(19)
(11) EP 1 340 665 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.09.2003  Patentblatt  2003/36

(21) Anmeldenummer: 03001889.9

(22) Anmeldetag:  29.01.2003
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B61F 7/00, B61F 5/32, B61C 9/52
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PT SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO

(30) Priorität: 27.02.2002 DE 10208541

(71) Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Böhm, Artur
    81547 München (DE)
  • Ebert, Frank
    80634 München (DE)
  • Elsner, Karl-Heinz
    41748 Viersen (DE)
  • Gau, Harald
    18528 Parchtitz (DE)
  • Moy, Norbert
    82362 Weilheim (DE)
  • Schindler, Christian, Dr.
    41352 Korschenbroich (DE)
  • Schraut, Rolf, Prof.
    41063 Mönchengladbach (DE)

   


(54) Angetriebenes Spurwechselfahrwerk für Schienenfahrzeuge


(57) Ein angetriebenes Spurwechselfahrwerk für Schienenfahrzeuge hat vier Radeinheiten (1), zwei Achsbrücken (2) und einen mittig angeordneten Längsantrieb (3). Das Gehäuse des Längsantriebs (3) und daran angebrachte Trägerelemente (4) bilden einen tragenden Fahrwerkrahmen, wobei die jeweils als Achsschwinge gestalteten Achsbrücken (2) an den Trägerelementen (4) angelenkt sind.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein angetriebenes Spurwechselfahrwerk für Schienenfahrzeuge mit vier Radeinheiten, zwei Achsbrücken und einem mittig angeordneten Längsantrieb.

[0002] Bei spurweitenverstellbaren Fahrwerken nach dem bekannten Prinzip TALGO ist der herkömmliche Radsatz, bestehend aus zwei Radscheiben, die auf einer gemeinsamen Welle aufgepreßt sind, aufgeteilt in zwei Einzelräder mit separaten Radwellen, die beidseitig gelagert werden. Das Einzelrad, die Radwelle und die beidseitigen Radlagerungen einschließlich der Lagergehäuse bilden eine Radeinheit. Die Funktion der früheren Radsatzwelle übernimmt ein Rahmen, die sogenannte Achsbrücke, in der die beiden Radeinheiten gelagert sind und in der jeweiligen Spurweite zueinander positioniert werden. Die axiale Verriegelung der Radeinheiten erfolgt über Befestigungsaugen am Radlagergehäuse und in der Achsbrücke geführte Riegel, die beim Umspuren vertikal gezogen werden und die Radeinheiten zur axialen Verschiebung freigeben. Während des Umspurvorganges stützt sich das Fahrzeuggewicht über Gleitkufen an der Achsbrücke auf die Umspuranlage ab, so daß die Radeinheiten entlastet sind und mit geringem Kraftaufwand verschoben werden können.

[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein angetriebenes Spurwechselfahrwerk zu schaffen, das eine möglichst geringe Bauhöhe aufweist und dadurch auch für niederflurige Schienenfahrzeuge geeignet ist.

[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Gehäuse des Längsantriebs und daran angebrachte Querträgerelemente einen tragenden Fahrwerkrahmen bilden, wobei die jeweils als Achsschwinge gestalteten Achsbrücken an den Querträgerelementen angelenkt sind.

[0005] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.

[0006] Im weiteren wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher beschrieben, das in der Zeichnung prinzipartig dargestellt ist. Es zeigen
Fig. 1
ein Spurwechselfahrwerk in Seitenansicht,
Fig. 2
die Draufsicht zu Fig. 1,
Fig. 3
das Fahrwerk nach Fig. 1 und 2 in der Perspektive.


[0007] Das gezeigte Spurwechselfahrwerk hat vier Radeinheiten 1, zwei Achsbrücken 2 und einen mittig angeordneten Längsantrieb 3, der einen Längsmotor 3.2 und an dessen Enden angeflanschte Achsgetriebe 3.1 aufweist. Das Gehäuse des Längsantriebs 3 - hier des Längsmotors 3.2 - und an dessen Längsseiten angebrachte Trägerelemente 4 bilden einen tragenden Fahrwerkrahmen. Die jeweils als Achsschwinge gestalteten Achsbrücken 2 sind an den Trägerelementen 4 angelenkt, und zwar über jeweils zwei Lagerungen 4.2 mit elastischen Buchsen.

