[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur automatischen Verlegung von Balisen im
Gleisbett. Bisher werden die Balisen an den durch die signaltechnische Projektierung
vorgegebenen Einbauorten manuell im Gleis verlegt. Diese Prozedur ist extrem aufwendig,
weil je nach Schwellentyp unterschiedliche Montageverfahren erforderlich sind. Im
Hinblick auf eine schwingungsgesicherte Montage müssen Dübel-, Schraubankeroder Klebeverfahren
eingesetzt werden. Wegen montagespezifischer Besonderheiten, beispielsweise Weichenbereich
oder Schwellenneigung, kann sich die Notwendigkeit ergeben, den Verlegeort um einige
Meter vor oder zurück zu setzen. Diese Abweichung vom vorgegebenen Montageort wird
bisher bei den Einträgen im Streckenatlas nicht berücksichtigt. In Bahnhofsbereichen
ist es üblich, nur den Fußpunkt der Balisen auf dem Hauptgleis zu referenzieren und
diesen Referenzeintrag im Streckenatlas auch für Parallelgleise zu verwenden, obwohl
die abgerollte Wegstrecke entsprechend länger ist. Auf diese Weise entstehen Ungenauigkeiten
der Ortungsreferenz, welche von Bedeutung sind, weil die fahrzeugeigenen Ortungseinrichtungen
bei Balisenüberfahrt stets auf den eingetragenen Referenzpunkt rekalibriert werden
und daher diese Ungenauigkeiten nicht kompensieren können. Die genannten Teilvorgänge
laufen nicht in einem Arbeitsgang ab und erfordern hohen manuellen Aufwand.
[0002] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Vorrichtung anzugeben,
die eine wesentlich schnellere und genauere Verlegung der Balisen gestattet, wobei
eine Verringerung des Montageaufwandes und der entsprechenden Kosten angestrebt wird.
[0003] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst. Durch die Verwendung eines Verlegeroboters, der von einem Prozessrechner
gesteuert ist, ergibt sich eine erhebliche Einsparung hinsichtlich des Zeitaufwandes
für die Montage und hinsichtlich der Kosten. Außerdem kann davon ausgegangen werden,
dass durch den Verlegeroboter eine sehr hohe und gleichbleibende, quasi ortsunabhängige
Verlegequalität garantiert werden. Der Verlegeroboter kann ein Standard-Hydraulikroboter
sein.
[0004] Der Prozessrechner ist in Funktionsblöcke zur Daten- und Programmverwaltung, zur
Balisendisposition, zur Roboteransteuerung und zur Ansteuerung/Überwachung von Peripheriesystemen
gegliedert.
[0005] Insbesondere ist ein Funktionsblock für die ortsbezogene Vorortprogrammierung und
Prüfung der zu verlegenden Balisen vorgesehen. Das Balisen-Prüf- und Programmiergerät
dient dabei sowohl zur Erstinbetriebnahme der Balise als auch zur turnusmäßigen Überprüfung
derselben im Rahmen eines Wartungsplanes.
[0006] Über ein Bussystem nach Anspruch 3 ist der Prozessrechner nach Anspruch 2 mit verschiedenen
Peripheriesystemen, insbesondere einem Ortungsmodul, einer automatischen Fahrzeugsteuerung,
einem Kommunikationssystem und einem Bedienplatz-PC verbunden. Das Ortungsmodul kann
aus Redundanzgründen mit zweifachem Wegimpulsgeber, Doppel-DGPS (Differential Global
Positioning System), Ortungsrechner für die abgerollte Wegstrecke und zweidimensionaler
Koordinatenerfassung, beispielsweise nach Gauß-Krüger, versehen sein. Durch die exakte
Ortsmessung des tatsächlichen Verlegeortes sind hochgenaue Referenzeintragungen im
Streckenatlas möglich. Die Erhöhung der Kalibriergüte führt zu einer Erhöhung der
Ortungsgenauigkeit insgesamt. Bei gleichbleibenden Vorgaben für die Ungenauigkeitsgrenzen
der Balisenverlegung, die zur Gewährleistung der signaltechnischen Sicherheit ausreichen,
ergibt sich eine viel höhere Genauigkeit der Eigenortung der die Balisen passierenden
Züge. Der Referenzeintrag für den Balisenort stimmt mit dem tatsächlichen Balisenort
sehr weitgehend überein, so dass dieser Referenzeintrag für den Abgleich von auf den
Zügen mitgeführten Ortungssystemen bestens geeignet ist.
[0007] Der Prozessrechner kann weiterhin mit einer automatischen Fahrzeugsteuerung verbunden
sein. Das Vorrücken der automatischen Verlegevorrichtung bis zum nächsten Balisenverlegeort
kann auf diese Weise automatisiert werden.
[0008] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines figürlich dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
[0009] Die Figur zeigt eine schematisierte Darstellung der wichtigsten Komponenten einer
automatischen Balisenverlegevorrichtung.
