[0001] Die Erfindung betrifft einen Gefechtskopf gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Bei kunststoffgebundenem Sprengstoff handelt es sich um insensitiven Sprengstoff.
In der Munitionstechnik besteht seit einiger Zeit die Forderung, für Neuentwicklungen
solche kunststoffgebundene, insensitive Sprengstoffe einzusetzen. Kunststoffgebundene
Sprengstoffe weisen diverse Vorteile auf, ein Nachteil solcher gegossener kunststoffgebundener
Sprengstoffe besteht darin, daß ihr Wärmeausdehnungskoeffizient im Vergleich zum Wärmeausdehnungskoeffizienten
der den Sprengstoff umgebenden Teile groß ist. Haftet der Sprengstoff, d.h. die Sprengladung
des Gefechtskopfes gut an den umgebenden Teilen, so entstehen bei Temperaturänderungen
- insbesondere bei geometrisch großen Sprengladungen - im Sprengstoff temperaturbedingte
Eigenspannungen. Diese Eigenspannungen können zu Rissen führen. Haftet der Sprengstoff,
d.h. die Sprengladung, an den umgebenden Teilen nicht oder nur geringfügig, so sind
insbesondere bei niedrigen Temperaturen durch die temperaturbedingte Kontraktion der
Sprengladung Spalte zwischen der Sprengladung und den diese umgebenden Teilen kaum
oder nicht vermeidbar.
[0003] Die zuerst genannten Risse und die zuletzt genannten Spalte führen zu Leistungsverlusten,
die bei Splitterladungen und bei Blastladungen möglicherweise tolerierbar sind. Bei
Hohlladungen und bei projektilbildenden Ladungen führen solche Spalte und Risse jedoch
zu starken, nicht tolerierbaren Leistungsverlusten.
[0004] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, einen Gefechtskopf der eingangs
genannten Art zu schaffen, wobei eine Kompensation der großen Wärmeausdehnung des
kunststoffgebundenen Sprengstoffs gewährleistet wird.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruches 1 gelöst. Bevorzugte
Aus- bzw. Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Gefechtskopfes sind in den Unteransprüchen
gekennzeichnet.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Gefechtskopf ist zum Ausgleich temperaturbedingter Abmessungsänderungen
zwischen der einen relativ großen Wärmeausdehnungskoeffizienten besitzenden, gegossenen
kunststoffgebundenen Sprengladung und der die Sprengladung umgebenden Ladungshülle
ein Ausgleichsvolumen vorgesehen. Dieses kann von mindestens einer um die Ladungshülle
umlaufenden Sicke gebildet sein. Die mindestens eine Sicke kann nach außen oder nach
innen orientiert sein. Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß das Ausgleichsvolumen
von mindestens einer in axialer Richtung der Ladungshülle verlaufenden Sicke gebildet
ist. Diese kann nach außen oder nach innen orientiert sein. Bei einem Gefechtskopf
der zuletzt genannten Art sind in Umfangsrichtung der Ladungshülle vorzugsweise eine
Anzahl axial verlaufende Sicken äquidistant vorgesehen.
[0007] Die Sicken ermöglichen also eine temperaturbedingte Längenänderung der Hülle.
[0008] Durch die weiter oben erwähnte mindestens eine um die Ladungshülle umlaufende Sicke
wird der Ladungshülle eine über ihre eigene Wärmeausdehnung hinausgehende zusätzliche
Längenänderung ermöglicht. Die hierzu erforderliche Kraftübertragung erfolgt in vorteilhafter
Weise durch die durch Nutzung von Primern verstärkten Adhäsionskräfte zwischen der
Sprengladung und der Ladungshülle. Hierdurch wird außerdem die Bildung von Spalten
zwischen der Sprengladung und der Ladungshülle vermieden. Entsprechendes gilt für
die mindestens eine in axialer Richtung der Ladungshülle verlaufende Sicke bzw. für
die voneinander äquidistant beabstandeten, axial verlaufenden Sicken in der Ladungshülle.
Auch hierdurch wird ein zusätzliches Volumen geschaffen. Die wärmeausdehnungsbedingten
Kräfte können durch die von einem Primer verstärkte Anhaftung des Sprengstoffes auf
die Ladungshülle übertragen werden. Zwischen der Sprengladung und der Ladungshülle
ist also vorzugsweise ein Primer vorgesehen.
