[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein Instrument zur Gewebedehnung der Haut.
[0002] Zum Schließen größerer Wunden und Hautdefekte ist es z. B. aus der US 5,486,196 und
der US 5,618,310 bekannt, die die Wunde oder den Hautdefekt umgebende Haut mechanisch
zu dehnen, wodurch eine verstärkte Gewebeneubildung bewirkt wird. Für diese Hautdehnung
(Skin Stretching) werden Distraktoren verwendet, die mit Zugmitteln in der Haut verankert
werden. Über diese Zugmittel wird die Zugkraft zur Dehnung des Hautgewebes in die
Haut eingeleitet. Eine hohe Zugkraft bewirkt dabei eine stärkere Gewebeproliferation.
Eine hohe Zugkraft bedeutet dabei jedoch auch, daß auf der Druckseite vor den Zugmitteln
das Hautgewebe komprimiert wird. Bei dem aus der US 5,486,196 bekannten Instrument
wird die Zugkraft auf das Hautgewebe über eine lange Interdermalnadel übertragen,
die parallel zu dem Wundrand in der Haut verankert ist. Dadurch können höhere Zugkräfte
auf das Hautgewebe übertragen werden, ohne daß der Druck auf der Druckseite der langen
Nadel über den kritischen Verschlußdruck des Gewebesystems ansteigt, der zu einer
Ischämie des Gewebes führt. Bei dem Instrument der US 5,618,310 wird die Zugkraft
mittels einer punktuell in die Haut eingestochenen Nadel in das Hautgewebe eingeleitet.
Es wird daher die Zugkraft so begrenzt, daß auf der Druckseite der Nadel der zu Ischämie
führende kritische Verschlußdruck nicht erreicht wird. Diese Begrenzung der Zugkraft
bedeutet auch eine Begrenzung der Hautdehnung, so daß eine optimale Gewebeneubildung
nicht erreicht wird.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und ein Instrument zur Verfügung
zu stellen, mit welchem zur Gewebedehnung der Haut eine hohe Zugkraft punktuell in
die Haut eingeleitet werden kann, ohne daß die Zugmittel eine Schädigung des Gewebes
auf der Druckseite verursachen.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 bzw. durch ein Instrument mit den Merkmalen des Anspruches 8.
[0005] Vorteilhafte Ausführungen der Erfindung sind in den jeweils rückbezogenen Unteransprüchen
angegeben.
[0006] Der wesentliche Gedanke der Erfindung besteht darin, über die punktuell in die Haut
verankerten Zugmittel eine zyklisch wechselnde Zugkraft in die Haut einzuleiten. Dabei
wechselt die Zugkraft vorzugsweise zwischen zwei unterschiedlichen Werten. Der erste
Wert der Zugkraft wird möglichst groß gewählt, um eine möglichst hohe Gewebeneubildung
zu stimulieren. Dieser erste Wert der Zugkraft wird nach oben im Wesentlichen nur
durch die Reißfestigkeit der Haut begrenzt. Der erste Wert wird dabei bewußt so hoch
gewählt, daß auf der Druckseite der Zugmittel der kritische Verschlußdruck des venösen
Kapillarsystems der Haut überschritten wird und Ischämie bewirkt wird. Diese hohe
Zugkraft wird über eine Zeitperiode aufrecht erhalten, die unter der Ischämietoleranzdauer
des Hautgewebes liegt. Eine länger als diese Toleranzdauer anhaltende Ischämie führt
zu einem druckbedingten Absterben des Hautgewebes und damit zu einer Nekrose auf der
Druckseite der Zugmittel. Die Ischämietoleranzdauer des Hautgewebes liegt bei etwa
6 bis 7 Stunden. Bevor diese Ischämietoleranzdauer erreicht und eine Nekrose des Hautgewebes
auf der Druckseite der Zugmittel zu befürchten ist, wird die Zugkraft auf den zweiten
Wert abgesenkt, der so gewählt wird, daß der auf der Druckseite von den Zugmitteln
auf das Gewebe ausgeübte Druck unter dem kritischen Verschlußdruck von etwa 20-40
mm Hg liegt. Durch diese Druckreduzierung wird die Blutperfusion in das Gewebe vor
dem Zugmittel wieder freigegeben und eine schnelle maximale Reperfusion des Gewebes
tritt ein. Diese Reperfusion erfolgt bereits nach etwa 15 Sekunden, so daß nach etwa
0,5 bis 5 Minuten eine vollständige Perfusion und Durchblutung des Gewebes auf der
Druckseite der Zugmittel sicher gestellt ist und die Zugkraft wieder auf den hohen
ersten Wert gebracht werden kann. Durch diese zyklische Änderung der Zugkraft kann
über eine lange Zeitdauer von bis zu einigen Tagen eine sehr hohe Zugkraft für die
Gewebedehnung der Haut eingesetzt werden, ohne daß eine Schädigung der Haut und insbesondere
eine Nekrose des Gewebes auf der Druckseite der Zugmittel eintritt. Das Verfahren
und das Instrument eignen sich daher insbesondere für die Langzeit-Hautdistraktion
zum Verschließen großflächiger Hautdefekte.