[0008] Die beiden Achsschwingen 2 übernehmen die Führung und Lagerung der Radeinheiten 1 samt Spurwechselmechanik und können zudem mit Magnetschienenbremsen 10 bestückt sein. Die Achsschwingen 2 sind einseitig offen ausgebildet und umgreifen jeweils das dem Längsantrieb 3 zugehörige Achsgetriebe 3.1 und neben diesem Getriebe 3.1 befindliche Bremsscheiben 9 von hydraulischen Bremseinheiten. Außerdem nehmen die Achsschwingen 2 im Ausführungsbeispiel jeweils vier als Elastomer-Schichtfeder ausgeführte Primärfedern 5 auf, die andererseits mit Tragarmen 4.1 der Trägerelemente 4 zusammenwirken. Auf diese Weise sind auch der Längsantrieb 3 und die Bremsscheiben 9 primär abgefedert.

[0009] Durch die Schwingenkonstruktion der Achsbrücken 2 kann der Fahrwerkrahmen in Längsrichtung verkürzt ausgeführt werden, die Primärfedern 5 sind in Fahrzeuglängsrichtung zwischen den Radeinheiten 1 angeordnet. Die Tragarme 4.1 der Trägerelemente 4 sind nicht über die Lageraufnahmen der Radeinheiten 1 an den Achsbrücken 2 geführt, was die niedrige Bauweise begünstigt.

[0010] Auf den Trägerelementen 4 ist ein Wiegenträger 6 als Schnittstelle zwischen Fahrwerk und Wagenkasten abgestützt, wobei der Wagenkasten einen niederflurigen Fußboden haben kann. Zwischen den Trägerelementen 4 und dem Wiegenträger 6 sind Sekundärfedern 7 angeordnet, wobei es sich um Schraubenfedern oder hydraulische Federn handeln kann. Bei Verwendung von Schraubenfedern werden zusätzlich Vertikaldämpfer 8 eingesetzt. Die Querbewegungen des Wiegenträgers 6 gegenüber den Trägerelementen 4 können durch hydraulische Dämpfer bedämpft werden. Im Hinblick auf eine weitere Absenkung des Fahrzeugfußbodens ist - als Alternative zum Wiegenträger 6-eine Anlenkung des Fahrwerks am Wagenkasten über einen virtuellen Drehzapfen möglich.

[0011] Für die Übertragung der Antriebs- und Bremsmomente ist zwischen einer Antriebshohlwelle des jeweiligen Achsgetriebes 3.1 und den beiden Radeinheiten 1 einer Seite des Fahrwerks eine Kupplung nach dem Prinzip einer Bogenzahnkupplung vorgesehen. Diese Kupplung gleicht sowohl die primären Federwege als auch den vertikalen Versatz der Radeinheiten 1 während des Umspurvorganges aus. Zusätzlich wird die axiale Verschiebung beim Umspuren ausgeglichen.

Liste der Bezugszeichen



[0012] 
1
Radeinheit
2
Achsbrücke, Achsschwinge
3
Längsantrieb
3.1
Achsgetriebe
3.2
Längsmotor
4
Trägerelement
4.1
Tragarm
4.2
Lagerung
5
Primärfeder
6
Wiegenträger
7
Sekundärfeder
8
Vertikaldämpfer
9
Bremsscheibe
10
Magnetschienenbremse



Ansprüche

1. Angetriebenes Spurwechselfahrwerk für Schienenfahrzeuge mit vier Radeinheiten (1), zwei Achsbrücken (2) und einem mittig angeordneten Längsantrieb (3), dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse des Längsantriebs (3) und daran angebrachte Trägerelemente (4) einen tragenden Fahrwerkrahmen bilden, wobei die jeweils als Achsschwinge gestalteten Achsbrücken (2) an den Trägerelementen (4) angelenkt sind.
 
2. Angetriebenes Spurwechselfahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Achsschwingen (2) einseitig offen ausgebildet sind und jeweils ein dem Längsantrieb (3) zugehöriges Achsgetriebe (3.1) umgreifen.
 
3. Angetriebenes Spurwechselfahrwerk nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Achsschwingen (2) Primärfedern (5) aufnehmen, die andererseits mit Tragarmen (4.1) der Trägerelemente (4) zusammenwirken.
 
4. Angetriebenes Spurwechselfahrwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß auf den Trägerelementen (4) ein Wiegenträger (6) abgestützt ist.
 
5. Angetriebenes Spurwechselfahrwerk nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den Trägerelementen (4) und dem Wiegenträger (6) Sekundärfedern (7) und Vertikaldämpfer (8) angeordnet sind.
 




Zeichnung










Recherchenbericht