TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Schalt- oder Messgeräte
im Niederspannungsbereich. Sie betrifft einen Mess- oder Stromwandler gemäss dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
STAND DER TECHNIK
[0002] Als Hochleistungsautomat ausgeführte strombegrenzende Schalter dienen dem raschen
und zuverlässigen Schutz von unter Niederspannung stehenden Leitungen, Motoren, Apparaten
oder Anlagen vor den Folgen von Überlast- und Kurzschlussströmen. Ein derartiger Schutzschalter,
welcher anstelle eines Bimetalls eine elektronische Auswerteeinheit aufweist, ist
beispielsweise aus der DE 197 21 591 A1 bekannt. Dieser verfügt über einen Stromwandler,
welcher aus einer Primärwickung im Leitungskreis und einer Sekundärwicklung besteht,
die transformatorisch miteinander gekoppelt sind. Das sekundärseitig abgegriffene
Messsignal wird der elektronischen Auswerteeinheit zugeführt und löst bestimmte Funktionen
des Schalters aus.
[0003] Bekannte Messwandler verfügen über einen geschlossenen Kern aus magnetischem Material,
um welchen eine oder mehrere Windungen einer Primärwicklung geführt sind und in welchem
letztere einen magnetischen Fluss erzeugen. Änderungen dieses Flusses wiederum induzieren
ein Messsignal in einer Sekundärspule. Aber auch andere zeitabhängige Magnetfelder
induzieren in der Sekundärspule unerwünschte Störsignale. Es hat sich herausgestellt,
dass Störfelder, deren Erregung sich ausserhalb des Wandlers befindet und welche insbesondere
im industriellen Umfeld durch Schalthandlungen erzeugt werden, für elektronische Schutzschalter
ein Problem darstellen.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Mess- oder Stromwandler anzugeben,
welcher gegen externe Störfelder unempfindlich ist. Diese Aufgabe wird durch einen
Messwandler für Niederspannungsgeräte mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0005] Bei einem erfindungsgemässen Wandler wird die Sekundärspule in zwei Teilspulen mit
gleichen Spulenflächen aufgeteilt, wobei die Spulenfläche als Produkt aus Windungszahl
und mittlerer Windungsfläche definiert ist. Die Teilspulen werden so auf einem magnetischen
Wandlerkern angeordnet und elektrisch in Serie geschaltet, dass die durch ein im Wandlerkern
vorhandenes magnetisches Wechselfeld in den Teilspulen erzeugten Teilspannungen addiert
werden, wohingegen ein über den Bereich des Messwandlers homogenes externes Störfeld,
welches als durch den Wandlerkern unbeeinflusst angenommen wird, in den zwei Teilspulen
entgegengesetzt gerichtete Störspannungen induziert. Da diese Störspannungen infolge
der gleichen Teilspulenflächen annähernd gleich gross sind, subtrahieren sie sich
zu einem vernachlässigbaren Störsignal.
[0006] Gemäss einer ersten Ausführungsform des erfindungsgemässen Messwandlers ist die zweite
Teilspule im wesentlichen punktsymmetrisch zur ersten Teilspule angeordnet. Die Punktsymmetrie
stellt eine notwendige Bedingung dar für die geforderte Subtraktion von Störspannungen,
welche durch beliebig im Raum orientierte homogene Störfelder induziert werden. Das
Kriterium "im wesentlichen punktsymmetrisch" betrifft die Anordnung der Teilspulen
als Ganzes und nicht jede einzelne ihrer Windungen. Das Zentrum der Punksymmetrie
ist auch nicht unbedingt mit einem Symmetriezentrum des Wandlerkernes identisch. Bei
quasi-zweidimensionalen Messwandlern, welche einen Kern aufweisen, dessen Achse in
einer Ebene liegt, entpricht die verlangte Punktsymmetrie einer 180° Drehung um eine
senkrecht zu dieser Ebene befindlichen Rotationsachse.
[0007] Bevorzugte Ausführungsformen betreffen einen ringförmigen Wandlerkern oder einen
Kern in Form eines Polygons, d.h. insbesondere in Form eines Rechtecks, mit zwei parallelen
Schenkeln, auf denen die erste beziehungsweise die zweite Teilspule angeordnet wird.
