[0001] Die Erfindung betrifft ein Auspuffsystem für ein Arbeitsfahrzeug, mit einem Motor,
einer Auspuffleitung des Motors und einem mit der Auspuffleitung verbindbaren Schalldämpfer.
[0002] Landwirtschaftliche Erntemaschinen, wie sie z. B. in der US 6 257 977 A offenbart
sind, werden verwendet, um landwirtschaftliche Güter von einem Feld zu ernten. Es
gibt jedoch auch Gelegenheiten, bei denen derartige Erntemaschinen transportiert oder
auf einer Straße gefahren werden müssen, um das Feld zu erreichen oder vom Feld zurückzukehren.
Manche Regierungsbehörden haben Geräuschbegrenzungen für Nutzfahrzeuge erlassen, die
auf öffentlichen Straßen fahren. Insbesondere die von europäischen Regulierungsbehörden
erlassenen Geräuschbegrenzungen sind streng. Mit ansteigender Motorgröße und wachsenden
Leistungsanforderungen wird es schwieriger, diese Beschränkungen einzuhalten.
[0003] Eine Quelle für von einem Fahrzeug abgegebene Geräusche ist das Auspuffgeräusch.
Das Auspuffgeräusch wird in der Regel durch einen Schalldämpfer am Auspuffrohr gedämpft.
Normalerweise ist die Geräuschdämpfungsfähigkeit eines Schalldämpfers proportional
zu seiner Flusseinschränkung. Die Flusseinschränkung wird typischerweise als Rückstaudruck
gemessen. Eine gesteigerte Ausstoßgeräuschdämpfung hat typischerweise einen vergrößerten
Rückstaudruck am Ausstoßverteiler des Motors zu Folge, der die vom Motor lieferbare
Leistung beschränkt.
[0004] Ein vergrößerter Rückstaudruck hat typischerweise eine verminderte verfügbare Motorleistung,
abgesunkene Betriebsstoffökonomie und möglicherweise eine verminderte Lebensdauer
eines Turboladers zur Folge.
[0005] Die der Erfindung zu Grunde liegende Aufgabe wird darin gesehen, einen Schalldämpfer
bereitzustellen, der das Geräusch während des Straßentransports auf zulässige Werte
vermindert, aber beim Betrieb auf einem Feld keinen übermäßigen Rückstau auf den Motor
ausübt.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Lehre des Patentanspruchs 1 gelöst,
wobei in den weiteren Patentansprüchen Merkmale aufgeführt sind, die die Lösung in
vorteilhafter Weise weiterentwickeln.
[0007] Es wurde erkannt, dass die maximalen Leistungsanforderungen an den Motor eines selbstfahrenden
Arbeitsfahrzeugs, insbesondere eines Mähdreschers, nicht beim Transport auf einer
Straße auftreten, bei dem die Geräuscheinschränkungen zu beachten sind. Die maximalen
Leistungsanforderungen treten auf dem Feld auf. Für den Transport auf der Straße ist
die Leistungsanforderung in der Regel weniger als drei Viertel der maximalen Nennleistung,
so dass die Drehzahl des Motors vermindert werden kann und die zugehörigen Ausstoßflüsse
viel kleiner als die maximalen Flüsse sind. Die vorliegende Erfindung basiert darauf,
dass ein Schalldämpfer derart bemessen werden kann, dass er bei diesen verminderten
Ausstoßflüssen die Geräuschanforderungen beim Transport auf einer Straße erfüllen
kann, aber für einen Betrieb mit voller Leistung auf einem Feld zu einschränkend wäre.
[0008] Daher wird eine Umgehungsleitung für ein Auspuffsystem für ein Arbeitsfahrzeug vorgeschlagen,
die in einem im Wesentlichen geschlossenen Zustand eine maximale Geräuschabschwächung
für den Transport auf einer Straße bereitstellt, d. h. einen relativ hohen Rückstaudruck,
und in einem im Wesentlichen geöffneten Zustand für den Betrieb auf einem Feld mit
voller Leistung eine verminderte Beschränkung des Flusses bereitstellt, d. h. einen
relativ niedrigen Rückstaudruck. Eine Ventileinrichtung stromauf des im Straßenbetrieb
aktiven Schalldämpfers ermöglicht es, die Umgehungsleitung zu öffnen und zu schließen.
Sie kann manuell oder automatisch betätigt werden.
