[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Einstellung und Überwachung
der Kettfadenspannung an Webmaschinen zwischen einem mittels Stellmotor gesteuert
und/oder geregelt antreibbarem Kettbaum und einem einstellbar angetriebenen Warenabzug,
unter Verwendung eines Spannbaumes, der mittels Spannhebeln geführt und elastisch
an die Kettfadenschar angelegt wird, und unter Verwendung von elastischen, einstellbaren
Belastungselementen für den Spannbaum, wobei ein Steuerrechner die Antriebsdaten für
den Stellmotor des Kettbaumes in Abhängigkeit von aktuellen Webmaschinenparametern,
nämlich der Drehzahl der Hauptwelle und der Drehzahl des Warenabzuges, und in Abhängigkeit
von Messimpulsen zur Position des Spannbaumes bestimmt und dem Stellmotor zum Zweck
der Erhaltung der Kettfadenspannung zuleitet.
[0002] Durch die DE 34 35 049 A1 ist ein Verfahren zur Erzeugung einer möglichst gleich
bleibenden Zugkraft der Kettfäden an Webmaschinen bekannt geworden, bei dem aus Daten
der aktuellen Kettfadenspannung und der Abzugsgeschwindigkeit des Gewebes durch Multiplikation
ein SOLL-Wert für das Drehmoment des Antriebsmotores für den Kettbaum gewonnen wird.
Die Abzugsbewegung wird mittels Regulator erzeugt, der unterschiedliche Differenzen
in der absoluten Abzugsgröße pro Schusseintrag ausgleichen kann.
[0003] Mit diesem Verfahren lassen sich bei Anhalte- und Startvorgängen und beim Arbeiten
mit reduzierter Geschwindigkeit einigermaßen einheitliche Kettfadenspannungen erreichen.
Das Niveau der Kettfadenspannung unterliegt jedoch zu vielen störenden Einflussfaktoren
und führt zu sehr unterschiedlichen Gewebedichten und zu unterschiedlicher Einarbeitung
der Kettfäden. Kettbäume sollten möglichst gleichzeitig gewechselt werden. Jedoch
verbleiben insbesondere an Webmaschinen, bei denen mehrere Kettfadensysteme unterschiedlicher
oder gleicher Einarbeitung von verschiedenen Kettbäumen zugeführt werden müssen, auf
einigen Kettbäumen noch erhebliche Mengen an Fadenmaterial, wenn der erste Kettbaum
abgelaufen ist. Diese Restmengen müssen dann als Abfall beseitigt werden.
[0004] Das weitgehend unkontrollierte Kettfadenspannungsniveau der unterschiedlichen Kettbäume
führt außerdem zu Qualitätsmängeln im Gewebe. Zur Vermeidung der Qualitätsmängel stellt
der erfahrene Weber regelmäßig die Kettfadenspannung aller beteiligten Kettfadensysteme
aus Sicherheitsgründen auf ein wesentlich höheres Niveau als es aus textiltechnologischen
Erfordernissen notwendig wäre. Das hat jedoch wieder höhere Fadenbruchzahlen und einen
höheren Verschleiß an Getrieben (z. B. Warenabzugsgetriebe) und Arbeitselementen (z.
B. Litzen und Schäfte) an der Webmaschine zur Folge.
[0005] An Doppelteppichwebm aschinen z. B., wo Bindekettfäden und straffe Füllkettfäden
parallel zueinander zugeführt und in einer sog. Ripsbindung eingebunden werden, führt
die hohe Kettfadenspannung zu einer unerwünscht dichteren Ware und schließlich zu
einem höheren Materialbedarf. Durch die veränderlichen Ablaufbedingungen bei vollem
und leeren Kettbaum verändert sich die Kettfadenspannung und führt zu unterschiedlich
dichten Waren.
[0006] Ein weiterer Nachteil einer solchen Vorrichtung zur Einstellung einer vorgegebenen
Kettfadenspannung besteht darin, dass die Grundeinstellung derselben vom Weber aus
irgendwelchen Anlässen - z. B. beim Anweben einer neuen Kette - verändert und beim
Übergang zum normalen Betrieb nicht wieder zurückgestellt wird. Aus diesem Grund auftretende
Fehler werden erst bei der Kontrolle - dem Ausmessen - des fertigen Gewebes festgestellt.
Zwischen der Entstehung der Fehler und der Möglichkeit der Beseitigung ihrer Ursachen
liegen oft sehr lange Zeiträume, in denen weiter fehlerhaft produziert wird.
[0007] Fehler entstehen auch nach Stillständen der Webmaschine. Bei Startvorgängen stellt
sich die gewünschte Fadenspannung erst nach mehreren Webzyklen (bis zu 20) nach und
nach ein. In diesen Phasen wird fehlerhaftes Gewebe hergestellt.
[0008] Durch die CH 668 997 wurde in diesem zuletzt genannten Zusammenhang vorgeschlagen,
die Antriebsparameter für den Kettbaum im Speicher der Steuervorrichtung abzulegen
und beim Start der Webmaschine die Einzelantriebe zunächst nach diesen Parametern
zu steuern. Erst nachdem diese eingestellten Werte erreicht sind, werden Regelprozesse
zur Erhaltung des eingestellten Kettfadenspannungsniveaus eingeleitet.
[0009] Auch diese Art der Steuerung einer Webmaschine hat sich nicht bewährt, da die Einstellung
der Grundspannung der Kettfäden willkürlich vom Weber beeinflusst und dann u. U. nicht
mehr kontrolliert werden kann. Fehler werden, wie oben erwähnt, erst festgestellt,
wenn das Gewebe vermessen wird.
[0010] Eine ähnliche Verfahrensweise wird mit dem EP 0 523 581 vorgeschlagen. Bei dieser
Lösung werden nicht die aktuellen, in einem Steuerechner zwischengespeicherten Betriebsdaten
als Startparameter für die Webmaschine und deren Einzelantriebe eingegeben, sondern
empirisch ermittelte Grundeinstellungen. Eine mittels Sensor erfasste, nach oben abweichende
Kettfadenspannung führt automatisch zu einer Veränderung der Kettbaumdrehzahl. Der
mit einem separaten Antrieb versehene Warenabzug wird ebenfalls vom Steuerrechner
geführt. Durch Veränderung der Kettfadenlänge zwischen Warenabzug und dem Ablaufpunkt
vom Kettbaum, z. B. beim Stillstand der Webmaschine, kann sich die Lage der Gewebeanschlagkante
verlagern. Das anschließend hergestellte Gewebe ist fehlerhaft. Es hat sog. Stand-
oder Anlaufstellen geringerer Dichte.
