[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Regelung
eines Verbrennungsmotors, beispielsweise eines Dieselmotors, in Abhängigkeit von dem
in den einzelnen Brennräumen oder Zylindern des Verbrennungsmotors erfassten Brennraumdruck.
[0002] Für eine insbesondere emissionsoptimale Regelung eines Verbrennungsmotors, z. B.
eines aufgeladenen Dieselmotors, ist die genaue Kenntnis einer möglichst großen Anzahl
von Betriebsparametern des Motorsystems von entscheidender Bedeutung. Ein derartiger
Betriebsparameter ist bei einem Verbrennungsmotor beispielsweise das effektive Motormoment,
d.h. das tatsächlich auf die Kurbelwelle des Verbrennungsmotors übertragene und somit
an der Kupplung eines entsprechenden Kraftfahrzeugs verfügbare Moment, welches dem
eigentlichen Fahrerwunsch entspricht. Das effektive Motormoment unterscheidet sich
von dem in dem Verbrennungsmotor durch die Verbrennung indizierten Motormoment durch
ein negatives Verlustmoment, welches neben Reibungsverluste z.B. an den Kolben und
dem Kurbeltrieb des Verbrennungsmotors auch Antriebsmomente aller am Hilfs- oder Riementrieb
angeschlossenen Verbraucher (z.B. für den Betrieb des Klimakompressors, der Einspritzpumpen,
der Servopumpe, der Lichtmaschine etc. des Kraftfahrzeugs) umfasst.
[0003] Aus der DE 197 49 815 A1 ist ein Motormanagementsystem für einen Verbrennungsmotor
bekannt, wobei durch Erfassung des Brennraumdrucks in jedem Zylinder oder Brennraum
des Verbrennungsmotors in Abhängigkeit von dem jeweiligen Kurbelwinkel das in jedem
Brennraum indizierte Motormoment ermittelt und für die Drehmomentregelung des Kraftfahrzeugs
verwendet wird.
[0004] In Motorsteuergeräten herkömmlicher Motormanagementsysteme werden hierzu Kennfelder
abgelegt, welche für die Drehmomentregelung erforderliche Motordrehmomentdaten umfassen.
Durch Zugriff auf diese Kennfelder können dann in Abhängigkeit von dem erfassten bzw.
ermittelten indizierten Motormoment entsprechende Einstellungen geeigneter Betriebsparameter
des Verbrennungsmotors, z.B. der eingespritzten Kraftstoffmenge oder des Zündzeitpunkts
etc., für eine möglichst optimale Drehmomentregelung des Verbrennungsmotors vorgenommen
werden.
[0005] Bei den herkömmlichen Motormanagementsystemen erfolgt jedoch keine Erfassung des
zuvor erwähnten augenblicklichen effektiven Motormoments. Insbesondere werden in Kennfeldern
der zuvor beschriebenen Art lediglich relativ ungenaue Momentmittelwerte verwendet
und das Ist-Verhalten des Verbrennungsmotors nicht oder nur unzureichend berücksichtigt.
Das effektive Motormoment und auch das ebenfalls zuvor erwähnte Verlustmoment spielen
bei den herkömmlichen Motorregelkreisen keine Rolle.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie
eine Vorrichtung zur Regelung eines Verbrennungsmotors vorzuschlagen, wobei das effektive
Motormoment berücksichtigt werden kann. Dabei soll das erfindungsgemäße Verfahren
bzw. die erfindungsgemäße Vorrichtung vorzugsweise auch eine Bestimmung des Verlustmoments,
durch welches sich das effektive Motormoment von dem in dem Verbrennungsmotor durch
Verbrennung indizierten Motormoment unterscheidet, ermöglichen.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruches
1 bzw. eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruches 11 gelöst. Die Unteransprüche
definieren jeweils bevorzugte und vorteilhafte Ausführungsformen der vorliegenden
Erfindung.
[0008] Zur effektiven Regelung eines Verbrennungsmotors wird erfindungsgemäß die Bestimmung
des an der Kurbelwelle des Verbrennungsmotors auftretenden effektiven Motormoments
vorgeschlagen. Hierzu wird der in einem Brennraum des Verbrennungsmotors auftretende
