[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Minimieren der Konzentration an
toxischen organischen Schadstoffen in den Flugstäuben von Verbrennungsanlagen, insbesondere
Abfallverbrennungsanlagen, bei denen in Zeitabständen zumindest ein Teil der in der
Verbrennungsanlage anfallenden Flugstäube wieder dem Verbrennungsprozess zugeführt
wird.
[0002] Die toxischen organischen Schadstoffe in den Flugstäuben sind insbesondere Polychlorierte
Dibenzodioxine (PCDD), Polychlorierte Dibenzofurane (PCDF), Precursor-Verbindungen,
das heißt Vorläuferverbindungen der PCDD und PCDF wie z.B. Mono- und Dichlorbenzol,
Polychlorierte Biphenyle (PCB) und weitere in Struktur oder Wirkung vergleichbare
Verbindungen. Diese organischen Schadstoffe werden in der Literatur sowie Emissionsgesetzgebung
vielfach mit einem international angewendeten Toxizitätsäquivalent in ng pro kg Flugstaub
(ng I-TEQ/kg) zusammenfassend beschrieben und quantifiziert. Der I-TEQ bezieht sich
hierbei auf eine äquivalente Toxizität der Summe einer Vielzahl von organischen Schadstoffen
zum Seveso - Dioxin 2,3,7,8-Tetrachlorodibenzodioxin.
[0003] Aus der EP 0 862 019 A1 ist es bekannt, zumindest einen Teil der aus der Verbrennungsanlage
kommenden Flugstäube dem Hochtemperaturbereich der Verbrennungsanlage zurückzuführen,
um eine Verglasung und eine Sinterung der Stäube herbeizuführen, damit die nach diesem
Verfahren erhaltenen Produkte wieder der Rostasche zugegeben oder separat verwertet
werden können. Die verbleibende Flugstaubmenge kann dadurch reduziert werden. Die
Flugstäube werden durch Abreinigung des Kessels oder durch Abziehen aus den Filteranlagen
erhalten und dann, bei Verwendung einer Rostfeuerung, dem Feuerraum der Verbrennungsanlage
oberhalb des Brennbettes wieder zugeführt. Dieses Verfahren nimmt keine Rücksicht
auf das Vorhandensein von toxischen Verbindungen, wie z.B. Dioxinen oder Precursoren.
[0004] Aus der DE 33 20 466 C3 ist ebenfalls bekannt, die Flugstäube in den Verbrennungsraum
einer Verbrennungsanlage zurückzuführen. Hier werden die Flugstäube vor der Rückführung
chemisch behandelt mit dem Ziel der Reduzierung der Schadstoffe außerhalb des Brennraumes
der Verbrennungsanlage. Rückgeführt wird also eine schadstoffarme Fraktion der Flugstäube,
die dann in einem Hochtemperaturprozess in die Schlacke eingebunden wird.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, die Rückführung von Flugstäuben in den Verbrennungsprozess
so zu steuern, dass ein möglichst großer Anteil an Precursoren oder anderen organischen
Schadstoffen zerstört und somit die Menge an toxischen organischen Verbindungen, die
die Verbrennungsanlage mit den Flugstäuben verlassen, minimiert wird.
[0006] Diese Aufgabe wird ausgehend von einem Verfahren der eingangs erläuterten Art erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass die Rückführung von Flugstäuben in Abhängigkeit von besonderen
Verbrennungsbedingungen erfolgt, bei denen in erhöhtem Maße toxische organische Schadstoffe
wie PCDD und PCDF und/oder Precursor-Verbindungen, das heißt Vorläuferverbindungen
von PCDD und PCDF entstehen.
