haben, das heisst, die Ist-Elevation
beträgt nicht 0° sondern unterschiedet sich um Δτ von 0°. Der Winkel Δτ ist vom Azimut
α abhängig. Bei einer Rotation längs 360° um die Hochachse
A führt das Waffenrohr
10.2 daher eine so genannte Taumel-Bewegung aus, welche durch eine Taumel-Fehler-Funktion
beschrieben wird. Zur Erfassung des Taumel-Fehlers Δτ wird das Waffenrohr
10.2 ohne Elevation λ in gleichen Schritten bewegt wie zur Ermittlung des Azimutgleichlauf-Fehlers
Δα1. Erfasst wird aber nach jedem Messschritt der effektive Neigungs- bzw. Taumelwinkel
des Waffenrohres
10.2, welcher als Waffenrohr-Taumelwinkel
τ(eff) bezeichnet wird. Der theoretische Neigungs- bzw. Taumelwinkel welcher als Soll-Wert
bzw. Soll-Taumelwinkel
τ(theor) bezeichnet wird, ist Null. Der Ist-Wert bzw. Ist-Taumelwinkel
τ(eff) kann in Funktion des Azimuts
α(theor) dargestellt werden. Analog zur Ermittlung der mittleren empirischen Azimut-Fehler-Kurve
fα(D1) und
fα(D2) werden nun eine mittlere erst-direktionale und eine mittlere zweit-direktionale empirische
Taumel-Fehler-Kurven
fτ(D1) bzw.
fτ(D2) bestimmt. Daraus ergibt sich schliesslich eine direktionsfreie empirische Taumel-Fehler-Kurve
fτ(D0), welche durch eine mathematische Taumel-Fehler-Funktion
Fτ angenähert wird. In
Fig. 3A sind von einer Vielzahl ermittelter empirischer Taumel-Fehler-Kurven die beiden extremalen
Taumel-Fehler-Kurven dargestellt, zwischen welchen alle anderen Taumel-Fehler-Kurven
liegen; die Messungen scheinen recht genau zu sein, da die Kurven nur geringfügig
voneinander abweichen; die Taumelbewegung ist eine sinus-artige Bewegung. Eine Analyse
der Messdaten zur Taumel-Bewegung ergibt Resultate, die in den
Fig. 3B und
3C dargestellt sind. Der Taumel-Fehler hat demzufolge zwei Ursachen: Erstens die azimut-abhängige
Steifigkeit der Unterlafette; der daraus resultierende Anteil des Taumel-Fehlers ist
in
Fig. 3B dargestellt ist; zweitens die ebenfalls azimut-abhängige Versteifungswirkung durch
die Beine, wobei der daraus resultierende Anteil des Taumel-Fehlers in
Fig. 3C dargestellt ist. In den
Fig. 3B und
3C sind die positiven Werte des Taumelfehlers mit durchgezogenen Linien und die negativen
Werte des Taumelfehlers mit gestrichelten Linien dargestellt.
[0053] Als Nächstes wird die Kompensation des Elevationsgleichlauf-Fehlers Δλ beschrieben,
welcher in einer zweiten Messprozedur erfasst wird. Der Elevationsgleichlauf-Fehler
Δλ setzt sich aus zwei Fehleranteilen zusammen. Beide Fehleranteile sind mittels einer
zweiten Messeinheit bzw. λ-Messeinheit des Kreisel-Messsystems
22 der Mess-Anlage
20.1 und nur in ihrer Summe erfassbar. Mit λ werden daher Daten bzw. Funktionen bezeichnet
bzw. indexiert, die den gesamten Elevationsgleichlauf-Fehler Δλ betreffen. Unter Elevation
λ wird hierbei der vom Waffenrohr
10.2 unter Konstanthaltung des Azimuts α eingenommene Neigungswinkel des Waffenrohres
10.2 zur Horizontalen verstanden. Die Elevation λ wird, ausgehend von einer horizontalen
Lage, das heisst von einer Elevation von 0° und einer Lotabweichung von ebenfalls
0°, in Schritten von zum Beispiel 5° bis zu einer Endlage von zum Beispiel 85° verändert.