Brennraumdruck in Abhängigkeit von dem Kurbelwinkel erfasst und daraus das indizierte
Motormoment in dem Brennraum abgeleitet. Aus dem indizierten Motormoment und der Winkelgeschwindigkeit
der Kurbelwelle kann dann das effektive Motormoment abgeleitet werden, wobei dabei
insbesondere auch das Verlustmoment des Verbrennungsmotors ermittelt und für Diagnosezwecke
verwendet werden kann.
[0009] Aus den Brennraumdruckdaten kann als Zwischengröße auch ein indizierter Mitteldruckwert
abgeleitet und zur Regelung des Verbrennungsmotors, beispielsweise zur Verbesserung
des Leerlaufs, eingesetzt werden.
[0010] Mit Hilfe der Erfindung ist durch die Verwendung neuer Regelgrößen eine verbesserte
Regelung des Verbrennungsmotors möglich, was wiederum zu einer Verbesserung des Komforts,
des Emissionsaustosses und des Kraftstoffverbrauchs führt. Darüber hinaus ermöglicht
die Erfindung brennraumbasierte Regelkreise und ein brennraumbasiertes Motormanagement.
[0011] Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend näher anhand der beigefügten Zeichnung
unter Bezugnahme auf ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel erläutert. Dabei zeigt die
einzige Figur eine vereinfachte Darstellung zur Erläuterung der Zylinder- bzw. Brennraumdruckerfassung
in einem Verbrennungsmotor gemäß der vorliegenden Erfindung.
[0012] In der Figur ist ein Zylinder oder Brennraum 2 bzw. das entsprechende Zylindergehäuse
eines Verbrennungsmotors 1, beispielsweise eines Dieselmotors, dargestellt. Ein in
dem Brennraum 2 befindlicher Kolben 3 wird über eine Kurbelwelle 4 des Verbrennungsmotors
1 angetrieben. Wird beispielsweise angenommen, dass der Verbrennungsmotor mit vier
Takten arbeitet, erreichen die Kurbelwelle 4 und der Kolben 3 innerhalb eines Arbeitszyklusses
genau zweimal den so genannten oberen Totpunkt OT und den unteren Totpunkt UT, was
zwei vollständigen Umdrehungen der Kurbelwelle 4 entspricht. In der Kraftfahrzeugtechnik
werden die Drehwinkel ϕ der Kurbelwelle 4 in Grad Kurbelwinkel (°KW) angegeben.
[0013] Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist im Bereich des Zylinderkopfs oder der
Zylinderkopfdichtung ein Drucksensor 5 angeordnet, mit dessen Hilfe der in dem Brennraum
2 während des Betriebs des Verbrennungsmotors 1 auftretende Brennraumdruck erfasst
werden kann. Zu diesem Zweck umfasst der Drucksensor 5 beispielsweise eine Messmembran,
welche abhängig von dem in dem Brennraum herrschenden Brennraumdruck unterschiedlich
gedehnt bzw. verformt wird, wobei das Ausmaß der Dehnung bzw. Verformung dieser Messmembran
als Maß für den in dem Brennraum 2 augenblicklich herrschenden Brennraumdruck von
einem Steuergerät 7 ausgewertet wird.
[0014] Der auf diese Weise in dem Brennraum 2 herrschende Brennraumdruck wird zu der augenblicklichen
Stellung der Kurbelwelle 4, d. h. zu dem augenblicklichen Drehwinkel ϕ der Kurbelwelle
4, in Beziehung gesetzt. Zu diesem Zweck ist ein Kurbelwellensensor 6 vorgesehen,
welcher kontinuierlich die augenblickliche Stellung der Kurbelwelle 4 erfasst und
diese dem Steuergerät 7 zuführt. Auf diese Weise kann das Steuergerät 7 den Verlauf
des Brennraumdrucks in Abhängigkeit von dem Drehwinkel ϕ der Kurbelwelle 4 ermitteln.
[0015] Für eine Vielzahl der hierin vorgeschlagenen numerischen Auswertungen ist eine Zuordnung
des augenblicklich erfassten Brennraum- oder Zylinderdrucks zu dem Brennraumvolumen
erforderlich. Hierzu sollen nachfolgend die wesentlichen Grundlagen erläutert werden.
[0016] Das gesamte Hubvolumen V
H des Verbrennungsmotors ist in Abhängigkeit von dem Brennraumhubvolumen V
h und der Zylinder- oder Brennraumzahl z wie folgt definiert:

[0017] Das Verdichtungsvolumen V
C jedes Brennraums ist folgendermaßen über das Verdichtungsverhältnis ε mit dem Hubvolumen
des jeweiligen Brennraums verknüpft:

[0018] Das jeweils augenblickliche Brennraumvolumen V(ϕ) ergibt sich aus dem kurbelwinkelabhängigen
Kolbenweg χ(ϕ) (gemessen ausgehend vom oberen Totpunkt OT) und der Kolbenfläche A
k, wobei r den Radius der Kurbelwelle 4 bezeichnet:

[0019] Bei Betrachtung der einzigen Figur können folgende geometrischen Zusammenhänge ermittelt
werden, wobei I die Länge des den Kolben 3 mit der Kurbelwelle 4 verbindenden Pleuels
und β den Pleuelwinkel wie in der Figur gezeigt bezeichnen:

[0020] Mit der Definition des so genannten Schubstangenverhältnisses λ
s =

ergibt sich der Kolbenweg (bezogen auf den oberen Totpunkt OT) somit zu:

[0021] Das Brennraumvolumen V(ϕ) ist somit in Abhängigkeit von der Hubfunktion
k(ϕ) =

:

[0022] Die Ableitung der Hubfunktion

erlaubt die Berechnung der kurbelwinkelabhängigen Veränderung des Brennraumvolumens
wie folgt:

[0023] Aufbauend auf den zuvor beschriebenen Grundlagen sollen nachfolgend die im Rahmen
der vorliegenden Erfindung relevanten Zusammenhänge zur Bestimmung des effektiven
Motormoments sowie des Verlustmoments des Verbrennungsmotors erläutert werden.
[0024] Der effektive Wirkungsgrad des Verbrennungsprozesses η
e wird durch die Umsetzung der im Kraftstoff gespeicherten Energie Q
B in eine an der Kurbelwelle 4 verfügbare Nutzarbeit W
e definiert. Mit dem so genannten unteren Heizwert H
u des Kraftstoffs und der Kraftstoffmasse m
k ergibt sich somit folgende Beziehung:

[0025] Mit Hilfe der zuvor erwähnten Brennraumdruckmessung kann der Hochdruckprozess in
dem jeweiligen Brennraum oder Zylinder 2 des Verbrennungsmotors 1 beobachtet werden.
Somit lassen sich die mechanischen Verluste (mechanischer Wirkungsgrad η
m) von den inneren Verlusten (innerer Wirkungsgrad η
i) trennen. Für den effektiven Wirkungsgrad des Verbrennungsprozesses gilt mit der
indizierten oder inneren Arbeit W
i:

[0026] Aus dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik ergibt sich für die Energiebilanz des Systems
folgende Differentialgleichung:

[0027] Der Term dW
i beschreibt die Volumenänderungsarbeit und ist gemäß dem Zusammenhang
dWi=-p·
dV durch den Brennraumdruck p sowie die Volumenveränderung dV definiert.
[0028] Der Term dQ
W beschreibt die dem System entzogene Wandwärmeenergie, und der Term dQ
B beschreibt die umgesetzte Kraftstoffenergie bzw. den Brennverlauf des eingespritzten
Kraftstoffs.
[0029] Mit dH
E ist die Enthalpieänderung der in das System einströmenden Masse, mit dH
A die Enthalpieänderung der ausströmenden Masse, und mit dH
B die Enthalpieänderung des eingespritzten Kraftstoffs bezeichnet.
[0030] Der Term dU beschreibt schließlich die Änderung der inneren Energie des Systems.
[0031] Gleichung (11) ist die Grundlage für die energetische Beurteilung der in einem Brennraum
2 des Verbrennungsmotors 1 ablaufenden Vorgänge. Die im Brennraumdruck p beobachtbare
Wärmeänderung im Arbeitsgas ergibt den Heizverlauf dQ
H als Summe der umgesetzten Kraftstoffenergie dQ
B und der negativen Wandwärmeenergie dQ
W:

[0032] Bei Verbrennungsmotoren entspricht der Mitteldruck p
m in einem Brennraum der auf das entsprechende Hubvolumen V
h bezogenen Arbeit W eines Arbeitsspiels:

[0033] Die aus einer Verbrennung resultierende effektive spezifische Arbeit kann an der
Kurbelwelle 4 des Verbrennungsmotors 1 abgenommen und in Form des effektiven Mitteldrucks
p
me, des effektiven Motormoments M
e oder der effektiven Leistung P
e ausgedrückt werden. Diese effektive spezifische Arbeit entspricht der Differenz zwischen
der spezifischen inneren Arbeit, ausgedrückt durch den indizierten Mitteldruck p
mi, dem indizierten Motormoment M
i oder der indizierten Leistung P
i, und der spezifischen mechanischen Verlustarbeit (Verlust- oder Reibungsmitteldruck
p
mv, Verlustmoment M
v, Verlustleistung P
v). Der mechanische Wirkungsgrad η
m verknüpft die effektiven und induzierten Größen wie folgt:

[0034] Aus Gleichung (14) ist ersichtlich, dass die zuvor erwähnten Mitteldrücke, Momente
und Arbeiten bzw. Leistungen ineinander umgerechnet werden können.
[0035] Der indizierte Mitteldruck p
mi lässt sich direkt aus dem mit Hilfe des Drucksensors 5 gemessenen Brennraumdruck
bestimmen. Er wird aus der Volumenänderungsarbeit abgeleitet und charakterisiert die
Energieumsetzung des Arbeitsgases in dem jeweiligen Brennraum:

[0036] Der indizierte Mitteldruck p
mi entspricht somit der auf das jeweilige Hubvolumen V
h bezogenen Volumenänderungsarbeit.
[0037] Die indizierte Arbeit entspricht der in dem jeweiligen pV-Diagramm von der Kennlinie
eingeschlossenen Fläche. Sie unterteilt sich bei Viertakt-Motoren in einen Hochdruck-
und einen Ladungswechselanteil. Der indizierte Mitteldruck p
mi_HD der Hochdruckphase kann als Kenngröße für die Verbrennung der einzelnen Brennräume
verwertet werden und wird zwischen den beiden unteren Totpunkten UT des Kurbelwegs
in Abhängigkeit von dem gemessenen Brennraumdruck p wie folgt definiert:

[0038] Der indizierte Mitteldruck p
mi_HD der Hochdruckphase wird vorzugsweise für die Regelung und Steuerung des Verbrennungsmotors
1 ausgewählt, da er die innere Arbeit jedes Brennraums 2 physikalisch beschreibt.
[0039] Der innere Wirkungsgrad η
i beschreibt die Verbrennungsgüte, da er die eingesetzte Brennstoffenergie Q
B mit der indizierten Energie W
i vergleicht:

[0040] Das Drehmoment M des Verbrennungsmotors 1 ist proportional zu dem (zwischen den einzelnen
Brennräumen oder Zylindern 2 gemittelten) Mitteldruck

des Verbrennungsmotors:

[0041] Das indizierte Motormoment ist eine Umrechnung der indizierten Arbeit in ein (virtuelles)
Moment (vgl. Gleichung (18) mit dem Index i). Das momentane indizierte Motormoment
eines Brennraums lässt sich näherungsweise wie folgt bestimmen:

[0042] Aus der kontinuierlichen Betrachtung der indizierten Arbeit gemäß Gleichung (19)
kann das momentane indizierte Motormoment durch Überlagerung der Verläufe aller z
Brennräume berechnet werden:

[0043] Da die Funktion

für die numerische Bestimmung des indizierten Mitteldrucks durch das Steuergerät
7 ohnehin berechnet wird, stellt die Bestimmung des maximalen und minimalen indizierten
Motormoments sowie deren Kurbelwinkellagen ϕ
Mimax, ϕ
Mimin lediglich einen unwesentlichen Mehraufwand dar.
[0044] Das indizierte Motormoment ist über eine beispielsweise in "Berechnung des Brennraumdruckverlaufs
aus Kurbelwellen-Winkelgeschwindigkeit von Verbrennungsmotoren", Fehrenbach H., Fortschrittsberichte
VDI Reihe 6, Energieerzeugung Nr. 255, VDI-Verlag Düsseldorf, 1991, beschriebene Differentialgleichung
des Kurbeltriebs mit der Motordrehzahl verknüpft, wobei diesbezüglich an dieser Stelle
ausdrücklich auf die Ausführungen in dieser Veröffentlichung verwiesen wird. Das (momentane)
indizierte Motormoment kann wie beschrieben aus dem Brennraumdruck mit einer Auflösung
von 1°KW abgeleitet werden. Des Weiteren liegt auch die Kurbelwellen-Winkelgeschwindigkeit
mit einer zeitlichen Auflösung von 1°KW vor. Somit sind die Eingangs- und Ausgangsgrößen
des in dieser Veröffentlichung beschriebenen Modells des Kurbeltriebs vorhanden, und
es können daraus das effektive Motormoment M
e(ϕ) und das Verlustmoment M
v(ϕ) bestimmt werden, da gemäß dieser Differentialgleichung folgender Zusammenhang
gilt:

[0045] Die Herleitung der Ausdrücke für J und J' kann ebenfalls der zuvor beschriebenen
Veröffentlichung entnommen werden. Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
ist lediglich von Bedeutung, dass die rechte Seite der Gleichung (21) in Abhängigkeit
von der Kubelwellen-Winkelgeschwindigkeit bekannt ist, so dass bei zusätzlicher Herleitung
von M
i(ϕ) wie zuvor beschrieben aus dem Brennraumdruck auf das Verlustmoment M
v(ϕ) und das effektive Motormoment M
e(ϕ) geschlossen werden kann.
[0046] Wie bereits erwähnt worden ist, geht das Verlustmoment M
v(ϕ) auf die negative Arbeit durch Reibungsverluste am jeweiligen Kolben und Kurbeltrieb
sowie auf Momentverluste aufgrund von ebenfalls über die Kurbelwelle angetriebenen
Verbrauchern des jeweiligen Kraftfahrzeugs, wie beispielsweise dem Klimakompressor,
den Einspritzpumpen, der Servopumpe, der Lichtmaschine etc., zurück. Dabei gilt zwischen
den einzelnen Momenten der folgende Zusammenhang:

[0047] Im Betriebszustand "Leerlauf"/"Motor ausgekuppelt" ist das effektive Motormoment
Null. Daher kann in diesem Betriebszustand das Verlustmoment aus den obigen Zusammenhängen
sowie in Abhängigkeit von dem aus dem Brennraumdruck abgeleiteten indizierten Motormoment
ermittelt werden. Alternativ oder zusätzlich kann über die Mitteldruckwerte auch das
zylinder- oder brennraumindividuelle Schleppmoment bestimmt werden. Dabei gilt zwischen
den Mitteldruckwerten folgender Zusammenhand:

[0048] Aus dem Schleppmitteldruck p
ms kann das Schleppmoment über Gleichung (18) bestimmt werden.
[0049] Mit Hilfe der zuvor beschriebenen zusätzlich gewonnenen Informationen, insbesondere
dem effektiven Motormoment M
e, dem Verlustmoment M
v und dem indizierten Mitteldruck p
mi, können die vorhandenen Regelkreise des Motormanagementsystems verbessert werden,
da diese zusätzlichen Informationen in die Steuerung bzw. Regelung des Verbrennungsmotors
mit einfließen können. Bestimmte Stellgrößen, z.B. die Kraftstoff-Einspritzmenge,
der Kraftstoff-Förderbeginn oder der Kraftstoff-Einspritzverlauf, können beispielsweise
in Form einer zylinderindividuellen Verbrennungsbeginn- oder Momentenregelung derart
verändert werden, dass die jeweils aus dem Brennraumdruck extrahierten Kenngrößen
erreicht werden. Dabei findet insbesondere eine Regelung auf Basis der in dem jeweiligen
Brennraum tatsächlich ablaufenden Verbrennung statt.
[0050] So kann insbesondere der Leerlauf des Verbrennungsmotors verbessert werden. Im unteren
Drehzahlbereich kann auch die Laufruhe des Verbrennungsmotors verbessert werden. Es
können zylinderindividuelle Sollwerte für den indizierten Mitteldruck vorgegeben werden,
wenn unterschiedliche Moment- oder Reibverluste für die einzelnen Zylinder oder Brennräume
festgestellt werden, um somit eine zylinderindividuelle Regelung zu erhalten. Durch
die Erfassung des (zylinderindividuellen) indizierten Mitteldrucks wird ein absolutes
Maß für das in der Verbrennung in dem jeweiligen Zylinder entstehende Moment gewonnen,
so dass in Kombination mit einer hochaufgelösten Kurbelwinkelmarkierung sehr genaue
und effektive zylinderindividuelle Regelkreise geschaffen werden können.
[0051] Mit dem effektiven Motormoment steht erstmals eine Modellgröße hoher Güte für die
Fahrverhaltensfunktionen "Leerlauf", "Ruckeldämpfung" etc. zur Verfügung. Das effektive
Motormoment wird - wie zuvor beschrieben worden ist - kurbelwinkelaufgelöst erfasst
und kann auch anderen Komponenten oder Teilnehmern des Triebstrangs, z.B. dem Getriebe
oder den Nebenaggregaten, zur Steuerung/Regelung zur Verfügung gestellt werden.
[0052] Dadurch, dass bei der zuvor beschriebenen Differentialgleichung des Kurbeltriebs,
welche die Grundlage für die Bestimmung des Verlustmoments und des effektiven Moments
des Verbrennungsmotors darstellt, aufgrund der Ermittlung des indizierten Motormoments
in Abhängigkeit von dem Brennraumdruck im Prinzip sowohl die Eingangs- als auch die
Ausgangsgrößen bekannt sind, kann bei bekannten Betriebszuständen die Drehzahlinformation
auch zur Überprüfung der Richtigkeit der Drucksensoren der einzelnen Brennräume des
Verbrennungsmotors verwendet werden.
[0053] Die Leerlaufregelung und die Ruckeldämpfung des Verbrennungsmotors können durch Identifikation
der Parameter dieser Differentialgleichung in einem weiteren Schritt adaptiert werden,
so dass diese Parameter nicht mehr in einem langwierigen Prozess für verschiedene
Betriebszustände appliziert werden müssen.
[0054] Mit dem Verlustmoment steht eine Modellgröße zur Verfügung, mit deren Hilfe zylinderindividuell
zu Diagnosezwecken die Reibung sowie sonstige Verluste im Motor überwacht werden können
und auf geeignete Weise darauf reagiert werden kann.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0055]
- 1
- Verbrennungsmotor
- 2
- Zylindergehäuse
- 3
- Kolben
- 4
- Kurbelwelle
- 5
- Drucksensor
- 6
- Kurbelwellensensor
- 7
- Steuergerät
- 8
- Einspritzventil
- OT
- Oberer Totpunkt
- UT
- Unterer Totpunkt
- ϕ
- Kurbelwinkel
- β
- Pleuelwinkel
- l
- Pleuellänge
- r
- Kurbelwellenradius
1. Verfahren zur Regelung eines Verbrennungsmotors,
wobei der in einem Brennraum (2) des Verbrennungsmotors (1) durch einen Verbrennungsvorgang
auftretende Brennraumdruck in Abhängigkeit von einem Kurbelwinkel (ϕ) einer Kurbelwelle
