[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Trocknen pneumatisch
förderbarer Güter, insbesondere von Holzfasem und ähnlichen pflanzlichen Stoffe, in
einem indirekt beheizten Schleudertrockner.
[0002] Bei der industriellen Trocknung von Holzspänen bereiten die meist aus Gründen der
Wirtschaftlichkeit angewendeten hohen Temperaturen Emissionsprobleme durch thermische
Zersetzung. Holzfasem werden industriell sehr energieintensiv in Stromtrocknern getrocknet.
[0003] Rohrbündel-Rotationstrockner galten bisher als die Trockner mit dem geringsten Schadstoffanfall
bei der Trocknung von Holzstoffen. Das liegt daran, daß diese Trockner schonend indirekt
mit Dampf (oder Wärmeträgeröl) beheizt werden. Von großem Nachteil ist allerdings
der dafür erforderliche Dampfkessel, es sei denn, Dampf steht ohnehin zur Verfügung.
In normalen Rohrbündeln verhaken sich allerdings Holzfasem. Hierfür eignet sich ein
spezieller, aufwendiger Heizregistertrockner der Firma VETTER MASCHINENBAU GMBH KASSEL.
[0004] EP 0 457 203 B1 (KUNZ, Priorität 18.05.90) beansprucht einen Trommeltrockner mit
geschlossenem Dampf-Luft-Kreislauf, der insbesondere für die Trocknung von Substanzen
mit starker Geruchsbelästigung geeignet ist, wobei die Brüden kondensiert werden und
die nicht kondensierbaren Brüdenanteile verbrannt werden. Für diesen Trockner wird
auch die Nutzung der Kondensationswärme der Brüden beansprucht. In der Patentschrift
ist auch die Aufheizung der nicht kondensierbaren Brüdenanteile mittels Rauchgaskühler
vor deren Eintritt in die Brennkammer beschrieben.
[0005] EP 0 459 603 B1 (KÖRTING, Priorität 01.06.90) beansprucht Verfahren und Anlage zur
Trocknung von Holzspänen, Holzfasem oder ähnlichen Schüttgütern in einem Brüdenkreislauf,
bei dem die einen Trommeltrockner verlassenden rauchgasfreien Brüden in einem Wärmetaucher
von den heißen Brenngasen indirekt erhitzt und dem Trockner wieder zugeführt werden,
wobei ein Teilstrom aus diesem Kreislauf abgezweigt und zur thermischen Zersetzung
der Schadstoffe zur Brennkammer geführt wird. Eine Brüdenkondensation findet nicht
statt. Das gleiche Verfahren beschreibt mit späterer Priorität die Anmeldung EP 0
508 546 A1 (VAN DEN BROEK).
[0006] Für die Trocknung von Stoffen, bei denen ein schwer zu reinigendes Brüdenkondensat
anfällt, beansprucht EP 0 714 006 B1 (KUNZ, PRIORITÄT 24.11.94) eine Verbesserung
des Verfahrens EP 0 459 063 B1 durch Aufheizung des zur Verbrennung gelangenden Brüdenteilstromes
mit dem heißen, die Brennkammer direkt verlassenden Rauchgas, damit der folgende Gegenstromwärmetauscher
für die Auskopplung der Trocknerwärme an der heißesten Stelle thermisch nicht mehr
so stark belastet wird. Die Restwärme der Rauchgase wird dann noch zur Aufheizung
der Verbrennungsluft und gegebenenfalls noch für eine Vortrocknung genutzt.
[0007] Bekanntlich sind Gase aufgrund ihrer geringen Dichte schlechte Wärmeträger und Verdampfungs-Kondensations-Kreisläufe
übertragen die Wärme am besten. EP 0 851 194 A3 (KNABE, Priorität DE 196 54 043 C2)
beansprucht, daß dem heißen Rauchgas einer Brennkammer zuerst Wärme durch einen Dampferzeuger
entzogen wird, bevor in einem zweiten Wärmetauscher der Brüdenkreislauf erhitzt wird.
