[0001] Die Erfindung betrifft eine Feuchtwalze für Feuchtwerke in Druckmaschinen mit einer
Beschichtung, bestehend aus einer Trägerschicht mit aufgebrachter hydrophiler Funktionsbeschichtung.
Die Feuchtwalze findet insbesondere als Dosierwalze oder Reiberwalze Verwendung.
[0002] Die Feuchtwalze ist Bestandteil eines Feuchtwerkes, wie es zum Beispiel in Akzidenz-Offsetdruckmaschinen
Verwendung findet. Mit dem Feuchtwerk wird ein Feuchtmittelfilm auf den nichtdruckenden
Partien der Druckplatte erzeugt, der verhindert, dass diese mit Druckfarbe benetzt
werden. Die Entstehung des Feuchtmittelfilms hängt dabei von mehreren Faktoren, insbesondere
der Oberflächenspannung des Feuchtmittels und den Materialeigenschaften der Feuchtwalzen,
ab.
[0003] Die miteinander in Kontakt stehenden Feuchtwalzen schöpfen das Feuchtmittel aus einem
Feuchtmittelreservoir und fördern es zur Druckplatte, auf die es von der Feuchtauftragswalze
in Form eines Filmes aufgetragen wird. Gute Benetzbarkeit der Walzenoberflächen gegenüber
dem Feuchtmittel fördert die Ausbildung eines gleichmäßigen, dünnen und geschlossenen
Filmes auf den nichtdruckenden Partien der Druckplatte. Im Übrigen kann die Menge
der dem Feuchtmittel zur Reduzierung der Oberflächenspannung zugegebenen Zusätze reduziert
werden, wenn das Feuchtwerk einen stabilen Feuchtmittelfilm erzeugt.
[0004] Nach der DE 42 42 620 A1 sind Feuchtwalzen bekannt, die eine durch thermisches Spritzen
applizierte keramische Beschichtung aus den Oxiden oder Oxidgemischen der Elemente
Hafnium, Cer, Titan und Tantal aufweisen.
[0005] Aus der DE 197 27 829 A1 geht eine Feuchtwalze als bekannt hervor, die eine mikroporöse,
plasmanitrierte Edelstahlbeschichtung aufweist. Die Oberflächenschicht wird durch
Plasmanitrieren appliziert.
[0006] Ferner wird gemäß der DE 43 21 183 A1 vorgeschlagen, die Mantelfläche einer Feuchtwalze
mit Zirkonoxid und/oder Yttriummoxid zu beschichten.
[0007] Der Vorteil derartig beschaffener Feuchtwalzen besteht in ihrer guten Verschleißbeständigkeit.
In Bezug auf ihr Benetzungsverhalten gegenüber dem Feuchtmittel erweisen sie sich
jedoch als nicht ausreichend hydrophil.
[0008] In der DE 195 16 051 A1 ist eine Feuchtwalze beschrieben, die eine Beschichtung aufweist,
welche aus einem elastomeren Material mit hydrophilen Gruppen gebildet ist. Als hydrophile
Gruppen finden Carboxylat-, Amido-, Sulfonsäure und/oder Sulfonatgruppen Verwendung.
[0009] Durch diesen Aufbau werden die Benetzungseigenschaften der Walzen verbessert, die
aufgebrachte Beschichtung erweist sich jedoch gegenüber den mit hydrophiler Keramik
beschichteten Walzen als weniger verschleißbeständig.
[0010] Aus den genannten Nachteilen resultiert die Aufgabe der Erfindung, eine Feuchtwalze
mit hydrophiler Mantelfläche zu schaffen, die verschleißbeständig ist und regeneriert
werden kann.
[0011] Zur Lösung der Aufgabe wird eine Feuchtwalze für Feuchtwerke in Druckmaschinen vorgeschlagen,
die den Merkmalen des Anspruchs 1 entspricht. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0012] Die Erfindung baut auf der Erkenntnis auf, dass die chemischen Eigenschaften von
Feuchtwalzen durch Aufbringen spezieller Beschichtungen entscheidend verbessert werden
können, wobei die Beständigkeit der aufgebrachten Beschichtungen gegen Verschleiß
entscheidend von der Verankerung der Beschichtung in der darunterliegenden Schicht
abhängt.
