[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine tragbare Schallwiedergabevorrichtung mit einer
Schallabspieleinrichtung und mindestens einem Schallwandler, der mit der Schallabspieleinrichtung
über eine Signalverbindung verbunden ist.
[0002] Bei einer solchen tragbaren Schallwiedergabevorrichtung ist der Schallwandler üblicher
Weise in Form eines Kopfhörers realisiert, der akustische Signale aussendet, die elektrischen
Signalen von der Schallabspieleinrichtung zugeordnet sind.
[0003] Allgemein besteht eine Entwicklungsrichtung im Hinblick auf Schallwiedergabevorrichtungen
darin, eine räumliche Wahrnehmung einer Schallquelle zu erzielen, wobei das Schallsignal
mit einer sog. "Head Related Transfer Function" "(HRTF)" gefiltert wird. Solche Funktionen
beschreiben die Schallübertragung zwischen einem Punkt im Raum, an dem eine Schallquelle
angeordnet ist, und dem Schalldruck am Ort des Empfängers. Die Funktionen hängen von
der Position der Schallquelle sowie von einer Orientierung des Schallwandlers im Raum
ab, wobei die Orientierung des Schallwandlers, wenn er als Kopfhörer ausgebildet ist,
von einer Orientierung des Kopfes eines Benutzers der Schallwiedergabevorrichtung
abhängt.
[0004] Optimale Ergebnisse zum Herbeiführen einer räumlichen Wahrnehmung einer ortsfesten
Schallquelle werden erreicht, wenn die Funktion ständig an die Position des Kopfes
des Benutzers angepasst wird, so dass der Schall immer von der gleichen virtuellen
Position im Raum zu kommen scheint.
[0005] Ein solcher akustischer Effekt ist jedoch bisher bei tragbaren Schallwiedergabevorrichtungen
nicht erzielbar. Aus dem Stand der Technik ist nämlich bisher eine Anordnung bekannt,
bei der ein Schallabspielgerät ortsfest angeordnet ist, während ein Schallwandler
in Form eines Kopfhörers mobil ausgestaltet ist, so dass sich ein Benutzer der Anordnung
insgesamt frei im Raum bewegen kann. Ein ebenfalls ortsfester Sender sendet ein Referenzsignal,
beispielsweise ein Magnetfeld, aus, das von in den Kopfhörer eingebauten Sensoren
empfangen wird. Diese empfangenen Signale werden an eine Steuereinrichtung übertragen,
die anhand des gesendeten Referenzsignals und der von den Sensoren empfangenen Signale
die Kopforientierung bzw. die Orientierung des Schallwandlers im Raum ermitteln kann:
Aufgrund dessen wird die oben angesprochene Funktion so angepasst, dass der Benutzer
des Kopfhörers den Eindruck gewinnt, die Position seiner Schallquelle bleibe ortsfest.
Da der im Stand der Technik vorgesehene Sender für das Referenzsignal sich in einer
festen Position im Raum befinden muss, ist die Anordnung insgesamt ungeeignet für
tragbare Schallwiedergabevorrichtungen.
[0006] Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine tragbare Schallwiedergabevorrichtung
zu schaffen, die eine räumliche Wahrnehmung einer Schallquelle durch einen Benutzer
der Schallwiedergabevorrichtung gestattet.
[0007] Diese Aufgabe wird bei der eingangs genannten tragbaren Schallwiedergabevorrichtung
dadurch gelöst, dass die Schallwiedergabevorrichtung mit Sensoren zum Erfassen von
Orientierungsdaten über die Orientierung des Schallwandlers im Raum ausgestattet ist
und dass die Schallabspieleinrichtung, der die Orientierungsdaten von den Sensoren
aus über eine weitere Signalverbindung zugeleitet werden, eine Orientierungsdaten-Vergleichseinrichtung
zum Vergleichen aktueller Orientierungsdaten mit Referenzdaten zum Bestimmen einer
Umorientierung des Schallwandlers im Raum und eine Steuereinrichtung zum Steuern eines
Schallausgabesignalfilters des Schallabspielgerätes aufgrund eines Ergebnisses der
Orientierungsdaten-Vergleichseinrichtung aufweist, so dass eine virtuelle Schallquelle,
die von dem Schallwandler gebildet wird, bei einer Umorientierung des Schallwandlers
im Raum im wesentlichen ortsfest bleibt.
