[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Herstellen von Drehergeweben gemäss Oberbegriff
von Anspruch 1 und ein Verfahren gemäss Anspruch 13.
[0002] Drehergewebe enthalten zwei Kettfadensysteme, ein Kettfadensystem bestehend aus Steherfäden
und ein Kettfadensystem bestehend aus Dreherfäden. Die Steher- und die Dreherfäden
umschlingen sich gegenseitig, um auf diese Weise die Schüsse schiebefest einzubinden.
[0003] Aus der Druckschrift EP-A-1 101 850 ist eine Vorrichtung zum Bilden einer Dreherbindung
bekannt, welche ein Riet umfasst, sowie eine Nadelbarre mit Stehernadeln zum Führen
des Steherfadens und eine bewegbar gelagerte Legeschiene für den horizontalen und
vertikalen Versatz des Dreherfadens. Nachteilig an der Vorrichtung gemäss EP-A-1 101
850 ist der relativ grosse Abstand zwischen den die Steherfäden führenden Stehernadelösen
und den Legeschienen, welche die Dreherfäden führen. In Folge des relative grossen
Abstandes kann es zu Fehlselektionen kommen, d.h. die Dreherfäden werden nicht im
gewünschten sondern in einem benachbarten Zwischenraum zwischen den Stehernadeln abgelegt.
[0004] Die Druckschrift WO 00/03077 offenbart eine Webblattanordnung zur Herstellung von
Drehergeweben, welche den im Zusammenhang mit der Vorrichtung aus EP-A-1 101 850 erwähnten
Nachteil von Fehlselektionen reduziert. Die in der Druckschrift WO 00/03077 offenbarte
Webblattanordnung umfasst eine untere und eine obere Webblattleiste. In der unteren
Webblattleiste, die fest mit einer Weblade verbunden ist, sind Steherlamellen zur
Führung von Steherfäden befestigt und die unteren Enden von flexiblen Dreherlamellen
für den seitlichen Versatz von Dreherfäden. Die oberen Enden der Dreherlamellen sind
an der oberen Webblattleiste befestigt, welche in seitlicher Richtung verschiebbar
gelagert ist. Während des Webvorganges wird der eingetragene Schussfaden mittels der
offenbarten Webblattanordnung angeschlagen, wobei zum Anschlagen die Dreherlamellen
benützt werden. Die Webblattanordnung gemäss WO 00/03077 hat den Nachteil, dass sich
je nach Webmaschinentyp eine ungünstige Webfachgeometrie ergibt. Typischerweise erhält
man mit der offenbarten Webblattanordnung ein sehr kleines Webfach, welches nicht
eingestellt werden kann. Ein weiterer Nachteil der offenbarten Webblattanordnung besteht
darin, dass sich die Webblattanordnung bei jedem Blattanschlag in Kettrichtung bewegt.
Dies ergibt eine starke Reibung auf die durch die Stehernadelösen laufenden Steherfäden.
Die Folge sind häufige Kettfadenbrüche und eine Begrenzung der maximalen Drehzahl
auf weniger als 250 Umdrehungen pro Minute.
[0005] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine vorteilhaftere Vorrichtung zum Herstellen
von Drehergeweben zu schaffen, welche die Nachteile aus dem Stand der Technik vermeidet,
und welche insbesondere Fehlselektionen und starke Reibung auf die Steherfäden vermeidet
und eine Einstellung der Fachgrösse ermöglicht. Diese Aufgabe wird gelöst durch die
in Anspruch 1 definierte Vorrichtung.
[0006] Die erfindungsgemässe Vorrichtung zum Herstellen von Drehergeweben in einer Webmaschine
umfasst eine Nadelbarre oder einen Kamm zur Führung von Steherfäden und bewegbare
Dreherlamellen für den seitlichen Versatz von Dreherfäden sowie vertikal bewegbare
Führungsmittel für die vertikale Bewegung der Dreherfäden. Die Webmaschine umfasst
ein Riet, wobei die Nadelbarre oder der Kamm und die bewegbaren Dreherlamellen eine
separate Einheit bilden, welche vor dem Riet angeordnet ist.