[0011] Die in Bezug auf die DE 34 35 049 A1 beschriebenen Nachteile hinsichtlich des Einstellens
des Grundniveaus der Kettfadenspannung treffen hier ebenfalls zu. Alle Steuerungs-
und Regelprozesse sorgen nur für die Erhaltung des eingestellten Niveaus, nicht aber
dazu, dasselbe auf den textiltechnologisch optimalen Stand einzustellen. Der Weber
hat jederzeit Einfluss auf die Einstellung des Spannungsniveaus und wird sich aus
Sicherheitsgründen stets weit (erfahrungsgemäß 30 bis 100%) über dem textiltechnologisch
notwendigen Niveau positionieren.
Das relative Einstellen von mehreren Kettfadensystemen mit unterschiedlicher oder
gleicher Fadeneinarbeitung bleibt auch bei diesem Verfahren dem Weber und seinen Erfahrungen
überlassen. Die Fehlerhäufigkeit ist ausgesprochen groß.
[0012] Ein weiterer Versuch, die vorhandenen Gegebenheiten in ihrer Gesamtheit zu erfassen
und die Steuerung autonom und optimal zu gestalten, wird mit der DE 100 19 533 A1
offenbart.
[0013] Aus verschiedenen Maschinenkenndaten und aktuellen Messwerten, aus den Antrieben
des Warenabzuges und den Antrieben der Kettbäume werden mit Hilfe einer Fuzzi-Logik
die Daten u. a. für den Antrieb der Kettbäume und des Warenbaumes abgeleitet.
[0014] Auch diese von der Installation her sehr komplexe und komplizierte Vorgehensweise
hat nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt. Für unterschiedliche Betriebzustände
der Webmaschine, insbesondere beim Wechseln der Kettbäume, ist es für den Weber regelmäßig
notwendig, die Kettfadenspannung zeitweilig zu verändern. Das Rückstellen wird häufig
vergessen. Für das Ausregeln der einzelnen Parameter beim Neustart der Webmaschine
mit Hilfe der Fuzzi-Logik stehen kontinuierlich nachtrainierte Daten zur Verfügung,
die die Exaktheit und die Präzision der Regelvorgänge erhöhen. Der Aufwand an verfügbarer
spezieller Software ist für dieses System ausgesprochen hoch. Die Betreuung des Steuerrechners
erfordert hoch qualifiziertes Fachpersonal, das - wenn überhaupt - nur im begrenzten
Maße zu Verfügung steht.
[0015] Die überaus komplizierte Regelung nimmt nur Einfluss auf den Antrieb des Kettbaumes
und den Antrieb des Warenbaumes. Die Kettfadenspannung wird als Soll-Wert im Bereich
des Grundniveaus festgelegt, das nach wie vor vom Weber empirisch geschätzt wird.
Jede Korrektur der Kettfadenspannung erfolgt ausschließlich durch eine Korrektur der
Drehzahl des Kettbaumes. Damit berichtigt man den Schwankungsbereich der Kettfadenspannung
- nicht aber das Spannungsniveau.
[0016] Das Niveau der Kettfadenspannung, das durch Gewichte oder andere Belastungsvorrichtungen
vorgegeben wird, ist nicht in den Regelprozess der Fuzzi-Logik einbezogen. Es kann
vom Weber in beliebiger Weise eingestellt und korrigiert werden.
[0017] Trotz eines erheblichen Regel-, Steuer- und Rechenaufwandes werden die einleitend
beschriebenen Mängel - hinsichtlich des eingestellten Niveaus der Kettfadenspannung
und ihrer Auswirkungen - ebenfalls nicht beseitigt.
[0018] Mit dem DE 93 04 801 U1 wurde vorgeschlagen, die Kettspannung über einen Spannhebel
und ein Belastungselement in Form einer mittels Luftdruck einstellbaren Feder einzustellen.
An einem Stellventil kann von Hand ein Luftdruck eingestellt werden, der einer gewünschten
Kettfadenspannung entspricht. Diese Druckeinstellung kann vom Bedienerstand des Webers
realisiert und kontrolliert werden und bringt damit bereits erhebliche Vorteile in
der Bedienung gegenüber den mittels Gewichten belasteten Spannhebeln. Der Weber kann
während des Einstellens unmittelbar die Entstehung des Gewebes beobachten.
[0019] Die vom Weber aus Erfahrung eingegebenen Einstellwerte liegen dadurch bereits deutlich
näher an den textiltechnologisch optimalen Werten. Die Erfahrung hat jedoch auch bei
dieser Art der Belastung der Kettfadenschar gezeigt, dass auch hochqualifizierte Weber
nicht in der Lage sind, eine textiltechnologisch optimale Einstellung der Kettfadenspannung
vorzunehmen und nach zeitweilig notwendigen Umstellvorgängen die Rückstellung zuverlässig
zu kontrollieren.
[0020] Auch mit dieser relativ präzisen Einstellung der Kettfadenspannung kann nicht gewährleistet
werden, dass parallel zueinander ablaufende Kettfadensysteme von unterschiedlichen
Kettbäumen nahezu gleichzeitig leer sind und diese mit minimalem Fadenverlust gleichzeitig
gewechselt werden können.
[0021] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Einstellung und
Überwachung der Kettfadenspannung vorzuschlagen,
- das einerseits automatisch die Einstellung und Einhaltung eines gleichmäßig niedrigen,
technologisch notwendigen Kettfadenspannungsniveaus bezogen auf die Webzone und
- andererseits das gleichmäßige, funktionsgerechte und kontrollierte Einbinden großer
Fadenlängen pro vorgegebener Abzugslänge gewährleistet.
[0022] Wünschenswert ist es, dass dann, wenn die Kettfadensysteme mehrerer Kettbäume parallel
zueinander mit unterschiedlichen oder gleichen Einbindungslängen pro Rapport eingearbeitet
werden, die Kettbäume nach einer errechneten Länge gewechselt werden können. Großrapportige
Gewebestücke könnten mit einheitlicher, absoluter Rapportlänge hergestellt werden.
[0023] Mit einem phasengleichen Ablauf aller Kettfadensysteme soll eine hohe Gewebequalität
gewährleistet werden können. Bei einer definiert vorgegebenen, optimierten Einbindungslänge
der Kettfäden wird außerdem eine Einsparung an Kettmaterial erwartet. Das nach textiltechnologischen
Erfordernissen berechnete niedrige Kettfadenspannungsniveau soll zu einer störungsarmen
Betriebsweise der Webmaschine und zu einer höheren Lebensdauer derselben führen.