[0008] Als Schallabspieleinrichtungen kommen insbesondere MP3-Player und Kommunikationsendgeräte,
die auch Schallsignale abspielen können, in Frage. Bei der tragbaren Schallwiedergabevorrichtung
kann vollständig auf den im Stand der Technik vorgesehenen, ortsfesten Referenzsignale-Sender
verzichtet werden. Vielmehr können erforderliche Referenzdaten unmittelbar an der
Schallabspieleinrichtung vorliegen, so dass die Steuereinrichtung aufgrund der Referenzdaten
und der Orientierungsdaten von den Sensoren eine aktuelle Orientierung des Kopfes
eines Benutzers, der einen Kopfhörer verwendet, umsetzen kann.
[0009] Als Referenzdaten sind jegliche Daten denkbar, die es gestatten, eine relative Änderung
der Orientierung des Schallwandlers im Raum zu bestimmen. So können die Referenzdaten
Daten der Sensoren sein, die einer vorbestimmten Nulllage des Schallwandlers entsprechen,
während die Sensoren Orientierungsdaten übermitteln, die eine bestimmte Orientierung
des Schallwandlers im dreidimensionalen Raum beschreiben.
[0010] Alternativ können die Referenzdaten auch mit einer vorbestimmten Häufigkeit aktualisiert
werden, wobei jeweils relative Änderungen eines vorhergehenden Datensatzes zu einem
aktuellen Datensatz festgestellt werden, wobei jeder Datensatz einer bestimmten Orientierung
des Schallwandlers im Raum zugeordnet ist. Auf diese Weise lässt sich aufgrund einer
Autokorrelation zwischen den Orientierungsdaten und den Referenzdaten auf eine Änderung
der Orientierung des Schallwandlers im Raum rückschließen.
[0011] Bevorzug ist die Steuereinrichtung zum Anpassen einer auf einen menschlichen Kopf
bezogenen Übertragungsfunktion ("HRTF", "head related transfer function") ausgebildet,
die eine Schallübertragung zwischen der virtuellen Schallquelle und dem Schalldruck
des Schallwandlers beschreibt.
[0012] Diese Übertragungsfunktion wird abhängig von den Ergebnissen der Orientierungsdaten-Vergleichseinrichtung
so angepasst, dass die virtuelle Schallquelle für einen Benutzer der tragbaren Schallwiedergabevorrichtung
im wesentlichen ortsfest bleibt. Wie im Stand der Technik bekannt, durchlaufen die
Roh-Schallsignale von der Schallabspieleinrichtung aus ein Filter, das durch die Übertragungsfunktion,
die von der Orientierung des Schallwandlers im Raum abhängt, charakterisiert ist,
bevor sie zum Schallwandler gelangen.
[0013] Die Schallwiedergabevorrichtung kann einen Orientierungs-Referenzsignalgeber aufweisen,
der in einem im wesentlichen gleichbleibenden Abstand zu dem Schallwandler angeordnet
ist, wobei die Sensoren zum Erfassen von Komponenten eines Referenzsignals als die
Orientierungsdaten ausgebildet sein können. Der Referenzsignalgeber kann beispielsweise
ein Magnetfeld erzeugen, dessen drei Raumkomponenten von drei geeignet angeordneten
Sensoren erfasst werden können. Die so ermittelten Orientierungsdaten können dann
mit für eine Nulllage des Schallwandlers repräsentativen Referenzdaten verglichen
werden, um eine aktuelle Orientierung des Schallwandlers im Raum festzustellen. Der
Orientierungs-Referenzsignalgeber kann beispielsweise in die Schallabspieleinrichtung
integriert sein. Es ist jedoch auch möglich, dass er in der Nähe des mindestens einen
Schallwandlers angeordnet ist. Wesentlich ist lediglich, dass er zum Folgen einer
translatorischen Bewegung des mindestens einen Schallwandlers im Raum angeordnet ist.
[0014] Wenn beispielsweise der Orientierungs-Referenzsignalgeber dem mindestens einen Schallwandler
benachbart angeordnet ist, können sich die Sensoren für die Orientierungsdaten an
der Schallabspieleinrichtung befinden.