[0007] In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung werden zwei Gruppen von Zugmitteln
in der Haut verankert, wobei die Zugmittel der beiden Gruppen nebeneinander und vorzugsweise
in einer Reihe quer zur Richtung der Zugkraft -alternierend angeordnet sind. Über
die eine Gruppe der Zugmittel wird die erste hohe Zugkraft in die Haut eingeleitet,
während die zweite Gruppe von Zugmitteln entlastet wird und mehr die zweite niedrige
Zugkraft einleitet. Die beiden Gruppen von Zugmitteln wechseln dabei zeitlich periodisch
in dem Wert der Zugkraft ab, wobei die'Periodendauer des Wechsels kleiner ist als
die Ischämietoleranzdauer des Hautgewebes. Es wird dadurch ständig durch eine der
Gruppen der Zugmittel die maximale Zugkraft auf das Gewebe ausgeübt, so daß die für
die Gewebeneubildung optimale Zugkraft ohne Unterbrechung einwirkt. Andererseits sind
die Zugmittel jeweils abwechselnd zugentlastet, so daß sich das Gewebe auf der Druckseite
der Zugmittel jeweils während dieser Entlastungsphase vollständig regenerieren kann.
[0008] In einer konstuktiv vorteilhaften Ausführung sind die Zugmittel als Haken ausgebildet,
die in die Haut eingestochen werden. Die Haken sind dabei vorzugsweise als Hakenmodule
in einem Hakenaufnehmer angeordnet, wobei der Hakenaufnehmer wenigstens'zwei Hakenmodule
aufnimmt, so daß jeweils zumindest ein Haken für jede der beiden Gruppen vorhanden
ist. Die Hakenmodule werden in dem Hakenaufnehmer vorzugsweise alternierend durch
geeignete Stellmittel in Richtung der Zugkraft vorgeschoben. Auf die Hakenaufnehmer
wird konstant die hohe Zugkraft mit dem ersten Wert ausgeübt. Diese Zugkraft wird
über die Haken der jeweils vorgeschobenen Hakenmodule in die Haut eingeleitet. Die
Haken der jeweils nicht vorgeschobenen Hakenmodule sind auf diese Weise entlastet.
Die entlasteten Hakenmodule werden durch die Elastizität der Haut zurückgeschoben,
bis sie keine wesentliche Zugkraft mehr auf die Haut ausüben. Alternativ können die
entlasteten Hakenmodule durch eine Federkraft zurückgezogen werden. Ebenso ist es
möglich, auch das Zurückfahren der entlasteten Hakenmodule zwangsgesteuert durchzuführen.
[0009] Die Verstellung der Hakenmodule, d. h. das Vorschieben der die Zugkraft übertragenden
Hakenmodule und das Freigeben bzw. das Zurückfahren der entlasteten Hakenmodule kann
in unterschiedlicher Weise erfolgen. Da es im Hinblick auf die Ischämietoleranzdauer
von etwa 6-7 Stunden ausreichend ist, den Wechsel zwischen den zwei Gruppen von Zugmitteln
im Abstand von einigen Stunden durchzuführen, ist eine einfache manuelle Verstellung
praktikabel. Für eine automatische Langzeitbehandlung ist auch ein Antrieb der Verstellung
über einen Elektromotor oder eine Pneumatik möglich, die eine automatische Steuerung
zulassen.
