[0001] Bei einem Applikator handelt es sich um ein Hilfsmittel, mit dem eine kosmetische
oder pharmazeutische Zubereitung auf die Haut und/oder die Haare aufgebracht wird.
Ein Abstreifer ist ein Mittel, mit dem sich die auf einen Applikator befindliche Menge
an kosmetischer oder pharmazeutischer Zubereitung einstellen lässt.
[0002] Ein entsprechender Abstreifer ist für Applikatoren in verschiedenen Anwendungsbereichen
einsetzbar. Im folgenden soll beispielhaft von der Applikation von Wimperntusche,
der sogenannten Mascara, ausgegangen werden, jedoch ist der erfindungsgemäße Abstreifer
auch in gleichartiger Weise für Applikatoren verwendbar, mit welchem Haarfärbemittel,
Pharmazeutika o.ä. aufgetragen werden können.
[0003] Erfindungsgemäße Applikatoren weisen einen aussteifenden Kern aus einem ersten Kunststoff-Material
auf, der zumindest im Bereich seines vorderen Endes von einer Trägerhülse aus einem
zweiten Kunststoff-Material umgeben ist, die eine Vielzahl von radial nach außen auskragenden
Fingern aufweist, die einstückig an die Trägerhülse angeformt sind und aus dem zweiten
Kunststoff-Material bestehen, wobei mehrere über den Umfang der Trägerhülse verteilte
Finger einen Fingerkranz bilden und wobei in Längsrichtung der Trägerhülse eine Vielzahl
von Fingerkränzen hintereinander angeordnet sind.
[0004] Ein Applikator für Mascara sollte sicherstellen, dass die Mascara in einfacher Weise
gleichmäßig aufzutragen ist. Zu diesem Zweck muss der Applikator die Voraussetzung
erfüllen, dass die Wimpern vor dem Auftragen der Mascara zunächst gekämmt und somit
in gewünschter Weise ausgerichtet werden. Darüber hinaus soll der Applikator soviel
Mascara aufnehmen können, dass sämtliche Wimpern mit dem Applikator gefärbt werden
können, ohne diesen mehrfach in den Mascara-Vorratsbehälter eintauchen zu müssen.
Damit der Auftrag der Mascara gleichmäßig und klecksfrei erfolgt, muss sichergestellt
sein, dass nicht übermäßig viel Mascara an dem Applikator anhaftet, weshalb dieser
üblicherweise beim Herausziehen aus dem Mascara-Vorratsbehälter abgestreift wird.
[0005] Bisher war es üblich (US 4,982,838), einen Mascara-Applikator aus mehreren Drähten
herzustellen, zwischen denen eine Vielzahl von kurzen Borsten angeordnet werden. Nach
Verdrillen der Drähte sind die Borsten fest zwischen den Drähten gehalten.
[0006] Allgemein gebräuchlich sind einstufige Abstreifer, das heißt Abstreifer, die nur
ein abstreifendes Element enthalten und in die Öffnung des Produktbehältnisses eingesetzt
sind. Durch Ineinandergreifen von Erhebungen und Aussparungen wird der Abstreifer
fest im Flaschenhals gehalten. Die Anwendung dieser Abstreifer bei auf drahtgebundenen
Bürsten basierenden Applikatoren funktioniert problemlos. Bei Applikatoren mit dem
oben beschriebenen Aufbau, ist die einstufige Abstreifung mit verschiedenen Nachteilen
behaftet:
- der Schaft wird nur unzureichend gereinigt, da die lichte Weite des abstreifenden
Elementes auf den Durchmesser des Bürstenkopfes abgestellt ist,
- beim Herausziehen der Bürste gibt es ein Hängen an der Stelle an dem die Bürste und
der Schaft zusammentreffen, damit ist die gleitende Entnahme von einem störendem Kraftaufwand
begleitet, was zu unkontrollierten Bewegungen führen kann und zum bekleckern und verspritzen
der Zubereitung führen kann
- eine zu enge Dimensionierung führt zu vakuumdichten Verschluss und damit zu einem
vulgären Geräusch bei der Entnahme (typisches Plopp-Geräusch) und
- bei zu geringem Querschnitt ist eine Beschädigung der Applikatorborsten nicht ausgeschlossen.
