[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von gemusterten Schlingenpol-,
Flor- oder Plüscherzeugnissen mit gewebter Grundware, wobei für die Ausbildung je
einer in Kettrichtung verlaufenden Reihe von Musterpunkten eine Gruppe von Polfäden
unterschiedlicher Farbe, den Herstellungsprozess begleitend, bereitgehalten wird und
wobei die jeweils zur Musterung ausgewählten Polfäden oder Polfadenabschnitte jeder
Polfadengruppe mittels Klemmgreifer oder Polfadenführer (z. B. Litze) mit mindestens
einem, eine Polschlinge aufspreizendem Element (z. B. Schussfaden, Greifer, Polplatine,
Rute, Lanzette mit Hilfsschussfaden) in Eingriff gebracht werden, wobei die auf diese
Weise aufgespreizte Polschlinge in mindestens einer gewebten Grundware fixiert wird
und wobei die fixierte Po!schlinge mit einem Teil ihrer Länge auf der Sichtseite schließlich
als Schlinge oder als Florschenkel aus der Grundware musterbildend hervorsteht.
[0002] Es ist allgemein bekannt (vgl. "Die Teppichindustrie" - Osswald, Verlag Melliand
Textilberichte, Heidelberg, 1965, Seite 55 ff /Gripper-Axminster/; Seite 77 ff /Rutenteppiche/;
Seite 103 ff /Doppelteppiche/; Seite 123 /Lanzettenteppiche/; Seite 184 ff Tuftingteppiche)
zur Ausbildung von in Kettrichtung verlaufenden Reihen von Musterpunkten jeder der
Grundwaren des Teppichgewebes in jedem Kettkurs eine mehr oder weniger umfangreiche
Gruppe von Polfäden zuzuordnen. Diese Polfäden der Gruppe werden - ausgewählt durch
einen Jacquardmechanismus (meist Jacquardmaschine) und geführt durch einen Greifer
oder durch eine den Polfaden führende Litze oder eine den Polfaden führende Nadel
- fachbildend vor einzutragende oder zwischen bereits eingebundene Schussfäden verbracht.
[0003] Die einzutragenden Schussfäden und damit auch die Polfäden werden mittels Bindekettfäden
an der sich ausbildenden Grundware fixiert. Die Polfäden mustern in jedem Kettkurs
und in jedem Polbildungszyklus einzeln. Sie werden vor jedem Polbildungszyklus als
Einzelfaden aus der Polfadengruppe neu ausgewählt. Die Farbe der Polfäden und damit
die Farbe für jeden Musterpunkt wird - durch den Designer vorgegeben - beim Färbevorgang
für jeden einzelnen Faden der Polfadengruppe vorbestimmt. Der Kanter der Web- oder
Tuftingmaschine wird dann mit entsprechenden Spulen, die Fäden mit vorbestimmten Farben
speichern, bestückt. Wird das Design des herzustellenden Teppichs geändert, sind andere,
angepasste farbige Fäden und entsprechende Spulen bereitzustellen und im Kanter auszutauschen.
[0004] Diese Arbeitsweise ist sehr arbeitsaufwändig, erfordert lange Maschinenstillstände
und führt zu hohen Materialverlusten. Das Patronieren des Steuerprogrammes ist sehr
aufwändig und muss für jede Teppicheinstellung (Rietteilung und Polreihendichte) wiederholt
werden.
[0005] Unter anderem durch die EP 1 046 734 ist es bekannt geworden, bei der Herstellung
jacquardgemusterter Teppiche auf Doppelteppichwebmaschinen in jedem Kettkurs zur Erzeugung
von zusätzlichen Mischfarben gleichzeitig zwei Polfäden einer Polfadengruppe zur Musterung
auszuwählen. Diese Maßnahme führte dazu, dass in einzelnen Musterbereichen eine höhere
Poldichte zu verzeichnen war. Zur Vermeidung von Qualitätsmängeln hat man deshalb
diese sog. symmetrische Musterung auf solche Musterbereiche beschränkt, die prozentual
nur einen sehr geringen Musteranteil aufwiesen. Die veränderte Poldichte kam somit
nicht oder nur im begrenzten Maß zur Wirkung.
[0006] Zur Erhöhung der Produktivität des Webens von einfarbigen Teppichen (UNI-Teppiche
oder -Plüsche) hat man die symmetrische Bindung - auch Polauf-Bindung genannt - verwendet
(s. Osswald, Seiten 119 bis 122). Diese Bindung wird hier an sog. UNI-Doppelteppichen
eingesetzt. Ein mustergemäßer Farbwechsel findet nicht statt. Die verschiedenfarbigen
Polfäden ergänzen einander in der Farboptik. Die verschiedenfarbigen Pole sind aus
einer Entfernung von etwa 1,5 Metern nicht mehr einzeln erkennbar und verschmelzen
zu einer neuen Farbe. Die Dichte der Polnoppen oder Schlingen ist über den gesamten
Teppichfonds nahezu gleich.
[0007] In der Flachweberei ist durch die DE 44 38 535 A1 ein Verfahren vorgeschlagen worden,
bei dem die Musterpunkte durch eine Kombination von drei unterschiedlichen Grundfarben:
Magenta, Cyan und Gelb sowie den Helligkeitsfarben: Schwarz und Weiß gebildet wurden.
Die Grundfarben sowie die Helligkeitsfarben werden chorweise als einzeln zur Fachbildung
heb- und senkbare Kettfäden angeboten und bereitgestellt. Vor jedem Schusseintrag
werden Kombinationen dieser Farben in das jeweils oberste Fach auf der Sichtseite
des Gewebes gebracht und damit der Farbcharakter des jeweiligen Musterpunktes festgelegt.
Die Zahl der Schusseinträge pro Musterpunkt wurde durch die Zahl der zu verdeckenden
Farben bestimmt. In Abhängigkeit von dem gewählten Farbton wurden erhebliche Teile
des Musterpunktes durch den einfarbigen, verdeckenden Schussfaden bestimmt. Diese
Tatsache führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Farbgestaltung, so dass sich
dieses Webprinzip nicht wie gewünscht bewähren konnte.
[0008] Mit dem EP 1 165 869 A1 wurde ein weiteres Verfahren zur Herstellung gemusterter
Glattgewebe vorgestellt. Das Prinzip dieses Webverfahrens beruht darauf, dass in sich
wiederholenden Zyklen Schussfäden in drei Grundfarben sowie Schüsse mit den Helligkeitsfarben
Schwarz und Weiß eingetragen wurden. Diese verschiedenfarbigen Schussfäden wurden
durch die Jacquardsteuerung einfarbiger Kettfäden innerhalb eines Musterpunktes abschnittsweise
abgedeckt, so dass die an der Oberfläche befindlichen Schussfäden den Farbcharakter
des Musterpunktes bestimmen konnten.