[0010] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Es zeigen
- Fig. 1
- eine Seitenansicht eines Instruments gemäß der Erfindung,
- Fig. 2
- einen Schnitt längs der Linie A-A in Fig. 1,
- Fig. 3
- eine Fig. 2 entsprechende Ansicht eines Hakenaufnehmers in einer zweiten Ausführung,
- Fig. 4
- einen Schnitt längs der Linie B-B in Fig. 3 und
- Fig. 5
- eine den Fig. 2 und 3 entsprechende Darstellung eines Hakenaufnehmers in einer dritten
Ausführung.
[0011] In den Fig. 1 ist ein Instrument zur Gewebedehnung der Haut, ein sog. Haut-Distraktor,
dargestellt. Der grundsätzliche Aufbau eines solchen Haut-Distraktors ist an sich
bekannt und z. B. in der US 5,486,196 oder der DE 44 44 130 A1 beschrieben. Der Haut-Distraktor
weist zwei Backen 10 auf, die mittels geeigneter Stellmittel geführt gegeneinander
bewegbar sind. Die Backen 10 und die Stellmittel sind in der Fig. 1 nur schematisch
angedeutet. Die Stellmittel können bspw. eine Gewindespindel 12 aufweisen, die mittels
eines Antriebs 14 angetrieben wird. Der Antrieb 14 kann ein manuell betätigbarer Rändelknopf
oder auch ein gesteuerter motorischer Antrieb sein. Die Backen 10 sitzen in diesem
Falle mittels Gewindebuchsen 16 auf Gewindespindel 12. Die Gewindebuchsen 16 weisen
gegenläufige Gewinde auf, so daß sich bei einem Drehsinn der Gewindespindel 12 die
Backen 10 aufeinander zu bewegen, während sie bei dem entgegengesetzten Drehsinn der
Gewindespindel 12 auseinander laufen. Die Backen 10, ihre Führung und ihre Stellmittel
können in beliebiger an sich bekannter Weise ausgebildet sein und sind insoweit nicht
Gegenstand der Erfindung.
[0012] Die Backen 10 weisen jeweils einen Hakenaufnehmer 18 auf, in welchen Hakenmodule
20 eingesetzt werden können. Die Hakenaufnehmer 18 und die Hakenmodule 20 sind so
ausgebildet, daß wenigstens zwei Hakenmodule 20 nebeneinander in den Hakenaufnehmer
18 eingesetzt werden können. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel sind jeweils
fünf Hakenmodule 20 in einen Hakenaufnehmer 18 eingesetzt. Die Hakenaufnehmer 18 sind
an den Backen 10 in der Weise angeordnet, daß die in die Hakenaufnehmer 18 eingesetzten
Hakenmodule 20 in einer Reihe nebeneinander sitzen, wobei diese Reihe quer zu dem
Verstellweg der Bakken 10, d. h. in dem Ausführungsbeispiel der Fig. 1 quer zu der
Gewindespindel 12, verläuft. Die Hakenmodule 20 tragen Haken 22. Vorzugsweise weist
jedes Hakenmodul 20 nur einen Haken 22 auf, ggf. können die Hakenmodule 20 jedoch
auch einige wenige Haken 22 aufweisen. Die Haken 22 werden in die Haut eingestochen
und bilden punktuell in der Haut verankerbare Zugmittel. Werden die Backen 10 nach
dem Einstechen der Haken in die Haut gegeneinander bewegt, so wird hierdurch über
die Haken 22 punktuell die Zugkraft in die Haut eingeleitet, die zur Stimulation der
Gewebedehnung erforderlich ist.
[0013] In den dargestellten Ausführungsbeispielen sind die Hakenaufnehmer 18 als Hohlprofile
ausgebildet, vorzugsweise als Vierkant-Hohlprofile, in welche die Hakenmodule 20 einschiebbar
sind. Die Hakenmodule 20 weisen einen auf das Vierkant-Hohlprofil der Hakenaufnehmer
18 abgestimmten Querschnitt auf, so daß sie in später beschriebener Weise in den Hakenaufnehmern
18 geführt senkrecht zu der Profillängsachse beweglich sind, d. h. in der Richtung
der Zugkraft bzw. in der Verstellrichtung der Backen 10.
