[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Kupplungsanordnung zum Verbinden eines ersten
und eines zweiten Wagenkastens bei einem mehrgliedrigen Fahrzeug, insbesondere bei
einem Schienenfahrzeug, mit wenigstens einem Energieverzehr- und/oder Kraftübertragungsglied
(im folgenden kurz "EVK-Glied" genannt) zum Übertragen von Zug- und/oder Schubkräften
von dem ersten Wagenkasten auf den verbundenen, benachbarten zweiten Wagenkasten.
[0002] Kupplungsanordnungen mit den eingangs genannten Merkmalen sind dem Grunde nach aus
der Schienenfahrzeugstechnik bekannt. Hierbei dienen Kupplungen zum Verbinden von
Fahrzeugen, um Zugund/oder Druckkräfte von einem Wagenkasten auf einen benachbarten,
angekoppelten Wagenkasten zu übertragen. In der Regel sind Kupplungsanordnungen mit
wenigstens einem Energieverzehrglied ausgerüstet, welches Zug- und Druckkräfte bis
zu einer hinreichenden Größe aufnimmt und dadurch die Zug- und Stoßkräfte, welche
während des normalen Fahrbetriebes zwischen den einzelnen Wagenkästen auftreten, absorbiert.
Die Energieverzehrglieder in der Kupplungsanordnung dienen zum Verzehr der anfallenden
Zug- und Stoßenergie, um eine Gelenkanordnung bzw. Wagenkupplung zwischen den Wagenkästen
vor Beschädigungen zu schützen. Als Energieverzehrglieder im Schienenverkehr werden
häufig Gashydraulik- oder Hydrostatikpuffer eingesetzt.
[0003] Während das Energieverzehrglied in der Kupplungsanordnung auftretende Stoßkräfte
absorbiert und dadurch das Übertragen von Stößen zwischen benachbarten, angekoppelten
Wagenkästen Stößen zwischen benachbarten, angekoppelten Wagenkästen verhindert, dient
das Kraftübertragungsglied in der Kupplungsanordnung zum Übertragen von Zug- und/oder
Schubkräften von einem ersten Wagenkasten auf einen verbundenen, benachbarten zweiten
Wagenkasten. Ein derartiges Kraftübertragungsglied könnte beispielsweise eine Kupplungsstange
sein, die aufgrund ihrer starren Ausführung die angreifenden Zug- bzw. Schubkräfte
zwischen zwei benachbarten angekoppelten Wagenkästen spielfrei überträgt. Eine Kupplungsanordnung,
welche lediglich ein Kraftübertragungsglied ohne ein zusätzliches Energieverzehrglied
aufweist, würde alle Stöße ungedämpft über das Kraftübertragungsglied weiterleiten.
Von daher sind in der Regel Kupplungsanordnungen so ausgeführt, dass diese ein Energieverzehrglied
und ein Kraftübertragungsglied in Kombination miteinander aufweisen. Ein Beispiel
einer derartigen Kupplungsanordnung ist die altbekannte Klauenkupplung in Kombination
mit den Seitenpuffern der jeweiligen Wagenkästen. Im weiteren Sinne ist aber auch
eine starre Kupplungsstange denkbar, die an wenigstens einem ihrer Enden ein Energieverzehrglied
aufweist, etwa in Form eines Federelementes oder eines anderen, gleichartigen Dämpfungselementes.
[0004] Da Kupplungsanordnungen mit einem EVK-Glied, in welchem das Energieverzehrglied als
Gashydraulik- oder Hydrostatikpuffer ausgeführt ist, bauartig bedingt die Eigenschaft
haben, dass sie aufgrund ihrer Vorspannung statisch geringere Kräfte übertragen als
dynamisch, kann in einem Schubverband, bei dem ein Wagenkasten von einem nachfolgenden
Triebwagen bzw. Zug geschoben wird, durch beispielsweise eine ungeregelte Beschleunigung
des anschiebenden Zuges die statische Vorspannung der Puffer in der Kupplungsanordnung
zwischen den Wagenkästen überschritten werden. Dieses tritt insbesondere häufiger
bei einem Abschleppbetrieb zweier Züge ein, bei dem ein ausgefallener Zug von einem
nachfolgenden Zug geschoben wird. Das Überschreiten der statischen Vorspannung der
Energieverzehrglieder (Puffer) in der Kupplungsanordnung zwischen angeschobenen Wagenkästen
hat zur Folge, dass sich während der Beschleunigungsphase die Energieverzehrglieder
in der Kupplungsanordnung aufgrund ihrer Bauart bedingten Eigenschaft eindrücken.