Die Bewegung des Waffenrohres
10.2 wird von einem Rechner kontrolliert. Nach jedem Schritt befindet sich das Waffenrohr
10.2 in einer Messlage. Hierbei beträgt seine Elevation theoretisch einen Wert, der als
Soll-Wert bzw. Soll-Elevation
λ(theor) bezeichnet wird und der vom Soll-Wert-Geber
10.5 angegeben wird. In Wirklichkeit ist aber das Waffenrohr
10.2 in einer anderen Lage, die durch den Ist-Wert bzw. die Ist-Elevation
λ(eff) beschrieben wird. Wie weiter oben mit Bezug auf den Azimutgleichlauf-Fehler beschrieben,
wird die Differenz zwischen
λ(theor) und
λ(eff) in Funktion von
λ(theor) dargestellt. Die Bewegung des Waffenrohres
10.2 wird mehrmals in beiden Drehrichtungen wiederholt. Aus den dabei erfassten Messergebnissen
erhält man eine mittlere erst-direktionale empirische Elevations-Fehler-Kurve
fλ(D1) und eine mittlere zweit-direktionale empirische Elevations-Kurve
fλ(D2). Daraus ergibt sich eine direktionsfreie, Elevations-Fehler-Kurve
fλ(D0), die in
Fig. 4A mit durchgezogener Linie dargestellt ist. Aus
Fig. 4A ist ersichtlich, dass bei zunehmender Elevation λ, also bei stets steilerer Anordnung
des Waffenrohres
10.2, die Elevations-Fehler-Kurve
fλ(D0) ansteigt. Die empirische Elevations―Fehler-Kurve
fλ(D0) wird dann durch eine mathematische Elevations-Fehler-Funktion
Fλ angenähert, und es wird eine Korrektur-Funktion bestimmt, die bei der Berechnung
der Richt-Werte berücksichtigt wird. Wiederholt man die Messungen, jedoch unter Berücksichtigung
der Korrektur-Funktion, so verläuft die korrigierte Elevations-Fehler-Funktion weit
flacher als die unkorrigierte.
[0054] Mit einer mathematischen Analyse der mathematischen Elevations-Fehler-Funktion
Fλ lassen sich die bei der Messung nicht einzeln erfassbaren Fehleranteile des Elevationsgleichlauf-Fehlers
Δλ bestimmen.
[0055] Der erste Fehleranteil des Elevationsgleichlauf-Fehlers für sich allein würde eine
Fehler-Funktion ergeben, die im Wesentlichen einer Sinus-Funktion mit mehrfacher Kreisfrequenz
entspricht.
[0056] Der zweite Fehleranteil des Elevationsgleichlauf-Fehlers für sich allein würde eine
Fehler-Funktion
fλ2(D0) ergeben, die im Wesentlichen einer von 1 subtrahierten Cosinus-Funktion folgt, die
in
Fig. 4A mit gestrichelter Linie dargestellt ist. Dies entspricht der Tatsache, dass mit steigender
Elevation das vom Gewicht des Waffenrohres
10.2 auf die Lafette ausgeübte Drehmoment abnimmt, weil der Abstand der Wirkungslinie
des Gewichtes des Waffenrohres
10.2 von der Querachse
L abnimmt; dieses Drehmoment hat die Neigung, das Geschütz
10.1 und damit das Waffenrohr
10.2 nach vorne unten zu kippen; eine Verringerung dieses Drehmomentes hat demzufolge
den Effekt, dass das Geschütz
10.1 mit dem Waffenrohr
10.2 weniger nach vorne unten kippt bzw. relativ nach hinten kippt.
[0057] Der Summe der Fehleranteile entspricht die aus den durchgeführten Messungen hervorgehende
Elevations-Fehler-Kurve
fλ(D0). Diese stellt sich dar als eine Schwingung entsprechend dem ersten Fehleranteil um
eine ansteigende Kurve gemäss entsprechend dem zweiten Fehleranteil.