[0007] Vorzugsweise sind die Führungsmittel für die vertikale Bewegung der Dreherfäden als
Webschäfte mit Litzenösen ausgebildet. Vorzugsweise sind die bewegbaren Dreherlamellen
für den seitlichen Versatz der Dreherfäden flexibel ausgeführt und an einem Ende,
beispielsweise dem unteren Ende, fest und am anderen Ende, beispielsweise dem oberen
Ende, in seitlicher Richtung bewegbar gelagert. Vorzugsweise umfasst die Nadelbarre
Steherlamellen oder -nadeln mit Ösen zur Aufnahme der Steherfäden und die bewegbaren
Dreherlamellen sind zwischen den Steherlamellen oder -nadeln angeordnet. In einer
bevorzugten Ausführungsform ist jeweils zwischen zwei benachbarten Steherlamellen
eine bewegbare Dreherlamelle angeordnet. Vorzugsweise sind die Steherlamellen und
das fest gelagerte Ende der bewegbaren Dreherlamellen in der selben Nadelbarre befestigt
und die in der Nadelbarre befestigten Enden der Steherlamellen und der bewegbaren
Dreherlamellen in einer Reihe angeordnet. In einer weiteren Ausführungsform sind die
in der Nadelbarre befestigten Enden der Steherlamellen und der bewegbaren Dreherlamellen
je in einer Reihe angeordnet, wobei in diesem Fall die beiden Reihen in Längsrichtung
der Steher- und Dreherfäden, d.h. in Kettrichtung, versetzt voneinander angeordnet
sind.
[0008] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform sind die Steherlamellen und das fest
gelagerte Ende der bewegbaren Dreherlamellen je in einer eigenen Nadelbarre befestigt.
Vorzugsweise ist die Nadelbarre mit den bewegbaren Dreherlamellen für den seitlichen
Versatz der Dreherfäden in seitlicher Richtung bewegbar gelagert.
[0009] Vorzugsweise sind die Steherlamellen und/oder die bewegbaren Dreherlamellen in Längsrichtung
der Steher- und Dreherfäden, d.h. in Kettrichtung derart gekröpft, dass die bewegbaren
Dreherlamellen frei von den Steherlamellen auslenkbar sind. Vorzugsweise umfassen
die bewegbaren Dreherlamellen zur Reduktion des seitlichen Versatzes auf der Höhe
der Steherlamellenenden eine Verbreiterung oder einen Fadenführungsschlitz oder es
sind zwischen zwei benachbarten Steherlamellen beziehungsweise pro Dreherfaden jeweils
zwei bewegbaren Dreherlamellen angeordnet.
[0010] In einer bevorzugten Ausführungsform ist zwischen zwei benachbarten Steherlamellen
jeweils eine Anschlaglamelle für einen sicheren Wechsel der Dreherfäden angeordnet,
wobei die Anschlaglamellen elastisch und nachgiebig ausgebildet sein können, sodass
sie mittels der Dreherfäden seitlich auslenkbar sind. Zweckmässigerweise sind die
Steherlamellen und die Anschlaglamellen parallel zueinander ausgerichtet und die oberen
Enden der Anschlaglamellen durch einen Draht oder ein anderes lineares Element miteinander
verbunden. In einer Ausführungsvariante bestehen jeweils eine Anschlaglamelle und
eine zugehörige Dreherlamelle aus einem einzigen, zusammenhängenden Stück.
[0011] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist wenigstens die Nadelbarre mit den
Steherlamellen in einer im Wesentlichen vertikal verlaufenden Richtung bewegbar gelagert.