[0014] Wie insbesondere aus den Fig. 2, 3 und 5 ersichtlich ist, sind die Hakenmodule 20
in den Hakenaufnehmern 18 in zwei Gruppen unterteilt, wobei sich die Hakenmodule 20
der beiden Gruppen in den Hakenaufnehmern 18 alternierend abwechseln. Die Hakenmodule
20 der einen Gruppe, in den Ausführungsbeispielen die Hakenmodule 20.1, 20.3 und 20.5,
sind somit gegenüber den Hakenmodulen 20 der zweiten Gruppe, in der Zeichnung den
Hakenmodulen 20.2 und 20.4 auf Lücke versetzt angeordnet. Die Hakenmodule 20.1, 20.3
und 20.5 und die Hakenmodule 20.2 und 20.4 der zweiten Gruppe sind jeweils gruppenweise
gemeinsam gegeneinander bewegbar, wie dies in den Fig. 2, 3 und 5 dargestellt ist.
[0015] Diese gegenseitige Verschiebung der Hakenmodule 20 mit den Haken 22 ermöglicht das
folgende Verfahren für die Gewebedehnung der Haut.
[0016] Die Haken 22 werden in die zu dehnende Haut eingestochen. Bspw. werden die Haken
22 der beiden Backen 10 an den einander gegenüber liegenden Rändern eines großflächigen
Hautdefektes oder einer Wunde in die Haut eingestochen. Die Backen 10 werden dann
mittels der Stellmittel 12, 14 gegeneinander bewegt, um die Wundränder einander anzunähern
und die Haut außerhalb der Wundränder zu dehnen. Erfindungsgemäß erfolgt dabei der
Antrieb der Backen 10 in der Weise, daß über die Haken 22 eine sehr hohe Zugkraft
in die Haut eingeleitet wird. Die Zugkraft darf lediglich die Reißfestigkeit der Haut,
die bei ca. 15 N/mm
2 liegt, nicht überschreiten, da anderenfalls die Haken 22 in der Haut ausreißen würden.
Da die Hakenmodule 20 der einen Gruppe in der Zugrichtung vorgeschoben sind, wird
diese hohe Zugkraft im Wesentlichen nur über die Haken 22 der vorgeschobenen Hakenmodule
in die Haut eingeleitet, d. h. in den Darstellungen der Fig. 2 und 5 durch die Hakenmodule
20.1, 20.3 und 20.5 und in der Darstellung der Fig. 3 durch die Hakenmodule 20.2 und
20.4. Die in den Hakenaufnehmer 18 nebeneinander angeordneten Haken 22 weisen einen
gegenseitigen Abstand von etwa 5-15 mm auf. Daher wird die Haut durch die Gruppe der
vorgeschobenen Hakenmodule über die ganze Breite des Hakenaufnehmers 18 gespannt und
gedehnt, während die zwischen den vorgeschobenen Hakenmodule 20.1, 20.3 und 20.5 liegenden
zurückgezogenen Hakenmodule 20.2 und 20.4 über ihre Haken 22 nur eine geringe oder
überhaupt keine Zugkraft auf die Haut ausüben.
[0017] Die hohe Zugkraft, die über die vorgeschobenen Haken 22 der Hakenmodule 20.1, 20.3
und 20.5 (Fig. 2) in die Haut eingeleitet wird, hat zur Folge, daß auf der Druckseite
der Haken 22 auf das Hautgewebe ein Kompressionsdruck ausgeübt wird, der den kritischen
Verschlußdruck des venösen Kapillarsystems des Hautgewebes, der bei etwa 20-40 mm/Hg
liegt, überschreitet. Diese Zugbelastung des Gewebes wird daher nur für eine Zeitperiode
aufrecht erhalten, die deutlich unter der Ischämietoleranzdauer des Hautgewebes von
ca. 7 Stunden liegt. Diese Zeitperiode liegt zwischen einigen Minuten und einigen
wenigen Stunden. Eine kürzere Zeitperiode von wenigen Minuten, z. B. unter 30 Minuten,
ist insbesondere bei einem automatisch gesteuerten Betrieb möglich. Eine längere Zeitperiode
von etwa 1-3 Stunden wird wegen des erforderlichen Personaleinsatzes bei einer manuellen
Einstellung bevorzugt. Nach dieser Zeitperiode werden die Hakenmodule 20 der beiden
Gruppen gegeneinander verschoben, so daß nun die Hakenmodule 20 der ersten Gruppe
und der zweiten Gruppe ihre Position vertauschen. Die Hakenmodule 20.1, 20.3 und 20.5
der ersten Gruppe bewegen sich aus der in Fig. 2 dargestellten Position nach hinten
und die Hakenmodule 20.2 und 20.4 der zweiten Gruppe werden nach vorn geschoben, so
daß die in Fig. 3 dargestellte Position eingenommen wird. Nun wird die hohe Zugbelastung,
die durch die Verstellung der Backen 10 bewirkt wird, durch die Haken 22 der zweiten
Gruppe in die Haut eingeleitet. Die Haken 22 der zurückgezogenen Hakenmodule 20 sind
entlastet und üben auf das auf ihrer Druckseite liegende Hautgewebe keinen oder nur
noch einen geringen Kompressionsdruck aus. Dieser Kompressionsdruck liegt deutlich
unter dem kritischen Verschlußdruck des venösen Kapillarsystems des Gewebes, so daß
die Blutperfusion in das Gewebe auf der Druckseite der Haken 22 freigegeben wird und
eine schnelle Wiederdurchblutung dieses Gewebes erfolgt.