[0024] Diese Aufgabe wird durch die Verfahrensweise nach den Merkmalen des Anspruches 1
auf überraschend einfache Weise gelöst. Mit der Übertragung der Einstellfunktion für
das Niveau der Kettfadenspannung auf den Steuerrechner wird es erstmals möglich, optimale
textiltechnologisch berechnete und erprobte Daten dem Kettfadenspannungsniveau zugrunde
zu legen und während des Webprozesses auch unter den Bedingungen des veränderlichen
Kettbaumdurchmessers kontrolliert zu variieren. Der Steuerrechner wird mit den vorgegebenen
Daten in die Lage versetzt, die Drehzahl des Kettbaumes so zu steuern, dass eine kontinuierliche
Bewegung der sehr schweren Kettbäume möglich ist. In der Anlaufphase - d. h. beim
Start der Webmaschine - beginnen alle Baugruppen und Einzelantriebe der Webmaschine
unter optimalen berechneten Bedingungen die Ausführung ihrer Funktionen. Die berechneten
Parameter sind durch den Weber grundsätzlich nicht veränderbar.
[0025] Bei notwendigen Umstellvorgängen (z. B. Kettbaumwechsel, Lanzettenwechsel u. dgl.)
bereitet der Steuerrechner über die Stellglieder diesen Prozess vor und führt die
Kettfadenspannung automatisch zur Vorbereitung der normalen Betriebsweise auf den
programmierten Wert zurück. Die Gefahr, dass zeitweilig qualitativ minderwertige Ware
erzeugt wird, ist damit beseitigt.
[0026] Die Kettfadenspannung bleibt in der Startphase, beim Arbeiten im Kriechgang sowie
beim Schuss suchen und innerhalb eines jeden Webzyklusses auf dem für diese Betriebsweisen
optimalen, ggf. unterschiedlichem aber meist niedrigem Niveau.
[0027] Ein durch Regelvorgänge erzeugtes Schwingungsverhalten im System ist weitgehend ausgeschalten.
Das Grundprinzip des Antriebes des Kett- und Warenbaumes und der Bestimmung der Kettfadenspannung
mittels steuerbarer Stellglieder ist die Steuerung. Korrigierende Regelvorgänge sind
im Wesentlichen nur bei sich langsam aufbauenden kleinen Abweichungen zwischen unterschiedlichen
Parametern erforderlich.
[0028] Dadurch, dass die Größe der Kettfadenspannung ausschließlich durch im Speicher des
Steuerrechners hinterlegte textiltechnologisch erprobte und optimierte Daten bestimmt
und dann zwingend gesteuert wird, ist die Einarbeitung der Kettfäden stets einheitlich
entsprechend der Vorgaben. Kettbäume - auch unterschiedlicher Kettfäden (z. B. Bindekettfäden
oder Füllkettfäden) - können mit einer errechneten Kettfadenlänge vorgelegt und definiert
abgearbeitet werden.
[0029] Alle Kettbäume können bei der vorgegebenen Betriebsweise gleichmäßig abgearbeitet
werden und werden mit hoher Wahrscheinlichkeit zu nahezu gleichem Zeitpunkt leer.
Der Kettfadenverlust wird auf ein Minimum reduziert. Die kontrollierte Fadeneinarbeitung
sichert zudem einen niedrigen Fadenverbrauch.
[0030] Mit der Datenvorgabe nach Anspruch 2 können auch unterschiedliche Kettfaden-Führungen
zwischen dem Kettbaum und dem Webfach und die unterschiedlichen Ablaufbedingungen
bei vollem und dann abnehmenden Kettbaumdurchmesser berücksichtigt werden. Die Kettfadenspannung
kann für die Webzone definiert vorgegeben und eingestellt werden. Die SOLL-Werte für
die Belastungselemente werden in Abhängigkeit vom variablen Kettbaumdurchmesser veränderlich
vorgegeben. Die Stellglieder sind zu jeder Zeit durch programmierte Daten aktiviert,
so dass Standstellen im Gewebe nahezu auszuschließen sind.
[0031] Mit der Modifikation des Verfahrens nach Anspruch 3 wird es möglich, die Kettfadenspannung
durch gesteuerte Variation der SOLL-Werte an alle Erfordernisse unmittelbar anzupassen
und permanent zu kontrollieren.
[0032] Zum Ausgleich von Differenzen in der Steuerung, die sich über relativ lange Zeiträume
aus irgendwelchen Gründen aufbauen oder die sich aus besonderen Betriebsweisen der
Webmaschine ergeben können, ist es sinnvoll, eine zusätzliche Überwachung und Regelung
nach Anspruch 4 vorzusehen. Dieser Regelvorgang kann u. U. auch für die Beseitigung
von sog. Standreihen aktiviert werden, wo sich die gespannten Kettfäden zwischen Warenabzug
und Kettbaum unter der Wirkung lang anhaltender Spannung dehnen.
[0033] Die Daten für den sich kontinuierlich verändernden, aktuellen Durchmesser des Kettbaumes
können nach unterschiedlichen, an sich bekannten Verfahrensweisen bereit gestellt
werden.
[0034] Mit der Verfahrensweise nach Anspruch 5 wird der maximale und der minimale Wicklungsdurchmesser
und die gespeicherte Kettfadenlänge in Verbindung mit den Betriebsdaten der Webmaschine
zur Berechnung der Stellsignale für den Kettbaumantrieb oder zur Korrektur der Belastung
durch das elastische Spannelement verwendet.
[0035] In der Variante nach Anspruch 6 ist es möglich, den Rechenaufwand zur Ermittlung
dieses Signales zu minimieren.
[0036] Die Verfahrensweise zum Einstellen der Belastung des elastischen Spannelementes nach
Anspruch 7 hat sich in besonderer Weise bewährt. Die Veränderungen der Fadenspannung
innerhalb eines Webzyklus wird bei dieser Ausführung ausschließlich durch die Fachbildeelemente
und den Anschlag der Weblade bestimmt. Insbesondere in der Phase des Schusseintrages
verbleibt die Kettfadenspannung auf einem vorgegebenen niedrigen Niveau. Die an den
schwingungsfrei gespannten Kettfäden geführten Greiferköpfe der Greiferstangen oder
-bänder können störungsfrei zur Fadenübergabe bewegt werden.
[0037] Die Belastung des elastischen Spannelementes nach den Ansprüchen 8, 9 und 10 zeigt
weitere Möglichkeiten auf, wie man die Steuerung der Kettfadenspannung mittels Stellglieder
und Steuerrechner realisieren kann.
[0038] Die Vorrichtung nach Anspruch 11 ist in besonders einfacher Weise zur Realisierung
des Verfahrens nach Anspruch 1 geeignet, wenn der Steuerrechner zur Ausführung der
in Anspruch 1 beschriebenen Steuerfunktionen verwendet wird.
[0039] Mit der Vorrichtung nach Anspruch 12 und 13 werden die in Bezug auf Anspruch 7 beschriebenen
Wirkungen unter Verwendung handelsüblicher Bauelemente realisierbar. Die Präzision
der Stellvorgänge ist dabei ausgesprochen hoch.