Diese Eigenschaft kann insbesondere dann kritisch werden, wenn der schiebende Zug
bzw. Triebwagen direkt von der Beschleunigungs- in eine Bremsverzögerung wechselt
und der geschobene Wagenkasten nicht mitbremsen kann. Die teilweise komprimierte bzw.
zusammengeschobenen Energieverzehrglieder und somit auch die gesamte Kupplungsanordnung
können während ihrer Expansionsphase keine Kräfte übertragen, so dass der geschobene
Wagenkasten im Vergleich zum schiebenden Wagenkasten zeitlich verzögert den Bremsvorgang
einleitet. Die Zeitverzögerung entspricht dabei der Expansionszeit der zusammengeschobenen
Kupplungsanordnung, d.h. der Zeit, die benötigt wird, bis die Energieverzehrglieder
in der Kupplungsanordnung wieder in der Regel in dem entspannten Ausgangszustand,
welcher beim ursprünglichen Zusammenkuppeln der benachbarten Wagenkästen eingestellt
wurde, einnehmen. Ein Kraftübertragung zwischen dem abbremsenden Wagenkasten und dem
angeschobenen Wagenkasten setzt erst wieder ein, wenn sich die Kupplungsanordnung
auf ihr ursprüngliches Maß gelängt hat und die Energieverzehrglieder zur Dämpfung
der Zugkraft in Eingriff kommen.
[0005] Aufgrund der oben beschriebenen Wechselwirkung zwischen dem Energieverzehrglied und
dem Kraftübertragungsglied in der Kupplungsanordnung beim Wechsel vom Beschleunigungs-
in den Verzögerungszustand eines geschobenen Wagenkastenverbandes entsteht zwischen
den Wagenkästen eine Relativgeschwindigkeit, die von den Energieverzehrgliedern der
Kupplungsanordnung abgebremst werden müssen. Bei großen Expansionshüben bzw. Pufferhüben
kann diese Relativgeschwindigkeit dazu führen, dass die Kapazität der Energieverzehrglieder
in Zugrichtung überschritten wird und Stöße ungedämpft von den Kraftübertragungsgliedern
in das Fahrzeuguntergestellt eingeleitet werden. In Extremsituationen, insbesondere
bei einem Schwerlastgespann, kann es dann zu Deformationen an den jeweiligen Wagenkästen
oder Kupplungsanordnungen kommen, was zu einer extremen Belastung der Kupplungsanordnung
bis hin zum Kupplungsabriss führt.
[0006] Dieses ist ein in der Schienenfahrzeugtechnik bisher ungelöstes Problem, da bisher
keine technische Lösung existiert, um die extremen Belastungen der Kupplungsanordnungen
zu vermeiden. Zur Zeit kann die Belastung der jeweiligen Kupplungsanordnungen bei
einem oben beschriebenen schiebenden Wagenkastenverband nur durch ein besonders vorsichtiges
und voraussehendes Manövrieren auf ein ungefährliches Maß gehalten werden, was in
vielen Fällen jedoch aufgrund von unvorhersehbaren Ereignissen nicht gelingt, wie
etwa bei Auffahrunfällen.
[0007] Aufgrund der geschilderten Problemstellung liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
eine Kupplungsanordnung anzugeben, in welcher sowohl bei einem geschobenen als auch
bei einem schiebenden Wagenkastenverband die jeweiligen Kraftübertragungsglieder der
beteiligten Kupplungen und die Fahrzeuggestelle der beteiligten Wagenkästen vor extremen
Belastungen wirkungsvoll geschützt werden. Dieses soll selbst bei extremen Manövern
gelten, wie etwa bei einem Wechsel von der Beschleunigungsphase in eine Verzögerungsphase
in einem geschobenen Fahrzeugverband.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mittels einer Kupplungsanordnung zum Verbinden
eines ersten und eines zweiten Wagenkastens bei einem mehrgliedrigen Fahrzeug, insbesondere
bei einem Schienenfahrzeug, mit wenigstens einem EVK-Glied zum Übertragen von Zug-
und/oder Schubkräften von dem ersten Wagenkasten auf den verbundenen benachbarten
zweiten Wagenkasten gelöst, wobei Mittel zum Aktivieren und/oder Deaktivieren einer
Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes vorgesehen sind.