[0012] Ein Verfahren zum Herstellen von Drehergeweben in einer Webmaschine ist Gegenstand
des unabhängigen Anspruchs 13, wobei die Webmaschine vorzugsweise eine Schusseintragsvorrichtung,
ein Riet sowie eine Vorrichtung zum Herstellen von Drehergeweben nach einem der Ansprüche
1 bis 12 umfasst. Das Verfahren umfasst im Einzelnen: Anheben des Dreherfadens in
eine Position oberhalb der Steherlamellen mittels der vertikal bewegbaren Führungsmittel,
seitlicher Versatz des Dreherfadens um mindestens eine Steherlamellenteilung mittels
der bewegbaren Dreherlamellen, Absenken des Dreherfadens in einen darunterliegenden
Zwischenraum zwischen den Steherlamellen zwecks Bildung eines Webfaches, Eintrag eines
Schussfadens in das Webfach, welches aus mindestens einem Dreherfaden und mindestens
einem zugehörigen Steherfaden gebildet wird, Anschlag des eingetragenen Schussfadens
mittels des Rietes und Wiederholung der obigen Schritte, wobei der Dreherfaden abwechslungsweise
in der Ausgangsposition und in der seitlich versetzten Position in den jeweiligen
darunterliegenden Zwischenraum zwischen den Steherlamellen abgesenkt wird. Vorteilhafterweise
wird die Nadelbarre mit den Steherlamellen allein oder mit den als Einheit in einer
gemeinsamen Aufnahme gehaltenen Dreherlamellen zur Fachbildung in einer im Wesentlichen
vertikalen Richtung verschoben, beispielsweise angehoben und nach dem Schusseintrag
wieder abgesenkt.
[0013] Eine Webmaschine umfassend eine Vorrichtung zum Herstellen von Drehergeweben nach
einem der Ansprüche 1 bis 12 ist Gegenstand des unabhängigen Anspruchs 15.
[0014] Die erfindungsgemässe Vorrichtung zum Herstellen von Drehergeweben in einer Webmaschine
hat den Vorteil das der Abstand in Kettrichtung zwischen den die Steherfäden führenden
Stehernadelösen und den bewegbaren Dreherlamellen, welche die Dreherfäden seitlich
führen, minimal gehalten werden kann. So genügt z.B. ein Abstand von weniger als 1
mm zwischen den Steherlamellen und den bewegbaren Dreherlamellen, um die Dreherlamellen
frei von den Steherlamellen auslenken zu können. Fehlselektionen werden damit auf
ein Minimum beschränkt. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemässen Vorrichtung besteht
darin, dass die Fachgrösse durch Verändern des Schafthubes dem Gewebe angepasst werden
kann. Wird auch die Nadelbarre mit den Steherlamellen vertikal bewegt, so verteilt
sich der Hub auf Nadelbarre und Schäfte. Beim Webvorgang entsteht nur wenig Reibung
in den Steherlamellenösen, was hohe Tourenzahlen beziehungsweise eine maximale Schusseintragsleistung
ermöglicht. Die erfindungsgemässe Vorrichtung kann auf allen Eintragssystemen verwendet
werden.
[0015] Weitere vorteilhafte Ausführungsformen gehen aus den abhängigen Ansprüchen und der
Zeichnung hervor.
[0016] Im Folgenden wird die Erfindung an Hand der Ausführungsbeispiele und an Hand der
Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Seitenansicht eines Ausführungsbeispiels einer Vorrichtung zum Herstellen von
Drehergeweben gemäss der vorliegenden Erfindung,
- Fig. 2A
- einen Ausschnitt einer Nadelbarre zum Ausführungsbeispiel von Fig. 1 mit Steherlamellen
und bewegbaren Dreherlamellen,
- Fig. 2B, 2C
- die Nadelbarre von Fig. 2A mit nach rechts beziehungsweise nach links ausgelenkten
bewegbaren Dreherlamellen,
- Fig. 3A
- einen Ausschnitt einer Ausführungsvariante einer Nadelbarre zum Ausführungsbeispiel
von Fig. 1 mit Steherlamellen und paarweise angeordneten Dreherlamellen zwischen zwei
benachbarten Steherlamellen,
- Fig. 3B