[0013] Dazu sind bei der vorliegenden Erfindung als Verankerungspunkte geeignet geformte
Poren vorgesehen, in die die Funktionsbeschichtung, die in flüssiger Form aufgetragen
wird, eindringen kann, bevor sie durch Trocknen und anschließendes thermisches Nachbehandeln
ausgehärtet wird. Wesentlich ist hierbei, dass die Größe der Poren so eingestellt
ist, dass bei wiederholtem Auftrag der Funktionsbeschichtung noch ausreichend Porenvolumen
zur Verfügung steht, um auch weitere, nach der ersten aufgebrachten, Funktionsbeschichtungen
zu verankern. Damit ist gewährleistet, dass die Oberfläche durch erneutes Beschichten
regeneriert werden kann. Als vorteilhaft hat sich dabei die Ausbildung von Poren mit
unregelmäßigen Durchmessern erwiesen, d.h. dass sowohl die Durchmesser von Pore zu
Pore, wie auch der Durchmesser der einzelnen Poren in einem bestimmten Bereich schwanken.
Eine Oberfläche mit besonders beständigen Eigenschaften lässt sich erzeugen, wenn
auch die Ausrichtung der Poren unregelmäßig ist und die Poren insbesondere nicht radial
zur Zylinderachse verlaufen.
[0014] Eine diesen Forderungen genügende Porenstruktur lässt sich in einfacher Weise durch
thermisches Spritzen erzeugen.
[0015] Anhand des nachfolgenden Ausführungsbeispiels soll die Erfindung näher erläutert
werden.
[0016] Es zeigt
- Fig. 1
- die schematische Darstellung eines Vierwalzenfeuchtwerkes,
- Fig. 2
- die schematische Darstellung eines kombinierten Farb-/Feuchtwerks,
- Fig. 3
- einen Ausschnitt aus der Oberfläche einer Feuchtwalze mit Poren und
- Fig. 4
- die erfindungsgemäße Oberfläche, bestehend aus einer Trägerschicht mit aufgebrachter
zweischichtiger Funktionsbeschichtung.
[0017] Die erfindungsgemäße Feuchtwalze kann in beliebigen Feuchtwerkstypen Verwendung finden.
Stellvertretend für diese sind in den Fig. 1 und 2 ein Vierwalzenfeuchtwerk und ein
kombiniertes Farb-/Feuchtwerk dargestellt. Bei beiden Feuchtwerken wird das Feuchtmittel
13 aus einem Feuchtmittelbehälter 12 mittels einer Tauchwalze 8 geschöpft und in Form
eines Filmes über die Mantelfläche der der Tauchwalze 8 nachgelagerten Walzen 9, 10,
11 zum Plattenzylinder 7 transportiert und mit der Feuchtauftragswalze 10 als dünner
Film auf der Druckplatte aufgebracht. Bei dem in Fig. 1 dargestellten Feuchtwerkstyp
ist die erfindungsgemäße Feuchtwalze als Tauchwalze 8 und als Feuchtreiberwalze 11
eingesetzt. Bei einem Feuchtwerk der in Fig. 2 dargestellten Art kommt die erfindungsgemäße
Feuchtwalze als Übertragungswalze 9 zum Einsatz.
[0018] Die Feuchtwalze besteht aus einem gegossenen Grundkörper, auf dem eine beispielsweise
im Plasmabeschichtungsverfahren erzeugte Trägerschicht 1 appliziert ist (siehe hierzu
Figur 3). Diese wird unter Verwendung von metallischen oder metalloxidischen Pulvern,
die vorzugsweise Korngrößen zwischen 5 und 50 µm aufweisen, hergestellt. Zwischen
Trägerschicht 1 und Grundkörper kann eine in den Figuren nicht dargestellte Haftvermittlerschicht
vorgesehen sein.
[0019] Durch die gezielte Einstellung der Parameter beim Plasmaspritzen entstehen dabei
in zufälliger Verteilung unausgerichtete Poren 2 in der Trägerschicht 1, die in ihrer
Größe variieren und Durchmesser von 5 bis 10 µm aufweisen. In Abhängigkeit von den
Parametern bei der Beschichtung können auch Mikrorisse auftreten.
[0020] Wie aus der Figur 4 ersichtlich, ist auf der Trägerschicht 1 eine Funktionsbeschichtung
5, 6 vorgesehen.