[0007] Alle diese Probleme sind auf den speziellen Aufbau des Bürstenkopfes zurückzuführen,
der im Gegensatz zum drahtgebundenen Bürstenkopf eine geringere Kompressibilität,
d.h. größeren Durchmesser bei angelegten Borsten aufweist.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Abstreifer zu finden, der sowohl
eine verbesserte Abstreifwirkung hat als auch eine gute und gleichmäßige Entnahme
der Bürste gewährleistet.
[0009] Überraschend hat sich gezeigt, das diese Aufgabe mit dem im folgenden beschriebenen
zweistufigen Abstreifer gelöst wird.
[0010] Die Funktionsweise des Abstreifers wird im folgenden, in Zusammenhang mit den Abbildungen
1 bis 4 erläutert. Die Bewegungsrichtung des Applikators gegenüber des Abstreifers
ist mit einem Pfeil kenntlich gemacht.
[0011] Bei der Entnahme ― dem Herausziehen ― des Applikators (3) wird durch das vordere
erste abstreifende Element (1) der Schaft grob gereinigt. Beim Hindurchgleiten durch
das gegen die Zugrichtung gestellte (Abbildung 1) zweite abstreifende Element (2)
erfolgt eine Feinsäuberung des Schaftes (4). Ist die Entnahme soweit erfolgt, das
das zweite abstreifende Element sich im Bereich (6) der Fügestelle von Bürstenkopf
und Schaft befindet (Abbildung 2), erfolgt die Umkehrung des zweiten abstreifenden
Elementes und ein Durchtritt des Bürstenkopfes wird erleichtert. Beim Durchtritt des
Bürstenkopfes durch das zweite abstreifende Element (Abbildung 3, Bereich 7), wir
dieser vom vom Schaft abgestriffenen Substrat befreit (gereinigt), welches sich gleichmäßig
über den Bürstenkopf verteilt.
[0012] Beim Hereinschieben des Applikators in den Vorratsbehälter wird das zweite abstreifende
Element in Schubrichtung gestellt (Abbildung 4, Bereich 8) und befindet sich damit
in der für die Entnahme wichtigen Ausgangsstellung. Zuvor bei der Entnahme abgestriffenes
Substrat wird dabei vom Bürstenkopf aufgenommen und das erste abstreifende Element
damit gereinigt.
[0013] Erfindungsgemäße abstreifende Elemente sind aus einem hinreichend flexiblen Material,
welches den Ansprüchen der Dauerbiegebelastbarkeit standhält, insbesondere Polypropylen
oder Elastomeren.
[0014] Erfindungsgemäße Abstreifer können an der Außenfläche Einschnürungen und/oder Ausweitungen
aufweisen, die eine stabile Verankerung im Produktbehältnis ermöglichen.
[0015] Erfindungsgemäß lassen sich durch die Wahl der lichten Weite des ersten und zweiten
abstreifenden Elementes der Anpressdruck an den Applikator und damit die Abstreifleistung
festlegen. Insbesondere eine unterschiedliche lichte Weite der abstreifenden Elemente
ist vorteilhaft, wobei die Länge des zweiten abstreifenden Elementes dem Durchmesser
an der Verbindungsstelle von Bürstenkopf und Schaft angepasst sein muss.
[0016] Übliche Innendurchmesser d
1 (Abbildung 2) liegen im Bereich von 2,5 bis 10 mm, insbesondere zwischen 3,5 und
7 mm.
[0017] Übliche Dicken d
2 (Abbildung 2) des zweiten abstreifenden Elementes liegen im Bereich von 0,1 bis 1
mm. Die Dimensionierung ist aber stark von der Flexibilität der eingesetzten Materialien
abhängig.
