[0001] Die Erfindung betrifft ein mikroelektronisch-pyrotechnisches Bauteil, insbesondere
zur Verwendung in einer Sicherheitseinrichtung für Fahrzeuge. Das Bauteil ist insbesondere
ein Anzünder oder Gasgenerator zur Verwendung in Gassackmodulen oder Gurtstraffern.
[0002] Anzünder für Gasgeneratoren herkömmlicher Bauart bestehen aus einem mit einem Sockel
abgedichteten Gehäuse und in das Gehäuse eingebrachte Zündmittel, die über einen Heizdraht,
ein Dünnschichtelement oder eine Halbleiterbrücke gezündet werden. Häufig sind die
Zündmittel aus einer Primärladung und einer Verstärkerladung zusammengesetzt, mit
der das eigentliche gaserzeugende Gemisch zur Zündung gebracht wird. Anzünder dieser
Bauart lassen sich aufgrund ihres Konstruktionsprinzips nicht miniaturisieren. Sie
genügen daher teilweise nicht mehr den Anforderungen der Kraftfahrzeugindustrie nach
Bauteilen mit geringem Bauraumbedarf.
[0003] Die DE 198 15 928 A1 offenbart einen Halbleiteranzünder zur Verwendung in einem Gasgenerator
für eine Sicherheitseinrichtung in Fahrzeugen, mit einer auf einem Träger unter Zwischenlage
einer thermischen Isolationsschicht angeordneten, endseitig an elektrische Kontaktbereiche
angeschlossenen und sich beim Stromdurchgang im Zündstreckenbereich zündauslösend
erhitzenden Halbleiterschicht. Die thermische Isolationsschicht ist auf den Zündstreckenbereich
begrenzt und besteht vorzugsweise aus porösem Silizium. Zur Zündverstärkung kann ein
explosives Gas oder Gasgemisch in das poröse Silizium eingebracht sein.
[0004] Aus Physical Review Letters 87/6 (2001), Seiten 068301/1 bis 068301/4, ist bekannt,
daß beim Zusammenbringen von flüssigem Sauerstoff mit porösem Silizium, welches durch
elektrochemisches Ätzen von Silizium in einem fluorwasserstoffhaltigen Elektrolyt
hergestellt wurde, eine spontane Explosion erfolgt.
[0005] In Adv. Mater., 2002, 14, Nr. 1, Seiten 38 bis 41 wird berichtet, daß nur ein frisch
hergestelltes poröses Silizium, das mit Gadoliniumnitrat (Gd(NO
3)
3·6H
2O) versetzt wurde, durch Reiben mit einer Diamantspitze oder durch elektrische Funkenentladung
zur Explosion gebracht werden kann. Das mit Gadoliniumnitrat versetzte poröse Silizium
wird hier als Energiequelle für die Atomemissionsspektroskopie verwendet. Weitere
vorgeschlagene Anwendungen betreffen die Verwendung als Antrieb in mikro-elektromechanischen
Systemen.
[0006] Der Erfindung liegt demgegenüber die Aufgabe zugrunde, ein einfach aufgebautes und
kostengünstig herstellbares mikroelektronisch-pyrotechnisches Bauteil, insbesondere
für sicherheitstechnische Anwendungen in Fahrzeugen, bereitzustellen.
[0007] Erfindungsgemäß wird hierzu ein Bauteil vorgeschlagen, welches einen Kern aus einem
explosionsfähigen Material, einen das explosionsfiihige Material an den Seitenflächen
des Kerns umgebenden Mantel aus einem massiven Halbleitermaterial und ein zwischen
elektrischen Kontaktflächen an einer der Stirnseiten des Kerns angeordnetes Zündelement
umfaßt, das bei Stromdurchgang eine Zündung des explosionsfähigen Materials auslöst.
Das explosionsfähige Material ist aus einem porösen Brennstoff und einem in den porösen
Brennstoff eingebrachten festen oder flüssigen Oxidator gebildet. Der poröse Brennstoff
und das massive Halbleitermaterial sind stoffgleich und bestehen bevorzugt aus Silizium,
wobei das Silizium stark oder schwach p-dotiert oder n-dotiert sein kann.