[0009] Erfindungsgemäß ist es auch möglich, daß das Ausgleichsvolumen von mindestens einem
Federelement definierten Volumenhubes gebildet ist. Das Ausgleichselement kann also
von einem einzigen Federelement definierten Volumenhubes gebildet sein. Eine andere
Möglichkeit besteht darin, dass das Ausgleichsvolumen von einer Anzahl Federelemente
definierten Volumenhubes gebildet ist, die voneinander - vorzugsweise äquidistant
- beabstandet vorgesehen sind. Das mindestens eine Federelement besteht vorzugsweise
aus einem gummiartigen Material.
[0010] Ein zusätzliches Volumen zur Kompensation der relativ großen Wärmeausdehnung des
kunststoffgebundenen Sprengstoffes ist also beispielsweise auch durch sogenannte Gummifedern
mit geeignetem Volumenhub realisierbar. Diese Lösung bietet sich insbesondere für
geometrisch kurze oder für großvolumige Sprengladungen mechanisch nicht stark belasteter
Gefechtsköpfe an. Durch die besagten Gummifedern wird der jeweils erforderliche zusätzliche
Volumenbedarf sichergestellt; ein Ausgleich zum Vermeiden von Ablösungen und/oder
von Spannungsrissen durch ein Anhaften der Sprengladung an der Ladungshülle ist hierbei
nicht gegeben.
[0011] Wenn geometrische Änderungen der Ladungshülle durch temperatur- d.h. wärmedehnungsbedingte
Bewegungen in den oben genannten Sicken nicht möglich oder nicht zulässig sind, kann
die unterschiedliche Ausdehnung auch durch eine zusätzliche Innenhülle mit mindestens
einer umlaufenden oder mit mindestens einer axial orientierten Sicke realisiert werden.
Bei einer solchen Ausbildung des erfindungsgemäßen Gefechtskopfes ist die Ladungshülle
in einer Außenhülle vorgesehen. Die Anbindung der Ladungshülle an die Außenhülle erfolgt
derartig, daß in Längs- oder Radialrichtung wirkende Geometrieänderungen möglich sind.
Allgemein vorteilhaft und bei Ausbildungen mit mindestens einer in Umfangsrichtung
umlaufenden Sicke notwendig ist der Einbau der Ladungs- d.h,. Innenhülle gemeinsam
mit einer vorgespannten Gummifeder geeigneten Volumenhubs.
[0012] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
von in der Zeichnung dargestellten Ausbildungen des erfindungsgemäßen Gefechtskopfes
bzw. wesentlicher Einzelheiten desselben.
[0013] Es zeigen:
- Figur 1
- einen Längsschnitt durch eine erste Ausbildung einer Wirkladung des Gefechtskopfes,
- Figur 2
- den Gefechtskopf gemäß Figur 1 in einer perspektivischen Ansicht,
- Figur 3
- eine zweite Ausführungsform einer Wirkladung des Gefechtskopfes in einer der Figur
1 ähnlichen Längsschnittdarstellung,
- Figur 4
- den Gefechtskopf gemäß Figur 3 in einer räumlichen Darstellung,
- Figur 5
- eine den Figuren 1 und 3 ähnliche Längsschnittdarstellung einer dritten Ausführungsform
der Wirkladung des Gefechtskopfes,
- Figur 6
- einen Schnitt entlang der Schnittlinie VI-VI in Figur 5,
- Figur 7
- einen Längsschnitt durch den kompletten Gefechtskopf mit einer Wirkladung gemäß Figur
3,
- Figur 8
- eine der Figur 7 ähnliche Längsschnittdarstellung eines kompletten Gefechtskopfes
mit einer Wirkladung gemäß Figur 5,
- Figur 9
- eine der Figur 7 ähnliche Längsschnittdarstellung, wobei das Ausgleichsvolumen ein
Federelement definierten Volumenhubs aufweist, und
- Figur 10
- eine der Figur 9 ähnliche Schnittdarstellung, wobei das Ausgleichsvolumen eine Anzahl
Federelemente definierten Volumenhubs aufweist, die in Umfangsrichtung des Gefechtskopfes
voneinander gleichmäßig beabstandet sind.
