[0001] Die Erfindung betrifft eine Funkenstrecke, insbesondere N-PE Funkenstrecke, mit vorzugsweise
mehreren in Reihe geschalteten Teil-Funkenstrecken, wobei insbesondere die Teilfunkenstrecken
mit Ausnahme der im Überspannungsereignisfall ersten ansprechenden Funkenstrecke durch
eine Kapazität beschaltet sind, wobei insbesondere die zweite und jede weitere Funkenstrecke
über die Kapazität an ein gemeinsames Bezugspotential, insbesondere Erdpotential,
gelegt sind.
[0002] Funkenstrecken dieser Art sind beispielsweise durch die DE 197 42 302 A1 und die
DE 197 55 082 A1 bekannt. Aus einer ältern Anmeldung (DE 101 14 592.6) ist ebenfalls
eine blitzstromtragfähige Funkenstrecke bekannt, bei der die Teilfunkenstrecken mit
Ausnahme der im Blitzstromereignisfall ersten ansprechenden Funkenstrecke durch Impedanzen,
insbesondere Kapazitäten, beschaltet sind, so dass die Teilfunkenstrecken sukzessive
durchschalten. Durch die Impedanz bzw. insbesondere die Kapazität kann eine Steuerung
der Mehrfachfunkenstrecke erfolgen.
[0003] Die im Stand der Technik bekannten Lösungen sind in mancherlei Hinsicht nachteilig.
[0004] Die Ansprechspannung kann bei Mehrfachfunkenstrecken nicht beliebig klein eingestellt
werden. Die Ursache hierfür ist das sukzessive Durchzünden der einzelnen Teilfunkenstrecken
einer Mehrfunkenstrecke und die nach unten begrenzte Schlagweite der Teilfunkenstrecken
der Mehrfachfunkenstrecke, bedingt durch die Fertigungstoleranzen.
[0005] Die Abhängigkeit der Ansprechspannung von der Spannungssteilheit der anliegenden
Spannung (auch als Stoßkennlinie bezeichnet) ist durch den Entladeverzug der Teilfunkenstrecken
der Mehrfunkenstrecken bedingt. Dieser Effekt führt zu einer Zunahme der Ansprechspannung
einer Mehrfachfunkenstrecke mit zunehmender Spannungssteilheit der anliegenden Spannung.
[0006] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
eine Funkenstrecke gattungsgemäßer Art zu schaffen, deren Ansprechverhalten erheblich
verbessert ist.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe wird vorgeschlagen, dass parallel zu der aus einer einzelnen
Funkenstrecke oder aus mehreren in Serie geschalteten Teilfunkenstrecken bestehenden
Mehrfachfunkenstrecke ein Bypass geschaltet ist, der aus einer Serienschaltung einer
Hilfsfunkenstrecke mit einer Ansprechspannung kleiner der Ansprechspannung der Funkenstrecke
oder der Teilfunkenstrecken und mindestens einem Varistor besteht.
[0008] Dabei kann vorgesehen sein, dass die Hilfsfunkenstrecke eine flach verlaufende Stoßkennlinie
aufweist.
[0009] Unter Umständen kann vorgesehen sein, dass mehrere Varistoren des Bypasses parallel
geschaltet sind.
[0010] Besonders bevorzugt ist vorgesehen, dass mehrere Varistoren des Bypasses in Serie
geschaltet sind.
[0011] Dabei ist bevorzugt vorgesehen, dass mittels der in Serie geschalteten Varistoren
die wirksame Kapazität der Varistoren reduziert ist und die Spannungsaufteilung bei
anliegender Wechselspannung, insbesondere bei Prüf-Wechselspannung, verbessert ist.
[0012] Vornehmlich ist dabei auch vorgesehen, dass die Varistoren unterschiedliche Kapazität
aufweisen.
[0013] Besonders bevorzugt ist zudem, dass die Hauptfunkenstrecke aus luftgefüllten Funkenstrecken
und die Hilfsfunkenstrecke aus einer gasgefüllten, insbesondere mit Edelgas gefüllten
Funkenstrecke besteht.
[0014] Hierdurch ist zusätzlich erreicht, dass die Hilfsfunkenstrecke schneller reagiert
als die Hauptfunkenstrecke.