[0008] An einer der Stirnseiten des Kerns kann eine Membran, d.h. eine wenige ¼m (z. B.
2 bis 50 ¼m) starke Schicht, aus einem Halbleitermaterial angeordnet sein, wobei das
Halbleitermaterial des Mantels und das Halbleitermaterial der Membran vorzugsweise
stoffgleich und einstückig ausgeführt sind. Alternativ kann die Membran aus einem
anderen Material bestehen, dass sich leicht auf dem Halbleitermaterial des Mantels
herstellen läßt, wie z.B. SiO
2. Die Membran kann zwischen dem Zündelement und dem explosionsfähigen Material angeordnet
sein. Besonders bevorzugt steht das Zündelement in direktem Kontakt mit dem explosionsfähigen
Material. In diesem Falle können das Zündelement und die Membran auf einander gegenüberliegenden
Stirnseiten des Kerns liegen.
[0009] Das Bauteil weist darüber hinaus vorzugsweise einen Deckel auf, der das Zündelement
oder das explosionsfähige Material gas- und flüssigkeitsdicht verschließt. Der Deckel
und die Membran sind bevorzugt auf einander gegenüberliegenden Stirnseiten des Kerns
bzw. des Bauteils angeordnet. Falls das explosionsfähige Material gegenüber Umwelteinflüssen
stabil ist, können die Membran und der Deckel entfallen.
[0010] Bei einer ersten Ausführungsform der Erfindung sind das Zündelement und der Deckel
auf der gleichen Stirnseite angeordnet. In diesem Fall kann das Zündelement auch am
Deckel angeordnet sein, so daß zwischen Zündelement und explosionsfähigem Material
ein kleiner Spalt verbleibt. Dies ermöglicht eine Vorfertigung des Zündelements und
der Kontaktflächen auf dem Deckel in einem separaten Verfahrensschritt und gewährleistet
so eine besonders rationelle Herstellung.
[0011] Bei einer weiteren Ausführungsform befinden sich der Deckel und das Zündelement auf
einander gegenüberliegenden Stirnseiten des Bauelements. Das Zündelement ist dann
bevorzugt auf der an das explosionsfähige Material angrenzenden Membran angeordnet.
Der Deckel dient hier zur Abdichtung des Materials auf der anderen Stirnseite. Diese
Ausführungsform ermöglicht eine besonders kompakte und handhabungssichere Bauweise.
[0012] In einer dritten Ausführungsform der Erfindung ist der Deckel mit dem Zündelement
membranartig ausgestaltet, d. h. der Deckel weist hier nur eine geringe Schichtdicke
im ¼m-Bereich (2 - 50 ¼m) auf. Das Zündelement ist bevorzugt an der Innenseite des
Deckels angeordnet. Auf der dem Deckel gegenüberliegenden Stirnseite des Kerns befindet
sich eine dickere Schicht aus dem massiven Halbleitermaterial des Mantels. Diese dickere
Schicht ist vorzugsweise einstückig mit dem Mantel gebildet.
[0013] Der Deckel kann aus allen mit dem Halbleitermaterial verbindungsfähigen Stoffen gebildet
sein. Bevorzugt besteht der Deckel aus Halbleitermaterialien wie Silizium, oder aus
Glas, Keramik oder Metall und ist über herkömmliche Verbindungstechniken, wie anodisches
Bonden, Glaslotbonden, eutektisches Bonden, Silizium-Direktbonden oder konventionelle
Klebetechniken, mit dem Halbleitermaterial bzw. den elektrischen Kontaktflächen verbunden.
[0014] Das Zündelement ist bevorzugt eine Halbleiterbrücke, beispielsweise des in der DE
198 15 928 A1 beschriebenen Typs, oder ein Dünnschichtelement z. B. wie in der WO-A
98/54535 beschrieben, und erfahrt beim Stromdurchgang eine plötzliche Erwärmung, die
die Zündung des explosionsfähigen Materials auslöst.