[0014] Figur 1 zeigt längsgeschnitten eine erste Ausbildung der Wirkladung 10 mit einer
Hohlladungs-Sprengladung 12 aus kunststoffgebundenem, insensitivem Sprengstoff 14,
der von einer Ladungshülle 16 umgeben ist. Zwischen der Sprengladung 12 und der Ladungshülle
16 ist ein Primer 18 vorgesehen, mittels welchem der Sprengstoff 14 an der Ladungshülle
16 haftet.
[0015] Zum Ausgleich temperaturbedingter Abmessungsänderungen zwischen der Sprengladung
12 und der Ladungshülle 16 ist ein Ausgleichsvolumen 20 vorgesehen. Wie auch aus Figur
2 ersichtlich ist, ist das Ausgleichsvolumen 20 von zwei um die Ladungshülle 16 umlaufende
Sicken 22 gebildet, die voneinander axial beabstandet sind.
[0016] Bei der Wirkladung 10 gemäß den Figuren 1 und 2 sind die umlaufenden Sicken 22 radial
nach außen orientiert. Demgegenüber verdeutlichen die Figuren 3 und 4 eine Ausbildung
der Wirkladung 10, bei der die umlaufenden Sicken 22 radial nach innen orientiert
sind. Im übrigen ist die Wirkladung 10 gemäß den Figuren 3 und 4 der Wirkladung gemäß
den Figuren 1 und 2 ähnlich ausgebildet, so daß es sich erübrigt, in Verbindung mit
den Figuren 3 und 4 alle Einzelheiten noch einmal detailliert zu beschreiben.
[0017] Die Figuren 5 und 6 zeigen noch eine andere Ausbildung der Wirkladung 10, bei der
das zum Ausgleich temperaturbedingter Abmessungsänderungen zwischen der Sprengladung
12 und der diese umgebenden Ladungshülle 16 vorgesehene Ausgleichsvolumen 20 von in
axialer Richtung der Ladungshülle verlaufenden Sicken 24 gebildet ist. Wie aus Figur
6 ersichtlich ist, sind die axial orientierten Sicken 24 in Umfangsrichtung der Wirkladung
10 voneinander gleichmäßig beabstandet vorgesehen.
[0018] Zwischen der Sprengladung 12 aus kunststoffgebundenen insensitiven Sprengstoff 14
und der Ladungshülle 16 ist auch bei dieser Ausbildung der Wirkladung 10 ein Primer
18 vorgesehen. Die voneinander äquidistant beabstandeten axial orientierten Sicken
24 können radial nach außen oder - wie dargestellt - radial nach innen orientiert
sein.
[0019] Figur 7 zeigt längsgeschnitten eine Wirkladung 10 gemäß den Figuren 3 und 4 mit umlaufenden,
radial nach innen orientierten Sicken 22, wobei die Ladungshülle 16 in einer Außenhülle
26 angeordnet ist. Die Außenhülle 26 ist materialeinstückig mit einem Boden 28 ausgebildet.
Im Zentrum des Bodens 28 ist ein Zünder 30 angeordnet. Vorderseitig ist die Außenhülle
26 durch einen Ring 32 abgeschlossen, mittels welchem die eine Hohlladungs-Einlage
aufweisende Wirkladung 10 festgelegt wird.
[0020] Figur 8 zeigt in einer der Figur 7 ähnlichen Längsschnittdarstellung eine Wirkladung
10 gemäß den Figuren 5 und 6 kombiniert mit einer Außenhülle 26, wobei gleiche Einzelheiten
in Figur 8 mit denselben Bezugsziffern wie in Figur 7 bezeichnet sind, so daß es sich
erübrigt, in Verbindung mit Figur 8 alle diese Einzelheiten noch einmal detailliert
zu beschreiben.
[0021] Figur 9 zeigt längsgeschnitten eine Wirkladung 10 mit einer Sprengladung 12 aus kunststoffgebundenem
insensitivem Sprengstoff 14 und einer Ladungshülle 16. Die Ladungshülle 16 ist in
einer Außenhülle 26 angeordnet. Die Außenhülle 26 ist materialeinstückig mit einem
Boden 28 ausgebildet. Im Zentrum des Bodens 28 ist ein Zünder 30 angeordnet. Zwischen
dem Boden 28 und der rückseitigen Stirnfläche 34 der Sprengladung 12 ist ein Federelement
36 definierten Volumenhubes vorgesehen. Das ein Ausgleichsvolumen 20 bildende Federelement
36 ist als Ringkörper 38 ausgebildet, der zur Längsmittelachse 40 der Sprengladung
12 konzentrisch vorgesehen ist.
