[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ausrichten von Bogen nach der Seitenkante,
bei denen die auszurichtenden Bogen innerhalb eines Streubereiches auf einem Anlegtisch
gefördert werden, auf dem die Ist-Lage der Seitenkante mittels einer Messeinrichtung
festgestellt und der jeweils vorderste Bogen von einer Bogenbeschleunigungsvorrichtung
erfasst und dem Greifersystem einer Trommel zugeführt wird, wobei das Greifersystem
zur Realisierung der Soll-Lage der Seitenkante, die, vergegenständlicht durch eine
etwa mittig im Streubereich vorgesehene Seitenziehlinie, in axialer Richtung verschoben
werden kann.
[0002] Aus der DE 36 44 431 A1 ist es bekannt, Bogen nach der Seitenkante auf einer Trommel
durch axiales Verschieben des Greifersystems auszurichten. Die von einem Bogenanleger
vereinzelten Bogen werden so auf den Anlegtisch transportiert, dass die Seitenkanten
innerhalb eines Streubereichs einlaufen. Die Ist-Lage der Seitenkante wird von einer
Messeinrichtung erfasst und mit einer Soll-Lage verglichen. Dabei ist die Soll-Lage
identisch mit einer sogenannten Seitenziehlinie, die etwa mittig im Streubereich vorgesehen
ist. Bei Abweichungen der Ist-Lage von der Soll-Lage wird von der Messeinrichtung
ein Stellsignal generiert und dieses einer Stelleinrichtung zugeführt, welche das
Greifersystem der einer Bogenbeschleunigungseinrichtung nachgeordneten Trommel in
axialer Richtung verschiebt. Ein durch die Bogenbeschleunigungseinrichtung vom Anlegtisch
zum Greifersystem der Trommel transportierter Bogen wird durch axiales Verschieben
des Greifersystems bezüglich der Seitenkante in die Soll-Lage gebracht und anschließend
an die Greifeinrichtung eines nachgeordneten Zylinders übergeben.
Dabei besteht die Gefahr, dass bei großen Ziehwegen sich das Greifersystem und die
Greifeinrichtung bei der Bogenübergabe zu nahe kommen, so dass es bei der Verarbeitung
von dicken Bedruckstoffen zu unzulässigen Bogenverformungen kommt. Um diese Nachteile
zu beseitigen, ist es bekannt, die Greiferaufschläge des Greifersystems der Trommel
höhenverstellbar auszugestalten, was einen hohen Aufwand erfordert. Eine weitere Möglichkeit,
diese Nachteile zu beseitigen, besteht darin, die Abstände zwischen den Greifern des
Greifersystems und den Greifern der Greifeinrichtung groß und die Breite der Greifer
gering auszubilden. Das bedingt aber eine schlechte Bogenführung, was zu einem erhöhten
Makulaturanfall und zu Betriebsunterbrechungen führt.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Ausrichten von Bogen zu schaffen,
das mit einem geringen Aufwand zu realisieren ist und die Produktivität einer Druckmaschine
erhöht.
[0004] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Verfahren nach den Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst. Durch die erfindungsgemäße Lösung ist es möglich, die Abstände der ineinandergreifenden
Bogenhaltesysteme so zu gestalten, dass ohne Höhenverstellung von Bogenhaltesystemen
eine Bogenführung realisiert werden kann, die auch bei problembehafteten Bedruckstoffen
einen störungsfreien Bogenlauf sicherstellt.
[0005] An einem Ausführungsbeispiel wird die Erfindung näher erläutert. In den zugehörigen
Zeichnungen zeigen
- Fig. 1
- eine Bogenanlage in der Seitenansicht
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung eines Anlegtischs in der Draufsicht
- Fig. 3
- eine Gegenüberstellung der Schemata von verschieden ineinandergreifenden Bogenhaltesystemen