[0015] Gemäß der Erfindung wird ein Bypass, bestehend aus einer Hilfsfunkenstrecke und einem
oder mehreren seriengeschalteten Varistoren parallel zur Mehrfachfunkenstrecke geschaltet,
um die Abhängigkeit der Ansprechspannung der Mehrfachfunkenstrecke von der Steilheit
der anliegenden Spannung zu verringern. Als Hilfsfunkenstrecke kommt hierbei eine
Funkenstrecke zum Einsatz, deren Ansprechspannung kleiner als die Ansprechspannung
einer Teilfunkenstrecke der Mehrfachfunkenstrecke ist und die einen flachen Verlauf
der Stoßkennlinie aufweist. Die im Stand der Technik bekannten Mehrfachfunkenstrecken
zünden beispielsweise bei 1,73 kV zu einem Zeitpunkt, in dem sich der Momentanwert
der anliegenden Spannung mit der Stoßkennlinie deckt. Zur Reduktion dieser Ansprechspannung
sind bei einer Funkenstrecke Grenzen durch die Schlagweite gegen, da die Schlagweite
durch die Fertigungstoleranzen begrenzt ist. Durch die erfindungsgemäße Parallelschaltung
des Bypasses wird das Ansprechverhalten verbessert, wobei die Ansprechspannung deutlich
unterhalb 1,5 kV liegt. Die Spannung der Bypassschaltung wird nach dem Zünden der
Hilfsfunkenstrecke durch die Kennlinie der seriengeschalteten Varistoren bestimmt.
Ein Vorteil, der sich aus der Bypassschaltung ergibt, besteht darin, dass die Hilfsfunkenstrecke
bis zur Zündspannung isoliert und die Bypassschaltung keinen Leckstrom führt. Zudem
ermöglicht die Hilfsfunkenstrecke die Reihenschaltung mit den Varistoren, wobei in
den Varistoren kein Leckstrom fließt. Durch die vorgeschaltete Hilfsfunkenstrecke
ist es möglich, Varistoren zu verwenden, deren Kennlinie und Schutzpegel optimal an
die Stoßkennlinie der Mehrfachfunkenstrecke angepasst ist. Bei Verwendung eines Varistors
parallel zur Mehrfachfunkenstrecke ohne Hilfsfunkenstrecke müsste die Kennlinie des
Varistors aus thermischen Gründen und aus Stabilitätsgründen auf die anliegende Wechselspannung
an der Mehrfachfunkenstrecke angepasst werden. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen
Gestaltung zeigt sich bei der Durchführung der Typenprüfung mit anliegender Prüf-Wechselspannung
der genannten Mehrfachfunkenstrecke mit Bypass. Die Prüf-Wechselspannung wird bei
einer Typenprüfung höher gewählt als die Betriebsspannung der Mehrfachfunkenstrecke.
Durch die vorgeschaltete Hilfsfunkenstrecke kann jedoch bei richtiger Auswahl der
Hilfsfunkenstrecke eine Zündung bei Prüf-Wechselspannung vermieden werden. Dabei wird
vorteilhaft statt eines einzelnen Varistors eine Serienschaltung zweier oder mehrerer
Varistoren vorgenommen, wobei dann die kapazitive Spannungsaufteilung auf die Hilfsfunkenstrecke
und die Varistoren so erfolgt, dass an der Hilfsfunkenstrecke eine geringere Spannung
anfällt, als bei der Verwendung nur eines Varistors. Durch die Verwendung von Varistoren
unterschiedlicher Kennlinien kann durch Reihen- und Parallelschaltungen oder Kombinationen
davon nahezu jede Anpassung an die Stoßkennlinie der Mehrfachfunkenstrecke erfolgen.
Anhand einer Versuchsausführung, bei der eine Mehrfachfunkenstrecke gemäß Stand der
Technik mit einer Mehrfachfunkenstrecke gemäß der Erfindung verglichen wurde, konnte
Folgendes festgestellt werden.
[0016] Während die konventionelle Schaltung mit nur einer Mehrfachfunkenstrecke bei 1.861
Volt ansprach, lag die entsprechende Ansprechschaltung der Mehrfachfunkenstrecke mit
Bypass bei gleicher Einstellung des Testgenerators deutlich tiefer, nämlich bei 1.460
Volt. In den Stromoszillogrammen war zu erkennen, dass die Hilfsfunkenstrecke frühzeitig
eine Verbindung zu den Varistoren herstellt, die den weiteren Spannungsverlauf an
der Anordnung bestimmen. Nach dem Zünden der beiden Teilfunkenstrecken der Mehrfachfunkenstrecke
floss der Strom dann durch die Funkenstrecken, die ein viel größeres Energieaufnahmevermögen
aufweisen und die eigentlichen hohen Blitzströme führen können. Schwingungen im Stromverlauf
des Bypasszweiges sind durch die parasitären Kapazitäten und Induktivitäten der Varistoren
bedingt und spielen für die Grundfunktion der Funkenstrecke als Blitzstromableiter
keine Rolle.