Nachteilig ist in diesem Fall, dass auch hier ein erheblicher Teil der verschiedenfarbigen
Schussfäden in jedem Musterpunkt durch einfarbige Kettfäden abgedeckt werden muss
und die verbleibenden farbigen Flächen deutlich kleiner sind als der gesamte Musterpunkt.
Der farbliche Charakter der Kettfäden bestimmt in hohem Maß das Farbbild des Musterpunktes
mit.
[0009] Alle diese Verfahren zur Herstellung von Geweben, deren Musterpunkte sich aus mehreren
farbigen Fäden zusammensetzen, waren insbesondere für die Teppichherstellung nicht
verwendbar. Das Abdecken von farbigen, nicht für die Farbgebung benötigter Fäden durch
Schuss- oder Kettfäden ist bei der Teppichherstellung nicht realisierbar, weil die
Ausbildung des Musters in einer von der Grundware, in der sich die Kettund Schussfäden
befinden, entfernten Ebene erfolgt. Im Übrigen lassen die bei den bekannten Verfahren
dominierenden einfarbigen, abdeckenden Schuss- oder Kettfäden im Musterpunkt eine
freie Farbwahl durch die Kombination von Fäden unterschiedlicher Farbe im Musterpunkt
nicht zu.
[0010] Die Bereitstellung von Fäden in sehr vielen Farbabstufungen ist teuer und sehr zeitaufwendig.
Eine extrem umfangreiche Lagerhaltung ist erforderlich. Der Zeitaufwand für des Austauschen
der Spulen bei einem Design-Wechsel ist hoch. Die Zahl der in einem Kanter unterzubringenden
Spulen ist begrenzt. Ebenso ist die Bereitstellung und Steuerung von den Herstellungsprozess
begleitenden Polfadengruppen mit zunehmender Fadenzahl schwieriger und schließlich
nicht mehr beherrschbar.
Auch die herkömmliche Mustervorbereitung ist nicht dazu geeignet, eine Vielzahl sehr
genau abgestufter Farben einzuordnen und die Jacquardmaschine entsprechend zu programmieren.
Zudem ist, wie bereits erwähnt, der Aufwand für das Erstellen von Steuerprogrammen
für die Mustersteuerung und deren Anpassung an andere Teppicheinstellungen sehr hoch.
[0011] Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren und ggf. eine Maschine zur Herstellung
farbiger jacquardgemusterter Schlingenpol- oder Florerzeugnissen mit gewebter Grundware
aufzuzeigen, bei dem die Musterpunkte - nach dem Beispiel der Flachweberei - ausschließlich
durch eine begrenzte Zahl wählbarer Polfäden von Grundfarben zusammengesetzt werden,
wobei die Musterpunkte möglichst klein gehalten und möglichst homogen mit vielen Farbabstufungen
gestaltet werden können. Der Aufwand für das Wechseln von Spulen im Kanter und die
Lagerhaltung von Spulen soll minimiert werden.
[0012] Ein weiterer Aspekt der Erfindung besteht darin, den Aufwand für die Gestaltung des
detaillierten, vielfarbigen Muster-Steuerprogrammes und dessen Anpassung an andere
Teppicheinstellungen zu reduzieren.
[0013] Diese Aufgabe wird insbesondere durch das Verfahren gemäß Anspruch 1 gelöst. Durch
den Einsatz von Polfadengruppen aus einer Mehrzahl von Grundfarben sowie aus zwei
Helligkeitsfarben, Schwarz und Weiß, schafft man die Voraussetzung, dass jede Farbe
durch eine Mischung mehrerer Farben, Helligkeiten und Fehlpolen gebildet werden kann.
Es stellt sich eine mittlere Dichte der Poldecke durch die durchschnittliche Zahl
und/oder Größe der Farbpunkte oder Picxel ein.
[0014] Die Definition der Größe der Musterpunkte - durch die Zahl der Kettkurse und durch
die Zahl der dazugehörigen, nacheinander ablaufenden Polbildungszyklen - macht es
möglich, dass die Zusammenstellung der Musterpunkte durch unterschiedliche Farbpunkte
einerseits räumlich definiert werden kann und andererseits die Basis für die Umwandlung
der in einer bestimmten Farbe vorgegebenen Musterpunkte in Polbindungsprogrammen,
deren Farbwert der bestimmten Farbe am nächsten kommt, schafft.
[0015] Je größer die Zahl der einen Musterpunkt gestaltenden Kettkurse und/oder Polbildungszyklen
ist, um so bessere Möglichkeiten gibt es für die Abstufungen der möglichen Mischfarben.
Andererseits ermöglicht eine ausreichende Zahl von Abstufungen der Farben bei möglichst
kleinen Musterpunkten eine bessere Abstufung im Bereich von Konturen. Der kleinste
Musterpunkt wird durch einen einzigen Kettkurs und einen Polbindungszyklus bestimmt,
wobei eine Farbmischung nur dann erreichbar ist, wenn nur einzelne Polfadenschenkel
jeder ausgewählten Grund- oder Helligkeitsfarbe in einem Musterpunkt aktiviert werden.
[0016] Die Tatsache, dass ausschließlich die freien Polschenkel oder Polhenkel an der Musterung
beteiligt sind, beseitigt die Einflüsse der Kett- oder Schussfäden auf die Farbe des
Musterpunktes. Es wird mit diesem Verfahren erstmals möglich, ein jacquardgemustertes
Flächengebilde mit Schlingen oder Flor an der Oberfläche ausschließlich aus Grundund
Helligkeitsfarben nahezu beliebig zusammenzusetzen. Der Begriff Grundfarben ist dabei
nicht auf bestimmte, vielleicht durch Standards definierte Grundfarben beschränkt.
Es können Gruppen von auf dem Farbkreis (z. B. Osswald) verteilten Farben sein, die
geeignet sind, durch Mischung ein möglichst großes Farbspektrum zu erzielen.
[0017] Die Modifikation der Arbeitsweise zur Herstellung eines Gewebes nach einer digital
erfassten Mustervorlage gemäß Anspruch 2 macht die Verfahrensweise nach Anspruch 1
auch ökonomisch sehr attraktiv.
[0018] Mit der Ermittlung und Definition der mittleren Farbwerte der auf der Webmaschine
realisierbaren Musterpunkte und der Umwandlung dieser Farbwerte in entsprechende Polbindungsprogramme
(deren Farbwert den bestimmten, mittleren Farbwerten am nächsten kommt) für diese
Musterpunkte wird es möglich, ausgehend von einem elektronisch speicherfähigem Bild,
auschließlich durch eine entsprechende Verarbeitung der Bilddaten mittels Computer,
die Jacquardmaschine dann so zu steuern, dass ein annähernd natürliches Wiedergeben
dieses Bildes auf dem fertigen Teppich möglich wird.