Der Brüdenüberschuß wird verbrannt. Vorzugsweise wird als Trockner offensichtlich
ein Rohrbündel-Rotationstrockner mit Gehäuse oder mit drehender Trommel verwendet,
wobei ein Stromtrockner vorgeschaltet sein kann. Mit dieser Anordnung sollen niedrigere
Abgastemperaturen erreichbar sein, als mit den Trocknern der Firma W. KUNZ DRYTEC
AG. Aus der Darstellung ist nicht ersichtlich, ob diese Anordnung wirtschaftliche
Vorteile gegenüber dem klassischen Rohrbündel-Rotationstrockner mit nur einem Wärmeträgerkreislauf
aufweist.
[0008] Nach DE 100 56 459 C1 (FRAUENHOFER-GESELLSCHAFT) können faserige Stoffe mit geringem
Schüttgewicht und hoher innerer Reibung, wie z.B. Holzfasern grundsätzlich nicht in
einem Trockner nach EP 0 714 006 B1 oder DE 196 54 043 C2 getrocknet werden. Deshalb
wird ein Verfahren beansprucht für einen Trockner, bei dem es sich offensichtlich
um einen Stromtrockner handelt, mit im Kreislauf zwischen Trockner und Feuerungs-Wärmetauscher
erhitzten Brüden und mit Brüdenkondensation, wie es bereits von KUNZ in EP 0 365 851
B1 für einen Trommeltrockner beansprucht wurde, wobei die nicht kondensierten Brüdenanteile
so über einen Wärmetauscher in die Feuerung geführt werden, wie es KUNZ in EP 0 714
006 B1 für die Entsorgung von Brüden ohne vorherige Kondensation beansprucht. In Unteranspruch
9 wird dann die Verwendung eins Stromtrockners für das Verfahren beansprucht.
[0009] Die DEUTSCHE BUNDESSTIFTUNG UMWELT hat 1999/2000 die Entwicklung des Heißdampf-Fasertrockners
der Firma SCHENKMANN & PIEL, LEVERKUSEN gefördert. Hierbei handelt es sich um einen
mit 0,5 bis 1,5 bar Überdruck betriebenen 100 m langen Stromtrockner mit nur geringer
Überhitzung der im Kreislauf geführten Brüden (< 180 °C) zur Vermeidung gasförmiger
Emissionen. Für 1 kg Wasserverdampfung müssen bei diesen Trockner etwa 50 kg (!) Brüden
umgewälzt werden.
[0010] Die meisten Trocknungsverfahren sind regelungstechnisch ungünstig. DE 196 06 472
C1 (BÖHLER) beschreibt, wie bei einem Durchlauftrockner bereits beim Start die Soll-Restfeuchte
durch eine aufwendige Regelung schnell erreicht werden kann. DE 196 09 530 A1 (BÖHLER)
beschreibt eine zweistufige Trocknung von Biomasse, wobei die heiße Biomasse der ersten
Stufe in einem nachgeschalteten Stromtrockner durch geregelte Verdunstungskühlung
mit konditionierter Zuluft auf die exakte Verarbeitungsfeuchte eingestellt wird. EP
1 128 145 A2 (LEB FEUERUNGS-TECHNIK) beschreibt die Regelung eines Stromtrockners
durch die Erfassung der Klimadaten innerhalb des Trockners mit Druck-, Temperatur-
und Feuchtesensoren, deren Signale von einer Steuerung ausgewertet werden, welche
die Temperatur des Heißgasstromes regelt.
[0011] Ein Problem bei mehrstufigen Trocknem, z.B. der verbreiteten Kombination Stromtrockner
zur Vortrocknung und Trommeltrockner zur Haupttrocknung ist die Menge des durch die
gesamte Anlage geführten Brüdendampfes, dessen Abtrennung nach der Vortrocknung DE
44 27 709 A1 (KNABE) beschreibt.