[0009] Die erfindungsgemäße Lösung weist eine ganze Reihe wesentlicher Vorteile gegenüber
der aus der Fahrzeugtechnik bekannten und vorstehend erläuterten Kupplungsanordnung
auf. Durch die Mittel zum Aktivieren und/oder Deaktivieren einer Dämpfungseigenschaft
des EVK-Gliedes wird dabei bewirkt, dass die Dämpfungseigenschaft der gesamten Kupplungsanordnung
bei Bedarf aktiviert bzw. deaktiviert werden kann. Insbesondere in Situationen, bei
denen die herkömmlich vorgesehene Dämpfungseigenschaft der Kupplungsanordnung zu problematischen
Situationen führen kann, wird dabei die Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes und somit
die Dämpfungseigenschaft der gesamten Kupplungsanordnung deaktiviert. Bei einem Abschleppbetrieb
zweier Züge, bei dem ein ausgefallener Zug von einem nachfolgenden Zug geschoben wird,
wäre beispielsweise eine Deaktivierung der Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes in
der betreffenden Kupplungsanordnung sinnvoll. Dadurch wird aktiv verhindert, dass
die statische Vorspannung der Kupplungsanordnung, welche die Dämpfungseigenschaft
dieser definiert, zwischen den Wagenkästen überschritten wird. Dieses ist häufig der
Fall bei z.B. einer ungeregelten Beschleunigung des anschiebenden Zuges. Durch die
Deaktivierung der Dämpfungseigenschaft kann folglicherweise das EVK-Glied der Kupplungsanordnung
während der Beschleunigungsphase nicht komprimiert bzw. eingedrückt werden. Somit
ist die kritische Situation, wenn der schiebende Zug direkt von der Beschleunigungsin
eine Bremsverzögerung wechselt und der geschobene Zug nicht bremsen kann, entschärft,
da die Kupplungsanordnung direkt die Verzögerungskraft des schiebenden Zuges auf den
geschobenen Zug übertragt, weil eine Expansionsphase der Kupplungsanordnung ausbleibt.
Als Folge davon kann keine Relativgeschwindigkeit zwischen den Wagenkästen bei diesem
Beschleunigungs-Verzögerungswechsel entstehen, die von der Kupplungsanordnung in Zugrichtung
abgebremst werden müsste. Somit ist ferner die Deformationsgefahr am jeweiligen Fahrzeuggestell
bzw. in der Kupplungsanordnung nicht mehr gegeben. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen
Kupplungsanordnung besteht darin, dass die Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes nach
dessen Deaktivierung im Bedarfsfall wieder aktiviert werden kann. Ein derartiger Bedarfsfall
liegt beispielsweise dann vor, wenn in dem oben beschriebenen schiebenden Zugverband
der geschobene Wagenkasten auf ein Hindernis prallt, wodurch ein Stoß von dem vorderen,
geschobenen Wagenkasten entgegen der Fahrtrichtung zu dem hinteren, schiebenden Wagenkasten
läuft. Dabei wird die Stoßenergie über das EVK-Glied zwischen den beiden Wagenkästen
übertragen. Bei extremen Stößen, beispielsweise im Falle eines Auffahrunfalls aus
dem Schiebebetrieb, würde bei einer starren Kupplungsanordnung bzw. bei einer Kupplungsanordnung
mit deaktivierter Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes möglicherweise aufgrund der
anfallenden Stoßenergie Beschädigungen der Kupplungsanordnung entstehen, im Extremfall
sind sogar Schäden im Fahrzeuguntergestell nicht auszuschließen. Erfindungsgemäß und
in vorteilhafter Weise ist es möglich, die Deaktivierung der Dämpfungseigenschaft
des EVK-Gliedes wieder zu aktivieren, so dass die beispielsweise bei einem Auffahrunfall
anfallende Energie in dem Energieverzehrglied des EVK-Gliedes absorbiert und somit
zuverlässig abgebaut wird.
[0010] Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen 2 bis 9 angegeben.
[0011] So ist für das EVK-Glied wenigstens ein Energieverzehrglied sowie wenigstens ein
Kraftübertragungsglied vorgesehen. Das Energieverzehrglied baut vorteilhafterweise
der durch den von dem ersten Wagenkasten auf den zweiten Wagenkasten übertragenen
Stoß anfallenden Energie ab. Das Kraftübertragungsglied dient zum Übertragen der Zug-
und/oder Schubkräfte zwischen den beiden zusammengekoppelten Wagenkästen. Selbstverständlich
sind aber auch andere Ausführungsformen eines EVK-Gliedes denkbar.