[0009] Auf diese Weise erreicht man eine Reduzierung des Geräuschniveaus auf akzeptable
Werte während des Straßentransports, ohne dass während des Betriebs auf dem Feld eine
Einschränkung der Leistung des Motors durch übermäßigen Rückstaudruck zu befürchten
wäre.
[0010] Die Ventileinrichtung kann eine Leitklappe aufweisen, die die Umgehungsleitung öffnen
und schließen und vorzugsweise auch die zum ersten Schalldämpfer führende Leitung
schließen und öffnen kann.
[0011] Es kann eine Membran verwendet werden, um die Leitklappe derart zu steuern, dass
der erste Schalldämpfer beim Betrieb des Arbeitsfahrzeugs auf einem Feld umgangen
wird. Das Auspuffsystem kann derart konfiguriert sein, dass der erste Schalldämpfer
völlig umgangen wird und die Abgase komplett durch die Umgehungsleitung geleitet werden.
Es kann aber auch ein System sein, das nur einen Teil des Auspuffgases umleitet, um
den Rückstaudruck zu vermindern, während noch ein gewisser Fluss durch den ersten
Schalldämpfer aufrecht erhalten wird. Dadurch würde der Geräuschpegel vermindert und
ein gewisser Rückstaudruck aufrechterhalten. Außerdem könnte das System derart konfiguriert
sein, dass das Auspuffgas vom ersten, einschränkenderen Schalldämpfer ganz oder proportional
(d. h. teilweise) in einen weniger einschränkenden, zweiten Schalldämpfer umgeleitet
wird. Alternativ könnte das System derart konfiguriert sein, dass der zweite Schalldämpfer
nicht notwendigerweise weniger einschränkend ist, aber der kombinierte Flussweg durch
den ersten und den zweiten Schalldämpfer signifikant weniger einschränkend ist als
der Flussweg nur durch den ersten Schalldämpfer.
[0012] Der Betrag des durch die Umgehungsleitung geführten Flusses hängt von der Position
der Leitklappe ab. Die Position der Leitklappe kann durch eine Membran gesteuert werden,
die einem positiven Luftdruck (Überdruck) ausgesetzt ist, der durch eine Steuerluftleitung
vom Einlassverzweiger des Motors geliefert wird, wobei der Luftdruck bei einem turbogeladenen
Motor von der Belastung des Motors abhängig ist. Alternativ könnte bei einem Saugmotor
das Vakuum im Einlassverzweiger zur Bewegung der Membran genutzt werden. In die Steuerluftleitung
kann zur präziseren Steuerung ein elektromagnetisches Ventil eingefügt werden. Das
elektromagnetische Ventil kann durch eine Steuerung, vorzugsweise eine elektronische
Steuereinheit des Fahrzeugs, gesteuert werden. Der Modulationsgrad der Leitklappe
kann durch die elektronische Steuereinheit proportional zu den Leistungsanforderungen
des Motors gesteuert werden. Wenn die Leistungsanforderungen gering sind, können alle
Auspuffgase durch den ersten Schalldämpfer geleitet werden. Wenn die Leistungsanforderungen
ansteigen, können progressiv ansteigende Beträge der Auspuffgase durch ein Öffnen
der Leitklappe in die Umgehungsleitung umgeleitet werden. Daher wird sogar auf dem
Feld, wo die Straßengeräuschbeschränkungen nicht anwendbar sind, entsprechend der
Leistungsanforderungen ein maximaler Betrag an Geräuschdämpfung erzielt.
[0013] Das Positionieren der Leitklappe kann auf verschiedene Arten erfolgen. Beispielsweise
kann die Leitklappe durch einen in der Kabine angeordneten Hebel und ein sich bis
zur Leitklappe erstreckendes Druck- und Zugkräfte übertragendes Kabel manuell positioniert
werden. Alternativ oder zusätzlich kann ein elektromagnetisches Ventil mit einem manuell
betätigbaren Auswahlschalter verbunden und mit unter Druck stehender Luft oder Unterdruck
beaufschlagt sein, um den Druck auf der mit der Leitklappe gekoppelten Membran manuell
zu steuern. Alternativ könnte die Leitklappe durch eine Feder vorgespannt sein, um
die Umgehung geschlossen zu halten, sie aber durch ansteigenden Rückstaudruck zu öffnen.
Alternativ kann ein elektrischer Schalter durch einen Bediener betätigt werden, um
die Leitklappe der Umgehungsleitung durch einen Aktor mit einem motorisch angetriebenen
Schraubengewinde oder einen Schrittmotor zu öffnen.