[0015] Der poröse Brennstoff ist vorzugsweise ein nanostrukturiertes Material mit einer
Strukturgröße von zwischen etwa 2 nm und 1000 nm, bevorzugt zwischen 2 und 50 nm,
und einer Porosität, d.h. einem Verhältnis des Porenvolumens zum Volumen des porösen
Probenkörpers (V
Poren/V
Probe) von zwischen 10 % und 98%, bevorzugt 40 bis 80%. Der Brennstoff kann eine spezifische
Oberfläche von bis zu 1000 m
2/cm
3, bevorzugt zwischen 200 und 1000 m
2/cm
3 aufweisen.
[0016] Besonders bevorzugt ist der Brennstoff ein durch elektrochemisches Ätzen in einer
fluoridhaltigen Lösung hergestelltes poröses Silizium. Durch Tempern an Luft kann
eine Passivierung des porösen Siliziums erreicht werden. Das so passivierte poröse
Silizium weist eine verbesserte Lagerstabilität auf.
[0017] Als Oxidator können Verbindungen oder Gemische verwendet werden, die Wasserstoffperoxid,
Hydroxylammoniumnitrat, organische Nitroverbindungen oder Nitrate, Metallnitrate,
-nitrite, -chlorate, -perchlorate, -bromate, -jodate, -oxide, -peroxide, Ammoniumperchlorat
oder Ammoniumnitrat enthalten. Der Anteil der vorgenannten Verbindungen im Oxidator
beträgt vorzugsweise wenigstens 50 Gew.-%, besonders bevorzugt wenigstens 70 Gew.-%.
[0018] Der Oxidator besteht bevorzugt ganz oder teilweise aus Alkalimetallnitrat oder -perchlorat,
Erdalkalimetallnitrat oder -perchlorat, Ammoniumnitrat, Ammoniumperchlorat oder Mischungen
davon. Besonders bevorzugt ist der Oxidator ein Alkalimetallnitrat oder Erdalkalimetallnitrat,
gegebenfalls im Gemisch mit Ammoniumperchlorat. Diese Oxidationsmittel sind kostengünstig,
lagerstabil, einfach verfügbar und lassen sich leicht und kontrolliert mit dem porösen
Silizium umsetzen.
[0019] Typische Abmessungen des erfindungsgemäßen Bauteils liegen im Bereich von 0,5 mm
bis 5 mm Länge und Breite sowie einer Dicke von 0,3 mm bis 3 mm.
[0020] Das erfindungsgemäße Bauteil ist insbesondere als Anzünder in sicherheitstechnischen
Einrichtungen für Fahrzeuge, beispielsweise Gassackmodule oder Gurtstraffer, geeignet.
Es kann vorteilhaft mit bekannten Verfahren der Siliziumprozesstechnik hergestellt
werden. Insbesondere ist eine einfache und kostengünstige Herstellung mit hoher Präzision
bereits im Batchprozess auf Waverebene möglich. Die große pyrotechnische Wirkung bei
kleinsten Abmessungen und kompakter Bauweise gestattet außerdem die Verwirklichung
einer Multipunktanzündung, die mit den bekannten Systemen bisher nicht erreicht werden
konnte. Aufgrund der hohen Energiedichte und Energiefreisetzungsrate des Bauteils
kann außerdem auf die bisher üblichen Sekundärzündmittel zur Zündung der gaserzeugenden
Treibstoffe verzichtet werden. Damit wird eine weitere Miniaturisierung und Gewichtsreduzierung
ermöglicht. Das erfindungsgemäße Bauteil ist außerdem hermetisch dicht herstellbar
und deshalb gegenüber Umwelteinflüssen besonders unempfindlich.