[0019] Die Ausführung der Verfahrensschritte nach Anspruch 1 oder Anspruch 2 lässt sich
- gemäß Anspruch 3 - auf nahezu allen Webmaschinen realisieren, bei denen die mittels
Jacquardmaschine ausgewählten Polfäden durch Litzen oder Greifer fachbildend vor einen
anzuschlagenden Schussfaden gebracht werden.
[0020] An Axminster-Webmaschinen können u. U. den Greifern gleichzeitig zwei unterschiedlich
wählbare Pofäden dargeboten werden. Diese bilden dann gemeinsam einen Polhenkel. Mehrere,
einem Musterpunkt zugeordnete Greifer können einmal oder mehrmals zur Vervollständigung
des Musterpunktes wirksam gesteuert werden.
[0021] An Tuftingmaschinen kann man die Lieferung der Polfäden oder auch die Aktivierung
der einzelnen Tuftignadeln nach dem genannten Prinzip steuern.
[0022] An Rutenwebmaschinen und an Doppelteppich- oder Doppelflorwebmaschinen sowie an Lanzettenwebmaschinen
werden die Litzen in üblicher Weise durch die Jacquardmaschine gesteuert. In Abhängigkeit
von der Größe der verwendeten Musterpunkte und der verwendeten Grundfarben kann eine
sehr große Zahl von Farben zusammengestellt werden, ohne dass ein designbedingtes
Auswechseln von Spulen im Kanter nötig wäre.
[0023] Mit besonderem Vorteil lassen sich gemäß Anspruch 4 solche Gewebe mustern, bei denen
die Polfäden der Polfadengruppen als sog. Totpole im Grundgewebe eingebunden, den
Webprozess begleitend für die Musterung bereit gehalten und sonst aber als Einheit
(tote Chore oder Totpole) verborgen werden.
[0024] Besonders vorteilhaft ist die Anwendung des Verfahrens auf Doppelfloroder Doppelteppichwebmaschinen
gemäß Anspruch 5. Die Grundfäden - z. B. Rot, Grün und Blau; die inversen Grundfarben,
sowie die Helligkeitsfäden Schwarz und Weiß können hier den oberen und unteren Grundwaren
kettkursweise fest zugeordnet werden. Die Zahl der verfügbaren Farben wird damit ohne
wesentliche Veränderung der Zahl der Totpole deutlich erhöht.
[0025] Es ist zweckmäßig - gemäß Anspruch 6 - die Musterpunkte über zwei Kettkurse und mindestens
zwei Polbindungszyklen zu erstrecken und die jeweils ausgewählten Polfäden so anzuordnen,
dass sie innerhalb eines Musterpunktes die Farben schachbrettartig oder besser diagonal
zusammenstellen. Dadurch kann eine Reihigkeit insbesondere bei größeren einfarbigen
Musterpunkten bzw. Flächen vermieden werden.
[0026] Durch die Anbindung der musternden Polhenkel an Rückenschüsse und Innenschüsse der
gleichen Ware - nach Anspruch 7 - wird die Verfügbarkeit kombinierbarer Polfäden deutlich
erhöht.
[0027] Mit der Wahl unterschiedlicher Bindungsabschnitte für die Scheitel der Polhenkel
- nach Anspruch 8 und Anspruch 9 - kann gewährleistet werden, dass die beiden Schenkel
eines Polhenkels entweder im gleichen Musterpunkt, in aufeinander folgenden Musterpunkten
oder in beliebig voneinander entfernten Musterpunkten einzeln abrufbar sind.
[0028] Die Bindungszyklen von Polfäden können gemäß Anspruch 10 hinsichtlich der Einbeziehung
von Rücken- und Innenschüssen zum Aufspreizen von Polhenkeln sehr unterschiedlich
gewählt werden, so dass weitere Varianten zur Gestaltung der Polbindungsprogramme
in einem Musterpunkt wirksam werden.
[0029] Das Aktivieren und das Deaktivieren von musternden Polfäden kann nach unterschiedlichen
bekannten Verfahrensweisen gestaltet werden. Man kann den Polbindungsprogrammen der
Musterpunkte solche, der Aktivierung bzw. der Deaktivierung dienenden Programmabschnitte,
den Polbindungsprogrammen voranstellen, in sie einbinden und oder ihnen nachordnen
(Anspruch 11). Die vorangestellten und nachgeordneten Aktivierungs- oder Deaktivierungsabschnitte
werden nicht automatisch Bestandteile der Polbindungsprogramme. Sie werden automatisch
hinzugefügt, wenn zwischen aufeinander folgenden Musterpunkten Farbwechsel nötig werden.
[0030] Der Gestaltung der Polbindungsprogramme sind auch hinsichtlich der Bindungsgestaltung
keine Grenzen gesetzt. Gemäß Anspruch 12 lassen sich auch Bindungen aus Schlingen
und/oder Florschenkeln innerhalb von Musterpunkten und in aufeinander folgenden Musterpunkten
kombiniert einsetzen (Vgl. EP 1 046 734 A2).
[0031] Eine besonders praktische Arbeitsweise nach dem vorgestellten erfindungsgemäßen Verfahren
lässt sich mit einer Textilmaschine, insbesondere mit einer Webmaschine zur Herstellung
von gemusterten Schlingenpol- oder Florerzeugnissen realisieren, die mit einem Scanner
oder einer Kamera zur Erfassung optischer Konstellationen und mit Mitteln zur digitalen
Aufbereitung der Bildelemente ausgestattet ist.
[0032] Das aufgenommene Bild kann auch die bisher üblichen Musterspeicher ersetzen. Der
an Webmaschinen übliche Steuerrechner kann bei der heute verfügbaren Rechnerkapazität
die Wandlung oder Übersetzung der ermittelten mittleren Farbwerte der Musterpunkte
in digitale Steuerbefehle für Polbindungsprogramme auch bei hohen Arbeitsgeschwindigkeiten
realisieren. Zweckmäßiger erscheint es jedoch zu sein, das Polbindungsprogramm für
das gesamte Muster vorab zu erstelien, zu kontrollieren und dann für den Arbeitsprozess
abrufbar zu speichern.
