(19)
(11) EP 1 357 349 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
29.10.2003  Patentblatt  2003/44

(21) Anmeldenummer: 03005298.9

(22) Anmeldetag:  11.03.2003
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F42B 5/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK

(30) Priorität: 27.04.2002 DE 10218960

(71) Anmelder: Rheinmetall W & M GmbH
29345 Unterlüss (DE)

(72) Erfinder:
  • Niemeyer, Torsten
    29229 Celle (DE)
  • Kolodzey, Jürgen
    29328 Fassberg / Müden (DE)

(74) Vertreter: Dietrich, Barbara 
c/o Rheinmetall AG, Zentrale Patentabteilung, Rheinmetall Allee 1
40476 Düsseldorf
40476 Düsseldorf (DE)

   


(54) Patrone


(57) Die Erfindung betrifft eine Patrone mit einem Hülsenboden (1), in dem ein in den Innenraum der Patrone ragender Treibladungsanzünder (2; 2') befestigt ist, und mit mindestens einer in dem Innenraum der Patrone angeordneten elektronischen Baueinheit (9; 9'), wobei der Treibladungsanzünder (2;2') ein mit dem Hülsenboden (1) verbundenes Bodenstück (3; 3') und ein sich in Richtung der Längsachse (4) der Patrone daran anschließendes Anzündrohr (5) aufweist.
Um in die Patrone auf einfache Weise elektronische Baueinheiten (9; 9') zu integrieren, ohne daß hierzu wesentliche Änderungen der Patronenhülse erforderlich sind, schlägt die Erfindung vor, den für die Anzündung des Treibladungspulvers benötigten Treibladungsanzünder (2, 2') zum Träger der elektronischen Baueinheiten (9; 9') auszubilden.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Patrone mit einem Hülsenboden, in dem ein in den Innenraum der Patrone ragender Treibladungsanzünder befestigt ist, und mit mindestens einer in dem Innenraum der Patrone angeordneten elektronischen Baueinheit nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.

[0002] Eine derartige Patrone ist beispielsweise aus der DE 198 53 291 A1 bekannt. Bei dieser bekannten Patrone wird die elektronische Baueinheit (z.B. ein Munitionsdatenträger) an oder in dem Hülsenboden der entsprechenden Patrone angeordnet. Zur Kontaktierung der elektronischen Baueinheit mit waffenseitig angeordneten Elektroden ist an dem Hülsenboden außenseitig ein Ringkontakt vorgesehen, der über eine elektrisch leitende Durchführung mit der elektronischen Baueinheit verbunden ist.

[0003] Nachteilig ist bei dieser bekannten Patrone unter anderem, daß sie einen entsprechend aufwendig ausgestalteten Hülsenboden aufweist, der häufig nach Abschuß der entsprechenden Patrone nicht wiederverwendbar ist. Außerdem ergeben sich bei dieser Patrone Probleme, wenn zusätzlich zu der im Hülsenboden befindlichen elektronischen Baueinheit Temperatursensoren oder andere elektronische Bauteile mit dem Ringkontakt verbunden werden sollen, die sich im Inneren der Munition befinden.

[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Patrone der eingangs erwähnten Art anzugeben, bei der auf einfache Weise elektronische Baueinheiten integriert werden können, ohne daß hierzu wesentliche Änderungen an der Patronenhülse erforderlich sind.

[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.

[0006] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, den für die Anzündung des Treibladungspulvers benötigten (austauschbaren) Treibladungsanzünder zum Träger der elektronischen Baueinheit auszubilden. Dadurch ist eine einfache Laborierung der elektronischen Baueinheit möglich, weil diese bereits vor ihrem Einbau in die Patrone mit dem Treibladungsanzünder verbindbar ist. Außerdem können bereits vorhandene Munitionskomponenten weiter verwendet werden und der Treibladungsanzünder bleibt austauschbar.

[0007] Zur Realisierung der Erfindung ist in dem Bodenstück des Treibladungsanzünders oder in einem sich axial zum Anzündrohr hin an das Bodenstück anschließenden Bereich ein die Längsachse der Patrone ringförmig umschließender Elektronikbauraum vorgesehen, in dem die elektronischen Bauteile ebenfalls ringförmig angeordnet sind.