[0018] Durch den in regelmäßigen Zeitabständen erfolgenden Positionswechsel der Hakenmodule
20.1, 20.3 und 20.5 der ersten Grupe mit den Hakenmodulen 20.2 und 20.4 der zweiten
Gruppe ist es möglich, die Hautdehnung über eine lange Behandlungsdauer von Stunden
und Tagen durchzuführen, wobei stets über die gesamte Breite der Hakenaufnehmer 18
die maximale Zugbelastung auf das Gewebe ausgeübt wird. Die punktuelle Belastung wechselt
dabei jedoch in regelmäßigen Zeitabständen zwischen den Haken 22 der ersten Gruppe
und den Haken 22 der zweiten Gruppe, so daß trotz der hohen Zugbelastung eine Gewebeschädigung
wegen Mangeldurchblutung nicht eintritt.
[0019] Die gegenseitige Verschiebung der Hakenmodule 20 der ersten und der zweiten Gruppe
kann in verschiedenen Ausführungen realisiert werden.
[0020] In dem Ausführungsbeispiel der Fig. 1 und 2 weisen die Hakenmodule 20 die Form eines
rechteckigen Hohlprofils auf. Durch das Hohlprofil der Hakenmodule 20 ist eine Stellwelle
24 hindurchgeführt, die an ihrem einen Ende einen Stellantrieb 26 aufweist. Der Stellantrieb
26 ist in Fig. 2 nur schematisch dargestellt. Es kann sich bei dem Stellantrieb 26
um einen Drehknopf für eine manuelle Verstellung handeln oder um einen gesteuerten
motorischen Antrieb für eine automatische Verstellung. Auf der Stellwelle 24 sitzen
Stellnocken 28, wobei in jedem Hakenmodul 20 eine zugeordnete Stellnocke 28 vorgesehen
ist. Die Stellnocken 28 sind vorzugsweise als sog. Gleichdick ausgebildet und liegen
an der vorderen und der hinteren Profilinnenfläche der Hakenmodule 20 an. Die den
Hakenmodulen 20.1, 20.3 und 20.5 der ersten Gruppe zugeordneten Stellnocken 28 sind
gegenüber den Hakenmodulen 20.2 und 20.4 der zweiten Gruppe zugeordneten Stellnocken
28 um 180° im Winkel versetzt angeordnet, wie aus den Fig. 1 und 2 ersichtlich ist.
[0021] Eine Drehung der Stellwelle 24 um 180° führt in dieser Ausführung zu einer Vertauschung
der Positionen der Hakenmodule 20.1, 20.3 und 20.5 der ersten Gruppe mit den Hakenmodulen
20.2 und 20.4 der zweiten Gruppe. Da die Stellnocken 28 an der vorderen und der hinteren
Innenwandfläche der Hakenmodule 20 anliegen, werden die Hakenmodule 20 sowohl bei
der Vorwärtsbewegung als auch bei der Rückwärtsbewegung durch die Stellnokken 28 zwangsgeführt.
Die Entlastung der Backen 22 der zurückgezogenen Hakenmodule 20 erfolgt somit zwangsweise
und unabhängig von der durch die Haut auf diese Haken ausgeübten elastischen Rückstellkraft.
[0022] In den Fig. 3 und 4 ist eine abgewandelte Ausführung dargestellt.