[0021] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung
bevorzugter Ausführungsformen unter Bezugnahme auf die Zeichnungen. In den Zeichnungen
zeigen:
- Figur 1 eine schematische Darstellung einer ersten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Anzünders;
- Figur 2 den Anzünder gemäß Figur 1 im Querschnitt;
- Figur 3 eine Draufsicht auf den Anzünder aus Figur 1 in schematischer Darstellung;
- Figur 4 eine Unteransicht des Anzünders aus Figur 1 in schematischer Darstellung;
- Figur 5 eine schematische Darstellung einer zweiten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Anzünders;
- Figur 6 den erfindungsgemäßen Anzünder aus Figur 5 im Querschnitt.
- Figur 7 eine schematische Darstellung einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Anzünders;
- Figur 8 den erfindungsgemäßen Anzünder gemäß Figur 7 im Querschnitt.
[0022] Der in den Figuren 1 bis 4 dargestellte erfindungsgemäße Anzünder 10 weist einen
Kern 12 aus einem explosionsfähigen Material auf. Das explosionsfähige Material ist
bevorzugt poröses Silizium mit einer Strukturgröße (Größe der Si-Nanokristalle) von
zwischen 2 und 50 nm und einer Porosität (V
Poren / V
Probe) zwischen 40% und 80%. Das poröse Silizium kann durch Tempern an Luft passiviert
sein. In die Poren des porösen Siliziums ist ein bei Raumtemperatur festes oder flüssiges
Oxidationsmittel eingebracht. Das Oxidationsmittel ist vorzugsweise aus der Gruppe
der Alkalimetallnitrate, Erdalkalimetallnitrate, Ammoniumperchlorat und Ammoniumnitrat
sowie deren Mischungen ausgewählt. Es können aber auch andere Oxidationsmittel, wie
beispielsweise organische Nitroverbindungen oder organische Nitrate, zum Einsatz kommen.
Ebenso ist die Verwendung von Alkalimetall- und Erdalkalimetallperchloraten möglich.
[0023] Die Seitenflächen des Kerns 12 aus dem explosionsfähigen Material sind von einem
Mantel 14 aus einem massiven Halbleitermaterial umgeben. Das Halbleitermaterial des
Mantels 14 und des Kerns 12 sind stoffgleich und vorzugsweise integral ausgeführt.
Das heißt, der Mantel 14 besteht vorzugsweise aus massivem Silizium. Das Silizium
kann schwach oder stark p-dotiert oder n-dotiert sein. Auch die Verwendung von undotiertem
Silizium ist möglich.
[0024] An einer der Stirnseiten 16 des Kerns 12 ist ein Zündelement 18 angeordnet. Das Zündelement
18 befindet sich zwischen elektrischen Kontaktflächen 20, die sich bei der hier gezeigten
Ausführungsform über den Kern 12 und den Mantel 14 hinaus erstrecken und endseitig
mit Zuleitungen 22 für elektrische Kontakte verbunden sind. Das Zündelement 18 steht
bevorzugt in direktem Kontakt mit dem Kern 12 aus dem explosionsfähigen Material und
löst bei Stromdurchgang eine Zündung dieses Materials aus.
[0025] An der der Stirnseite 16 gegenüberliegenden Stirnseite 24 des Kerns 12 ist eine Membran
26, das heißt eine dünne, nur wenige µm starke Schicht, aus dem Halbleitermaterial
angeordnet. Die Halbleitermaterialien der Membran 26 und des Kerns 12 bzw. des Mantels
14 sind stoffgleich und einstückig miteinander ausgeführt. Bevorzugt besteht das Halbleitermaterial
der Membran 26 ebenfalls aus Silizium. Alternativ dazu kann die Membran auch aus SiO
2 gebildet sein, welches sich leicht auf dem Halbleitermaterial des Mantels herstellen
läßt.