[0008] Zur Kontaktierung der in dem Elektronikbauraum angeordneten elektronischen Baueinheit mit waffenseitig vorgesehenen elektronischen und/oder elektrischen Baueinheiten ist in dem Bodenstück des Treibladungsanzünders mindestens eine axial durch das Bodenstück hindurchgeführte elektrische Leitung vorhanden, die an der Außenseite des Bodenstückes mit einem an diesem angeordneten äußeren Ringkontakt und innenseitig mit einem in dem Bauraum angeordneten Kontaktbereich verbunden ist. Die elektronische Baueinheit ist daher jederzeit von außen und damit auch für eine Neuprogrammierung im eingebauten Zustand zugänglich.

[0009] Bei einer ersten Ausführungsform der Erfindung ist der in dem Elektronikbauraum angeordnete Kontaktbereich ebenfalls als Ringkontakt ausgebildet, und die Kontaktierung der elektrischen Anschlüsse der elektronischen Baueinheit erfolgt über einen starren oder federbelasteten Kontaktstift.

[0010] Bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung besteht die durch das Bodenstück hindurchgeführte elektrische Leitung aus einem stangenförmigen Metallteil, welches auf seiner dem äußeren Ringkontakt zugewandten Seite mit einem konisch ausgebildeten Kopfteil und auf seiner dem Elektronikbauraum zugewandten Seite mit einem Gewinde versehen ist, wobei zur Fixierung des Metallteiles in dem Bodenstück eine Mutter aufgeschraubt ist.

[0011] Vorteilhafterweise ist die elektronische Baueinheit mit Hilfe des stangenförmigen Metallteiles und der Mutter an der entsprechenden Bauraumwand befestigbar.

[0012] Der Elektronikbauraum mit der darin befindlichen elektronischen Baueinheit kann z.B. mit einem Kunststoffmaterial vergossen sein.

[0013] Mit der an dem Treibladungsanzünder angeordneten elektronischen Baueinheit können z.B. über entlang des Treibladungsanzünders geführte elektrische Leitungen der im Inneren der Patronenhülse angeordnete Temperatursensor und/oder weitere elektronische Bauteile (bei tempierbarer Sprengmunition, z.B. der Zünder) verbunden werden.

[0014] Da der Elektronikbauraum direkt Kontakt zu dem Pulverbett besitzt, können die elektronischen Bauteile derart ausgestaltet werden, daß sie nach Schußabgabe unbrauchbar oder zerstört sind, so daß sich den Hülsenböden verschossener Patronen keinerlei Informationen über den Aufbau der ursprünglich verwendeten Elektronikkomponenten mehr entnehmen lassen.

[0015] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den folgenden anhand von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:

Fig.1 den Längsschnitt durch den Hülsenboden mit einem daran befestigten Treibladungsanzünder eines ersten Ausführungsbeispieles einer erfindungsgemäßen Patrone;

Fig.2 eine Draufsicht auf das Bodenstück des in Fig.1 dargestellten Treibladungsanzünders;

Fig.3 eine vergrößerte Ansicht des in Fig. 1 dargestellten Bodenstückes des Treibladungsanzünders;

Fig.4 den Längsschnitt durch den Hülsenboden mit einem daran befestigten Treibladungsanzünder eines zweiten Ausführungsbeispieles einer erfindungsgemäßen Patrone;

Fig.5 die Draufsicht auf das Bodenstück des in Fig.4 dargestellten Treibladungsanzünders;

Fig.6 eine vergrößerte Ansicht des in Fig.4 dargestellten Bodenstückes des Treibladungsanzünders.



[0016] In Fig. 1 ist mit 1 der Hülsenboden einer großkalibrigen Panzerpatrone bezeichnet, an dem ein in den Innenraum der Patrone ragender Treibladungsanzünder 2 befestigt ist. Der Treibladungsanzünder 2 setzt sich aus einem in den Hülsenboden 1 eingeschraubtes Bodenstück (einschließlich eines nicht separat bezeichneten Anzündstückes) 3 und ein sich in Richtung der Längsachse 4 der Patrone daran anschließendes Anzündrohr 5 zusammen. Waffenseitig ist der Treibladungsanzünder 2 mit einer schematisch angedeuteten Zündnadel 6 verbunden, über welche die zur Zündung des Treibladungsanzünders 2 erforderliche Energie zugeführt wird.