[0023] In dieser Ausführung verläuft die Stellwelle 24 hinter den Hakenmodulen 20. Auf der
Stellwelle 24 sitzen Stellnocken 28, die jeweils den einzelnen Hakenmodulen 20 zugeordnet
sind. Dabei sind die Stellnocken 28, die den Hakenmodulen 20.1, 20.3 und 20.5 der
ersten Gruppe zugeordnet sind, gegenüber den Stellnocken 28, die den Hakenmodulen
20.2 und 20.4 der zweiten Gruppe zugeordnet sind, um 90° auf der Stellwelle 24 versetzt
angeordnet, wie in Fig. 4 zu erkennen ist. In der Darstellung der Fig. 3 und 4 sind
die Stellnocken 28 der Hakenmodule 20.2 und 20.4 in Eingriff und schieben diese Hakenmodule
in die vorgeschobene Position. Die Stellnocken 28 der Hakenmodule 20.1, 20.3 und 20.5
sind dagegen zurückgeschwenkt, so daß sie die zugehörigen Hakenmodule freigeben. Bei
einer Drehung der Stellwelle 24 um 90° (in Fig. 4 im Gegenuhrzeigersinn) kommen die
Stellnocken 28 der anderen Gruppe in Eingriff und schieben die zugehörigen Hakenmodule
20.1, 20.3 und 20.5 in die aktive Position, während die Stellnocken 28 der Hakenmodule
20.2 und 20.4 zurückgeschwenkt werden und die zugehörigen Hakenmodule freigeben.
[0024] In dieser Ausführung werden die Hakenmodule 20 durch die Stellnocken 28 nur zwangsweise
in die vorgeschobene Position bewegt und in dieser gehalten. Die nicht aktiven Hakenmodule.
20 werden von den zugehörigen Stellnocken 28 nur freigegeben, so daß sie von diesen
nicht mehr abgestützt werden. Die Hakenmodule 20 bewegen sich in dieser Ausführung
aufgrund der auf ihre Haken 22 einwirkenden elastischen Rückstellkraft der Haut zurück.
Die entlasteten Hakenmodule bewegen sich dabei unter der Wirkung der Hautelastizität
soweit zurück, bis ihre Haken 22 keine wesentliche Kraft mehr auf die Haut ausüben.
Dadurch fällt für die entlasteten Hakenmodule 20 der auf der Druckseite der Haken
22 auf das Hautgewebe ausgeübte Kompressionsdruck praktisch auf Null ab.
[0025] In Fig. 5 ist eine weitere Ausführung dargestellt, bei welcher den einzelnen Hakenmodulen
20 jeweils gesonderte Stellmittel 30 zugeordnet sind. Diese Stellmittel können in
beliebiger Weise ausgebildet sein, z. B. als Stellschrauben oder wie in Fig. 5 dargestellt
als pneumatische Zylinder-Kolbenstellmittel. Da die Hakenmodule 20 jeweils mit ihren
zugeordneten Stellmitteln 30 individuell einstellbar sind, ist in dieser Ausführung
eine flexiblere Verteilung der Zugkräfte über die Breite des Hakenaufnehmers 18 möglich.
Außerdem eignet sich eine solche Verstellung insbesondere auch für eine Automatisierung.
Greifen die Stellmittel 30 zusätzlich über ein elastisches Polster 32 an den Hakenmodulen
20 an, wie dies in Fig 5 angedeutet ist, so können sich die Hakenmodule 20 mit ihren
jeweiligen Haken 22 unterschiedlichen Hautspannungen anpassen und diese ausgleichen.
[0026] Bei allen Ausführungen der Erfindung wird die die Gewebedehnung bewirkende Zugkraft
über die Verstellung der Backen 10 erzeugt. Diese Zugkraft wird insbesondere auch
bei einer Langzeitdehnung konstant in das Gewebe eingeleitet. Die Einleitung der Zugkraft
in das Gewebe wird jedoch zeitlich periodisch wechselnd auf verschiedene Haken verteilt.
Die Haken werden dadurch in regelmäßigen Zeitabständen entlastet, so daß in ihrem
Druckbereich die Gewebedurchblutung vollständig wiederhergestellt wird und keine Nekrosen
auftreten.
