[0001] Die Erfindung betrifft eine Spulmaschine und ein Verfahren zum Aufwickeln eines kontinuierlich
zulaufenden Fadens auf einer Spule, mit den in den Oberbegriffen der Ansprüche 1 und
7 angegebenen Merkmalen.
[0002] Eine Spulmaschine dieser Art (DE 195 38 480 C2) dient zum Aufwickeln eines kontinuierlich
mit konstanter Zulaufgeschwindigkeit der Spulmaschine zulaufenden Fadens auf eine
Spule. Die Spulmaschine weist einen während der Spulreise ohne Unterbrechung, also
ohne wiederholtes Stillsetzen und Wiedereinschalten des Motors, über einen Motor angetriebenen
Drehteller auf, der zuweilen auch als Trommel bezeichnet wird. Auf dem Drehteller
sind mindestens eine, in der Regel aber mindestens zwei antreibbare Spulspindeln drehbar
gelagert, die mit einem eigenen Drehantrieb ausgestattet sind. Auf der jeweils in
Betrieb befindlichen Spulspindel wird auf einer Hülse aus dem zugelieferten Faden
eine Spule aufgewickelt. Die Spulmaschine weist eine Verlegeeinrichtung auf, mit der
der Faden über die Länge der Spule verteilt wird. Es ist eine am Umfang der sich in
Betrieb befindlichen Spulspindel bildenden Spule anliegenden Kontaktwalze vorgesehen,
über die der Faden dem Umfang der Spule zugeleitet wird. Eine Einrichtung zur Ermittlung
der Geschwindigkeit des Fadens oder ein Sensor zur Ermittlung der Drehzahl n
K der Kontaktwalze dienen letztendlich der rechnerischen Ermittlung des jeweils aktuellen
Durchmessers D
S der Spule über die Spulreise. In Verbindung damit ist eine Einrichtung zur Ermittlung
der jeweils aktuellen Drehzahl n
S der in Betrieb befindlichen Spulspindel vorgesehen. Eine Recheneinheit dient zur
Ermittlung des jeweils aktuellen Solldrehwinkels α
soll des Motors des Drehtellers unter Anwendung einer Formel betreffend die geometrischen
Beziehungen der Spulmaschine oder durch Vergleich mit einer hinterlegten Wertetabelle
und zur Berechnung des jeweiligen aktuellen Durchmessers D
S der sich auf der in Betrieb befindlichen Spulspindel bildenden Spule. Es ist eine
Regeleinrichtung für die kontinuierliche Drehung des Drehtellers während der Spulreise
vorgesehen. Mit dieser Regeleinrichtung wird die Drehung des Drehtellers in einem
quasi-konstanten Bewegungsablauf geregelt, d. h. der den Drehantrieb des Drehtellers
bewirkende Motor wird zu keinem Zeitpunkt während der Spulreise stillgesetzt. Der
Drehteller wird vielmehr kontinuierlich, also ohne Unterbrechung, angetrieben, wobei
eine Folge von Winkelgeschwindigkeiten unmittelbar hintereinander Anwendung findet.
Während der kontinuierlichen Drehbewegung des Drehtellers löst eine Winkelgeschwindigkeit
die andere Winkelgeschwindigkeit ab. Damit wird der Drehteller kontinuierlich mit
sich von Rechenzyklus zu Rechenzyklus ändernden Winkelgeschwindigkeiten unabhängig
von einer Hubbewegung der Kontaktwalze gedreht, wobei die jeweils aktuelle Winkelgeschwindigkeit
aus dem aktuellen Spulendurchmesser und dem Ist-Wert einer Winkelerfassungseinheit
des Drehtellers errechnet wird. Der Verlauf der sich ändernden Winkelgeschwindigkeiten
hat insgesamt einen hyperbolischen Charakter. Damit ist die Regeleinrichtung nicht
mehr von einer Bewegung der Kontaktwalze abhängig, d. h. die Kontaktwalze kann völlig
frei gestaltet und angeordnet werden.
[0003] Beispielsweise ist es möglich, über die Kontaktwalze eine Anpresskraft auf den Umfang
der sich bildenden Spule auszuüben, die nach von der Regelung unabhängigen Kriterien
gestaltet ist, und beispielsweise einen stetigen Verlauf aufweist. Hier ist beispielsweise
auch eine stetige Abnahme der Anpresskraft ohne Schwankungen möglich, was sich günstig
auf den Spulenaufbau auswirkt.
[0004] Aus der EP 0 770 030 B1 ist eine Spulmaschine zum Aufwickeln eines kontinuierlich
zulaufenden Fadens auf eine Spule bekannt. Es handelt sich jedoch um ein diskontinuierliches
Verfahren, bei dem der Motor, der den Drehteller mit den zwei Spulspindeln antreibt,
jeweils abwechselnd in Gang gesetzt und wieder stillgesetzt wird. Die Spulmaschine
weist neben dem angetriebenen Drehteller mit den beiden ebenfalls angetriebenen Spulspindeln
eine Verlegeeinrichtung und auch eine der jeweils im Betrieb befindlichen Spulspindeln
vorgeschaltete Kontaktwalze auf, die in ständigem Kontakt mit der Spule gehalten wird.
Es ist ein Sensor zum Messen der Drehgeschwindigkeit der Spule vorgesehen. Ein Rechner
dient zum Berechnen des momentanen Durchmessers D
S der Spule aus dem vom Sensor übermittelten Signal und zum Ermitteln der zu dem Durchmesser
D
S gehörenden Winkelstellung α
soll des Drehtellers nach einer hinterlegten Tabelle oder durch Anwendung einer entsprechenden
Berechnungsformel. Es wird ein vom Rechner gebildetes, der Sollwinkelstellung α
soll entsprechendes Signal in das Steuergerät für den Drehantrieb des Motors des Drehtellers
übertragen und genutzt. Als Stellgröße wird der Solldrehwinkel α
soll benutzt, der zu dem jeweils aktuellen Spulendurchmesser D
S gehört. Das Steuergerät erteilt dem Motor für den Drehantrieb des Drehtellers die
Anweisung, sich so zu drehen, bis der Solldrehwinkel α
soll erreicht ist. Für die Erfüllung der Aufgabe eines stetigen und/oder steuerbaren Anpressdruckverlaufs
ist die Verwendung der Sollwinkelstellung α
soll als Stellgröße für den Antrieb des Drehtellers ungeeignet. Dies ergibt sich anhand
der Fig. 11 und 12 der EP 0 770 030 B1. Dort ist erkennbar, dass zunächst der Motor
für den Drehteller solange ausgeschaltet bleibt, bis der Spulendurchmesser um einen
solchen Betrag gewachsen ist, dass überhaupt ein Solldrehwinkel ermittelt werden kann.
Dieser Solldrehwinkel α