[0017] An das Bodenstück 3 des Treibladungsanzünders 2 schließt sich axial zum Anzündrohr 5 hin ein die Längsachse 4 ringförmig umschließender Elektronikbauraum 7 an. Die Wände dieses Elektronikbauraumes 7 werden einerseits durch einen vorderseitig an dem Bodenstück 3 befestigten Deckel 8, das Bodenstück 3 und den Hülsenboden 1 gebildet. In dem Elektronikbauraum 7 befindet sich eine ringförmig ausgebildete elektronische Baueinheit 9.

[0018] Zur Kontaktierung der in dem Elektronikbauraum 7 angeordneten elektronischen Baueinheit 9 mit waffenseitig angeordneten elektronischen und/oder elektrischen Baueinheiten sind in dem Bodenstück 3 des Treibladungsanzünders 2 zwei axial durch das Bodenstück 3 hindurchgeführte, stangenförmig ausgebildete, elektrischleitende Durchführungen 10 vorgesehen, die außen- und kontaktraumseitig mit jeweils einem Ringkontakt 11, 12 verbunden sind. Sowohl die Ringkontakte 11, 12 als auch die Durchführungen 10 sind gegenüber dem Bodenstück 3 mittels entsprechender Isolierstücke 13-15 (Fig.3) elektrisch isoliert angeordnet.

[0019] Dabei sind die Durchführungen 10 derart beschaffen, daß der äußere und der innere Ringkontakt 11, 12 miteinander verschraubt werden können, so daß die metallischen Ringkontakte 11, 12 gleichzeitig das Befestigungselement für die Isolierstücke 13-15 bilden und diese selber nicht mehr zusätzlich befestigt werden müssen.

[0020] Außenseitig drückt ein äußerer Kontaktstift 16 gegen den Ringkontakt 11 und schafft so die elektrische Verbindung zwischen der Patrone und der entsprechenden Waffe.

[0021] In dem Elektronikbauraum 7 ist ein innerer Kontaktstift 17 angeordnet, der gegen den inneren Ringkontakt 12 gedrückt wird. Dieses kann durch Verschrauben des Deckels 8 mit dem Hülsenboden 1 oder durch Aufpressen und/oder Verkleben des Deckels 8 mit dem Hülsenboden 1 unter Druck vorgenommen werden. Der innere Kontaktstift 17 wird in dem in Fig.3 dargestellten Ausführungsbeispiel mittels eines Federelementes 18 gegen den Ringkontakt 12 gepreßt. Er kann aber auch starr ausgebildet sein. Der innere Kontaktstift 17 ist elektrisch mit der z.B. für die Speicherung der Daten notwendigen elektronischen Baueinheit 9 verbunden.

[0022] Außerdem ist der Kontaktstift 17 mit einer Signalleitung 19 verbunden, die am Anzündrohr 5 z.B. über Klebebänder 20, Kabelbinder oder Schrumpfringe befestigt ist. Diese Signalleitung 19 ist sowohl mit einem am Ende 21 des Anzündrohres 5 angeordneten Temperatursensor 22 als auch mit weiteren, nicht dargestellten elektronischen oder mit Energie zu versorgenden Bauteilen verbunden.

[0023] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. So zeigen die Fig.4-6 ein weiteres Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Patrone, bei welcher der Elektronikbauraum 7' in dem Bodenstück 3' eines entsprechenden Treibladungsanzünders 2' angeordnet ist.

[0024] Bei diesem Ausführungsbeispiel ist die Verschraubung der stangenförmigen Durchführungen 10' durch ein vorderseitiges konisches Kopfteil 23 und eine Mutter 24 realisiert worden. Mit der Mutter 24 wird gleichzeitig die elektronische Baueinheit 9' befestigt. Von der Mutter 24 führt wiederum eine Signalleitung 19' zu weiteren elektronischen Komponenten. Der Elektronikbauraum 7' wird durch einen Deckel 25 verschlossen und abgedichtet und kann z.B. mit einem Kunststoffmaterial vergossen sein.