[0012] In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform enthalten die Mittel zum Aktivieren
und/oder Deaktivieren der Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes wenigstens ein Bypassglied.
Dieses ist dabei so ausgeführt, dass es das Energieverzehrglied des EVK-Gliedes in
der Kupplungsanordnung in Bezug auf angreifende Zugoder Schubkräfte entlastet und
dadurch eine Kraftflussüberbrückung über das Energieverzehrglied der zwischen den
beiden Wagenkästen übertragenen Zug- oder Druckkräfte in besonders effektiver Weise
ermöglicht wird. In der erfindungsgemäßen Kupplungsanordnung dient das Bypassglied
als eine mögliche Realisierung zum Deaktivieren der Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes.
Dies ist eine besonders leicht zu realisierende Umsetzung der erfindungsgemäßen Kupplungsanordnung,
was zum einen in besonders vorteilhafter Weise die Kupplungsmasse nur unbedeutend
anwachsen lässt, da das Bypassglied entsprechend leicht ausgeführt werden kann, und
zum anderen eine kostengünstige Umsetzung der Erfindung ermöglicht.
[0013] Eine technische Realisierung für das erneute Aktivieren einer bereits durch beispielsweise
eines Bypassgliedes deaktivierten Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes kann besonders
vorteilhaft durch ein entsprechendes Stoßsicherungsglied umgesetzt werden, wobei dieses
beim Überschreiten eines definierten Kraftwertes die Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes
aktiviert. Die Aktivierung erfolgt dabei in besonders vorteilhafter Weise durch ein
Unterbrechen der Überbrückung des Druckkraftflusses durch das eingesetzte Bypassglied.
Selbstverständlich sind hier aber auch andere Ausführungsformen für die Mittel zum
Aktivieren bzw. Deaktivieren der Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes denkbar.
[0014] Eine besonders effektive und leicht zu realisierende Ausführungsform des Stoßsicherungsgliedes
bei der im letzten Absatz genannten Ausführungsform ist dieses als ein Berstelement
zum Deaktivieren des Bypassgliedes ausgeführt. Dieses hat insbesondere den Vorteil,
dass Berstelemente, die beispielsweise auf Materialeigenschaften oder -charakteristika
basieren, genau definierbare Berstwerte aufweisen, wodurch besonders effektiv und
leicht zu realisieren das Deaktivieren des Bypassgliedes bzw. das Aktivieren der zuvor
deaktivierten Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes ausgeführt werden kann.
[0015] Eine mögliche Ausführungsform der erfindungsgemäßen Kupplungsanordnung sieht vor,
dass die Kupplungsanordnung nach Überschreiten eines definierten Kraftwertes das Bypassglied
irreversibel deaktiviert und somit die Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes und der
Kupplungsanordnung wieder aktiviert. Ein derartige irreversible Deaktivierung des
Bypassgliedes kann beispielsweise durch eine Sollbruchstelle eines entsprechenden
Berstelementes erzwungen werden. Derartige irreversiblen Zustandsänderungen bzw. Schaltungen
können in besonders effektiver Weise äußerst kostengünstig durch beispielsweise entsprechende
Berstelemente aktiviert werden, wobei das irreversible Deaktivieren zusätzlich eine
Wartung des Berstelementes in der Regel erübrigt, was zu einer hohen Betriebseffizienz
der erfindungsgemäßen Kupplungsanordnung führt.
[0016] In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Bypassglied
der erfindungsgemäßen Kupplungsanordnung als ein spangenartiges Element ausgeführt
ist, welches so konstruiert ist, dass es zwischen den dämpfenden Bereichen der Kupplungsanordnung
und dem festen, starren Teil dieser montiert wird. Dieses spangenartige Element zeichnet
sich dadurch aus, dass sich zwei Bügel, verbunden mit starren Elementen, so gegen
die nicht dämpfenden Kupplungselemente der erfindungsgemäßen Kupplungsanordnung abstützen,
dass das Energieverzehrglied aus dem Kraftfluss in Druckrichtung ausgeklammert wird
und die Schubkraft über das spangenartige Element übertragen wird. In besonders vorteilhafter
Weise ist dabei das spangenartige Element so konstruiert, dass beispielsweise im Falle
eines Auffahrunfalls aus dem Schiebebetrieb des Fahrzeuggespannes, entsprechende Berstelemente
ansprechen, welche die Kraftübertragung über die spangenartigen Elemente auflösen,
so dass die Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes aktiviert wird und die Dämpfung eingreifen
kann. Als Berstelemente kämen hier beispielsweise entsprechende Glieder in Frage,
welche bei Überschreiten einer bestimmten Schubkraft ansprechen (beispielsweise zerbrechen)
und dadurch die Kraftübertragung über das spangenartige Element irreversibel auflösen.