Bezugszeichenliste
[0027]
- 10
- Backen
- 12
- Gewindespindel
- 14
- Antrieb
- 16
- Gewindebuchsen
- 18
- Hakenaufnehmer
- 20
- Hakenmodule
- 22
- Haken
- 24
- Stellwelle
- 26
- Stellantrieb
- 28
- Stellnocken
- 30
- Stellmittel
- 32
- Polster
1. Verfahren zur Gewebedehnung der Haut, bei welchem über punktuell in der Haut verankerte
Zugmittel eine Zugkraft auf die Haut ausgeübt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zugkraft zeitlich alternierend zwischen wenigstens einem ersten und einem zweiten
Wert wechselt, wobei der erste Wert unter einem Grenzwert, der ein Ausreißen der Zugmittel
bewirkt, und über einem Grenzwert liegt, der auf der Druckseite der Zugmittel Ischämie
im Hautgewebe bewirkt, wobei der zweite Wert unter dem Grenzwert liegt, der auf der
Druckseite der Zugmittel Ischämie im Hautgewebe bewirkt, wobei die Zugkraft auf dem
ersten Wert jeweils für eine Zeitperiode gehalten wird, die unter der Ischämietoleranzdauer
des Hautgewebes liegt, und wobei die Zugkraft auf dem zweiten Wert jeweils für eine
Zeitperiode gehalten wird, die eine vollständige Reperfusion des Hautgewebes ermöglicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zugkraft auf dem ersten Wert jeweils für eine Zeitperiode von weniger als ca.
7 Stunden und vorzugsweise von mehr als einer halben Stunde gehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zugkraft auf dem zweiten Wert jeweils für eine Zeitperiode von 0,5 bis 5 Minuten
gehalten wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Zugmittel nebeneinander in der Haut verankert werden, daß jeweils über eine
erste Gruppe dieser Zugmittel eine Zugkraft mit dem ersten Wert und über die zweite
Gruppe dieser Zugmittel eine Zugkraft mit dem zweiten Wert ausgeübt wird und daß die
Gruppen zeitlich alternierend wechseln.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zugmittel in einer Reihe quer zur Richtung der Zugkraft nebeneinander angeordnet
sind und jeweils in dieser Reihe abwechselnd die Zugkraft mit dem ersten und dem zweiten
Wert ausüben.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zugmittel, die jeweils die Zugkraft mit dem ersten Wert ausüben und die Zugmittel,
die jeweils die Zugkraft mit dem zweiten Wert ausüben, in Richtung der Zugkraft gegeneinander
versetzt sind und ihre Position alternierend wechseln.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die jeweils die Zugkraft mit dem zweiten Wert ausübenden Zugmittel entlastet werden
und keine Zugkraft in die Haut einleiten.
8. Instrument zur Gewebedehnung der Haut, mit Backen, mit in Hakenaufnehmer der Backen
einsetzbaren Hakenmodulen, die jeweils wenigstens einen Haken tragen, wobei die Backen
bewegbar sind, um über die in die Haut eingestochenen Haken eine Zugkraft in die Haut
einzuleiten,
dadurch gekennzeichnet, daß der Hakenaufnehmer (18) wenigstens zwei Gruppen von Hakenmodulen (20.1, 20.3, 20.5
und 20.2, 20.4) aufnimmt, wobei jede Gruppe mindestens ein Hakenmodul (20) aufweist,
und daß die Hakenmodule (20.1, 20.3, 20.5 und 20.2, 20.4) der beiden Gruppen in Richtung
der eingeleiteten Zugkraft gegeneinander versetzt in dem Hakenaufnehmer (18) angeordnet
sind und in ihrer Position in Richtung der Zugkraft vertauschbar sind.
9. Instrument nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß jeweils Hakenmodule (20.1, 20.3, 20.5) der ersten Gruppe und Hakenmodule (20.2, 20.4)
der zweiten Gruppe abwechselnd in einer quer zur Richtung der Zugkraft verlaufenden
Reihe in dem Hakenaufnehmer (18) angeordnet sind und in ihrer Position in Richtung
der Zugkraft bewegbar sind.
10. Instrument nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß die Hakenmodule (20) mit Stellmitteln (26, 28, 30) in ihre in Richtung der Zugkraft
vorgeschobene Position zwangsweise verstellbar sind.
11. Instrument nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß die Hakenmodule (20) durch die Stellmittel (26, 28, 30) freigegeben werden, so daß
sie durch die elastische Rückstellkraft der Haut in die in Richtung der Zugkraft zurückgezogene
Stellung bewegt werden.
12. Instrument nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß die Hakenmodule (20) durch die Stellmittel (26, 28, 30) zwangsweise in die in Richtung
der Zugkraft zurückgezogene Stellung bewegt werden.