[0007] Gemäß dieser Verfahrensweise werden immer dann gezielt Flugstäube abgezogen, wenn
aufgrund besonderer Verbrennungsbedingungen die möglichst zu minimierenden Precursoren
oder andere toxische organische Schadstoffe verstärkt vorhanden sind. Dies ist deshalb
besonders wichtig, weil Precursor-Verbindungen auf den Berührungsheizflächen des dem
Verbrennungsprozess nachgeschalteten Dampferzeugers, die eine bestimmte Temperatur,
beispielsweise von 200 bis 400°C aufweisen, kleben bleiben und insbesondere bei Anwesenheit
von Kupfer, Ruß und Chlor zu Dioxinen/Furanen umgewandelt werden. Die Umwandlungsreaktion
kann je nach den vorherrschenden Temperaturbedingungen und der Konzentration der als
Katalysatoren und Reaktionspartner wirkenden Stoffe Kupfer, Chlor und Ruß innerhalb
einiger Minuten bis hin zu wenigen Stunden erfolgen.
[0008] In vorteilhafter Weise erfolgt die Rückführung der Flugstäube in Abhängigkeit von
im Abgas der Verbrennungsanlage festgestellten Messgrößen, die von dem Verbrennungsprozess
beeinflusst werden.
[0009] In besonders einfacher Weise kann als Messgrößen die Konzentration an Kohlenstoffmonoxid
oder Sauerstoff im Abgas, der Luftüberschuss der Verbrennung oder die Temperatur im
Verbrennungsraum dienen.
[0010] Bei modernen Abfallverbrennungsanlagen beträgt die Konzentration an Kohlenstoffmonoxid
im Normalbetrieb der Verbrennung ca. 5 bis 20 mg/m
3, während ein CO-Gehalt von 100mg/m
3 darüber als besondere Verbrennungsbedingung anzusehen wäre und ein Eingreifen im
Sinne der Erfindung auslösen würde.
[0011] Weiterhin ist es vorteilhaft, den Sauerstoffgehalt in den Abgasen als eine der Messgrößen
heranzuziehen, und zwar insbesondere dann, wenn bei Abfallverbrennungsanlagen der
Sauerstoffgehalt unter 5 Vol.-% O
2 oder bei der Messung des Luftüberschusses der Luftüberschussfaktor der Verbrennung
unter λ=1,4 fällt. Ebenso kann als eine der Messgrößen die Temperatur im Brennraum
der Verbrennungsanlage herangezogen werden, wenn diese unter 800°C gemessen in ca.
6 bis 10 Meter Höhe oberhalb der Hauptverbrennungszone fällt.
[0012] In vorteilhafter Weise kann in Weiterbildung der Erfindung die Rückführung der Flugstäube
in Abhängigkeit von im Abgas der Verbrennungsanlage festgestellten organischen Schadstoffen,
insbesondere PCDD/PCDF und deren Precursoren, erfolgen.
[0013] In vorteilhafter Weise erfolgt die Feststellung der Messgrößen durch eine Online-Analyse
im Abgas.
[0014] Insbesondere erfolgt die Rückführung der Flugstäube in Abhängigkeit eines vorgegebenen
I-TEQ-Grenzwertes. Dabei könnte der Schwellenwert, der die besonderen Verbrennungsbedingungen
definiert, zwischen 0,1 bis 5 ng I-TEQ/m
3 Abgas gewählt werden.
[0015] Diese Messung wird bevorzugt sowohl gasförmige als auch partikelgebundene organische
Schadstoffe umfassen und am Kesselende bzw. vor der Abgasreinigung im Rohgas stattfinden.
Hierzu sind beispielsweise in der Literatur beschriebene Analysemethoden wie die Resonance
Enhanced Multiple Photon Ionization and Time of Flight Mass Spectrometry (REMPI-TOFMS)
geeignet, die eine direkte Online Analyse von z.B. Monchlorbenzol ermöglichen. Dabei
zeigen Erfahrungswerte, daß Monochlorbenzol sehr gut zum I-TEQ im Abgas korreliert.
Ein solches Online Messgerät kann deshalb auch TEQ-Sensor genannt werden. Erfindungsgemäß
können jedoch auch Sensoren für andere Moleküle oder Stoffgruppen eingesetzt werden,
wenn das Signal dieser Sensoren charakteristisch mit dem Gehalt toxischer organischer
Schadstoffe im Abgas korreliert.