[0033] Die Erfindung soll anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert werden. In den
dazu gehörigen Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1a, Fig. 1b
- die Zuordnung der unterschiedlich farbigen Polfäden zur Oberware bzw. Unterware für
Musterpunkte, die sich über zwei Kettkurse erstrecken, in einer schematischen Darstellung,
- Fig. 1c
- die schematische Darstellung eines Musterpunktes (z. B. einer Oberware), der sich
über zwei Kettkurse und zwei Polbindungszyklen erstreckt,
- Fig. 1d
- eine Schnittdarstellung des ersten Kettkurses in einer Ansicht von links in Fig. 1c,
- Fig. 1e
- eine Darstellung analog Fig. 1d für den zweiten Kettkurs der Fig. 1c,
- Fig. 2a, Fig. 2b
- die Aufteilung der Polfäden in einem Kettkurs,
- Fig. 2c
- eine Darstellung analog Fig. 1c mit einem Musterpunkt, der sich über einen Kettkurs
und einen Polbindungszyklus erstreckt,
- Fig. 2d
- eine schematische Darstellung des Polfadenverlaufes beim Doppelteppichweben bei der
Gestaltung des Musterpunktes nach Fig. 2c,
- Fig. 3a bis Fig. 3d
- eine analoge Darstellung zur Fig. 2, bei der sich jedoch der Musterpunkt in Kettrichtung
über zwei Po!bindungzyklen erstreckt,
- Fig. 4a bis Fig. 4d
- eine Darstellung analog Fig. 2, bei der sich jedoch der Musterpunkt über drei Kettkurse
und vier Schusseintragszyklen erstreckt, in Fig. 4d ist der Polfadenverlauf für den
ersten Kettkurs angegeben,
- Fig. 5
- kombinierfähige Bindungsabschnitte der Polfäden an Doppelteppichwebmaschinen, die
zu Polbindungsprogrammen zusammenfügbar sind,
- Fig. 6
- Grundbindungen pro Farbe und Musterpunkt, die in Abhängigkeit von der Häufigkeit der
Polschenkel einer Grund- oder Helligkeitsfarbe pro Musterpunkt abrufbar sind,
- Fig. 7
- einen Querschnitt durch ein Bouclé-Gewebe, bei dem pro Kettkurs und Musterpunkt mindestens
vier Polfäden gleichzeitig musternd verfügbar sind,
- Fig. 8
- einen Querschnitt durch ein Axminster-Gewebe, bei dessen Herstellung dem Greifer für
die Polhenkel gleichzeitig zwei vorlegbare Polfäden mustergemäß dargeboten werden
und
- Fig. 9
- ein Blockschaltbild zur Erläuterung des Verfahrensablaufes bei der Erstellung des
Muster-Steuerungsprogrammes für ein komplettes Muster eines Erzeugnisses.
[0034] Obwohl sich die vorliegende Erfindung generell auf Textilmaschinen zur Herstellung
von Schlingenpol-, Flor- oder Plüscherzeugnissen mit gewebter Grundware erstreckt,
soll das vorliegende Ausführungsbeispiel sich auf die produktivste Webtechnologie
für solche Erzeugnisse, nämlich das Doppelteppichweben (Fig. 1 bis 6), beschränken.
Nur die Fig. 7 und die Fig. 8 zeigen schematische Darstellungen von Bouclé- und Axminstergeweben.
[0035] An Doppelteppichwebmaschinen werden die für die Gestaltung der Musterpunkte erforderlichen
Gruppen von Polfäden in zwei Grundwaren - nämlich in die Oberware OW und in die Unterware
UW - eingebunden. Es können wahlweise Totpole der Oberware OW und der Unterware UW
zum Zweck der Musterung ausgewählt werden. Der jeweils musternde Polfaden wird dabei
mit Hilfe jacquardgesteuerter Litzen derart vor die einzutragenden Schussfäden RS,
IS gebracht, dass die Polfäden wechselweise von Schussfäden RS, IS der Oberware OW
und in der Unterware UW abgebunden werden. Das Abbinden der Schussfäden RS, IS erfolgt
in üblicher Weise durch die ebenfalls, an der Fachbildung beteiligte ein- oder zweifädige
Bindekette BK. Die Anwesenheit einer Füllkette FK ist in jeder Grundware empfehlenswert.
Die musternden Polfäden werden durch die Schussfäden RS, IS von Oberware OW und Unterware
UW aufgespannt. Das fertige Doppelpolgewebe wird mittig zwischen den Grundwaren durch
das Trennen der Polschenkel geteilt, so dass schließlich zwei spiegelbildliche Teppiche
verfügbar sind.
[0036] Mit dem Ziel, ein Teppichgewebe aus Mischfarben zu gestalten und dabei eine sehr
große Zahl von Farbwerten, verteilt über die gesamte Farbskala, verfügbar zu haben,
werden nach dem Beispiel des Mehrfarbendruckes Fäden verwendet, die z. B. aus den
Grundfarben RGB und/oder MYC bestehen. Zusätzlich werden sog. Helligkeitsfarben, hier
Schwarz S und Weiß W, verwendet.
[0037] An Doppelteppichwebmaschinen werden vorzugsweise die Grundfarben: Rot R, Grün G und
Blau B zusammen mit einem Helligkeitsfaden Schwarz S in die Oberware OW a!s Totpole
eingefügt (Fig. 1a). In der Unterware sind im ersten Kettkurs KK die inversen Grundfarben:
Magenta M, Gelb Y, Cyan C zusammen mit dem Helligkeitsfaden Weiß W als Totpol eingeordnet
(Fig. 1b).
[0038] In dem jeweils benachbarten, zweiten Kettkurs KK sind die Totpolzuordnungen in Ober-
und Unterware OW, UW gegenüber dem ersten Kettkurs KK vertauscht. Die Polfäden beider
Kettkurse - 1. KK und 2. KK - bilden eine Gruppe von Polfäden GP für die Herstellung
einer in Kettrichtung verlaufenden Reihe von Musterpunkten.
[0039] In Fig. 1c ist ein Auswahlbeispiel für einen Musterpunkt MS/MK einer Oberware dargestellt.
Der Musterpunkt MS/MK erstreckt sich über zwei Kettkurse KK und zwei Polbildungszyklen
PZ. Ein Polbindungszyklus PZ besteht in diesem Fall aus zwei Schusseintragszyklen.
Der musternde Polfaden bewegt sich während eines Polbindungszyklus PZ z. B. von der
Oberware OW in die Unterware UW und wieder in die Oberware OW zurück (vgl. Fig. 6,
Bindungsbeispie! links außen).
[0040] Wie wir erkennen können, setzt sich der Musterpunkt MS/MK - hier einer Oberware -
aus sechzehn verschiedenen Querschnitten von Polschenkelfäden unterschiedlicher Farbe
zusammen. In jedem Kettkurs sind gleichzeitig mindestens zwei Polfäden zur Musterung
aktiviert. Die Polfäden können nach jedem Polbildungszyklus PZ neu ausgewählt werden.
Sie bilden in dem vorliegenden Fall innerhalb eines Polbildungszyklus PZ jeweils zwei
Polschenkel aus.