soll wird dann in Form eines Signals als Stellgröße genutzt, welches mit Hilfe eines Steuergeräts
auf den Motor zur Einwirkung gebracht wird. Dabei wird dann der Motor erstmals eingeschaltet,
so dass sich der Drehteller dreht, bis dieser Solldrehwinkel erreicht ist. In der
Zwischenzeit ist aber infolge des kontinuierlichen Aufwickelns des Fadens die Spule
schon weiter gewachsen, so dass der erreichte Istdrehwinkel bereits nicht mehr dem
eigentlich erforderlichen Solldrehwinkel entspricht. Hieraus folgt, dass der Istdrehwinkel
des Drehtellers zeitlich immer hinter dem realen Spulenaufbau zurückliegt. Fig. 12
lässt erkennen, dass der Verlauf des Istdrehwinkels treppenförmig ist. Folglich hat
auch der Anpressdruckverlauf der Kontaktwalze auf die sich bildende Spule einen treppenförmigen
unstetigen Verlauf. Die Steigung der Geraden stellt die Winkelgeschwindigkeit Omega
des Drehtellers dar. Es gibt nur eine Winkelgeschwindigkeit des Drehtellers. Der Motor
kann entweder ausgeschaltet sein oder mit dieser einen vorgesehenen Winkelgeschwindigkeit
drehen. Die Steigung ist also konstant. Sie muss infolge der diskontinuierlichen Arbeitsweise
so gewählt werden, dass immer Schaltvorgänge möglich bleiben, der Motor des Drehantriebs
also abwechselnd ein- und ausgeschaltet werden kann. Eine kontinuierliche Drehung
des Motors und damit des Drehtellers ist dort weder möglich noch sinnvoll. Würde man
die diskontinuierliche Weiterdrehung des Drehtellers verlassen und den Drehteller
kontinuierlich drehen lassen, wie dies die gattungsgemäße Spulmaschine nach der DE
195 38 480 C2 zeigt, so würde die Gerade vom ersten Einschaltpunkt des Motors nach
Unendlich verlaufen. Spätestens ab dem Kreuzungspunkt zwischen der Geraden der realen
Winkelstellung und der idealen Kurve eines idealen Verlaufs des Drehwinkels beispielsweise
über der Zeit gemäß Fig. 11 würde sich der Drehteller schneller als der Spulenzuwachs
drehen. Es würde sich dann ein immer größer werdender Luftspalt zwischen Spule und
Kontaktwalze bilden. Um dies zu verhindern, könnte die Steigung der Geraden flacher
gewählt werden, also die Geschwindigkeit, mit der der Drehteller abschnittweise gedreht
wird, verringert werden. Im ungünstigsten Fall erreicht der Motor nicht mehr die Solldrehwinkel.
Der Drehteller würde in seinen diskontinuierlichen Antriebsphasen stets langsamer
Drehen als der Spulenzuwachs. Die Folge davon wäre, dass sich die Kontaktwalze immer
stärker in die Spule eindrücken würde. Wenn dieser Fehler eingetreten ist, also eine
zu geringe Drehgeschwindigkeit des Motors für den Drehantrieb gewählt wurde, kann
dieser Fehler innerhalb der Spulreise nicht mehr korrigiert werden. Man müsste also
grundsätzlich eine zu hohe Geschwindigkeit für die Drehphasen des Drehtellers wählen,
gelangt aber dabei wiederum zu der Konsequenz, dass immer Ein- und Ausschaltvorgänge
des Motors möglich bleiben müssen. Ändert man einen Parameter, der die Kurve des Durchmesserzuwachses
der Spule mitbestimmt, z. B. die Fadenstärke oder die Spulgeschwindigkeit, so verschiebt
sich die Kurve D
S = f(t, v, Titer) nach oben oder unten. Die bekannte Spulmaschine ist in ihrem Regelverhalten
für den Drehwinkel des Drehtellers von solchen Veränderungen abhängig, da die gewählte
Stellgröße der Sollwinkelstellung α
soll direkt von dem realen zeitlichen Verlauf des Durchmesserzuwachses der Spule abhängt.
[0005] Eine Spulmaschine anderer Art, die auf einer Beweglichkeit der Kontaktwalze relativ
zum Umfang der sich bildenden Spule aufbaut, ist aus der EP 0 374 536 B1 bekannt.
Die dabei eingesetzte Kontaktwalze ist auf einer Schwinge schwenkbar oder in einer
Geradführung geradlinig verschiebbar gelagert. Es ist ein Sensor vorgesehen, der die
Bewegung der Kontaktwalze relativ zu der Oberfläche der sich auf der in Betrieb befindlichen
Spulspindel bildenden Spule erfasst. Der Sensor gehört zu einer Steuereinrichtung
und arbeitet als Zweipunkt-Steuerglied. Wird die Kontaktwalze von dem sich beim Spulvorgang
vergrößernden Durchmesser der Spule bei stillstehender Achse des Drehtellers über
das am Sensor eingestellte Maß bewegt, dann wird ein Steuerimpuls auf den Drehantrieb
des Drehtellers gegeben und der Drehteller gedreht, so dass die Bewegungsrichtung
der Kontaktwalze umgekehrt wird und diese den eingestellten Auslösepunkt an dem Steuerglied
wieder unterschreitet. Dann wird der Antrieb des Drehtellers stillgesetzt. Der Drehteller
wird also in kleinen Schritten mit jeweils konstanter Winkelgeschwindigkeit angetrieben.
Obwohl die bewegte Kontaktwalze nur einen relativ geringen Weg zurücklegt, beispielsweise
2 mm, ist diese Bewegung dennoch notwendige Voraussetzung für die Steuerung des Drehantriebes
des Drehtellers. Durch die Bewegung der Kontaktwalze und die dadurch ausgelöste Steuerung
des Drehtellers entstehen zwischen der Kontaktwalze und dem Umfang der Spule nicht
nur unterschiedliche Anpresskräfte, sondern diese Anpresskräfte zeigen auch einen
unstetigen Verlauf. Durch die Verschiebung der Berührungslinie zwischen Kontaktwalze
und dem Umfang der sich bildenden Spule wird die Verlegegenauigkeit nachteilig beeinflusst.
Weiterhin ist nachteilig, dass die Schalthäufigkeit dieser Steuereinrichtung mit dem
Sensor über der Spulreise abnimmt. Der Schaltweg des Sensors bleibt dagegen konstant.
Durch das Auswandern der Spule bei sich drehendem Drehteller und durch den zunehmend
langsamer wachsenden Spulendurchmesser nimmt die Anzahl der Nachsteuerschritte pro
Zeiteinheit ab, d. h. der Wechsel in der Anpresskraft über die Kontaktwalze verlangsamt