[0040] Die Vorrichtungsansprüche 14 bis 16 zeigen Lösungsmöglichkeiten auf, wie unter Verwendung
üblicher Belastungselemente - Gewichte, Federn und Magneten - die Belastung nach Anspruch
11 steuerbar gestaltet werden kann.
[0041] Besonders positive Effekte der Erfindung werden in der Anwendung der erfindungsgemäßen
Lösung an solchen Webmaschinen erreicht, die mindestens zwei unterschiedlich ablaufende
Kettbäume besitzen und bei denen die Differenz der Einarbeitung der Kettfäden die
Qualität des Gewebes im erheblichen Maße bestimmt. Das ist in besonderer Weise an
Doppelteppichwebmaschinen, an Plüsch oder Rutenteppichwebmaschinen und auch an Axminsterwebmaschinen
der Fall.
[0042] An diesen Webmaschinen kann man mit der definierten Kettfadenspannung die senkrechte
Ausrichtung der Polhenkel realisieren. An Doppelteppich- oder Plüschwebmaschinen kann
man die Polhöhe auf einem bestimmten Niveau halten oder in bestimmten Grenzen auch
steuern.
[0043] Werden abgepasste Teppiche hergestellt, kann man deren Länge mit höherer Genauigkeit
realisieren. Durch die optimierte Kettfadenspannung und die Vorgabe von exakten Einarbeitungslängen
pro Rapport lässt sich der Verbrauch an Kettmaterial deutlich verringern.
[0044] Beim fortlaufenden Weben von Teppichen mit unterschiedlichen Qualitätsund Größenparametern
aus ein und derselben Kette, kann man sowohl die Schussdichte als auch die Polhöhe
auftragsgemäß gesteuert vorgeben und realisieren, ohne die Maschine manuell zu verstellen.
[0045] Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
In den dazu gehörigen Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung der Führung von Kettfäden innerhalb der Webmaschine
zwischen dem Kettbaum und dem Warenbaum mit der Zuordnung der jeweiligen Arbeitselemente,
Stellglieder, Geber und deren Informationsflüsse,
- Fig. 2
- eine vergrößerte Darstellung der Belastungsvorrichtung mit pneumatisch belastbaren
Federn und steuerbarem Proportional-Druckregelvent il,
- Fig. 3
- eine Vorrichtung zur Steuerung der Belastung des elastischen Spannelementes mit Gewichten,
- Fig. 4
- eine ebensolche Vorrichtung unter Verwendung einer vorspannbaren Feder,
- Fig. 5
- eine Belastungsvorrichtung mit steuerbarem Magnet,
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung der Steuerfunktionen des Druckregelventiles gemäß Fig.
2 und
- Fig. 7
- ein Diagramm zur Darstellung der Kettfadenspannung und des Luftdruckes im Bereich
mehrerer aufeinander folgender Webzyklen unter Verwendung eines Druckregelventiles
nach Fig. 2 und Fig. 6.
[0046] Die Erfindung soll am Beispiel einer Doppelteppichwebmaschine beschrieben werden.
Eine solche, in Fig 1 schematisch dargestellte Maschine besitzt vorzugsweise einen
Kettbaum 4 für die Bindekettfäden und einen Kettbaum 4' für die Füllkettfäden. Die
überwiegend gestreckt eingebundenen Füllkettfäden haben eine geringere Einbindungslänge
als die Bindekettfäden, die die Schüsse beiderseits der gestreckten Füllkette fixieren.
[0047] An Doppelteppichwebmaschinen ist es manchmal auch zweckmäßig vier Kettbäume vorzusehen,
wobei ein Kettbaumpaar die Grundkettfäden (Bindekettfäden und Füllkettfäden) für die
Oberware und ein zweites Kettbaumpaar die Grundkettfäden für die Unterware bereit
stellt.
[0048] Die von einem Kettbaum 4 abgezogene Kettfadenschar 1 wird zunächst über eine Spannvorrichtung
2 und von dort zum Webfach 11 geführt. Beginnend an der Gewebeanschlagkante 12 setzen
die Kettfäden 1 ihren Weg im Gewebe 13 fort. Dieses Gewebe 13 - Doppelteppichgewebe
- wird geschnitten, dann über die Abzugswalzen 51, 52 des Warenabzuges 5 abgezogen
und schließlich den Legern (nicht gezeigt) zugeführt.
[0049] Der Antrieb der Kettbäume 4, 4' ist - vom prinzipiellen Aufbau her - übereinstimmend
gestaltet. Die Beschreibung erfolgt anhand des Kettbaumes 4 unter Bezug auf die Figuren
1 und 2.
[0050] Der im Maschinengestell gelagerte Kettbaum 4 wird in an sich bekannter Weise über
ein Getriebe 41 von einem Stellmotor 42 angetrieben. Der Stellmotor 42 muss geeignet
sein, den Kettbaum 4 kontinuierlich anzutreiben und die Antriebsgeschwindigkeit sukzessive
zu vergrößern, so dass sich die Drehzahl bei abnehmendem Wickeldurchmesser so erhöhen
kann, dass pro Webzyklus bzw. pro Bindungsrapport stets eine vorgegebene Fadenlänge
geliefert wird. Der Stellmotor 42 erhält über die Steuerleitung 43 die Steuerimpulse
vom Steuerrechner 7. Die Anwesenheit von Stellgliedern und Verstärkern zur Steuerung
des Motors 42 wird dabei als selbstverständlich voraus gesetzt.
[0051] Die Spannvorrichtung 2 besteht bei allen Kettbäumen 4, 4' aus einer Führungswelle
21, um deren Achse der Spannhebel 23 schwenkbar gelagert ist. Am nach oben gerichteten
Arm der Spannhebel 23 ist der Spannbaum 22 drehbar gelagert. Die Kettfadenschar 1
umschlingt - vom Umfang des Kettbaumes 4 kommend - S-förmig die Führungswelle 21 und
anschließend den Spannbaum 22, bevor die Kettfäden 1 zum Webfach 11 mit der Webzone
weiter geführt werden.
[0052] Der Spannhebel 23 wird innerhalb seines Arbeitsbereiches durch einen hochauflösenden
digitalen Positionsgeber 24 überwacht. Die jeweilige aktuelle Position wird über eine
Infoleitung 241 dem Steuerrechner 7 zugeführt.