[0022] Figur 10 zeigt eine Ausbildung der Wirkladung 10 mit einer Sprengladung 12, die von
einer Ladungshülle 16 umgeben ist. Die Sprengladung 12 aus kunststoffgebundenem insensitivem
Sprengstoff 14 mit der Ladungshülle 16 ist in einer Außenhülle 26 angeordnet, die
materialeinstückig mit einem Boden 28 ausgebildet ist. Zwischen dem Boden 28 und der
rückseitigen Stirnfläche 34 der Sprengladung 12 sind eine Anzahl Federelemente 36
vorgesehen, die entlang eines zur Längsmittelachse 40 konzentrischen Teilkreises voneinander
gleichmäßig beabstandet vorgesehen sind. Während bei der Ausbildung gemäß Figur 9
das Federelement 36 als Ringkörper ausgebildet ist, sind bei der Ausbildung gemäß
Figur 10 die Federelemente 36 definierten Volumenhubes scheibenförmig ausgebildet.
[0023] Aussparungen 42 in dem mindestens einen Federelement 36 sind dazu vorgesehen, den
Volumenhub des mindestens einen Federelementes 36 zu definieren. Das mindestens eine
Federelement 36 bildet zwischen der Sprengladung 12 und der Ladungshülle 16 ein Ausgleichsvolumen
20.
Bezugsziffernliste:
[0024]
- 10
- Wirkladung
- 12
- Sprengladung (von 10)
- 14
- Sprengstoff (von 12)
- 16
- Ladungshülle (von 12)
- 18
- Primer (zwischen 12 und 16)
- 20
- Ausgleichsvolumen (für 14)
- 22
- umlaufende Sicken (von 20)
- 24
- axial orientierte Sicken (von 20)
- 26
- Außenhülle (für 10)
- 28
- Boden (von 26)
- 30
- Zünder (für 12)
- 32
- Ring (an 26)
- 34
- rückseitige Stirnfläche (von 12)
- 36
- Federelement (für 20)
- 38
- Ringkörper (von 36)
- 40
- Längsmittelachse (von 12)
- 42
- Aussparung (in 36)
1. Gefechtskopf mit einer Sprengladung (12) aus kunststoffgebundenem Sprengstoff (14)
und einer Ladungshülle (16),
dadurch gekennzeichnet,
daß zum Ausgleich temperaturbedingter Abmessungsänderungen zwischen der Sprengladung
(12) und der Ladungshülle (16) ein Ausgleichsvolumen (20) vorgesehen ist.
2. Gefechtskopf nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Ausgleichsvolumen (20) von mindestens einer um die Ladungshülle (16) umlaufenden
Sicke (22) gebildet ist.
3. Gefechtskopf nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mindestens eine Sicke (22) nach außen orientiert ist.
4. Gefechtskopf nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mindestens eine Sicke (22) nach innen orientiert ist.
5. Gefechtskopf nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Ausgleichsvolumen (20) von mindestens einer in axialer Richtung der Ladungshülle
(16) verlaufenden Sicke (24) gebildet ist.
6. Gefechtskopf nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mindestens eine Sicke (24) nach außen orientiert ist.
7. Gefechtskopf nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mindestens eine Sicke (24) nach innen orientiert ist.
8. Gefechtskopf nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Umfangsrichtung der Ladungshülle (16) eine Anzahl axial orientierte Sicken (24)
äquidistant vorgesehen sind.
9. Gefechtskopf nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Ausgleichsvolumen (20) von mindestens einem Federelement (36) definierten Volumenhubes
gebildet ist.
10. Gefechtskopf nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Ausgleichsvolumen (20) von einer Anzahl Federelemente (36) definierten Volumenhubes
gebildet ist, die voneinander beabstandet vorgesehen sind.
11. Gefechtskopf nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß das mindestens eine Federelement (36) aus einem gummiartigen Material besteht.
12. Gefechtskopf nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen der Sprengladung (12) und der Ladungshülle (16) ein Primer (18) vorgesehen
ist.
13. Gefechtskopf nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ladungshülle (16) in einer Außenhülle (26) vorgesehen ist.