[0008] Die Teilspulen umfassen bevorzugt einen isolierenden Spulenträger mit integrierten
Anschlussleiterbahnen. Letztere sind mit Steckern und/oder Buchsen versehen, so dass
die Teilspulen einfach zu einem erfindungsgemäss verschalteten Sekundärspulenmodul
zusammengesteckt werden können.
[0009] Alternativ dazu sind die Teilspulen über einen Umklappmechanismus miteinander verbunden
und bilden ein einstückiges Sekundärspulenmodul. In einer nicht-umgeklappten oder
gestreckten Position können die beiden Teilspulen in einem durchgehenden Arbeitsgang
bewickelt werden.
[0010] Weitere vorteilhafte Ausführungsformen gehen aus den abhängigen Patentansprüchen
hervor.
KURZE BESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0011] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang mit
den Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 einen Schnitt durch einen Messwandler mit einem rechteckigen Wandlerkern,
Fig. 2 einen Schnitt durch einen Messwandler mit einem ringförmigen Wandlerkern,
Fig.3 einen Spulenträger in Schrägaufsicht,
Fig.4 einen Messwandler mit zwei zusamengesteckten Teilspulen, und
Fig.5 ein einstückiges Sekundärspulenmodul.
[0012] Die in den Zeichnungen verwendeten Bezugszeichen sind in der Bezugszeichenliste zusammengefasst.
Grundsätzlich sind gleiche Teile mit denselben Bezugszeichen versehen.
WEGE ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0013] In Fig. 1 und Fig.2 ist schematisch ein prinzipieller Aufbau eines Messwandlers mit
einem rechteckförmigen beziehungsweise ringförmigen Wandlerkern 1 gezeigt, welcher
von einer ersten Teilspule 2 und einer zweiten Teilspule 2' umfasst wird. Von der
Primärwicklung 3 des Wandlers ist nur eine Windung dargestellt, wobei der entsprechende
Leiter auch mehrmals um den Wandlerkern 1 geführt sein kann und im Betrieb von einem
Wechselstrom mit Netzfrequenz durchflossen ist. Ein durch die Primärwicklung 3 erzeugter
magnetischer Messfluss 30 im geschlossenen Wandlerkern ist durch Pfeile symbolisiert.
Die beiden Teilspulen 2,2' sind so elektrisch verschaltet, dass die durch den Messfluss
30 in ihnen induzierten Teilmessspannungen sich addieren.
[0014] Anders verhält es sich mit magnetischen Störfeldern 4, welche der Einfachheit halber
als homogen und vom magnetischen Wandlerkern unbeeinflusst angenommen werden. Durch
diese werden in den Teilspulen 2,2' Teilstörspannungen erzeugt, welche durch die erfindungsgemässe
Anordnung der Teilspulen 2,2' vollständig kompensiert werden. Dies gelingt bei einem
als homogen vorausgesetzten Störfeld 4 nur dann, wenn der Messfluss 30 im Bereich
der beiden Teilspulen 2,2' im wesentlichen in entgegengesetzte Richtungen zeigt. Falls
die beiden Teilspulen 2,2' nicht durch eine Punktsymmetrieoperation ineinander überführbar
sind, d.h. falls sie beispielsweise senkrecht zueinander angeordnet sind, ist dies
nicht möglich.
[0015] Durch die erfindungsgemässe Anordnung und Verschaltung der Teilspulen wird der Einfluss
von magnetischen Störfeldern, deren Erregung sich ausserhalb des Kernes befindet,
drastisch reduziert. Solche Störfelder erzeugen zwar Teilstörspannungen in den beiden
Teilwicklungen 2,2', diese werden jedoch durch die besondere räumliche Anordnung der
Spulenkörper weitgehend kompensiert.