[0006] In Figur 1 ist eine Bogenanlage, bestehend aus einem Anlegtisch 1 mit in einer Position
am Anlegtisch 1 befindlichen Vordermarken 2, einer Bogenbeschleunigungsvorrichtung
3, die als Schwinganlage 4 ausgebildet ist, einer Trommel 5 mit einem Greifersystem
6 und einem der Trommel 5 nachgeordneten Zylinder 7, der mit einer Greifeinrichtung
8 ausgestattet ist, dargestellt. Die Schwinganlage 4 weist ein Schwingergreifersystem
9 auf, das aus Greiferfingern 10 und einer Greiferaufschlagleiste 11 besteht, wobei
das Schwingergreifersystem 9 gestellfest der Schwinganlage 4 zugeordnet ist. Das Greifersystem
6 der Trommel 5 ist in axialer Richtung verschiebbar in der Trommel 5 vorgesehen und
besteht aus Greifern 14, die mit Greiferaufschlägen 15 zusammenwirken. Die dem Zylinder
7 zugeordnete Greifeinrichtung 8, die aus Bogengreifern 12 und Greiferauflagen 13
besteht, ist gestellfest im Zylinder 7 gelagert.
In Figur 2 ist der Anlegtisch 1 mit einem Bogen 16 und einem Folgebogen 17 dargestellt.
Vom Anlegtisch 1 ist nur die in Bogenförderrichtung 18 auf der linken Seite - einer
Seite I - gelegene Hälfte dargestellt. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich
eine Seite II. Die Bogen 16,17 werden in Bogenförderrichtung 18 auf den Anlegtisch
1 transportiert. In einer Aussparung 19 des Anlegtischs 1, die sich quer zur Bogenförderrichtung
18 über mindestens einen Formatstellbereich 20 erstreckt, ist verschiebbar und arretierbar
eine Messeinrichtung 21 vorgesehen. Die Messeinrichtung 21 kann innerhalb des Formatbereichs
20 verschoben und so auf die zur Verarbeitung gelangenden Formate eingestellt werden.
Die Messeinrichtung 21 erstreckt sich mindestens über einen Streubereich 22 und ist
mit einer nicht dargestellten Auswerteinheit verbunden. Der Streubereich 22 ist der
Bereich, in dem die Seitenkanten der zur Verarbeitung gelangenden Bogen einlaufen
können, damit deren Ist-Lage noch sicher erfasst sowie in eine Soll-Lage gebracht
werden kann. Dabei ist die Soll-Lage identisch mit der Lage einer Seitenziehlinie
23, die etwa mittig im Streubereich 22 vorgesehen ist.
In Figur 3 sind verschiedene Schemata von ineinandergreifenden Bogenhaltesystemen
gegenübergestellt. Die Figur 3a zeigt das Schwinggreifersystem 9, das Greifersystem
6 der nachgeordneten Trommel 5 und die Greifeinrichtung 8 des Zylinders 7. Das Greifersystem
6 der Trommel 5 führt keine axiale Bewegung zum Ausrichten nach der Seitenkante aus.
Die Greiferfinger 10, Greifer 14 und Bogengreifer 12 haben eine Breite a, während
zwischen den Greiferfingern 10, den Greifern 14 oder den Bogengreifern 12 ein Abstand
b vorgesehen ist. Zwischen zwei jeweils ineinandergreifenden Bogenhaltesystemen 9,6,8
ist ein Systemabstand c vorgesehen. Dabei ist der Systemabstand c so gewählt, dass
die bei der Übergabe/Übernahme entstehenden Verformungen des zur Verarbeitung gelangenden
Materials so gering sind, dass die Produktivität der Druckmaschine nicht nachteilig
beeinflusst wird.
Bei der Übernahme/Übergabe der Bogen sind die Greiferfinger 10/Greifer 14 bzw. Greifer
14/Bogengreifer 12 mittig zueinander angeordnet.
[0007] Figur 3b zeigt den Stand der Technik, bei dem das Greifersystem 6 der Trommel 5 axial
verschoben wird, um das zur Verarbeitung gelangende bogenförmige Verarbeitungsgut
nach einer Seitenkante ausrichten zu können. Die Greifer 14 des Greifersystems 6 sind
bei der Bogenübernahme mittig zu den Greiferfingern 10 des Schwingergreifersystems
9 angeordnet und können nachfolgend aus ihrer Mittenposition X maximal um einen Ziehweg

