[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Tieftemperatur-Zerlegung von Luft in einem
Rektifiziersäulensystem, das mindestens eine Trennsäule aufweist, wobei ein erster
Luftstrom in einem Hauptwärmetauscher abgekühlt und in das Rektifiziersäulensystem
eingeleitet wird, ein zweiter Luftstrom arbeitsleistend entspannt und stromabwärts
der arbeitsleistenden Entspannung durch indirekten Wärmeaustausch mit einer flüssigen
Fraktion aus dem Rektifiziersäulensystem angewärmt wird.
[0002] Verfahren und Vorrichtungen zur Tieftemperaturzerlegung von Luft sind zum Beispiel
aus Hausen/Linde, Tieftemperaturtechnik, 2. Auflage 1985, Kapitel 4 (Seiten 281 bis
337) bekannt. Bei dem Rektifiziersäulensystem kann es sich um Ein-, Zwei- oder Mehr-Säulen-System
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung handeln. Gegebenenfalls kann das Rektifiziersäulensystem
eine oder mehrere weitere Säulen zur Gewinnung anderer Luftkomponenten, insbesondere
von Edelgasen aufweisen.
[0003] Ein Verfahren der eingangs genannten Art ist aus JP 61079978 A bekannt. Ähnliche
Prozesse sind in DE 2518557 C und aus Rathbone, "Latest developments in the field
of cryogenic techniques for gas separation", Proceedings of the International Symposium
on Gas Separation Technology, Antwerp, Belgium, September 10-15, 1989 gezeigt. Die
arbeitsleistend entspannte Luft wird hier nicht in das Rektifiziersäulensystem eingespeist,
sondern in dem Hauptwärmetauscher angewärmt und anschließend verworfen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein derartiges Verfahren und eine entsprechende
Vorrichtung anzugeben, die besonders wirtschaftlich zu betreiben sind.
[0005] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass die flüssige Fraktion (15, 17) stromaufwärts
des indirekten Wärmeaustauschs (205) mit dem arbeitsleistend entspannten zweiten Luftstrom
(204) in indirekten Wärmeaustausch (16) mit mindestens einem weiteren Prozess-Strom
(49, 52) gebracht wird.
[0006] Durch die erfindungsgemäße Verfahrensweise wird die bei der arbeitsleistenden Entspannung
erzeugte Spitzenkälte gezielt an einer besonders kalten Stelle auf den Flüssigstrom
übertragen und kann damit für das Verfahren weiter genutzt werden. Die beiden Wärmeaustausch-Schritte
können in getrennten Wärmetauscher-Blöcken durchgeführt werden. (Für diesen Fall wird
im folgenden die Bezeichnung "Zusatzwärmetauscher" für den Apparat verwendet, in dem
der indirekte Wärmeaustausch zwischen der flüssigen Fraktion und dem entspannten zweiten
Luftstrom stattfindet.) Alternativ ist eine Durchführung in einem mindestens teilweise
gemeinsamen Block möglich, wobei mindesten in einem relativ kalten Abschnitt dieses
Blocks Passagen für den entspannten zweiten Luftstrom, aber nicht für den weiteren
Prozess-Strom vorgesehen sind, in einem relativ warmen Abschnitt dagegen Passagen
für den weiteren Prozess-Strom, aber nicht für den entspannten zweiten Luftstrom.
(In diesem Fall ist der Begriff "Zusatzwärmetauscher" auf den integrierten Wärmeaustauscher-Block
zu lesen.)
[0007] Der "Hauptwärmetauscher" kann bei der Erfindung durch jede bekannte Art von Wärmetauscher
gebildet werden, durch Regeneratoren oder durch einen rekuperativen - umschaltbaren
oder nicht umschaltbaren - Wärmetauscher. Er kann aus einem Block oder mehreren, parallel
und/oder seriell verbundenen Blöcken bestehen.
[0008] Der erfindungsgemäße "Zusatzwärmetauscher" wird vorzugsweise durch einen einzelnen,
separaten Wärmetauscher-Block gebildet, durch den keine anderen Prozess-Ströme als
der zweite Luftstrom und die zu abzukühlende flüssige Fraktion geleitet werden. Alternativ
ist eine Integration in einen Unterkühlungs-Gegenströmer denkbar, durch den auch andere
Prozess-Ströme des Verfahrens fließen.