[0016] In Fig.3 ist ein Spulenträger 20 aus einem elektrisch isolierenden Material für einen
nicht gezeigten geraden Wandlerkern 1 mit rechteckigem Querschnitt dargestellt. Der
Spulenträger 20 umfasst einen Spulenfuss 200 und einen über dem Spulenfuss 200 befindlichen
Spulenkörper 201, dessen Innenraum auf den Wandlerkern abgestimmt und um welchen eine,
in Fig.3 nicht gezeigte Wicklung aufgewickelt ist. In dem Spulenfuss 200 sind elektrische
Leiterbahnen 21 integriert, welche auf zwei einander gegenüberliegenden Anschlussseiten
des Spulenträgers 20 in Buchsen 210 oder Stecker 211 münden und mit der genannten
Wicklung verbindbar sind.
[0017] Derartige Spulenträger 20 werden beispielsweise hergestellt, indem die Leiterbahnen
21 vorgängig geformt und anschliessend mit einem Thermoplast umspritzt oder in einer
Form mit einem giessbaren wärmeaushärtenden Polymer umgossen werden. Der erste Schritt
umfasst ein Ausstanzen der Leiterbahnen 21 aus einem Blech, wobei die einzelnen Bahnen
durch temporäre Verbindungsstellen, welche ausserhalb des angehenden Spulenfusses
liegen, verbunden sind. Diese Verbindungsstellen werden nach erfolgter Umspritzung
und Verfestigung wieder entfernt. Zuletzt wird die Wicklung 22 um den Spulenkörper
201 gewickelt und mit den Anschlüssen der Leiterbahnen 21 im Spulenfüss 200 verbunden.
[0018] In Fig.4 ist ein kompletter Wandler dargestellt mit einem Wandlerkern 1 umfassend
zwei parallele Schenkel 10,10' und einen Abschluss 11. Zwei Teilspulen 2,2' sind zu
einem Sekundärspulenmodul zusammengesteckt und über die beiden Schenkel 10,10' gestülpt.
Dazu wird der Abschluss 11 des Wandlerkerns 1 von den Schenkeln 10,10'getrennt und
anschliessend wieder zum Schliessen des magnetischen Kreises in die in Fig.4 erkenntliche
Position gebracht.
[0019] Durch die spezielle Ausgestaltung des Spulenfusses 200 ist es möglich, einen einzigen,
steckbaren Spulenträgertyp vorzusehen, so dass beim Zusammenstecken zweier Teilspulen
automatisch die erfindungsgemässe Verschaltung realisiert wird. Ein Beispiel dafür
ist aus Fig.3 ersichtlich. Die Leiterbahnen 21 umfassen eine erste Leiterbahn 21a,
welche eine erste Buchse 210a mit einem ersten Anschluss 220 der Wicklung 22 verbindet.
Eine zweite Leiterbahn 21b verbindet eine zweite Buchse 210b mit einem zweiten Anschluss
221 der Wicklung 22 und gleichzeitig mit einem ersten Stecker 211a. Eine dritte Bahn
21c verbindet eine dritte Buchse 210c mit einem zweiten Stecker 211b, während eine
vierte Bahn 21d zu einem dritten Stecker 211c führt. Die drei Buchsen 210 und die
drei Stecker 211 sind auf einander gegenüberliegenden Anschlussseiten des Spulenträgers
an korrespondierenden Positionen angeordnet. Durch Zusammenstecken zweier derartiger
Teilspulen resultiert ein korrekt verschaltetes Sekundärspulenmodul, dessen freie
Anschlüsse mit Kontakten eines den Wandler aufnehmenden Gehäuses zusammenwirken. Im
vorliegenden Fall werden die Buchsen 210a und 210c angeschlossen und mit einer Auswerteeinheit
verbunden.
[0020] Selbstverständlich können Buchsen und Stecker wahlweise vertauscht werden. Der elektrisch
nichtleitende Spulenträger 20 sorgt gleichzeitig für die Isolation der Leiterbahnen
21 und der Wicklung 22 vom metallischen Wandlerkern 1. Durch die integrierten Leiterbahnen
21 im Spulenfuss 200 und deren steckbare Anschlüsse 210,211 ist eine einfache Montage
zweier Teilspulen 2,2' zu einem Modul, des Moduls auf einen Wandlerkern und des Wandlers
in ein Gehäuse möglich.