- die Nadelbarre von Fig. 3A mit nach rechts beziehungsweise links ausgelenkten bewegbaren
Dreherlamellen,
- Fig. 3C
- Querschnitt durch die Nadelbarre von Fig. 3A,
- Fig. 3D
- Querschnitt durch ein Ausführungsvariante der Nadelbarre von Fig. 3A mit in Kettrichtung
versetzt befestigten Steher- und Dreherlamellen,
- Fig. 4A
- einen Ausschnitt einer weiteren Nadelbarre zum Ausführungsbeispiel von Fig. 1 mit
Steherlamellen und bewegbaren Dreherlamellen mit Verbreiterung,
- Fig. 4B, 4C
- die Nadelbarre von Fig. 4A mit nach rechts beziehungsweise nach links ausgelenkten
bewegbaren Dreherlamellen,
- Fig. 4D
- Ausführungsbeispiele zu den bewegbaren Dreherlamellen mit Verbreiterung,
- Fig. 5A
- einen Ausschnitt einer weiteren Nadelbarre zum Ausführungsbeispiel von Fig. 1 mit
Steherlamellen und bewegbaren Dreherlamellen mit Fadenführungsschlitz,
- Fig. 5B
- Querschnitt durch die Nadelbarre von Fig. 5A,
- Fig. 6A
- einen Ausschnitt einer weiteren Nadelbarre zum Ausführungsbeispiel von Fig. 1 mit
Steherlamellen und bewegbaren Dreherlamellen mit seitlich gekröpftem Fadenführungsschlitz,
- Fig. 6B
- Querschnitt durch die Nadelbarre von Fig. 6A,
- Fig. 7A
- einen Ausschnitt einer weiteren Nadelbarre zum Ausführungsbeispiel von Fig. 1 mit
Steherlamellen, bewegbaren Dreherlamellen und Anschlaglamellen,
- Fig. 7B
- Querschnitt durch die Nadelbarre von Fig. 7A,
- Fig. 7C
- Querschnitt einer Ausführungsvariante der erfindungsgemässen Vorrichtung mit Steherlamellen,
bewegbaren Dreherlamellen und fakultativen Anschlaglamellen und Befestigung der Steherlamellen
und Anschlaglamellen in einer ersten Nadelbarre und der fest gelagerten Enden der
Dreherlamellen in einer zweiten Nadelbarre,
- Fig. 8A
- einen Ausschnitt einer Ausführungsvariante einer Nadelbarre zum Ausführungsbeispiel
von Fig. 1 mit Steherlamellen und mit bewegbaren Dreherlamellen und Anschlaglamellen
aus einem Stück,
- Fig. 8B
- Querschnitt durch die Nadelbarre von Fig. 8A,
- Fig. 9
- Ausführungsbeispiel eines Drehergewebes, welches mit der erfindungsgemässen Vorrichtung
hergestellt wurde.
[0017] Fig. 1 zeigt eine Seitenansicht eines Ausführungsbeispiels einer Vorrichtung zum
Herstellen von Drehergeweben gemäss der vorliegenden Erfindung. Die Vorrichtung 1
umfasst eine Nadelbarre 6, welche ihrerseits Steherlamellen 7 mit Ösen 7a zur Führung
von Steherfäden 4, 4a und zwischen den Steherlamellen 7 angeordnete, bewegbare Dreherlamellen
8 für den seitlichen Versatz von Dreherfäden 3 umfasst, wobei das Bezugszeichen 4a
den vor den Steherlamellenösen 7a liegenden Teil der Steherfäden 4 bezeichnet. Im
Ausführungsbeispiel steht die Nadelbarre 6 mit den Steherlamellen 7 und den bewegbaren
Dreherlamellen 8 nicht genau senkrecht sondern weist eine geringe Neigung in Laufrichtung
der Steherund Dreherfäden 4 und 3 auf. Die Steher- und bewegbaren Dreherlamellen 7
und 8 sind mit ihrem unteren Ende in der Nadelbarre 6 befestigt. Die bewegbaren Dreherlamellen
8 sind flexibel ausgeführt und an Ihrem oberen Ende mit der bewegbar gelagerten Schiene
8a verbunden, sodass sie mittels der Schiene 8a seitlich, d.h. quer zur Laufrichtung
der Dreherfäden 3 ausgelenkt werden können. Zusätzlich sind die bewegbaren Dreherlamellen
8 im Ausführungsbeispiel in ihrem unteren Teil in Lauf- oder Gegenlaufrichtung der
Dreherfäden 3 gekröpft, sodass sie frei von den Steherlamellen 7 auslenkbar sind.
Wahlweise ist es auch möglich, an Stelle der Dreherlamellen 8 die Steherlamellen 7
gekröpft auszuführen oder Steher- und Dreherlamellen zu kröpfen.