[0026] Das an der Stirnseite 16 des Kerns angeordnete Zündelement 18 kann eine Halbleiterbrücke
oder ein Dünnschichtelement bekannter Bauart sein. Die elektrischen Kontaktflächen
können hier ebenfalls aus einem Halbleitermaterial, vorzugsweise Silizium, gebildet
sein, wobei jedoch die Dotierung und der Leitungstyp des Kontaktflächenmaterials und
der Materialien des Kerns und des Mantels unterschiedlich sein können. Alternativ
können die Kontaktflächen als metallische Schichten aus z.B. Aluminium oder Gold aufgesputtert
sein. Vorzugsweise ist das Zündelement an der Stirnseite 16 mit einem Deckel 28 gas
- und flüssigkeitsdicht verschlossen. Bei dieser Ausführungsform kann das Zündelement
auch am Deckel 28, auf dessen Innenseite, angeordnet sein, so daß zwischen dem Zündelement
18 und dem Kern 12 aus dem explosionsfähigen Material ein schmaler Spalt verbleibt.
[0027] Der Deckel 28 ist vorzugsweise aus Silizium, Glas, Keramik oder Metall gebildet und
mit herkömmlichen Bond-, Klebe- oder anderen Verbindungstechniken unter Ausbildung
einer Verbindung 30 mit dem Halbleitermaterial des Mantels 14 hermetisch dicht verbunden.
Die Kontaktflächen sind implantiert oder aufgesputtert.
[0028] Bei der in den Figuren 5 und 6 dargestellten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Anzünders 110 ist der Kern 112 aus dem explosionsfähigen Material ebenfalls aus einem
porösen Halbleitermaterial, vorzugsweise porösem Silizium, gebildet.
[0029] Das poröse Silizium weist vorzugsweise eine Strukturgröße (Größe der Si-Nano-Kristalle)
von zwischen 2 und 50 nm und eine Porosität (V
Poren / V
Probe) zwischen 40% und 80% auf. In die Poren des porösen Siliziums ist ein bei Raumtemperatur
festes oder flüssiges Oxidationsmittel eingebracht. Das Oxidationsmittel ist vorzugsweise
aus der Gruppe der Alkalimetallnitrate, und -perchlorate, Erdalkalimetallnitrate und
-perchlorate, Ammoniumperchlorat und Ammoniumnitrat sowie deren Mischungen ausgewählt.
Es können aber auch andere Oxidationsmittel, wie beispielsweise organische Nitroverbindungen
oder organische Nitrate, zum Einsatz kommen.
[0030] Mit der Porosität kann die Stöchiometrie der Reaktionspartner, d.h. poröses Silizium
und Oxidationsmittel, eingestellt werden. Die Stöchiometrie wiederum beeinflusst die
Energiefreisetzungsrate und damit den Reaktionstyp, der zwischen Abbrand, Explosion
und Detonation variieren kann. Über eine Passivierung des porösen Siliziums durch
Tempern an Luft kann außerdem die Lagerstabilität erhöht und das Anzündverhalten beeinflusst
werden.
[0031] Die Seitenflächen des Kerns 112 sind auch bei dieser Ausführungsform von einem Mantel
114 aus einem massiven Halbleitermaterial umgeben. Das Halbleitermaterial des Kerns
112 und des Mantels 114 sind stoffgleich und integral ausgebildet. Der Mantel 114
besteht vorzugsweise aus massivem Silizium.
[0032] Auf der Stirnseite 116 des Kerns ist ein Zündelement 118 angeordnet, das sich zwischen
elektrisch leitenden Kontaktflächen 120 befindet. Die Kontaktflächen weisen Zuleitungen
122 für elektrische Kontakte auf. Das Zündelement 118 kann eine Halbleiterbrücke oder
ein Dünnschichtelement sein und löst bei Stromdurchgang eine Zündung des explosionsfähigen
Materials aus.
[0033] Zwischen dem Zündelement 118 bzw. den elektrischen Kontaktflächen 120 und dem Kern
112 aus dem explosionsfähigen Material ist bei der hier gezeigten Ausführungsform
eine Membran 126, das heißt eine dünne, nur wenige µm starke Schicht aus einem Halbleitermaterial
angeordnet. Das Halbleitermaterial der Membran 126 ist stoffgleich mit dem Halbleitermaterial
des Kerns 112 und des Mantels 114, und einstückig mit diesen ausgebildet. Die Membran
kann allerdings entfallen, falls das explosionsfähige Material gegenüber Umwelteinflüssen
stabil ist. In diesem Fall kann sich das Zündelement 118 direkt auf dem Kern 112 aus
dem explosionsfähigen Material befinden.