[0015] Wenn der Orientierungs-Referenzsignalgeber bei einer Ausführungsform in ein Kommunikationsendgerät
mit zugehöriger Antenne integriert ist, können seine Referenzsignale über die standardmäßig
vorhandene Antenne ausgestrahlt werden, wobei sich dann die Sensoren zum Erfassen
von Orientierungsdaten an dem Schallwandler befinden werden.
[0016] Bevorzugt ist der Orientierungs-Referenzsignalgeber in das Abspielgerät integriert.
[0017] Es ist alternativ möglich, dass mindestens eine optische Kamera zum fortlaufenden
Erfassen aktueller Bilddaten als die Orientierungsdaten vorgesehen ist, die zum Folgen
einer Umorientierung des Schallwandlers im Raum angebracht ist. Die optische Kamera
kann beispielsweise unmittelbar an einem Schallwandler befestigt sein und fortlaufend
Bilder einer wenigstens teilweise ortsfesten Umgebung eines Benutzers der Schallwiedergabevorrichtung
aufnehmen. Anhand der aufgenommenen Bildsignale kann die Orientierung des Schallwandlers
im Raum bestimmt werden. Durch Vergleich bzw. Autokorrelation zwischen aktuellen Bilddaten
als Orientierungsdaten und vorhergehenden Bilddaten als Referenzdaten können diese
Umorientierungen des Schallwandlers im Raum erfasst werden.
[0018] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend noch näher beschrieben.
[0019] Bei einem ersten Ausführungsbeispiel weist eine Schallwiedergabevorrichtung ein Kommunikationsendgerät,
das zum Abspielen von Schallsignalen geeignet ist, und einen Kopfhörer mit zwei Schallwandlern
auf. Roh-Schallsignale werden von dem Kommunikationsendgerät mit Übertragungsfunktionen
gefiltert, die sich auf die Orientierung der Schallwandler im Raum beziehen, um eine
räumliche Wahrnehmung der Schallsignale (Musik) zu simulieren. Die Übertragungsfunktionen
sind so beschaffen, dass ein Benutzer des Kopfhörers den Eindruck gewinnt, die Schallsignale
stammten von einer bestimmten Position im Raum, an dem eine virtuelle Schallquelle
angeordnet ist.
[0020] Das Kommunikationsendgerät bildet mittels eines Orientierungsdaten-Referenzgebers
ein Magnetfeld, dessen Feldstärke so gewählt ist, dass drei orthogonale Spulen am
Kopfhörer als Sensoren das Referenzsignal empfangen können.
[0021] Das Kommunikationsendgerät befindet sich in einem im wesentlichen festen Abstand
von dem Kopfhörer und wird beispielsweise in einer Jacken- oder Hosentasche eines
Benutzers des Kopfhörers getragen.
[0022] Über eine Signalverbindung empfängt das Kommunikationsendgerät die von den Sensoren
kommenden Signale, die Komponenten des statischen Magnetfeldes wiedergeben, so dass
Orientierungsdaten von den Sensoren dem Kommunikationsendgerät, dort einer Orientierungsdaten-Vergleichseinrichtung,
zugeleitet werden. Als Referenzdaten werden Sensormesswerte für eine vorbestimmte
Nulllage des Kopfhörers verwendet. Abhängig von den Differenzen zwischen den Orientierungsdaten
und der Referenzdaten werden die oben angesprochenen Übertragungsfunktionen mittels
einer Steuereinrichtung geändert, so dass die Lage der virtuellen Schallquelle unabhängig
von einer aktuellen Orientierung des Kopfhörers konstant bleibt.
[0023] Es ist darauf hinzuweisen, dass der Orientierungs-Referenzsignalgeber, der das Referenzsignal
aussendet, nicht notwendiger Weise in das Kommunikationsendgerät als Schallabspieleinrichtung
integriert sein muss. Vielmehr ist es auch möglich, dass es sich bei dem Referenzsignalgeber
um ein gesondertes Zusatzgerät handelt.
[0024] Bei einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung ist das Schallabspielgerät wiederum
als Kommunikationsendgerät ausgeführt, das auch Schallsignale abspielen kann. In ähnlicher
Weise wie im vorhergesehen Ausführungsbeispiel sind Übertragungsfunktionen zum Filtern
von Roh-Schallsignale von dem Kommunikationsendgerät vorgesehen, die als Filter für
die Roh-Schallsignale dienen.