[0041] Die linken Polfäden R, sind im ersten Kettkurs KK durch die Rückenschüsse RS (RSA,
RSV, RSE) gebunden, während die rechts in einem Kettkurs gezeigten Polfäden über Innenschüsse
IS mustern. Zur Darstellung dieser Bindung wird in den Fig. 1c, 2c, 3c und 4c jeweils
nur die Bindungsweise der Oberware OW dargestellt. Dabei wird die Bindung durch Rückenschüsse
RS durch ein schraffiertes Symbol RSV, RSA; RSE und die Bindung durch Innenschüsse
IS durch ein leeres Vierecksymbol ISV; ISA; ISE dargestellt.
[0042] Wird ein Polfaden im Bereich der Abbindung gewechselt, dann ist der neu musternde
Polfaden nur durch ein halbes Symbol - RSA für einen neu mit der Musterung beginnenden
Polfaden und RSE für einen letztmalig bindenden, musternden Polfaden gekennzeichnet.
In gleicher Weise wird auch der Wechsel im Bereich von Innenschüssen IS schematisch
durch Symbole ISV; ISA; ISE dargestellt.
[0043] In der Fig. 1d ist ein Querschnitt durch eine Oberware im ersten Kettkurs KK dargestellt.
Das Bild der geschnittenen Polschenkel des ersten Kettkurses 1. KK wird von der Seite
gezeigt. Die Farben der einzelnen Polfäden sind durch bestimmte Linienformen gemäß
der Legende, die rechts oben gezeigt ist, dargestellt.
[0044] Wir erkennen in Fig. 1d frontseitig die roten Musterpixcel R als Polschenkel, die
sämtlich über Rückenschüsse RS binden. Im ersten Polbildungszyklus 1. PZ ist der dahinter
liegende gelbe Faden Y dargestellt, der über einen Innenschuss IS bindet. Im folgenden
Polbildungszyklus 2. PZ bindet neben dem über Rückenschüsse RSV und RSE bindenden
roten Polfaden R ein weißer Polfaden W über den Innenschuss IS.
[0045] Im zweiten Kettkurs 2. KK, dargestelit in Fig. 1e, erkennen wir zunächst den über
den Rückenschuss RS im ersten Polbindungszyklus 1. PZ bindenden Magenta-Faden und
im zweiten Polbindungszyklus 2. PZ die gelben Y-Fäden. Der zweite musternde Polfaden
- Weiß W - im ersten Polbindungszyklus 1. PZ stammt hier aus der gleichen Grundware
wie der Magenta-Faden und bindet daher auch in der gleichen Weise über Rückenschüsse
RSA und RSE. Der Innenschuss IS trägt hier keinen Polfaden. Im folgenden, zweiten
Polbindungszyklus PZ mustert jedoch parallel zum gelben Polfaden Y der rote Faden
R aus der Unterware. Letzterer (R) bindet über den Innenschuss ISV und bildet einen
geschlossenen Polhenkel.
[0046] Die Fig. 2 ist in ihrer Struktur ebenso aufgebaut wie Fig. 1. Hier umfasst der Musterpunkt
MS'/MK' jedoch nur einen Kettkurs und einen einzigen Polbindungszyklus PZ. Vom Stand
der Technik unterscheidet sich diese Variante dadurch, dass innerhalb des Musterpunktes
MS'/MK' vier verschiedene Polfäden nur mit jeweils einem Polschenkel an der Musterbildung
beteiligt sind (Vgl. Fig. 2c).
[0047] Bereits durch die in Abhängigkeit von der Bindung möglichen Kombinationen lassen
sich sehr viele verschiedene Farbwerte in einem sehr kleinen Musterpunkt darstellen.
Die Bindung des Doppelteppichgewebes, die zu dem Musterpunkt MS'/MK' (Fig 2c) der
Oberware führt, ist schematisch in Fig. 2d dargestellt. Die an der Bildung des Musterpunktes
beteiligten Polfäden der Gruppe von Polfäden GP' wechseln erst in einem der nächsten
Musterpunkte wieder zurück in ihre Ausgangsware. Dieser Musterpunkt MS'/MK' ist der
kleinste durch Farbmischung
[0048] Eine Möglichkeit zur Vergrößerung der Farbvielfalt wird bereits durch die Verfahrensweise
nach Fig. 3 aufgezeigt. Hier wird für einen Musterpunkt MS"/MK" ebenfalls nur in einem
Kettkurs KK" gemustert. Es steht eine Gruppe von Polfäden GP" für jede Reihe von Musterpunkten
MS/MK in Kettrichtung zur Verfügung. Der Musterpunkt MS"/MK" wird jedoch in zwei aufeinander
folgenden Polbindungszyklen PZ ausgeformt. Dadurch ergibt sich bereits eine deutlich
höhere Farbanzahl als bei der Ausführung nach Fig. 2c.
[0049] Die für den üblichen Gebrauch größte Farbanzahl pro Musterpunkt wird in Fig. 4 gezeigt.
Dieser Musterpunkt MS'"/MK'" erstreckt sich über drei Kettkurse KK und vier Polbindungszyklen
PZ. Eine Polfadengruppe GP" wird durch die Polfäden von drei Kettkursen 1. KK, 2.
KK, 3. KK gebildet. Es stehen pro Musterpunkt insgesamt achtundvierzig Polschenkelquerschnitte
zur Verfügung. Ein solcher Musterpunkt MS"'/MK"' hat bei einer üblichen Feinheit der
Webmaschine und einer üblichen Schussdichte Abmessungen von 6 mm * 3 mm. Einen quadratischen
Musterpunkt von 6 mm *6 mm könnte man z. B. mit drei Kettkursen KK und acht Polbindungszyklen
PZ erreichen.
[0050] Es ist auch denkbar, innerhalb eines Bildes unterschiedliche Bereiche mit unterschiedlichem
Raster aufzubereiten. Soweit diese sich zu einem lückenlosen Programmkomplex vereinigen
lassen.
[0051] Aus einem Augenabstand von etwa 1,50 m sind die einzelnen Polschenkelquerschnitte
nicht mehr einzeln erkennbar. Ein Musterpunkt der genannten Größe scheint dann einen
mittleren Farbwert zu besitzen.
[0052] Bei solchen Musterpunkten muss auch nicht jeder Polhenkelplatz besetzt sein. Anstelle
einer gewählten Farbe kann man auch Fehlstellen einfügen. Die unterschiedliche Dichte
gleicht sich innerhalb mehrerer Musterpunkte regelmäßig wieder aus.
[0053] In Abhängigkeit von den jeweiligen verfügbaren Bindungen einer Webmaschine und von
den Auswahlmöglichkeiten der Jacquardmaschine lassen sich pro Musterpunkt sehr viele
Mischfarben in feiner Abstufung erzeugen. Die Polbindungsprogramme für einen Musterpunkt
mit einem bestimmten Farbwert werden zweckmäßigerweise vorab festgelegt und über einen
nahe kommenden Farbwert abrufbar gespeichert.