[0021] Eine in Fig.5 dargestellte Alternative zu der beschriebenen Variante mit steckbaren
Spulenträgern weist ein vorzugsweise im Spritzgussverfahren einstückig ausgebildetes
Sekundärspulenmodul mit zwei Spulenträgern und einem Umklappmechanismus 202 auf. Letzterer
ist beispielsweise ein Klappscharnier, welches zwischen den beiden Spulenkörpern 201,201'
angeordnet ist und es ermöglicht, die beiden Spulenträger wahlweise hintereinander
oder nebeneinander zu positionieren. Falls sich die beiden Spulenkörper 201,201' in
der nebeneinanderliegenden Betriebsposition nicht berühren, können zur Überbrückung
des seitlichen Abstandes zwischen ihnen Verbindungsstücke vorgesehen sein. Auch sind
mehrere Scharniere denkbar, welche entsprechend in Betriebsposition nur um einen Bruchteil
von 180° umgeklappt sind.
[0022] Die Bewicklung der Teilspulen erfolgt in einer hintereinanderliegenden Wicklungsposition
d.h. mit den auf einer Achse aufgereihten Teilspulen gemäss Fig.5, in einem Arbeitsgang.
Insbesondere ist der Wicklungssinn für beide Teilspulen derselbe, und der Wicklungsdraht
wird beim Übergang von der einen zur anderen Teilspule nicht unterbrochen. Anschliessend
werden die Teilspulen in die Betriebsposition umgeklappt. Auf diese Art und Weise
sind ohne Verlöten oder Steckverbindung die Wicklungen der Teilspulen automatisch
im gewünschten Sinn verbunden.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0023]
- 1
- Wandlerkern
- 10,10'
- Schenkel
- 11
- Abschluss
- 2,2'
- Teilspulen
- 20
- Spulenträger
- 200
- Spulenfuss
- 201
- Spulenkörper
- 202
- Umklappmechanismus
- 21
- Leiterbahnen
- 210
- Buchsen
- 211
- Stecker
- 22
- Wicklung
- 220,221
- Wicklungsanschluss
- 3
- Primärwicklung
- 30
- magnetischer Messfluss
- 4
- magnetisches Störfeld
1. Messwandler für Niederspannungsgeräte, umfassend einen magnetischen Wandlerkern (1),
in welchem durch eine Primärwicklung (3) ein geschlossener magnetischer Messfluss
(30) erzeugbar ist, und eine Sekundärspule, in welcher eine Änderung des magnetischen
Messflusses (30) eine Messspannung induziert,
dadurch gekennzeichnet, dass die Sekundärspule seriegeschaltete erste und zweite Teilspulen (2,2') mit gleichen
Spulenflächen umfasst, in welchen eine Änderung des magnetischen Messflusses (30)
zwei sich addierende Teilmessspannungen induziert, und dass diese Teilspulen (2,2')
derart angeordnet sind, dass ein homogenes magnetisches Störfeld (4) in den Teilspulen
(2,2') zwei sich subtrahierende Teilstörspannungen induziert.
2. Messwandler nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste und zweite Teilspule (2,2') im wesentlichen punktsymmetrisch zueinander
angeordnet sind.
3. Messwandler nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Teilspulen (2,2') eine identische Anzahl Windungen und eine identische
mittlere Windungsfläche aufweisen.
4. Messwandler nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Wandlerkern (1) ein Ringkern ist.
5. Messwandler nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Wandlerkern (1) zwei parallele Schenkel (10,10') aufweist, auf welchen je eine
Teilspule (2,2') angeordnet ist.
6. Messwandler nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Teilspulen (2,2') je einen isolierenden Spulenträger (20) mit einem Spulenfuss
(200) und darin integrierten und mit einer Spulenwicklung (22) verbundenen Leiterbahnen
(21) umfasst.
7. Messwandler nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Leiterbahnen (21) in Buchsen (210) und/oder Stecker (211) münden und die beiden
Teilspulen (2,2') zu einem Sekundärspulenmodul zusammengesteckt sind.
8. Messwandler nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Teilspulen (2,2') ein einstückiges Sekundärspulenmodul mit einem Umklappmechanismus
(202) bilden.