in Richtung auf die Seite I oder die Seite II verschoben werden. In der Figur 3b
ist dargestellt, dass das Greifersystem 6 in Richtung auf die Seite II verschoben
wird. Nach Realisierung eines maximalen Ziehweges

wird das von dem Greifersystem 6 gehaltene bogenförmige Verarbeitungsgut an die Greifeinrichtung
8 übergeben und nachfolgend das Greifersystem 6 in seine Ausgangsposition (Mittenposition
X) zurückgeführt.
[0008] Um bei der Realisierung eines maximalen Ziehweges

in Richtung der Seite I oder II einen Systemabstand c gewährleisten zu können, ist
die Breite a der Greiferfinger 10, der Greifer 14 und der Bogengreifer 12 um den maximalen
Ziehweg

verringert und so der Abstand b um

vergrößert.
Damit wird zwar erreicht, dass der Systemabstand c zwischen dem Greifersystem 6 und
der Greifeinrichtung 8 bei Realisierung eines Ziehweges

eingehalten wird, jedoch bildet sich zwischen den ineinandergreifenden Greifern 14
und Bogengreifern 12 ein Bereich c + Z, in dem eine Bogenführung fehlt. Damit ist
es möglich, dass innerhalb diesen Bereiches c + Z eine Bogenecke nicht geführt wird,
so dass es zu Beeinträchtigungen des Bogenlaufs und damit zu Betriebsstörungen kommt.
Dieser Nachteil wird in einer Ausführungsform nach Fig. 3c beseitigt. Bei dieser Ausführungsform
werden die Greiferfinger 10, Greifer 14 und Bogengreifer 12 in einer Breite a -

ausgeführt. Damit wird der Abstand b um

, so dass ein Systemabstand c eingehalten wird bei einem Bereich c +

. Um aber einen maximalen Ziehweg

in Richtung der Seite I oder Seite II realisieren zu können, wird wie folgt verfahren.
Wird ein bogenförmiger Bedruckstoff zugeführt, der um

von der Seite I wegbewegt werden muss, um bezüglich der Seitenkante die Soll-Lage
und damit die Seitenziehlinie 23 zu erreichen, werden die Greifer 14 des Greifersystems
6 um die Hälfte des zu realisierenden Ziehweges

, also um

in Richtung der Seite I bewegt. Danach wird der bogenförmige Bedruckstoff von den
Greifern 14 des Greifersystems 6 geklemmt und nachfolgend das Greifersystem 6 um

von der Seite I wegbewegt und so die Soll-Lage realisiert. Anschließend wird der
bogenförmige Bedruckstoff von den Greifern 14 des Greifersystems 6 an die Greifeinrichtung
8 des Zylinders 7 übergeben. Danach wird das Greifersystem 6 nicht in eine Position
mittig (Mittenposition X) zum Schwinggreifersystem 9 zurückgeführt, sondern in eine
davon abweichende Position zur Übernahme des nachfolgenden bogenförmigen Bedruckstoffs
verschoben. Diese Übernahmeposition ergibt sich dadurch, dass durch die Messeinrichtung
21 im Anlegtisch 1 und der Auswerteinheit aus der Ist-Lage und der Soll-Lage für den
nachfolgenden bogenförmigen Bedruckstoff ein durch das Greifersystem 6 zu realisierender
Ziehweg nach Betrag und Richtung ermittelt wird. In dieser Übernahmeposition wird
der Bedruckstoff durch das Greifersystem 6 vom Schwinggreifersystem 9 übernommen und
nachfolgend während des Transports zur Greifeinrichtung 8 das Greifersystem 6 um den
von der Messeinrichtung 21/Auswerteinheit ermittelten Betrag verschoben und damit
die Soll-Lage realisiert.
Bei einem Bogen 16 und einem Folgebogen 17, wie im Ausführungsbeispiel in Fig. 2 dargestellt,
wird wie folgt verfahren. Die Bogen 16,17 werden so auf den Anlegtisch 1 gefördert,
dass die Seitenkanten innerhalb des Streubereichs 22, der identisch ist mit dem maximalen
Ziehweg Z, einlaufen. Die Soll-Lage ist durch die Seitenziehlinie 23 vergegenständlicht.
Damit der Bogen 16 aus der Ist-Lage in die Soll-Lage gelangt, muss ein partieller
Ziehweg e
1 realisiert werden, wobei die Ziehrichtung auf die Seitenziehlinie 23 gerichtet ist.
Der Folgebogen 17 muss zur Realisierung der Soll-Lage einen partiellen Ziehweg e
2 zurücklegen, wobei die Ziehrichtung ebenfalls auf die Seitenziehlinie 23 gerichtet
ist.
Nach der erfindungsgemäßen Lösung wird zur Übernahme des Bogens 16 durch das Greifersystem
6 dieses in die Übernahmeposition gesteuert, die außermittig bei