[0054] Die Verfahrensweise zur Erzeugung eines derartigen Musters mit praktisch unendlich
vielen Farbabstufungen wird im Folgenden anhand der Fig. 9 beschrieben. Für das Erfassen
eines Bildes stehen vorzugsweise eine Kamera 12 oder ein Scanner 11 zur Verfügung.
Sie können ein farbiges Bild digital erfassen und in dem Bildspeicher 1 ablegen. Das
gespeicherte Bild wird auf dem Monitor 33 als Bild 33a widergegeben.
[0055] In Abhängigkeit von den Daten der Webmaschine (Dichte der Kettkurse und die gewünschte
und mögliche Schussdichte) wird in Abstimmung mit dem Kunden, der Wünsche zur Größe
der Musterpunkte äußern kann, eine Matrix über das Bild gelegt. Grundformen der Matrix
können in einem Speicher 2 abrufbar bereitgehalten werden.
[0056] Für jeden Musterpunkt (die Größe der Musterpunkte kann auch unterschiedlich gestaltet
werden) wird dann ein separater durchschnittlicher Farbwert ermittelt. Diese durchschnittlichen
Farbwerte - bezogen auf die Musterpunkte MS/ MK - können auf dem Bildschirm 33b einzeln
oder in unterschiedlicher Auflösung für größere Bereiche des Bildes - sichtbar gemacht
werden.
[0057] Zur Vorbereitung eines Steuerprogrammes 6 der Webmaschine 7, insbesondere der Jacquardmaschine,
wird für jeden Farbwert ein vorher zusammengestelltes und gespeicherte Polbindungsprogramm
PP für einen solchen Musterpunkt MS/MK gespeichert - Speicher 4. Die Daten über den
mittleren Farbwert werden mit den Farbwerten der Polbindungsprogramme PP verglichen.
Das Polbindungsprogramm PP mit dem nächstliegenden Farbwert ersetzt im Speicher 6
die Daten für den mittleren Farbwert. Auf diese Weise entsteht ein im Speicher ablegbares
Mustersteuerprogramm 6 für das gesamte Muster oder Bild. Mit Hilfe des Mustersteuerprogrammes
kann die Webmaschine 7 bzw. deren Jacquardmaschine während des Webprozesses gesteuert
werden.
[0058] Die Polbindungsprogramme PP für Musterpunkte MS/MK besitzen für die Steuerung des
Musters zunächst nur die Abschnitte des Programmes, die tatsächlich zur Bildung musternder
Polfadenschenkel notwendig sind. Werden bisher musternde Polfäden in die Totpolfadenschar
überführt oder werden an irgend einer Stelle im Muster zusätzliche neu musternde Polfäden
benötigt, dann werden diese mit Hilfe von Aktivierungsabschnitten AA und Deaktivierungsbindungsabschnitten
DA dem Polbindungsprogramm an- oder eingefügt (vgl. Fig 5).
[0059] Vor- oder nachgeordnete Aktivierungs- AA und Deaktivierungsbindungsabschnitte DA
werden den vorangehenden Polbindungsprogrammen PP oder den folgenden Polbindungsprogrammen
PP zugeordnet.
[0060] Das so ergänzte Mustersteuerprogramm wird sodann gespeichert und kann beliebig oft
abgearbeitet werden. Zur Kontrolle des Polbindungsprogrammes für komplette Muster
- Muster-Steuerungsprogramm 6 - kann man mittels Rechnerprogramm aus den einzelnen
Polbildungsprogrammen PP auch das real erreichbare Farbbild 33c nochmals am Bildschirm
darstellen und ggf. manuell Korrekturen ausführen. Bei diesen Korrekturen können gezielt
für bestimmte Musterpunkte oder Musterpunktgruppen andere Polbildungsprogramme PP
eingefügt werden.
[0061] Zur rationellen Erstellung von Polbindungsprogrammen PP kann man sich einzelner Bindungsprogram
mabschnitte bedienen, die abrufbar gespeichert sind. Grundbindungsabschnitte dafür
sind in Fig. 5 in einer nicht vollständigen Auswahl dargestellt. Ein solcher Speicher
sollte vor allem auch Aktivierungs- AA und Deaktivierungsbindungsabschnitte DA umfassen.
Der Speicher sollte aber auch Polhenkelvarianten enthalten, die unterschiedliche Schussanbindungen
in Ober- und/oder Unterware beinhalten. Unterschiedliche Varianten sollten auch für
unterschiedliche Scheitelgestaltungen der Polhenkel vorgesehen werden, so dass man
die Rückkehr des Polfadens in die Ausgangsware (dort wo der Poifaden regelmäßig als
Totpol bindet) programmieren kann.
[0062] Eine weitere Rationalisierung der Gestaltung der Polbindungsprogramme ermöglichen
Grundbindungsprogramme für bestimmte Erstreckungen einzelner Polfäden der Musterpunkte
MS/MK in Kettrichtung MK Beispiele dafür zeigt Fig. 6.
[0063] Mit dieser Arbeitsweise kann man mit der verfügbaren Rechentechnik aus digital vorliegenden,
gespeicherten Bildern in sehr kurzer Zeit weitgehend naturgetreue Abbildungen auf
der Teppichoberfläche herstellen. Es ist möglich, Fotos auf dem Polgewebe mit ansprechender
Genauigkeit - hinsichtlich Gestalt und Farbe - wiederzugeben.
[0064] Wie eingangs erwähnt, lässt sich das Prinzip der Warengestaltung auch mit anderen
Webverfahren realisieren. Die dazu erforderlichen technischen Mittel sind jedoch der
Arbeitsweise der jeweiligen Maschine anzupassen.
[0065] In Fig. 7 ist der Querschnitt eines sog. falschen Bouclé-Gewebes gezeigt, bei dem
die geschlossenen Polhenkel über einen dicken Schussfaden aufgespreizt werden. Ein
Musterpunkt sollte bei derartigen Waren aus zwei Kettkursen und zwei Polbindungszyklen
bestehen. Es scheint u. a. aus Gründen der Preisgestaltung zweckmäßig zu sein, bei
diesem Webverfahren nur mit einer Sorte von Grundfäden R, G, B oder M, Y, C und den
beiden Helligkeitsfarben Schwarz S und Weiß W zu arbeiten. In jedem Polbildungszyklus
können wahlweise ein oder zwei Polfäden gleichzeitig zur Musterung ausgewählt werden.
Ob es möglich ist, einen dritten Polfaden mit auszuwählen, bleibt entsprechenden Versuchen
überlassen.
[0066] Anstelle der dicken Schussfäden können bei dieser Arbeitsweise die Pole auch durch
Ruten gespreizt werden, die nach Abschluss des Webvorganges wieder entfernt werden.
Diese Ruten können in üblicher Weise auch als Schneidruten ausgebildet werden, wodurch
man eine gemusterte Flordecke erhält.