[0034] Auf der der Stirnseite 116 gegenüberliegenden Stirnseite 124 des Kerns 112 ist ein
Deckel 128 über eine Bondverbindung 130 mit dem Mantel 114 bzw. dem Kern 112 aus dem
explosionsfähigen Material verbunden. Der Deckel besteht vorzugsweise aus Silizium,
Glas, Keramik oder Metall. Falls das explosionsfähige Material des Kerns 112 gegenüber
Umwelteinflüssen stabil ist, kann der Deckel entfallen. Bei der hier gezeigten Ausführungsform
schließt der Deckel 128 bündig sowie gas- und flüssigkeitsdicht mit dem Mantel 114
ab.
[0035] In den Figuren 7 und 8 ist eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Anzünders
210 dargestellt. Bei dieser Ausführungsform ist der an seinen Seitenflächen von einem
Mantel 214 aus einem massiven Halbleitermaterial umgebene Kern 212 auf einer seiner
Stirnseiten 224 von einer Membran 226 verschlossen. Der Kern 212 besteht auch bei
dieser Ausführungsform vorzugsweise aus porösem Silizium mit den zuvor beschriebenen
Eigenschaften, in dessen Poren ein Oxidationsmittel eingebracht ist. Die Membran 226
ist vorzugsweise stoffgleich mit dem massiven Halbleitermaterial des Mantels 214 und
einstückig mit diesem ausgebildet.
[0036] Auf der der Membran 226 gegenüberliegenden Stirnseite 216 des Kerns sind elektrische
Kontaktflächen 220 angeordnet, zwischen denen sich ein Zündelement 218 befindet, welches
bei Stromdurchgang eine plötzliche Erwärmung und damit eine Zündung des explosionsfähigen
Materials aus dem porösen Silizium und dem Oxidationsmittel auslöst.
[0037] Auf den elektrischen Kontaktflächen 220 befindet sich ein hier aus Silizium oder
einem anderen Halbleitermaterial gebildeter Deckel 228, der auf seiner den elektrischen
Kontaktflächen 220 gegenüberliegenden Seite äußere Kontaktflächen 232 aufweist. Die
äußeren Kontaktflächen 232 stehen über Durchkontaktierungen 234 in elektrischer Verbindung
mit den elektrischen Kontaktflächen 220. Das Zündelement 218 ist hier an der Innenseite
des Deckels 228 angeordnet. Der Deckel 228 ist mit herkömmlichen Bond-, Klebe- oder
anderen Verbindungstechniken hermetisch dicht mit dem Halbleitermaterial des Mantels
214 verbunden. Die elektrischen Kontaktflächen 220 und die äußeren Kontaktflächen
können implantiert oder aufgesputtert sein. Desweiteren können die Durchkontaktierungen
234 und die äußeren Kontaktflächen 232 auch über elektrochemische Abscheidungsverfahren
gebildet werden. Die äußeren Kontaktflächen 232 können beispielsweise über ein federbelastetes
Kontaktsystem (hier nicht gezeigt) mit elektrischen Zuleitungen kontaktiert werden.
[0038] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Anzünder 10, 110, 210 werden Waferscheiben
aus Silizium oder anderen Halbleitermaterialien nach bekannten Verfahren, wie sie
beispielsweise in Physical Review Letters 87/6 (2001), Seiten 068301/1 bis 068301/4,
oder der WO-A-96/36990 beschrieben sind, in ausgewählten Bereichen einer Ätzbehandlung
in einem fluoridhaltigen Elektrolyten unterzogen. Der Elektrolyt ist vorzugsweise
ein Gemisch aus Ethanol und wässriger Flußsäure (50%ig) in einem Volumenverhältnis
von zwischen 3:1 und 1:3. Die Stromdichte des Anodisierungsstroms liegt vorzugsweise
im Bereich zwischen 20 und 70 mA/cm
2. Das Wafersubstrat kann aus n-dotiertem, p-dotiertem oder undotiertem Silizium bestehen.
Die Dotierung kann schwach oder stark konzentriert sein. Während der Ätzbehandlung
kann das Wafersubstrat in bekannter Weise belichtet werden.