[0058] Die oben beschriebenen Messungen des Elevationsgleichlauf-Fehlers Δλ der zweiten
Messprozedur werden bei konstantgehaltenen Azimut α durchgeführt. Dann erfolgen für
weitere Azimute eine Vielzahl weiterer Messserien, jeweils mit konstantgehaltenem
Azimut pro Messserie, wobei die Winkelabstände zwischen den konstantgehaltenen Azimuten
beispielsweise 5° betragen können. Auch hier wird vorzugsweise so vorgegangen, dass
pro Azimut zwei Messserien durchgeführt werden, wobei für die erste Messserie in einem
ersten Drehsinn und für die zweite Messserie im entgegengesetzten Drehsinn gedreht
wird.
Fig. 4B zeigt in einer räumlichen Parameterdarstellung den Elevationsgleichlauf-Fehler Δλ
in Abhängigkeit vom Azimut α, mit verschiedenen Elevationen λ als Parameter, wobei
die unterste Kurve der kleinsten Elevation entspricht.
[0059] Die weiteren Schritte zur Kompensation des Elevationsgleichlauf-Fehlers erfolgen
analog zur weiter oben beschriebenen Kompensation des Azimutgleichlauf-Fehlers.
[0060] Es sei noch erwähnt, dass, wie weiter oben mit Bezug auf die Kompensation des Azimutgleichlauf-Fehlers
beschrieben, die einzelnen Mess- und Auswertvorgänge mindestens teilweise auch in
vertauschter Reihenfolge durchgeführt werden können, ohne die Ergebnisse zu beeinflussen.
[0061] Ebenfalls innerhalb der zweiten Messprozedur wird auch der Lotablauf-Fehler Δα2 ermittelt.
Hierfür wird in jeder der Messlagen, in welchen der mit Hilfe der λ-Messeinheit der
Elevationsgleichlauf-Fehler Δλ bestimmt wird, mit Hilfe der α-Messeinheit der Lotablauf-Fehler
Δα2 bestimmt.
Fig. 5 zeigt den Lotablauf-Fehler in Funktion der Elevation λ. Die empirische Lotablauf-Fehler-Kurve
fα
2, gestrichelt dargestellt, kann durch eine mathematische Lotablauf-Fehler-Funktion
Fα2, mit durchgezogener Linie dargestellt, angenähert werden, beispielsweise durch ein
Polynom zweiter Ordnung.
[0062] Die Erfassung und die Kompensation des Lotablauf-Fehlers Δα2 erfolgen analog zur
weiter oben beschriebenen Kompensation des Azimutgleichlauf-Fehlers Δα1.
[0063] Als Letztes erfolgt eine dritte Messprozedur, mit deren Hilfe eine Kompensation des
Schiel-Fehlers Δσ durchgeführt wird. Der Schiel-Fehler Δσ enststeht, weil die Richtungen
der Waffenrohrachse und der Visierlinie des Geschützes nicht zusammenfallen, sondern
einen Schiel-Winkel einschliessen. Zur Emittlung des Schiel-Fehlers werden die Verlängerung
der Waffenrohrachse einerseits und der Visierlinie anderseits in einem gewissen Abstand
von der Mündung des Waffenrohres dargestellt, beispielsweise mittels einer Projektion,
wobei Warfenrohrachse und Visierlinie als Punkt erscheinen. Die Ablage der beiden
Punkte ist ein Mass für den Schiel-Fehler, zu dessen Ermittlung auch die Distanz zwischen
Waffenrohrmündung und Projektionsfläche berücksichtigt werden muss. Diese Art der
Ermittlung des Schiel-Fehlers ist nicht neu und wird hier nur ergänzend erwähnt, da
eine vollständige Kompensation von Schiessfehlern, die durch statische Geschützgeometrie-Fehler
verursacht sind, auch Schiel-Fehler miteinbezogen werden müssen.
[0064] Während sich die obige Beschreibung vorwiegend auf das Verfahren nach der Erfindung
bezieht, wird im Folgenden näher auf die zur Durchführung dieses Verfahrens benutzte
Einrichtung eingegangen.