sich. Weiterhin ist nachteilig, dass zur Steuerung eine separate aufwendige Steuereinrichtung
erforderlich ist.
[0006] Aus der DE 39 11 854 A1 ist eine Auflagedruck-Steuervorrichtung für eine Spulmaschine
bekannt, bei der der jeweils aktuelle Spulendurchmesser D
S aus der Formel n
S x D
S = n
K x D
K ermittelt wird, indem die Drehzahlen der Kontaktwalze n
K und der Spule n
S gemessen werden und der Durchmesser der Kontaktwalze D
K ohnehin bekannt ist. Der Auflagedruck der Kontaktwalze an der Spule wird in Abhängigkeit
von dem jeweiligen aktuellen Spulendurchmesser gesteuert.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Spulmaschine der eingangs beschriebenen
Art bereitzustellen, bei der der Verlauf des Istdrehwinkels α
ist des Drehtellers möglichst nahe an der Idealkurve des Drehwinkelverlauf liegt und
die somit einen stetigen und/oder steuerbaren Anpressdruckverlauf der Kontaktwalze
an der sich bildenden Spule ermöglicht.
[0008] Erfindungsgemäß wird dies bei einer Spulmaschine der eingangs beschriebenen Art dadurch
erreicht, dass die Recheneinheit zur Berechnung einer jeweils aktuellen Winkeldifferenz
Δα zwischen dem jeweils aktuellen Solldrehwinkel α
soll und dem jeweils aktuellen Istdrehwinkel α
ist des Motors des Drehtellers an festgelegten Stützpunkten über die Spulreise ausgebildet
ist, und dass die Regeleinrichtung zur Ansteuerung des Motors des Drehtellers an den
festgelegten Stützpunkten mit den den jeweils aktuellen Winkeldifferenzen Δα entsprechenden
Signalen als Stellgrößen ausgebildet ist.
[0009] Die Erfindung geht von dem Gedanken aus, anstelle der Verwendung eines dem Solldrehwinkel
α
soll entsprechenden Signals als Stellgröße eine Winkeldifferenz Δα zwischen dem jeweils
aktuellen Solldrehwinkel α
soll und dem jeweils aktuellen Istdrehwinkel α
ist zu nutzen. Diese unterschiedlichen jeweils aktuellen Winkeldifferenzen werden an
festgelegten Stützpunkten über die Spulreise ermittelt und über die Regeleinrichtung
zur fortlaufenden Ansteuerung des Motors des Drehtellers genutzt. Der Motor des Drehtellers
übt über die Spulreise ohne Unterbrechung einen Antrieb auf den Drehteller aus und
dreht infolge der Nutzung der jeweils aktuellen Winkeldifferenz den Drehteller in
ununterbrochener Folge abwechselnd schneller bzw. langsamer, als es der Idealkurve
des Drehwinkels α
soll entspricht. Zu Beginn einer Spulreise ist der Motor für den Drehteller einmalig ausgeschaltet,
wobei der Umfang der Hülse auf der Spulspindel am Umfang der Kontaktwalze anliegt.
Zu Beginn des Spulvorgangs wird der Faden auf der Hülse aufgewickelt, bis der Spulendurchmesser
um einen solchen Betrag gewachsen ist, dass überhaupt ein Solldrehwinkel ermittelt
werden kann. Mit diesem Solldrehwinkel wird dann eine Stellwinkeldifferenz gebildet
und in ein übertragbares Signal umgewandelt, welches dem Steuergerät mitgeteilt wird.
Sodann wird der Motor eingeschaltet und angewiesen, diese Stellwinkeldifferenz zu
durchfahren, bevor der nächste Regelzyklus erfolgt. Da in der Zwischenzeit die Spule
bereits wieder angewachsen ist, wird noch während der Motor die letzte Stellwinkeldifferenz
durchfährt, bereits eine neue Stellwinkeldifferenz vorausberechnet, dem Steuergerät
mitgeteilt usw. Dadurch eilt der Verlauf des tatsächlichen Istdrehwinkels α
ist einmal der Idealkurve voraus, einmal liegt er geringfügig zurück. Im Mittelwert befindet
sich der tatsächliche Drehwinkelverlauf somit immer auf der Idealkurve. Der Verlauf
des Istdrehwinkels ist sinusförmig mit einer abnehmenden Einschwingamplitude. Somit
hat auch der Anpressdruck der Kontaktwalze an der Spule diesen gleichmäßigeren Verlauf.
Durch die dazwischengeschalteten Berechnungen der Stellwinkeldifferenz wird die Steigung
der Sinuskurve und somit die Winkelgeschwindigkeit des Drehtellers variabel und passt
sich jeder möglichen Idealkurve an. Der Berechnung der Stellwinkeldifferenz liegt
eine mathematische Iteration zugrunde. Dadurch wird eine kontinuierliche Drehung des
Drehtellers ohne Unterbrechung möglich. Durch die wechselnden Steigungen ist es nicht
möglich, dass sich der Istdrehwinkel des Drehtellers unendlich weit von der Idealkurve
entfernen kann. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass für den Fall, dass man zu
Beginn der Spulreise einen völlig falschen Wert für die erste Geschwindigkeit des
Motors gewählt hat, dieser Fehler selbstheilend ist. Lediglich die Zeitdauer der Einschwingung
auf den Idealzustand dauert dann etwas länger. Ändert man einen Parameter, der die
Kurve des Durchmesserzuwachses mitbestimmt, z. B. die Fadenstärke oder die Spulgeschwindigkeit,
so verschiebt sich die Kurve D
S = f (t, v, Titer) nach oben oder unten. Die neue Spulmaschine ist in ihrem Regelverhalten
für den Drehwinkel des Drehtellers von solchen Veränderungen unabhängig, da das gewählte
Signal der Stellgröße der Winkeldifferenz Δα
stell nicht von dem realen zeitlichen Verlauf des Durchmesserzuwachses abhängt.
[0010] Es gibt also bei der neuen Spulmaschine eine Recheneinheit, je einen Sensor zur Ermittlung
der Drehzahl der Kontaktwalze n
K und einen Sensor zur Ermittlung der Drehzahl der Spule n
S, weiterhin ein Regel- oder Steuergerät und einen Motor für den Drehteller, wobei
der Motor gleichzeitig ein Istsignal für den tatsächlichen Drehwinkel α
ist des Drehtellers liefert. Unter Zuhilfenahme der Drehzahlen n
K und n
S wird in der Recheneinheit der aktuelle Spulendurchmesser D
S errechnet. Immer dann, wenn der Durchmesser der Spule um einen vorbestimmten Betrag,
z . B. 0,1 mm, angewachsen ist, wird durch Anwendung der Formel aus dem Cosinussatz

oder durch Umstellung und Auflösung nach α:

oder durch Vergleich mit einer fest hinterlegten Wertetabelle der Solldrehwinkel
α
soll des Drehtellers ermittelt, welcher zu dem aktuellen Spulendurchmesser D
S gehört.
[0011] Aus diesem Solldrehwinkel α
soll und dem vom Motor gelieferten Istdrehwinkel α
ist wird die Winkeldifferenz Δα = α
soll - α
ist errechnet. Da der Spulendurchmesser im Verlauf der Zeit immer langsamer anwächst,
werden die zeitlichen Abstände zwischen zwei aufeinander folgenden Bildungen der Winkeldifferenz
Δα immer größer. Für die Erfüllung der Aufgabe eines stetigen und/oder steuerbaren
Anpressdrucksverlaufs ist daher die Verwendung der Winkeldifferenz Δα als Stellgröße
für den Antrieb des Drehtellers geeignet, etwa im Gegensatz zu der Verwendung der
Winkelstellung α
soll als Stellgröße. Es wird also die Winkeldifferenz und nicht die Winkelstellung als
Stellgröße benutzt. Die Winkeldifferenz Δα wird an sogenannten Stützpunkten jeweils
aktuell neu gebildet, nämlich immer dann, wenn der Durchmesserzuwachs z. B. 0,1 mm
beträgt. Es wird dann überprüft, ob der Istdrehwinkel α
ist noch dem Idealverlauf der Kurve α = f (t, v, Titer) entspricht. In einem solchen
Fall muss also die Bedingung Winkeldifferenz Δα = 0 erfüllt sein.
[0012] Die neue Spulmaschine erzeugt in regelmäßig aufeinander folgenden Zeitabständen,
z. B. alle 10 msec, als Stellgröße eine Winkeldifferenz, die nicht dem Solldrehwinkel
entspricht und deshalb von dem zeitlichen Verlauf eines vorbestimmten Spulendurchmesserzuwachses,
wie er sich z. B. aus einer festen Wertetabelle ergibt, losgelöst ist.
[0013] In die Steuerung der Spulmaschine ist eine Regeleinrichtung integriert, welche die
Stellgrößenbildung folgendermaßen vornimmt:
[0014] Der Regeleinrichtung werden konstante Verstärkungsfaktoren, die der Regelstrecke
der Spulmaschine entsprechen, eingegeben. Am Anfang und nur am Anfang der Spulreise
ist der Antrieb des Drehtellers ausgeschaltet, bis der Durchmesser der Spule zum ersten
Mal um z. B. 0,1 mm angewachsen ist. Zu diesem aktuellen Durchmesser der Spule wird
der Solldrehwinkel α
soll ermittelt. Aus diesem Solldrehwinkel und dem kontinuierlich zurückgelieferten Istdrehwinkel
wird die Winkeldifferenz Δα errechnet. Mit diesen Werten wird erstmalig eine Berechnung
der Stellgröße nach folgender Formel durchgeführt:

[0015] Diese Stellgröße ist eine Winkeldifferenz, welche aber nicht dem Solldrehwinkel α
soll entspricht und die deshalb zur besseren Unterscheidung als Stellwinkeldifferenz Δα
stell bezeichnet wird. Der Steuer- oder Regeleinrichtung wird diese Stellwinkeldifferenz
Δα
stell übermittelt und sodann dem Motor die Anweisung erteilt, diese Stellwinkeldifferenz
zu durchfahren.
[0016] Parallel dazu wurde eine Zeitmessung gestartet, welche ermittelt, wie viel Zeit die
Spule für einen Durchmesserzuwachs von z. B. 0,1 mm benötigt.

[0017] Damit kann errechnet werden, mit welcher Winkelgeschwindigkeit Omega = Δα : ΔT sich
der Drehteller hätte drehen müssen, um den Solldrehwinkel α
soll zu erreichen. In allen folgenden Regelzyklen wird diese Zeitdifferenz berücksichtigt.
[0018] Bereits während der Drehung des Drehtellers über den Motor in Richtung auf das Erreichen
bzw. Beseitigen dieser Stellwinkeldifferenz Δα
stell wird eine neue Stellgröße für den nächsten Regelzyklus folgendermaßen berechnet:

[0019] Diese neue Stellgröße wird wiederum der Steuer- oder Regeleinrichtung übermittelt
und löst somit die Stellgröße aus dem vorangehenden Regelzyklus ab, und zwar ohne
dass der Motor für den Drehantrieb abgeschaltet oder gar stillgesetzt wird.
[0020] Dieser Vorgang wird in zeitlich konstanten Abständen, z. B. alle 10 msec, wiederholt,
wobei immer dann, wenn der Durchmesser der Spule z. B. um weitere 0,1 mm angewachsen
ist, der Solldrehwinkel α
soll(alt) durch einen neuen Solldrehwinkel α
soll(neu) und die Zeitdifferenz ΔT
(alt) durch eine neugemessene Zeitdifferenz ΔT
(neu) abgelöst wird.
[0021] Es ergibt sich damit eine ununterbrochene Drehung des Drehtellers über die Spulreise
entsprechend der Folge der Stellgrößen, deren wesentlicher Einflussfaktor die beschriebene
Winkeldifferenz Δα ist.
[0022] Aus diesen Ausführungen ist erkennbar, dass die Recheneinheit zur Generierung der
Folge von Stellgrößen als Signale, die den jeweils aktuellen Winkeldifferenzen Δα
entsprechen, multipliziert mit Verstärkungsfaktoren, ausgebildet ist. Die Recheneinheit
ist auch zur Ermittlung jeweils aktueller Zeitdifferenzen ΔT zwischen den festgelegten
Stützpunkten zeitlich parallel zu der Bildung der den jeweils aktuellen Winkeldifferenzen
Δα entsprechenden Signalen ausgebildet.
[0023] Damit ergibt sich in vorteilhafter Weise die Möglichkeit, dass die Kontaktwalze relativ
zur Achse des Drehtellers ortsfest gelagert ist. Für die Steuerung ist weder eine
örtliche Bewegung der Kontaktwalze erforderlich, noch wird hieraus ein Signal abgeleitet.
[0024] Es ist aber auch möglich, dass die Kontaktwalze relativ zu der Achse des Drehtellers
und damit zu der jeweiligen Spulspindel ausweichbar gelagert ist und dass eine Einrichtung
zur Steuerung einer konstanten oder gesteuert veränderlichen Anpresskraft der Kontaktwalze
auf die in Betrieb befindliche Spulspindel vorgesehen ist. Damit ist jegliche Freiheit
für den Verlauf der Anpresskraft der Kontaktwalze auf die Spule über die Spulreise
gegeben.
[0025] Die Recheneinheit kann zur Generierung einer Folge von Stellgrößen entsprechend den
Stützpunkten mit einem Wiederholtakt von etwa 10 msec ausgebildet sein. Solche Zeitintervalle
sind ohne weiteres beherrschbar, so dass sich ein recht guter Verlauf des Istdrehwinkels
entsprechend dem Idealdrehwinkel ergibt.
[0026] Das Verfahren zum Aufwickeln eines kontinuierlich zulaufenden Fadens auf eine Spule
einer Spulmaschine kennzeichnet sich erfindungsgemäß dadurch, dass an festgelegten
Stützpunkten über die Spulreise der jeweils aktuelle Istdrehwinkel α
ist des Motors des Drehtellers ermittelt und unter Anwendung einer Formel betreffend
die geometrischen Beziehungen der Spulmaschine oder durch Vergleich mit einer hinterlegten
Wertetabelle der jeweils aktuelle Solldrehwinkel α
soll des Motors des Drehtellers, der zu dem jeweils aktuellen Durchmesser D
S der Spule gehört, ermittelt wird, an den festgelegten Stützpunkten eine jeweils aktuelle
Winkeldifferenz Δα zwischen dem jeweils aktuellen Solldrehwinkel α
soll und dem jeweils aktuellen Istdrehwinkel α
ist des Motors des Drehtellers gebildet wird, und der Motor des Drehtellers an den festgelegten
Stützpunkten mit den den jeweils aktuellen Winkeldifferenzen Δα entsprechenden Signalen
als Stellgrößen angesteuert wird.
[0027] In verfahrensmäßiger Hinsicht geht die Erfindung von der Vorstellung aus, das abwechselnde
Drehen und Stillsetzen des Drehtellers, wie es im Stand der Technik auch bekannt ist,
zu vermeiden und mit einem ununterbrochenen kontinuierlichen Drehvorgang des Drehtellers
zu arbeiten. Dabei kommen sich ändernde aktuelle Winkeldifferenzen Δα zwischen dem
jeweils aktuellen Solldrehwinkel α
soll und dem jeweils aktuellen Istdrehwinkel α
ist des Motors des Drehtellers nacheinander zur Anwendung, d. h. aus einer Winkeldifferenz
heraus wird der Drehantrieb des Drehtellers mit einer zweiten anderen Winkeldifferenz
an- bzw. umgesteuert, so dass auf jeden Fall der Drehteller eine ununterbrochene Bewegung
ausführt. Im allgemeinen nehmen die benutzten aktuellen Winkeldifferenzen im Laufe
einer Spulreise schnell ab.
[0028] Als Stellgrößen sollten die den jeweils aktuellen Winkeldifferenzen Δα entsprechenden
Signale, multipliziert mit Verstärkungsfaktoren, eingesetzt werden. Damit erfolgt
eine Anpassung an die geometrischen Bedingungen der Spulmaschine.
[0029] Zeitlich parallel zu der Bildung der den jeweils aktuellen Winkeldifferenzen Δα entsprechenden
Signalen werden jeweils aktuelle Zeitdifferenzen ΔT zwischen den festgelegten Stützpunkten
ermittelt, die in der Folge der Stellgrößen berücksichtigt werden.
[0030] Es können vorteilhaft Rechenzyklen Verwendung finden, die in über die Spulreise konstanten
Zeitabständen, beispielsweise insbesondere in 10 msec, wiederholt werden. Die Wiederholung
der Rechenzyklen in solch kurzen zeitlichen Abständen ist durchaus möglich. Es ist
aber nicht schädlich, wenn die Anzahl der Rechenzyklen verkleinert und die zeitlichen
Abstände vergrößert werden, da der Antrieb des Drehtellers ohnehin eine Vielzahl mechanischer
Elemente enthält, die sich als vergleichsweise träge erweisen. Es ist auch möglich,
unterschiedliche Anzahlen von Rechenzyklen einerseits und Regelzyklen andererseits
anzuwenden, Mittelwerte zu bilden oder dergleichen. Im allgemeinen ist dies jedoch
nicht erforderlich.
[0031] Die Erfindung wird anhand der Zeichnungen weiter beschrieben und verdeutlicht. Es
zeigen:
- Fig. 1
- ein Diagramm des Durchmesserzuwachses der Spule in Abhängigkeit der Zeit, Geschwindigkeit
und Fadenstärke sowie den Verlauf des Drehwinkels α im idealen Fall,
- Fig. 2
- die schematische Verdeutlichung der wesentlichen Elemente der Spulmaschine mit ihren
geometrischen Kenndaten,
- Fig. 3
- ein Diagramm des Verlaufs des Drehwinkels α in Abhängigkeit der Zeit, Geschwindigkeit
und Fadenstärke nach dem Stand der Technik und relativ zur Ideallinie, in 100-facher
Vergrößerung,
- Fig. 4
- ein Diagramm des Verlaufs des Drehwinkels α in Abhängigkeit der Zeit, Geschwindigkeit
und Fadenstärke nach dem erfindungsgemäßen Verfahren und relativ zur Ideallinie, in
100-facher Vergrößerung,
- Fig. 5
- den Verlauf der Winkelgeschwindigkeit Omega, des Drehwinkels α und des Anpressdruckes
über eine Spulreise, also dem Durchmesser der Spule nach dem Stand der Technik, und
- Fig. 6
- den Verlauf der Winkelgeschwindigkeit Omega, des Drehwinkels α und des Anpressdruckes
über eine Spulreise, also dem Durchmesser der Spule bei der erfindungsgemäßen Spulmaschine.
[0032] In Fig. 1 ist der Verlauf des Durchmessers der Spule dargestellt. Der kontinuierlich
zugelieferte Faden wird auf eine Hülse aufgewickelt, die einen entsprechenden Außendurchmesser
besitzt, auf dem die Spulenbildung des Fadens durch Aufwickeln erfolgt. In Abhängigkeit
der Zeit t, der Geschwindigkeit v und der Fadenstärke (Titer) wird sich der Durchmesser
entsprechend der in durchgezogener Linienführung dargestellten Kurve vergrößern. Hierzu
gehört ein Verlauf des Drehwinkels α, der in gestrichelter Linienführung verdeutlicht
ist. Diese gestrichelte Kurve stellt die Ideallinie dar, also den ideal anzustrebenden
Verlauf der Veränderung des Drehwinkels des Drehtellers über die Zeit, Geschwindigkeit
und Fadenstärke. Diese Grundlagen der Spultechnik sind dem Fachmann bekannt.
[0033] In Fig. 2 sind die wesentlichen Elemente einer Spulmaschine angedeutet sowie deren
geometrische Größen verdeutlicht. Die Spulmaschine besitzt einen Drehteller 1, auf
dessen effektiven Durchmesser EDD zwei Spulspindeln 2, 3 drehbar gelagert sind.
[0034] Dem Drehteller 1 ist ein nicht dargestellter Motor zugeordnet, mit dessen Hilfe der
Drehteller 1 in Drehbewegung versetzt wird. Jede Spulspindel 2, 3 verfügt über einen
weiteren Antrieb oder ist mit einem solchen Antrieb kuppelbar, über den die jeweilige
Spulspindel 2 oder 3 über die Spulreise angetrieben wird. Die Spulmaschine weist eine
Kontaktwalze 4 auf, die einen konstanten Kontaktwalzendurchmesser D
K besitzt. Über diese Kontaktwalze 4 wird der nicht dargestellte Faden auf einer Leerhülse
der in Arbeit befindlichen Spulspindel 2 aufgewickelt. Dabei bildet sich auf der Leerhülse
der Spulspindel 2 eine Spule 5, deren Durchmesser sich über die Spulreise fortlaufend
vergrößert. Es ist ein aktueller Spulendurchmesser D
S in gestrichelter Linienführung angedeutet. Der Mittelpunkt dieser Spule 5 bzw. die
Achse der Spulspindel 2 verlagert sich während der Spulreise auf dem effektiven Durchmesser
des Drehtellers 1, indem die Spulspindel 2 der z. B. ortsfest drehbar gelagerten Kontaktwalze
4 ausweicht. Das Ausweichen geschieht so, dass der Kontakt zwischen dem Umfang der
Spule und dem Umfang der Kontaktwalze immer erhalten bleibt. Während dieses Ausweichvorgangs
wird die in Betriebsstellung befindliche Spulspindel 2 mit der sich bildenden Spule
5 durch Drehung des Drehtellers um den Drehwinkel α verdreht. Auch dieser grundsätzliche
Aufbau einer Spulmaschine ist im Stand der Technik bekannt, beispielsweise aus der
DE 195 38 470 C2 oder auch der EP 0 770 030 B1
[0035] Der jeweils aktuelle Spulendurchmesser D
S der sich auf der Spulspindel 2 bildenden Spule 5 lässt sich wie folgt herleiten:
[0036] Um überhaupt einen Faden aufspulen zu können, ist es unabdingbare Voraussetzung,
zu wissen, mit welcher Geschwindigkeit der Faden der Spule bzw. der Spulmaschine zugeführt
wird. Diese Geschwindigkeit ist während der Spulenbildung (Spulreise) konstant. Es
gilt daher:

und gleichzeitig:

[0037] Sowohl die Kontaktwalze als auch die Spule sind zylindrische Körper, die einer gleichförmigen
Kreisbewegung unterliegen. Für die gleichförmige Kreisbewegung gilt die Grundgleichung:

oder in anderer Schreibweise:

[0038] Hierin sind:
V = Umfangsgeschwindigkeit des Körpers
¶ = mathematische Konstante (3, 14 ...)
r = Radius des Körpers
n = Drehzahl des Körpers
D = Durchmesser des Körpers
[0039] Übertragen auf die Spulenbildung lauten die Grundgleichungen für die Geschwindigkeiten:


[0040] Hierin bedeuten die Indizes: K = Kontaktwalze; S = Spule.
[0041] Eine Relativbewegung zwischen dem Faden und der Kontaktwalzenoberfläche bzw. der
Spulenoberfläche hätte einen Schlupf und damit verbundene Reibung zur Folge, welche
Fadenbeschädigungen oder sogar Fadenbrüche verursachen würde. Es ist daher unbedingt
erforderlich, dass die Umfangsgeschwindigkeiten sowohl der Kontaktwalze als auch der
Spule exakt der Zuliefergeschwindigkeit des Fadens entsprechen. Also gilt:

oder durch Einsetzen von Gleichung 2:

und gleichzeitig:

oder durch Einsetzen von Gleichung 3:

[0042] Es gibt nun zwei Wege, um zu D
S zu gelangen.
1. Weg durch Umstellen von Gleichung 5 nach DS:
[0043] 
[0044] Wie bereits oben erwähnt, ist V
Faden = bekannt und ¶ ebenfalls eine bekannte Konstante. Man muss also nur noch die Drehzahl
n
S mittels eines geeigneten Sensors ermitteln und V
Faden in die Steuerung eingeben, um dann D
S nach Gleichung 6 zu errechnen.
2. Weg durch Gleichsetzen von Gleichung 4 und Gleichung 5:
[0045] 
und Umstellung nach D
S:

[0046] Der Durchmesser der Kontaktwalze D
K ist eine durch die Maschinengeometrie bekannte konstante Größe.
[0047] Man muss also nur noch die Drehzahlen n
K und n
S mittels geeigneter Sensoren ermitteln und D
K in die Steuerung eingeben, um dann D
S nach Gleichung 7 zu errechnen.
[0048] Damit ist die Ermittlung des jeweils aktuellen Spulendurchmessers D
S auf einfache Weise möglich, wenn man zu dem konstanten Kontaktwalzendurchmesser noch
die unbekannten Drehzahlen der Spule 5 und der Kontaktwalze 4 ermittelt und die oben
angegebene Formel anwendet.
[0049] Die Ermittlung des Drehwinkels α für den Drehteller 1 gestaltet sich unter Bezugnahme
auf Fig. 2 wie folgt:
[0050] In der beiliegenden Darstellung gemäß Fig. 2 sind alle Größen enthalten, die bei
der folgenden Herleitung von Bedeutung sind.
[0051] Der Drehteller trägt zwei Spulspindeln, auf denen jeweils abwechselnd Spulen gewickelt
werden. Diese Spindeln haben einen konstanten Abstand von Mittelpunkt zu Mittelpunkt,
der bei der Maschinenkonstruktion als geometrische Größe festgelegt wurde und somit
bekannt ist. Verbindet man die Mittelpunkte der Spindeln mit einer Geraden, die durch
den Mittelpunkt des Drehtellers verläuft, so kann man den Abstand auch als effektiven
Durchmesser des Drehtellers bezeichnen.
[0052] Der Durchmesser der Kontaktwalze ist ebenfalls eine konstante geometrische Größe,
die bei der Maschinenkonstruktion festgelegt wurde und somit bekannt.
[0053] Der Durchmesser der Spule ist eine variable Größe, die, beginnend ab dem Außendurchmesser
der Leerhülse, kontinuierlich anwächst, wobei der Außendurchmesser der Leerhülse bekannt
ist. Die Ermittlung des jeweils aktuellen Spulendurchmessers wurde bereits erläutert.
Man kann also für die weiteren Überlegungen auch diese Größe als bekannt voraussetzen.
[0054] Zur Lösung der Aufgabe, den Drehwinkelzuwachs exakt dem Durchmesserzuwachs der Spule
anzupassen, ist es unbedingt erforderlich, den jeweiligen Drehwinkel genau zu ermitteln.
Man muss sich also zunächst fragen, ob genügend bekannte Informationen vorhanden sind,
um daraus eine bekannte Größe abzuleiten.
[0055] Der gesuchte Winkel wird aufgespannt zwischen zwei Schenkeln, die vom Mittelpunkt
des Drehtellers zum Mittelpunkt der Kontaktwalze bzw. vom Mittelpunkt des Drehtellers
zum Mittelpunkt der Spule verlaufen. Verbindet man die jeweiligen Endpunkte dieser
Schenkel miteinander, so gelangt man zu einem schiefwinkligen Dreieck mit den Seitenlängen
a, b und c.
[0056] Dabei entspricht die Seitenlänge a dem halben Kontaktwalzendurchmesser plus dem halben
Spulendurchmesser

[0057] Die Seitenlänge b ergibt sich aus dem halben effektiven Durchmesser des Drehtellers
plus dem halben Außendurchmesser der Leerhülse plus dem halben Kontaktwalzendurchmesser

[0058] Die Seitenlänge c entspricht genau dem halben effektiven Durchmesser des Drehtellers

[0059] Die Antwort auf o.g. Frage findet sich in jedem Mathematikbuch in den Kapiteln zur
Geometrie ebener Flächen. Der dort nachzulesende Cosinussatz gilt für jedes schiefwinklige
Dreieck und beschreibt, dass bei drei bekannten Seitenlängen oder zwei bekannten Seitenlängen
und dem eingeschlossenen Winkel jede übrige unbekannte Dreiecksgröße, also jede fehlende
Seite oder jeder fehlende Winkel, berechnet werden kann.
[0060] Mit den Bezeichnungen der Fig. 2 lautet der Cosinussatz:

woraus durch Umstellung nach α die Formel entsteht:

[0061] Damit ist die Ermittlung des aktuellen Drehwinkels auf einfache Weise möglich, wenn
man eine bekannte geometrische Grundgleichung auf die gegebenen Verhältnisse in einer
Spulmaschine projiziert und sich die Kenntnis der jeweiligen Seitenlängen verschafft.
[0062] Der wesentliche Unterschied der vorliegenden Erfindung soll nachfolgend nochmals
durch den Vergleich der Fig. 3 und 4 verdeutlicht werden. Fig. 3 zeigt ebenso wie
Fig. 4 in gestrichelter Linienführung den Idealverlauf des Drehwinkels α über der
Zeit t, der Geschwindigkeit v und der Fadenstärke (Titer). Fig. 3 verdeutlicht in
durchgezogener Linienführung die diskontinuierliche Arbeitsweise gemäß EP 0 770 030
B1 unter Benutzung eines Solldrehwinkels α
soll als Stellgröße für den Antrieb des Drehtellers. Fig. 4 verdeutlicht die kontinuierliche
Arbeitsweise, also das ununterbrochene Drehen des Drehtellers über die Spulreise unter
Nutzung der Winkeldifferenz Δα als Stellgröße. Die Fig. 3 und 4 sind in jeweils 100-facher
Vergrößerung dargestellt und zeigen somit den besonders interessanten Verlauf ganz
zu Beginn einer Spulreise.
[0063] Fig. 3 entspricht Fig. 12 der EP 0 770 030 B1. Zunächst ist der Motor für den Drehantrieb
des Drehtellers ausgeschaltet, bis der Spulendurchmesser D
S um einen solchen Betrag angewachsen ist, dass überhaupt ein Solldrehwinkel ermittelt
werden kann. Dieser Solldrehwinkel α
soll wird dann in ein übertragbares Signal umgewandelt, welches dem Steuergerät mitgeteilt
wird. Sodann wird der Motor für den Drehantrieb des Drehtellers eingeschaltet, bis
der Solldrehwinkel α
soll erreicht ist. Dann wird der Motor ausgeschaltet und der Drehteller stillgesetzt.
Währenddessen ist aber der Spulendurchmesser schon weiter gewachsen, so dass der erreichte
Istdrehwinkel α
ist bereits nicht mehr dem eigentlich erforderlichen Solldrehwinkel entspricht. Nachteilig
hieran ist, dass der Istdrehwinkel des Drehtellers zeitlich immer hinter dem realen
Spulenaufbau zurückliegt. Der Verlauf des Istdrehwinkels ist treppenförmig (vgl. auch
Fig. 5). Damit hat auch der Anpressdruck einen treppenförmigen unstetigen Verlauf.
Es ergeben sich weitere schon beschriebene Nachteile.
[0064] Fig. 4 verdeutlicht das erfindungsgemäße Verfahren und die Arbeitsweise der neuen
Spulmaschine. Zunächst ist auch dort der Motor für den Drehantrieb des Drehtellers
ausgeschaltet, wie dies bei jeder Spulmaschine zu Beginn einer Spulreise der Fall
ist. Mit Einsetzen des Aufspulvorgangs wächst der Spulendurchmesser um einen solchen
Betrag, dass überhaupt ein Solldrehwinkel ermittelt werden kann. Aus dem Solldrehwinkel
α
soll und dem jeweils aktuellen tatsächlichen Istdrehwinkel α
ist wird eine Stellwinkeldifferenz gebildet und in ein übertragbares Signal umgewandelt,
welches als Stellgröße dem Steuergerät des Motors für den Drehantrieb des Drehtellers
mitgeteilt wird. Die Benutzung dieser Stellwinkeldifferenz hat auch den Vorteil, dass
das Vorzeichen dieser Stellwinkeldifferenz Δα von + nach - und umgekehrt wechselt,
was bildlich in Fig. 4 darin zum Ausdruck kommt, dass die tatsächliche Verlaufskurve
des Drehwinkels α
ist zeitweise oberhalb und zeitweise unterhalb der gestrichelten Ideallinie liegt. Zu
Beginn der Spulreise wird also der Motor für den Drehteller eingeschaltet und angewiesen,
diese erste Stellwinkeldifferenz zu durchfahren, bevor der nächste Regelzyklus erfolgt.
Da in der Zwischenzeit die Spule bereits weiter angewachsen ist, wird, noch während
der Motor die letzte Stellwinkeldifferenz durchfährt, bereits eine neue Stellwinkeldifferenz
vorausberechnet, dem Steuergerät mitgeteilt usw. Daraus ergeben sich die vorteilhaften
Konsequenzen, die bereits oben beschrieben wurden.
[0065] Die Fig. 5 und 6 verdeutlichen wiederum im Vergleich den Stand der Technik gemäß
EP 0 770 030 B1 (Fig. 5) mit dem neuen Verfahren (Fig. 6). Während im Stand der Technik
die Winkelgeschwindigkeit des Drehtellers je nach dem Einschalten und Ausschalten
des Motors zwischen einem konstanten Wert und dem Wert 0 verändert wird, zeigt Fig.
6, dass der Drehteller mit einer Winkelgeschwindigkeit Omega über die Zeit bzw. den
sich bildenden Durchmesser der Spule kontinuierlich gedreht wird, wobei sich die Winkelgeschwindigkeit
Omega zwar gemäß dem Erfordernis verändert, aber während der Spulreise niemals den
Wert 0 erreicht.
[0066] Hinsichtlich des Verlaufs des Drehwinkels α zeigt der Stand der Technik in Fig. 5
eine Treppenkurve zusammengesetzt aus geraden horizontalen Teilstücken, bei deren
Durchlauf der Drehteller stillsteht und einer dazwischengeschalteten Folge von Drehungen
mit jeweils gleicher Winkelgeschwindigkeit für die Zeitintervalle, in denen der Drehantrieb
des Drehtellers eingeschaltet ist. Es ergeben sich ungleiche Regelzyklen, da diese
vom realen Durchmesserzuwachs der Spule abhängig sind.
[0067] Bei der neuen Spulmaschine zeigt der Verlauf des Drehwinkels einen sehr viel gleichmäßigeren
Verlauf. Es ergeben sich gleiche Regelzyklen, da diese vom realen Durchmesserzuwachs
der Spule unabhängig sind.
[0068] Diese Unterschiede wirken sich auch auf den Verlauf des Anpressdruckes aus, der vergleichsweise
sehr viel stetiger und/oder in seinem Verlauf auch steuerbar ist bzw. sein kann.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0069]
- 1 -
- Drehteller
- 2 -
- Spulspindel
- 3 -
- Spulspindel
- 4 -
- Kontaktwalze
- 5 -
- Spule
1. Spulmaschine zum Aufwickeln eines kontinuierlich zulaufenden Fadens auf eine Spule
(5),
mit einem während der Spulreise ohne Unterbrechung über einen Motor angetriebenen
Drehteller (1), auf dem zwei antreibbare Spulspindeln (2, 3) drehbar gelagert sind,
mit einer Verlegeeinrichtung,
mit einer am Umfang der sich in Betrieb befindlichen Spulspindel (2 oder 3) bildenden
Spule (5) anliegenden Kontaktwalze (4),
mit einer Einrichtung zur Ermittlung der Geschwindigkeit des Fadens oder der Drehzahl
nK der Kontaktwalze,
mit einer Einrichtung zur Ermittlung der jeweils aktuellen Drehzahl nS der in Betrieb befindlichen Spulspindel (2),
mit einer Recheneinheit zur Ermittlung des jeweils aktuellen Solldrehwinkels αsoll des Motors des Drehtellers unter Anwendung einer Formel betreffend die geometrischen
Beziehungen der Spulmaschine oder durch Vergleich mit einer hinterlegten Wertetabelle
und zur Berechnung des jeweiligen aktuellen Durchmessers DS der sich auf der in Betrieb befindlichen Spulspindel (2 oder 3) bildenden Spule (5),
und mit einer Regeleinrichtung für die kontinuierliche Drehung des Drehtellers während
der Spulreise,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Recheneinheit zur Berechnung einer jeweils aktuellen Winkeldifferenz Δα zwischen
dem jeweils aktuellen Solldrehwinkel αsoll und dem jeweils aktuellen Istdrehwinkel αist des Motors des Drehtellers (1) an festgelegten Stützpunkten über die Spulreise ausgebildet
ist,
und dass die Regeleinrichtung zur Ansteuerung des Motors des Drehtellers an den festgelegten
Stützpunkten mit den den jeweils aktuellen Winkeldifferenzen Δα entsprechenden Signalen
als Stellgrößen ausgebildet ist.
2. Spulmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Recheneinheit zur Generierung der Folge von Stellgrößen als Signale, die den
jeweils aktuellen Winkeldifferenzen Δα entsprechen, multipliziert mit Verstärkungsfaktoren,
ausgebildet ist.
3. Spulmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Recheneinheit zur Ermittlung jeweils aktueller Zeitdifferenzen ΔT zwischen den
festgelegten Stützpunkten zeitlich parallel zu der Bildung der den jeweils aktuellen
Winkeldifferenzen Δα entsprechenden Signalen ausgebildet ist.
4. Spulmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kontaktwalze (4) relativ zu der Achse des Drehtellers (1) ortsfest gelagert ist.
5. Spulmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kontaktwalze (4) relativ zu der Achse des Drehtellers (1) und damit zu der jeweiligen
Spulspindel (2 oder 3) ausweichbar gelagert ist, und dass eine Einrichtung zur Steuerung
einer konstanten oder gesteuert veränderlichen Anpresskraft der Kontaktwalze (4) auf
die in Betrieb befindliche Spulspindel (2 oder 3) vorgesehen ist.
6. Spulmaschine nach einem der vorangehenden Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Recheneinheit zur Generierung einer Folge von Stellgrößen entsprechend den Stützpunkten
mit einem Wiederholtakt von etwa 10 msec ausgebildet ist.
7. Verfahren zum Aufwickeln eines kontinuierlich zulaufenden Fadens auf eine Spule (5)
einer Spulmaschine, bei dem ein Drehteller (1), auf dem zwei antreibbare Spulspindeln
(2, 3) drehbar gelagert sind, gegenüber einer Kontaktwalze (4) kontinuierlich mit
sich in der Regel ändernden Winkelgeschwindigkeiten unabhängig von einer Bewegung
der Kontaktwalze (4) gedreht wird und der Faden mit einer Verlegeeinrichtung über
die Kontaktwalze (4) auf die Spule (5) aufgewickelt wird, wobei der Abstand zwischen
der Achse der Kontaktwalze (4) und der Achse der in Betrieb befindlichen Spulspindel
(2 oder 3) im Sinne einer Vergrößerung entsprechend dem wachsenden Durchmesser der
Spule (5) ohne Unterbrechung des Antriebes des Drehtellers (1) verändert wird, und
wobei der jeweis aktuelle Durchmesser DS der Spule aus der ermittelten Drehzahl nS der Spulspindel und aus der ermittelten Drehzahl nK der Kontaktwalze oder der ermittelten Zuliefergeschwindigkeit des Fadens berechnet
wird, dadurch gekennzeichnet, dass an festgelegten Stützpunkten über die Spulreise der jeweils aktuelle Istdrehwinkel
αist des Motors des Drehtellers (1) ermittelt und unter Anwendung einer Formel betreffend
die geometrischen Beziehungen der Spulmaschine oder durch Vergleich mit einer hinterlegten
Wertetabelle der jeweils aktuelle Solldrehwinkel αsoll des Motors des Drehtellers, der zu dem jeweils aktuellen Durchmesser DS der Spule gehört, ermittelt wird, an den festgelegten Stützpunkten eine jeweils aktuelle
Winkeldifferenz Δα zwischen dem jeweils aktuellen Solldrehwinkel αsoll und dem jeweils aktuellen Istdrehwinkel αist des Motors des Drehtellers gebildet wird, und der Motor des Drehtellers (1) an den
festgelegten Stützpunkten mit den den jeweils aktuellen Winkeldifferenzen Δα entsprechenden
Signalen als Stellgrößen angesteuert wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass als Stellgrößen die den jeweils aktuellen Winkeldifferenzen Δα entsprechenden Signale,
multipliziert mit Verstärkungsfaktoren, eingesetzt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass zeitlich parallel zu der Bildung der den jeweils aktuellen Winkeldifferenzen Δα entsprechenden
Signalen jeweils aktuelle Zeitdifferenzen ΔT zwischen den festgelegten Stützpunkten
ermittelt werden, die in der Folge der Stellgrößen berücksichtigt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass in über die Spulreise konstanten Zeitabständen, insbesondere in etwa 10 msec, festgelegte
Stützpunkte Anwendung finden.