[0053] Die Belastungsvorrichtung 3 für den Spannhebel 23 kann unterschiedlich gestaltet
sein. Im Fall der Fig. 1 und 2 besteht die Belastungsvorrichtung 3 aus einer Luftfeder
31, die Bestandteil eines Stellkreislaufes 322 ist, in dem sich auch ein Stellventil
32 befindet. Die Luftfeder 31 ist Bestandteil eines variablen Druckraumes und ist
mit einem Membrankolben versehen. Das Stellventil 32, dessen Funktion später noch
genauer beschrieben wird, ist als elektrisch steuerbares Proportional-Druckregelventil
ausgestaltet und in der Lage, nach SOLL-Wert-Vorgaben des Steuerrechners 7 der Luftfeder
31 einen exakt definierten Luftdruck zuzuordnen. Das Steuerventil 32 wird über eine
Druckleitung 321 mit aureichend hohem Druck gespeist und kann auch einen evtl. vorhandenen
Überdruck im Stellkreislauf z. B. durch eine Schaltung ins Freie reduzieren. (Vgl.
auch Fig. 6)
[0054] Der Steuerrechner 7 ist in üblicher Weise mit einem Speicher ausgestattet, der sowohl
textiltechnologische Steuerdaten als auch aktuelle Maschinendaten speichern und für
Rechen- und Regelfunktionen abrufen kann. Im Speicher des Steuerrechners 7 können
- bezogen auf das herzustellende Erzeugnis - auch Daten über eine optimale Kettfadenspannung
und Daten über die Einarbeitung der unterschiedlichen Kettfäden oder Kettfadensysteme
pro Bindungsrapport abgelegt werden. Aus diesen Daten kann der Steuerrechner 7 bei
entsprechenden Vorgaben die Drehzahl der Hauptwelle 6 und die Drehzahl für den Warenabzug
5 ohne gesonderte variable Rechenoperationen direkt bestimmen.
[0055] Der Antrieb für die Kettbäume 4 wird auf ähnliche Weise berechnet. In diese Rechnung
geht jedoch der veränderliche Wicklungsdurchmesser des jeweiligen Kettbaumes und die
Größe der Einarbeitung der Kettfäden im Gewebe mit ein, so dass die Kettbäume ihre
Kettfadenschar 1, 1' unabhängig von einem Regelprozess in einem exakt berechenbaren
Verhältnis zum Warenabzug 5 frei geben. Ist dieses Verhältnis exakt berechnet, kann
man auf jede Art von Regelprozess für diesen Antriebsparameter verzichten. Die definiert
frei gegebene Kettfadenlänge wird nach Angebot in das Gewebe eingebunden, ohne dass
sich der Warenabzug pro Rapport anpassen müsste.
[0056] Für die Aufrechterhaltung einer optimalen Kettfadenspannung zwischen dem Ablaufpunkt
vom Kettbaum 4, 4' und dem Warenabzug 5 dient die Spannvorrichtung 2 in Verbindung
mit der Belastungsvorrichtung 3. Diese Belastungsvorrichtung 3 wird unabhängig vom
Antrieb der Kettbäume 4, 4' gesteuert. Der Steuerrechner 7 gibt dem Stellventil 32
über die Steuerleitung 323 SOLL-Werte für die Bereitstellung eines optimalen Druckes
vor und sorgt dafür, dass der IST-Wert des Druckes in der Luftfeder 31 diesem vorgegebenen
Druck angepasst bleibt. Das Stellventil 32 ist als sog. Proportional-Druckregelventil
(siehe auch Fig. 6) ausgestaltet.
[0057] Zur Sicherung der vorgegebenen Position des Spannhebels 23 wertet der Steuerrechner
7 die Information des Positionsgebers 24 aus. Durch eine entsprechende Korrektur des
Kettbaumantriebes 42 über die Steuerleitung 43 und/oder des Druckes in der Luftfeder
31 über die Steuerleitung 323 ist der Steuerrechner 7 in der Lage, eine exakte Position
des Spannhebels 23 zu sichern.
[0058] Der Vorteil dieser Arbeitsweise besteht darin, dass sowohl die Spannung der Kettfäden
1, 1' als auch die dann tatsächlich vorgenommene Einarbeitung derselben im Gewebe
13 exakt eingehalten werden kann, ohne dass es durch gegenseitige Abhängigkeiten zu
Situationen kommt, wo Differenzen den Webprozess oder das hergestellte Gewebe 13 stören.
Da der Antrieb des Kettbaumes und der Warenabzug nach vorgegebenen Daten gesteuert
und die Kettfadenspannung in angepasster Größe gesteuert vorgegeben wird, ist die
Zahl der durch den Positionsgeber 24 ausgelösten Regelprozesse relativ gering. Korrekturen
werden nur erforderlich sein, wenn sich Differenzen zwischen dem Warenabzug 5 und
der Liefergeschwindigkeit des Kettbaumes 4 ergeben, bei denen sich die Position des
Spannhebels 23 über bestimmte Grenzwerte hinaus bewegt.
[0059] Wird z. B. aufgrund ungenauer Messwerte vom Wicklungsdurchmesser D/d der Kettbaumantrieb
nicht ausreichend beschleunigt, gelangt der Spannhebel 23 in den Bereich eines vorgegebenen
Grenzwertes. Der Kettbaumantrieb 42 wird über den Steuerrechner 7 um einen geeigneten
Betrag zusätzlich beschleunigt, so dass der Kettbaum 4 über einen möglichst langen
Zeitraum weiter gesteuert angetrieben werden kann.
[0060] Die Regelung über den Positionsgeber 24 wird regelmäßig auch dann wirksam, wenn ein
Kettbaumwechsel stattgefunden hat oder wenn die Webmaschine zur Behebung eines Schussbruches
rückwärts gedreht wurde.
[0061] Bei längeren Stillständen der Webmaschine dehnen sich die gespannten Kettfäden zwischen
der Gewebeanschlagkante 12 und dem Ablaufpunkt vom Kettbaum 4. Es bestand bisher stets
die Gefahr, dass sog. Standstellen entstehen. Kurze Stillstände vermag der Spannhebel
23 mit dem Spannbaum 22 selbsttätig auszugleichen. Bei längeren Stillständen erreicht
der Positionsgeber eine Position, bei der dann ein bestimmter, vorgegebener Grenzwert
z. B. das Verzögern des Kettbaumes auslöst und anschließend der weitere Antrieb durch
die gespeicherten Steuerprogramme möglich wird. Standstellen werden auf diese Weise
vermieden.
[0062] Im Beispiel der Fig. 2 wird der aktuelle Kettbaumdurchmesser durch einen Sensor 44
ermittelt. Dieser Sensor 44 ist als Entfernungsmesser ausgebildet. Die Genauigkeit
dieses Sensors 44 ist bei den heute kostengünstig angebotenen Messgeräten ausreichend,
um über einen möglichst langen Zeitraum die Kettfäden mittels Steuerung bereit zu
stellen und die Zahl der Korrekturvorgänge - ausgelöst durch den Positionsgeber 24
- auf ein Minimum zu beschränken.