[0014] Das Umgehungssystem könnte elektronisch deaktiviert werden, wenn das Arbeitsfahrzeug
in einen höheren Gang geschaltet wird, der nur für das Fahren auf einer Straße genutzt
wird, d. h. um das gesamte Auspuffgas durch den ersten Schalldämpfer zu zwingen. Dadurch
würden die Geräuschpegelbeschränkungen beim Fahren auf den Straßen eingehalten.
[0015] In den Zeichnungen sind zwei nachfolgend näher beschriebene Ausführungsbeispiele
der Erfindung dargestellt. Es zeigt:
- Fig. 1
- ein schematisches Diagramm eines erfindungsgemäßen Schalldämpfersystems, wobei sich
die Leitklappe in einer Straßentransportposition befindet,
- Fig. 2
- ein schematisches Diagramm eines erfindungsgemäßen Schalldämpfersystems, wobei sich
die Leitklappe in einer Feldposition befindet, in der die volle Leistung zur Verfügung
steht, und
- Fig. 3
- ein schematisches Diagramm einer anderen Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Schalldämpfersystems,
das einen manuellen Mechanismus verwendet, um eine Umgehung des ersten Schalldämpfers
durch die ausgestoßenen Gase zu erzielen.
[0016] Die Figur 1 illustriert einen Motor 50, der mit einer Auspuffleitung 54 verbunden
ist, die zu einer Ventileinrichtung 56 führt. Die Ventileinrichtung 56 ist mit zwei
Auslässen verbunden, einem ersten Auslass 60, der mit einer Schalldämpferleitung 62
verbunden ist, und einer zweiten Verbindung 66, die mit einer Umgehungsleitung 70
verbunden ist. Die Schalldämpferleitung 62 ist mit einem ersten Schalldämpfer 72 verbunden,
welcher mit einem ersten Endrohr 74 verbunden ist.
[0017] Die Umgehungsleitung 70 kann mit einem zweiten Schalldämpfer 76 verbunden sein, der
mit einem zweiten Endrohr 80 verbunden ist. Der zweite Schalldämpfer 76 kann ein weniger
eingeengter Schalldämpfer sein, um einen wesentlichen Anteil des gesamten ausgestoßenen
Flusses mit weniger Rückstaudruck durchzulassen als der erste Schalldämpfer 62, oder
er könnte mehr oder weniger einschränkend sein als der erste Schalldämpfer 72, wobei
der Durchgang des gesamten ausgestoßenen Gases durch beide Schalldämpfer 72, 76 einen
verminderten Rückstaudruck während des Feldbetriebs des Mähdreschers zur Folge hat.
Alternativ kann der zweite Schalldämpfer 76 völlig wegfallen und die Umgehungsleitung
70 kann mit dem Endrohr 80 verbunden oder damit einteilig geformt sein.
[0018] Innerhalb der Ventileinrichtung 56 befindet sich eine bewegliche Leitklappe 84. Die
Leitklappe 84 ist um einen Schwenkpunkt 86 verschwenkbar. In der in Figur 1 dargestellten
Position befindet sich die Leitklappe 84 in einer Position, so dass die gesamte Ausstoßmenge
durch den ersten Schalldämpfer 72 fließt. Die Leitklappe 84 ist mit einer Betätigungsstange
90 verbunden, die mit einer Membran 94 verbunden ist. Die Membran 94 befindet sich
in Druckverbindung mit einer Steuerluftleitung 104. Die Steuerluftleitung 104 ist
mit einem unter Überdruck stehenden Luftaufnahmeverzweiger 110 verbunden, der Verbrennungsluft
an den mit innerer Verbrennung arbeitenden Motor 50 liefert. Wenn der Ladedruck im
Luftaufnahmeverzeiger 110 ansteigt, wird die Leitklappe 84 proportional geöffnet,
so dass eine Menge des Verbrennungsgases an den Auslass 66 der Ventileinrichtung 56
umgeleitet wird. Der Rückstaudruck im Auslass würde somit bei höheren Leistungsanforderungen
vermindert.
[0019] Ein elektromagnetisches Ventil 106 kann in die Steuerluftleitung 104 eingeschleift
sein. Das Ventil 106 kann mit einer Steuerung C, wie einer elektronischen Steuereinheit
mit einem Mikroprozessor, signalübertragend verbunden sein. Derartige Steuerungen
sind mit dem Getriebe des Mähdreschers signalübertragend verbunden und steuern die
Motorgeschwindigkeit und die Ausgangsleistung des Getriebes an die Räder. Derartige
Steuerungen werden verwendet, die Effizienz des Fahrzeugs zu optimieren. Die Steuerung
kann die Umgehungsleitung 70 fortschreitend öffnen, wenn auf dem Feld Leistungsanforderungen
an den Mähdrescher gestellt werden.