[0065] Es sei hier nochmals erwähnt, dass das neue Verfahren mittels der neuen Einrichtung
an einem Waffensystem
10 gemäss
Fig. 1A durchgeführt wird. Das Waffensystem
10 weist das Geschütz
10.1 mit mindestens einem Waffenrohr
10.2 auf, dessen Bewegungen in herkömmlicher Weise von Geschützservos gesteuert werden.
Ferner weist das Waffensystem
10 das Feuerleitgerät
10.3 auf. Das Waffensystem
10 besitzt im Weiteren den Systerechner bzw. Feuerleitrechner
10.4, welcher am Feuerleitgerät
10.3 oder, mindestens teilweise, am Geschütz
10.1 angeordnet ist. Das Waffensystem
10 besitzt herkömmlicherweise auch einen Soll-Wert-Geber
10.5, der Soll-Werte, insbesondere von Azimut α und Elevation λ, angibt, welche die beabsichtigte
bzw. vom Systemrechner
10.4 bestimmte Stellung des gerichteten Waffenrohres
10.2 beschreiben.
[0066] Zur Durchführung des neuen Verfahrens werden mehrere Komponenten benötigt, die im
Folgenden näher beschrieben sind:
[0067] Eine erste Komponente wird durch den Soll-Wert-Geber
10.5 gebildet, der dazu dient, die Soll-Werte, welche die beabsichtigte bzw. angebliche
Stellung des Waffenrohres
10.2 beschreiben, anzugeben. Als Soll-Wert-Geber wird der am Waffensystem
10 ohnehin vorhandene Soll-Wert-Geber benutzt.
[0068] Eine zweite Komponente der neuen Einrichtung wird durch die Mess-Anlage
20.1 zum Erfassen der Ist-Werte gebildet, welche die tatsächliche Stellung des Waffenrohres
10.2 beschreibt. Die Mess-Anlage
20.1 umfasst mindestens das opto-elektronisches Kreisel-Messsystem
22.1, beispielsweise ein Faserkreisel-Messsystem. Das Kreisel-Messsystem
22.1 weist mindestens eine erste bzw. α-Messeinheit zum Erfassen von Änderungen des Winkels,
vorzugsweise des Azimuts α, des Waffenrohres
10.2 auf. Vorzugsweise weist das Kreisel-Messsystem
22.1 auch eine zweite bzw. λ-Messeinheit zum Erfassen von Änderungen der Elevation λ des
Waffenrohres
10.2 auf.
[0069] Unter einem opto-elektronischen Kreisel-Messsystem sollen im Rahmen der vorliegenden
Erfindung nicht nur Faserkreisel-Messsysteme sondern auch andere Messsysteme, beispielsweise
Ringlaserkreisel-Messysteme, verstanden werden.
[0070] Kreisel-Messsysteme haben generell den Vorteil, dass sie autonom arbeiten; es müssen
also keine system-externen Referenzpunkte benutzt werden. Geschütze müssen nicht in
eine besondere Vermessungsstation gebracht werden. Weil keine system-externe Referenz
vorhanden ist, driftet aber im Allgemeinen das System mit der Zeit. Die sich hierbei
manifestierende Kreiseldrift muss bestimmt und bei der Verwertung der Messergebnisse
berücksichtigt werden. Im Zusammenhang damit kann ein Laser-Positionierungssystem
benutzt werden.
[0071] Um die statischen Geschützgeometrie-Fehler vollständiger zu erfassen und in der Folge
eine präzisere Kompensation von dadurch verursachten Schiessfehlern durchzuführen,
weist die zweite Komponente der neuen Einrichtung, das heisst die Mess-Anlage
20.1, vorzugsweise auch Messsysteme zur Erfassung weiterer Fehler, insbesondere des Taumel-Fehlers
Δτ und des Schiel-Fehlers Δσ auf.
[0072] Um den Taumel-Fehler Δτ zu erfassen, wird zusätzlich, zum Kreisel-Messsystem
22.1 ein weiteres Messsystem
21.2 in Form einer herkömmlichen, vorzugsweise elektronischen, Wasserwaage eingesetzt.