[0009] Der "zweite Luftstrom" kann beispielsweise getrennt von dem "ersten Luftstrom" verdichtet
und/oder gereinigt werden. Alternativ werden beide Luftströme gemeinsam verdichtet
und gereinigt und stromaufwärts der Abkühlung im Hauptwärmetauscher oder bei einer
Zwischentemperatur des Hauptwärmetauschers verzweigt. In einer weiteren Variante (beispielsweise
bei Abkühlung der Luft in einem umschaltbaren Hauptwärmetauscher - Revex) kann der
zweite Luftstrom auch aus einer der Säulen des Rektifiziersäulensystems entnommen
werden, beispielsweise oberhalb einiger Sperrböden aus der Hochdrucksäule eines Zwei-Säulen-Systems.
[0010] Die "arbeitsleistende Entspannung" wird in einer Entspannungsmaschine durchgeführt,
vorzugsweise in einer Expansions-Turbine.
[0011] Der zweite Luftstroms kann stromabwärts des indirekten Wärmeaustauschs mit der flüssigen
Fraktion teilweise oder vollständig als Anwärmstrom in dem Hauptwärmetauscher angewärmt
werden.
[0012] Vorzugsweise wird der zweite Luftstrom stromabwärts seiner Anwärmung im Hauptwärmetauscher
aus dem Verfahren entfernt. Dies bedeutet, dass er weder dem Rektifiziersäulensystem
zugeführt, noch (in einem Kreislaufsystem) zu der arbeitsleistenden Entspannung zurückgeleitet
wird. Er kann in die Atmosphäre abgeblasen oder als unreines Produkt verwendet werden.
[0013] Alternativ oder zusätzlich zu der (dann teilweisen) Anwärmung im Hauptwärmetauscher
kann der zweite Luftstrom stromabwärts des indirekten Wärmeaustauschs mit der flüssigen
Fraktion mindestens teilweise in eine oder mehrere Trennsäulen des Rektifiziersäulensystems
eingeleitet werden. Dabei wird mindestens ein Teil des zweiten Luftstroms des indirekten
Wärmeaustauschs mit der flüssigen Fraktion als Einblasestrom in das Rektifiziersäulensystem
eingeleitet, insbesondere in die Niederdrucksäule eines Zwei- oder Mehr-Säulen-Systems.
[0014] Der Anwärmstrom kann stromabwärts des indirekten Wärmeaustauschs mit der flüssigen
Fraktion mit einem Produkt- oder Reststrom aus dem Rektifiziersäulensystem vermischt
werden, beispielsweise mit einem unreinen Stickstoffstrom aus der Niederdrucksäule
eines Zwei-Säulen-Systems. Zusätzlich kann ein Teil der aus der Entspannungsmaschine
austretenden Luft in eine Säule des Rektifiziersäulensystems eingeführt werden, zum
Beispiel in die Niederdrucksäule eines Zwei-Säulen-Systems. Die Vermischung kann stromaufwärts
oder stromabwärts des Hauptwärmetauschers erfolgen, vorzugsweise wird sie aber zwischen
Austritt aus dem Zusatzwärmetauscher durchgeführt. Anschließend wird das Gemisch aus
dem Verfahren entfernt und beispielsweise in die Atmosphäre abgeblasen oder als unreines
Produkt verwendet.
[0015] Vorzugsweise nehmen an dem indirekten Wärmeaustausch in dem Zusatzwärmetauscher keine
weiteren Prozess-Ströme außer dem arbeitsleistend entspannten zweiten Luftstrom und
der flüssigen Fraktion teil, das heißt der Zusatzwärmetauscher wird durch einen separaten
Wärmetauscher-Block mit genau zwei Gruppen von Passagen gebildet. Die Spitzenkälte
aus der arbeitsleistenden Entspannung wird damit vollständig auf die flüssige Fraktion
übertragen.
[0016] Die weitere Nutzung dieser Spitzenkälte wird vorzugsweise dadurch erreicht, dass
die flüssige Fraktion stromabwärts des indirekten Wärmeaustauschs in dem Zusatzwärmetauscher
in den Verdampfungsraum eines Kondensator-Verdampfers eingeleitet wird. Bei der Verdampfung
wird die Kälte durch indirekten Wärmeaustausch auf einen kondensierenden Strom übertragen.
Vor der Einleitung in den Kondensator-Verdampfer kann die flüssige Fraktion entspannt
werden. Durch die erfindungsgemäße Abkühlung in dem Zusatzwärmetauscher entsteht dabei
eine besonders geringe Flashgas-Menge.