[0020] Alternativ kann das elektromagnetische Ventil 106 durch einen vom Bediener aktivierbaren
elektrischen Schalter gesteuert werden, der das elektromagnetische Ventil 106 öffnet
oder schließt.
[0021] Die Figur 2 illustriert das System aus Figur 1, wobei die Leitklappe 84 in eine Stellung
bewegt ist, in der sie den Auspuffweg durch den Schalldämpfer 72 schließt und den
Umgehungsweg öffnet. Bei dieser Ausstoßkonfiguration wäre das Auspuffsystem weniger
einschränkend und würde eine höhere vom Motor 50 bereitstellbare Leistung zur Folge
haben, wenn sie auf einem Feld betrieben wird, auf dem Geräuscheinschränkungen im
Vergleich mit dem Betrieb während des Transports auf Straßen weniger wichtig sind.
[0022] Die Figur 3 stellt eine alternative Ausführungsform dar, in der ein manuell betätigbares,
Zug und Druck übertragendes Kabel 202 mit einem vom Bediener kontrollierten Handgriff
oder Hebel 204 verbunden ist. Das Kabel 202 ist mit einem Winkelhebel 208 verbunden,
welcher an einem Punkt 210 mit dem Rahmen des Mähdreschers verbunden ist. Ein gegenüber
liegendes Ende des Winkelhebels 208 ist mit der Betätigungsstange 90 verbunden. Ein
Hinunterdrücken oder Ziehen des Hebels 204 würde die Verbindung 66 der Umgehungsleitung
70 öffnen oder schließen.
1. Auspuffsystem für ein Arbeitsfahrzeug, mit einem Motor (50), einer Auspuffleitung
(54) des Motors (50) und einem mit der Auspuffleitung (54) verbindbaren Schalldämpfer
(72), gekennzeichnet durch eine mit der Auspuffleitung (54) verbindbare Umgehung und eine Ventileinrichtung
(56), die zwischen der Auspuffleitung (54) und dem Schalldämpfer (72) angeordnet und
betreibbar ist, die Umgehung während des Betriebs des Arbeitsfahrzeugs auf einer Straße
zu schließen und die Umgehung während des Betriebs des Arbeitsfahrzeugs auf einem
Feld zu öffnen.
2. Auspuffsystem nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen zweiten Schalldämpfer (76), der stromab der Ventileinrichtung (56) mit der
Umgehung verbunden ist.
3. Auspuffsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Ventileinrichtung (56) eine Leitklappe (84) umfasst, die durch eine luftgesteuerte
Membran (94) steuerbar ist, wobei die Membran (94) luftdruckleitend mit einer Druckluftquelle
verbunden ist.
4. Auspuffsystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein elektromagnetisches Ventil (106) innerhalb der Steuerluftleitung (104) zwischen
der Druckluftquelle und der Membran (94) angeordnet ist, und dass das Ventil (106)
durch eine elektronische Steuereinheit (C) steuerbar ist.
5. Auspuffsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die elektronische Steuereinheit (C) das Ventil (106) entsprechend Leistungsanforderungen
des Arbeitsfahrzeugs steuert.
6. Auspuffsystem nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinheit (C) die Leitklappe (84) abhängig von einer ausgewählten Gangstufe
eines Getriebes betätigt.
7. Auspuffsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ventileinrichtung (56) eine Leitklappe (84) umfasst, die zwischen einer Position,
in der sie die Umgehung verschließt, und einer Position, in der sie die Umgehung öffnet,
beweglich ist.
8. Auspuffsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ventileinrichtung (56) eine Leitklappe (84) umfasst, die zwischen einer Position,
in der sie den Schalldämpfer (72) öffnet, und einer Position, in der sie den Schalldämpfer
(72) schließt, beweglich ist.
9. Auspuffsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ventileinrichtung (54) eine Leitklappe (84) umfasst und ein manuell betätigbarer
Mechanismus zum Öffnen und Schließen der Leitklappe (54) vorgesehen ist.
10. Arbeitsfahrzeug, insbesondere selbstfahrende landwirtschaftliche Erntemaschine, vorzugsweise
Mähdrescher, mit einem Auspuffsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche.