(19)
(11) EP 1 338 858 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.08.2003  Patentblatt  2003/35

(21) Anmeldenummer: 03001410.4

(22) Anmeldetag:  22.01.2003
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F41A 15/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PT SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO

(30) Priorität: 21.02.2002 DE 10207233

(71) Anmelder: Rheinmetall W & M GmbH
29345 Unterlüss (DE)

(72) Erfinder:
  • Knörich, Friedhelm
    40472 Düsseldorf (DE)

(74) Vertreter: Dietrich, Barbara 
c/o Rheinmetall AG, Zentrale Patentabteilung, Rheinmetall Allee 1
40476 Düsseldorf
40476 Düsseldorf (DE)

   


(54) Waffe


(57) Die Erfindung betrifft eine Waffe mit einem in einer Wiege (2) verschiebbar gelagerten Waffenrohr (3) zum Verschießen großkalibriger Munition mit Hülsen (7), wobei die Waffe (1) ein mit einem Fallkeil versehenes Bodenstück (4) umfaßt, an dem ein Hülsenauswerfer (6) angeordnet ist, der die Hülsen (7) der jeweiligen Munition nach Schußabgabe und Öffnen des Verschlusses heckseitig aus dem Waffenrohr (3) in einen Hülsenfangbehälter (9) wirft.
Um Funktionsstörungen durch Verklemmen der vor- oder rücklaufenden Teile des Waffenrohres, des Bodenstückes oder der Verschlußteile durch Hülsen (7) im Bereich des Hülsenfangbehälters (9) zu vermeiden, schlägt die Erfindung vor, den Hülsenfangbehälter (9) mit einem Hülsenkasten (12) zu versehen, der einen federnd gelagerten Boden (21) aufweist, so daß bei Berührung der Hülse (7) mit dem entsprechenden vor- oder rücklaufenden Teil der Waffe (1) der Boden (21) des Hülsenkastens (12) gegen den Druck der Feder durch die Hülse (7) weggedrückt wird.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Waffe mit einem in einer Wiege verschiebbar gelagerten Waffenrohr zum Verschießen großkalibriger Munition mit Hülsen, wobei die Waffe ein mit einem Fallkeil versehenes Bodenstück umfaßt, an dem ein Hülsenauswerfer angeordnet ist, der die Hülsen der jeweiligen Munition nach Schußabgabe und Öffnen des Verschlusses heckseitig aus dem Waffenrohr auswirft.

[0002] Zur Aufnahme der nach Schußabgabe ausgeworfenen Patronenhülsen bzw. Hülsenböden verbrennbarer Treibladungshülsen (im folgenden zusammenfassend auch nur als Hülse bezeichnet) ist bereits vorgeschlagen worden, an der Waffe angeordnete Hülsenfangbehälter mit einem Hülsenkasten zu verwenden. Bei bekannten derartigen Waffen bereiten diese Hülsenfangbehälter indessen Probleme, weil es häufig zu einem Verklemmen der beweglichen Teile des Waffenrohres, Bodenstückes oder Verschlußkomponenten durch die mehr oder weniger willkürlich in dem Hülsenkasten liegenden Hülsen kommen kann. Ein derartiges Verklemmen durch Hülsen führt nicht selten zu einem Vorlaufstillstand des entsprechenden Waffenrohres und damit zu einer Waffenfunktionsstörung.

[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Waffe der eingangs erwähnten Art anzugeben, bei welcher Funktionsstörungen durch Verklemmen der beweglichen Teile der Waffe durch in dem Hülsenfangbehälter befindlichen Hülsen vermieden wird.

[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.

[0005] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, den Hülsenkasten mit einem federnd gelagerten Boden zu versehen, so daß bei Berührung der Patronenhülse mit einem vor- oder rücklaufenden Teil des Waffenrohres, des Bodenstückes oder der Verschlußkomponenten der Boden des Hülsenkastens durch die Hülse weggedrückt wird und ein Verklemmen der beweglichen Waffenteile nicht erfolgen kann.

[0006] Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn der Boden des Hülsenkastens um eine heckseitig an dem Hülsenkasten angeordnete Drehachse schwenkbar gelagert ist, so daß er, in Schußrichtung gesehen, vorderseitig verschwenkt wird, falls eine Hülse zwischen die rück- bzw. vorlaufenden Waffenteile gelangt.

[0007] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung umfaßt der Hülsenfangbehälter ein von einer Ausgangsstellung in eine eingeklappte Stellung verschwenkbares Prallelement, welches derart ausgebildet ist, daß in der Ausgangsstellung des Prallelementes die jeweils ausgeworfene Hülse zunächst auf das Prallelement auftrifft, um dann von diesem abzuprallen und in den tieferliegenden Hülsenkasten zu fallen. In der eingeklappten Stellung des Prallelementes kann hingegen eine neue Patrone in den Verschluß der Waffe geladen werden.

[0008] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den folgenden anhand von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:

Fig. 1 die Seitenansicht des verschlußseitigen Abschnittes einer erfindungsgemäßen Waffe mit einem Waffenrohr mit Bodenstück und einem hinter dem Bodenstück angeordneten Hülsenfangbehälter;

Fig.2 eine vergrößerte Ansicht des in Fig. 1 mit II gekennzeichneten Hülsenfangbehälters;

Fig.3 einen Querschnitt entlang der in Fig.2 mit III-III bezeichneten Schnittlinie;

Fig.4 eine Ansicht auf den Hülsenfangbehälter aus der in Fig.2 mit dem Pfeil IV gekennzeichneten Richtung;

Fig.5 eine Ansicht auf den Hülsenfangbehälter aus der in Fig.2 mit dem Pfeil V gekennzeichneten Richtung;

Fig.6 einen Schnitt durch den Hülsenfangbehälter entlang der in Fig.4 mit VI-VI bezeichneten Schnittlinie und

Fig.7 eine vergrößerte Ansicht des in Fig.6 mit VII bezeichneten Ausschnittes des Hülsenfangbehälters.



[0009] In Fig. 1 ist mit 1 eine nur schematisch dargestellte Waffe eines Panzers zum Verschießen großkalibriger Munition (mit einem Kaliber von z.B. 120 mm) mit einer verbrennbaren Treibladungshülse dargestellt. Die Waffe 1 umfaßt ein in dem nicht dargestellten Panzerturm schwenkbar angeordnetes Wiegenrohr 2, in dem ein Waffenrohr 3 verschiebbar gelagert ist. Am heckseitigen Ende des Waffenrohres 3 befindet sich ein Bodenstück 4, welches in an sich bekannter Weise einen ebenfalls nicht dargestellten Fallkeil aufnimmt. Außerdem sind an dem Bodenstück 4 auf der dem Waffenrohr 3 abgewandten Seite seitlich zwei Auswerferhebel 5 eines Hülsenauswerfers 6 angeordnet, der die aus Metall bestehenden Hülsenböden (Stummelhülsen) 7 (vgl. Fig. 6 und 7, in denen die Hülsenböden gestrichelt dargestellt sind) mit den ebenfalls aus Metall bestehenden Treibladungsanzündern 8 nach dem Verschießen der Munition heckseitig auswirft.

[0010] Die Waffe 1 umfaßt außerdem einen hinter dem Bodenstück 4 angeordneten Hülsenfangbehälter 9, welcher über Befestigungsarme 10, 11 mit dem Wiegenrohr 2 verbunden ist. Dabei ist der Hülsenfangbehälter 9 derart ausgebildet, daß er den Rücklauf des Waffenrohres 3 und des Bodenstückes 4 nach Schußabgabe nicht behindert.

[0011] Der Hülsenfangbehälter 9 weist einen Hülsenkasten 12 zur Aufnahme von z.B. 4 Hülsenböden 7 sowie ein Prallelement 13 auf, welches von einer in den Fig.1, 2, 4 und 6 dargestellten Ausgangsstellung gegen den Druck einer Drehfeder 14 (Fig.4) in eine eingeklappte Stellung schwenkbar ist, wobei die Schwenkbewegung des Prallelementes 13 um eine zur Seelenachse 15 des Waffenrohres 3 senkrechte Achse 16 zum Bodenstück 4 hin erfolgt. Ein einstellbarer Endanschlag 17 begrenzt dabei die Schwenkbewegung des Prallelementes 13.

[0012] Auf dem Prallelement 13 ist eine Schürze 18 befestigt. Prallelement 13 und Schürze 18 sind mit dämpfenden Kunststoffplatten belegt.

[0013] Der Hülsenkasten 12 umfaßt zwei Seitenwände 19, 20 (Fig.5), Rückwand und eine Bodenklappe 21, wobei die Seitenwände 19, 20, die Rückwand als auch die Bodenklappe 21 mit dämpfenden Gummiplatten belegt sind. Die Bodenklappe 21 ist heckseitig an dem Hülsenkasten 12 um eine Drehachse 22 schwenkbar gelagert (Fig.6). Der vordere Teil der Bodenklappe 21 ist mit einer nach oben gerichteten Rampe 23 (Fig.7) versehen. Außerdem umfaßt die Bodenklappe 21 zwei Befestigungsleisten 24, die jeweils mit einem Ende dreier Federn 25, 26 verbunden sind, welche die Bodenklappe 21 in ihrer Ausgangslage halten.

[0014] Unterhalb der Rampe 23 befindet sich ein Endanschlag 27, welcher den Öffnungswinkel 28 der Bodenklappe 21 (zum Schutz der Federn gegen Überlängen) begrenzt.

[0015] Nachfolgend wird auf die Wirkungsweise des Hülsenfangbehälters 9 eingegangen. Hierzu sei angenommen, daß sich die zu verschießende Patrone bereits in dem Waffenrohr 3 befindet und der Verschluß geschlossen ist.

[0016] Nach Abgabe eines Schusses erfolgt zunächst der Rücklauf des Waffenrohres 3, ohne daß hierbei das Bodenstück 4 auf das Prallelement 13 des Hülsenfangbehälters 9 einwirkt. Bei dem anschließenden Vorlauf des Waffenrohres 3 wird der Hülsenboden 7 mit dem Treibladungsanzünder 8 der gezündeten Patrone mittels des Hülsenauswerfers 6 nach hinten ausgeworfen und trifft auf das nach vorne geneigte Prallelement 13 mit Schürze 18. Von dieser wird der Hülsenboden 7 abgeleitet und fällt in den Hülsenkasten 12, wo er eine mehr oder weniger zufällige Lage einnimmt.

[0017] Zum anschließenden Laden einer neuen Patrone wird das Prallelement 13 von den die Patrone tragenden Händen des jeweiligen Richtschützen beim Zuführen der Patrone gleichzeitig nach vorne geklappt.

[0018] Durch die Möglichkeit des Ausfederns der Bodenklappe 21 beim Rücklauf und beim Vorlauf des Waffenrohres 3 wird ein Einklemmen der Hülsenböden 7 zwischen den rück- bzw. vorlaufenden Waffenteilen und dem Hülsenkasten 12 in der Regel sicher vermieden.

[0019] Der maximale Öffnungswinkel 28 der Bodenklappe 21 ist derart gewählt, daß bei jeder sich zufällig ergebenden Ablage der Hülsenböden 7 in dem Hülsenkasten 12 diese nach Ausfederung der Bodenklappe 21 nicht in den Bewegungsraum der Waffenrohrteile, des Bodenstückes und des Verschlusses (einschließlich des Verschlußkeiles und des Öffnerhebels) während des Rück- bzw. Vorlaufes des Waffenrohres 3 ragen.

[0020] Die Entleerung des Hülsenkastens 12 erfolgt bei dem vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiel manuell.

[0021] Die federnde Bodenklappe ist derart ausgelegt, daß sie sich bei Beladung des jeweiligen Waffensystems (z.B. Panzers) und bei Geländefahrt nicht selbständig öffnen kann.

Bezugszeichenliste



[0022] 
1
Waffe
2
Wiege, Wiegenrohr
3
Waffenrohr
4
Bodenstück
5
Auswerferhebel
6
Hülsenauswerfer
7
Hülse, Hülsenboden
8
Treibladungsanzünder
9
Hülsenfangbehälter
10,11
Befestigungsarme
12
Hülsenkasten
13
Prallelement
14
Drehfeder
15
Seelenachse
16
Achse
17
Endanschlag
18
Schürze
19,20
Seitenwände
21
Boden, Bodenklappe
22
Drehachse
23
Rampe
24
Befestigungsleiste
25,26
Federn
27
Endanschlag
28
Öffnungswinkel (Bodenklappe)



Ansprüche

1. Waffe mit einem in einer Wiege (2) verschiebbar gelagerten Waffenrohr (3) zum Verschießen großkalibriger Munition mit Hülsen (7), wobei die Waffe (1) ein mit einem Fallkeil versehenes Bodenstück (4) umfaßt, an dem ein Hülsenauswerfer (6) angeordnet ist, der die Hülsen (7) der jeweiligen Munition nach Schußabgabe und Öffnen des Verschlusses heckseitig aus dem Waffenrohr (3) auswirft, mit den Merkmalen:

a) die Waffe (1) umfaßt einen hinter dem Bodenstück (4) angeordneten Hülsenfangbehälter (9), welcher über Befestigungsarme (10, 11) mit der Wiege (2) verbunden ist, derart, daß er den Rücklauf des Waffenrohres (3) und des Bodenstükkes (4) nach Schußabgabe nicht behindert;

b) der Hülsenfangbehälter (9) umfaßt einen Hülsenkasten (12) zur Aufnahme der Hülsen (7) sowie ein Prallelement (13), welches derart angeordnet ist, daß die jeweils ausgeworfene Hülse (7) zunächst auf das Prallelement (13) auftrifft, um dann von diesem abzuprallen und in den tieferliegenden Hülsenkasten (12) zu fallen;

c) der Hülsenkasten (12) weist einen gegen den Druck mindestens einer Feder (25, 26) nach unten verschwenk- oder verschiebbaren Boden (21) auf, so daß bei einer Berührung der in dem Hülsenkasten (12) befindlichen Hülse (7) mit rück- oder vorlaufenden Teilen des Waffenrohres (3), des Bodenstückes (4) und/oder des Verschlusses die Hülse (7) den Boden (21) des Hülsenkastens (12) wegdrückt.


 
2. Waffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Boden (21) des Hülsenkastens (12) um eine heckseitig an dem Hülsenkasten (12) angeordnete Drehachse (22) schwenkbar gelagert ist.
 
3. Waffe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Prallelement (13) von einer Ausgangsstellung in eine eingeklappte Stellung um eine zur Seelenachse (15) des Waffenrohres (3) senkrechte Achse (16) zum Bodenstück (4) hin schwenkbar angeordnet ist, derart, daß in dieser Stellung eine neue Patrone in den Verschluß ladbar ist.
 
4. Waffe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Prallelement (13) auf seiner dem Bodenstück (4) zugewandten Seite und/oder die Seitenwände (19, 20) und die Rückwand des Hülsenkastens (12) mit einem dämpfenden Material belegt sind.
 
5. Waffe nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem dämpfenden Material um Kunststoff oder Gummi handelt.
 




Zeichnung