[0039] Die Ätzbehandlung führt zur Bildung eines Kerns aus porösem Silizium mit einem diesen
Kern umgebenden und integral mit dem porösen Silizium ausgebildeten Seitenwänden aus
massivem Silizium. Die Ätzbehandlung wird vorzugsweise so durchgeführt, daß an einer
der Stirnseiten des Kerns bzw. des Wafersubstrats durch einen eindiffundierten Ätzstop
eine geringe Restwandstärke (Membran) von wenigen µm verbleibt. Das Substrat kann
gegebenenfalls auch durchgeätzt werden.
[0040] Andere Herstellverfahren für poröse Halbleitermaterialien umfassen chemische oder
physikalische Abscheidungsverfahren wie CVD, PVD, MOCVD, MBE oder Sputtern. Das poröse
Halbleitermaterial wird in diesem Fall auf einem Träger aus massivem Halbleitermaterial
abgeschieden.
[0041] In die Poren des Kerns aus porösem Halbleitermaterial wird ein bei Raumtemperatur
fester oder flüssiger Oxidator eingebracht. Das Einbringen kann durch Auftragen des
Oxidationsmittels als Flüssigkeit oder in Lösung und anschließendes Verdampfen des
Lösungsmittels erfolgen. Denkbar ist auch ein Auftrag des Oxidationsmittels als Schmelze
und anschließendes Erstarren in den Poren des porösen Siliziums.
[0042] Über herkömmliche Siliziumprozeßtechniken können das Wafersubstrat anschließend mit
den Kontakten versehen, mit dem Deckelsubstrat mittels bekannter Bondtechnik hermetisch
dicht verbunden, in die gewünschte Größe geschnitten und schließlich mit den Zuleitungen
kontaktiert werden.
[0043] Oder es können anschließend das Wafersubstrat in die gewünschte Größe geschnitten
und die elektrischen Kontaktflächen und Kontakte sowie, gegebenenfalls, der Deckel
aufgebracht und mit dem Halbleitermaterial verbunden werden.
[0044] Die vorliegende Erfindung ermöglicht die Herstellung eines wirksamen Anzünders zur
Verwendung in Gasgeneratoren, Gurtstraffem oder anderen sicherheitstechnischen Einrichtungen
in Fahrzeugen nach bekannten, in großtechnischem Maßstab durchführbaren und deshalb
kostengünstigen Verfahrensschritten. Das gewählte pyrotechnische System ist hochwirksam
und deshalb für die Miniaturisierung besonders geeignet. Die erfindungsgemäßen Anzünder
lassen sich leicht in einen bestehenden Halbleiterschaltkreis integrieren.
1. Bauteil (10; 110; 210), insbesondere zur Verwendung in einer Sicherheitseinrichtung
für Fahrzeuge, mit einem Kern (12; 112; 212) aus einem explosionsfähigen Material,
einem das explosionsfähige Material an den Seitenflächen des Kerns (12; 112; 212)
umgebenden Mantel (14; 114; 214) aus einem massiven Halbleitermaterial und einem zwischen
elektrischen Kontaktflächen (20; 120; 220) an einer der Stirnseiten (16; 116; 216)
des Kerns (12; 112; 212) angeordneten Zündelement (18; 118; 218), welches bei Stromdurchgang
eine Zündung des explosionsfähigen Materials auslöst, wobei das explosionsfähige Material
aus einem porösen Brennstoff und einem in den porösen Brennstoff eingebrachten Oxidator
gebildet ist, und wobei der poröse Brennstoff und das massive Halbleitermaterial stoffgleich
sind.
2. Bauteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß an einer der Stirnseiten (16, 24; 116, 124; 216, 224) eine Membran (26; 126; 226)
aus einem Halbleitermaterial angeordnet ist, wobei das Halbleitermaterial des Mantels
(14; 114; 224) und das Halbleitermaterial der Membran (26; 126; 226) stoffgleich und
einstückig miteinander ausgeführt sind.
3. Bauteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß an einer der Stirnseiten (16, 24; 116, 124; 216, 224) eine Membran (26; 126; 226)
angeordnet und einstückig mit dem Mantel verbunden ist, wobei das Halbleitermaterial
des Mantels und der Membran aus unterschiedlichen Materialien bestehen.
4. Bauteil nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Membran (126) zwischen dem Zündelement (118) und dem explosionsfähigen Material
angeordnet ist.
5. Bauteil nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Zündelement (18; 118; 218) in direktem Kontakt mit dem explosionsfähigen Material
steht.
6. Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Zündelement (18; 118; 218) oder das explosionsfähige Material gas- und flüssigkeitsdicht
mit einem Deckel (28; 128; 228) verschlossen sind.
7. Bauteil nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckel (28; 128; 228) membranartig ausgestaltet ist, wobei auf der dem Deckel
gegenüberliegenden Stirnseite (24; 124; 224) eine im Vergleich zum Deckel dickere
massive Schicht aus dem Halbleitermaterial des Mantels angeordnet und mit dem Mantel
(14; 114; 214) einstückig ausgeführt ist.
8. Bauteil nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckel (28; 128; 228) und die Membran (26; 126; 226) auf einander gegenüberliegenden
Stirnseiten (16, 24; 116, 124; 216, 224) angeordnet sind.
9. Bauteil nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Zündelement (18; 118; 218) und der Deckel (28; 128; 228) auf der gleichen Stirnseite
(16; 116; 216) angeordnet ist.
10. Bauteil nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Zündelement (18; 118; 218) auf der Innenseite des Deckels (28; 128; 228) angeordnet
ist.
11. Bauteil nach einem der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckel (28; 128; 228) aus Halbleitermaterial wie Silizium, Glas, Keramik oder
Metall gebildet ist.
12. Bauteil nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckel (28; 128; 228) aus Halbleitermaterial, vorzugsweise Silizium, gebildet
ist und eine Durchkontaktierung (234) sowie äußere Kontaktflächen (232) aufweist.
13. Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Zündelement (18; 118; 218) eine Halbleiterbrücke oder ein Dünnschichtelement
ist.
14. Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der poröse Brennstoff eine Strukturgröße von zwischen etwa 2 nm und 1000 nm und eine
Porosität (VPoren/VProbe) von zwischen 10 % und 98% aufweist.
15. Bauteil nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß der Brennstoff eine Strukturgröße von zwischen 2 nm und 50 nm aufweist.
16. Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Brennstoff eine spezifische Oberfläche von bis zu 1000 m2/cm3 aufweist.
17. Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Brennstoff poröses Silizium ist.
18. Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Oxidator in die Poren des porösen Brennstoffs eingebracht ist und Wasserstoffperoxid,
Hydroxylammoniumnitrat, organische Nitroverbindungen und Nitrate, Metallnitrate, -nitrite,
Metallchlorate, -perchlorate, -bromate, -jodate, -oxide, -peroxide, Ammoniumperchlorat,
Ammoniumnitrat oder deren Mischungen enthält.
19. Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Oxidator aus der aus den Alkalimetallnitraten und -perchloraten, Erdalkalimetallnitraten
und -perchloraten, Ammoniumnitrat, Ammoniumperchlorat und deren Mischungen bestehenden
Gruppe ausgewählt ist.
20. Bauteil nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß der Oxidator ein Alkalimetallnitrat oder Erdalkalimetallnitrat, gegebenenfalls im
Gemisch mit Ammoniumperchlorat, ist.