[0012] Mit indirekt beheizten Umgas betriebene Durchlauftrockner sind recht aufwendig. Es
gibt neue Versuche den Aufwand für emissionsarmen Betrieb von Holzspänetrocknern zu
senken. Dazu wird nach WO 0 2001 67016 A1 (VALMET PANELBOARD) vorgeschlagen, den gesamten
Überschuß des Umgasstromes eines mit Rauchgasen direkt beheizten Umgasstromes in die
Feuerung zurückzuführen und den dadurch entstehenden Überschuß thermisch gereinigter
Rauchgase für die ebenfalls direkte Heizung einer ebenfalls mit Umluft betriebenen
Vortrocknung zu verwenden,
wobei in der Vortrocknung aufgrund wesentlich niedrigerer Temperaturen durch höhere
Feuchte weniger Zersetzungsprodukte gebildet werden.
[0013] Bei der Trocknung mechanisch unempfindlicher Güter, bzw. wenn ohnehin in einem Verfahren
mit Zerkleinerung gearbeitet wird, werden mit Schleuderwellentrocknem sehr gute Stoffund
Wärmeübergänge erreicht. Durch die sehr gute Vereinzelung des Trockengutes steht nahezu
die gesamte spezifische äußere Oberfläche des Trockengutes bei gleichzeitig hohen
Turbulenzen für den Stoff- und Wärmeaustausch zur Verfügung. Einen interessanten Schleuder-Schnelltrockner
beansprucht EP 0 862 718 B1 (APV ANHYDRO). Dieser mit Umgas indirekt beheizte pneumatische
Schleudertrockner in stehender Bauart kombiniert in einem Behälter eine achsial stehende
Schleuderwelle mit einem klassierenden Stromtrockner. Hier wird aus einer Suspension
Granulat definierter Körnung hergestellt. Für die Trocknung von Holzfasem und ähnlichen
pflanzlichen Stoffen scheint dieser pneumatische Schleudertrockner mit Umgasbetrieb
aber weniger geeignet zu sein.
[0014] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren und eine Vorrichtung für die
indirekte Trocknung pneumatisch förderbarer Güter, insbesondere für Holzfasem und
ähnliche pflanzliche Stoffe, bei sehr guter Vereinzelung des Trockengutes und Verwendung
der Wand des Trockenraumes als Wärmetauscher.
[0015] Die Lösung dieser Aufgabe ist in Patentanspruch 1 angegeben.
[0016] In Figur 1 sind die wesentlichen Elemente der Erfindung dargestellt: Der aus Saugzug
3, Saugrohr 4 und Fallrohr 5 bestehende Schleifenreaktor steht in einem Ofen 6. Das
Gut 1 wird naß aufgegeben und den Schleudertrockner verläßt Brüdendampf und getrocknetes
Gut 2.
[0017] Der erfindungsgemäße pneumatische Schleudertrockner vereinigt den sehr guten Wärmeübergang
des Schleudertrockners mit dem sehr einfachen Regelverhalten des Schleifenreaktors,
welches näherungsweise dem des idealen Rührkessels entspricht. Als Stromtrockner ist
er insbesondere für die Trocknung schwer handhabbarer Güter wie Holzfasem und ähnliche
pflanzliche Stoffe geeignet. Im Gegensatz zu den heute gebräuchlichen Lösungen indirekt
beheizter Stromtrockner entfällt aber der aufwendige Eintrag der Verdampfungswäreme
über einen Brüdenkreislauf mit verschiedenen Apparaten und die für geringe Überhitzung
der Brüden erforderliche extrem hohe Gasumwälzung bzw. die für geringere Umwälzung
erforderliche hohe Brüdenüberhitzung mit Produktzersetzung. Nach Patentanspruch 2
steht der Schleudertrockner direkt in einem Ofen. Das ausgebrannte Rauchgas wird durch
die Rezirkulation schlagartig auf Ofentemperatur von z.B. 450 °C abgekühlt und den
an der Reaktorwand überhitzten Brüden von z.B. 150 °C wird sofort durch den Trockenprozeß
wieder Wärme entzogen. Für 1 kg Wasserverdampfung werden z.B. 10 kg Brüden umgewälzt.
Die voneinander unabhängigen Verweilzeiten des Trockengutes und der Brüden betragen
üblicher Weise 10 bis 300 Sekunden.