[0018] Weiter umfasst die in Fig. 1 gezeigte Vorrichtung 1 Webschäfte mit Litzenösen 9 für
die vertikale Bewegung der Dreherfäden 3. An Stelle der Webschäfte mit Litzenösen
9 kann beispielsweise auch eine vertikal bewegbare Legeschiene verwendet werden. Der
Dreherfaden 3 und die Litzenöse 9 sind in Fig. 1 in einer oberen Position gezeigt,
in welcher der Dreherfaden 3 oberhalb der Steherlamelle 7 verläuft. Zusätzlich ist
auch eine untere Position 3' und 9' des Dreherfadens beziehungsweise der Litzenöse
eingezeichnet. Weiter umfasst die Vorrichtung 1 Litzenösen 12, welche sich normalerweise
in Tiefstellung befinden, um den vor den Steherlamellen 7 liegenden Teil der Steherfäden
4a in Tiefstellung zu halten. An Stelle der Litzenösen 12 kann auch ein anderes Umlenkelement,
beispielsweise eine Umlenkstange, vorgesehen sein, um den vor den Steherlamellen 7
liegenden Teil der Steherfäden 4a in Tiefstellung zu halten. Das genannte Umlenkelement
kann sowohl stationär angebracht als auch mit der Nadelbarre 6 gekoppelt sein.
[0019] Die Vorrichtung 1 ist in eine Webmaschine eingebaut, welche zusätzlich ein Riet 2
mit Rietlamellen 2a umfasst und eine Schusseintragsvorrichtung zum Eintragen eines
Schussfadens, welche in Fig. 1 nicht gezeigt ist, wobei die Nadelbarre 6 und die bewegbaren
Dreherlamellen 8 der Vorrichtung 1 eine separate Einheit bilden, welche vor dem Riet
2 angeordnet ist.
[0020] Während des Webvorganges wird der Dreherfaden in einem ersten Schritt durch Anheben
der Litzenöse 9 in eine obere Position 3 angehoben und anschliessend durch Auslenkung
der bewegbaren Dreherlamelle 8 in Richtung zum Betrachter versetzt, wobei der Dreherfaden
3 von der einen Seite der Steherlamelle 7 auf die andere Seite bewegt wird, in Fig.
1 von der dem Betrachter abgewandten Seite zu der dem Betrachter zugewandten Seite.
Je nach herzustellendem Gewebe 5 kann der Versatz des Dreherfadens auch über mehrere
Steherlamellen hinweg erfolgen. Im nächsten Schritt wir der Dreherfaden zwecks Bildung
eines Webfaches in den unter der versetzten Position liegenden Zwischenraum zwischen
den Steherlamellen 7 in eine untere Position 3' abgesenkt. In einem weiteren Schritt
erfolgt der Eintrag eines Schussfadens in das durch den Dreherfaden 3' und den Steherfaden
4 gebildete Webfach. Je nach herzustellenden Gewebe 5 kann das Webfach einer einzelnen
Dreherbindung auch aus mehreren Dreherfäden 3' und/oder aus mehreren Steherfäden 4
gebildet werden. Im folgenden Schritt wird der eingetragene Schussfaden mittels des
Rietes 2 angeschlagen. Zur Herstellung eines Drehergewebes werden die obigen Schritte
wiederholt, wobei der Dreherfaden 3 abwechslungsweise in der Ausgangsposition und
in der versetzten Position in den jeweiligen darunterliegenden Zwischenraum zwischen
den Steherlamellen 7 abgesenkt wird.
[0021] Fig. 2A zeigt in einer Ansicht von vorn einen Ausschnitt einer Nadelbarre 6 zum Ausführungsbeispiel.
