[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Gleitkontaktstücks für
mittlere bis hohe Stromdichten nach dem Oberbegriff der Ansprüche 1,2,4-7.
[0002] Die danach hergestellten Gleitkontaktstücke sind insbesondere Kohlebürsten für elektrische
Maschinen, insbesondere in Kraftfahrzeugen, wobei hohe Stromdichten vor allem bei
Startern auftreten.
[0003] In dem Bestreben, derartigen Gleitkontaktstücken günstige Eigenschaften sowohl von
reinen Kohlekontaktstücken als auch von Metallkontaktstücken mitzuteilen, wurden diese
Werkstoffe bei der Herstellung seit langem kombiniert, wobei insbesondere eine innige
Verbindung von Kohleteilen mit dem Metall angestrebt wurde (DE 154 287 C).
[0004] Weiterhin gehört es zum Stand der Technik, Zusätze von Blei oder Antimon, den übliche
Gleitkontaktstücke enthalten und die eine gute Putzwirkung, eine Kühlung des Gleitkontaktstücks
im Betrieb und eine gute Gleitfähigkeit an einem Gegenkontaktstück ergeben, jedoch
giftig bzw. umweltschädlich sind, zu vermeiden (EP 0525 222 A1). Hierzu wurde eine
die obigen Zusätze ersetzende Beimengung von dem Kupfer durch eine deren Legierung
verhindernde Schicht getrennt, wozu besondere Fertigungsmaßnahmen zu treffen waren.
Als Bleiersatzstoffe bzw. Beimengung dienen insbesondere Zinn und/oder Zink oder deren
Legierungen. Die umweltunschädlichen Beimengungen, vorzugsweise Zinn oder Zink, sollten
den Grundbestandteilen (Kupfer, Graphit) nicht einfach beigemischt werden, weil sich
dann eine Legierung ergäbe, die für den gewünschten Zweck zu hart wäre und keinen
ausreichend niedrigen Schmelzpunkt hätte.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Verfahren zur Herstellung
von Gleitkontaktstücken vorzuschlagen, welche danach keine umweltschädlichen Zusätze
an Blei oder Antimon enthalten und gleichwohl die günstigen Betriebseigenschaften
von Gleitkontaktstücken mit diesen umweltschädlichen Stoffen möglichst noch in gesteigertem
Maße aufweisen.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß nach dem Prinzip gelöst, daß bei dem Herstellungsverfahren
entweder bei dem Vormischen einer kupferfreien Matrix oder anschließend bei dem Mischen
einer kupferhaltigen Matrix als Hauptmischung ein Ersatzstoff auf der Basis eines
Metalls aus der Gruppe Zink, Zinn, Wismut oder deren Legierungen, zugesetzt wird.
Nach dem anschließenden Pressen des Gleitkontaktstücks wird dieses einer Sinterung
bzw. Temperaturbehandlung unterworfen. Dabei tritt eine im wesentlichen punktuelle
Legierungsbildung mit dem Kupfer zwar nicht in allen Herstellungsvarianten ein, diese
wird aber mit den weiter unten angegebenen Merkmalen vorteilhaft erreicht, wodurch
die Standfestigkeit des Gleitkontaktstücks weiter erheblich erhöht werden kann.
[0007] Wenn die Zugabe des Metalls als Ersatzstoff aus der Gruppe Zink, Zinn, Wismut oder
deren Legierungen gemäß Anspruch 1 bei dem Vormischen von Graphit und Kunststoffbinder
erfolgt, wird das als Ersatzstoff zugesetzte Metall zum überwiegendem Teil in die
Graphit/Kunststoffmischung so eingebaut, daß eine Abschirmung zum Kupfer, welches
später zugegeben wird, erfolgt und eine Legierungsbildung mit dem Kupfer unterbleibt.
[0008] Die Zugabe des Ersatzstoffs kann aber statt dessen auch anschließend gemäß Anspruch
2 bei dem Mischen der Hauptmischung mit Kupfer durchgeführt werden. Dabei wird bevorzugt
nur soviel Ersatzstoff zugesetzt, daß nicht das gesamte Kupfer bzw. Kupfermatrix zu
einer Messinglegierung umgewandelt wird, sondern daß nur sogenannte Messinginseln
gebildet werden. Dadurch tritt eine vorteilhafte punktuelle Härtesteigerung gegenüber
Kupfer und beispielsweise Zinn ein, welche die Standfestigkeit des Gleitkontaktstücks
erhöhen kann. Wenn jedoch eine solche punktuelle Härtesteigerung nicht gewünscht wird,
kann sie über eine Minimierung der Reibmittelzugabe kompensiert werden.
[0009] Statt der vorgenannten Ersatzstoffe kann gemäß Anspruch 3 der Hauptmischung mit Kupfer
direkt feines Messingpulver zugesetzt werden. Bei der anschließenden Temperaturbehandlung
des Gleitkontaktstücks kann die Temperatur so niedrig gehalten werden, daß das Messingpulver
mit dem Kupfer keine Legierung eingeht.