[0018] Das Trockengut-Brüden-Gemisch wird im Schleifenreaktor mit einem Transportlaufrad
umgewälzt, wie es aus dem Saugzug der pneumatischen Späneförderung bekannt ist. Das
ist ein sehr robustes offenes Radialgebläse mit geschlossener Rückseite, an dem nichts
hängen bleibt. Beim Durchgang durch das Transportlaufrad und beim Schleudem gegen
die Reaktorwand wird das Trockengut sehr gut vereinzelt, wie in jedem Schleudertrockner.
Die im Fallrohr durch Fliehkraft an der Reaktorwand reibenden Trockengut-Teilchen
bewirken eine dünne PRANDTLsche Grenzschicht und damit einen hervorragenden Wärmeübergang
von der Wand auf die umgewälzten Brüden.
[0019] Bei innerer Umwälzung ist das in diesem Fall in einem Schleifenreaktor vorhandene
Leitrohr als Saugrohr ausgebildet, der Saugzug sitzt direkt auf dem Saugrohr und schleudert
das Trockengut freiblasend gegen die als Wärmetauscher fungierende Reaktorwand. Zur
Vergrößerung der Wärmetauscherfläche ist es vorteilhaft, mit mehreren Fallrohren zu
arbeiten, die über einen Verteilerkopf absolut gleichmäßig beschickt werden.
[0020] Grundsätzlich kann der erfindungsgemäße Schleudertrockner auch mittels Saugzug unten
betrieben werden, wobei das Transportlaufrad gleichzeitig Bodenrührwerk sein kann.
In diesem Fall erfolgt eine äußere Umwälzung des Trockengut-Brüden-Gemisches. Diese
Ausführung, bei der die gesamte Maschinentechnik ebenerdig angebracht ist, kann für
kleinere Trockner sehr vorteilhaft sein.
[0021] Im Inneren des erfindungsgemäßen pneumatischen Schleudertrockners wird die Wärme
von der Trocknerwand ohne große Überhitzung der Brüden an des Trockengut transportiert.
Durch die thermische Trägheit der Trocknerwand kann bei Störung der Beschickung mit
Trockengut sehr schnell eine den gesamten Trockenraum erreichende Notkühlung mit eingedüstem
Wasser erfolgen. Damit kann das besondere Brandrisiko des Trocknungsvorganges pflanzlicher
Stoffe praktisch ausgeschlossen werden. Wenn es dennoch einmal zum Brand kommen sollte,
wird dieser durch Abschiebem aller Öffnungen einfach erstickt. Sollte einmal unzulässiger
Überdruck aufgebaut werden, wird dieser über Druckentlastungsklappen abgebaut.
[0022] Der pneumatische Schleudertrockner läßt sich sehr gut nach der Innentemperatur des
Schleifenreaktors regeln. Die Restfeuchte korreliert für ein gegebenes Produkt sehr
gut mit dieser Temperatur. Zum Anfahren wird der Trockner auf die Betriebstemperatur
vorgeheizt und dann wird langsam nasses Trockengut aufgegeben in solcher Menge, daß
die Innentemperatur ständig im Soll-Wert-Bereich bleibt. Dabei wird die Gutaufgabe
stetig erhöht, bis die Ofenwand voll aufgeheizt ist und die volle Feuerungsleistung
für die Trocknung verfügbar ist. Zum Abfahren wird die Feuerung eingestellt und solange
mit abnehmender Beschickung weiter getrocknet, bis gefahrlos abgeschaltet werden kann.
Der Trockner kann auch durch Verdampfung eingedüsten Wassers schnell entleert und
abgekühlt werden.
[0023] Zur Kraft-Wärme-Kopplung kann der pneumatische Schleudertrockner mittels Abgas einer
Gasturbine beheizt werden oder mit Abdampf eines Dampfmotors, einer Gegendruckturbine
oder einer Entnahme-Kondensationsturbine. Für Dampfbeheizung können die Fallrohre
auch als Doppelmantelrohre ausgeführt werden. Für Dampf einer organischen Flüssigkeit
kann der pneumatische Schleudertrockner als Kondensator eines ORC-Kraftwerkes verwendet
werden.