[0063] Den hier kontinuierlich gemessenen Wert kann man natürlich mit der erforderlichen
Genauigkeit auch durch den Steuerrechner 7 ermitteln, wenn man diesem Daten über den
maximalen Bewicklungsdruchmesser D, den minimalen Bewicklungsdurchmesser d und die
aufgewickelte Fadenlänge eingibt. Aus der verbleibenden Fadenlänge kann man den aktuellen
Wicklungsdurchmesser berechnen und die Ergebnisse für die Berechnung der erforderlichen
aktuellen Kettbaumdrehzahl bereit stellen.
[0064] Anstelle der in Fig. 2 gezeigten Belastungsvorrichtung in Form einer Luftfeder 31
können auch andere Belastungselemente Anwendung finden.
[0065] Eine erste Variante zeigt schematisch die Fig. 3. Der Spannhebel 23 wird hier mit
einem Belastungsarm 340, der Bestandteil der Stellvorrichtung 34 ist, drehstarr verbunden.
Der Positionsgeber 24 überwacht die Position des Belastungsarmes 340. Auf dem Belastungsarm
340 ist eine Spindel 341 drehbar gelagert. Sie wird mittels Getriebemotor 343 gesteuert
angetrieben. Die von der Spindel 341 verschiebbare Mutter 342 trägt ein Gewicht 33.
[0066] Das Gewicht 33 kann aus mehreren Scheiben bestehen. Vorzugsweise sollte es jedoch
eine vorab berechnete Größe besitzen und aus einem Stück bestehen. Eine Veränderung
der Kettfadenspannung sollte grundsätzlich nur durch Veränderungen des wirksamen Hebelarmes
I erfolgen. Ist eine Entspannung erforderlich, kann ein auslegbarer Anschlag den Belastungsarm
34 stützen.
[0067] In Fig. 4 ist eine weitere Variante der Stellvorrichtung 36 gezeigt. Der Spannarm
23' wird mittels Zugfeder 35 belastet, die sich an einem verstellbaren Stützhebel
36 abstützt. Der Stützhebel 36 ist über sein freies Ende, die Koppel 361, die Mutter
362 und die Spindel 363 durch den Getriebemotor 364 derart verstellbar, dass die Vorspannung
der Feder 35 variiert werden kann. Der Getriebemotor 364 ist über entsprechende Verstärker
und Stellglieder vom Steuerechner 7 in der vorn beschriebenen Weise ansteuerbar.
[0068] Die Ausführung nach Fig. 5 ist ähnlich derjenigen nach Fig. 4. Sie unterscheidet
sich dadurch, dass das Belastungselement ein steuerbarer Elektromagnet bzw. Analogmagnet
37 oder auch ein Linearmotor ist, der über ein Stellglied 371 eine Belastungskraft
aufbringt, die vom Steuerrechner 7 vorgegeben ist.
[0069] Die prinzipielle Funktionsweise der in den Fig. 3, 4 und 5 beschriebenen Belastungselemente
stimmt mit derjenigen Belastungsvorrichtung überein, die in Bezug auf Fig. 2 beschrieben
wurde. Wichtig ist, dass eine elastische Belastungskraft gegeben ist, deren absolute
Größe über ein elektrisch steuerbares Stellglied variierbar ist.
[0070] Unter Bezug auf die in Fig. 2 beschriebene Belastungsvorrichtung soll im Folgenden
das Proportional-Druckregelventil 32 nochmals ausführlicher anhand der Fig. 6 beschrieben
werden. Die als elektrische Spannung vorgegebene SOLL-Größe und die elektrischen Werte
eines Druckgebers, die den IST-Zustand dokumentierten, werden unter den Bezeichnungen
SOLL bzw. IST über die Leitungen 323 in das Ventil eingeleitet. Ein Vergleicher entscheidet
darüber, ob und in welcher Größe eine Erhöhung des Luftdruckes oder eine Absenkung
des Luftdruckes erforderlich ist. Die Ventile werden mittels Analogmagnet 324, 325
gesteuert. Ist der IST-Wert gleich dem SOLL-Wert ist sowohl das Ventil zur Druckleitung
321 als auch das Ventil ins Freie geschlossen. Dieses Proportional-Druckregelventil
32 gestattet die Ausführung einer Druckregelfunktion zum Variieren der Belastungskraft
durch die Luftfeder 31 mittels stetiger Verstellung der Drücke. Es ist aber auch als
Stellglied in einem übergeordneten Regelkreis verwendbar.
[0071] In Fig. 7 sind in Abhängigkeit von einem Zeitraster Z über etwa vier Kurbelwellenumdrehungen
der Hauptwelle 6 einer Doppelteppichwebmaschine die gemessenen und aufgezeichneten
Verläufe der Fadenspannungen F (oben), der Kettfäden 1 und des Luftdruckes L in der
Luftfeder 31 (unten) parallel zueinander dargestellt. Für die Charakteristik der Fadenspannung
innerhalb eines Webzyklus bzw. innerhalb zweier aufeinander folgender Webzyklen bei
einem zwei-tourigen Rapport der Füllkettfäden werden die beiden mittleren Zyklen betrachtet.
[0072] Nach dem erfolgten Schussfadenanschlag bei a, wo eine Spannungsspitze auftritt, beginnt
der Fachvertritt im Bereich b. Die nächste Spitze, die eine Spannungserhöhung anzeigt,
ist die folgende Fachöffnung. Nach dieser Phase stellt sich nach einem einmaligen
Nachschwingen nach unten bereits im Bereich c eine nahezu konstante Kettfadenspannung
bei einem mittleren Wert ein. Dieser erste Zyklus a, b, c beschreibt die Phase, in
der die Füllkette der Unterware bei b im Mittelfach positioniert wird.
[0073] Nach erfolgtem neuen Schussanschlag bei a' erfolgt bei b' ein erneuter Fachvertritt.
Die Füllkette F bewegt sich ins untere Außenfach. Dadurch ist auch im Bereich des
Schusseintrages bei c die Spannug etwas höher als im vorher gehenden Zyklus.
[0074] Aus diesem Schaubild können wir eindeutig erkennen, dass die durch den Schussfadenanschlag
und die Fachbildung auftretenden erhöhten Kettfadenspannungen in einem vertretbaren
Rahmen bleiben und dass durch die Verwendung des Proportional-Druckregelventiles während
des Schusseintrages eine gleichmäßige und fast schwingungsfreie Kettfadenspannung
gewährleistet ist. Die Dämpfung der Schwingungen nach der Fachöffnung ist sehr schnell
wirksam.
[0075] Wollte man auf dieses Druckregelventil verzichten, dann würden sich innerhalb eines
Zyklus - angeregt durch den Schussanschlag und die Fachöffnung - die Schwingungen
in etwa gleicher Weise fortsetzen. Die an den Kettfäden geführten Schützen oder Greiferstangen
können seitliche Impulse erhalten, die insbesondere bei Verwendung von Greifern an
Doppelteppichwebmaschinen u. U. zu Fehlfunktionen führen können.