[0021] Die Funktionsbeschichtung 5, 6 kann einschichtig oder mehrschichtig ausgeführt sein.
Ihre Gesamtschichtdicke ist kleiner als der Durchmesser der Poren 2 des Trägermaterials,
d.h. dass die aussummierte Dicke der sich im Inneren der Poren 2 gegenüberliegenden
Bereiche der Funktionsbeschichtung 5, 6 stets kleiner als der Porendurchmesser ist.
[0022] Als Beschichtungsmaterial werden modifizierte anorganische Nanosole verwendet.
[0023] Die modifizierten anorganischen Nanosole bestehen aus mindestens zwei Komponenten.
Zur ersten Komponente gehören anorganische oxidische Nanopartikel von Elementen der
II.-V. Haupt- und Nebengruppe des Periodensystems oder deren Gemische. Das sind vorzugsweise
Nanopartikel, bestehend aus SiO
2, TiO
2, Al
2O
3 oder deren Gemische in wässrigen, alkoholischen oder daraus gemischten Lösungsmitteln.
[0024] Die zweite Komponente besteht aus dem Beschichtungsmaterial zumischbaren Additiven
zur Erreichung des hydrophilen Verhaltens und Erhöhung der Oberflächenenergie der
Beschichtung.
[0025] Als Additive werden vorzugsweise eingesetzt:
― Tensid-Verbindungen, bestehend aus langkettigen Alkyl- oder Fluoralkylresten mit
mehr als 8 Kohlenstoffatomen und ein oder mehreren positiv oder negativ geladenen
ionischen Endgruppen (z.B. 8% Cetyltrimethylammoniumbromid CTAB oder 2% Natriumdodecylsulfat
oder 15% Perfluoralkylsulfonat FT2)
― Polysiloxan-Verbindungen mit hydrophilen Seiten- oder Endgruppen, vorzugsweise Ethylenoxid-
oder Alkoholgruppen (z.B. 16% Polysiloxan NM4 oder 50% Polysiloxan A200)
― organische Polymere mit positiv oder negativ geladenen ionischen Seiten- oder Endgruppen
(z.B. 2% Polystyrensulfonat 3000)
― wasserlösliche Mono-, Oligo- und Polysaccharid-Verbindungen und Derivate (z.B. 20%
Sorbit)
― anorganische Iso- und Heteropolysäuren (z.B. 20% P2O5)
[0026] Dabei können die oben genannten Additive einzeln oder in Kombination von zwei oder
mehreren eingesetzt werden.
[0027] Die Beschichtung ist in einfacher Weise unter Anwendung des Sol-Gel-Verfahrens zu
erzeugen. Dazu wird das erzeugte Nanosol durch bekannte Beschichtungsverfahren, wie
Sprüh-, Streich-, Tauch-, Schleuder- oder Tauchbegussbeschichtung, mit definierter
Beschichtungsdicke aufgebracht. Die Beschichtungslösung verteilt sich gleichmäßig
auf der Oberfläche der Trägerschicht 1 und dringt auch in das Innere der Poren 2 in
der Trägerschicht 1 ein, ohne jedoch die Poren 2 zuzusetzen.
[0028] In ihrem Bestreben, das extrem große Oberflächen/Volumenverhältnis zu reduzieren,
orientieren sich die Nanopartikel und das Sol geliert. Der Schicht wird im weiteren
Verlauf durch Trocknung das Lösungsmittel entzogen. Die angetrocknete Schicht wird
anschließend durch Tempern fixiert. Die Temperaturen betragen dabei vorzugsweise zwischen
120 und 200°C. Werden als Additive anorganische Iso- oder Heteropolysäuren verwendet
(siehe oben, letzter Anstrich) so kann die Temper-Temperatur bis 600°C betragen.
[0029] Sollte sich die Funktionsbeschichtung 5, 6 durch mechanischen Verschleiß abnutzen,
kann der Beschichtungsprozess wiederholt werden. Die Poren 2 bieten auch für weitere
Beschichtungsprozesse ausreichend Angriffspunkte für die Verankerung der Funktionsbeschichtung
5, 6. Damit ist es möglich, die Oberfläche und damit auch deren Eigenschaften zu regenerieren.