[0024] Besonders geeignet ist der erfindungsgemäße Schleudertrockner für die dezentrale
Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe. Hierfür haben die Anlagen vorzugsweise eine
Feuerungsleistung von 0,3 bis 3 MW. Eine hohe Wirtschaftlichkeit wird dabei durch
Verfeuerung von Biomasse erreicht. So kann z.B. bei der Herstellung von Holzfasern
mittels Doppelschneckenextruder der Firma LEHMANN MASCHINENBAU GMBH JOCKETA aus nassen
Holzhackschnitzeln aus Ganzbaumemte der Feinanteil, welcher einen hohen Anteil an
Rinde und an Nadeln bzw. Laub enthält, durch Windsichten abgetrennt und direkt in
einer Vorofenfeuerung verbrannt werden. Der Windsichter kann dabei auf den jeweils
momentanen Brennstoffbedarf eingestellt werden. In diesem Fall gibt es nur eine gemeinsame
Linie für Rohstoff und Brennstoff.
[0025] In dem erfindungsgemäßen pneumatischen Schleudertrockner wird das Trockengut wie
in jedem Schleudertrockner sehr gut vereinzelt, so daß in der Regel nahezu die gesamte
spezifische Oberfläche des Trockengutes für den Stoff- und Wärmeaustausch mit den
Brüden zur Verfügung steht und durch die hohen Turbulenzen sehr gute Stoff- und Wärmeübergänge
erreicht werden. Bis zur Knickpunktfeuchte ist der geschwindigkeitsbestimmende Schritt
der Wärmeeintrag in den Trockner. Für Trocknung bis zur Knickpunktfeuchte ist daher
das Verweilzeitverhalten des einfachen Rührkessels ausreichend. Für weitergehende
Trocknung, wie sie etwa für die Spanplattenverleimung erforderlich ist, können auch
zwei oder mehr Trockner als Kaskade in Reihe geschaltet werden, um nur für die diffusionskontrollierte
Endtrocknung unterhalb der Knickpunktfeuchte höhere Temperaturen im Trockner zu fahren.
Auch können in der Haupttrocknung zwei oder mehr Schleudertrockner parallel arbeiten
und mit einem gemeinsamen Schleudertrockner für die Endtrocknung in Reihe geschaltet
sein.
[0026] Das aus dem Schleudertrockner ausgeschleuste Trockengut kann mit Luft pneumatisch
abtransportiert werden. Dabei wird die fühlbare Wärme des Trockengutes noch für eine
Nachtrocknung durch Verdunstungskühlung genutzt. Noch besser ist der Wirkungsgrad,
wenn die Transportluft vorher mit Abwärme aufgeheizt wird. Die verbrauchte Transportluft
wird vorteilhaft als Verbrennungsluft in der Feuerung des Trockners genutzt. Bei brennbaren
Trockengut, wie pflanzlichen Materialien ist dann keine weitere Entstaubung nach dem
Produktabscheider mehr erforderlich. Der Wasserdampf aus der Nachtrocknung muß zwar
mit den Rauchgasen auf Abgastemperatur aufgeheizt werden, das erfordert aber nur einen
Bruchteil der eingesparten Verdampfungswärme.
[0027] Der pneumatische Schleudertrockner wird vorzugsweise auch pneumatisch beschickt.
Wenn dafür Transportluft verwendet wird, sinkt zwar der Wasserdampfpartialdruck im
Trockner, was für die Trocknung vorteilhaft ist, aber ebenso sinkt auch die Taupunkttemperatur
der Brüden, was für die Abwärmenutzung nachteilig ist. Brüdendampf sollte als Transportgas
überhitzt werden, um Taupunktunterschreitungen zu vermeiden. Durch eine solche Brüdenüberhitzung
mit einem Abgaskühler wird der Wirkungsgrad verbessert. Der pneumatische Schleudertrockner
kann aber z.B. auch mit einer Förderschnecke beschickt werden.
[0028] Brüdendampf mit hoher Taupunkttemperatur ist bekanntlich sehr gut für die Abwärmenutzung
geeignet. Oft fehlt aber der Wärmebedarf am Anfallort. Zur Trocknung vorgesehene nachwachsende
Rohstoffe sind oftmals naß. In diesem Fall kann es vorteilhaft sein, die Rohstoffe
mit Brüdendampf zu dämpfen, um die Aufheizung im Trockner einzusparen. Das beim Dämpfen
ablaufende Wasser ist in der Regel sehr gut biologisch zu reinigen. Ein solcher Dämpfer
bewirkt gleichzeitig eine Entstaubung der Brüden.