(4) des Verbrennungsmotors (1) erfasst und für die Regelung mindestens eines Betriebsparameters
des Verbrennungsmotors (1) verwendet wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass aus dem Brennraumdruck ein durch den Verbrennungsvorgang in dem Brennraum (2) indiziertes
Motormoment abgeleitet wird, und
dass aus dem indizierten Motormoment und einer Winkelgeschwindigkeit der Kurbelwelle (4)
ein aufgrund der Verbrennung an der Kurbelwelle (4) auftretendes effektives Motormoment
abgeleitet und für die Regelung des mindestens einen Betriebsparameters des Verbrennungsmotors
(1) verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Brennraumdruck ein indizierter Mitteldruck abgeleitet und für die Regelung
des Verbrennungsmotors (1) verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Brennraumdruck der indizierter Mitteldruck für eine Hochdruckphase in dem
Brennraum abgeleitet und für die Regelung des Verbrennungsmotors (1) verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass der indizierte Mitteldruck P
mi_HD in Abhängigkeit von dem Brennraumdruck p und einem Hubvolumen V
h eines in dem Brennraum (2) befindlichen Kolbens (3) des Verbrennungsmotors (1) wie
folgt bestimmt wird:
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2-4, dadurch gekennzeichnet, dass das indizierte Motormoment aus dem indizierten Mitteldruck abgeleitet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2-5, dadurch gekennzeichnet, dass ein Leerlaufverhalten des Verbrennungsmotors (1) in Abhängigkeit von dem indizierten
Mitteldruck geregelt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, dass das indizierte Motormoment Mi in Abhängigkeit von dem Kurbelwinkel ϕ der Kurbelwelle (4) aus dem Brennraumdruck
p und einem Volumen V des Brennraums (2) gemäß der Beziehung Mi(ϕ)=p(ϕ)· abgeleitet wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Leerlauf-Betriebszustand oder einem ausgekoppelten Betriebszustand des Verbrennungsmotors
(1) aus dem indizierten Motormoment und der Winkelgeschwindigkeit der Kurbelwelle
(4) ein Verlustmoment des Verbrennungsmotors (1) abgeleitet wird, und dass aus dem
indizierten Motormoment und dem Verlustmoment das effektive Motormoment bestimmt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Verlustmoment zur Diagnose eines fehlerhaften Zustands des Verbrennungsmotors
(1) verwendet wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren für mehrere Brennräume (2) des Verbrennungsmotors (1) brennraumspezifisch
durchgeführt wird.
11. Vorrichtung zur Regelung eins Verbrennungsmotors,
mit Kurbelwinkelerfassungsmittel (6) zum Erfassen eines Kurbelwinkels (ϕ) einer Kurbelwelle
(4) des Verbrennungsmotors,
mit Brennraumdruckerfassungsmittel (5) zum Erfassen des in einem Brennraum (2) des
Verbrennungsmotors (1) auftretenden Brennraumdrucks, und
mit einer Regelungseinrichtung (7) zur Regelung mindestens eines Betriebsparameters
des Verbrennungsmotors (1) in Abhängigkeit von dem durch die Brennraumdruckerfassungsmittel
(7) erfassten Brennraumdruck und dem durch die Kurbelwinkelerfassungsmittel (6) erfassten
Kurbelwinkel (ϕ),
dadurch gekennzeichnet,
dass die Regelungseinrichtung (7) derart ausgestaltet ist, dass sie aus dem Brennraumdruck
ein durch den Verbrennungsvorgang in dem Brennraum (2) indiziertes Motormoment ableitet,
um aus dem indizierten Motormoment und einer Winkelgeschwindigkeit der Kurbelwelle
(4) ein aufgrund der Verbrennung an der Kurbelwelle (4) auftretendes effektives Motormoment
abzuleiten und für die Regelung des mindestens einen Betriebsparameters des Verbrennungsmotors
(1) zu verwenden.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Regelungseinrichtung (7) zur Regelung des Verbrennungsmotors (1) gemäß dem Verfahren
nach einem der Ansprüche 1-10 ausgestaltet ist.