Die Nadelbarre umfasst Steherlamellen 7 zur Führung der Steherfäden 4 und bewegbare
Dreherlamellen 8 für den seitlichen Versatz der Dreherfäden 3. Die bewegbaren Dreherlamellen
8 sind flexibel ausgeführt und an Ihrem oberen Ende mit der bewegbar gelagerten Schiene
8a verbunden. Zusätzlich sind in Fig. 2A die unteren Positionen 3' und 3" der Dreherfäden
unterhalb der seitlich versetzten Position beziehungsweise unterhalb der Ausgangsposition
eingezeichnet. Fig. 2B zeigt die Nadelbarre von Fig. 2A mit nach rechts verschobener
Schiene 8a', nach rechts ausgelenkten Dreherlamellen und seitlich nach rechts versetzten
Dreherfäden und Fig. 2C zeigt die Nadelbarre von Fig. 2A mit nach links verschobener
Schiene 8a", nach links ausgelenkten Dreherlamellen und seitlich in die Ausgangsposition
zurückversetzten Dreherfäden. Weiter ist in Fig. 2C der seitliche Versatz s
3 der Dreherfäden eingezeichnet, welcher notwendig ist, um einen Dreherfaden von der
einen Seite einer Steherlamelle auf die andere Seite zu verschieben, sowie der benötigte
Gesamthub s
8 der Schiene 8a, welcher sich aus dem Versatz s
3 der Dreherfäden und einem von der Dreherlamellenteilung abhängigen Leerhub ergibt.
Besonders bei grossen Kettfadenteilungen entsteht durch den Leerhub ein unerwünschter
Zeitverlust.
[0022] Fig. 3A zeigt eine Ausführungsvariante einer Nadelbarre 6 zum Ausführungsbeispiel
mit Steherlamellen 7 und jeweils zwei bewegbaren Dreherlamellen 8.1 und 8.2 zwischen
zwei benachbarten Steherlamellen 7. Fig. 3B zeigt die Nadelbarre von Fig. 3A mit nach
rechts verschobener Schiene, nach rechts ausgelenkten Dreherlamellen und seitlich
nach rechts versetzten Dreherfäden. Weiter ist aus Fig. 3B ersichtlich, dass der benötigte
Gesamthub s
8 der Schiene durch die paarweise Anordnung der Dreherlamellen wesentlich reduziert
werden kann. Fig. 3C zeigt einen Querschnitt durch die Nadelbarre von Fig. 3A und
Fig. 3D eine Ausführungsvariante der Nadelbarre von Fig. 3A, in welcher die Steher-
und Dreherlamellen je in einer Reihe befestigt sind, wobei die beiden Reihen in Kettrichtung
versetzt voneinander angeordnet sind.
[0023] Zur Reduktion des Gesamthubes s
8 der Schiene 8a können, wie in Fig. 4A bis D gezeigt, die bewegbaren Dreherlamellen
8 oberhalb der Steherlamellen 7 mit einer Verbreiterung 8b versehen werden. Drei verschiedene
Ausführungsformen von bewegbaren Dreherlamellen mit Verbreiterung sind in Fig. 4D
dargestellt.
[0024] Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion des Gesamthubes s
8 der Schiene 8a ist in Fig. 5A und B dargestellt. Die bewegbaren Dreherlamellen 8
sind in dieser Ausführungsform mit einem Fadenführungsschlitz 8c versehen. Die beiden
Schenkel der bewegbaren Dreherlamelle 8 mit Fadenführungsschlitz können ,wie Fig.
5A zeigt, im Fussbereich seitlich versetzt angeordnet werden, sodass der Fadenführungsschlitz
auch in Längsrichtung der Dreherund Steherfäden geöffnet ist. Die Fig. 6A und B zeigen
eine weitere Ausführungsvariante einer Nadelbarre 6, in welcher die bewegbaren Dreherlamellen
8 mit seitlich gekröpften Fadenführungsschlitzen 8c versehen sind.
[0025] Zur Verhinderung von Fehlselektionen können, wie in Fig. 7A bis C gezeigt, Anschlaglamellen
10 eingesetzt werden. In der in Fig. 7A gezeigten Ausführungsform ist zwischen zwei
benachbarten Steherlamellen 7 jeweils eine Anschlaglamelle 10 angeordnet, wobei die
Anschlaglamellen 10 elastisch und nachgiebig ausgebildet sein können, sodass sie mittels
der Dreherfäden 3 seitlich auslenkbar sind. Zweckmässigerweise sind die Steherlamellen
7 und die Anschlaglamellen 10 parallel zueinander ausgerichtet und die oberen Enden
der Anschlaglamellen 10 durch einen Draht oder ein anderes lineares Element miteinander
verbunden.