Bezugszeichenliste
[0030]
- 1
- Trägerschicht
- 2
- Pore
- 3
- Profilhöhe
- 4
- Profiltiefe
- 5
- Ersterzeugte Funktionsbeschichtung
- 6
- Regenerierte Funktionsbeschichtung
- 7
- Plattenzylinder
- 8
- Tauchwalze
- 9
- Übertragungswalze
- 10
- Feuchtauftragswalze
- 11
- Feuchtreiberwalze
- 12
- Feuchtmittelbehälter
- 13
- Feuchtmittel
1. Feuchtwalze für Feuchtwerke in Druckmaschinen mit einer Beschichtung, bestehend aus
einer Trägerschicht (1) aufgebrachter hydrophiler Funktionsbeschichtung (5, 6), wobei
die Trägerschicht (1) Poren (2) aufweist, in deren Innenraum die ein- oder mehrschichtige
Funktionsbeschichtung (5, 6) hineinreicht, deren Gesamtschichtdicke kleiner ist als
der Durchmesser der Poren (2) der Trägerschicht (1).
2. Feuchtwalze nach Anspruch 1, wobei die Poren (2) unausgerichtet zueinander verlaufen
und unregelmäßigen Durchmesser aufweisen.
3. Feuchtwalze nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Poren (2) Durchmesser im Bereich von
5 bis 10 µm aufweisen.
4. Feuchtwalze nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Trägerschicht (1) durch thermisches
Spritzen aufgebracht ist.
5. Feuchtwalze nach Anspruch 4, wobei die Trägerschicht (1) durch Plasmabeschichtung
mit metallischen oder metalloxidischen Pulvern der Korngrößen von 5 bis 50 µm aufgebracht
ist.
6. Feuchtwalze nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei als Funktionsbeschichtung (5,
6) eine Nanosol-Beschichtung vorgesehen ist.
7. Feuchtwalze nach Anspruch 6, wobei die Nanosol-Beschichtung durch Sprüh-, Streich-,
Tauch-, Schleuder- oder Tauchbegussbeschichtung aufgebracht ist.
8. Feuchtwalze nach Anspruch 7, wobei die Nanosol-Beschichtung aus mit Additiven modifizierten
anorganischen nanokristalllinen Partikeln besteht.
9. Feuchtwalze nach Anspruch 8, wobei die nanokristalllinen Partikel aus Oxiden der Elemente
der II. bis V. Haupt- und Nebengruppe oder deren Gemischen bestehen.
10. Feuchtwalze nach Anspruch 8 oder 9, wobei die nanokristalllinen Partikel aus Siliziumoxid,
Titanoxid oder Aluminiumoxid oder aus Gemischen der genannten Oxide bestehen.
11. Feuchtwalze nach Anspruch 8, wobei als Additive Tensid-Verbindungen aus langkettigen
Alkyl- oder Fluoralkylresten mit mehr als 8 Kohlenstoffatomen und ein oder mehreren
positiv oder negativ geladenen ionischen Endgruppen eingesetzt werden.
12. Feuchtwalze nach Anspruch 8, wobei als Additive Polysiloxan-Verbindungen mit hydrophilen
Seiten- oder Endgruppen, vorzugsweise Ethylenoxid- oder Alkoholgruppen eingesetzt
werden.
13. Feuchtwalze nach Anspruch 8, wobei als Additive organische Polymere mit positiv oder
negativ geladenen ionischen Seiten- oder Endgruppen eingesetzt werden.
14. Feuchtwalze nach Anspruch 8, wobei als Additive wasserlösliche Mono-, Oligo- und Polysaccharid-Verbindungen
und Derivate eingesetzt werden
15. Feuchtwalze nach Anspruch 8, wobei als Additive anorganische Iso- und Heteropolysäuren
eingesetzt werden
16. Feuchtwalze nach den Ansprüchen 8 bis 14, wobei die Nanosol-Beschichtung mittels thermischer
Nachbehandlung bei Temperaturen von vorzugsweise 120 bis 200°C fixierbar ist.
17. Feuchtwalze nach den Ansprüchen 8 bis 10 und 15, wobei die Nanosol-Beschichtung mittels
thermischer Nachbehandlung bis maximal 600°C fixierbar ist.
18. Feuchtwalze nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Trägerschicht raustrukturiert
ist.