[0029] Der Brüdendampf kann aber z.B. auch in einem Luftkühler kondensiert werden, der nicht
kondensierte Anteil direkt oder indirekt der Feuerung zugeführt werden und die erhitzte
Luft kann zur Vor- oder Nachtrocknung verwendet werden. So kann gehäckseltes Grünfutter
im pneumatischen Schleudertrockner vorgetrocknet und auf einem Bandtrockner nachgetrocknet
werden. Das Grünfutter wird nach Vortrocknung wesentlich besser durchlüftet und die
Heizenergie wird hier zweimal genutzt. Oder Holzhackschnitzel werden für die Herstellung
von Brennstoffpellets in Silos mit Bodenbelüftung durch diese warme Luft vorgetrocknet,
in einer Hammermühle zerkleinert, im pneumatischen Schleudertrockner getrocknet und
dann pelletiert.
[0030] Beispiel 1: Anlage und Verfahren zur Verarbeitung von Holzhackschnitzeln zu Holzfasern
mit Trocknung in einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Trockners.
[0031] Die wichtigsten Abmessungen sind in etwa: Acht Fallrohre 508 x 8 mm mit 12.750 mm
Fallhöhe. Das Saugrohr 406,4 x 12 mm, der Verteilerkopf aus quadratischem Hohlprofil
150 x 10 mm und halbkugelförmige Sammelvorrichtung 2.600 mm Durchmesser, 1.300 mm
Höhe und 10 mm Wandstärke. Dieser Schleifenreaktor ist aus Werkstoff St 37-2 gefertigt.
Die Ofenwand hat einen Innendurchmesser von 2.400 mm und einen Außendurchmesser von
3.000 mm und ist mit mineralischer Dämmwolle auf etwa 100 kg/m
3 ausgestopft. Die Innenseite der Ofenwand besteht aus einem 1 mm starken Blechmantel
aus Werkstoff 1.4713, der zur Versteifung und zur Längenkompensation mit Quersicken
versehen ist. Die Brennkammer für eine Holzeinblasfeuerung und alle thermisch hoch
belasteten Ofeneinbauten sind aus Werkstoff 1.4762 gefertigt. Die gesamte Wärmetauscherfläche
beträgt etwa 180 m
2. Die maximale Verdampfungsleistung beträgt für Wasser je nach Gut und Wandtemperatur
ca. 1.200 bis 2.400 kg/h. Danach wird die Feuerungsleistung je nach den konkreten
Gegebenheiten auf 0,99 bis 2,7 MW ausgelegt, wobei grundsätzlich jeder Brennstoff
möglich ist. Der spezifische Stromverbrauch des Saugzuges beträgt 0,01 bis 0,06 kWh/kg
Wasserverdampfung. Der Schleifenreaktor mit Ofenwand ist das größte Einzelteil für
die Montage und bereitet mit 3.000 x 3.000 x 16.000 mm Abmessung keinerlei Probleme
für den Straßentransport.
[0032] Die nassen Hackschnitzel werden aus dem Bunker mittels Schubboden ausgetragen zum
Windsichter, wo der Feinanteil nach dem jeweiligen Wärmebedarf des Trockners mittels
Transportluft ausgetragen und in eine Vorofenfeuerung eingeblasen wird.
[0033] Die vom Feingut abgetrennten Hackschnitzel gelangen über ein Förderband in den Dämpfer,
wo das grobkörnige Haufwerk gut von Brüdendampf durchströmt wird. Die kondensierten
Brüden und das aus den Hackschnitzeln abgelaufene Wasser werden einer biologischen
Reinigung zugeführt. Aus den in Dämpfer entstaubten Brüden wird je nach sonstigen
Wärmebedarf in einem Kondensator Abwärme mit 80 °C Vorlauftemperatur zurückgewonnen.