Diese misst Winkel gegenüber der Horizontalen, im vorliegenden Anwendungsbeispiel
den jeweiligen Winkel der Waffenrohrachse zur Horizontalen. Unter einer elektronischen
Wasserwaage wird ein Sensor verstanden, der den sogenannten Horizontwinkel, das heisst
den Winkel zu einer Horizontalen, misst, und ein mit diesem Winkel korreliertes elektrisches
Signal abgibt. Die Messung benutzt Effekte der Gravitation, welche die Vertikale und
damit auch die Horizontale definiert. Hierbei ist es unerheblich, in welcher Weise
sich der Sensor die Gravitation zu Nutze macht.
[0073] Es sei noch bemerkt, dass sich mit Hilfe einer elektronischen Wasserwaage auch die
Verkantung bzw. der Tilt des Geschützes
10.1 feststellen lässt. Unter Verkantung bzw. Tilt wird Folgendes verstanden: Wird das
Waffenrohr
10.2 nur im Azimut bewegt, so kann die Bewegung der Mündung des Waffenrohres näherungsweise
als eine Kreislinie, die eine Ebene definiert, betrachtet werden. Die winkelmässige
Abweichung dieser Ebene gegenüber der Horizontalebene wird als Verkantung bzw. Tilt
bezeichnet; mit anderen Worten gesagt wäre diese Ebene ohne Tilt eine Horizontalebene.
Die Verkantung bzw. der Tilt werden bei neuen Geschützen im Allgemeinen selbsttätig
kompensiert bzw. das Geschütz selbsttätig horizontiert. Die Horizontierung des Geschützes
ist aber für die Durchführung des neuen Verfahrens nicht erforderlich.
[0074] Um den Schiel-Fehler Δτ zu erfassen, wird zusätzlich zum Kreisel-Messsystem
22.1 und zur elektronischen Wasserwaage
22.2 ein weiteres Messsystem
22.3 in Form einer herkömmlichen vorzugsweise optischen Vorrichtung eingesetzt. Diese
misst die winkelmässige Differenz zwischen der Waffenrohrachse und der Visierlinie
des Geschützes
10.1.
[0075] Als dritte Komponente zur Durchführung des neuen Verfahrens wird ein Rechner benötigt.
Der Rechner ist gemäss
Fig. 1A als separate Rechnereinheit
20.2 ausgebildet, welche ausschliesslich oder unter anderem zur Durchführung des neuen
Verfahrens benutzt und nur hierzu mit dem Waffensystem
10 gekoppelt wird. Als Rechner kann aber ggfs. auch der Feuerleitrechner bzw. Systemrechner
10.4 des Waffensystems
10 benutzt werden.
[0076] Die dritte Komponente der neuen Einrichtung, im vorliegenden Fall die Rechnereinheit
20.2, besitzt einen Dateneingang bzw. eine Datenschnittstelle, über welche ihm mindestens
Daten zugeführt werden, welche die erfassten Soll-Werte und Ist-Werte repräsentieren.
Die Daten können der Rechnereinheit
20.2 in beliebiger geeigneter Weise zur Verfügung gestellt werden, beispielsweise mit
Hilfe eines Datenträgers wie einer Diskette, oder über eine Datenleitung, welche materiell
oder immateriell sein kann.
[0077] Wird als Rechner der Feuerleitrechner bzw. Systemrechner
10.4 eingesetzt, so kennt er die Soll-Werte bereits, und die Ist-Werte werden ihm via
einen Dateneingang bzw. eine Datenschnittstelle
24 zur Verfügung gestellt.
[0078] Die dritte Komponente der neuen Einrichtung, im vorliegenden Fall die Rechnereinheit
20.2, besitzt ferner eine implementierte Software, um aus den Soll-Werten und den Ist-Werten
die Korrektur-Werte zu ermitteln. Die hierbei durchzuführenden Schritte sind weiter
oben mit Bezug auf das Verfahren nach der Erfindung ausführlich beschrieben.