[0017] Es ist ferner günstig, wenn das Rektifiziersäulensystem eine oder mehrere Säulen
zur Argongewinnung aufweist und in dem Kondensator-Verdampfer flüssiger Rücklauf für
mindestens eine der Säulen zur Argongewinnung erzeugt wird. "Säulen zur Argongewinnung"
stellen beispielsweise eine Rohargonsäule (zur Argon-Sauerstoff-Trennung) und/oder
einer Reinargonsäule (zur Argon-Stickstoff-Trennung) dar. Die unterkühlte flüssige
Fraktion kann zur Kopfkühlung einer oder beider dieser Säulen, insbesondere der Rohargonsäule,
eingesetzt werden. Der erfindungsgemäße Wärmeaustausch in dem Zusatzwärmetauscher
bewirkt dabei die Übertragung einer erhöhten Kältemenge und damit eine um bis zu 6
% verbesserte Argonausbeute. Durch die verstärkte Unterkühlung der Flüssigkeit für
die Rohargonsäulen-Kopfkühlung besteht außerdem eine höhere Flexibilität hinsichtlich
der Positionierung des Entspannungsventils stromaufwärts des Kondensator-Verdampfers.
[0018] Tieftemperatur-Luftzerlegungs-Systeme mit Argongewinnung sind beispielsweise aus
DE 2325422 A, EP 171711 A2, EP 377117 B2 (= US 5019145), EP 628777 B1 (= US 5426946),
EP 669508 A1 (= US 5592833), EP 669509 B1 (= US 5590544), EP 942246 A2 oder EP 1103772
A1 bekannt.
[0019] Stromaufwärts des Zusatzwärmetauschers wird die flüssige Fraktion vorzugsweise im
Sumpfverdampfer einer Reinargonsäule abgekühlt. Dieser Sumpfverdampfer dient zur Erzeugung
aufsteigenden Dampfs für die Reinargonsäule. Die Flüssigkeit wird bei dem indirekten
Wärmeaustausch gibt in dem Sumpfverdampfer fühlbare, aber keine latente Wärme ab.
Diese Vorgehensweise an sich ist im Detail in EP 669509 B1 (= US 5590544) beschrieben.
[0020] Als flüssige Fraktion wird beispielsweise eine Flüssigkeit aus dem unteren Bereich
einer der Säulen des Rektifiziersäulensystems, insbesondere aus dem unteren Bereich
der Hochdrucksäule eines Zwei-Säulen-Systems zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung eingesetzt.
Sie ist in der Regel sauerstoffangereichert, das heißt sie weist einen höheren Sauerstoffgehalt
als Luft auf.
[0021] Die bei der arbeitsleistenden Entspannung des zweiten Luftstroms erzeugte mechanische
Energie kann mindestens teilweise zur Verdichtung des ersten und/oder zweiten Luftstroms
eingesetzt werden, indem ein entsprechender Verdichter mechanisch mit der Entspannungsmaschine
gekoppelt ist.
[0022] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung gemäß Patentanspruch 13.
[0023] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
[0024] Atmosphärische Luft 1 wird in einem Luftverdichter 2 auf einen Druck von beispielsweise
6 bar gebracht, strömt nach Durchlaufen einer Nachkühlung 3 über Leitung 4 zu einem
Nachverdichter 5 und wird dort weiter auf beispielsweise 16,5 bar verdichtet. Nach
einer weiteren Nachkühlung 6 wird verzweigt die durch Leitung 7 strömende Luft in
einen ersten Luftstrom 8 und in einen zweiten Luftstrom 201.
[0025] Vor der Einleitung in den Hauptwärmetauscher 9 wird die Luft gereinigt (nicht dargestellt).
Die Reinigungseinrichtung - in der Regel eine Molekularsiebstation - befindet sich
vorzugsweise zwischen dem Nachkühler 3 und dem Nachverdichter 5.
[0026] Der erste Luftstrom 8 wird in einem Hauptwärmetauscher 9 auf etwa Taupunktstemperatur
abgekühlt und über Leitung 10 - gegebenenfalls nach Drosselung 11 - in die Hochdrucksäule
12 eines Rektifiziersäulensystems eingespeist. Das Rektifiziersäulensystem ist hinsichtlich
der Stickstoff-Sauerstoff-Trennung als Zwei-Säulen-System aufgebaut, das neben der
Hochdrucksäule 12 eine Niederdrucksäule 13 aufweist. Diese beiden Säulen stehen über
einen Kondensator-Verdampfer 14, den so genannten Hauptkondensator, in wärmetauschender
Verbindung.