[0076] Der wesentlichste Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass das Niveau
der Kettfadenspannung in allen Phasen des Betriebes der Webmaschine, in denen sie
die Qualität des Gewebes beeinflusst, gesteuert auf einer einheitlichen Höhe mit technologisch
niedrigstem Niveau gehalten werden kann. Das bedeutet, dass an Webmaschinen, z. B.
Doppelteppichwebmaschinen, an denen mehrere Kettbäume parallel zueinander und unabhängig
voneinander gesteuert angetrieben werden, diese regelmäßig so viel Kettfaden abgeben,
dass alle Schüsse unter gleichen Bedingungen in das Gewebe eingebunden sind. Jeder
Kettbaum liefert in jedem Webrapport eine mit den Vorgaben übereinstimmende Fadenlänge.
[0077] Die Bindekettfäden der Oberware und die Bindekettfäden der Unterware könnten in einem
großrapportigen Gewebe, z. B. in einem abgepassten Teppich, völlig übereinstimmende
Gewebelängen erzeugen, in denen gleich lange Bindekettfäden die Schussfäden fixieren.
Zu diesem Ergebnis kommt man insbesondere dann, wenn man die evtl. unterschiedlichen
Fadenverläufe der jeweiligen Kettfäden in der Berechnung der einzustellenden Belastung
in allen Phasen des Abarbeitens eines Kettbaumes berücksichtigt.
[0078] Mit der gesteuerten Kettfadenspannung ist es auch möglich, das Längenverhältnis der
Füllkette zur Bindekette stets in der gleichen Größenordnung zu sichern und zu erhalten.
[0079] Von entscheidender Bedeutung für das Erreichen der Vorteile der vorliegenden Erfindung
ist die Tatsache, dass der Weber in keiner Phase mehr einen Einfluss auf die Gestaltung
des Niveaus der Kettfadenspannung nach eigenem Ermessen nehmen kann. Damit werden
subjektiv sehr differenziert vorgenommene Einstellungen eines der wichtigsten Webparameter
an der Webmaschine vermieden.
[0080] Diese Feststellung sollte jedoch nicht absolut betrachtet werden. Der Weber hat natürlich
innerhalb des Service-Menues noch die Möglichkeit, in vorgegebenen Grenzen die Kettfadenspannung
zu korrigieren. Das ist z. B. dann der Fall, wenn der Kettbaum über die Breite ungleichmäßig
geschärt ist.
Bezugszeichenliste
[0081]
- 1, 1'
- Kettfadenschar
- 11
- Webfach
- 12
- Gewebeanschlagkante
- 13
- Gewebe
- 2
- Spannvorrichtung
- 21, 21'
- Führungwelle
- 22, 22'
- Spannbaum
- 23, 23', 23"
- Spannhebel
- 24, 24'
- Positionsgeber
- 241, 241'
- Infoleitung
- 3
- Belastungsvorrichtung/en allgemein
- 31, 31'
- Luftfeder, Belastungselement
- 32, 32'
- Stellventil, Stellvorrichtung, Proportional-Druckregelventil
- 321, 321'
- Druckleitung
- 322, 322'
- Stellkreislauf
- 323, 323'
- Steuerleitung
- 324
- Stellglied, Analogmagnet
- 325
- Stellglied, Analogmagnet
- 33
- Gewicht, Belastungselement
- 34
- Stellvorrichtung
- 340
- Belastungsarm
- 341
- Spindel
- 342
- Mutter
- 343
- Getriebemotor, Stellglied
- 344
- Steuerleitung
- 35
- Feder, Belastungselement
- 36
- Stellvorrichtung
- 360
- Stützhebel
- 361
- Koppel
- 362
- Mutter
- 363
- Spindel
- 364
- Getriebemotor, Stellglied
- 37
- Magnet, analog; Belastungselement
- 371
- Stellvorrichtung (Potentiometer, elektronisch), Stellglied
- 4, 4'
- Kettbaum
- 41
- Getriebe
- 42, 42'
- Motor, Stellmotor
- 43, 43'
- Steuerleitung
- 44
- Sensor, Wicklungsdurchmesser
- 5
- Warenabzug
- 51
- Abzugswalze
- 52
- Führungswalzen
- 53
- Motor (inclusive Verstärker und Stellglied und Winkelgeber)
- 54
- Steuerleitung/Infoleitung
- 6
- Hauptwelle
- 61
- Steuerleitung
- 62
- Webblatt
- 7
- Steuerrechner
- D
- Wicklungsdurchmesser, maximal
- d
- Wicklungsdurchmesser, minimal
- F
- Fadenspannungskurve, Füllkettfaden
- L
- Luftdruckkurve
- Z
- Zeitraster
- a, a'
- Schussanschlagphase
- b, b'
- Fachvertritt
- c, c'
- Schusseintragsphase
- M
- Füllkette im Mittelfach
- T
- Füllkette im Unterfach
- I
- Länge, wirksam; Hebelarm
1. Verfahren zur Einstellung und Überwachung der Kettfadenspannung an Webmaschinen
- zwischen einem mittels Stellmotor (42) gesteuert und/oder geregelt antreibbarem
Kettbaum (4) und einem einstellbar angetriebenen Warenabzug (5),
- unter Verwendung eines Spannbaumes (22), der mittels Spannhebeln (23) geführt und
elastisch an die Kettfadenschar (1) angelegt wird, und
- unter Verwendung von elastischen, einstellbaren Belastungselementen (3) für den
Spannbaum (22),
wobei ein Steuerrechner (7) die Antriebsdaten für den Stellmotor (42) des Kettbaumes
(4) in Abhängigkeit von aktuellen Webmaschinenparametern, nämlich der Drehzahl der
Hauptwelle und der Drehzahl des Warenabzuges, und in Abhängigkeit von Messimpulsen
zur Position des Spannbaumes (22) bestimmt und dem Stellmotor (42) zum Zweck der Erhaltung
der Kettfadenspannung zuleitet,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Steuerrechner (7) die Größe der Kettfadenspannung auf der Grundlage von gespeicherten,
optimierten SOLL-Werten bestimmt und als Steuersignal an Stellglieder (324,325; 343;
364; 371) der Belastungselemente (31, 33, 35, 37) leitet und kontrolliert und
dass der Steuerrechner (7) bei der Berechnung der Antriebsdaten für den Stellmotor (42)
des Kettbaumes (4)
- Daten für die Bestimmung der Größe des Fadenverbrauches pro Bindungsrapport und
- Daten zum aktuellen, veränderlichen Kettbaumdurchmesser als Daten zur Erhaltung
der Kettfadenspannung verwendet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass dem Steuerrechner (7) neben den Daten zu optimierten SOLL-Werten der Kettfadenspannung
auch
- Daten zur Zahl der Kettkurse pro Kettfadenschar und
- Daten zur jeweiligen Größe der Kettfadenbelastung und ihrer Veränderung in Abhängigkeit
vom aktuellen Kettbaumdurchmesser im Fadenlauf zwischen Kettbaum und Webfach
für die Berechnung der Steuersignale an die Stellglieder (324, 325; 343; 364; 371)
der Belastungselemente (31, 33, 35, 37) vorgegeben werden und
dass die Stellglieder vor oder während des Startes der Webmaschine mit den berechneten