[0018] Übliche Längen I
1 (Abbildung 2) betragen zwischen 0,2 bis 1 mm.
[0019] Erfindungsgemäß lässt sich die Abstreifleistung des zweiten abstreifenden Elementes
durch dessen Dicken-zu-Längenverhältnis (Verhältnis von d
2 zu I
1) auf verwendeten Applikator und Substrat einstellen.
[0020] Der erfinderische Abstreifer und seine Wirkungsweise soll im folgenden durch einige
Abbildungen veranschaulicht werden, ohne sich durch die Wahl der abgebildeten Beispiele
unnötig beschränken zu wollen. Es zeigen:
Abbildung 1: Herausziehen des Applikators aus dem Behälter
Zweites (innerers) abstreifendes Element (2) ist in Richtung des Behälterbodens gestellt
und reinigt den Applikatorschaft (4).
Abbildung 2: Wendepunkt ― diese Position wir beim Hereinschieben und Herausziehen
des Applikators aus dem Vorratsgefäß durchlaufen. An der Fügestelle von Bürstenkopf
(3) und Schaft (4) ist ein Umklappen des zweiten abstreifenden Elements möglich (Bereich
6).
Abbildung 3: Herausziehen des Applikators aus dem Behälter
Innerer Abstreifer ist konträr zur Zugrichtung und streift den Schaft ab. Am Wendepunkt
(Abbildung 2 Bereich 6 ) klappt das zweite abstreifende Element in Zugrichtung um
und steht nun in Zugrichtung (Bereich 7).
Abbildung 4: Hereinschieben des Applikators in den Behälter
Zweites (inneres) abstreifendes Element ist in Richtung des Behälterbodens gestellt
und ermöglicht so ein einfaches einführen des Applikators (Bereich 8).
Abbildung 5:
Beispiel für einen Behälter für Mascara, enthaltend einen Flaschenkörper (9), dessen
Öffnung einen Flaschenhals (10) ausbildet. Im Flaschenhals ist der Abstreifer (1)
durch Verzahnung (Bereich 11) fixiert. Den Verschluss bildet eine Kombination aus
einem Applikator mit einem Bürstenkopf (3) und einer Schraubkappe (12), die über den
Schaft (4) verbunden sind.
1. Abstreifer für Applikatoren für flüssige oder pastöse Medien, insbesondere für dekorative
Kosmetika wie Mascara, dadurch gekennzeichnet, dass er ein erstes und ein zweites abstreifendes Element enthält.
2. Abstreifer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass er neben einem ersten und einem zweiten abstreifenden Element ein oder mehrere weitere
abstreifende Elemente enthält.
3. Abstreifer nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das zweite abstreifende Element (Abbildung 1a)
- beim einführen des Applikators in Schubrichtung gestellt wird (Abbildung 4b) und
- dadurch beim herausziehen des Applikators im Bereich des Applikatorschaftes gegen
die Zugrichtung gestellt ist (Abbildung 1b)und
- beim Durchtritt des Bürstenkopfes in Zugrichtung gestellt ist (Abbildung 3b).
4. Abstreifer nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite abstreifende Element beim herausziehen des Applikators den Applikatorschaft
reinigt.
5. Abstreifer nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Abstreifer folgende Dimensionen aufweist (Abblidung 2a):
d1 = 2,5 bis 10 mm, insbesondere 3,5 bis 7 mm und
d2 = 0,1 bis 1 mm und
l1 = 0,2 bis 1 mm.
6. Behältnisse für kosmetische oder dermatologische Zubereitungen, dadurch gekennzeichnet, dass sie im Bereich der Behälteröffnung einen Abstreifer nach mindestens einem der vorhergehenden
Ansprüche enthalten.
7. Verwendung von Abstreifern mit mindestens zwei abstreifenden Elementen zur Säuberung
von Applikatoren für kosmetische oder dermatologische Produkte.
8. Verwendung von Abstreifern nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, zur Regulierung
der Entnahmemenge aus Behältnissen für kosmetische und dermatologische Produkte.