[0010] Als Ersatzstoff kann bei dem Vormischen des Graphits mit Kunststoffbinder ein Oxid
des Metalls aus der vorgenannten Gruppe Zink, Zinn, Wismut oder deren Legierungen
zugesetzt werden.
[0011] Der Zusatz eines solchen Oxids kann wiederum gemäß Anspruch 5 auch bei dem Mischen
der Hauptmischung durchgeführt werden.
[0012] Besonders bevorzugt wird bei dem Vormischen gemäß Anspruch 6 oder bei dem Mischen
der Hauptmischung nach Anspruch 7 ein basisches Carbonat eines Metalls aus der genannten
Gruppe Zink, Zinn, Wismut oder deren Legierungen zugesetzt, wobei wiederum basisches
Zinkcarbonat nach Anspruch 8 besonders bevorzugt ist, weil sich daraus besonders günstige
Eigenschaften des Gleitkontaktstücks, insbesondere der Standfestigkeit ergeben. Die
in feiner Form zugesetzten basischen Carbonate fördern die Legierungsbildung bei dem
sich an die Herstellung der Hauptmischung anschließenden Sinterungsprozeß bzw. bei
der Temperaturbehandlung mit dem Ergebnis einer besonders langen Einsatzdauer der
Gleitkontaktstücke.
[0013] Im einzelnen werden gemäß Anspruch 9 durch die Zugabe von ca. 2 bis 5 Gewichtsprozenten
Zinkhydroxidcarbonat zu ca. 30 bis 70 Gewichtsprozenten Kupfermatrix in der Hauptmischung
die weiter oben genannten vorteilhaften Messinginseln bei der anschließenden Temperaturbehandlung
gebildet.
[0014] Zur Legierungsbildung mit dem in Form des basischen Carbonats zugesetzten Ersatzstoff
erfolgt die Sinterung und Temperaturbehandlung der gepreßten Gleitkontaktstücke vorteilhaft
mit den Schritten gemäß Anspruch 10, wobei in einem ersten Schritt die Gleitkontaktstücke
bei einer Temperatur in dem Bereich 150 bis 250 °C in Stickstoffatmosphäre gesintert
werden, in einem zweiten Schritt die Sinterung weiter bei erhöhter Temperatur von
300 bis 450 °C fortgesetzt wird, in einem dritten Schritt die Sinterung unter Zugabe
von Wasserstoff zur Sinteratmosphäre bei einer Temperatur über 450 °C fortgesetzt
wird und schließlich eine Legierungsbildung zeitabhängig bei einer Temperatur über
300 °C erfolgt.
[0015] Gemäß Anspruch 11 ist das Gleitkontaktstück mit seinen vorteilhaften Eigenschaften,
insbesondere Standfestigkeit, nach einem der erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt.
[0016] Im nachfolgenden wird als bevorzugtes Beispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens die
Zugabe von basischem Zinkcarbonat zu einer Hauptmischung mit Kupferanteilen in der
Matrix dargestellt.
[0017] Der Hauptmischung wird das Zinkcarbonat in einer sehr feinen Körnung zugemischt,
welches als erste Stufe
5 ZnO · 2 CO2 · 4 H2O
darstellt.
Nach Verpressung des Gleitkontaktstücks erfolgt bei dessen Sinterung in Stickstoffatmosphäre
und in einem Temperaturbereich von 150 bis 250 °C, insbesondere 180 °C, als erstes
eine Umwandlung zu einer zweiten Stufe
2 ZN CO3 ·3 ZNO.
Bei weiterer Temperaturerhöhung in dem Bereich von 300 bis 450 °C tritt die dritte
Stufe ein:
5 ZNO.
Anschließend wird der Sinteratmosphäre molekularer Wasserstoff bei einer Temperatur
von mindestens 450 °C bis zu einer Endtemperatur von 600 °C beigegeben, wobei in einer
vierten Stufe eine Zersetzung des Zinkoxids zu
Zn
eintritt. Danach bildet sich abhängig von Zeit und Temperatur ab 300 °C aus dem Zink
mit dem Kupferanteil eine Messinglegierung durch die Fusion, d.h. ohne Schmelzphase.
[0018] In einer Variante ist der Zusatz von Zinkoxid möglich, wenn die Stufen 2 und 3 erzeugt
werden sollen.
[0019] Als weitere Variante kann auch der Zusatz von Zink erfolgen, wenn die Stufe 4 erzeugt
werden soll.
[0020] Grundsätzlich kann die Zugabe des basischen Zinkcarbonats in Abwandlung des obigen
Beispiels auch zu einer kupferfreien Matrix in der Vormischung erfolgen, wobei die
gleichen Vorgänge wie oben beschrieben, jedoch ohne abschließende Legierungsbildung,
durchlaufen werden. Die Legierungsbildung ist allerdings zum Erzielen der hohen Standfestigkeit
der Gleitkontaktstücke, wie oben erwähnt, besonders vorteilhaft. Im übrigen können
jedoch die angestrebten, blei- und antimonersetzenden Wirkungen des Zusatzstoffes
in allen oben beschriebenen Zuständen einschließlich einer Legierungsbildung erreicht
werden.
1. Verfahren zur Herstellung eines Gleitkontaktstücks für mittlere bis hohe Stromdichten,
bei dem Graphit mit einem Kunststoffbinder warm vorgemischt wird, dann die daraus
entstandene Vormischung kalt mit Kupfer gemischt wird, sodann die damit hergestellte
Hauptmischung zu dem Gleitkontaktstück verpreßt wird, welches schließlich gesintert
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei dem Vormischen des Graphits und Kunststoffbinders ein Metall aus der Gruppe Zink,
Zinn, Wismut oder deren Legierungen zugesetzt wird.
2. Verfahren zur Herstellung eines Gleitkontaktstücks für mittlere bis hohe Stromdichten,
bei dem Graphit mit einem Kunststoffbinder warm vorgemischt wird, dann die daraus
entstandene Vormischung kalt mit Kupfer gemischt wird, sodann die damit hergestellte
Hauptmischung zu dem Gleitkontaktstück verpreßt wird, welches schließlich gesintert
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei dem Mischen der Hauptmischung mit Kupfer ein Metall aus der Gruppe Zink, Zinn,
Wismut oder deren Legierungen zugesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei dem Mischen der Hauptmischung mit Kupfer Messingpulver zugesetzt wird.
4. Verfahren zur Herstellung eines Gleitkontaktstücks für mittlere bis hohe Stromdichten,
bei dem Graphit mit einem Kunststoffbinder warm vorgemischt wird, dann die daraus
entstandene Vormischung kalt mit Kupfer gemischt wird, sodann die damit hergestellte
Hauptmischung zu dem Gleitkontaktstück verpreßt wird, welches schließlich gesintert
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei dem Vormischen von Graphit und Kunststoffbinder ein Oxid eines Metalls aus der
Gruppe Zink, Zinn, Wismut oder deren Legierungen zugesetzt wird.
5. Verfahren zur Herstellung eines Gleitkontaktstücks für mittlere bis hohe Stromdichten,
bei dem Graphit mit einem Kunststoffbinder warm vorgemischt wird, dann die daraus
entstandene Vormischung kalt mit Kupfer gemischt wird, sodann die damit hergestellte
Hauptmischung zu dem Gleitkontaktstück verpreßt wird, welches schließlich gesintert
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei dem Mischen der Hauptmischung ein Oxid eines Metalls aus der Gruppe Zink, Zinn,
Wismut oder deren Legierungen zugesetzt wird.
6. Verfahren zur Herstellung eines Gleitkontaktstücks für mittlere bis hohe Stromdichten,
bei dem Graphit mit einem Kunststoffbinder warm vorgemischt wird, dann die daraus
entstandene Vormischung kalt mit Kupfer gemischt wird, sodann die damit hergestellte
Hauptmischung zu dem Gleitkontaktstück verpreßt wird, welches schließlich gesintert
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei dem Vormischen von Graphit und Kunststoffbinder ein basisches Carbonat eines
Metalls aus der Gruppe Zink, Zinn, Wismut oder deren Legierungen zugesetzt wird.
7. Verfahren zur Herstellung eines Gleitkontaktstücks für mittlere bis hohe Stromdichten,
bei dem Graphit mit einem Kunststoffbinder warm vorgemischt wird, dann die daraus
entstandene Vormischung kalt mit Kupfer gemischt wird, sodann die damit hergestellte
Hauptmischung zu dem Gleitkontaktstück verpreßt wird, welches schließlich gesintert
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei dem Mischen der Hauptmischung ein basisches Carbonat eines Metalls aus der Gruppe
Zink, Zinn, Wismut oder deren Legierungen zugesetzt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
gekennzeichnet durch
Zinkcarbonat als basisches Carbonat.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß ca. 2 bis 5 Gewichtsprozent Zinkhydroxidcarbonat zu ca. 30 bis 70 Gewichtsprozent
Kupfermatrix in der Hauptmischung zugegeben werden.
10. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, insbesondere der Ansprüche 6 bis
9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gleitkontaktstücke in einem ersten Schritt bei einer Temperatur in dem Bereich
150 bis 250 °C in Stickstoffatmosphäre gesintert werden, daß in einem zweiten Schritt
die Sinterung weiter bei erhöhter Temperatur von 300 bis 450 °C fortgesetzt wird,
daß in einem dritten Schritt die Sinterung unter Zugabe von Wasserstoff zur Sinteratmosphäre
bei einer Temperatur über 450 °C bis zu einer Endtemperatur von 600 °C fortgesetzt
wird und schließlich als vierter Schritt eine Legierungsbildung zeitabhängig bei einer
Temperatur über 300 °C erfolgt.
11. Gleitkontaktstück für mittlere bis hohe Stromdichten auf
Kupfer-/Kohlenstoffbasis mit einer Beimengung eines Metalls,
dadurch gekennzeichnet,
daß es nach einem Verfahren gemäß wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 9 hergestellt
ist.