[0025] Wiederum soll ein Kopfhörer vorgesehen sein, um die gefilterten Roh-Schallsignale
wiederzugeben. An diesem Kopfhörer sind eine oder mehrere optische Kameras vorgesehen,
die beispielsweise mit einer Wiederholrate von wenigstens 60 Hz Bilddaten aufnehmen,
die für eine aktuelle Orientierung des Kopfhörers im Raum repräsentativ sind. Die
Bilddaten eines vorhergehenden Bildes als Referenzdaten werden in einer Orientierungsdaten-Vergleichseinrichtung
mit einem aktuellen Bild, das aus Orientierungsdaten besteht, verglichen. Das Ergebnis
des Vergleichs bzw. einer Autokorrelation zwischen dem vorhergehenden und dem aktuellen
Bild liefert Rückschlüsse über die aktuelle Orientierung des Kopfhörers im Raum, so
dass, wie oben bereits erläutert, eine Anpassung der Übertragungsfunktionen über eine
Steuereinrichtung des Kommunikationsendgerätes vorgenommen werden kann.
[0026] Für die optischen Kameras können insbesondere CMOS-Kameras eingesetzt werden, die
sehr klein und kostengünstig sind, so dass die Schallwiedergabevorrichtung ohne großen
Aufwand herstellbar ist.
[0027] Bei jeder der beiden beschriebenen Ausführungsformen der Erfindung ist jeweils eine
Signalverbindung für die gefilterten Schallsignale und eine Signalverbindung für die
Sensorsignale vorgesehen, wobei im ersten Ausführungsbeispiel die drei orthogonalen
Spulen und im zweiten Ausführungsbeispiel die optischen Kameras die Sensoren bilden.
[0028] Es ist hervorzuheben, dass die Erfindung nicht auf den Einsatz bei Kommunikationsendgeräten
als Schallabspieleinrichtungen beschränkt ist. Vielmehr kommen jegliche tragbaren
Schallabspieleinrichtungen als Komponenten der Schallwiedergabevorrichtung nach der
Erfindung in Frage, die mit einer Steuereinrichtung und einer Vergleichseinrichtung
nach der Erfindung ausgestattet werden können.
1. Tragbare Schallwiedergabevorrichtung mit einer Schallabspieleinrichtung und mindestens
einem Schallwandler, der mit der Schallabspieleinrichtung über eine Signalverbindung
verbunden ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schallwiedergabevorrichtung mit Sensoren zum Erfassen von Orientierungsdaten
über die Orientierung des Schallwandlers im Raum ausgestattet ist und
dass die Schallabspieleinrichtung, der die Orientierungsdaten von den Sensoren aus über
eine weitere Signalverbindung zugeleitet werden, eine Orientierungsdaten-Vergleichseinrichtung
zum Vergleichen aktueller Orientierungsdaten mit Referenzdaten zum Bestimmen einer
Umorientierung des Schallwandlers im Raum und eine Steuereinrichtung zum Steuern eines
Schallausgabesignalfilters des Schallabspielgerätes aufgrund eines Ergebnisses der
Orientierungsdaten-Vergleichseinrichtung aufweist, so dass eine virtuelle Schallquelle,
die von dem Schallwandler gebildet wird, bei einer Umorientierung des Schallwandlers
im Raum im wesentlichen ortsfest bleibt.
2. Schallwiedergabevorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuereinrichtung zum Anpassen einer auf einen menschlichen Kopf bezogenen Übertragungsfunktion
("HRTF", "head related transfer function") ausgebildet ist, die eine Schallübertragung
zwischen der virtuellen Schallquelle und dem Schalldruck des Schallwandlers beschreibt.
3. Schallwiedergabevorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie einen Orientierungs-Referenzsignalgeber aufweist, der in einem in wesentlichen
gleichbleibenden Abstand zu dem Schallwandler angeordnet ist, und die Sensoren zum
Erfassen von Komponenten eines Referenzsignals als die Orientierungsdaten ausgebildet
sind.
4. Schallwiedergabevorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Orientierungs-Referenzsignalgeber in das Schallabspielgerät integriert ist.
5. Schallwiedergabevorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine optische Kamera zum fortlaufenden Erfassen aktueller Bilddaten als
die Orientierungsdaten vorgesehen ist, die zum Folgen einer Umorientierung des Schallwandlers
im Raum angebracht ist.