[0067] Das genannte Verfahren lässt sich natürlich auch auf Doppelteppichwebmaschinen herstellen,
die zum Aufspreizen der schlingenförmigen Polhenkel jeder Ware, der Oberware und der
Unterware, Lanzetten mit Hilfsschussfäden verwenden (vgl. DD 254 035 A1).
[0068] Eine weitere Anwendungsmöglichkeit wird an Axminster-Webmaschinen gesehen - Fig.
8. An diesen Maschinen werden die Polfäden mittels bewegbarer Greifer aus einer Aufnahmeposition
in eine sog. Einlegeposition bewegt. Zur Realisierung des vorliegenden Verfahrens
können dem Greifer in der Darbietungsposition z. B. gleichzeitig bis zu zwei frei
wählbare Polfäden zum Erfassen vorgelegt werden. Zu diesem Zweck müssten jedem Greifer
zwei Vorlagep!atinen mit allen Fäden des Chores unabhängig voneinander steuerbar zugeordnet
werden, so dass jeder Greifer beliebige Farbkombinationen aus zwei Fäden erfassen
kann. Der übrige Webvorgang erfolgt in üblicher Weise.
[0069] Unabhängig davon lassen sich bei dem genannten Verfahren auch in der bisher üblichen
Arbeitsweise durch die Zuordnung mehrerer Kettkurse und mehrerer Polbindungszyklen
zu einem Musterpunkt ansprechende Mischfarben zusammenstellen.
Bezugszeichenliste
[0070]
- R
- Polfaden - Rot
- G
- Polfaden - Grün
- B
- Polfaden - Blau
- RGB
- Grundfarben
- C
- Polfaden - Cyan
- M
- Polfaden - Magenta
- Y
- Polfaden - Gelb
- MYC
- inverse Grundfarben
- S
- Schwarz
- W
- Weiß
- S,W
- Helligkeitsfarben
- OW
- Oberware
- UW
- Unterware
- KK
- Kettkurs
- PZ
- Polbindungszyklus (kürzester Bindungsabschnitt für einen musternden Polhenkel)
- MS
- Musterpunkt - Erstreckung in Schussrichtung
- MK
- Musterpunkt - Erstreckung in Kettrichtung
- MS/MK
- Musterpunkt (als Fläche)
- RS
- Rückenschuss
- RSV
- Rückenschuss-Symbol- (fixiert zwei Polschenke! eines Polfadens)
- RSA
- Rückenschuss-Symbol - (fixiert den Polschenkel, der mit der Musterung beginnt)
- RSE
- Rückenschuss-Symbol - (fixiert den Polschenkel, der die Musterung beendet)
- IS
- Innenschuss
- ISV
- Innenschuss-Symbol - (fixiert zwei Polschenkel eines Polfadens)
- ISA
- Innenschuss-Symbol - (fixiert den Polschenkel, der mit der Musterung beginnt)
- ISE
- Innenschuss-Symbol - (fixiert den Polschenkel, der die Musterung beendet)
- FS
- Füllschuss
- FK
- Füllkette
- BK
- Bindekette
- T
- Totpolgruppe (einer Grundware)
- CH
- Polfäden pro Kettkurs
- GP, GP', GP" GP"'
- Polfadengruppe/Gruppe von Polfäden
- PP
- Polbindungsprogramm
(Bindungsprogramm der musternden Polfäden zur Herstellung eines Musterpunktes - ohne
vorangestellten oder nachgeordneten Aktivierungs- bzw. Deaktivierungsabschnitt)
- AA
- Aktivierungsabschnitt (Programm zur Aktivierung eines Polfades aus dem Totpolverband
bis zum Beginn des Musterns)
- DA
- Deaktivierungsabschnitt (Programm zur Deaktivierung eines Polfades von der letzten
Position des Musterns bis zur Integrierung in den Totpolverband)
- SA
- Scheitelbindungsabschnitt (Programm zur Steuerung der Polfäden im Scheitelbereich
eines Polhenkels über einen oder mehrere Polbildungszyklen)
- 1
- Bildspeicher, digital
- 11
- Scanner
- 12
- Kamera
- 2
- Speicher für Matrix-Programme
- 3
- Steuerrechner
- 31
- Maus
- 32
- Tastatur
- 33
- Monitor
- 33a
- Bild (Urform)
- 33b
- Bild mit überlagerter Matrix
- 33c
- Bild mit Farbwerten der Polbindungsprogramme PP
- 33d
- Bild analog zu 33c mit Kontrolle der Abarbeitung des Programmes
- 4
- Speicher für Polbundungsprogramme mit Daten für Farbwerte
- 5
- Übersetzer -
Farbwerte, durch- Farbwerte/Polbinschnittlich, ermittelt < - > dungsprogramm
- 6
- Muster-Steuerprogramm
- 7
- Webmasch ine/Jacquardmaschine/Textilmaschine
1. Verfahren zur Herstellung von gemusterten Schlingenpol-, Flor oder Plüscherzeugnissen
mit gewebter Grundware,
wobei für die Ausbildung je einer in Kettrichtung verlaufenden Reihe von Musterpunkten
eine Gruppe von Polfäden unterschiedlicher Farbe, den Herstellungsprozess begleitend,
bereitgehalten wird und
wobei die jeweils zur Musterung ausgewälten Polfäden oder Polfadenabschnitte jeder
Polfadengruppe mittels Klemmgreifer oder Polfadenführer (z. B. Litze; Tuftingnadel)
mit mindestens einem, eine Polschlinge aufspreizendem Element (z. B. Schussfaden,
Greifer, Poiplatine, Rute, Lanzette mit Hilfsschussfaden) in Eingriff gebracht werden,
wobei die auf diese Weise aufgespreizte Polschlinge in mindestens einer gewebten Grundware
fixiert wird und
wobei die fixierte Polschlinge mit einem Teil ihrer Länge auf der Sichtseite schließlich
als Schlinge und/oder als Florschenkel aus der Grundware musterbildend hervorsteht,
dadurch gekennzeichnet,
dass das den Reihen von Musterpunkten Gruppen (GP, GP', GP", GP''') von Polfäden
zugeordnet werden, die jeweils aus Grundfarben (z. B. Rot R, Grün G, Blau B) und/oder
aus inversen Grundfarben (z. B. Magenta M, Gelb Y, Cyan C) sowie aus Helligkeitsfarben
(z.B. Schwarz S, Weiß W) bestehen,
dass die Größe der Musterpunkte durch
eine Zahl zwischen eins und vier von einander benachbarten Gruppen von Polfäden besitzenden
Kettkursen (KK) und eine Zahl zwischen eins und fünf von nacheinander ablaufenden
Polbildungszyklen (PZ) bestimmt wird,
dass innerhalb jedes Musterpunktes (MS, MK) zur Bildung von Mischfarben mindestens
zwei Polfäden der jeweiligen Polfadengruppe (GP, GP', GP", GP"') gleichzeitig nebeneinander
und/oder un-mittelbar nacheinander zur Ausführung eines musternden Polbindungsprogrammes
(PP) ausgewählt und danach gesteuert werden und
dass ausschließlich aus der Grundware hervorstehende Abschnitte der musternden Polfäden
an der Farbgestaltung der Musterpunkte beteiligt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass aus einer digital erfassten Mustervorlage durch Überlagerung mit einer die