Dabei ist in vorteilhafter Weise das Auslegekriterium für das Ansprechen der Berstelemente
entsprechend gewählt, dass die zu übertragende Kraft die zulässigen Werte nicht überschreitet.
[0017] Besonders vorteilhaft ist vorgesehen, dass das Energieverzehrglied des EVK-Gliedes
der erfindungsgemäßen Kupplungsanordnung regenerativ ausgebildet ist. Dadurch wird
eine möglichst wartungsfreie und somit nahezu zeitlich unbegrenzte Einsatzmöglichkeit
der erfindungsgemäßen Kupplungsanordnung gegeben. Dieses führt zum einen zur Reduktion
der Wartungskosten des entsprechenden Wagenkastens und zum anderen zu einem jederzeit
zuverlässigen Verkuppeln entsprechender Wagenkästen.
[0018] In einer möglichen Realisierung ist vorgesehen, dass das Energieverzehrglied als
ein dynamisches Dämpfungselement ausgeführt ist, insbesondere als ein Feder-, Gashydraulik-
oder Hydrostatikpuffer oder eine Kombination dieser. Indem auf bereits aus der Schienenfahrzeugtechnik
bekannten und vielfach eingesetzten Bauteilen bei der erfindungsgemäßen Kupplungsanordnung
zurückgegriffen wird, kann in besonders vorteilhafter Weise erreicht werden, dass
die Realisierung der Kupplungsanordnung besonders leicht und kosteneffizient möglich
ist. Selbstverständlich sind hier aber auch andere Ausführungsformen denkbar.
[0019] Im folgenden wird ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand von Zeichnungen
näher erläutert.
[0020] Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Ansicht einer herkömmlichen Kupplungsanordnung im eingebauten Zustand;
- Figur 2a
- eine detaillierte Ansicht der Kupplungsanordnung gemäß Figur 1 im expandierten Zustand;
- Figur 2b
- eine detaillierte Ansicht der Kupplungsanordnung gemäß Figur 1 oder 2a im komprimierten
Zustand; und
- Figur 3
- eine detaillierte Ansicht der erfindungsgemäßen Kupplungsanordnung.
[0021] Figur 1 zeigt eine schematische Ansicht einer herkömmlichen Kupplungsanordnung im
eingebauten Zustand. Die Kupplungsanordnung setzt sich aus einem Kupplungskopf 7 zusammen,
welcher über ein EVK-Glied 1 mit dem Fahrzeuguntergestell 6 eines Wagenkasten 100;
101 verbunden ist. Im gekoppelten Zustand werden zwei Wagenkästen derart aneinander
gekoppelt, dass die jeweiligen Kupplungsköpfe 7 in mechanischem Eingriff stehen. Im
Fahrbetrieb wird dann über das jeweilige EVK-Glied 1 die auftretenden Kräfte in bzw.
entgegengesetzt der Fahrtrichtung auf das jeweilige Fahrzeuguntergestell 6 übertragen.
Das EVK-Glied 1 ist von daher im Prinzip als eine massive Kupplungsstange ausgebildet,
welche die Zug- bzw. Schubkräfte zwischen den beiden Wagenkästen 100; 101 überträgt.