[0034] Die gedämpften heißen Hackschnitzel werden einen Doppelschneckenextruder der Firma
LEHMANN MASCHINENBAU GMBH JOCKETA zur Zerfaserung zugeführt und gelangen von dort
mit einer Förderschnecke in das Saugrohr des Trockners.
[0035] Im Schleudertrockner wird das Holzfaser-Brüden-Gemisch an der tiefsten Stelle der
Sammelvorrichtung vom Saugrohr angesaugt, wobei oberhalb der Sammelvorrichtung in
das Saugrohr auch das frische Material zugeführt wird. Oberhalb des Saugrohres ist
ein Transportlaufrad, wie es aus der Späneförderung bekannt ist, mit senkrecht stehender
Achse im Verteilerkopf hängend angebracht. Der Verteilerkopf entspricht dem Gehäuse
eines Radialgebläses mit dem Unterschied, daß er mehrere um eine Symmetriedrehachse
angeordnete Abgänge besitzt, hier acht Stück. Das Transportlaufrad schleudert das
angesaugte Holzfaser-Brüden-Gemisch durch die Abgänge des Verteilerkopfes mit tangentialem
Eintritt in die Fallrohre, wo die Holzfasem gegen die Wand geschleudert auf einer
Spiralbahn abwärts fallen und gemeinsam mit den umgewälzten Brüden in die Sammelvorrichtung
gelangen, wo sie wieder angesaugt werden.
[0036] Am Boden der Sammelvorrichtung sorgt ein Bodenrührwerk dafür, daß sich kein Holzfaserstoff
absetzt und dafür, daß ständig Holzfasem in den Abgang transportiert werden, von wo
sie mit den Brüden zum Zyklonabscheider gelangen.
[0037] Die Einblasfeuerung ist als Vorofen ausgebildet, damit bei dem Feinanteil der nassen
Hackschnitzel die für eine saubere Verbrennung notwendige Brennkammertemperatur erreicht
wird. Der eigentliche Ofenraum des Schleudertrockners steht auf der halbkugelförmigen
Sammelvorrichtung des Schleifenreaktors und umhüllt den gesamten übrigen Teil des
Schleifenreaktors, bis auf den Antrieb des Transportlaufrades. Die etwa 400 °C heißen
Abgase des Ofens werden im Luftvorwärmer auf etwa 200 °C Schomsteintemperatur abgekühlt.
[0038] Beispiel 2: Verfahren zur Herstellung von Brennstoffpellets aus nassen Sägespänen.
[0039] Von einem regelbaren Beschickungsband wird der pneumatische Schleudertrockner über
eine Zellenradschleuse in einem pneumatischen Baypass mit Sägespänen beschickt. In
einem Zyklonabscheider werden die getrockneten Sägespäne von den Brüden getrennt und
über eine Zellenradschleuse direkt einer Pelletpresse der Firma MÖNCH, RATINGEN zugeführt.
Der optimale Trocknungsgrad der Sägespäne wird nach dem Aussehen der Pellets beurteilt
und! die Geschwindigkeit des Beschickungsbandes entsprechend erhöht oder verringert.
Durch die Heißdamp-Kurzzeit-Trocknung entfällt die sonst erforderliche Konditionierung
und der Zwischenpuffer. Beispiel 3: Verfahren zur energieautarken Klärschlammtrocknung
mit direkter Verbrennung und optionaler Phospatrückgewinnung.
[0040] Die organische Trockensubstanz (oTS) von kommunalem Klärschlamm hat etwa den Heizwert
wie trockenes Holz. Mit Filterpressen oder Zentrifugen mechanisch entwässerter Klärschlamm
mit mindestens 20 % oTS kann daher autotherm verbrannt werden. Nach dem Stand der
Technik wird der Klärschlamm dazu getrocknet und das Trockengut kann für die Beheizung
des Trockners verbrannt werden. Da der Klärschlamm beim Trocknen eine sogenannte Leimphase
durchläuft, muß er für die Trocknung in Konvektionstrocknem durch Rückvermischung
mit Trokkengut auf über 60 % TS eingestellt werden. Durch die innere Produktrückführung
ist der erfindungsgemäße pneumatische Schleudertrockner hierfür bestens geeignet.