[0027] Sauerstoffangereicherter Flüssigkeit 15 vom Sumpf der Hochdrucksäule 12 wird in einem
Unterkühlungs-Gegenströmer 16 abgekühlt, über Leitung 17 zwei später zu beschreibenden
Wärmetauschern 18 und 205 zugeleitet, dort weiter unterkühlt und anschließend in einem
Drosselventil 19 entspannt. (Ein Teil der sauerstoffangereicherten Flüssigkeit kann
über eine Bypass-Leitung 20 an dem Wärmetauscher 18 vorbeigeführt werden.) Die entspannte
sauerstoffangereicherte Flüssigkeit 21 wird in einen ersten Teilstrom 22 und einen
zweiten Teilstrom 23 verzweigt. Der erste Teilstrom 22 wird in einem Kondensator-Verdampfer
24, der als Reinargon-Kopfkondensator ausgebildet ist, teilweise verdampft und anschließend
über Leitung 25 in den Verdampfungsraum eines weiteren Kondensator-Verdampfers 26,
des Rohargon-Kopfkondensators, eingeleitet, während der erste Teilstrom direkt in
den Rohargon-Kopfkondensator strömt. Der in dem Verdampfungsraum des Rohargon-Kopfkondensators
26 gebildete Dampf 27 und der flüssig verbliebene Anteil 28 werden an geeigneter Stelle
in die Niederdrucksäule eingeführt.
[0028] Der am Kopf der Hochdrucksäule 12 gebildete gasförmige Stickstoff 29 wird zu einem
ersten Teil 30 im Hauptwärmetauscher 9 auf etwa Umgebungstemperatur angewärmt und
über Leitung 31 als gasförmiges Druckprodukt abgeführt. Zu einem zweiten Teil 32 wird
er in den Verflüssigungsraum des Hauptkondensators 13 geleitet. Das dort gebildete
Kondensat 33 wird zu einem Teil 34 als Rücklauf auf die Hochdrucksäule 12 aufgegeben.
Der Rest wird als Flüssigprodukt gewonnen, und zwar teilweise als flüssiger Druckstickstoff
36, oder nach Unterkühlung 16, Drosselung 39 und Phasentrennung 40 ( über Leitungen
37 und 38) als druckloser Flüssigstickstoff 41. Flashgas 42 aus der Phasentrennung
40 wird gemeinsam mit dem Kopfprodukt 43 der Niederdrucksäule 14 abgeführt.
[0029] Von einer Zwischenstelle der Hochdrucksäule 12 wird unreiner Stickstoff 44 flüssig
abgezogen, unterkühlt (16) und über Leitung 45 und Drosselventil 46 als Rücklauf auf
den Kopf der Niederdrucksäule 14 aufgegeben.
[0030] Gasförmig verlassen die Niederdrucksäule 14 Sauerstoff (47 - 48), Kopfstickstoff
(43 - 49 - 50 - 51) und unreiner Stickstoff (52 - 53 - 54 - 55 - 56) und werden nach
Anwärmung im Unterkühlungs-Gegenströmer 16 und/oder im Hauptwärmetauscher 9 als gasförmige
Produkte beziehungsweise Restgas unter Umgebungstemperatur abgezogen. (Die Ströme
49 und 52 stellen je einen "weiteren Prozess-Strom" im Sinne der Erfindung dar.) Außerdem
wird flüssiger Sauerstoff 56 vom Sumpf der Niederdrucksäule 14 abgezogen und - gegebenenfalls
nach Unterkühlung in 16 - als weiteres Flüssigprodukt 57 gewonnen.
[0031] Das Rektifiziersäulensystem des Ausführungsbeispiels weist außerdem eine Argongewinnung
mit einer Rohargonsäule, die aus zwei Teilen 58 und 59 besteht, und mit einer Reinargonsäule
60 auf. An einer Zwischenstelle der Niederdrucksäule 14 wird eine argonhaltige Sauerstofffraktion
61 abgezogen und in die erste Rohargonsäule 58 eingeleitet. Der Kopfdampf 62 der ersten
Rohargonsäule wird weiter zum Sumpf der zweiten Rohargonsäule 59 geführt. Gasförmiges
Rohargon 63 vom Kopf der zweiten Rohargonsäule wird in dem Rohargon-Kopfkondensator
26 partiell kondensiert. Dabei gewonnene Flüssigkeit 64 wird als Rücklauf auf die
zweite Rohargonsäule 59 aufgegeben. Die Sumpfflüssigkeit 65 der zweiten Rohargonsäule
59 wird mittels einer Pumpe 66 über Leitung 67 auf den Kopf der ersten Rohargonsäule
58 gefördert. Die sauerstoffreiche Flüssigkeit 68 aus dem Sumpf der ersten Ras 58
wird schließlich in die Niederdrucksäule 14 zurückgespeist.