Ferner ist das EVK-Glied 1 mit einem Energieverzehrglied 2 (nicht explizit dargestellt)
zum Abbauen der durch den von dem ersten Wagenkasten 100 auf den zweiten Wagenkasten
101 übertragenen Stoß anfallenden Energie ausgerüstet. In der Regel ist das Energieverzehrglied
2 ein regeneratives Element, wie etwa ein Feder-, Gashydraulik- oder Hydrostatikpuffer
oder eine Kombination dieser. Das EVK-Glied 1 dient bei der dargestellten Kupplungsanordnung
als Herzstück der Verbindung der zusammengekoppelten Wagenkästen 100; 101, d.h. über
dieses Glied werden die Zug- bzw. Schubkräfte von den zusammengekoppelten Wagenkästen
100, 101 übertragen. Die Absorption von Stößen erfolgt in einem in dem EVK-Glied 1
integrierten Energieverzehrglied, welches in der Figur 1 gezeigten Darstellung nicht
explizit gezeigt ist. Zusätzlich sind Wagenkästen 100, 101 mit weiteren Energieverzehrgliedern
2 ausgerüstet, diese liegen in Form von Puffern vor.
[0022] Figur 2a zeigt eine detaillierte Ansicht der Kupplungsanordnung gemäß Figur 1 im
expandierten Zustand. Hier ist deutlich zu erkennen, wie das EVK-Glied 1 mit dem Energieverzehrglied
2 und dem Kraftübertragungsglied 3 aufgebaut ist. Die über den Kupplungskopf 7 übertragenen
Zug- bzw. Schubkräfte laufen über das Kraftübertragungsglied 3 in das Fahrzeuggestell
6. Das EVK-Glied 1 weist neben dem Kraftübertragungsglied 3 ein integriertes Energieverzehrglied
2 auf. Dieses ist in der dargestellten Ausführungsform als Hydrostatikpuffer ausgebildet.
[0023] Figur 2b zeigt eine detaillierte Ansicht der Kupplungsanordnung gemäß Figur 1 bzw.
2a im komprimierten Zustand. Befinden sich zwei zusammengekoppelte Wagenkästen 100,
101 (in der in Figur 2b dargestellten Ausführungsform ist jeweils nur eine Kupplungsanordnung
dargestellt) im Schiebebetrieb, so werden über den Kupplungskopf 7 über das EVK-Glied
1 Schubkräfte übertragen. Der Kraftfluss läuft dabei über das EVK-Glied 1 in das jeweilige
Fahrzeuguntergestell 6. Aufgrund der dynamischen Dämpfungseigenschaft des in dem EVK-Glied
1 integrierten Energieverzehrglieds 2 wird die gesamte Kupplungsanordnung im Schiebebetrieb
um eine von der Schubkraft abhängigen Länge, Δ1, zusammengeschoben. Dieses ergibt
sich dadurch, dass die jeweiligen Energieverzehrglieder 2 der Kupplungsanordnung während
der Beschleunigungsphase eingedrückt werden. Kritisch kann diese Eigenschaft werden,
wenn der schiebende Wagenkasten 100; 101 direkt von der Beschleunigungs- in eine Bremsverzögerung
wechselt und der geschobene Wagenkasten 101; 100 nicht mitbremsen kann. Die in Figur
2b gezeigte zusammengeschobene Kupplungsanordnung befindet sich in diesem Zustand
in einer Expansionsphase, in der keine Kräfte übertragen werden können. Eine Kraftübertragung
erfolgt erst wieder, wenn sich die jeweiligen Kupplungsanordnungen auf ihr ursprüngliches
Maß - wie in Figur 2a dargestellt - gelängt haben und die Energieverzehrglieder 2
zur Dämpfung der Zug- bzw. Schubkraft in Eingriff kommen. Die Folge ist, dass aus
diesem Beschleunigungs-Verzögerungswechsel eine Relativgeschwindigkeit zwischen den
jeweiligen Wagenkästen 100; 101 entsteht, die von den Energieverzehrglieder 2 in Zugrichtung
abgebremst werden müssen. Bei großen dynamischen Dämpfungswegen, Δl, kann diese Relativgeschwindigkeit
dazu führen, dass die Kapazität der Energieverzehrglieder 2 in Zugrichtung überschritten
und Stöße ungedämpft von den Kraftübertragungsgliedern 3 in das Fahrzeuguntergestell
6 eingeleitet werden. In Extremsituationen kann es zu Deformationen am Fahrzeuguntergestell
oder an der Kupplungsanordnung kommen. Des weiteren ist ein Kupplungsriss möglich.
[0024] Figur 3 zeigt ein detaillierte Ansicht der erfindungsgemäßen Kupplungsanordnung.