Bezugszeichenliste



[0025] 
1
Hülsenboden
2,2'
Treibladungsanzünder
3,3'
Bodenstück
4
Längsachse
5
Anzündrohr
6
Zündnadel
7,7'
Elektronikbauraum
8
Deckel
9,9'
elektronische Baueinheit
10,10'
Durchführung
11
äußerer Ringkontakt
12
kontaktraumseitiger-, innerer Ringkontakt
13-15
Isolierstücke
16
äußerer Kontaktstift
17
innerer Kontaktstift
18
Federelement
19,19'
Signalleitung
20
Klebeband
21
Ende (Anzündrohr)
22
Temperatursensor, Sensor
23
konisches Kopfteil
24
Mutter
25
Deckel



Ansprüche

1. Patrone mit einem Hülsenboden (1), in dem ein in den Innenraum der Patrone ragender Treibladungsanzünder (2; 2') befestigt ist, und mit mindestens einer in dem Innenraum der Patrone angeordneten elektronischen Baueinheit (9; 9'), wobei der Treibladungsanzünder (2;2') ein mit dem Hülsenboden (1) verbundenes Bodenstück (3; 3') und ein sich in Richtung der Längsachse (4) der Patrone daran anschließendes Anzündrohr (5) aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Bodenstück (3; 3') des Treibladungsanzünders (2; 2') oder in einem sich axial zum Anzündrohr (5) hin an das Bodenstück (3; 3') anschließenden Bereich ein die Längsachse (4) der Patrone ringförmig umschließender Elektronikbauraum (7; 7') vorgesehen ist, in dem die elektronische Baueinheit (9; 9') angeordnet ist.
 
2. Patrone nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Kontaktierung der in dem Elektronikbauraum (7; 7') angeordneten elektronischen Baueinheit (9; 9') mit waffenseitig angeordneten elektronischen und/oder elektrischen Baueinheiten in dem Bodenstück (3; 3') des Treibladungsanzünders (2; 2') mindestens eine axial durch das Bodenstück (3; 3') hindurchgeführte, elektrischleitende Durchführung (10; 10') vorgesehen ist, die an der Außenseite des Bodenstückes (3; 3') mit einem an diesem angeordneten äußeren Ringkontakt (11) und innenseitig mit einem in dem Elektronikbauraum (7; 7') angeordneten Kontaktbereich verbunden ist.
 
3. Patrone nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der in dem Elektronikbauraum (7) angeordnete Kontaktbereich ebenfalls als Ringkontakt (12) ausgebildet ist, und daß die Kontaktierung der elektrischen Anschlüsse der elektronischen Baueinheit über einen starren oder federbelasteten inneren Kontaktstift (17) erfolgt.
 
4. Patrone nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die durch das Bodenstück (3; 3') hindurchgeführte, elektrischleitende Durchführung (10; 10') aus einem stangenförmigen Metallteil besteht, welches auf seiner dem äußeren Ringkontakt (11) zugewandten Seite mit einem konisch ausgebildeten Kopfteil (23) und auf seiner dem Elektronikbauraum (7; 7') zugewandten Seite mit einem Gewinde versehen ist, auf welches zur Fixierung der Durchführung (10; 10') in dem Bodenstück (3; 3') eine Mutter (24) aufgeschraubt ist.
 
5. Patrone nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die elektronische Baueinheit (9; 9') mit Hilfe der stangenförmigen Durchführung (10; 10') und der Mutter (24) an der entsprechenden Bauraumwand befestigt ist.
 
6. Patrone nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Sensor (22) zur Ermittlung der Pulvereigenschaften an dem Anzündrohr (5) befestigt ist, welcher über eine Signalleitung (19; 19') mit der in dem Bauraum (7; 7') angeordneten elektronischen Baueinheit (9; 9') verbunden ist.
 
7. Patrone nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Elektronikbauraum (7; 7') mit der darin befindlichen elektronischen Baueinheit (9; 9') mit einem Kunststoffmaterial vergossen ist.
 




Zeichnung