[0016] In vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung erfolgt die Rückführung der Flugstäube
während einer festlegbaren Zeitspanne nach der Feststellung der besonderen Verbrennungsbedingungen.
Hier spielen insbesondere Erfahrungswerte eine Rolle.
[0017] Vorzugsweise erfolgt die Rückführung der Flugstäube während einer Zeitspanne von
10 Minuten bis 6 Stunden nach der Feststellung der besonderen Verbrennungsbedingungen.
Die Rückführungsdauer für die Flugstäube kann auch in Abhängigkeit von der Höhe der
gemäß den Ansprüchen 2 bis 4 gemessenen Messgrößen festgelegt werden.
[0018] Wenn zur Bestimmung der besonderen Verbrennungsbedingungen Analysegeräte eingesetzt
werden, die eine rasche Ermittlung des Messwertes ermöglichen (wie dies bei den vorstehend
genannten Messtechniken und Messgrößen der Fall ist), dann ist es in weiterer Ausgestaltung
der Erfindung zweckmäßig, die Rückführungsdauer für die Flugstäube in Abhängigkeit
von der Höhe des gemessenen Wertes festzulegen. Eine deutliche Überschreitung des
vorgegebenen Schwellenwertes würde demgemäß eine längere Rückführungszeit bedingen
als eine geringe Überschreitung.
[0019] Um eine sichere Vernichtung der toxischen, organischen Verbindungen oder der Precursoren
zu erreichen, ist es in Weiterbildung der Erfindung vorteilhaft, wenn die Flugstäube
in den Haupttemperaturbereich der Verbrennungsanlage zurückgeführt werden.
[0020] Bei Verwendung einer Rostfeuerung als Verbrennungsanlage kann in vorteilhafter Weise
die Rückführung der Flugstäube auf das Brennbett der Hauptbrennzone erfolgen.
[0021] Wenn in weiterer Ausgestaltung der Erfindung die Rückführung der Flugstäube nach
Feststellung der besonderen Verbrennungsbedingungen oder während oder nach einer Kesselreinigung
folgt, so wird die weiter oben erwähnte nachteilige Folge vermieden, dass die Flugstäube
während dieser Betriebsperiode auf den Kesselrohren kleben bleiben und dort die in
den Flugstäuben enthaltenen Precursoren zu Dioxinen reagieren können. Der Rückführung
unterliegen nicht nur die gewonnenen Flugstäube, sondern auch die gewonnenen Staubkonglomerate.
[0022] Die Kesselreinigung erfolgt durch Klopfen, Bürsten oder Rußblasen.
[0023] Es empfiehlt sich, dass gemeinsam mit den gemäß den Ansprüchen 13 bis 15 erhaltenen
Flugstäuben, diejenigen Flugstäube rückgeführt werden, die in einer dem Dampferzeuger
nachgeschalteten Abgasreinigungsanlage anfallen. Diese Maßnahme erfolgt dann, wenn
besondere Verbrennungsbedingungen festgestellt werden.
[0024] Die Rückführung der in den dem Dampferzeuger nachgeschalteten Filteranlagen gewonnenen
Flugstäube kann zusätzlich in erfindungsgemäßer Weise erfolgen, wenn besondere Verbrennungsbedingungen
festgestellt werden.
[0025] Selbstverständlich wird der Betreiber einer Verbrennungsanlage immer zusätzlich bemüht
sein, die besonderen Verbrennungsbedingungen durch geeignete Maßnahmen schnellstmöglich
wieder zu beheben, falls dies nicht automatisch z.B. durch die Verbrennungsregelung
erfolgt.
[0026] Für den Fall, dass keine Störungen des Verbrennungsablaufs und somit auch keine besonderen
Verbrennungsbedingungen feststellbar sind, wird die Kesselreinigung im normalen Zyklus
vorgenommen. Dabei wird häufig ein Zeitabstand zwischen zwei Reinigungsphasen von
etwa 4 Stunden angesetzt. Die dann anfallenden Flugstäube werden in den normalen Entsorgungsweg
weitergeleitet.