[0032] Im Rohargon-Kopfkondensator 26 dampfförmig verbliebenes Rohargon 69 wird der Reinargonsäule
60 an einer Zwischenstelle zugeführt. Kopfdampf 70 der Reinargonsäule 60 wird im Reinargonsäule-Kopfkondensator
24 partiell kondensiert. Dabei erzeugtes Kondensat 71 wird als Rücklauf auf den Kopf
der Reinargonsäule 60 aufgegeben. Mit dem verbliebenen Gas 72 werden die leichter
als Argon flüchtigen Komponenten, insbesondere Stickstoff, als Restdampf ausgeschleust.
Der Sumpfverdampfer 18 dient zur Gewinnung von aufsteigendem Dampf durch Verdampfung
eines Teils 74 der im Sumpf der Reinargonsäule 60 anfallenden Flüssigkeit 73. Der
Rest bildet das flüssige Reinargon-Produkt 75.
[0033] Gemäß der Erfindung wird der zweite Luftstrom 201 nach Abkühlung im Hauptwärmetauscher
9 auf eine Zwischentemperatur über Leitung 202 einer arbeitsleistenden Entspannung
in einer Turbine 203 zugeführt und dort auf etwas über Atmosphärendruck gebracht.
Die arbeitsleistend entspannte Luft 204 überträgt in dem Zusatzwärmetauscher 205 ihre
Spitzenkälte bei etwa 91 K durch indirekten Wärmeaustausch mit der flüssigen Fraktion
15 - 17 aus dem Sumpf der Hochdrucksäule 12. Die flüssige Fraktion wird im Zusatzwärmetauscher
205 von etwa 95 auf etwa 93 K abgekühlt. Damit verringert sich der Flashgas-Anteil
bei der Entspannung 19 der flüssigen Fraktion stromabwärts des Zusatzwärmetauschers
205, und entsprechend mehr Kälte steht zur Kopfkühlung 26/24 der Rohargonsäule 58/59
beziehungsweise der Reinargonsäule 60 zur Verfügung.
[0034] Dem Luftstrom 206 -206 stromabwärts des Zusatzwärmetauschers 205 werden bei dem Ausführungsbeispiel
zwei Wege angeboten. Zum einen (Leitung 207) kann er - gegebenenfalls nach Drosselung
208 - dem Restgas (unreinen Stickstoff) 53 aus der Niederdrucksäule 14 zugemischt
und gemeinsam mit diesem aus dem Verfahren entfernt (Leitung 54/55) werden. Zum anderen
kann er durch Ventil 210 und über Leitung 209 an geeigneter Stelle in die Niederdrucksäule
13 eingeblasen werden. Über die beiden Ventile 208, 210 kann das Mengenverhältnis
dieser beiden Ströme auf jeden gewünschten Wert eingestellt werden. Im Extremfall
kann auch eine der beiden Leitungen 207, 209 geschlossen werden.
[0035] Die Turbine 203 ist über eine gemeinsame Welle mit dem Nachverdichter 5 gekoppelt.
1. Verfahren zur Tieftemperatur-Zerlegung von Luft in einem Rektifiziersäulensystem,
das mindestens eine Trennsäule (12, 14, 58, 59, 60) aufweist, wobei ein erster Luftstrom
(8) in einem Hauptwärmetauscher (9) abgekühlt und in das Rektifiziersäulensystem eingeleitet
(10, 11) wird, ein zweiter Luftstrom (201, 202) arbeitsleistend entspannt (203) und
stromabwärts der arbeitsleistenden Entspannung (203) durch indirekten Wärmeaustausch
(205) mit einer flüssigen Fraktion (15, 17) aus dem Rektifiziersäulensystem angewärmt
wird, dadurch gekennzeichnet, dass die flüssige Fraktion (15, 17) stromaufwärts des indirekten Wärmeaustauschs (205)
mit dem arbeitsleistend entspannten zweiten Luftstrom (204) in indirekten Wärmeaustausch
(16) mit mindestens einem weiteren Prozess-Strom (49, 52) gebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Teil des zweiten Luftstroms (206) stromabwärts des indirekten Wärmeaustauschs
(205) mit der flüssigen Fraktion (15, 17) als Anwärmstrom (207) in dem Hauptwärmetauscher
(9) angewärmt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Anwärmstrom (207) stromabwärts seiner Anwärmung im Hauptwärmetauscher (9) mindestens
teilweise aus dem Verfahren entfernt (54, 55) wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Teil des der zweiten Luftstroms (206) des indirekten Wärmeaustauschs
(205) mit der flüssigen Fraktion (15, 17) als Einblasestrom (209) in das Rektifiziersäulensystem
eingeleitet wird, insbesondere in die Niederdrucksäule (13) eines Zwei- oder Mehr-Säulen-Systems.