Größe der Musterpunkte (MS/MK) definierenden Matrix die durchschnittlichen Farbwerte
der einzelnen Musterpunkte (MS/MK) bestimmt werden,
dass die so ermittelten durchschnittlichen Farbwerte der einzelnen Musterpunkte
(MS/MK) durch Polbindungsprogramme (PP) ausgewählter Polfäden der Gruppe (GP, GP',
GP", GP"'), deren Farbwert dem jeweiligen durchschnittlichen Farbwert am nächsten
kommt, ersetzt werden und
dass die so bestimmten, in die Matrix eingefügten Polbindungsprogramme (PP) parallel
zueinander und nacheinander als Muster-Steuerprogramm (6) an der Textilmaschine (7)
abgearbeitet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Textilmaschine eine Webmaschine (7) ist,
dass xan Webmaschinen die zur Musterung ausgewählten Polfäden mittels Greifer oder
Litze fachbildend vor mindestens einem anzuschlagenden und mittels Bindekette (BK)
abzubindenden Schussfaden (RS, IS) der jeweiligen Grundware geführt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2 und dem Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die zur Musterung ausgewählten Polfäden mittels jacquardgesteuerter Litzen
einer Doppelplüsch-, Doppelteppich-, Rutenoder Lanzettenwebmaschine nach Polbindungsprogrammen
(PP) für die Musterpunkte (MS/MK) gesteuert werden und
dass die Polfäden der Polfadengruppen in den Grundwaren zwischen Innen- und Rückenschüssen
(IS, RS) der Grundware bzw. den Grundwaren (OW, UW), den Webprozess begleitend, als
sog. Totpole bereit gehalten werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2 und 4 unter Verwendung einer Doppelplüsch- oder einer
Doppelteppichwebmaschine,
- bei der die musternden Polhenkel zwischen Schussfäden einer oberen Grundware (Oberware
OW) und Schussfäden einer unteren Grundware (Unterware UW) aufgespreizt werden,
- bei der die Totpole (T) in jedem Kettkurs (KK) in Oberware (OW) und Unterware (UW)
verteilt angeordnet sind und
- bei der die zwischen der Oberware (OW) und der Unterware (UW) aufgespannten Polfadenschenkel
in einem nachfolgenden Arbeitsgang zum Zwecke der Bereitstellung von Florerzeugnissen
getrennt werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Gruppe von Polfäden pro Kettkurs (KK) einer ersten Grundware Polfäden mit
den Grundfarben (R, G, B) und ein erster Helligkeitsfaden (S oder W) und der anderen
Grundware Polfäden einer inversen Grundfarbe (M, Y, C) und der zweite Helligkeitsfaden
(W oder S) zugeordnet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass sich die Musterpunkte (MS/MK) jeweils über zwei Kettkurse (KK) und über mindestens
zwei Polbildungszyklen (PZ) erstrecken und
dass die unterschiedlich farbigen Polfäden innerhalb eines Musterpunktes (MS/MK)
diagonal verteilt angeordnet werden.
7. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass innerhalb eines Musterpunktes (MS/MK) Musterpolhenkel unterschiedlicher Polfäden
sowohl an Rückenschüssen (RS) als auch an Innenschüssen (IS) der gleichen Grundware
aufgespreizt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass für die Gestaltung von Polbildungsprogrammen (PP) unterschiedliche Scheitelbindungsabschnitte
(SA) für die Scheitel der Polhenkel in einer Grundware abrufbar sind und
dass sich die Scheitelbindungsabschnitte (SA) durch unterschiedliche Zahlen nacheinander
eingetragener Rücken- bzw. Innenschüsse (RS, IS) pro Grundware voneinander unterscheiden.
9. Verfahren nach Anspruch 5 und 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schenkel eines Musterpolhenkels zwei einander unmittelbar in Kettrichtung
benachbarten oder voneinander entfernten Musterpunkten (MS/MK) zugeordnet werden.
10. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass Polfäden innerhalb von Polbildungszyklen (PZ) eines Musterpunktes (MS/MK) wahlweise
zwischen Rückenschüssen (RS) beider Grundwaren, zwischen Innenschüssen (IS) beider
Grundwaren und/oder zwischen Innen- und Rückenschüssen (IS, RS) beider Waren aufgespannt
werden.
11. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass für das Aktivieren und für das Deaktivieren von musternden Polfäden innerhalb
von Polbindungsprogrammen (PP) wahlweise an sich bekannte, unterschiedliche Aktivierungs-
und Deaktivierungsabschnitte (AA, DA) einfügbar sind und
dass Aktivierungs- und Deaktivierungsabschnitte (AA, DA) im Grenzbereich von Musterpunkten
dem jeweils vorangehenden Po!bindungsprogramm bzw. dem nachfolgenden Polbindungsprogramm
zugeordnet werden.
12. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass in einem Musterkomplex Polbindungsprogramme (PP) mit Schlingenpolbindung und
Polbindungsprogramme mit Florbindung gearbeitet werden.
13. Textilmaschine zur Herstellung von gemusterten Schlingenpol-, Flor- oder Plüscherzeugnissen
mit einer Wirk- oder Webeinheit zur mustergemäßen Bestückung eines textilen Flächengebildes
mit Schlingenpol-, Flor oder Plüschelementen,
mit einer computergesteuerten Jacquardvorrichtung zur Bewegung von Polfäden zum
Zwecke der mustergemäßen Einbindung in eine Grundware nach Polbindungsprogrammen,
mit einem Computer zur Speicherung, Verarbeitung und Koordinierung von Daten sowie
zur Ausgabe koordinierter Steuerprogramme an Stellglieder der Textilmaschine,
zur Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Textilmaschine Vorrichtungen (Scanner, Kamera) zur Erfassung optischer
Konstellationen und digitaler Aufbereitung der Bildelemente mit ihren Farbwerten zugeordnet
sind und
dass dem Computer der Textilmaschine
Speicher für eine große Zahl (mindestens hundert) abrufbarer Polbindungsprogramme
für Musterpunkte (MS/MK),
Speicher für abrufbare Aktivierungs- und Deaktivierungsabschnitte (AA, DA) für Polfäden
und
ein Übersetzungsprogramm für Farbwerte in Polbindungsprogramme für Musterpunkte zugeordnet
sind.