In die Sammelvorrichtung wird ein Knetwerk eingebaut, welches die Vermischung zu krümeliger
Konsistenz bewirkt.
[0041] Der staubförmige trockene Klärschlamm wird in einem Zyklon vom Brüdendampf grob getrennt
und mit vorgewärmter Luft in einen Wirbelstrombrenner der GIV MBH, HALLE sehr sauber
verbrannt. Die staubigen Brüden werden direkt der Sekundärbrennkammer zugeführt und
somit thermisch gereinigt. Mit den vollständig ausgebrannten Rauchgasen wird der Dampferzeuger
beheizt. Der Dampfmotor des Stromerzeugers wird mit 16 bar Gegendruck betrieben und
der Trockner fungiert als Kondensator.
[0042] Durch die Monoverbrennung kann die Asche von Klärschlamm ohne Schwermetallbelastung
direkt als biocidfreier Phosphatdünger verwendet werden, ansonsten ist eine weitergehende
Aufbereitung für die Phosphatrückgewinnung erforderlich.
1. Verfahren zum Trocknen pneumatisch geförderter Güter mit einem indirekt beheizten
Schleifenreaktor, in welchem das Trockengut-Brüden-Gemisch mittels Transportlaufrad
in solcher Weise pneumatisch umgewälzt wird, daß das Trockengut im Fallstrom durch
Zentrifugalkraft gegen die als Wärmetauscher fungierende Reaktorwand geschleudert
wird.
2. Vorrichtung für das Verfahren nach Anspruch 1 mit einem Schleifenreaktor, der direkt
in einem Ofen steht, welcher mit einer Feuerung oder mit heißen Abgasen beheizbar
ist.
3. Vorrichtung für das Verfahren nach Anspruch 1, bei welcher der Schleifenreaktor indirekt
mit Dampf beheizbar ist.
4. Vorrichtung für das Verfahren nach Anspruch 1, bei welcher der Schleifenreaktor im
Wesentlichen aus einem stehenden zylindrischen Behälter und einem freiblasenden Saugzug
mit Saugrohr besteht, wobei der Saugzug so angeordnet ist, daß mittels Saugrohr über
dem Boden des Behälters Trockengut-Brüden-Gemisch ansaugt werden kann und durch das
freiblasende Transportlaufrad des Saugzuges Trockengut gegen den obersten Teil der
Wand des zylindrichen Behälters geschleudert werden kann.
5. Vorrichtung für das Verfahren nach Anspruch 1, wobei der Schleudertrockner mehrere
Fallrohre besitzt, die oben über tangentiale Einströmöffnungen mit einem Verteilerkopf
verbunden sind, welcher über eine Transportleitung mit der unter den Fallrohren angeordneten
Sammelvorrichtung verbunden ist.
6. Vorrichtung für das Verfahren nach Anspruch 1 mit einem oder mehreren Bodenrührwerken
zur Verhinderung von Ablagerungen am Boden des Schleifenreaktors und gegebenenfalls
auch im unteren Teil des Saugrohres und gegebenenfalls auch mit Rührwerksbeschaufelung
zur Beförderung von Trockengut zum Saugrohr und/oder zum Abgang.
7. Vorrichtung für das Verfahren nach Anspruch 1, wobei zwei oder mehr Schleudertrockner
eine Kaskade bilden.
8. Verfahren nach Anspruch 1 mit pneumatischer Zuführung des Trockengutes zum Schleudertrockner,
wobei Brüdendampf als Transportmedium verwendet wird, der gegebenenfalls auch überhitzt
werden kann, insbesondere in einem Abgaskühler.
9. Verfahren nach Anspruch 1 mit Abführung der Kondensationswärme der Brüden, vorzugsweise
mit Entsorgung des nicht kondensierten Anteils der Brüden über die Feuerung des Schleudertrockners.
10. Verfahren nach Anspruch 1 mit nachgeschalteter pneumatischer Förderung zur Abwärmenutzung
durch Verdunstungskühlung, wobei die verwendete Transportluft vorzugsweise der Feuerung
des Schleudertrockners zugeführt wird.