[0026] Fig. 7C zeigt einen Querschnitt einer Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung,
in welcher die Steherlamellen 7 und die fakultativ vorhandenen Anschlaglamellen 10
in einer ersten Nadelbarre 6.1 befestigt sind und die fest gelagerten Enden der Dreherlamellen
8 in einer zweiten Nadelbarre 6.2. Die Ausführungsform mit zwei Nadelbarren kann fertigungstechnische
Vorteile aufweisen. In einer Ausführungsvariante ist die zweite Nadelbarre 6.2 mit
den bewegbaren Dreherlamellen 8 in seitlicher Richtung bewegbar gelagert. Die bewegbaren
Dreherlamellen 8 können in diesem Fall auch starr ausgeführt sein.
[0027] Die Figuren 8A bis C zeigen eine Ausführungsvariante der Nadelbarre 6 von Fig. 7A,
wobei die Anschlaglamelle 10 und die zugehörige Dreherlamelle 8 aus einem einzigen,
zusammenhängenden Stück bestehen. Diese Ausführungsvariante bietet insbesondere bei
engen Platzverhältnissen Vorteile.
[0028] In einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung ist die Nadelbarre
6 mit den Steherlamellen 7 allein oder als Einheit zusammen mit den Dreherlamellen
8 in einer im Wesentlichen vertikal verlaufenden Richtung 6a bewegbar gelagert, um
die Steherfäden 3 in der Richtung 6a zu bewegen. Vorteilhafterweise verläuft die Bewegungsrichtung
6a nicht genau vertikal, sondern leicht zum Riet 2 hin geneigt. In einer bevorzugten
Ausführungsvariante werden die Nadelbarre 6 mit den Steherlamellen 7 und die vertikal
bewegbaren Führungsmittel 9 für die vertikale Bewegung der Dreherfäden 3 gegenläufig
bewegt, sodass der für die Fachbildung benötigte Hub auf die Nadelbarre 6 und die
vertikal bewegten Führungsmittel 9 verteilt wird.
[0029] In den in den Figuren 1 bis 8 gezeigten Anordnungen sind die Steherlamellen 7 mit
Ihrem freien Ende nach oben gerichtet, d.h. die Steherlamellen 7 sind am unteren Ende
in der Nadelbarre 6 gehalten, während sich die Ösen 7a im oberen Teil der Steherlamellen
7 befinden. In der in Fig. 1 gezeigten Anordnung wird das Webfach für den Schusseintrag
durch die oben liegenden Steherfäden 4 und die unten liegenden Dreherfäden 3' gebildet.
Selbstverständlich umfasst die vorliegende Erfindung auch die gespiegelte Anordnung
mit nach unten gerichteten Steherlamellen 7. Vorteilhafterweise ist in diesem Fall
auch die Anordnung der Dreherlamellen 8 gespiegelt. In der gespiegelten Anordnung
wird das Webfach durch die unten liegenden Steherfäden und die oben liegenden Dreherfäden
gebildet.
[0030] Fig. 9 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Drehergewebes, welches mit der erfindungsgemässen
Vorrichtung hergestellt wurde. Das in Fig. 9 dargestellte Drehergewebe 5 besteht aus
horizontal verlaufenden Schussfäden 11, und vertikal verlaufenden Dreher- und Steherfäden
3 und 4, wobei sich die Dreher- und Steherfäden 3 und 4 gegenseitig umschlingen, um
die Schussfäden 11 schiebefest einzubinden.