[0010] Die zentrale Komponente für eine automatische Balisenverlegevorrichtung ist ein Prozessrechner
1, der einen ersten Funktionsblock 2 zur Daten- und Programmverwaltung, einen zweiten
Funktionsblock 3 zur Balisen-Disposition, einen dritten Funktionsblock 4 zur Roboteransteuerung
und einen vierten Funktionsblock 5 zur Ansteuerung/Überwachung von Peripheriesystemen
aufweist. An den Prozessrechner 1 ist über ein Leitsystem-Kernel mit Ein-Ausgabe-Steuerung
6 ein Verlegeroboter 7 angeschlossen. Die Vernetzung des Prozessrechners 1 mit dem
Verlegeroboter 7 und weiteren peripheren Systemen erfolgt dabei vorzugsweise über
einen CAN- oder einen PROFI-Bus 8. Weitere periphere Systeme sind insbesondere eine
automatische Fahrzeugsteuerung 9, ein Ortungsmodul 10, ein Kommunikationssystem 11,
ein Bedienplatz-PC 12 sowie ein Balisenprgrammierund Prüfgerät 13. Der Prozessrechner
1 kann als ein den Bahn-Spezifikationen entsprechender Standard-Industrie-PC mit 19-Zoll-Gehäuse
ausgebildet sein. Als Betriebssystem können die üblichen Standards eingesetzt werden,
beispielsweise Windows, NT oder Linux. Die Funktionsblöcke 2, 3, 4 und 5 können in
einem objektorientierten Software-Programm, insbesondere in C++, realisiert sein.
Der erste Funktionsblock 2 umfasst dabei eine zentrale Daten- und Programmverwaltung
für alle Komponenten des Systems. Neben systemfesten Daten werden hier auch streckenspezifische
Daten in die OnBoard-Datenbank via GSMR-Funkmodul 14 mittels des Bedienplatz-PC 12
eingelesen. Das GSMR-Funkmodul 14 ist aus Redundanzgründen mit zwei GSMR-Mobiles 15
ausgestattet. Der erste Funktionsblock 2 beinhaltet darüber hinaus die Verwaltung
aktueller Ortungsdaten, die das Ortungsmodul 10 liefert. Das Ortungsmodul 10 basiert
insbesondere auf einem Doppel-DGPS (Differential Global Positioning System) 16 in
Verbindung mit einem Doppel-Weg-Impuls-Geber 17.
[0011] Der zweite Funktionsblock 3 beinhaltet im Wesentlichen Dispositionsalgoritmen und
fixed-Daten zur Balisenprojektierung, -programmierung und -prüfung. Aktuelle Balisendaten
werden aus dem ersten Funktionsblock 2 entnommen.
[0012] Die Roboter-Ansteuerung erfolgt im wesentlichen aus dem dritten Funktionsblock 4
heraus. Dazu sind in diesem Block 4 entsprechende planungs- und streckenspezifische
Vorgaben sowie fixed-Daten gespeichert. Aktuelle Montage-, Material- und Verlegedaten
werden aus dem ersten 2 und dem zweiten Funktionsblock 3 eingelesen bzw. in diese
Blöcke rückgelesen. Der vierte Funktionsblock 5 ist zur Ansteuerung und Überwachung
der Peripheriesysteme vorgesehen. Das betrifft insbesondere die automatische Fahrzeugsteuerung
9 zum selbständigen Anfahren des nächsten Balisenverlegepunktes. Der Haltepunkt wird
aus den im zweiten Funktionsblock 3 gespeicherten Balisenverlegedaten als Soll-Größe
und den aktuellen Ortungsdaten des Ortungsmoduls 10 als Ist-Größe berechnet. Kleinere
Wegabweichungen im Abstand der Roboterplattform zum Verlegeaufpunkt können von der
Greifarmbewegung bzw. -positionierung des Verlegeroboters 7 ausgeglichen werden.
[0013] Die automatische Balisenverlegevorrichtung gestattet neben der Balisenverlegung auch
die Referenzortbestimmung für einen Streckenatlas mit maximaler Genauigkeit und die
Programmierung der Balisen sowie deren Prüfung, beispielsweise im Hinblick auf Plausibilität
im Vergleich zu vorgegebenen Balisenprojektierungen.
[0014] Die Erfindung beschränkt sich nicht auf das vorstehend angegebene Ausführungsbeispiel.
Vielmehr ist eine Anzahl von Varianten denkbar, welche auch bei grundsätzlich anders
gearteter Ausführung von den Merkmalen der Erfindung Gebrauch machen.
1. Vorrichtung zur automatischen Verlegung von Balisen im Gleisbett,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Verlegeroboter (7) mit einem Prozessrechner (1) verbunden ist, wobei der Prozessrechner
(1)
einen ersten Funktionsblock (2) zur Daten- und Programmverwaltung,
einen zweiten Funktionsblock (3) zur Balisen-Disposition, insbesondere hinsichtlich
Balisenprojektierung und ortbezogener Balisenprogrammierung,
einen dritten Funktionsblock (4) zur Roboteransteuerung und
einen vierten Funktionsblock (5) zur Ansteuerung/Überwachung von Peripheriesystemen
aufweist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Prozessrechner (1) über den vierten Funktionsblock (5) mit einem Ortungsmodul
(10) und/oder einer automatischen Fahrzeugsteuerung (9), und/oder einem Kommunikationssystem
(11) und/oder einem Bedienplatz-PC (12) verbunden ist.
3. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Prozessrechner (1) mit dem Verlegeroboter (7) und gegebenenfalls den Peripheriesystemen
über ein Bussystem (8) verbunden ist.