[0017] Bei geringeren Stoßströmen kommt es zur vollständigen Stromaufnahme des Stromimpulses
(bei einem Blitzschlag der Blitzteilstrom) durch die Varistoren. Die Varistoren im
Bypasszweig müssen daher die volle Last aufnehmen, ohne zu degradieren oder eine unzulässig
hohe Temperatur anzunehmen. Durch geeignete Reihen- und/oder Parallelschaltung von
geeigneten Varistoren lässt sich eine Überlastung sicher vermeiden. Ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung ist rein schematisch in der Zeichnung dargestellt und im Folgenden näher
beschrieben.
[0018] Die Zeichnung zeigt eine einfache Form einer erfindungsgemäßen Funkenstrecke. Hierbei
ist eine Mehrfachfunkenstrecke durch drei Grafitelektroden 1 gebildet, die endseitig
durch Elektrodenplatten 2 abgedeckt sind. Bei 3 ist ein Phasenanschluss vorgesehen,
während bei 4 ein Anschluss an Bezugspotential, vorzugsweise Erdpotential vorgesehen
ist. Zwischen den aus Grafit bestehenden Elektrodenplatten 1 sind PTFE-Ringe 5 als
Isoliermittel angeordnet. Es handelt sich um eine luftgefüllte Funkenstrecke. Bei
dieser Ausbildung ist die Teilfunkenstrecke mit Ausnahme der im Überspannungsereignisfall
ersten ansprechenden Funkenstrecke durch eine Kapazität 6 beschaltet wobei die zweite
Funkenstrecke über die Kapazität 6 an das gemeinsame Bezugspotential 4 gelegt ist.
[0019] Erfindungsgemäß ist parallel zur aus den Teilfunkenstrecken gebildeten Mehrfachfunkenstrecke
ein Bypass 7 geschaltet, der aus einer Serienschaltung einer Hilfsfunkenstrecke 8
und zwei Varistoren 9 besteht. Bei der Hilfsfunkenstrecke 8 handelt es sich um eine
gasgefüllte Funkenstrecke, die schneller anspricht als luftgefüllte Funkenstrecken.
Zudem ist die Ansprechspannung der Hilfsfunkenstrecke 8 deutlich geringer als die
Ansprechspannung der Teilfunkenstrecken. Die Funkenstrecke 8 ist den Varistoren 9
vorgeschaltet. Die Varistoren 9 können unterschiedliche Kapazitäten aufweisen. Durch
diese Anordnung wird das Ansprechverhalten der gesamten Funkenstrecke deutlich verbessert,
wobei im Ergebnis ein Ansprechverhalten unterhalb 1,5 kV erreicht wird.
[0020] Die Erfindung ist nicht auf das Ausführungsbeispiel beschränkt, sondern im Rahmen
der Offenbarung vielfach variabel.
[0021] Alle neuen, in der Beschreibung und/oder Zeichnung offenbarten Einzel- und Kombinationsmerkmale
werden als erfindungswesentlich angesehen.
1. Funkenstrecke, insbesondere N-PE Funkenstrecke, mit vorzugsweise mehreren in Reihe
geschalteten Teil-Funkenstrecken, wobei insbesondere die Teilfunkenstrecken mit Ausnahme
der im Überspannungsereignisfall ersten ansprechenden Funkenstrecke durch eine Kapazität
(6) beschaltet sind, wobei insbesondere die zweite und jede weitere Funkenstrecke
über die Kapazität (6) an ein gemeinsames Bezugspotential (4), insbesondere Erdpotential,
gelegt sind, dadurch gekennzeichnet, dass parallel zu der aus einer einzelnen Funkenstrecke oder aus mehreren in Serie geschalteten
Teilfunkenstrecken bestehenden Mehrfachfunkenstrecke ein Bypass (7) geschaltet ist,
der aus einer Serienschaltung einer Hilfsfunkenstrecke (8) mit einer Ansprechspannung
kleiner der Ansprechspannung der Funkenstrecke oder der Teilfunkenstrecken und mindestens
einem Varistor (9) besteht.
2. Funkenstrecke nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Hilfsfunkenstrecke eine flach verlaufende Stoßkennlinie aufweist.
3. Funkenstrecke nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Varistoren (9) des Bypasses (7) parallel geschaltet sind.
4. Funkenstrecke nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Varistoren (9) des Bypasses (7) in Serie geschaltet sind.
5. Funkenstrecke nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass mittels der in Serie geschalteten Varistoren (9) die wirksame Kapazität der Varistoren
(9) reduziert ist und die Spannungsaufteilung bei anliegender Wechselspannung, insbesondere
bei Prüf-Wechselspannung, verbessert ist.
6. Funkenstrecke nach einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Varistoren (9) unterschiedliche Kapazität aufweisen.
7. Funkenstrecke nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Hauptfunkenstrecke aus luftgefüllten Funkenstrecken und die Hilfsfunkenstrecke
(8) aus einer gasgefüllten, insbesondere mit Edelgas gefüllten, Funkenstrecke besteht.