1. Vorrichtung zum Herstellen von Drehergeweben in einer Webmaschine, welche Vorrichtung
(1) eine Nadelbarre (6) zur Führung von Steherfäden (4) und bewegbaren Dreherlamellen
(8) für den seitlichen Versatz von Dreherfäden (3) sowie vertikal bewegbare Führungsmittel
(9) für die vertikale Bewegung der Dreherfäden (3) umfasst, und welche Webmaschine
ein Riet (2) umfasst, gekennzeichnet dadurch, dass die Nadelbarre (6) und die bewegbaren Dreherlamellen (8) eine separate Einheit bilden,
welche vor dem Riet (2) angeordnet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei die Führungsmittel (9) für die vertikale Bewegung
der Dreherfäden (3) als Webschäfte ausgebildet sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die bewegbaren Dreherlamellen (8) für den
seitlichen Versatz der Dreherfäden (3) flexibel sind und an einem Ende fest und am
anderen Ende bewegbar gelagert sind.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Nadelbarre (6) Steherlamelien
(7) mit Ösen (7a) zur Aufnahme der Steherfäden (4) umfasst, und wobei die bewegbaren
Dreherlamellen (8) zwischen den Steherlamellen (7) angeordnet sind.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 oder 4, wobei die Steherlamellen (7) und das
fest gelagerte Ende der bewegbaren Dreherlamellen (8) in der selben Nadelbarre (6)
befestigt sind, und wobei die in der Nadelbarre (6) befestigten Enden der Steherlamellen
(7) und der bewegbaren Dreherlamellen (8) in einer Reihe angeordnet sind oder je in
einer Reihe, wobei im letzteren Fall die beiden Reihen in Längsrichtung der Steher-
und Dreherfäden (4, 3) versetzt voneinander angeordnet sind.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die Steherlamellen (7) und das
fest gelagerte Ende der bewegbaren Dreherlamellen (8) je in einer eigenen Nadelbarre
(6.1, 6.2) befestigt sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, wobei die Nadelbarre (6.2) mit den bewegbaren Dreherlamellen
(8) für den seitlichen Versatz der Dreherfäden (3) in seitlicher Richtung bewegbar
gelagert ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei mindestens die Steherlamellen
(7) oder die bewegbaren Dreherlamellen (8) in Längsrichtung der Steher- und Dreherfäden
(4, 3) geknöpft sind, sodass die bewegbaren Dreherlamellen (8) frei von den Steherlamellen
(7) auslenkbar sind.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei die bewegbaren Dreherlamellen
(8) zur Reduktion des seitlichen Versatzes auf der Höhe der Steherlamellenenden eine
Verbreiterung (8b) aufweisen oder die bewegbaren Dreherlamellen (8) einen Fadenführungsschlitz
(8c) umfassen oder die bewegbaren Dreherlamellen (8) paarweise zwischen den Steherlamellen
(7) angeordnet sind.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei zwischen zwei benachbarten Steherlamellen
(7) jeweils eine Anschlaglamelle (10) für einen sicheren Wechsel der Dreherfäden (3)
angeordnet ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, wobei jeweils eine Anschlaglamelle (10) und eine zugehörige
Dreherlamelle (8) aus einem einzigen, zusammenhängenden Stück bestehen.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, wobei die Nadelbarre (6), welche mindestens
die Steherlamellen (7) umfasst, in einer im Wesentlichen vertikal verlaufenden Richtung
bewegbar gelagert ist.
13. Verfahren zum Herstellen von Drehergeweben in einer Webmaschine umfassend eine Schusseintragsvorrichtung,
ein Riet (2) sowie eine Vorrichtung (1) zum Herstellen von Drehergeweben nach einem
der Ansprüche 1 bis 12, welches Verfahren folgende Schritte umfasst:
- Anheben des Dreherfadens (3) in eine Position oberhalb der Steherlamellen (7) mittels
der vertikal bewegbaren Führungsmittel (9),
- seitlicher Versatz des Dreherfadens (3) um mindestens eine Steherlamellenteilung
mittels der bewegbaren Dreherlamellen (8),
- Absenken des Dreherfadens (3) in einen darunterliegenden Zwischenraum zwischen den
Steherlamellen (7) zwecks Bildung eines Webfaches,
- Eintrag eines Schussfadens (11) in das Webfach, welches aus mindestens einem Dreherfaden
(3) und mindestens einem zugehörigen Steherfaden (4) gebildet wird,
- Anschlag des eingetragenen Schussfadens (11) mittels des Rietes (2),
- Wiederholung der obigen Schritte, wobei der Dreherfaden (3) abwechslungsweise in
der Ausgangsposition und in der seitlich versetzten Position in den jeweiligen darunterliegenden
Zwischenraum zwischen den Steherlamellen (7) abgesenkt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, wobei die Nadelbarre (6) mit den Steherlamellen (7) zur
Fachbildung angehoben und anschliessend wieder abgesenkt wird.
15. Webmaschine umfassend eine Vorrichtung (1) zum Herstellen von Drehergeweben nach einem
der Ansprüche 1 bis 12.