Die erfindungsgemäße Kupplungsanordnung dient dazu, das Komprimieren der Kupplungsanordnung
während der Beschleunigungsphase im Schiebebetrieb zwischen zwei Wagenkästen 100;
101 zu verhindern. Dadurch wird vermieden, dass ein dynamischer Dämpfungsweg Δl resultiert,
welcher sich in einer Relativgeschwindigkeit zwischen den jeweiligen Wagenkästen 100,
101 beim Wechsel der Beschleunigungsphase in eine Verzögerungsphase während des Schiebebetriebs
entsteht. Erfindungsgemäß wird hierzu ein Bypassglied 4 zwischen dem dämpfenden Bereich
des Energieverzehrgliedes 2 im EVK-Glied 1 und dem starren Teil des Kraftübertragungsgliedes
3 montiert. In der in Figur 3 dargestellten Ausführungsform ist das Bypassglied 4
als eine Spange ausgeführt, die sich dadurch auszeichnet, dass zwei Bügel, die mit
starren Elementen verbunden sind, sich so gegen die nicht dämpfenden Kupplungselemente
abstützen, dass das eigentliche Energieverzehrglied 2 aus dem Kraftfluss in Druckrichtung
ausgeklammert und die Schubkraft über die Spange bzw. das Bypassglied 4 übertragen
wird.
[0025] Das Bypassglied 4 ist dabei so konstruiert, dass im Falle eines Auffahrunfalls aus
dem Schiebebetrieb Stoßsicherungsglieder 5 ansprechen, welche die Kraftübertragung
über das Bypassglied 4 auflösen und die Dämpfungseigenschaft des EVK-Gliedes 1 nach
zuvoriger Deaktivierung wieder aktiviert wird. Dadurch kann das Energieverzehrglied
2 des EVK-Gliedes 1 mit seinen dynamischen Dämpfungseigenschaften wieder eingreifen.
Bei der in Figur 3 dargestellten Ausführungsform ist das Stoßsicherungsglied 5 als
Berstelement ausgeführt, welches beim Überschreiten eines definierten Schub- bzw.
Druckkraftwertes zerbricht und dadurch das Bypassglied 4 deaktiviert, so dass die
Überbrückung des Druckkraftflusses durch das Bypassglied 4 unterbrochen wird. Dabei
ist die Aktivierung des Stoßsicherungsgliedes 5 irreversibel. Dieses hat den Vorteil,
dass in sehr zuverlässiger Weise das Auslegungskriterium der Ansprechkraft für das
Stoßsicherungsglied zum Deaktivieren des Bypassgliedes 4 bzw. zum Aktivieren der Dämpfungseigenschaft
des EVK-Gliedes 1 eingestellt werden kann.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 1
- EVK-Glied
- 2
- Energieverzehrglied
- 3
- Kraftübertragungsglied
- 4
- Bypassglied
- 5
- Stoßsicherungsglied
- 6
- Fahrzeuguntergestell
- 7
- Kupplungskopf
- 100
- Erster Wagenkasten
- 101
- Zweiter Wagenkasten
- Δ1
- Dynamischer Dämpfungsweg
1. Kupplungsanordnung zum Verbinden eines ersten und eines zweiten Wagenkastens (100;
101) bei einem mehrgliedrigen Fahrzeug, insbesondere bei einem Schienenfahrzeug, mit
wenigstens einem Energieverzehr- und/oder Kraftübertragungsglied (1) (im folgenden
kurz "EVK-Glied" (1) genannt) zum Übertragen von Zug- und/oder Schubkräften von dem
ersten Wagenkasten (100) auf den verbundenen, benachbarten zweiten Wagenkasten (101),
gekennzeichnet durch
Mittel (4, 5) zum Aktivieren und/oder Deaktivieren einer Dämpfungseigenschaft des
EVK-Gliedes (1).
2. Kupplungsanordnung (1),
dadurch gekennzeichnet, dass
das EVK-Glied (1) wenigstens ein Energieverzehrglied (2) zum Abbauen der durch den
von dem ersten Wagenkasten (100) auf den zweiten Wagenkasten (101) übertragenen Stoß
anfallenden Energie und wenigstens ein Kraftübertragungsglied (3) zum Übertragen der
Zug- und/oder Schubkräfte zwischen den beiden Wagenkästen (100; 101) umfasst.
3. Kupplungsanordnung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Mittel (4, 5) zum Aktivieren und/oder Deaktivieren der Dämpfungseigenschaft des
EVK-Gliedes (1) wenigstens ein Bypassglied (4) enthalten zum Entlasten des Energieverzehrgliedes
(2) und/oder zur Kraftflussüberbrückung der über das Energieverzehrglied (2) zwischen
den beiden Wagenkästen (100; 101) übertragenen Zug- und/oder Druckkräfte.