[0079] Wird als Rechner der Feuerleitrechner bzw. Systemrechner
10.4 benutzt, so können die ermittelten Korrektur-Werte direkt in der Feuerleit-Software
implementiert werden.
[0080] Wird als Rechner nicht der Feuerleitrechner bzw. Systemrechner sondern die separate
Rechnereinheit
20.2 benutzt, so müssen die ermittelten Korrektur-Werte dem Feuerleitrechner bzw. Systemrechner
10.4 über den Dateneingang bzw. die Datenschnittstelle
24 zur Verfügung gestellt und hierauf in die Feuerleit-Software implementiert werden.
[0081] Vorzugsweise weist die dritte Komponente, das heisst der Rechner, insbesondere wenn
er durch die separate Rechnereinheit
20.2 gebildet ist, eine Eingabeeinheit
20.3 wie zum Beispiel eine Tastatur auf, über welche weitere Daten zur Verfügung gestellt
werden. Hierbei kann es sich beispielsweise um Daten handeln, welche den Ablauf des
neue Verfahrens steuern, indem sie unter Anderem das schrittweise Drehen des Waffenrohres
in die Mess-Lagen durch die Servos und die Ankoppelung der jeweils zu benutzenden
Messsysteme bzw. Messeinheiten steuern.
1. Verfahren zum Kompensieren von Schiessfehlern eines ein Waffenrohr
(10.2) aufweisenden Geschützes, welche verursacht werden durch statische Geschützgeometrie-Fehler,
die beim Richten des Waffenrohres
(10.2) auf Richt-Werte die Stellung des Waffenrohres
(10.2) beeinflussen, wobei
- das Waffenrohr (10.2) durch Drehung um eine Achse (A, L) in Schritten in Messlagen gebracht wird,
- zu jeder Messlage
- ein Soll-Wert, der die Soll-Stellung des Waffenrohres (10.2) beschreibt, und
- ein Ist-Wert, der die Ist-Stellung des Waffenrohres (10.2) beschreibt, erfasst werden,
- eine als Fehler-Wert definierte Differenz zwischen dem Ist-Wert und dem Soll-Wert
berechnet wird,
- aus mehreren der Fehler-Werte der Messlagen Korrektur-Werte ermittelt werden und
- die Korrektur-Werte beim späteren Richten des Waffenrohres (10.2) berücksichtigt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Ermitteln der Korrektur-Werte
- die Fehler-Werte empirisch dargestellt werden,
- die empirisch dargestellten Fehler-Werte durch eine mathematische Fehler-Funktion
angenähert wird, und
- aus der mathematischen Fehler-Funktion die Korrektur-Werte bestimmt werden, die
bei einer späteren Berechnung der Richt-Werte für das Waffenrohr (10.2) berücksichtigt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Korrektur-Werte in Form einer Korrektur-Funktion bestimmt werden.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Erfassen der Ist-Werte eine Mess-Anlage (20.1) benutzt wird, welche eine opto-elektronisches Kreisel-Messsystem (22.1) mit einer ersten Messeinheit aufweist, mit der Azimutgleichlaüf-Fehler (Δα1) und/oder Lotablauf-Fehler (Δα2) erfasst werden.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Erfassen der Ist-Werte eine Mess-Anlage (20.1) benutzt wird, welche ein opto-elektronisches Kreisel-Messsystem (22.1)] mit einer zweiten Messeinheit aufweist, mit der Elevationsgleichlauf-Fehler (Δλ) erfasst werden.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Erfassen der Ist-Werte eine Mess-Anlage (20.1) benutzt wird, welche ein Messsystem (22.2) mit einer, vorzugsweise elektronischen, Wasserwaage aufweist, mit der Taumel-Fehler
(Δτ) erfasst werden.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Erfassen der Ist-Werte eine Mess-Anlage (20.1) benutzt wird, welche ein Messsystem (22.3) mit einer Vorrichtung aufweist, mit der Schiel-Fehler (Δσ) erfasst werden.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Soll-Werte und die Ist-Werte einem Rechner (20.2, 10.4) zur Verfügung gestellt werden, welcher die Korrektur-Werte bzw. die Korrekturfunktion
bestimmt.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Korrektur-Werte in einen dem Geschütz (10.1) zugeordneten Systemrechner (10.4) abgelegt werden, um bei der Berechnung der Richt-Werte für das Richten des Waffenrohres
(10.2) benutzt zu werden.
10. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Waffenrohr (10.2) bei seiner Drehung in die Mess-Lagen um die Hochachse (A) des Geschützes (10.1) und vorzugsweise auch um die Querachse (L) des Geschützes (10.1) gedreht wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Erfassen der Ist-Werte mit Hilfe eines opto-elektronischen Kreisel-Messsystems
(22) eine Kreiseldrift des Kreisel-Messsystems (22) in zeitlichen Abständen oder laufend festgestellt und in den erfassten Ist-Werten
berücksichtigt wird.
12. Einrichtung zum Kompensieren von Schiessfehlern eines ein Waffenrohr (10.2) aufweisenden Geschützes, welche Schiessfehler verursacht werden durch statische Geschützgeometrie-Fehler,
die beim Richten des Waffenrohres (10.2) auf berechnete Richt-Werte die Stellung des Waffenrohres (10.2) beeinflussen, welche Einrichtung eine Mess-Anlage (20.1) aufweist, zur Ermittlung von Ist-Werten, welche die Stellung des Waffenrohrs beschreiben,
wobei die Mess-Anlage (20.1) ein opto-elektronisches Kreisel-Messsystem (22.1) am Waffenrohr (10.2) mit einer ersten Messeinheit aufweist, um Azimutgleichlauf-Fehler (Δα1) und ggfs. Lotablauf-Fehler (Δα2) zu erfassen.
13. Einrichtung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass das opto-elektronissche Kreisel-Messsystem (22.1) eine zweite Messeinheit aufweist, um Elevationsgleichlauf-Fehler (Δλ) zu erfassen.
14. Einrichtung nach einem der Ansprüche
12 bis
13,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Mess-Anlage
(20.1)
- ein Messsystem (22.2) mit einer, vorzugsweise elektronischen, Wasserwaage aufweist, um Taumel-Fehler (Δτ) zu erfassen, und/oder
- ein Messsystem (22.3) mit einer, vorzugsweise optischen, Vorrichtung aufweist, um Schiel-Fehler (Δσ) zu erfassen.
15. Einrichtung nach einem der Ansprüche
12 bis
14,
dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Rechnereinheit
(20.2) besitzt,
- die eingangsseitig mit einem Soll-Wert-Geber (10.5), der Soll-Werte zur Verfügung stellt, die die Soll-Lage des Waffenrohres (10.2) beschreiben, und mit der Mess-Anlage (20.1), der die Ist-Werte zur Verfügung stellt, verbunden ist,
- die dazu ausgebildet ist, auf Grund der Soll-Werte und der Ist-Werte Korrektur-Werte
zu berechnen, welche dazu bestimmt sind, bei der Berechnung der Richt-Werte für das
Waffenrohr (10.2) berücksichtigt werden, um die Schussfehler zu kompensieren, und
- die ausgangsseitig mit einem System-Rechner (10.4) verbindbar ist, um ihm Daten zur Verfügung zu stellen, welche die Korrektur-Werte
repräsentieren.
16. Einrichtung nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Rechnereinheit (20.2) eine Eingabeeinheit (20.3) aufweist zur Eingabe von Daten.
17. Systemrechner (10.4) eines Waffensystems (10) zur Berechnung von Richt-Werten für das Richten eines Waffenrohres (10.2) eines Geschützes (10.1) des Waffensystems (10),
dadurch gekennzeichnet,
dass der Systemrechner (10.4) einen Dateneingang (24) für zur Verfügung gestellte Daten aufweist, welche Daten dazu bestimmt sind, bei
der Berechnung der Richt-Werte berücksichtigt zu werden, um Richtfehler zu kompensieren,
die durch statische Geschützgeometrie-Fehler verursacht sind und die Stellung des
Waffenrohres (10.2) beeinflussen.