5. Verfahren einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Anwärmstrom (207) stromabwärts des indirekten Wärmeaustauschs (205) mit der flüssigen
Fraktion (15, 17) mit einem Produkt- oder Reststrom (53) aus dem Rektifiziersäulensystem
vermischt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass an dem indirekten Wärmeaustausch (205) mit der flüssigen Fraktion (15, 17) keine
weiteren Prozess-Ströme außer dem arbeitsleistend entspannten zweiten Luftstrom (204)
und der flüssigen Fraktion (17) teilnehmen.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die flüssige Fraktion (21, 22, 23) stromabwärts des indirekten Wärmeaustauschs (205)
mit der flüssigen Fraktion (15, 17) in den Verdampfungsraum eines Kondensator-Verdampfers
(24, 26) eingeleitet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Rektifiziersäulensystem eine oder mehrere Säulen (58, 59, 60) zur Argongewinnung
aufweist und in dem Kondensator-Verdampfer (24, 26) flüssiger Rücklauf (64, 71) für
mindestens eine der Säulen (59, 60) zur Argongewinnung erzeugt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Rektifiziersäulensystem eine Rohargonsäule (59) zur Argon-Sauerstoff-Trennung
aufweist und in dem Kondensator-Verdampfer (26) flüssiger Rücklauf (64) für die Rohargonsäule
(59) erzeugt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Rektifiziersäulensystem eine Reinargonsäule (60) zur Argon-Stickstoff-Trennung
umfasst, wobei die Reinargonsäule (60) einen Sumpfverdampfer (18) aufweist und die
flüssige Fraktion (17) stromaufwärts des Zusatzwärmetauschers (205) in dem Sumpfverdampfer
(18) abgekühlt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die flüssige Fraktion (15, 17) aus dem unteren Bereich einer der Säulen des Rektifiziersäulensystem,
insbesondere aus dem unteren Bereich der Hochdrucksäule (12) eines Zwei-Säulen-Systems
(12/14) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung, entnommen wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die bei der arbeitsleistenden Entspannung (203) des zweiten Luftstroms (201, 202)
erzeugte mechanische Energie mindestens teilweise zur Verdichtung (5) des ersten und/oder
zweiten Luftstroms eingesetzt wird.
13. Vorrichtung zur Tieftemperatur-Zerlegung von Luft mit einem Rektifiziersäulensystem,
das mindestens eine Trennsäule (12, 14, 58, 59, 60) aufweist, mit einer ersten Luftleitung
(8, 10) für einen ersten Luftstrom, wobei die erste Luftleitung (8, 10) durch einen
Hauptwärmetauscher (9) in das Rektifiziersäulensystem führt, und mit einer zweiten
Luftleitung (201, 202, 204, 206, 207, 54, 55) für einen zweiten Luftstrom, wobei die
zweite Luftleitung (201, 202, 204, 206, 207, 54, 55) durch eine Entspannungsmaschine
(203) und weiter zu einem Zusatzwärmetauscher (205) zur Anwärmung des zweiten Luftstroms
(204) stromabwärts der Entspannungsmaschine (203) und stromaufwärts seiner Einleitung
in den Hauptwärmetauscher (9) durch indirekten Wärmeaustausch mit einer flüssigen
Fraktion (15, 17) aus dem Rektifiziersäulensystem führt, gekennzeichnet durch Mittel (16) zum indirekten Wärmeaustausch eines weiteren Prozess-Stroms (49, 52)
mit der flüssigen Fraktion (15, 17) stromaufwärts des indirekten Wärmeaustauschs (205)
mit dem arbeitsleistend entspannten zweiten Luftstrom (204).