[0027] Das aufgezeigte Flußdiagramm dient zur beispielsweisen zusammenfassenden Erläuterung
der erfindungsgemäßen Maßnahme.
[0028] Wie aus diesem Flußdiagramm ersichtlich, wird zunächst eine Online-Rohgas-Messung
z.B. eines toxischen organischen Schadstoffs, von CO oder einer repräsentativen Temperatur
im Abgas der Verbrennung durchgeführt. Werden dabei besondere Verbrennungsbedingungen
durch eine erhöhte Konzentration an organischen Schadstoffen, CO oder eine starke
Abweichung der Temperatur vom Sollwert festgestellt, so wird ab einer vorher festgelegten
Überschreitung oder Abweichung eine Kesselreinigung mittels Klopfen, Bürsten oder
Rußblasen durchgeführt und die dabei erhaltenen Flugstäube bzw. Flugaschen in die
Verbrennungsanlage zurückgeführt. Wird dagegen keine Störung festgestellt, d.h. es
liegen keine besonderen Verbrennungsbedingungen vor, so erfolgt die übliche Kesselreinigung
in normalen Zeitabständen. Die dabei erhaltene Flugasche wird zur Entsorgung aus dem
Prozess ausgeschleust.
1. Verfahren zum Minimieren der Konzentration an toxischen organischen Verbindungen in
den Flugstäuben von Verbrennungsanlagen, insbesondere Abfallverbrennungsanlagen, bei
denen in Zeitabständen zumindest ein Teil der in der Verbrennungsanlage anfallenden
Flugstäube wieder der Verbrennungsanlage zugeführt werden, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführung von Flugstäuben in Abhängigkeit von besonderen Verbrennungsbedingungen
erfolgt, bei denen in erhöhtem Maße toxische organische Schadstoffe wie PCDD/PCDF
und/oder Precursor-Verbindungen, d.h. Vorläuferverbindungen von PCDD und PCDF entstehen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführung der Flugstäube in Abhängigkeit von im Abgas der Verbrennungsanlage
festgestellten Messgrößen erfolgt, die von dem Verbrennungsprozess beeinflusst werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Messgrößen Konzentration an Kohlenstoffmonoxid oder Sauerstoff im Abgas, der
Luftüberschuss der Verbrennung oder die Temperatur im Verbrennungsraum dienen.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführung der Flugstäube in Abhängigkeit von im Abgas der Verbrennungsanlage
festgestellten organischen Schadstoffe, insbesondere PCDD/PCDF und deren Precursoren
erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Feststellung der Messgrößen durch ein Online-Analyse im Abgas erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführung der Flugstäube in Abhängigkeit eines vorgegebenen I-TEQ-Grenzwertes
erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der I-TEQ-Grenzwert zwischen 0,1 bis 5 ng I-TEQ/m3 Abgas gewählt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführung der Flugstäube während einer festlegbaren Zeitspanne nach der Feststellung
der besonderen Verbrennungsbedingungen erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführung der Flugstäube während einer Zeitspanne von 10 Minuten bis 6 Stunden
nach der Feststellung der besonderen Verbrennungsbedingungen erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführungsdauer für die Flugstäube in Abhängigkeit von der Höhe der gemäß den
Ansprüchen 2 bis 4 gemessenen Messgrößen festgelegt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Flugstäube in den Haupttemperaturbereich der Verbrennungsanlage zurückgeführt
werden.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass bei Verwendung einer Rostfeuerung als Verbrennungsanlage die Rückführung der Flugstäube
auf das Brennbett der Hauptbrennzone erfolgt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführung der Flugstäube nach Feststellung der besonderen Verbrennungsbedingungen
erfolgt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführung der Flugstäube während oder nach einer Kesselreinigung erfolgt.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Kesselreinigung durch Klopfen, Bürsten oder Rußblasen erfolgt.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass - gemeinsam mit den gemäß Ansprüchen 13 bis 15 erhaltenen Flugstäuben - diejenigen
Flugstäube rückgeführt werden, die in einer dem Dampferzeuger nachgeschalteten Abgasreinigungsanlage
anfallen.