liegt. Nachfolgend wird der Bogen 16 vom Greifersystem übernommen und dieser in axialer
Richtung und in Richtung der Seitenziehlinie 23 sowie der Seite I verschoben um den
partiellen Ziehweg e
1, so dass der Bogen 16 in die Soll-Lage gebracht wird. Anschließend wird der Bogen
16 an die Greifeinrichtung 8 übergeben. Parallel dazu wird die Ist-Lage des Folgebogens
17 von der Messeinrichtung 21 erfasst und ein Ziehweg e
2 sowie die Ziehrichtung, die von der Seite I weggerichtet und auf die Seitenziehlinie
23 gerichtet ist, detektiert. Nach der Übergabe des Bogens 16 an die Greifeinrichtung
8 wird das Greifersystem 6, initiiert durch die der Messeinrichtung 21 nachgeordneten
Auswerteinheit, die Übernahmeposition für den Folgebogen 17 gesteuert. Die Übernahmeposition
liegt wiederum außermittig, um den partiellen Ziehweg

von der Seitenziehlinie 23 beabstandet. In dieser Übernahmeposition wird der Folgebogen
17 von dem Greifersystem 6 erfasst und das Greifersystem 6 um den partiellen Ziehweg
e
2, initiiert durch die Messeinrichtung 21, in Richtung der Seitenziehlinie 23 verschoben
und so die Soll-Lage des Folgebogens 17 realisiert.
Aufstellung der verwendeten Bezugszeichen
[0009]
- 1
- Anlegtisch
- 2
- Vordermarke
- 3
- Bogenbeschleunigungsvorrichtung
- 4
- Schwinganlage
- 5
- Trommel
- 6
- Greifersystem
- 7
- Zylinder
- 8
- Greifeinrichtung
- 9
- Schwingergreifersystem
- 10
- Greiferfinger
- 11
- Greiferaufschlagleiste
- 12
- Bogengreifer
- 13
- Greiferauflage
- 14
- Greifer
- 15
- Greiferaufschlag
- 16
- vorderster Bogen
- 17
- Folgebogen
- 18
- Bogenförderrichtung
- 19
- Aussparung
- 20
- Formatstellbereich
- 21
- Messeinrichtung
- 22
- Streubereich
- 23
- Seitenziehlinie
- a
- Breite
- b
- Abstand
- c
- Systemabstand
- Z
- maximaler Ziehweg
- e1
- partieller Ziehweg
- e2
- partieller Ziehweg
- X
- Mittenposition
1. Verfahren zum Ausrichten von Bogen nach der Seitenkante, bei denen die auszurichtenden
Bogen innerhalb eines Streubereiches auf einem Anlegtisch gefördert werden, auf dem
die Ist-Lage der Seitenkante mittels einer Messeinrichtung festgestellt und der jeweils
vorderste Bogen von einer Bogenbeschleunigungsvorrichtung erfasst und dem Greifersystem
einer Trommel zugeführt wird, wobei das Greifersystem zur Realisierung der Soll-Lage,
die, vergegenständlicht ist durch eine etwa mittig im Streubereich vorgesehene Seitenziehlinie,
in axialer Richtung verschoben werden kann,
gekennzeichnet durch folgende Schritte:
■ durch die Messeinrichtung (21)/Auswerteinheit wird ein partieller Ziehweg (e1), um den der vorderste Bogen (16) zur Realisierung der Soll-Lage in Richtung der
Seitenziehlinie (23) verschoben werden muss, erfasst,
■ in der Messeinrichtung (21)/Auswerteinheit wird der partielle Ziehweg (

) gebildet,
■ durch die Messeinrichtung (21) wird das Greifersystem (6) der Trommel (5) in eine Übernahmeposition
gesteuert, die um den Ziehweg (

) versetzt ist zur Mittenposition (X) des Greifersystems (6),
■ der vorderste Bogen (16) wird durch das Greifersystem (6) von der Bogenbeschleunigungsvorrichtung (3) übernommen und
zu einer Greifeinrichtung (8) eines Zylinders (7) transportiert,
■ dabei wird das Greifersystem (6), initiiert durch die Messeinrichtung (21)/Auswerteinheit um den Ziehweg (e1) in Richtung der Seitenziehlinie (23) verschoben und nachfolgend der vorderste Bogen
(16) an die Greifeinrichtung (8) übergeben,
■ gleichzeitig wird durch die Messeinrichtung (21)/Auswerteinheit ein partieller Ziehweg (e2) eines Folgebogens (17) ermittelt sowie der partielle Ziehweg (

) gebildet und das Greifersystem (6) in eine Übernahmeposition gesteuert, die um den
Ziehweg (

) versetzt zur Mittenposition (X) ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Messeinrichtung (21) quer zu einer Bogenförderrichtung (18) im Anlegtisch (1)
zur Formatanpassung verschoben werden kann.