Steuersignalen aktiviert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass der IST-Zustand der Parameter des Belastungselementes (31, 33, 35, 37) erfasst wird
und
dass die Größe und Art der Steuersignale an die Stellglieder (324, 325; 343; 364; 371)
der Belastungselemente aus einem Vergleich mit den vorgegebenen oder berechneten SOLL-Werten
bestimmt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Position der Spannhebel (23) zusätzlich in an sich bekannter
Weise mittels Positionsgebern (24) erfasst wird und
dass der Steuerrechner (7) dann, wenn der Spannhebel (23) eine oder mehrere ausgewählte
Grenzposition(en) erreicht, den Stellmotor (42) für den Kettbaumantrieb um einen vorgegebenen
Wert beschleunigt oder verzögert.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass dem Steuerrechner (7) Daten zum maximalen und minimalen Kettbaumdurchmesser (D, d)
und Daten zur auf dem Kettbaum geschärten Kettfadenlänge zur Berechnung der Stellsignale
für den Kettbaumantrieb und/oder zur Korrektur der Belastung durch das jeweilige Belastungselement
(31, 33, 35, 37) zugeleitet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass der aktuelle Kettbaumdurchmesser mittels Sensor (44) erfasst wird und die elektrischen
Messwerte dem Steuerrechner (7) zur Berechnung der Stellsignale für den Kettbaumantrieb
(42) und/oder zur Korrektur der Belastung durch das Belastungselement (31, 33, 35,
37) zugeleitet werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Belastungselement (31) über einen mit Druckluft gespeisten veränderlichen Druckraum
pneumatisch belastet wird und
dass der Druck im Druckraum mittels vom Steuerrechner (7) vorgegebenen Stellgrößen für
ein Stellventil (32) bestimmt und überwacht wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Belastungselement durch an einem Hebelarm (34) angreifende
Gewichte (33) und/oder Federn (35) gebildet wird und
dass die wirksame Länge (I) des Hebelarmes (24) mittels vom Steuerrechner (7) vorgegebenen
Stellgrößen bestimmt und überwacht wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Belastungselement durch [eine] an einem Hebelarm (23') angreifende Feder/n (35)
gebildet wird und
dass die Vorspannung der Feder/n (35) mittels vom Steuerrechner (7) vorgegebenen Stellgrößen
bestimmt und überwacht wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Belastungselement durch steuerbare Magnetfelder (Proportionalmagnet) gebildet
wird und
dass die elektrische Spannung für das Steuern der Magnetfelder mittels vom Steuerrechner
(7) vorgegebenen Stellgrößen bestimmt und überwacht wird.
11. Vorrichtung zur Einstellung und Überwachung der Kettfadenspannung an Webmaschinen
mit Steuerrechner (7)
mit einem elastisch an die Kettfadenschar (1) angelegbaren und mittels Spannhebeln
(23) führbaren Spannbaum (22),
mit an den Spannhebeln (23) angreifenden Belastungselementen (31, 33, 35, 37) für
den elastisch anlegbaren Spannbaum (22),
mit Stellelementen (32; 341; 363; 371) für die Einstellung der Belastungsgröße der
Belastungselemente (31, 33, 35, 37)
zur Realisierung des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass den Stellelementen (32; 341; 363; 371) mittels Steuerrechner (7) ansteuerbare Stellglieder
(324, 325; 343; 364; 371) zugeordnet sind.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Belastungsvorrichtung einen mit Druckluft gefüllten, variablen Druckraum (Luftfeder
31) besitzt und
dass die Stellvorrichtung aus einem Druckregelventil (32) besteht, das mit einem Druckbehälter
und mit dem variablen Druckraum über Druckleitungen (321, 322) und dessen Stellglieder
(324, 325) mit dem Steuerechner (7) über Steuerleitungen (323) verbunden sind.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Belastungsvorrichtung aus einer als Membrankolben ausgebildeten Luftfeder (31)
besteht, in der sich ein Teil des variablen Druckraumes befindet,
dass die Stellvorrichtung aus einem Proportional-Druckregelventil (32) besteht, das mit
dem variablen Druckraum über zwei Druckleitungen (322) verbunden ist,
dass die Stellvorrichtung für die Steuerung von Ventilen zum Druckspeicher und von Ventilen
zur Entlüftung mit Stellgliedern in Form von Analogmagneten (324, 325) ausgestattet
ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Belastungsvorrichtung aus einer an einem Hebelarm (23') angreifenden Feder (35)
besteht und
dass die Vorrichtung zur Veränderung der Belastungsgröße aus einer Stellvorrichtung (34)
zur Veränderung der wirksamen Länge (I) des Hebelarmes (23') und/oder aus einer Stellvorrichtung
(36) zur Veränderung der Vorspannung der Feder (35) besteht und
dass als Stellglied/er der Stellvorrichtung (36) mittels Steuerrechner (7) steuerbare
Getriebemotoren (364; 343) vorgesehen sind.
15. Vorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Belastungsvorrichtung aus mindestens einem, an einem Hebel (340) angreifbaren
Gewicht (33) besteht,
dass die Stellvorrichtung (34) die Angriffslänge (I) des Gewichtes (33) am Hebel (340)
verändert und
dass das Stellglied aus einem mittels Steuerechner (7) ansteuerbaren Getriebemotor (343)
besteht.
16. Vorrichtung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Belastungselement ein elektrisch steuerbarer Magnet (37) ist und
dass die Stellvorrichtung aus einem Stellglied (371) zur Leistungssteuerung des Magneten
(37) besteht.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 11 bis 16,
dadurch gekennzeichnet,
dass an Webmaschinen, insbesondere Teppich-, Plüsch- oder Rutenoder Axminsterwebmaschinen
mit mindestens einem Kettbaum (4) für Bindekettfäden und mindestens einem Kettbaum
(4') für Füllkettfäden,
- jedem Kettbaum (4, 4')
ein an Spannhebeln (23) geführter Spannbaum (22) mit Positionsgeber (24) und
eine Stellvorrichtung (32; 34; 36; 37) mit Stellglied (324, 325; 343; 364; 371) für
das Belastungselement (31; 33; 35; 37) sowie
- allen Stellgliedern (324, 325; 343; 364; 371) ein gemeinsamer Steuerechner (7) zugeordnet
ist.