4. Kupplungsanordnung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet , dass die Mittel (3, 4) zum Aktivieren und/oder Deaktivieren der Dämpfungseigenschaft des
EVK-Gliedes (1) ferner ein Stoßsicherungsglied (5) umfassen, zum Unterbrechen der
Überbrückung des Druckkraftflusses durch das Bypassglied (4) bei Überschreiten eines
definierten Kraftwertes.
5. Kupplungsanordnung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet , dass das Stoßsicherungsglied (5) als Berstelement zum Deaktivieren des Bypassgliedes (4)
ausgeführt ist.
6. Kupplungsanordnung nach einem der Ansprüche 3 bis 5, gekennzeichnet durch eine irreversible Deaktivierung des Bypassgliedes (4) nach Überschreiten eines definierten
Kraftwertes.
7. Kupplungsanordnung nach einem der Ansprüche 3 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Bypassglied (4) als spangenartiges Element nicht dämpfende Elemente bzw. starre
Elemente des EVK-Gliedes (1) abstützt.
8. Kupplungsanordnung nach einem der Ansprüche 2 bis 7,
dadurch gekennzeichnet , dass das Energieverzehrglied (2) regenerativ ausgebildet ist.
9. Kupplungsanordnung nach einem der Ansprüche 2 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Energieverzehrglied (2) ein dynamisches Dämpfungselement ist, insbesondere ein
Feder-, Gashydraulik- oder Hydrostatikpuffer oder eine Kombination dieser.
Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 86(2) EPÜ.
1. Kupplungsanordnung zum Verbinden eines ersten und eines zweiten Wagenkastens (100;
101) bei einem mehrgliedrigen Fahrzeug, insbesondere bei einem Schienenfahrzeug, mit
wenigstens einem Energieverzehr- und/oder Kraftübertragungsglied (1) (im folgenden
kurz "EVK-Glied" (1) genannt) zum Übertragen von Zug- und/oder Schubkräften von dem
ersten Wagenkasten (100) auf den verbundenen, benachbarten zweiten Wagenkasten (101),
und Mittel (4, 5) zum Aktivieren und/oder Deaktivieren einer Dämpfungseigenschaft
des EVK-Gliedes (1), wobei die Mittel (4, 5) wenigstens ein Bypassglied (4) enthalten
zum Entlasten des Energieverzehrgliedes (2) und/oder zur Kraftflussüberbrückung der
über das Energieverzehrglied (2) zwischen den beiden Wagenkästen (100; 101) übertragenen
Zug- und/oder Druckkräfte,
dadurch gekennzeichnet , dass das Bypassglied (4) als spangenartiges Element nicht dämpfende Elemente bzw. starre
Elemente des EVK-Gliedes (1) abstützt.
2. Kupplungsanordnung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet , dass das EVK-Glied (1) wenigstens ein Energieverzehrglied (2) zum Abbauen der durch den
von dem ersten Wagenkasten (100) auf den zweiten Wagenkasten (101) übertragenen Stoß
anfallenden Energie und wenigstens ein Kraftübertragungsglied (3) zum Übertragen der
Zug- und/oder Schubkräfte zwischen den beiden Wagenkästen (100; 101) umfasst.
3. Kupplungsanordnung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Mittel (3, 4) zum Aktivieren und/oder Deaktivieren der Dämpfungseigenschaft des
EVK-Gliedes (1) ferner ein Stoßsicherungsglied (5) umfassen, zum Unterbrechen der
Überbrückung des Druckkraftflusses durch das Bypassglied (4) bei Überschreiten eines
definierten Kraftwertes.
4. Kupplungsanordnung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Stoßsicherungsglied (5) als Berstelement zum Deaktivieren des Bypassgliedes (4)
ausgeführt ist.
5. Kupplungsanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch
eine irreversible Deaktivierung des Bypassgliedes (4) nach Überschreiten eines definierten
Kraftwertes.
6. Kupplungsanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Energieverzehrglied (2) regenerativ ausgebildet ist.
7. Kupplungsanordnung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Energieverzehrglied (2) ein dynamisches Dämpfungselement ist, insbesondere ein
Feder-, Gashydraulik- oder Hydrostatikpuffer oder eine Kombination dieser.